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Vollständige Version anzeigen : Zhuangzi - Das Buch der Spontaneität.



ErSunWukong
03-05-2014, 14:37
Windpferd (broschiert/2008)
Übersetzer: Stephan Schuhmacher
ISBN 978-3-89385-558-2
432 Seiten

Zhuanghzi ist – neben dem Tao Te Ching - einer der ältesten überlieferten Klassiker der Welt-literatur - und selbst in seinem Herkunftsland nicht unbedingt jedem geläufig. Er zählt aller-dings auf jeden Fall zu den grundlegenden Schriften des Daoismus und in diesem Zusammen-hang auch des Anti-Konfuzianismus, denn die Kritik und Häme zur Person und Lehre Kon-futses, wie sie sich in diesem Text findet sind wirklich sehr ausgeprägt. Tatsächlich macht diese geradezu schadenfreudige Betrachtung des „Mannes aus Lu“ einen Teil des humoristi-schen Reizes dieses Buches aus.

Neben diesen erklärenden und verdammenden Texten in 33 thematisch gebundenen Kapiteln findet sich gerade am Ende eine zeitgenössische Betrachtung der verschiedenen einflußrei-chen philosophischen Schulen zur Entstehungszeit dieses Werkes in China vor etwas mehr als 2000 Jahren. Dies hilft dabei verschiedene Strömungen zu betrachten und informiert zum Teil auch über einige nicht mehr existente Schulen, die aber dennoch anscheinend einen gewissen Einfluss auf das chinesische Denken gehabt zu haben scheinen, der sich bis heute fortsetzt.

Es hilft beim Lesen des Textes zunächst einmal schon, wenn man die Geschichte der streiten-den Reiche und die Legenden zur Staatsgründung Chinas und zum Gelben Kaiser ein wenig studiert hat, wenn auch im Orts- und Personenglossar am Ende des Buches sehr hilfreiche Hinweise gegeben werden. Diese werden aber meist eher für Anspielungen gebraucht als für die Kernsaussagen eines gegebenen Kapitels - sind aber dabei immer interessant. Aber auch ohne diese Hilfen und Vorkenntnisse kann man schon aus dem „reinen“ Text, soweit man bei einer überarbeiteten Übersetzung davon sprechen kann, eine Menge über das Denken dieser daoistischen Denkrichtung erfahren und sich überlegen, wie die hier gezeigten Geschichten und Erläuterungen auf das eigene Leben anzuwenden wären.

Ein Teil der heute vorliegenden Fassungen des Textes beinhaltet wohl Elemente, die später durch andere Autoren hinzugefügt wurden und diese hat Victor H. Mair in seiner Neuüberset-zung aus dem Kerntext entfernt und hinten angehängt, so dass man den wahrscheinlichen "Urtext" störungsfrei lesen kann und trotzdem eine Kontrolle darüber behält, was vielleicht fehlt. Dies ist ein sehr offenes und auch nützliches Vorgehen, das durchaus nicht selbstverständlich ist.

Die Hinweise zu den benutzten Vorlagen und zur Übersetzung sind gleichfalls sehr hilfreich und das Literaturverzeichnis am Ende ermöglicht es Interessierten eigenständig weiterzuforschen. Der einzige Wermutstropfen - zumindest für Chinesisch-Interessierte - ist dass in der Übersetzungsbesprechung keine Schriftzeichen oder auch Ton-Angaben für die Vokale bei den besprochenen Homophonen stehen, was sicherlich von einem gewissen Interesse gewesen wäre. Davon abgesehen ist diese Ausgabe allerdings überaus zufrieden stellend.



K.-G. Beck-Ewerhardy