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Vollständige Version anzeigen : Alex Zalud - Die Bologneser Fechtkunst. Band 1: Das Einzelschwert



ErSunWukong
03-05-2014, 14:20
Lulu/Amazon Distribution (broschiert/2012)
ISBN 978-1-291-15557-0
202 Seiten

Das Historische Fechten hat im letzten Jahrzehnt weltweit immer mehr Freunde gefunden, auch wenn es – wie so viele Kampfkünste – immer noch zu den Randsportarten gehört. Männer und Frauen ergreifen Ein-, Anderthalb- und Zweihänderschwerter, Rapiere, Florette, lange Messer, Dolche und andere historische Waffen bzw. deren Replikate für den Schau- und Sportkampf und versuchen durch Experimente oder durch Quellenstudien und Versuchen auf deren Grundlage dahinter zu kommen, wie früher im Gefecht, im Duell oder vor Gericht gekämpft wurde.

Alex Zalud ist einer von denen, die aus den asiatischen Kampfkünsten heraus zum europäischen Schwert gefunden haben. Dabei ist er auf die Bologneser Fechtschulen gestoßen, die nachweislich bereits seit dem 13. Jahrhundert bestanden haben. Das vorliegende Buch stützt sich in seinen Dar-stellungen in erster Linie auf die Opera nova de Achill Marozzo, Bolognese, Maestro Generale del’Arte del’Armi (1536) und zwei anonyme Manuskripte aus dem 16. Jahrhundert.

Nach einer kurzen Selbstdarstellung und einer Einleitung zur Quellenlage folgt dann eine Einführung in die Grundlagen des Bologneser Schwertkampfs, wie Schwertaufbau, Handhaltungen, Hiebe, und Armbewegungen. Entlang an Zitate aus erster Linie von Marozzo werden die Stände, die Hiebe, Stöße und Schnitte demonstriert, der fechterische Raum, Timing, Muskelarbeit, Handdrehungen und festgelegte Übungsfolgen – sogenannten Progressione di Guardie – die in den asiatischen Kampfkünsten den Formen bzw. Katas entsprechen könnten.

Im vierten Abschnitt geht es dann um fortgeschrittenere Konzept des Trainings, die im Freikampf zum Tragen kommen – wobei hierbei auch das Konzept des Freikampfs selbst – mit Bezug etwa auf das Sparring – näher beleuchtet wird. Dabei spielen mathematische und taktische Überlegungen eine Rolle, sowie das Erreichen von Flüssigkeit und Eleganz beim Kampf, die nicht unbedingt immer einen choreographisch interessanten Selbstzweck darstellen müssen.

Nach einem kurzen Exkurs zum quellenkonformen Fechten geht der Autor dann noch auf die not-wendigen Schutzausrüstungen zum Training ein, wobei er einige sehr spezifische – und in meiner Erfahrung überaus treffende Hinweise gibt – (die Fechtjacke und den gezeigten Tiefschutz würde ich auch uneingeschränkt empfehlen) -, sowie Anleitungen zum Aufwärm- und Komplementärtraining, die auch für sich genommen ohne Bezug aufs Fechten eine gute allgemeine Fitness erbringen können, wenn man sie ein wenig ausdehnt.

Die Abbildungen zu den Übungsfolgen und deren Beschreibungen sind, sobald man sich die italieni-schen Begriffe angeeignet hat, gut nachzuvollziehen und können wahrscheinlich von bereits in anderen Bereichen geübten Kampfkünstlerinnen und –künstlern gut nachvollzogen werden. Anfängern würde ich dieses Buch als eine erste Orientierung empfehlen, auch wenn sie sich dann im Endeffekt für eine andere Schule entscheiden sollten. In jedem Fall sollte diese aber vor einem ernsteren Beginn der Auseinandersetzung mit dem Thema in ihrem Umkreis einen qualifizierten Trainer suchen, der ihre Stände und Techniken überprüfen kann. Was einen guten Trainer ausmacht findet man ebenfalls im letzten Teil dieses Buchs, das einen festen Platz in meiner Handbibliothek bekommt.



K.-G. Beck-Ewerhardy