PDA

Vollständige Version anzeigen : Hervorragender Artikel über "Grundwissen der Geschichte des Kodokan-Judo in Japan"



judoplayer
13-06-2014, 13:25
Hallo,

Das Dokument ist eine Zusammenfassung von verschiedenen Artikel die für die Zeitschrift "der Budoka" verfasst wurden. Große Teile wurden aus Bild-Materialien des leider im letzten Jahr verstorbenen Japanologen Dieter Born verwendet. Die Artikelserie wurde von Wolfgang-Dax-Romswinkel verfasst. In meine Augen einer der bisher am besten recherchierten Arbeiten über die Geschichte des Kodokan Judo in deutscher Sprache. Absolut Lesenswert !

unter folgenden Link könnt Ihr das PDF-Dokument downloaden:

http://www.nwjv.de/fileadmin/qualifizierung/dokumente/kodokan_judo.pdf


Viel Vergnügen beim lesen.

Schnueffler
13-06-2014, 13:40
Werd ich mir bei Zeiten mal zu Gemüte führen.

Danke.

washi-te
13-06-2014, 13:41
thx.

Gast
13-06-2014, 13:48
Ist gespeichert, vielen Dank.

Rene
14-06-2014, 07:38
Danke, bin gespannt.

Kurzer
14-06-2014, 18:02
Ganz, ganz herzlichen Dank dafür!!!!

ryoma
14-06-2014, 19:26
Ich denke, das könnte noch ein ganz interessanter Thread werden.........

Terao
14-06-2014, 23:46
Macht einen guten Eindruck.


Hochinteressant finde ich ja die zeitgenössische Bewertung der Geschichte um die "47 Ronin" (S. 42/43). Da wird einem klar, wie anders das Denken jener Zeit tatsächlich war. Wir würden das heute nach vollkommen anderen Gesichtspunkten bewerten.

karate_Fan
15-06-2014, 11:35
Großes Danke auch von mir. Werde mir den Artikel mal bei passender Gelegenheit gründlich durchlesen. Gesichert ist er schon.

bugei
15-06-2014, 21:12
Danke fürs Verlinken!

carstenm
16-06-2014, 08:09
... wie anders das Denken jener Zeit tatsächlich war. Wir würden das heute nach vollkommen anderen Gesichtspunkten bewerten.Was war denn anders, bzw. was würden wir heute nach welchen Gesichtspunkten bewerten?

carstenm
16-06-2014, 13:05
... lässt sich nun auch der Begriff aiki (von Ai: Harmonie) erklären. Das eigene Ki muss mit dem des Partners in Harmonie gebracht werden. Harmonie meint damit das „Große Ganze“, das nur in der komplementären Ergänzung besteht. (S.90)
Das ist das äußere/omote Verständnis von aiki.
Das innere/ura Verständnis betrachtet aiki als die Vereinigung/Verbindung von yin und yang, sowie Feuer und Wasser innerhalb des Übenden.


Letztlich sind jû und aiki dasselbe - nur die Perspektive der Betrachtung ist eine andere.(S.90)
Es gibt ryû, in denen jû und aiki als Methoden voneinander unterschieden werden.

La-Hue
18-06-2014, 10:48
...

Guten Tag, judoplayer,

vielen Dank für diesen Link.

Schönen Tag wünscht

La-Hue

judoplayer
18-06-2014, 14:02
Hallo,

ich glaube das diese Artikelserie (noch einmal der Link: http://www.nwjv.de/fileadmin/qualifizierung/dokumente/kodokan_judo.pdf) viele hier im Forum gestellte Fragen über die Geschichte des Kodokan Judo beantworten kann. Wenn Ihr aufmerksam lest, könnt Ihr u.a. auch etwas über die Entwicklung und Auswirkungen des Kōsen-Jūdō auf die Bodentechniken (s. Teil 11) sowie die Anfänge des Judo in Deutschland (s. Teil 20) erfahren.
Deshalb habe ich hier die Titel der einzelnen Artikel als Inhaltsverzeichnis zur besseren Übersicht und Orientierung für die Leser zusammengefasst:

