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Vollständige Version anzeigen : Schmerzgrenze erreicht - wie reagiert ihr?



Deedo
03-07-2014, 08:49
Guten Morgen!
Ich bin wieder mal am Sinnieren und wollte euch was fragen.
Wir machen im Training sehr viel Sparring, da geht's zum Teil schon recht zur Sache. Ich toleriere Schmerzen an sich gut, bemühe mich auch mich weiter abzuhärten. Was mir aber schon ein paar Mal bei mir aufgefallen ist - wenn ich meine Schmerzgrenze erreiche (durch fiese Hebel z. B.) dann kommt natürlich irgendwann der Punkt an dem ich den Schmerz nicht mehr ignorieren kann und mein Hirn anfängt abzuschalten. Genau in diesem Moment gebe ich auf und klopfe ab.
Die Frage, die ich mir stelle betrifft die Reaktion bei Erreichen der Schmerzgrenze. Bevor ich angefangen hab zu trainieren hätte ich alles verwettet und gesagt ich werde rasend vor Wut wenn der Schmerz so groß ist, dass ich ihn nicht mehr ertrage. Ich hab mir wirklich gedacht das wäre dann quasi der Impuls den ich brauche um richtig aus mir raus zu kommen und loszulegen - naive Vorstellung?
Stattdessen gebe ich auf, was an und für sich gar nicht zu meinem Charakter passt, das ärgert mich im Moment. Kann man da irgendwas "trainieren"? Quasi die Reaktion darauf verändern? Ändert sich was je öfter ich die Schmerzgrenze erreiche oder verschiebt sie sich einfach weiter nach oben?
Wie ist das bei euch?

loki93
03-07-2014, 09:16
wenn ich meine Schmerzgrenze erreiche (durch fiese Hebel z. B.) dann kommt natürlich irgendwann der Punkt an dem ich den Schmerz nicht mehr ignorieren kann und mein Hirn anfängt abzuschalten. Genau in diesem Moment gebe ich auf und klopfe ab.

Sinn und Zweck des tappens ist es ja auch den Kampf aufzugeben, BEVOR es zu Schäden kommt und die Schmerzgrenze ist nunmal die letzte Warnung vor dem Schaden ;). Ich gehe grade bei Hebeln im Sparring nie bis an die Schmerzgrenze, warum sollte ich? Ich weiss wann ich verloren habe.
Generell würde ich sagen, dass man sich mit der Zeit auch im Sparring an Schmerzen (durch Treffer) gewöhnt und abgehärteter wird. Es ist aber völlig normal, dass dein Körper im Sparring "es reicht" sagt wenn du Schmerzen hast. In einer SV Situation hast du gute Chancen, dass du Schmerzen, wegen Adrenalinrauch, etc..., nicht wahrnimmst.
Ich würde mit weniger Ehrgeiz an die Sache rangehen und nicht um jeden Preis die Schmerzgrenze ausreizen wollen, damit tust du dir selbst keinen Gefallen. Abhärtung kommt irgendwann von selbst...

cross-over
03-07-2014, 10:45
Gerade bei Hebeln würde ich nicht zu lange mit dem Abklopfen warten. Da kann sehr schnell was kaputt gehen und dann hast Du nichst gewonnen sondern nur Nachteile.
Man kann trainieren Schläge und Tritte einzustecken aber bei Hebeln ist das meiner Meinung nach nicht möglich. Da kannst natürlich Deine Dehnung verbessern. Das wird helfen.

icebird
03-07-2014, 10:47
Meiner Meinung nach ist es sinnvoller rechtzeitig zu tappen oder eben dem Trainingspartner zu sagen, dass es zu schnell/hart ist als später wegen einer Verletzung lange auszufallen.
Da muss man einfach mal seinen Stolz überwinden und klein beigeben :-)
Ein guter Trainingspartner sollte dies aber auch bemerken und reagieren.
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www.allgäutrails.de

Pinuti
03-07-2014, 10:49
Sinn und Zweck des tappens ist es ja auch den Kampf aufzugeben, BEVOR es zu Schäden kommt und die Schmerzgrenze ist nunmal die letzte Warnung vor dem Schaden ;). Ich gehe grade bei Hebeln im Sparring (bei Hebeln) nie bis an die Schmerzgrenze, warum sollte ich? Ich weiss wenn ich verloren habe.
+1
Und zur "fehlenden Wut": Du sollst im Training ja technisch arbeiten, dazu brauchst du einen klaren Kopf. Außerdem möchte zumindest ich nicht mit Leuten sparren, die sich nicht unter Kontrolle haben, und sich und andere verletzen. Dazu ist Training nicht da. Bei uns gilt: Das Ego bleibt draußen :)

