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Vollständige Version anzeigen : Techniken - wie viele sollten es sein?



Dean12
15-05-2014, 09:33
Hi. :)

Ich habe gerade eben einen Blog-Eintrag gelesen, in dem folgender Abschnitt zu finden ist:


Don't switch things around often. Be willing to work one move up to a year. It's why so many people aren't able to execute a move in competition until their next belt, they needed to drill it for that long. Realistically you should drill 1-3 moves for a year. If that's boring, then maybe the same 1-3 moves for 3 months but at least try to keep up one move for a year if not more. Imagine if you drilled the same 3 moves from white belt to black belt on your own time, how unstoppable you'd be?

Für die, die nicht so gut in Englisch sind: Du solltest dazu bereit sein, eine Technik ein ganzes Jahr lang und insgesamt nur eine bis drei Techniken pro Jahr zu üben. Wenn dir das zu langweilig ist, dann könntest du auch ein bis drei Techniken im 3-Monats-Rhythmus erlernen. Wichtig ist, dass du die Techniken nicht so häufig wechselst.

Als jemand, dessen Lehrer in beinahe jeder Stunde eine oder mehrere neue Techniken präsentiert, ist das für mich eine, nun, leicht "beunruhigende" Sichtweise. Ich habe ohnehin das Gefühl, dass wir viel zu viel auf einmal lernen sollen und letztendlich nicht so viel übrig bleibt. Darüber sollte durchaus noch gesprochen werden. Aber derart diszipliniert zu arbeiten wie oben verlangt - das dürfte in unserer Schule kaum umzusetzen sein.

Wie seht ihr das? Wenige Techniken, viele Techniken oder doch der berühmte Mittelweg?

Inner BJJ: Sleep: The Undervalued Tool (http://www.innerbjj.com/2014/01/sleep-undervalued-tool.html#more)

washi-te
15-05-2014, 10:18
Mehrere neue Technikern in einer TE?

Wann übst Du die "alten"?

Generell gibt es eine sog. "ganzheitliche" und eine "zergliederte" Methode. Das ist aber nichts absolutes, eher so eine Tendenz.

M.E. sollte in jeder TE (nach Erwärmung, Dehnung usw.) erstmal die Wiederholung/ Festigung des Bekannten stehen. Dann das neue, was ja irgendwie in Beziehung steht mit dem schon Bekannten (Prinzip: vom Einfachen zum Komplizierteren), dann Übung des Neuen. Die Mischung wechselt natürlich immer ein wenig. Fahrplan ist z.B. das Prüfungsprogr., der nächste WK o.ä.

Sanusuke
15-05-2014, 10:32
Ich find in einem Grundlagenkurs für Grappling sollte man immer auf den letzten Techniken aufbauend unterrichten (ist aber natürlich alles hier nur meine Meinung) aber durchaus 2-3 Techniken pro 90min Trainingseinheit. Ich find es sehr wichtig das Anfänger schnell einen Überblick (Defense, Escapes, vlt 1-2 Subs) über alle Positionen erhalten. Somit würde ich in einem regelmäßigen rythmus verschiedene positionen beleuchten. In einer Advanced Einheit kann man dann durchaus bestimmte Positionen oder Techniken favorisieren und dementsprechend häufiger trainieren.

Der Artikel hört sich aber nach der Sicht eines Wettkämpfers an und nicht eines Trainers. Also bezieht sich das eher darauf was du abseits der Einheiten machst und welche Techniken du im Sparring übst und schleifst. Da ist es dann sicher nicht schlecht sich erstmal auf wenige techniken zu konzentrieren sodass man sein "Spiel" entwickelt.

RAMON DEKKERS
15-05-2014, 13:04
Ich find es sehr wichtig das Anfänger schnell einen Überblick (Defense, Escapes, vlt 1-2 Subs) über alle Positionen erhalten. Somit würde ich in einem regelmäßigen rythmus verschiedene positionen beleuchten. In einer Advanced Einheit kann man dann durchaus bestimmte Positionen oder Techniken favorisieren und dementsprechend häufiger trainieren.



Ganz genau so sehe ich das auch. Ein Anfänger muss überhaupt erstmal einen gewissen Technikpool haben um sich daraus 3 Techniken raus zu suchen und diese dann zu drillen.

period
15-05-2014, 13:36
Ganz genau so sehe ich das auch. Ein Anfänger muss überhaupt erstmal einen gewissen Technikpool haben um sich daraus 3 Techniken raus zu suchen und diese dann zu drillen.

Richtig! Auch bei verwandten Techniken fällt einem die eine Variante oft sofort leichter als die andere, und natürlich ist da dann die Motivation größer, auch weiter an der zu feilen...

Ich persönlich unterscheide zwischen einem "aktiven" und einem "passiven" Technikrepertoire. Das aktive Repertoire sind die Techniken, die man Sparring- / Wettkampf-fest beherrscht und die auch unter Druck noch klappen (mit der Sonderkategorie der jeweiligen Lieblingstechniken, die auch unter den widrigsten Bedingungen noch erfolgreich sein können), das passive Repertoire dagegen Moves, die man im Prinzip kennt und auch demonstrieren kann, aber die einfach nicht eingeschliffen genug sind, als dass man sie im Sparring regelmäßig anwenden würde.