----------------------------------------------

Grundwissen der Geschichte des Kōdōkan-Jūdō in Japan
Teil 1: Koryū-Bugei: die klassischen Kriegskünste Japans (Seiten 1-4)
Teil 2: JIGORō KANō lernt Jūjuts (Seiten 4-6)
Teil 3: Bescheidene Anfänge - Gründung des Kōdōkan und des Kanō-Juku (Seite 7-9)
Teil 4: Ziele des Kōdōkan-Jūdō in den Gründungsjahren (Seiten 10-12)
Teil 5: Die technischen Prinzipien des Kōdōkan-Jūdō im 19. Jahrhundert (Seiten 13-15)
Teil 6: Seiryoku-zenyō und Jita-kyōei - Jūdō wird zur umfassenden Philosophie (Seiten 16-18)
Teil 7: Die Kōdōkan-Methoden – Kata (Seiten 19-21)
Teil 8: Die Kōdōkan-Methoden – Randori ((Seiten 18-24)
Teil 9: Die Kōdōkan-Methoden – Verbale Instruktion und Verbreitung der Lehre durch Schrifttum (Seiten 25-27)
Teil 10: Die Entwicklung der Nage-waza des Kōdōkan-Jūdō (Seiten 28-31)
Teil 11: Die Entwicklung der Katame-waza des Kōdōkan-Jūdō (Seiten 32-35)
Teil 12: Die Entwicklung der Atemi-waza des des Kōdōkan-Jūdō (Seiten 36-39)
Teil 13: Entwicklung des Graduierungssystems (Seiten 40-44)
Teil 14: Entwicklung der Wettkampfregeln des Kōdōkan-Jūdō (Seiten 45-48)
Teil 15: Die gesellschaftliche Stellung JIGORō KANōs (Seite 49-52)
Teil 16: ERWIN BÄLZ und die Diskussion um die Aufnahme der Kampfkünste in die schulische Erziehung in der ersten Hälfte der Meiji-Zeit (Seiten 53-57)
Teil 17: Die Kampfkünste und ihre Aufnahme in den Schulsport ab der zweiten Hälfte der Meiji-Zeit (Seiten 58-62)
Teil 18: Jūdō bei Polizei und Militär (Seiten 63-67)
Teil 19: Die ersten Frauen im Kōdōkan-Jūdō (Seiten 68-72)
Teil 20: Der Weg des Kōdōkan-Jūdō in den Westen (Seiten 73-77)

Religiöse und philosophische Einflüsse auf die traditionellen Kampfkünste Japans
Teil 1:Shintō und Buddhismus (Seiten 78-84)
Teil 2: Daoismus, Konfuzianismus und Neokonfuzianismus (Seiten 85-90)
Teil 3: Bushidō im Wandel der Zeit (Seiten 91-96)

Wie Jūdō olympisch wurde (Seiten 97-102)

Macht das Training der traditionellenKata heute eigentlich noch Sinn ?
Gedanken über eine mögliche Bereicherung des Vereinstrainings durch regelmäßiges Üben von Kata (Seiten 103-108)
----------------------------------------------

Noch einmal herzlichen Dank für diese Artikelserie und mühvolle Arbeit an Wolfgang-Dax-Romswinkel und Dieter Born.

Viele Grüße.

Kurzer
18-06-2014, 16:06
Ja. Nur ein ganz, ganz kleines Beispiel dafür, wie wichtig die sogenannten "Orchideenfächer" sind, die immer mehr abgeschafft werden.

ryoma
19-06-2014, 07:26
...Macht das Training der traditionellenKata heute eigentlich noch Sinn ?
Gedanken über eine mögliche Bereicherung des Vereinstrainings durch regelmäßiges Üben von Kata (Seiten 103-108)...

Wow, was für eine bahnbrechende Erkenntnis...

Inushishi
19-06-2014, 09:06
[...]
Macht das Training der traditionellen Kata heute eigentlich noch Sinn ?
Gedanken über eine mögliche Bereicherung des Vereinstrainings durch regelmäßiges Üben von Kata (Seiten 103-108)
[...]


Den Titel dieses Artikel kann ich nicht nachvollziehen.
Kata ist im Budô eigentlich die didaktische Säule Nummer 1.
Kata und aus dieser rausdistilierte Kihôn-Waza sind die Grundlage auf die sauberes, freies Arbeiten basiert.

