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Vollständige Version anzeigen : Yürgen Oster - Dao Shi. Qigong im Wechsel der Jahreszeiten. Die Übungen des Chen Tuan



ErSunWukong
03-05-2014, 15:16
BoD (broschiert/2013)
ISBN 978-3-7322-5275-6
188 Seiten

Der chinesische Mondkalender teilt das Jahr neben den Monaten auch noch in 24 Phasen ein, zu denen bestimmte Energien und Einflüsse für den Erhalt der geistigen, körperlichen und seelischen Gesundheit eine Rolle spielen. Bereits in der ältesten bekannte Quelle zur chinesischen Medizin – dem Huang Di Neijing Suwen wird über diese Einflüsse gesprochen und Übungen des Dao Yin – heute als Qigong bekannt – einigen Phasen des Kalenders zugeordnet. Lange Zeit war der Autor zu einer der ältesten überlieferten Übungsfolgen unbekannt, doch durch seine Recherchen zu diesem Titel ist Herr Oster auf Chen YiYi (auch bekannt als Chen Tuan) gestoßen, dessen Schüler wiederum Lehrer von Zhang San Feng gewesen sein soll, dem „Erfinder“ des Taijijuan. Dieses „Er Shi Si Si Dao Yin Fa“ kann als die älteste überlieferte Qigong-Folge gelten, die sich tatsächlich in der Anwendung einer hohen Wirksamkeit erfreut.

Nach einem Vorwort und einigen grundlegenden Gedanken zur chinesischen Medizin (Was ist Qi? Was hat es mit Yin, Yang und den Wandlungsphasen auf sich?) geht es direkt in medias res. Nach einer Darstellung der Einleitungsübungen zur eigentlichen Übung gibt es zu jeder Phase eine historische Darstellung der Übung mit einer Erläuterung zu Durchführung, Wirkung und zu den Anwendungsbereichen. Da nicht alle Menschen gut im Schneidersitz oder idealerweise im Lotussitz sitzen können, werden die meisten der Übungen – bis auf die Stehübungen – noch einmal im Sitzen auf einem Hocker erläutert, wozu es dann auch noch ein erhellendes Photo gibt. Am Ende jedes Monats gibt es dann eine freie Seite mit Platz für Notizen des Übenden – eine Einrichtung, die ich persönlich aus eigener Erfahrung nur begrüßen kann, wenn ich daran denke, wie oft Übungsunterlagen durch eingeschobene Notizblätter mit den Jahren immer unhandlicher und unübersichtlicher werden. Eine überaus erfreuliche Idee.

Nach den Übungen gibt es dann noch eine Anleitung zur ausleitenden Eigenmassage, die eigentlich für sich genommen schon eine ganz gute Übung darstellt und die sicherlich klassisch Trainierenden weitestgehend bekannt ist – wobei eine neue Variante bei der ein oder anderen Bewegung auch diese Bereiche des Übens wieder ein wenig „spannender“ machen können.

Im Anhang finden sich dann Abbildungen zum kleinen Tageskreislauf, zur Richtung und zur Qualität des QI-Flusses im Körper und zu den Meridianen, die bei den Übungen eine Rolle spielen. Vor den Danksagungen und dem Literaturverzeichnis findet sich dann noch eine Kurzbiographie von Chen Tuan.

Dies ist ein informatives Buch – aber in erster Linie ein Arbeitsbuch und da ist auch die feste Bindung eines Softcovers, den man öfter mal mit auf Reisen nehmen könnte und eigentlich regelmäßig in die Hand nehmen sollte überaus passend, genau wie die gewählte Papierqualität. Und die Übungen sind ausreichend erschöpfend erklärt, dass auch derjenige, der ganz „jungfräulich“ an dieses System heran tritt im Selbststudium damit eine Menge anfangen kann – was wichtig ist, da auch in China selbst die Zahl der Unterrichtenden für dieses System relativ gering ist und auch in Deutschland nur wenige Unterrichtende damit arbeiten. Wenn sie es überhaupt kennen.


K.-G. Beck-Ewerhardy