LG
Stefanie

Deedo
03-07-2014, 11:59
Ah, mein Fehler. Ich betreibe keine KK oder KS in dem Sinn, es ist SV Training (Boxen, Ringen, was halt dazu gehört) und wenn's ans Eingemachte geht und mein Trainer richtig auf mich losgeht fehlt mir immer noch die Aggressivität. Natürlich soll ich grad wenn ich gehebelt werde rechtzeitig abklopfen, war ein schlechtes Beispiel - kann man auch durch alles andere was schmerzhaft ist ersetzen, würgen, drücken, keine Luft mehr kriegen, ganz egal was.
Es geht mir darum, dass ich eigentlich immer dachte wenn ich an meine Schmerzgrenze gelange würde ich endlich aus mir raus kommen und (jetzt übertrieben gesprochen) in den Hulk-Modus umschalten, aber das is nicht und ich klopfe ab. Daher die Frage ob man das irgendwie ändern kann?

Thanos
03-07-2014, 13:09
"Der Trainer geht auf dich los."

Wie hart ist euer Sparring oder ist das eine SV Simulation?


[...] kann man auch durch alles andere was schmerzhaft ist ersetzen, würgen, drücken, keine Luft mehr kriegen, ganz egal was.
[...]

Und wo ist jetzt der Unterschied zwischen SV Training (Boxen o. Ringen) und Sparring im Boxen und Ringen?

Ich glaube, du hast immer noch ein falsches Bild darüber was Abklopfen bedeutet. Glaubst du, dass du echt aus einem fest sitzenden und zu ziehenden Rear Naked, ich sag mal, mit "Hulk Agressionen" heraus kommst? Klopf rechtzeitig ab, fang von vorne an und lerne daraus, wann und wie die Energie einzusetzen.

Wenn man in einer absoluten Positionen und Situationen s.o. angekommen ist, hat man alle Chancen für Gegenmaßnahmen vor einer Ewigkeit verpennt.

Und Schmerz ist stets relativ. Ich persönlich sehe es so, dass man bei so Situationen wie knee on belly mit viel Druck nicht tappt. Das muss man, als gewissen Standard, abhaben könnnen, sonst kann man aus meiner Sicht gleich besser Breitensport betreiben, wenn einem das zu hart ist. In besagten "Sackgassen" Sitautionen ist abklopfen legitim, bevor man Schaden nimmt.

Ich würde den Trainer mal fragen, ob man im Sparring und SV Training differenziert was die Intensität angeht. Irgendwann legt man je nach Anforderung automatisch den Hebel um. Das Tappen aber ist für deine Gesundheit gedacht. Nutze das auch.

Bero
03-07-2014, 13:26
Es geht mir darum, dass ich eigentlich immer dachte wenn ich an meine Schmerzgrenze gelange würde ich endlich aus mir raus kommen und (jetzt übertrieben gesprochen) in den Hulk-Modus umschalten, aber das is nicht und ich klopfe ab. Daher die Frage ob man das irgendwie ändern kann?

Ich lese aus deinem Beitrag so ein bisschen heraus, dass du ein wenig von dir selbst enttäuscht bist.
Du erwartest das du durch "Schmerz" und Bedrohung aus die heraus gehst, aggressiv wirst und naja nennen wie es mal, Killerinstinkt bekommst.

Wie schon alle geschrieben haben musst du da zwischen tappen, weil du in einer unhaltbaren Lage bist (Hebel, Würger) und "Aufgeben/Dicht machen", weil es weh tut/du überfordert bist unterscheiden.

Ersteres hat ganz einfach gesundheitsfördernde Wirkung, denn wenn der andere Zuzieht ist Essig mit weiteren Training.
Das man bei Letzteren statt zum Löwen zur Schildkröte wird ist schon eine andere Geschichte.

Viele hören es nicht gerne aber die Fähigkeit die nötige Aggressivität für eine Bedrohungssituation aufzubauen hat einfach nicht jeder im gleichem Maße.