Wie groß das aktive Repertoire sein sollte, ist debattierbar - lieber eine Technik wirklich flüssig als dreiundfünfzig ein bisschen, schon klar. Meine persönliche Meinung ist, dass man durchaus mit einer begrenzten Zahl an aktiven Takedowns und Submissions (je 10-15 ist schon eine recht hohe Zahl in meinen Augen, zumal es genug Leute gibt, die im Wettkampf erfolgreich nicht mehr als 2-3 Griffe ziehen) leben kann, nur bei den Vorbereitungstechniken (Setups) ist es normalerweise vorteilhaft, mehr Varianten zu kennen, da diese die Finisher deutlich vielseitiger einsetzbar machen... und Konter sollte man auch zumindest eine gewisse Anzahl auf Lager haben, um für die meisten Eventualitäten gerüstet zu sein ;)

Insofern kann ich mich durchaus mit der Aussage identifizieren, dass es bereits ein großer Gewinn ist, wenn man seinem aktiven Repertoire pro Jahr 1-3 Techniken hinzufügen bzw. diese aus dem passiven Repertoire ins aktive übernehmen kann :)

Beste Grüße
Period.

Sekretär
15-05-2014, 15:06
http://media-cache-ak0.pinimg.com/736x/fe/31/58/fe31582db6a52ba664326dbf4939fa2e.jpg

Dean12
15-05-2014, 20:47
Wann übst Du die "alten"?


Leider viel zu selten. :(


Ich find es sehr wichtig das Anfänger schnell einen Überblick (Defense, Escapes, vlt 1-2 Subs) über alle Positionen erhalten.

Das denke ich auch. :halbyeaha

Mata-Leon
16-05-2014, 06:00
Man muss hier aufpassen nicht einfach was man gegebenenfalls von anderen KS Arten und deren Systematik kennt oder glaubt zu kennen einfach 1:1 aufs BJJ zu übertragen.

Der Gedanke "Wie viele Techniken" führt schnell dazu zu glauben das Ziel im BJJ ist es eine bestimmte Anzahl an Techniken zu beherrschen und damit einen Fortschritt gesichert zu haben.
Es geht im BJJ nicht um Technik XY gegen XY. Ich muss mit Situationen umgehen können und zu einem Ziel komme keine möglichst hohe Anzahl Technik ausführen können.
Vor Techniken stehen erstmal grundlegende Konzepte,
wie
bewege
und positioniere
und greife ich.


Ich find es sehr wichtig das Anfänger schnell einen Überblick (Defense, Escapes, vlt 1-2 Subs) über alle Positionen erhalten. .

Da möchte ich widersprechen.
Das ist nichts was schnell geht oder möglichst schnell passieren muss oder sollte.
Über alle Positionen eine Übersicht und Konzept zu haben ist für jemanden der BJJ beginnt das erste große Langstreckenziel auf seiner Reise zum blue belt.

Als Grundpositionen steht er mit Wissenstand = 0 vor Mount oben, Mount unten, side control oben, side control unten, closed guard oben, closed guard unten, half guard oben, half guard unten, backmount vorne, backmount hinten, kob oben, kob unten.
Ich zähle da 12 Grundpositionen für einen Anfänger.

Lassen wir mal konkrete Techniken wie Positionsverbesserung (passen und sweepen) oder Submissions weg, selbst dann muss er für jeder dieser 12 Positionen zunächst mal verstehen wie will ich mich hier positionieren?
Wie soll meine Körperhaltung sein?
Wo darf ich greifen wo nicht?
Wie soll ich meinen Gegner kontrollieren, was will dieser tun und wie hindere ich ihn daran?
Das muss verstanden, erlernt und gefestigt werden.

Dazu kommt dann wie du sagst noch Sub/Sweep/Pass aus der jeweiligen Position. Einmal als ausführender und wie verteidige ich mich dagegen.

Hier braucht man eine gewisse Geduld.


Fortgeschrittene sollten meiner Meinung nach ohnehin ca 80% der effektiven Trainingszeit mit rollen verbringen, daher erübrigt sich es da, für mehr als eine Technik sollte nicht Zeit bleiben.
Allerdings kann der Trainier hier auch zu mehreren Sachen kleine Hinweise und Anmerkungen geben, eben weil Fortgeschrittene schon die Idee hinter einem Konzept verstanden haben und damit dann auch mehr von sich aus anfangen können.

Bei Anfängern finde ich es am wichtigsten sich in erster Linie ruhig Zeit für das Erklären zu nehmen, also für das Vorzeigen aber auch für das Reden.
Oft wird es als faul empfunden oder man hat Angst dass man ein zuviel redet und damit ein Sitz-Training hat und hält sich lieber an Stammtisch Sprüche wie "machen statt reden".
Aber ein guter Trainier für Anfänger sollte keine einzelne Technik in ihrere Ausführung erklären ala "die rechte Hand geht hier hin die linke da" sondern er muss ein Konzept vermitteln.
Und dazu darf er auch gerne viel erklären und reden und zeigen, sich dafür auch Zeit nehmen.
Dann sollte die eine Technik gedrillt werden um das zu verdauen und dann muss auch noch gerollt werden.
Allerdings kann es natürlich sinnvoll sein eine Technik + Variante, Technik + Weiterführung nach Gegenreaktion etc in eine Stunde zu legen.
Aber 2 völlig verschiedene Techniken mMn nicht.

Also zusammengefasst:
1 Technik pro Stunde und in dem Kontext nicht vergessen dass zu "Technik" nicht nur der Bewegungsablauf an sich gehört, sondern auch die Positionierung , Grips, Konzept etc.
Und dann viel Rollen.

period
16-05-2014, 09:43
Interessant, danke für die Ausführungen :)

Beste Grüße
Period.