ErSunWukong
03-05-2014, 14:27
VS-Books (broschiert/2011)
ISBN 978-3-932077-03-6
288 Seiten
€ 16,80
Dieses Buch wurde von Hans Thalhoffer erstmals 1467 herausgegeben und gilt auch heute noch als eine der grundlegenden Schriften zur mittelalterlichen Schwertkampfkunst. Hierbei gilt es zu beachten, dass sich Thalhoffer, der wohl im Laufe seines Lebens als wandernder Schwertlehrer und später auch in fester Anstellung zu einigem Vermögen gekommen ist sich in seinem Werk in erster Linie auf Duellkämpfe und sogenannte Gerichtskämpfe bezieht – also nicht auf das Kämpfen auf dem Schlachtfeld und besonders auch in Harnisch im Feld, die sich beide deutlich von dem in diesem Buch gezeigten Fechten unterscheiden lassen.
Die vorliegende Ausgabe wird durch ein Vorwort zur Entwicklung der Fechtkunst im 15. und im 16. Jahrhundert eingeleitet, die 1887 von Gustav Hersell, dem Königlichen Fechtmeister zu Prag verfasst wurde, in dem er sich als Fachmann mit der Qualität und der Bedeutung Thalhoffers auseinandersetzt. Hierbei werden auch andere Fechtbücher genannt, Abgrenzungen zur Fechtschule anderer Länder und speziell auf die Terminologie eingegangen, die bei den verschiedenen deutschen Fechtschulen immer ein wenig variiert haben.
Nach dieser Einführung folgen die Drucktafeln, die Thalhoffer in Auftrag gegeben hat und die wohl ihn selbst mit verschiedenen Partnern in der Demonstration von Techniken zeigen. Die 270 Tafeln zeigen zunächst die Grundhiebe, Stöße und Abwehren, so wie auch Besonderheiten des Fechtens mit links (wenn auch nur auf einer Tafel), bevor es dann ein wenig komplexer wird. Implizit werden dabei auch immer wieder die Hutten/Stände gezeigt, die allerdings selbst nicht durchgängig benannt werden.
Nach dem Fechten auf Distanz werden Anbinden und Ringen mit dem Schwert thematisiert, sowie natürlich auch das Kämpfen mit dem halben Schwert.
Ab Tafel 68/69 geht es dann um das gerichtliche Kämpfen mit Spieß, Schwert, Hellebarde, Streitkol-ben, einer besonderen Art von Schild, dem normalen Messer und dem Langmesser.
Ab Tafel 190 gibt es dann einige Tafeln mit Anleitungen zum Ringen im Stand und am Boden, die zeigen, dass auch dieser Bereich des Kämpfens sehr ernst genommen wurde und für Thalhoffer fest zum Fechten dazu gehört haben dürfte. Zum Abschluss gibt es dann noch Tafeln zum Kampf gegen zwei Gegner (allerdings nur zwei davon) und einige zum Kampf von Mann gegen Frau im gerichtlichen Kampf – eine wirklich ungewöhnliche Sache- und schlussendliche einige Manöver zu Pferde, die allerdings ein wenig unwahrscheinlich wirken. Doch das müsste man erst einmal testen, bevor man es wirklich beurteilen kann.
Bei der Sammlung handelt es sich um eine Art Arbeitshandbuch und verschiedene Kommentatoren haben die Meinung geäußert, dass Thalhoffer bewusst Lücken in den Darstellungen gelassen hat um Leute in seinen zu bezahlenden Unterricht zu ziehen. Die Interpretation der zum Teil überaus komplexen Darstellungen, die Hutten und Haue mit anderen Elementen verbinden sind für einen Anfänger nicht wirklich nachvollziehbar, da er nicht wissen kann, was auf einer gegebenen Tafel alles von Bedeutung ist. Lernen kann man mit diesem Buch wohl am Besten in Verbindung mit einem qualifizierten Schwertlehrer, der sich selbst intensiv mit dem Dargestellten beschäftigt hat. Außerdem sollte man deutlich mehr Schutzausrüstung tragen, als die dargestellten Herrschaften, da man sonst lebensbedrohliche Blessuren davontragen könnte. Ein interessantes und lehrreiches Stück Fechtgeschichte.