Ich erlebe es immer wieder wie bei HIT-/Bedrohungsszenarios gestandene Blackbelts nix auf die Reihe kriegen, während komplette Neulinge da formidable Leistungen gezeigt haben, einfach weil sie das entsprechende Mindsetting an den Tag legten.

Ob das jetzt angeboren, durch Erziehung/Erfahrungen geprägt ist und ob es jetzt geschlechterspezifisch ist, dazu möchte ich keine Mutmaßungen anstellen aber meine persönlichen Erfahrungen aus eine langer KK/KS-Laufbahn sprechen da für sich.

Nicht jeder kann zum Löwen werden, dass muss man akzeptieren und damit arbeiten, denn es heißt ja nicht das du in einer SV-Situation keine Chance hättest.
Zum einen ist eine echte Bedrohungslage immer noch etwas anderes als eine simulierte und man weiß nie wirklich wie man reagiert, wenn man es nicht schon mal erlebt hat.
Außerdem kann man durch Training auch eine gewisse Gewöhnung und Konditionierung erreichen, die einem vielleicht im Ernstfall hilft.

Klaus
03-07-2014, 14:02
Bei Schmerzen würde ich grundsätzlich aufhören. Problematisch ist, dass ich schon mal überhaupt keine Schmerzen empfinde aber trotzdem was kaputt ist, wenn ich dann "einfach weitermache" gibt es ein Desaster. Daher gehe ich da lieber nach gefühl, und versuche möglichst immer zu respektieren wenn mir ein Gefühl sagt es wäre jetzt besser aufzuhören. Ich hatte auch schon Rippenbrüche, und das einzige was ich gemerkt habe war dass ich tierisch angepisst war und den Verursacher massakrieren wollte.

Promille Prolet
03-07-2014, 14:29
man kann schmerzen, grade hebel, für 5-10 sekunden stark reduzieren oder fast ausschalten indem man einfach ganz langsam ausatmet.
dabei kommts sehr drauf an, welcher hebel es ist. manche können schneller schäden anrichten (handknickhebel, schultern), andere nicht so schnell. der trainer sollte das sehr genau wissen, wer wann wieviel schmerz vertragen "kann".
im zweifel früher abklopfen als später.

Bero
03-07-2014, 14:35
man kann schmerzen, grade hebel, für 5-10 sekunden stark reduzieren oder fast ausschalten indem man einfach ganz langsam ausatmet.


Jetzt nicht im ernst oder? :ups:

Deedo
03-07-2014, 14:38
"Der Trainer geht auf dich los."

Wie hart ist euer Sparring oder ist das eine SV Simulation?

Und wo ist jetzt der Unterschied zwischen SV Training (Boxen o. Ringen) und Sparring im Boxen und Ringen?

Ich glaube, du hast immer noch ein falsches Bild darüber was Abklopfen bedeutet. Glaubst du, dass du echt aus einem fest sitzenden und zu ziehenden Rear Naked, ich sag mal, mit "Hulk Agressionen" heraus kommst? Klopf rechtzeitig ab, fang von vorne an und lerne daraus, wann und wie die Energie einzusetzen.

Ist immer SV-Simulation, kein normales Sparring. Wieder mein Fehler, ich bin nicht so bewandert was diese Begriffe betrifft.

Und woran soll ich festmachen wie hart es ist? An Verletzungen? Keine Ahnung, ich hab ständig irgendwelche Blessuren, ich denke es ist schon recht intensiv - gibt es da irgendwelche "Normen"?

Nachdem ich kein normales Sparring mache (nochmal entschuldigung, falscher Begriff vorher) bin ich mir nicht sicher wo der Unterschied liegt, aber ich vermute mal darin, dass es in einer SV-Simulation keine Regeln gibt, oder? Das heißt ich kann wenn ich im Rear Naked bin immer noch alles was möglich ist versuchen - auch wenn die Möglichkeiten da sehr eingeschränkt sind und ich ziemlich sicher vorher bewusstlos werde. :rolleyes:
Nein im Ernst, ich lerne zwar einige Techniken aus dem Boxen, ein paar Hebel und sonstige ringerische Einlagen, aber wie ich das alles einsetze muss ich mir in den SV-Simulationen erarbeiten.


