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Vollständige Version anzeigen : Dr. Jwing-Ming Yang:The Roots of Chinese Qigong. Secrets for Health, Longevity ,& Enl



ErSunWukong
03-05-2014, 14:09
YMAA (broschiert/1989
ISBN 1-886969-50-7
307 Seiten

Die Yang’s Martial Arts Association wurde 1986 durch den Autoren dieses Buchs gegründet um möglichst viele Aspekte der chinesischen Kampfkünste und der Traditionellen Chinesischen Medizin zu erforschen. In diesem Bemühen ist dieses Buch eines der frühen Werke, das von der YMAA im Eigenverlag herausgegeben wird. Sein Doktorat ist in Mechanik, wenn er seinen vorhergehenden MS auch in Physik gemacht hat.

Nach einer Reihe von Vorworten folgt zunächst eine Einführung in den Begriff, die Geschichte und die Basiskonzepte des Qigong (Die drei Schätze, Die Absicht und das Herz, das Zinnoberfeld, die drei Blumen und die fünf Formen des Qi. Nach einer eingehenderen Betrachtung des Begriffs Qis und der Qi-Tore in deren Verlauf er allerlei Hypothesen zum QI als ein Phänomen der Bioelektrizität aufstellt, die vermuten lassen, dass er sich mit elektrischen Strömen in biologischen Organismen und Magnetismus auf globaler und mikrokosmischer Basis nicht wirklich grundlegend beschäftigt haben kann beschreibt er dann die grundlegenden Ausrichtungen des Qigong, wie er sie über die Jahre beobachtet hat. Davon ausgehend entwickelt er ein ganz nützliches Bild über die Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen QIgong-Ausrichtungen, die Anfängern zumindest zu einer allgemeinen Orientierung dienen können.

Im zweiten Teil des Buchs geht er dann detaillierter auf die Elemente und Aspekte des Qigong-Trainings ein, wobei er zunächst erst einmal einige Aspekte aus dem ersten Teil wiederholt. Danach beschreibt er die verschiedenen Regelkreise, mit denen sich ein Qigong-Praktizierender auseinandersetzen muss, um in seinem Training erfolgreich zu sein. Dabei geht es um die Entspannung, die Körperbeherrschung, die Kontrolle der Atmung bis hin zur Nichtkontrolle, die Beherrschung der Emotionen, der Essenz, des Qi und des Geistes. Dabei stellt er auch einige weiterführende Konzepte des Arbeit mit dem Qi vor, wie sie unter anderem auch im Taijijuan, den Waffenkünsten, Baguachan und im Hsing-I zum Tragen kommen. Allerdings ist es für einen Anfänger wahrscheinlich ziemlich frustrierend und abschreckend zu lesen, dass in einzelnen Bereichen Übungsphasen über ein Jahrzehnt bei täglichem Training notwendig sein sollen um dann später zur nächsten Phase überzugehen. Zumal die Erfahrungen anderer Praktizierender und Forschender eine deutlich andere Sprache sprechen und gerade in der daoistischen und buddhistischen Praxis einige der hier sukzessiv dargestellten Phasen integriert unterrichtet werden, denn auch im alten China hatten die Menschen nicht an sieben Tagen die Woche Zeit sechs bis acht Stunden Qigong am Tag zu praktizieren.

Abschließend gibt es noch eine etwas umfänglichere Betrachtung des Meridiansystem nach der TCM. In einem vierten Teil stellt der Autor dann noch offene Fragen dar, die allerdings in ihrer Formulierung bereits zum Teil Probleme aufwerfen, da sie für die Antworten schon von bestimmten Prämissen ausgehen, die so noch erst selbst verifiziert werden müssten. Hierbei zeigt sich noch einmal die eingeschränkte Kenntnis des Autoren zur Elektrizität und zu Magnetismus in Bezug auf den menschlichen Körper. So behauptet er, dass es keine Verfahren zum sicheren Messen von Bioelektrizität – richtiger eigentlich Bioelektromagnetsimus - gäbe, obwohl die ersten EEGs bereits 1914 bei Tieren und 1924 bei Menschen aufgenommen wurden, die auf neuralen elektrischen Impulsen beruhen.

Für den Anspruch sich dem Qigong auf wissenschaftliche Art nähern zu wollen greift der Autor deutlich zu sehr auf anekdotische Darstellungen und Argumentationsketten auf der Grundlage von nicht bewiesen Prämissen zurück. Dabei kommt dann erschwerend hinzu, dass er für die naturwissenschaftlichen Bezugsversuch keinerlei Quellen angibt. Überhaupt fehlt es dem Buch an einer Bibliographie, die bei dem häufigen Hinweise auf viele Quellen sicherlich für eigene weitere Forschung interessant gewesen wäre.

Ungefähr 50 bis 60 Seiten dieses Titels scheinen für Grundlageninformationen und zur allgemeinen Orientierung im Bereich des Qigongs nützlich zu sein. Der Rest ist meist überaus spekulativ und die angedachten Trainingszeiten bis zum Erreichen eines Erfolgs sind schon zu den Zeitpunkten, die als die Entstehungsmomente einzelner Qigong-Aspekte genannt werden für die breite Masse gar nicht realisierbar – und auch sonst vorwiegend nur von Menschen, die sich gerne alleine in Berge zurückziehen, wo sie sich jeden Tag von jemanden etwas zu essen bringen lassen um im Üben nicht zu lange unterbrochen zu werden. Insgesamt gibt es deutlich bessere Einführungen in die Thematik.


K.-G. Beck-Ewerhardy