K.-G. Beck-Ewerhardy
ISBN 978-3-932077-03-6
288 Seiten
€ 16,80
Dieses Buch wurde von Hans Thalhoffer erstmals 1467 herausgegeben und gilt auch heute noch als eine der grundlegenden Schriften zur mittelalterlichen Schwertkampfkunst. Hierbei gilt es zu beachten, dass sich Thalhoffer, der wohl im Laufe seines Lebens als wandernder Schwertlehrer und später auch in fester Anstellung zu einigem Vermögen gekommen ist sich in seinem Werk in erster Linie auf Duellkämpfe und sogenannte Gerichtskämpfe bezieht – also nicht auf das Kämpfen auf dem Schlachtfeld und besonders auch in Harnisch im Feld, die sich beide deutlich von dem in diesem Buch gezeigten Fechten unterscheiden lassen.
Die vorliegende Ausgabe wird durch ein Vorwort zur Entwicklung der Fechtkunst im 15. und im 16. Jahrhundert eingeleitet, die 1887 von Gustav Hersell, dem Königlichen Fechtmeister zu Prag verfasst wurde, in dem er sich als Fachmann mit der Qualität und der Bedeutung Thalhoffers auseinandersetzt. Hierbei werden auch andere Fechtbücher genannt, Abgrenzungen zur Fechtschule anderer Länder und speziell auf die Terminologie eingegangen, die bei den verschiedenen deutschen Fechtschulen immer ein wenig variiert haben.
Nach dieser Einführung folgen die Drucktafeln, die Thalhoffer in Auftrag gegeben hat und die wohl ihn selbst mit verschiedenen Partnern in der Demonstration von Techniken zeigen. Die 270 Tafeln zeigen zunächst die Grundhiebe, Stöße und Abwehren, so wie auch Besonderheiten des Fechtens mit links (wenn auch nur auf einer Tafel), bevor es dann ein wenig komplexer wird. Implizit werden dabei auch immer wieder die Hutten/Stände gezeigt, die allerdings selbst nicht durchgängig benannt werden.
Nach dem Fechten auf Distanz werden Anbinden und Ringen mit dem Schwert thematisiert, sowie natürlich auch das Kämpfen mit dem halben Schwert.
Ab Tafel 68/69 geht es dann um das gerichtliche Kämpfen mit Spieß, Schwert, Hellebarde, Streitkol-ben, einer besonderen Art von Schild, dem normalen Messer und dem Langmesser.
Ab Tafel 190 gibt es dann einige Tafeln mit Anleitungen zum Ringen im Stand und am Boden, die zeigen, dass auch dieser Bereich des Kämpfens sehr ernst genommen wurde und für Thalhoffer fest zum Fechten dazu gehört haben dürfte. Zum Abschluss gibt es dann noch Tafeln zum Kampf gegen zwei Gegner (allerdings nur zwei davon) und einige zum Kampf von Mann gegen Frau im gerichtlichen Kampf – eine wirklich ungewöhnliche Sache- und schlussendliche einige Manöver zu Pferde, die allerdings ein wenig unwahrscheinlich wirken. Doch das müsste man erst einmal testen, bevor man es wirklich beurteilen kann.
Bei der Sammlung handelt es sich um eine Art Arbeitshandbuch und verschiedene Kommentatoren haben die Meinung geäußert, dass Thalhoffer bewusst Lücken in den Darstellungen gelassen hat um Leute in seinen zu bezahlenden Unterricht zu ziehen. Die Interpretation der zum Teil überaus komplexen Darstellungen, die Hutten und Haue mit anderen Elementen verbinden sind für einen Anfänger nicht wirklich nachvollziehbar, da er nicht wissen kann, was auf einer gegebenen Tafel alles von Bedeutung ist. Lernen kann man mit diesem Buch wohl am Besten in Verbindung mit einem qualifizierten Schwertlehrer, der sich selbst intensiv mit dem Dargestellten beschäftigt hat. Außerdem sollte man deutlich mehr Schutzausrüstung tragen, als die dargestellten Herrschaften, da man sonst lebensbedrohliche Blessuren davontragen könnte. Ein interessantes und lehrreiches Stück Fechtgeschichte.
K.-G. Beck-Ewerhardy