Ist das im deutschen Jûdô nicht so ?

http://budobum.blogspot.de/2013/12/what-kata-isnt.html
http://www.koryu.com/library/dhall1.html

Gast
19-06-2014, 15:53
Den Titel dieses Artikel kann ich nicht nachvollziehen.
Kata ist im Budô eigentlich die didaktische Säule Nummer 1.
Kata und aus dieser rausdistilierte Kihôn-Waza sind die Grundlage auf die sauberes, freies Arbeiten basiert.

Ist das im deutschen Jûdô nicht so ?

The Budo Bum: What Kata Isn't (http://budobum.blogspot.de/2013/12/what-kata-isnt.html)
Kata by David A. Hall (http://www.koryu.com/library/dhall1.html)
Nein, das ist bzw. WAR im deutschen Judo nicht so.

Erst seit es in einem anderen deutschsprachigen Forum jahrelange, oft sehr kontroverse und erbitterte Diskussionen über die Geschichte des Judo gab, wurde das eine oder andere von "offizieller" Seite stillschweigend "wiederentdeckt".
:D

Und Kata rückte erst wieder in den Fokus, seit es "Kata-Meisterschaften" auch im deutschen Judo gibt.
;)
Ob das nun wirklich noch etwas damit zu tun hat, Kata als Trainingsinstrument zu verstehen, mit dessen Hilfe wichtige Attribute geschult werden, bezweifle ich zwar ... aber es geht mich nichts an.

Ich hatte in unserem Blog vor einiger Zeit versucht, zu erläutern, was Kata sind. Scheint unter Judoka keine große Resonanz gefunden zu haben - schon gar nicht unter denen, die an "Kata-Meisterschaften" teilnehmen.
:D


Wenn Kata "im Budô eigentlich die didaktische Säule Nummer 1" sind, dann müßten ja jene Judoka, die viel Kata üben, technisch besonders gut sein.
Wenn Kata "... und aus dieser rausdistilierte Kihôn-Waza ... die Grundlage" sind, auf der "... sauberes, freies Arbeiten basiert", dann müßten doch jene Judoka, die viel Kata üben und sogar "Meisterschafts-Medaillen" ernten, deutlich bessere Kämpfer sein als jene Judoka, die sich für Kata nicht interessieren.
:D
Ich muß jetzt nicht deutlicher werden ...?
:zwinkern:

Terao
19-06-2014, 16:22
Hab jetzt in dem ganzen Artikel kein Sterbenswörtchen von "Kata-Wettkämpfen" gelesen.

Gast
19-06-2014, 16:28
Ich denke, daß durchaus verständlich war, was ich aussagen wollte.
:)

Kurzer
19-06-2014, 16:36
Mal ganz dumm gefragt, weil unwissend:

Gibt es denn in den Judo-Kata Techniken wie Stöße, Tritte etc., die im modernen Wettkampf verboten sind?

Gast
19-06-2014, 18:57
Mal ganz dumm gefragt, weil unwissend:

Gibt es denn in den Judo-Kata Techniken wie Stöße, Tritte etc., die im modernen Wettkampf verboten sind?
Ja.

Es gibt sogar eine "Solo-Kata" (bzw. ist der Solo-Part ein Teil dieser Kata), die sich "Seiryoku Zen'yo Kokumin Tai Iku" nennt.
Und die u.a. eine Grundlagen-Form der Tritt- und Schlagtechniken (Atemi Waza) des Judo ist.
Diese werden dort ganz stumpf und redundant gedrillt, noch ohne jede Deckungsarbeit. Es geht nur um die rein mechanischen Bewegungsprinzipien des Schlagens und Tretens.
Gleichzeitig ist diese Form als "Leibesertüchtigung" gedacht (neudeutsch: "Workout").
:)

Bedauerlicherweise wird diese Kata heute, wenn sie denn überhaupt Eingang ins Trainingsprogramm findet, recht ... uninspiriert heruntergehampelt.
Auf die Idee, daß man mit dieser Form die grundlegende Mechanik der allereinfachsten Tritte und Schläge einschleifen soll, kommt offenbar kaum jemand.
(Es ging Kano u.a. darum, mit dieser Kata eine "nationale Leibesertüchtigung" zu schaffen und dies in Form jener Judo-Bewegungen zu tun, für die man weder einen Partner noch eine Matte braucht, so daß man diese Kata überall und jederzeit üben konnte.)

