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Vollständige Version anzeigen : Gary Seaman Journey to the North. An Ethnohistorical Analysis and Annotated Translati



ErSunWukong
23-07-2014, 09:46
Eigenzitat aus amazon.de:

University of California Press (gebunden/1987)
ISBN 0-520-05809-7
236 Seiten

“Die Reise nach Westen“/“Hsi-yu Chi“ über den buddhistischen Mönch, der mit drei sehr ungewöhnlichen Leibwachen nach Indien geht um dort für den Tang-Kaiser buddhistische Schriften zu holen ist eine der bekanntesten chinesischen Geschichten, auch bekannt als „Monkey“ oder „Der Affenkönig.“ Sun Wukong, als einer der drei Leibwächter wurde dann in vielerlei Hinsicht Bestandteil der chinesischen Pop-Kultur vom – spätestens - 14. Jahrhundert bis zum heutigen Tag, wie man etwa in Manaras „Affenkönig“ oder in „Forbidden Kingdom“ sehen kann, wie auch im diesjährigen chinesischen Blockbuster „Sun Wukong“, der noch seinen Weg in die internationalen Kinos finden muss.

Die meisten Leserinnen und Leser auch im chinesischen Sprachraum kennen dabei die Geschichte der Reise nach Westen nicht in der langen Fassung von Wu Cheng-En, sondern in der kürzeren Form aus „Ssu-yu Chi“/“Die vier Reisen“, die besonders in Taiwan große Verbreitung gefunden hat. In dieser Sammlung werden Reisen in die vier Himmelsrichtungen beschrieben in der Form der chinesischen Offenbarungsliteratur, die angeblich von überirdischen Wesen irgendwelchen Schreibern eingegeben wird. „Tung-yu Chi“/“Die Reise nach Osten“ erzählt dabei einige Geschichten der Acht Unsterblichen der daoistischen Tradition und „Pei-yu Chi“/“Die Reise nach Norden“ beschäftigt sich mit einer der wichtigsten Figuren des Wudang-Daoismus, Chen-Wu, dem Vollkommenen Krieger, der in Südchina und Hongkong auch unter dem Namen Pak Tai bekannt ist und der in Kylie Chans moderner Fantasy-Reihe neue Prominenz erhalten hat.

Nach einem ausgiebigen Vorwort zur Entstehungs-, Rezeptions- und Editionsgeschichte durch Gary Seaman, der dabei einige interessante Einblicke in die Entwicklung der populären Literatur in China gibt und dabei auch die „Vier Reisen“ historisch verankert, sowie einige obskurere Geschichten zu Cheng-Wu erzählt, folgt eine Übersetzung einer der noch zugänglichen Fassungen von „Pei-yu Chi“, wobei einige für den westlichen Leser vielleicht unverständliche Passagen durch Fußnoten näher erläutert werden.

In dieser Version der Legende ist Cheng-Wu eigentlich ein Aspekt der dreifachen Seele des Jadekaisers im 33. Himmel, der durch einen unbedachten Wunsch in das Rad der Inkarnation gerät und mehrere Leben durchleiden muss, bevor er wieder in den Himmel zurückkommen kann. Dort bekommt dieser Aspekt als eigenständige Persönlichkeit dann ihren Platz an der Seite des Jadekaisers als dessen oberster Kriegsherr, dem 36 Generäle unterstehen und der dann im Laufe seiner hier beschriebenen Dienstzeit allerlei Dämonen besiegen muss, die dann irgendwie in den Hof des Kaisers integriert werden.

Wie auch im „Hsi-yu Chi“ ist auch das „Pei-yu Chi“ gegen Ende, wenn die verschiedenen Dämonen-abenteuer beschrieben werden strukturell und inhaltlich sehr repetitv, was sich wohl aus seiner Funktion als moralischer Belehrungsschrift erklärt – und es gerade als Vorlesegeschichte mit didaktischem Anspruch ziemlich nützlich macht. Allerdings neigt man dann gegen Ende dazu, die Seiten eher quer zu lesen, da sich manche Textbausteine doch vergleichsweise oft wiederholen.

Das Buch endet mit einem chinesischen Glossar zur Einleitung, einer interessanten Bibliographie und einer Auflistung der chinesischen Schreibungen der wichtigsten Namen und Begriffe in diesem Text, so dass man einige sprachliche Momente – wie die sehr oft auftauchenden sprechenden Namen – im Privatstudium noch genauer betrachten kann.

Wie populäre didaktische Literatur der Vergangenheit nicht durchgängig erzählerisch an allen Stellen so angenehm, aber als Grundlage zur Betrachtung einer der wichtigsten Figuren des chinesischen Pantheons interessant – besonders, da man in Wudangshan meist eine andere Herkunftsgeschichte Chen-Wus hört, als die, die hier niedergelegt ist. Und man bekommt auch erklärt, was es mit der Schlange und der Schildkröte auf sich hat, die in der Symbolik des Daoismus dieses Gebirges so eine große Rolle spielen.



K.-G. Beck-Ewerhardy