ErSunWukong
03-05-2014, 14:43
Windpferd (Hardcover/2011)
Übersetzer: Dr. Peter Schmidt
ISBN 978-3-89385-652-7)
142 Seiten
Meditation ist oft religiös unterfüttert oder an bestimmte philosophische Schulen geknüpft, die alle ihre eigenen Techniken entwickelt haben um einen meditativen Zustand zu erreichen. Tatsächlich besteht dabei nicht immer Einigkeit, was ein solcher Zustand überhaupt ist, wie Meditation funktioniert und was sie im Endeffekt bewirken soll. Ja, selbst die Frage danach, was Meditation denn eigentlich ist wird nicht notwendigerweise einheitlich gesehen.
Das Autorenpaar legt hier ein Buch vor, mit dem es sich bewusst an gesunde und in ihrer Psy-che und im Umfeld halbwegs verhaftete Menschen wendet. Dies ist sicherlich sinnvoll, da einige der hierin beschriebenen sechzig Techniken ansonsten für einen ohne weitere Anleitung und Betreuung durch einen Meditationslehrer arbeitenden durchaus unangenehm oder eventuell sogar gefährlich werden könnten. Dies betrifft dabei in erster Linie Techniken, die in den späteren Kapiteln des Buches vorgestellt werden.
Die Idee, die die Einleitung präsentiert, dass Meditation einen Menschen glücklich macht erscheit zunächst einmal ein wenig zu pauschal, aber die darauf folgende Einführung ist gut lesbar – bzw. durch die Zeichnungen gut illustriert -, so dass Anfängerinnen und Anfänger sich so problemlos mit wichtigen Fragen wie Meditationsraumgestaltung, Körperhaltung, At-mung, Mantras und Mudras beschäftigen können. Hierbei bleibt die Einführung wirklich ver-gleichsweise grundlegend, so dass z.B. nur Sitzhaltungen vorgestellt werden und Geh-, Steh- und Liegendmeditation erst einmal ausgeklammert werden. Auch mögliche Atmungsformen werden auf eine Entwicklungsfolge reduziert, während die Mantras und Mudras ein geschlos-senes „Paket“ einer Übungsrichtung ergeben. Hier hätte ich mir einen klareren Hinweis auf die Herkunft dieser Techniken gewünscht, besonders, da die Autoren gelegentlich ziemlich „salbungsvoll“ argumentieren und darstellen.
Im folgenden großen Kapitel zur Konzentration und Visualisierung wird auf der Grundlage einer Tagesmeditationsfolge über Bewusstseinsausdehnung und -konzentration gearbeitet, die Arbeit mit einfachen aber kraftvollen imaginären Bildern (Wasser, Berg und Baum) kurz dar-gestellt, eine vereinfachte Variante der daoistischen „Goldenen Blume“ beschrieben, sowie eine Form der Kopfschmerzmeditation. Weiter gibt es Meditationshinweise zum Abgewöhnen des Rauchens, zum Umgang mit Geld und der Arbeit mit einer Art zielorientierender Medita-tion, die in ihrer Darstellungsform eher psychotherapeutischen Praktiken entspricht als dem, was gemeinhin von vielen Leuten als Meditation verstanden wird.
Hierauf folgt ein Auseinandersetzung mit der Energiearbeit, die in ihrer Grundlegung zu-nächst erst einmal ein wenig oberflächlich wirkt. Das kurze Kapitel über die Chakren zusam-men mit der Verbindung zum Pendeln derselben verweist den Hintergrund dieser techniken zusammen mit den dargestellten Mantras und Mudras in erster Linie in die indische Ecke, wobei hier genauere Angaben wirklich nett gewesen wären. Im Zusammenhang mit der Chakrenarbeit kommen dann auch Stehen und Liegen bei der meditativen Arbeit zur Erwäh-nung, sowie ein sehr grundlegendes Mandala. Die folgenden Übungen zur Energiearbeit, wie das Trespasso, das Joggen und Meditieren und das „ursprüngliche Gesicht“ würde ich grund-sätzlich nicht zum Eigenversuch ohne die Anleitung eines erfahrenen Lehrers und Begleiters empfehlen, da gerade letztere Übung zu überaus verstörenden Ergebnissen führen kann. Hier vermisse ich entsprechende Warnhinweise ganz entschieden.
Andere Methoden, wie Wechselatmungsmeditation, Meditation im Geschlechtsakt, Lach-Meditation und andere werden hier nur sehr kurz angerissen und sollten eher zur weiteren Lektüre und zum weiteren Studium anregen, was aber hier auch nicht explizit angeraten wird.
