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Vollständige Version anzeigen : Heero Miketta & Sonja Larisch - Bonsai-Karate. Kampfkunst für Kinder



ErSunWukong
03-05-2014, 13:51
ShoShin-Projekt (broschiert/2007)
ISBN 978-3-0002-3109-4
148 Seiten

Die Medienberichtserstattung über Gewalt an Grundschulen und Kindergärten, sowie eigene Erfahrungen mit Reibereien unter Kindern lassen immer mehr Eltern besorgt auf ihre Zöglinge gucken mit der Frage: „Kann mein Kind in dieser rauen Umwelt bestehen?“ Damit ein schüchternes Mädchen oder ein zurückhaltender Junge ein wenig selbstsicherer auftritt und sich zur Not auch gegen andere wehren kann, werden diese dann von einigen dieser Eltern in eine Kampfsport- oder Kampfkunstschule geschickt um dort „etwas fürs Leben zu lernen.“ Dort treffen sie dann oft auf Kinder, die ziemlich unruhig oder auch aggressiv sind, die deren Eltern dahin geschickt haben, damit diese „ruhiger werden und mal ein bisschen Disziplin lernen“. Auch andere Elternmotive sind denkbar. Die Kinder selbst wollen meistens nur ein wenig Spaß haben. Oder auch ein wenig mehr.

Diesen verschiedenen Interessenlagen von Eltern und Kindern muss der Kampfkunstlehrer begegnen und „bedienen“, während er gleichzeitig versuchen wird, den Ansprüchen seiner Kunst gerecht zu werden. Speziell bei den ganz Kleinen – etwa ab dem fünften Lebensjahr – muss er außerdem das Training an die intellektuellen, emotionalen und körperlichen Bedürf-nisse und Fähigkeiten seines Klientels anpassen. Während er gleichzeitig die Erwartungen der ihn bezahlenden Eltern erfüllen bzw. in realistische Bahnen lenken muss.

Heero Miketta und Sonja Larisch haben mit der Gruppe ShoShin, in der Unterrichtende ver-schiedenster Kampfkünste Mitglied sind, ein Trainingsprogramm für die Kleinsten entwickelt, das sie als Bonsai-Training bezeichnen und für das sie in Seminaren andere Kampfkunstlehrer ausbilden. Außerdem arbeiten sie auch erfolgreich in den bereichen Gewaltprävention und Angst- und Stressbewältigung. Das vorliegende Büchlein können Interessierte als Grundlage für ihre eigene Arbeit im Verein – oder auch im Sportunterricht an einer Schule – nutzen. Da-bei geht es nicht nur um das Vermitteln von Karate-Techniken in spielerischer Form, sondern auch um gesundheitliche Aspekte, die Entwicklung eines guten Körpergefühls, Selbstbehaup-tung und Teamfähigkeit und tatsächlich auch einfach eine Menge Spaß. Viele der gezeigten Spiele sind nicht Karate-spezifisch – oder auch nur Kampfkunst-spezifisch – und lassen sich in vielen Zusammenhängen in die Jugendarbeit integrieren.

Da dies den Autoren aufgrund ihrer Erfahrung und Ausbildung durchaus bewusst ist, beinhal-tet es neben dem Praxisteil auch einen ausgiebigen Theoriebereich in dem Fragen der Motiva-tion für das Kampfkunsttraining, die Trainerpersönlichkeit, Teambildung, Konfliktmanage-ment, Gewaltprävention, den Sinn von Regeln und Ritualen und Gruppendynamik gesprochen wird. Auch die Elternarbeit wird bearbeitet. Ergänzt werden diese beiden Bereiche durch fünf aufeinander aufbauende Mustereinheiten für das Bonsaitraining und Interviews mit zwei „Be-troffenen“. Für den Schulleiter, der auch an seine Vereinskasse denken muss, gibt es außer-dem noch Tipps zur Pressearbeit.

Alles in allem eine lohnende Anschaffung für jeden, der mit Kindern und Jugendlichen arbei-tet, denn viele der hier gezeigten Dinge lassen sich auch in der Jugendarbeit und im Jugend-training verwenden und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass einige der Spiele auch durchaus im Erwachsenentraining eine Bereicherung darstellen können – und dies wie gesagt nicht nur im Bereich Karate.


K.-G. Beck-Ewerhardy