Vollständige Version anzeigen : Punkte-orientiertes Rollen
jkdberlin
10-06-2014, 07:54
Ich erwische mich selber ab und an beim Sparring, insbesondere bei einer Wettkampfvorbereitung, dass ich während des Rollens den Punktestand mitrechne oder mitzähle.
Das Problem dabei ist, dass es mich eigentlich ausbremst.- Ich merke, dass wenn ich einen bestimmten Vorsprung habe, oder wenn die Zeit knapp wird, ich bedeutend mehr "stalle", also den Kampf eigentlich verhindere, um den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Das verhindert ein freies Rollen. Ich bin eigentlich gar nicht so gut in meinem Game, sondern verkrampfe und halte Positionen länger als ich müsste, um die Zeit runter zu spielen.
Wie sieht das bei euch aus?
Ich erwische mich selber ab und an beim Sparring, insbesondere bei einer Wettkampfvorbereitung, dass ich während des Rollens den Punktestand mitrechne oder mitzähle.
Das Problem dabei ist, dass es mich eigentlich ausbremst.- Ich merke, dass wenn ich einen bestimmten Vorsprung habe, oder wenn die Zeit knapp wird, ich bedeutend mehr "stalle", also den Kampf eigentlich verhindere, um den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Das verhindert ein freies Rollen. Ich bin eigentlich gar nicht so gut in meinem Game, sondern verkrampfe und halte Positionen länger als ich müsste, um die Zeit runter zu spielen.
Wie sieht das bei euch aus?
Mich nervt diese Punktezählerei, auch während der Wettkampfvorbereitung, vor dem Sparring werden dann manchmal die Positionen erklärt und die jeweiligen Punkte.
Wenn ich rolle dann gehe ich immer auf Submission, was dann öfters den Nachteil hat dass ich selbst submitted werde, wie war das nochmal mit Human chess??:D
Hat wohl auch damit zu tun dass ich nicht über den Weissgurtstatus hinaus bin, müsste mehr trainieren!;)
DieKlette
10-06-2014, 10:22
Die Versportlichung von BJJ sehe ich als eine Bedrohung.
Wenn ich bedenke was dem wunderschönen Judo passiert ist durch übertriebene Reglementierung auch gerade durch die olympische Orientierung.
Viele wollen das BJJ olypmpisch wird, ich sehe das mit einem lachendem und einem weinenden Auge!
Das Ziel sollte die Submission sein.
Natürlich stellt das Organisatoren vor zeitliche Probleme. Wenn jedes Match die 20 Minuten überschreitet, kann ein Turnier mal jegelichen Zeitrahmen sprengen.
Ich verstehe das. Finde es dennoch schwierig.
Wie Du selbst beschreibst, sorgt die Reglementierung dafür, dass Du anders kämpfst und dann schon im Training.
Wenn Du das nicht selber skeptisch sehen würdest, würdest Du das hier nicht posten.
Frage ist: Wie geht man damit um?
Im Endeffekt wird man sich wohl internationalen Standards anpassen.
Ist die Tendenz zum Sport BJJ im Sinne vom Kampf um Punkte so gravierend?
Die Kehrseite ist einen Eddie Bravo vs Royler Gracie Fight als ein Unentschieden zu werten, während die Grappling Community Bravo trotz fehlender Submission als Sieger gesehen hat, da hier die Submission als Ziel definiert war.
normalhero
10-06-2014, 11:46
Ich versuche es eigentlich immer so zu halten, dass ich immer auf die Submission gehe. Sowohl in der Wettkampfvorbereitung als auch außerhalb.
Während eines Kampfes ist es so, dass ich eigentlich nur in der letzten Minute, falls ich hinten liege, versuche zu scoren. Sonst steht auch absolut die Submission im Vordergrund.
RAMON DEKKERS
10-06-2014, 12:16
Ich finde es eigentlich gar nicht schlecht so ein Bewusstsein für die Punkte zu haben, weil es bei mir genau umgekehrt der fall ist.
Haben gerollt und nach ein paar Aktionen meinte mein Trainer: "Du hast schon so viele Punkte verloren", mir ist das gar nicht aufgefallen. Bin allerdings auch noch nicht auf BJJ-Wettkämpfen unterwegs, liegt unter anderem wohl auch daran.