Das vorletzte Kapitel über „therapeutische Meditationen“ sind eigentlich Anleitungen zur „Selbstmedikation“ mit Aspekten der systemischen Psychotherapie, Zeitstrahlarbeit, Bearbei-tung als negativ empfundener Bewusstseinszustände und Gefühle, eine Variante der Wut-schreiarbeit, eine Variante des „leeren Stuhls“ und Bearbeitung der parentalen Verknüpfung. Dies sind alles Bereiche, in denen in der Therapie in der Regel mit einem helfenden Führer gearbeitet wird und dies nicht ohne gute Gründe. Und hier ist das Caveat aus der Einleitung noch einmal sehr wichtig, denn Personen mit bestimmten körperlichen Gebrechen oder seeli-sche Problemen – die als Leserkreis dieses Buches in der Einleitung ja indirekt ausgeschlossen wurden – könnten durch die unbegleitete Anwendung dieser Techniken wirklich starke Probleme bekommen. Dazwischen finden sich auch eher harmlose Techniken, wie die „Traumreise“ an einem Strand.
Weitere Kapitel mit kurzen Hinweisen zum Tantra, zur Arbeit mit Vorstellungen von Zeit und Raum – die meist auch in den Bereich der „Traumreise“ gehen und der zeilgerichteten Visua-lisierung von Kraft- und Rückzugsräumen folgt ein kurzer Hinweis zum Vipassana, das aber nicht wirklich dargestellt wird.
Im Großen und Ganzen würde ich dieses Buch einem Anfänger oder einem leicht Fortge-schrittenen auf dem Gebiet der Meditation auf keinen Fall empfehlen, da es ihn ab der 73. Seite in Gebiete führt, in denen er nach verbreiteten Ansichten einen erfahrenen Lehrer an seiner Seite haben sollte. Und im Bereich der therapeutischen Meditation einen erfahrenen Psychotherapeuten. Auch fehlen deutliche Hinweise zu möglichen Gefahren an vielen Stellen, sowie die quellen der jeweiligen Techniken, so dass ein Suchender auch eher Schwierigkeiten haben dürfte, für die Arbeit passende Lehrerinnen und Lehrer zu finden.
Dabei sind die Illustrationen zum Teil wirklich hilfreich – auch für Anfänger – und die Bilder, Photos und Zitate – die auch nicht immer belegt sind - sind sehr nett und machen auch Spaß. Alles in Allem allerdings eine eher durchwachsene Erfahrung.
K.-G. Beck-Ewerhardy
Übersetzer: Dr. Peter Schmidt
ISBN 978-3-89385-652-7)
142 Seiten
Meditation ist oft religiös unterfüttert oder an bestimmte philosophische Schulen geknüpft, die alle ihre eigenen Techniken entwickelt haben um einen meditativen Zustand zu erreichen. Tatsächlich besteht dabei nicht immer Einigkeit, was ein solcher Zustand überhaupt ist, wie Meditation funktioniert und was sie im Endeffekt bewirken soll. Ja, selbst die Frage danach, was Meditation denn eigentlich ist wird nicht notwendigerweise einheitlich gesehen.
Das Autorenpaar legt hier ein Buch vor, mit dem es sich bewusst an gesunde und in ihrer Psy-che und im Umfeld halbwegs verhaftete Menschen wendet. Dies ist sicherlich sinnvoll, da einige der hierin beschriebenen sechzig Techniken ansonsten für einen ohne weitere Anleitung und Betreuung durch einen Meditationslehrer arbeitenden durchaus unangenehm oder eventuell sogar gefährlich werden könnten. Dies betrifft dabei in erster Linie Techniken, die in den späteren Kapiteln des Buches vorgestellt werden.
Die Idee, die die Einleitung präsentiert, dass Meditation einen Menschen glücklich macht erscheit zunächst einmal ein wenig zu pauschal, aber die darauf folgende Einführung ist gut lesbar – bzw. durch die Zeichnungen gut illustriert -, so dass Anfängerinnen und Anfänger sich so problemlos mit wichtigen Fragen wie Meditationsraumgestaltung, Körperhaltung, At-mung, Mantras und Mudras beschäftigen können. Hierbei bleibt die Einführung wirklich ver-gleichsweise grundlegend, so dass z.B. nur Sitzhaltungen vorgestellt werden und Geh-, Steh- und Liegendmeditation erst einmal ausgeklammert werden. Auch mögliche Atmungsformen werden auf eine Entwicklungsfolge reduziert, während die Mantras und Mudras ein geschlos-senes „Paket“ einer Übungsrichtung ergeben. Hier hätte ich mir einen klareren Hinweis auf die Herkunft dieser Techniken gewünscht, besonders, da die Autoren gelegentlich ziemlich „salbungsvoll“ argumentieren und darstellen.