Ich lese aus deinem Beitrag so ein bisschen heraus, dass du ein wenig von dir selbst enttäuscht bist.
Du erwartest das du durch "Schmerz" und Bedrohung aus die heraus gehst, aggressiv wirst und naja nennen wie es mal, Killerinstinkt bekommst.

Wie schon alle geschrieben haben musst du da zwischen tappen, weil du in einer unhaltbaren Lage bist (Hebel, Würger) und "Aufgeben/Dicht machen", weil es weh tut/du überfordert bist unterscheiden.

Ersteres hat ganz einfach gesundheitsfördernde Wirkung, denn wenn der andere Zuzieht ist Essig mit weiteren Training.
Das man bei Letzteren statt zum Löwen zur Schildkröte wird ist schon eine andere Geschichte.

Danke Bero, die Unterscheidung bringt für mich etwas Licht in die Sache.
Ja, ich bin etwas enttäuscht, das geb ich zu, weil ich kein Mensch bin der schnell aufgibt, deshalb ärgert es mich wenn ich abklopfe weil's einfach "nur" weh tut. Damit meine ich Letzteres. In einer unhaltbaren Lage hab ich kein Problem abzuklopfen, bevor meine Schulter dran glauben muss oder sonst ein Gelenk mach ich das natürlich.
Das selbe trifft auch zu wenn ich überfordert bin weil der Druck zu groß wird, da ärgert es mich dann auch immer mega wenn ich einfach aufgebe und mich wegdrehe. Da hab ich immer das Gefühl ich bin ein Weichei.

Bero
03-07-2014, 14:55
Das selbe trifft auch zu wenn ich überfordert bin weil der Druck zu groß wird, da ärgert es mich dann auch immer mega wenn ich einfach aufgebe und mich wegdrehe. Da hab ich immer das Gefühl ich bin ein Weichei.

Ich denke ich verstehe was du meinst und wie schon erwähnt, da reagiert einfach jeder Mensch unterschiedlich.

Nach meiner Überzeugung bedarf "der Kampf" einer gewissen Aggressivität, damit meine ich allerdings kontrollierte Aggression und keinen *Berserkermodus*, der bringt in der Regel mehr gefahren als nutzen.

Wenn mir jemand weh tut, dann muss ich dem das "heimzahlen" wollen und das am besten mit Zinsen.

In der heutigen Gesellschaft ist Aggression aber etwas schlechten, das macht man nicht und das wird gerade Frauen von Kindesbeinen an eingebläut.
Entsprechend habe ich gerade bei Frauen die Erfahrung gemacht, dass es für viele sehr schwer ist da aus sich raus zu gehen.
Man macht die Techniken aber es ist eben kein *wumms* dahinter, keine Spannung, ist schwer zu beschreiben.

Der eine hat es einfach, der andere eben nicht und das hören viele Leute nicht gerne.

Doch wie schon geschrieben, dass zu akzeptieren ist auch der erste Schritt daran gezielt arbeiten zu können.

Nur weil man etwas nicht "von Natur" aus hat, kann man es sich ja trotzdem versuchen zu erarbeiten.
Ja, vielleicht wird man nie einen wirklichen "Killerinstinkt" bekommen aber man kann sich diesem zumindest an nähren.

Meine Empfehlung wäre einfach mal mit deinem Trainer über deine Erwartungshaltungen und auch Enttäuschungen zu sprechen.
Es gibt tolle Trainingsmethoden um am Mindsetting zu arbeiten und die würde ich dir auch anraten.

Also Kopf hoch und weiter machen. ;)

Gabber4Life
03-07-2014, 22:59
Leute mal im Ernst,was macht ihr im Sparring?
Zahn raus,dies kaputt,jenes kaputt.Ihr wixxt zu arg rein denke ich.

Kigger
04-07-2014, 09:42
Ich würde da mal ganz generell umdenken.

Du bist in einen Hebel oder Würger geraten und hast abgeklopft.
Jetzt hältst Du Dich für nen Lappen der nicht hart genug ist.

Seh es mal andersrum,nicht als negative Sache sondern lern draus :

Du bist in einen Hebel oder Würger geraten und hast abgeklopft.
Du hast richtig erkannt wann es Dir wehtut,dass es keinen Ausweg gibt und dafür gesorgt dass Du keine Schäden davonträgst.