Underhook
10-06-2014, 13:02
ich sollte es vielleicht mal öfter tun... andererseits macht das bei uns keiner und auf turnieren kann ich eigentlich gut umschalten.
max.warp67
10-06-2014, 13:04
Man soll trainieren was man im Wettkampf kämpft.
Geht man auf Turniere mit Punktesystem dann sollte man sich entweder
a) sehr sicher sein das man jeden Gegner zur Aufgabe bringt oder
B) auch trainieren wie man Punkte erzielt und Positionen hält
Wir trainieren natürlich Submissions, zur Vorbereitung auf Wettkämpfe gehört aber bei uns auch dazu das die Wettkämpfer im Sparring auf Punkte und Positionen achten müssen.
parietalis
10-06-2014, 13:58
Die Versportlichung von BJJ sehe ich als eine Bedrohung.
Wenn ich bedenke was dem wunderschönen Judo passiert ist durch übertriebene Reglementierung auch gerade durch die olympische Orientierung.
Machen wir uns doch nichts vor, leider hat das BJJ bereits diesen Weg eingeschlagen.
Ich bin kein Wettkämpfer, mich nervt es wenn ich mit einem Wettkämpfer Sparring mache und der mir während dem rollen ständig erklärt welche Aktion wieviele Punkte gebracht hätte.
Ich habe so ein immer aktives "Punktbewusstsein" beim Rollen.
Allerdings versuche ich i.d.R. nicht eine Sparringsrunde nach Punkten zu gewinnen sondern habe ein generelles Bestreben keine Punkte zu ...naja verschenken. Zum Beispiel versuche ich mich durch Sweeps aus der Guard oder Passing meiner Guard nicht "dominieren" zu lassen.
Auch wenn ich merke, dass ich gegen einen Sparringspartner submissionwise mehr aus meiner Butterfly Guard o.ä. ausrichten kann als aus der Top-Position, seh ich eben erst zu, dass ich am Pass acker bevor ich Guard (vor)ziehe/akzeptiere um keine Punkte zu verschenken oder eben versuche seinen Sweep bis zu letzt zu verhindern.
Je nachdem gibt es auch Sparringsrunden wo ich völlig auf Punkte pfeife und nur versuche zu überleben; Survival / Submission defense und Positional progress eben. Da stalle ich aus selbstschutz gelegentlich auch...:D Das sind z.B. Runden mit 50kg Gewichtsunterschied und 1-2 Beltshades über meinem ;)
Was ich positiv finde am "Punktebewusstsein" ist eine ganz einfache Entwicklung, die ich an mir beobachtet habe vor ein paar Jahren damals so vom Weiss- zum Blaugurt:
Durch das Verstehen der Sweep-Regeln wurden sowohl meine Sweeps besser (weil ich sie stärker und focussierter verfolgte und insgesamt nur noch auf Weisen auszuführen lernte, die den Erfolg versprechen den Gegner / Partner darauffolgend aus der Topposition zu dominieren) als auch meine Sweep Defense (das alleinige Wissen, dass ich mich einfach nie auf den ***** setzen (lassen) sollte hat geholfen aktiver und bewusster darum zu kämpfen, dass ich mit dem Bauch zu Boden gedreht bleibe und zu diesem Zweck floatend alle 5 Posts benutze, sprawle etc.)
Immer wieder mal wenn wir im Training King of the Mat oder ähnliches Aufgabensparring machen und Sweep/Submission vs. Pass spielen, fällt auf wie verloren manche Leute sind, weil sie sich eben keinen genauen Begriff davon machen was genau eigentlich ein Sweep oder ein Pass ist und wann das Spiel gewonnen/ verloren ist, wann es sich noch lohnt um jeweiliges zu kämpfen und wann Leute einfach viel zu früh die Flinte ins Korn werfen.
DieKlette
10-06-2014, 23:20
Ich bin kein Wettkämpfer, mich nervt es wenn ich mit einem Wettkämpfer Sparring mache und der mir während dem rollen ständig erklärt welche Aktion wieviele Punkte gebracht hätte.
:).
Was will ich machen, ich bin da simpel. Ich will einfach flowen. Dominante Positionen auf dem Weg zur Submission, gerne. Aber Punkte... :)
Pointfighter verstehe ich nicht. Nach Punkten gewinnen ist dann okay, wenn man das finish nicht kriegt. Wenn von Anfang an der Punktsieg angepeilt wird, ist für mich das Ziel verfehlt.