Kann nun ein Judoka, der diese Form übt, dadurch treten und schlagen lernen?
Ja.
Wenn er korrekt gezeigt bekommt, wie man das macht.
Und genau da sehe ich schwarz, zumindest hier in Deutschland.
Wir hatten und haben zwar im (Sport)Judo etliche selbst- und fremdernannte "Kata-Päpste", aber keiner von denen kann effektiv schlagen und treten.
Einer schrieb sogar mal in einem Forum, er habe sich noch nie prügeln müssen ...
Sehr ehrbar (das meine ich ernst!), aber was weiß denn so jemand davon, wie man hinzulangen hat, wenn's knallt? Was kann so jemand denn unterrichten, wenn's um Schläge und Tritte geht?

Nun ja ... die Kime-no-Kata des Judo enthält ja auch Bewegungsmuster, die der Abwehr von Klingenwaffen dienen sollen.
Ich brauchte mir wohl keine Sorgen machen, mein Geld zu verlieren, wenn ich darauf wetten würde, daß die Judoka, welche diese Kata unterrichten, selbst NICHT in der Lage sind, einen Messerangriff auch nur halbwegs unbeschadet zu überstehen.
Ist traurig, aber es ist eben so.

Judo hat im Grunde vieles, was eine ernsthafte KK ausmacht.
Nur wird es kaum bewahrt.
Und wenn es trainiert wird, dann nur sehr selten mit der ursprünglichen Intention.

Deshalb auch vorhin mein Hinweis auf die "Kata-Meisterschaften" ...
Für diese "Meisterschaften" werden die Kata des Judo in der Tat eifrig geübt.
Und dann nehme man sich doch einfach mal einen dieser "Kata-Experten" her und überprüfe mal, was er von dem, was die Kata eigentlich beinhalten, wirklich ANWENDEN kann.
:D

Ich würde gern mal einen "Experten" für die Katame-no-Kata (Bodenprinzipien des Judo) sehen, der sich gegen einen ... sagen wir: Brwonbelt oder Blackbelt des BJJ durchsetzt.
Im Bodenkampf.
(Meist reicht es ja noch nicht einmal gegen einen Bluebelt, so traurig das ist!).

Ich würde gern mal sehen, wie sich ein "Experte" für die Kime-no-Kata gegen ernsthafte, unabgesprochene Angriffe eines echten Gegners mit einem Messer oder wenigsten mit einem Stock durchsetzt.

Ich würde gern mal sehen, was ein "Experte" für die SZKT (zur Erinnerung: die "Atemi"-Kata des Judo) mit Tritten und Schlägen gegen einen der üblichen Schläger auszurichten vermag.

Um es abzukürzen: Kata wird im Judo nur noch gebraucht, um die dort enthaltenen, für die meisten völlig unverständlichen Bewegungabläufe runterzuhampeln. Weil man damit dann eine "Dan-Prüfung" besteht und sich ein schwachzes Güchtelchen umbinden darf. Oder weil man eben für die "Ästhetik" und die "Korrektheit" dieser Bewegungsabläufe eine Medaille bei "Kata-Meisterschaften" erringen kann.
:D

Ich fand es grandios, daß vor ein paar Jahren ein solche "Experte" in einem anderen Forum detailliert erklärte, wie und warum man sich bei der "Messerabwehr" in Kime-no-Kata zu positionieren und zu bewegen habe ...
Ein Erklärbär, der selbst noch nie auf der falschen Seite eines Messer stand und der noch nicht einmal Sparring gegen ein in Farbe getauchtes stumpfgeschliffenes Küchenmesser hinter sich hatte.
:rolleyes:
Gibt's viele davon im Kata-Bereich des Judo.
Denn DORT muß man ja in letzter Konsequenz NICHT beweisen, daß man irgendwas von dem, was man da an Weisheiten so großspurig unters Volk streut, auch selber anwenden kann ...
:zwinkern:



Geh mal in ein BJJ-Gym und erklär den Jungs, wie man am Besten jemanden würgt. Die erwarten von dir, daß du das selber anwenden kannst - und werden mit dir ins Randori gehen.
Geh mal in eine Boxbude und erklär den Jungs, wie man am Besten einen rechten Haken schlägt oder wie man sich am Besten dagegen deckt. Die erwarten dann aber auch von dir, daß du in den Ring gehst und beweist, daß du kannst, was du da verkündest.
Usw. usw. usw.