Jetzt kommt der Punkt wo Du was draus machen kannst :

Wie bist Du in diese Situation gekommen ?
Hättest Du mit einer anderen Reaktion besser ausgesehen ?
Probiere das nochmal,am besten gleich !
Bitte Deinen Trainingspartner die gleiche Aktion nochmal zu starten,vielleicht etwas langsamer,entspannter und erarbeite eine Reaktion wie Du den Hebel,Würger,etc. verhindern kannst.

Bero
04-07-2014, 10:08
Du bist in einen Hebel oder Würger geraten und hast abgeklopft.
Jetzt hältst Du Dich für nen Lappen der nicht hart genug ist.


So wie ich Deedo´s Beiträge gelesen habe, ging es ihr gar nicht um das Abklopfen in einer Submission.

Es ging eher darum das sie, wenn sie mit Schmerz/Gewalt konfrontiert wird, nach eigenem Empfinden "Dicht macht" und aufgibt.

Das ist etwas, dass man bei Überforderung durch Hit-Training und Szenarios auch bei langjährigen Kampfkünstlern feststellen kann, was im kooperativen Training immer so leicht von der Hand ging, ist plötzlich nicht mehr anwendbar.
Auch das es bei trainingsuntypischer Härte und Situationen plötzlich zu einem "overload" kommt, lässt sich immer wieder beobachten.

Kigger
04-07-2014, 10:25
Ah,ja klar.
Das geht sicher fast jedem so und auch Leute,die meinen sie wären ganz cool,stecken alles weg und haben jede Situation im Griff stehen plötzlich doof da wenn sie auf eine Art angegriffen werden,die sie nie trainiert haben oder mit der sie nicht umgehen können,z.B. wenn jemand nicht kontrolliert schlägt sondern ganz wild umsich prügelt.
Der Eine ist eher defensiver und zurückhaltender (..wie ich auch..),ein Anderer ist offensiver und steckt mehr ein/teilt mehr aus.

Da hilft eigentlich nur Rantasten,also nicht gleich volle Kanne angreifen sondern langsamer,mit weniger Druck und die Sache erstmal eher technisch angehen.
Wenn eine gewisse Sicherheit vorhanden ist kann man immernoch Gas geben.

Kommt am Anfang schon viel Druck, so nach dem Motto "SV ist kein Kindergeburtstag", machen viele Leute erstmal dicht und haben Angst.
Dürfte gerade bei Frauen öfters der Fall sein,denke ich.

Bero
04-07-2014, 10:35
Kommt am Anfang schon viel Druck, so nach dem Motto "SV ist kein Kindergeburtstag", machen viele Leute erstmal dicht und haben Angst.
Dürfte gerade bei Frauen öfters der Fall sein,denke ich.

Wie du schon schreibst, dass kann nie der richtige Weg sein, die Leute müssen auch Lösungsstrategien an die Hand bekommen, sonst ist das alles für die Katz.

Es gibt wirklich tolle Übungen um an der eigenen "Aggressionsbereitschaft" zu arbeiten aber ein Persönlichkeitsmerkmal lässt sich nicht einfach von Heute auf Morgen verändern.

Das zu akzeptieren und auch einfach einzusehen, dass es "Löwen und Lämmer" (und alles dazwischen) gibt, ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Metamorphose.
Vielleicht werde ich aus dem Lamm auch nie einen Löwen machen aber evt. eine bösartige Katze oder einen hinterlistigen Luchs. ;)

Raging Bull
04-07-2014, 10:48
Guten Morgen!
Ich bin wieder mal am Sinnieren und wollte euch was fragen.
Wir machen im Training sehr viel Sparring, da geht's zum Teil schon recht zur Sache. Ich toleriere Schmerzen an sich gut, bemühe mich auch mich weiter abzuhärten. Was mir aber schon ein paar Mal bei mir aufgefallen ist - wenn ich meine Schmerzgrenze erreiche (durch fiese Hebel z. B.) dann kommt natürlich irgendwann der Punkt an dem ich den Schmerz nicht mehr ignorieren kann und mein Hirn anfängt abzuschalten. Genau in diesem Moment gebe ich auf und klopfe ab.
Die Frage, die ich mir stelle betrifft die Reaktion bei Erreichen der Schmerzgrenze. Bevor ich angefangen hab zu trainieren hätte ich alles verwettet und gesagt ich werde rasend vor Wut wenn der Schmerz so groß ist, dass ich ihn nicht mehr ertrage. Ich hab mir wirklich gedacht das wäre dann quasi der Impuls den ich brauche um richtig aus mir raus zu kommen und loszulegen - naive Vorstellung?
Stattdessen gebe ich auf, was an und für sich gar nicht zu meinem Charakter passt, das ärgert mich im Moment. Kann man da irgendwas "trainieren"? Quasi die Reaktion darauf verändern? Ändert sich was je öfter ich die Schmerzgrenze erreiche oder verschiebt sie sich einfach weiter nach oben?
Wie ist das bei euch?