Mata-Leon
10-06-2014, 23:42
An diejenigen die das negativ sehen:
Startet ihr auf Wettkämpfen und wenn ja wie bereitet ihr euch denn darauf vor?
Ich sehe es ja absolut auch so dass man von irgendwelchen WK Regeln nicht sein komplettes BJJ Training abhängig machen sollte, im Gegenteil müsste ich meine Lieblings oder Spezialtechnik nennen würde ich vermutlich Heel hook sagen, ich finde Anfänger sollten unabhängig von Gurt Beinhebel lernen, ich mag kein absichtliches manövrieren in 50/50 und so weiter.
Aber sich auf einen WK vorbereiten und beim Rollen nicht auf Punkte achten?
Das ist doch so als will ich gerne im Fußball an den Start gehen und beachte beim Spielen keine Tore.
Man gewinnt den WK nun mal nur durch Sub oder Punkte ab einem gewissen Level ist Strategie und Mitdenken doch völlig unentbehrlich.
Wenn ich 20 Sekunden habe und hinten liege dann werd mach ich zB aus der DLR nen schnellen Sweep den ich sonst nie ansetzen würde aufgrund von Positionierungsproblemen danach.
Sowas kommt einen aber nicht im WK, natürlich muss man das auch mal üben, und das hat ja nichts mit point fighting zu tun.
Wenn ich auf nem IBJJF Turnier an Start gehe dann brauch ich nicht beim Rollen 2 Wochen zuvor dem Heel hook hinterher jagen.
Also zu "Versportlichen", da hab ich Neuigkeiten für euch:
BJJ Wettkampf ist Sport.
Und nach den Regeln muss ich auch mal trainieren wenn ich darin Erfolg haben will würde ich mal behaupten.
Wenn ihr zB 50/50 nicht mögt aus diversen Gründen, lässt ihr diese Position dann beim Training weg und hofft dass der Gegner sie nicht herstellen kann?
Kann mir nicht vorstellen dass man mit der Herangehensweise sonderlich erfolgreich ist ehrlichgesagt.
DieKlette
11-06-2014, 00:23
An diejenigen die das negativ sehen:
Startet ihr auf Wettkämpfen und wenn ja wie bereitet ihr euch denn darauf vor?
Ich starte nicht auf Wettkämpfen, würde allerdings mich damit intensiv auseinandersetzen, wenn ich Turnierkämpfer wäre, auch wenn mir die herangehensweise nicht sympathisch ist.
jkdberlin
11-06-2014, 07:37
Je nachdem gibt es auch Sparringsrunden wo ich völlig auf Punkte pfeife und nur versuche zu überleben; Survival / Submission defense und Positional progress eben. Da stalle ich aus selbstschutz gelegentlich auch...:D Das sind z.B. Runden mit 50kg Gewichtsunterschied und 1-2 Beltshades über meinem ;)
:ups: So schwere Leute gibt es? :ups:
wiesenwurz
14-06-2014, 22:17
Also ich weiß nicht ob das den Rahmen des Threads sprengt aber zu Klettes Gedanken:
ist es nicht so, wenn man es genau betrachtet, dass die Submission gerade ein Kind der Versportlichung von BJJ ist und eigentlich der Fokus auf dominante Positionen (Mount, Sidecontrol) nicht eine Versinnbildlichung von dem was BJJ eigentlich war? Wenn man sich UFC1-3 oder die Gracie Challenges anschaut, wo irgendwelche armen Kung Fu Lehrer verhauen werden, muss man doch feststellen, dass die Positionierung einentlich der Schlüssel ist von BJJs Erfolg und nicht die Submission an sich. Ob man sich in der Mount für Ground and Pound oder eine Submission entscheidet ist ja eignetlich egal, wenn man eine solche positionelle Dominanz besäße, sodass der Gegner eh nicht rauskäme.
DieKlette
14-06-2014, 23:50
Finde ich gar keinen schlechten Gedankengang. Die Perspektive kann ich auch verstehen.
normalhero
18-06-2014, 08:43
Die Punkte kommen von ganz allein, auf dem Weg hin zur Submission.
Nun das stimmt so nicht ganz, man kann ja durchaus auch aus Positionen wo man keine Punkte bekommt eine Submission durchführen.
Heißt man läßt den anderen machen und wartet auf den Fehler, was natürlich bei Turnieren mit Zeit Begrenzung vielleicht nicht immer der beste Kampfstiel ist
Gruß
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