Nur bei den Kata des Judo scheint das nicht zu gelten.
Muß an den geheimnisvollen hochphilosophischen und hochpädagogischen Inhalten liegen, die durch KATA so transportiert werden.
Reicht also völlig aus, über Kata zu reden und schlaue Artikel zu schreiben. Mehr muß man nicht tun, das genügt bereits als Kompetenznachweis.
Deshalb lassen sich die "Experten" auf etwas so Profanes wie den Nachweis ihres eigenen Könnens im Kampf gar nicht erst ein ...
:D

ryoma
19-06-2014, 20:01
Keine Ahnung was eben passiert ist........ hatte ein ganz heftiges Déjà-vu-Erlebnis! :devil:

Danke, rambat!

Gast
19-06-2014, 21:12
Keine Ahnung was eben passiert ist........ hatte ein ganz heftiges Déjà-vu-Erlebnis! :devil:

Danke, rambat!
:D

Nu komm, so grantig wie noch vor ein paar Jahren bin ich doch wirklich nicht mehr ...
Ich greife niemanden an, ich beschimpfe niemanden.
Und ich sage ausdrücklich, daß jeder machen kann, was er will - ich erlaube mir eben nur, die eine oder andere unbequeme Frage zu stellen.
Und solche Fragen will noch immer niemand hören ...
:(

Kannste nix machen.
Ich finde es nur ... peinlich, wenn Leute, die anderen Kata beibringen, zwar viel über deren (angebliche oder tatsächliche) Inhalte erzählen, selbst aber nichts davon anwenden können.


Was Dieter Born angeht - der hatte sich meinen Respekt verdient, weil er einfach mal ganz spontan zu einem meiner LG kam und dann wissen wollte, ob ich KANN, was ich vorab gesagt hatte.
Und siehe da ... ich konnte.
;)
Und Dieter erkannte das auch vor versammelter Mannschaft an.
So etwas finde ich großartig: selbst wenn man jemanden nicht unbedingt mag, zollt man doch seinem Können Respekt ... nachdem man sich selbst davon überzeugt hat.
Kommt viel zu selten vor ...

paka
20-06-2014, 14:55
und der noch nicht einmal Sparring gegen ein in Farbe getauchtes stumpfgeschliffenes Küchenmesser hinter sich hatte.
:rolleyes:

gehört vielleicht nicht hierher
aber wie genau läuft das ab? Ich dachte man nimmt dafür immer einen Stift? Ohne Schutz und Gesicht ist auch erlaubt?

Gast
21-06-2014, 09:49
@Paka:
Ich kann nur davon ausgehen, was WIR machen ...
Küchenmesser nehmen (Klinge ca.10-12cm), stumpfschleifen, Spitze rundschleifen.
Rote Farbe auf die Klinge ... und dann geht's los.
Am Besten trägt man dazu weiße T-Shirts und evtl. die weißen Judohosen, dann sieht man sehr deutlich, wo man erwischt wurde.
Außerdem tut es schon weh, wenn man ein solides (wenngleich stumpfes) Stück Stahl bspw. in die Rippen geballert bekommt.

Trefferzone: Hals, Rumpf, Arme und Beine.

Man MUSS das nicht so machen.
Es ist einfach eine kostengünstige und, wie ich finde, realitätsorientierte Möglichkeit, sich mal einem Messer zu stellen.
Wirkt sehr ernüchternd, nebenbei.


Viele, die sich mit der üblichen "Messerabwehr" im Rahmen der "SV" beschäftigen, fallen aus allen Wolken, wenn der Angreifer rabiat und permanent auf sie einsticht. Damit kommen sie schon beim Üben nicht klar ...
Und wenn sie die "Messerhand" tatsächlich zu packen kriegen, sind sie völlig überrascht, wenn der Angreifer ganz stumpf das Messer in die andere Hand nimmt und weitermacht.

