ErSunWukong
03-05-2014, 14:18
Übersetzer: Guido Keller
Kabel (Hardcover/2005)
ISBN 3-8225-0644-3
333 Seiten
Dies ist ein sehr einflussreiches Werk der japanischen Literatur, das anders als das Go Rin No Sho Musashis und Munemoris Der Weg des Samurai eine sehr wechselhafte Wertschätzung erfahren hat. Dazu tragen verschiedene Momente bei:
1. Die beiden anderen Autoren waren wirkliche Schwertkämpfer, die in ihrem Leben mehrfach um ihr Leben haben kämpfen müssen.
2. Yamamoto lebte in Friedenszeiten und sah sich dadurch in seinem Samuraisein eingeschränkt.
3. Er lege seine Gedanken nieder, als er schon seit einiger Zeit als Mönch in einer Bergklause lebte.
4. Er schrieb in unzusammenhängenden Einzelsentenzen zu den verschiedensten Ideen.
Während es sich bei den beiden anderen genannten Titeln um klare Lehrbücher handelt, die einer stringenten Form und einem klaren Aufbau verpflichtet sind, liegt hier also eine mehr oder minder lose Ideensammlung vor, die - zum Teil wohl aus Unkenntnis - viele Momente des kriegerischen Lebens glorifiziert und die "guten alten Zeiten" der "großen alten Helden" in Kontrast zur effeminierten Beamtenmännlichkeit seiner eigenen Zeit (ausgehendes 17. bis beginnendes 18. Jahrhundert) sieht und die ständig die Verbote des Duells und des oibara - den Ehrenselbstmord nach dem Tod des Lehnsherrn - beklagt, die im westlichen Denken eher als Fortschritte gesehen würden.
Blut, Ehre und eine ungewöhnliche Art des Kadavergehorsams, die hier zelebriert wird wurden unter anderem von den Befehlshabern der Kamikazepiloten im Zweiten Weltkrieg sehr negativ zu Inspiration ihrer Truppen eingesetzt und viele "Lehren" dieses Buches sind auch in ihrer Entstehungszeit durchaus als fragwürdig angesehen worden. Neben dem offensichtlichen Anti-Konfuzianismus, der sich hier zeigt, sind die Aussagen der verschiedenen "Weisheiten" zum Teil auch in sich überaus widersprüchlich und deuten eher auf die offensichtlich gescheiterten privaten und beruflichen Ambitionen des Verfassers als auf wirkliche Weisheit. Seine Einstellung zur Ehre und zur Beziehung zwischen Männern und Frauen im Allgemeinen und einer geradezu spartanisch angehauchten sexuellen Verbindung zwischen älteren und jüngren Samurai lässt Leserinnen und Leser auch noch an andere Enttäuschungen im Leben dieses Autoren denken. Wie andere Autoren stellt auch er immer wieder den Wert des Freitods aus Ehrengründen in den Vordergrund und ist damit für die meisten westlichen Rezipienten sicherlich ein wenig schwer verdaulich.
Ein wichtiges und nicht ganz uninteressantes Stück japanischer Ideengeschichte, aber durchaus zähe Lesekost, die einem Einiges abverlangt. Glücklicherweise hat der Übersetzer dieser Sammlung einen ausführlichen Kommentar an das Buch gehängt um so einige der Wider-sprüche aufzulösen und die Hintergründe dieses Buches zu beleuchten. Der Text selbst ist mit Endnoten durchsetzt, die Erläuterungen zu Einzelmomenten geben, die nicht immer ganz er-hellend, aber oft nützlich sind. Abgeschlossen wird das Buch durch eine umfängliche Zeittafel vom Toyotomi Shogunat (1587) bis zu Tsunetomos Tod (1719) unter dem Tokugawa Shogunat, so dass den Leserinnen und Lesern eine noch genauere Einordnung der „Weisheiten“ und „Lehren“ Tsunemotos in seine Zeit möglich wird.