Im folgenden großen Kapitel zur Konzentration und Visualisierung wird auf der Grundlage einer Tagesmeditationsfolge über Bewusstseinsausdehnung und -konzentration gearbeitet, die Arbeit mit einfachen aber kraftvollen imaginären Bildern (Wasser, Berg und Baum) kurz dar-gestellt, eine vereinfachte Variante der daoistischen „Goldenen Blume“ beschrieben, sowie eine Form der Kopfschmerzmeditation. Weiter gibt es Meditationshinweise zum Abgewöhnen des Rauchens, zum Umgang mit Geld und der Arbeit mit einer Art zielorientierender Medita-tion, die in ihrer Darstellungsform eher psychotherapeutischen Praktiken entspricht als dem, was gemeinhin von vielen Leuten als Meditation verstanden wird.
Hierauf folgt ein Auseinandersetzung mit der Energiearbeit, die in ihrer Grundlegung zu-nächst erst einmal ein wenig oberflächlich wirkt. Das kurze Kapitel über die Chakren zusam-men mit der Verbindung zum Pendeln derselben verweist den Hintergrund dieser techniken zusammen mit den dargestellten Mantras und Mudras in erster Linie in die indische Ecke, wobei hier genauere Angaben wirklich nett gewesen wären. Im Zusammenhang mit der Chakrenarbeit kommen dann auch Stehen und Liegen bei der meditativen Arbeit zur Erwäh-nung, sowie ein sehr grundlegendes Mandala. Die folgenden Übungen zur Energiearbeit, wie das Trespasso, das Joggen und Meditieren und das „ursprüngliche Gesicht“ würde ich grund-sätzlich nicht zum Eigenversuch ohne die Anleitung eines erfahrenen Lehrers und Begleiters empfehlen, da gerade letztere Übung zu überaus verstörenden Ergebnissen führen kann. Hier vermisse ich entsprechende Warnhinweise ganz entschieden.
Andere Methoden, wie Wechselatmungsmeditation, Meditation im Geschlechtsakt, Lach-Meditation und andere werden hier nur sehr kurz angerissen und sollten eher zur weiteren Lektüre und zum weiteren Studium anregen, was aber hier auch nicht explizit angeraten wird.
Das vorletzte Kapitel über „therapeutische Meditationen“ sind eigentlich Anleitungen zur „Selbstmedikation“ mit Aspekten der systemischen Psychotherapie, Zeitstrahlarbeit, Bearbei-tung als negativ empfundener Bewusstseinszustände und Gefühle, eine Variante der Wut-schreiarbeit, eine Variante des „leeren Stuhls“ und Bearbeitung der parentalen Verknüpfung. Dies sind alles Bereiche, in denen in der Therapie in der Regel mit einem helfenden Führer gearbeitet wird und dies nicht ohne gute Gründe. Und hier ist das Caveat aus der Einleitung noch einmal sehr wichtig, denn Personen mit bestimmten körperlichen Gebrechen oder seeli-sche Problemen – die als Leserkreis dieses Buches in der Einleitung ja indirekt ausgeschlossen wurden – könnten durch die unbegleitete Anwendung dieser Techniken wirklich starke Probleme bekommen. Dazwischen finden sich auch eher harmlose Techniken, wie die „Traumreise“ an einem Strand.
Weitere Kapitel mit kurzen Hinweisen zum Tantra, zur Arbeit mit Vorstellungen von Zeit und Raum – die meist auch in den Bereich der „Traumreise“ gehen und der zeilgerichteten Visua-lisierung von Kraft- und Rückzugsräumen folgt ein kurzer Hinweis zum Vipassana, das aber nicht wirklich dargestellt wird.
Im Großen und Ganzen würde ich dieses Buch einem Anfänger oder einem leicht Fortge-schrittenen auf dem Gebiet der Meditation auf keinen Fall empfehlen, da es ihn ab der 73. Seite in Gebiete führt, in denen er nach verbreiteten Ansichten einen erfahrenen Lehrer an seiner Seite haben sollte. Und im Bereich der therapeutischen Meditation einen erfahrenen Psychotherapeuten. Auch fehlen deutliche Hinweise zu möglichen Gefahren an vielen Stellen, sowie die quellen der jeweiligen Techniken, so dass ein Suchender auch eher Schwierigkeiten haben dürfte, für die Arbeit passende Lehrerinnen und Lehrer zu finden.
Dabei sind die Illustrationen zum Teil wirklich hilfreich – auch für Anfänger – und die Bilder, Photos und Zitate – die auch nicht immer belegt sind - sind sehr nett und machen auch Spaß. Alles in Allem allerdings eine eher durchwachsene Erfahrung.
K.-G. Beck-Ewerhardy