Ich bin kein Messerexperte, aber ich denke, daß ich aufgrund meiner Erfahrungen (ich hab öfter auf der falschen Seite der Klinge gestanden und dieselbe auch mehr als einmal abbekommen) einigermaßen weiß, was geht und was nicht geht.
Einige User dieses Forums hier haben die Messernarben auf meinem Körper gesehen ...
Deshalb finde ich es unglaublich lächerlich, wenn salbadernde Theoretiker im Rahmen von Judo-Kata (bspw. Kime-no-Kata) die dort enthaltenen Bewegungsmuster "erklären" und "lehren" wollen. Dabei kommt nämlich nix weiter raus als eine sinnlose Tanzeinlage.

Interesant finde ich übrigens, daß namhafte "Kata-Experten" des toitschen Judo mir mehrfach (auch in Forendiskussionen) erklärten, es ginge gar nicht darum, zu lernen, wie man in Situationen "auf Leben und Tod" agieren müsse, um wenigstens noch eine klitzekleine Chance zu haben.
Stattdessen ginge es um ... ääääähhh ... also jedenfalls nicht um "SV".
Sondern um irgendwas mit Pädagogik und miteinander lernen und um Freude an der schönen Bewegung oder so ...

Und wenn ich über so etwas laut lache, bin ich der böse Stinkstiefel ...
:sport146:


Wir können ja spaßeshalber mal nachlesen, was der olle Kano über Kime-no-Kata schrieb:

I devised Kime no Kata somewhat later.
Originally, I had planned to use only fourteen or fifteen tecniques. However, its final form became twenty in total, eight performed from the formal seiza sitting position, and twelve performed while standing.
By dint of practicing both Nage no Kata and Katame no Kata, students are able to learn quickly the basic principles of randori.
Kime no Kata, on the other hand, is completely different; it is a combative kata and as such is sometimes referred as Shin Ken Shobu no Kata.
Techniques of this type, using wooden imitation weapons, are based on life or death situations, and were often taught at jujutsu schools.
;)

Angesichts dessen ist das, was da heute als "Kime-no-Kata" bei Dan-Prüfungen und "Kata-Meisterschaften" zu sehen ist, einfach nur lächerlich.
:rolleyes:

Aber wie ich schon sagte ... es ist ja auch viel einfacher, lange Artikel über Kata zu schreiben und darin über Bewegungsmuster zu theoretisieren, die man selbst weder verstanden hat noch ANWENDEN kann, als sich tatsächlich mal auf die Matte zu stellen und die Inhalte der Kime-no-Kata gegen einen unkooperativen Angreifer zu erproben ...
Es ist ja viel einfacher, die Kata des Judo einem gläubigen Publikum vorzuturnen, und dabei mit wichtiger Miene erlesene Weisheiten in den Raum tropfen zu lassen, statt einfach mal im Kampf / Sparring / Randori unter Beweis zu stellen, daß man das, was man da so lehrt, auch selbst ANWENDEN kann.
:D

Wenn wir wissen wollt, WAS vom tatsächlichen Können derer zu halten ist, die euch eine Kata des Judo "beibringen" wollen, dann testet diese Leute doch einfach mal. Das kann sehr erfrischend sein ...

Sie zeigen euch, wie man Faustschläge in der Seiryoku Zen'yo Kokumin Tai Iku no Kata ausführt?
Laßt sie mal gegen eine Pratze und einen Sandsack hauen,dann bekommt ihr einen Eindruck von ihrer "Schlaghärte". Laßt sie mal Treffer im Sparring zu setzen versuchen ...
Ihr werdet aus dem Lachen nicht mehr rauskommen.

Sie zeigen euch, wie man Angriffe mit einem Messer im Rahmen der Kime-no-Kata überlebt?
Nehmt ein stumpfgeschliffenes Küchenmesser, taucht es in rote Farbe und legt los ...
Sie werden keinen einzigen eurer Angriffe neutralisieren können. Trotz ihrer hohen Dan-Grade und trotz der tatsache, daß sie seit vielen Jahren Kime-no-Kata unterrichten.
Da wird man doch nachdenklich, oder?

Und immer, wirklich IMMER kommt dann, was kommen muß - sie werden euch erklären, daß es ja "darum auch gar nicht geht".
Sondern um irgend etwas ganz, ganz anderes. Irgendwas mit Pädagogik, jede Wette.
:D

Das jedenfalls sind meine (sehr zahlreichen) Erfahrungen mit deutschen Judoka, die "Kata" unterrichten.