K.-G. Beck-Ewerhardy
Kabel (Hardcover/2005)
ISBN 3-8225-0644-3
333 Seiten
Dies ist ein sehr einflussreiches Werk der japanischen Literatur, das anders als das Go Rin No Sho Musashis und Munemoris Der Weg des Samurai eine sehr wechselhafte Wertschätzung erfahren hat. Dazu tragen verschiedene Momente bei:
1. Die beiden anderen Autoren waren wirkliche Schwertkämpfer, die in ihrem Leben mehrfach um ihr Leben haben kämpfen müssen.
2. Yamamoto lebte in Friedenszeiten und sah sich dadurch in seinem Samuraisein eingeschränkt.
3. Er lege seine Gedanken nieder, als er schon seit einiger Zeit als Mönch in einer Bergklause lebte.
4. Er schrieb in unzusammenhängenden Einzelsentenzen zu den verschiedensten Ideen.
Während es sich bei den beiden anderen genannten Titeln um klare Lehrbücher handelt, die einer stringenten Form und einem klaren Aufbau verpflichtet sind, liegt hier also eine mehr oder minder lose Ideensammlung vor, die - zum Teil wohl aus Unkenntnis - viele Momente des kriegerischen Lebens glorifiziert und die "guten alten Zeiten" der "großen alten Helden" in Kontrast zur effeminierten Beamtenmännlichkeit seiner eigenen Zeit (ausgehendes 17. bis beginnendes 18. Jahrhundert) sieht und die ständig die Verbote des Duells und des oibara - den Ehrenselbstmord nach dem Tod des Lehnsherrn - beklagt, die im westlichen Denken eher als Fortschritte gesehen würden.
Blut, Ehre und eine ungewöhnliche Art des Kadavergehorsams, die hier zelebriert wird wurden unter anderem von den Befehlshabern der Kamikazepiloten im Zweiten Weltkrieg sehr negativ zu Inspiration ihrer Truppen eingesetzt und viele "Lehren" dieses Buches sind auch in ihrer Entstehungszeit durchaus als fragwürdig angesehen worden. Neben dem offensichtlichen Anti-Konfuzianismus, der sich hier zeigt, sind die Aussagen der verschiedenen "Weisheiten" zum Teil auch in sich überaus widersprüchlich und deuten eher auf die offensichtlich gescheiterten privaten und beruflichen Ambitionen des Verfassers als auf wirkliche Weisheit. Seine Einstellung zur Ehre und zur Beziehung zwischen Männern und Frauen im Allgemeinen und einer geradezu spartanisch angehauchten sexuellen Verbindung zwischen älteren und jüngren Samurai lässt Leserinnen und Leser auch noch an andere Enttäuschungen im Leben dieses Autoren denken. Wie andere Autoren stellt auch er immer wieder den Wert des Freitods aus Ehrengründen in den Vordergrund und ist damit für die meisten westlichen Rezipienten sicherlich ein wenig schwer verdaulich.
Ein wichtiges und nicht ganz uninteressantes Stück japanischer Ideengeschichte, aber durchaus zähe Lesekost, die einem Einiges abverlangt. Glücklicherweise hat der Übersetzer dieser Sammlung einen ausführlichen Kommentar an das Buch gehängt um so einige der Wider-sprüche aufzulösen und die Hintergründe dieses Buches zu beleuchten. Der Text selbst ist mit Endnoten durchsetzt, die Erläuterungen zu Einzelmomenten geben, die nicht immer ganz er-hellend, aber oft nützlich sind. Abgeschlossen wird das Buch durch eine umfängliche Zeittafel vom Toyotomi Shogunat (1587) bis zu Tsunetomos Tod (1719) unter dem Tokugawa Shogunat, so dass den Leserinnen und Lesern eine noch genauere Einordnung der „Weisheiten“ und „Lehren“ Tsunemotos in seine Zeit möglich wird.
K.-G. Beck-Ewerhardy