Ich bitte Dich...das is jetzt n Witz oder?

Diese Einstellung wird für Dich spätestens wenn ihr mit Heel Hooks und Co arbeitet ein regelmäßiges Training unmöglich machen. Da bisste 2 Tage im Training und wieder n paar Wochen beim Arzt.

Es macht sicher Sinn sich in dem Sinne abzuhärten, dass man auch außerhalb der "Komfortzone" agieren kann. Wenn Du aber in nem Armbar oder ähnlichem drinhängst, macht es keinen Sinn da den Schmerz ignorieren zu wollen. Es ist im Gegenteil völlig blöde. Eine "Wut", die dich dann noch befreien könnte....naja...klingt eher nach Wunschvorstellung....meiner Erfahrung nach gibt es die nicht. Es gibt Leute, die sind Stiere. Die sinds aber von Anfang an. Das einer normal kämpft und dann im Hebel auf einmal zum Hulk mutiert hab ich noch nicht erlebt.

Meine Beobachtung ist eher die, dass die guten Grappler im Training schon abschlagen bevor irgendwas zieht. Die merken, wenn die net mehr rauskommen und arbeiten dann lieber an den Fehlern, die ZUVOR gelaufen sind, als da irgendwas "abhärten" zu wollen. Ich hab mir das jetzt auch angewöhnt. Was soll das bringen? Um besser zu werden, roll ich möglichst mit besseren Leuten. Wenn ich mich von denen jedes Mal über die Schmerzgrenze hinaus hebeln lasse, werd ich mit 40 wahrscheinlich n reines Arthrosepaket sein, das alleine nicht mal mehr von der Couch hochkommt.

Mir wäre es als Trainingsziel auch wichtiger, die mal technisch zu dominieren, anstatt den "Wer hält den Armbar am längsten"-Contest zu gewinnen.

Apropos....BJJ gilt ja gern mal als "Mattenschach". Unter Schachspielern gehört es zum guten Ton, dass man erkennt wenn man chancenlos ist und eine solche Partie nicht zu Ende spielt.

Bero
04-07-2014, 13:02
Ich bitte Dich...das is jetzt n Witz oder?


Du hast dir den Rest der Beiträge nicht durchgelesen oder? ;)

Deedo
04-07-2014, 13:59
Ich denke ich verstehe was du meinst und wie schon erwähnt, da reagiert einfach jeder Mensch unterschiedlich.

Nach meiner Überzeugung bedarf "der Kampf" einer gewissen Aggressivität, damit meine ich allerdings kontrollierte Aggression und keinen *Berserkermodus*, der bringt in der Regel mehr gefahren als nutzen.

Wenn mir jemand weh tut, dann muss ich dem das "heimzahlen" wollen und das am besten mit Zinsen.

Es gibt tolle Trainingsmethoden um am Mindsetting zu arbeiten und die würde ich dir auch anraten.

Also Kopf hoch und weiter machen. ;)

Bero, darf ich dich als Übersetzer engagieren? Du bist einer der wenigen, der meine Aussagen richtig versteht... ;)

Wieder mal schlecht ausgedrückt, aber mir fiel nix besseres ein. Natürlich mein ich nicht den ich-schlag-alles-kurz-und-klein-ohne-Rücksicht-auf-Verluste-Berserker-Modus aber eben das Quäntchen Aggressivität, das man eigentlich verspüren sollte wenn jemand riiiiichtig gemein zu einem selbst ist - ob das jetzt Druck in Form von körperlicher Gewalt oder psychischer Natur ist macht keinen Unterschied. Genau das "heimzahlen wollen", das kommt und kommt nicht, egal was ich bzw. wir versuchen. Natürlich sprech ich auch mit meinem Trainer darüber, er weiß schon was mich beschäftigt, aber so richtig reinschaun lässt er sich nicht in seine Karten. :rolleyes:

Trainingsmethoden für's Mindsetting? Gibt's da ein Stichwort?