Ach ja ... ein nicht ganz unbekannter deutscher Judobuch-Autor verstieg sich mir gegenüber in einem anderen Forum mal zu der Bemerkung, die "Techniken der Kime-no-Kata" wären ja NICHT gegen Angreifer gedacht, die Schwert und Messer handhaben könnten und darin Erfahrung hätten.
Sondern gegen ... äääähhh ... Angreifer, die im Umgang mit Schwert und Messer NICHT geübt wären.

Danke für diese Erklärung.
Begeistert mich heute noch ...
:rofl:

Schnueffler
21-06-2014, 10:16
Also wir nehmen immer die Alutrainer und Lippenstift. Die tun auch ganz schön weh.

Nite
21-06-2014, 10:43
Ach ja ... ein nicht ganz unbekannter deutscher Judobuch-Autor verstieg sich mir gegenüber in einem anderen Forum mal zu der Bemerkung, die "Techniken der Kime-no-Kata" wären ja NICHT gegen Angreifer gedacht, die Schwert und Messer handhaben könnten und darin Erfahrung hätten.
Sondern gegen ... äääähhh ... Angreifer, die im Umgang mit Schwert und Messer NICHT geübt wären.

Danke für diese Erklärung.
Begeistert mich heute noch ...
:rofl:
Diese Erklärung gibt es doch zuhauf:
"wir gehen bei der Takedown-Abwehr doch nicht von Ringern aus, sondern von ungeübten"
"nein, in unserem Anti-Boden-Programm gehen wir doch nicht von BJJlern als Gegner aus"
"..."

Ayur
21-06-2014, 12:08
Es gibt sogar eine "Solo-Kata" (bzw. ist der Solo-Part ein Teil dieser Kata), die sich "Seiryoku Zen'yo Kokumin Tai Iku" [...]
Bedauerlicherweise wird diese Kata heute, wenn sie denn überhaupt Eingang ins Trainingsprogramm findet, recht ... uninspiriert heruntergehampelt.
Auf die Idee, daß man mit dieser Form die grundlegende Mechanik der allereinfachsten Tritte und Schläge einschleifen soll, kommt offenbar kaum jemand.
(Es ging Kano u.a. darum, mit dieser Kata eine "nationale Leibesertüchtigung" zu schaffen und dies in Form jener Judo-Bewegungen zu tun, für die man weder einen Partner noch eine Matte braucht, so daß man diese Kata überall und jederzeit üben konnte.)

Kann nun ein Judoka, der diese Form übt, dadurch treten und schlagen lernen?
Ja.
Wenn er korrekt gezeigt bekommt, wie man das macht.
Und genau da sehe ich schwarz, zumindest hier in Deutschland.

Wie wäre es mal mit einem reinen Judo-Atemi-LG? (idealerweise in Süddeutschland *hust*) Da hättest du zumindest schon mal einen Teilnehmer ;)

Gast
21-06-2014, 21:14
Von mir aus gern.
Nur dränge ich mich nicht auf. Wer einen solchen LG durchführen möchte, kann gern Kontakt mit mir aufnehmen.

Noch einfacher wäre es aber, regelmäßig bei den Boxern mitzumachen.
:)
(Meine ich ganz ernst!)



Nachsatz: Ich unterrichte Atemi nicht anhand der Seiryoku Zen'yo Kokumin Tai Iku no Kata (nur um Mißverständnissen vorzubeugen). Ich unterrichte ausschließlich auf der Grundlage meiner (nicht gerade geringen) eigenen Ernstfallerfahrungen.
Damit kommt nicht jeder klar ...

panzerknacker
22-06-2014, 11:37
ich würde dringend davon abraten, stumpfe Küchenmesser zu nehmen, das
kann heftig in die Hose gehen, selbst Alutrainer können übel verletzen, aber das ist halt das Restrisiko:
Armpit Knife Puncture at Dog Brothers Tribal Gathering - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=6K2a6Phqwj4)
Gruß
Franck

Schnueffler
22-06-2014, 14:21
Lecker!
Aber du hast Recht, ein Restrisiko bleibt dabei immer.