Wie bist Du in diese Situation gekommen ?
Hättest Du mit einer anderen Reaktion besser ausgesehen ?
Probiere das nochmal,am besten gleich !
Bitte Deinen Trainingspartner die gleiche Aktion nochmal zu starten,vielleicht etwas langsamer,entspannter und erarbeite eine Reaktion wie Du den Hebel,Würger,etc. verhindern kannst.

Danke Kigger, das sind absolut berechtigte Fragen und denen geh ich auch zum größten Teil nach - außer ich bin gerade mal wieder zu frustriert. ;)
Nachdem ich fast ausschließlich mit meinem Trainer übe und er offensichtlich der Meinung ist man lernt's am Besten in der richtigen Simulation (und da hat er zum Teil gar nicht Unrecht) ist langsames Erarbeiten nicht allzu oft möglich. Aber auch damit hast du Recht, da leuchtet desöfteren mal die Glühbirne über meinem Kopf auf. :)


Vielleicht werde ich aus dem Lamm auch nie einen Löwen machen aber evt. eine bösartige Katze oder einen hinterlistigen Luchs. ;)

Vote for Katze! Das würde mich schon glücklich machen! :D

Klaus
05-07-2014, 00:34
"Heimzahlen wollen" ist ein schlechter Ratgeber, so gehen Boxer KO. Sich wehren wollen, nicht verletzt werden wollen, sich nicht verprügeln lassen, das schon eher. In einem Kampf geht es darum, eine Gefahr auszuschalten oder zu entkommen. "Heimzahlen" lieber mit Schimpfen, das birgt nicht die Problematik in die nächste Aktion zu laufen.

Mir fällt es schwer, richtig zu beschreiben, was in mir vorgeht. Die Wut verbindet sich mit etwas, das sie "gezielt" einsetzt, bzw. umsetzt. Ich werde nicht kopflos, sondern link. Ich würde aber sein lassen zu versuchen, etwas zu verstehen oder "anzustreben" das man nicht hat und nicht kennt. Rache, Vergeltung, sowas ist sekundär, das Primäre ist das Streben nach Überleben. Jeder Mensch hat in seinem Inneren solche Ressourcen, es ist ratsam, zu üben sich denen anzuvertrauen. Es gibt nämlich mehr als eine Lösung für ein Problem, und manchmal ist das Kartenhaus abreissen nicht die richtige. Versuche mal Dich darauf einzulassen was Dein eigenes Inneres möchte wie Du "kämpfst", das ist vielleicht ganz anders als Du es Dir wünscht. Bei mir entstehen solche Sachen in Träumen, ich bin dann im Traum in einer solchen Situation (wobei das schon mal lustig verklausuliert sein kann womit die symbolisiert wird), und dann reagiere ich mit etwas das neu für mich ist. Danach wächst das Gefühl dann. Vielleicht klappt das ja auch bei Dir. Bei mir war das erste Mal dass ich als Erwachsener wieder wütend werden konnte, nach 25 Jahren, ein Traum bei dem mich ein Wurstverkäufer vor dem Fussballstadion mit dem Wechselgeld betrogen hat. Da bin ich im Traum völlig ausgeflippt und habe den beschimpft wie noch was, und danach konnte ich das auch in Wirklichkeit wieder. Hat allerdings ein bischen gedauert, bis sich das eingependelt hat.

Vielleicht ist der Grund, warum bei Dir so ne "Wut" in der Simulation nicht passiert der, dass Du unbewusst lieber üben möchtest wie man geschickt abhaut. Ducken, losreissen, wegschubsen, abhauen. Das klappt oft sicherer als zu probieren einen grossen, schweren Mann umzuhauen. Manchmal ist das eigene Innere einfach schlau, und möchte keinen Mist "üben". Im Bodenkampf ist Wut glaube ich ne schlechte Idee, Technik, Schnelligkeit, Ausdauer, Erfahrung ist da hilfreicher.

Bare-knuckle
09-07-2014, 02:16
Leute mal im Ernst,was macht ihr im Sparring?
Zahn raus,dies kaputt,jenes kaputt.Ihr wixxt zu arg rein denke ich.

Ich hab mir tatsächlich schon mal im Sparring den Zahn ausschlagen lassen.:D