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Vollständige Version anzeigen : Wie wahrscheinlich ist ein „gekonnter“ Messerangriff?



Ununoctium
18-09-2014, 21:10
Hallo Leute,

wie ist Eure Meinung dazu?
Bei Messer ist ja immer das Thema, dass wenn jemand mit dem Messer umgehen kann, es nur wenig effektive Möglichkeiten zur Verteidigung gibt.

Nur wie wahrscheinlich ist es das ein normaler Mensch (ohne entsprechenden beruflichen Hintergrund) je mit einem „gekonnten“ Messerangriff angegriffen wird?

Wie viel der Euch bekannten Vorfälle würdet Ihr als „gekonnte“ Messerangriffe bezeichnen?
Würde mich sehr über Links zu Presseberichten oder Polizeiberichten freuen.

Viele Grüße

Heiko

m.l.l.
18-09-2014, 21:19
Mir würde wahlweise auch ein wilder Messerangriff reichen, um dankend abzulehnen.

algorismi
18-09-2014, 21:24
Ob ein gekonter oder nicht gekonter Messerangriff stattfindet ist meiner meinung nach nicht relevant.

Relevant ist nur, sobald der Gegenüber ein Messer ins Spiel bringt würde ich abstand nehmen.

amasbaal
18-09-2014, 22:16
Wie viel der Euch bekannten Vorfälle würdet Ihr als „gekonnte“ Messerangriffe bezeichnen?

alle, von denen ich mitbekommen habe, waren gekonnt.
es waren allesamt (7) verdeckte (nicht gesehene) und unvorhergesehene attacken.
was die sonst noch konnten, blieb unklar, weil das jedesmal damit auch schon beendet war - zugunsten des angreifers.

alle anderen mir bekannten "messerszenarios" waren bedrohungen, ohne angriff.

Filzstift
18-09-2014, 22:24
Ich persönlich wüsste nicht wer hierzulande wirklich messerattacken trainiert (ausser kkler, aber auch da sinds wohl eher weniger) insbesondere zum Zweck der realen Anwendung. Also wohl sehr unwahrscheinlich.
Ist aber egal, gegen ein Messer kann man sich wohl nur verteidigen wenn man sehr weit weg davon ist.

Ununoctium
19-09-2014, 06:35
Mir würde wahlweise auch ein wilder Messerangriff reichen, um dankend abzulehnen.
Wahlweise würde ich jeden Angriff, mit oder ohne Waffen, dankend ablehnen:)

cv almont
19-09-2014, 06:55
Wahlweise würde ich jeden Angriff, mit oder ohne Waffen, dankend ablehnen:)

Naja ein Prügel, Stock oder ähnliches wäre mir aber bei weitem lieber als ein Messer..

concrete jungle
19-09-2014, 09:58
Man sollte es besser nicht erleben!

Wenn man ein Messer denn überhaupt sieht, abhauen, deeskalieren, Heil da raus kommen!

Jemand muß nur einige Zeit üben und wird sehr sehr gefährlich...woher der Stil kommt(Knast, Militär, heutzutage gibt es viel auf Video zu sehen, auch für Lau im Netz)...ein Kampfkünstler kann auch eine Psychose/ Vollrausch bekommen...
ein beruflicher Anwender, der viel schneidet: Schlachter, Teppichverleger usw.- nur so ein paar Ideen dazu.

Hier ein paar Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wieland_Beust

http://archiv.abendblatt.de/ha/1999/pdf/19990814.pdf/HAHA19990814lf000015.pdf

http://www.nytimes.com/2010/10/01/nyregion/01leash.html?_r=3&src=mv&

http://www.scmp.com/news/hong-kong/article/1581469/son-and-friend-get-life-sentences-brutal-knife-attack-left-father

Knife attack - One man stabs multiple cops, kills one - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=75RTkGbiJpk)

http://www.youtube.com/watch?v=ILdGGSI0edU

http://www.youtube.com/watch?v=_eO1SD0ZS_w

http://www.youtube.com/watch?v=21Mc9IxpYRM

Terao
19-09-2014, 10:23
Ich glaube ja, die Bedeutung von Übung wird von uns KKlern (naturgemäß) völlig überschätzt. Bei so großer waffentechnischer Überlegenheit wie bei "unbewaffnet vs. scharfe Klinge", zumal, wenn noch ein Überraschungseffekt hinzukommt, ist "Übung" nicht mehr ein sehr relevanter Faktor. Jeder Idiot kann einem so`n Ding unverhofft in den Bauch stecken.

Little Green Dragon
19-09-2014, 10:26
Würde mich sehr über Links zu Presseberichten oder Polizeiberichten freuen.



Was sollen das für Berichte sein? Mir wäre nicht bekannt das in den Medien oder in Polizeiberichten auf den Hintergrund des Täters eingegangen wird bzw. eine differenzierte Betrachtung bei Messerattacken stattfindet ob diese nun "gekonnt" ausgeführt wurden oder nicht. (Außer wenn jetzt durch Zufall mal dabei steht, dass der Täter Fleischer gewesen ist o.ä.).

Das wäre höchstens bei Tötungsdelikten der Fall wenn davon gesprochen wurde, dass die Leiche "fachmännisch" zerlegt worden ist.

Abgesehen davon waren doch weder die Journalisten noch die Polizei bei der eigentlichen Tag zugegen und können daher auch gar keine Aussage darüber treffen ob der Stich gekonnt oder laienhaft ausgeführt wurde.


Ich würde mich nicht als Messerexperten bezeichnen, weiß aber das ich im Ernstfall never ever so agieren würde wie es in vielen SV Systemen geübt wird. Diese typischen "Stich von unten/von der Seite/ von oben" Geschichten mit langem Arm (schließlich soll der Block ja auch funktionieren) würde mir da als Angreifer am wenigsten in den Sinn kommen.

Messer eng am Körper mit angewinkeltem Arm und dann schnell und explosiv zustechen (und natürlich auch wieder zurückziehen) - ist das schon "gekonnt" oder nicht eigentlich die "natürliche" Art wie jemand mit einem Messer agieren würde? Und da sieht es mit Blocks etc. immer sehr schlecht aus - Verletzungen wird man auf jeden Fall davontragen.

Terao
19-09-2014, 10:31
Ich würde mich nicht als Messerexperten bezeichnen, weiß aber das ich im Ernstfall never ever so agieren würde wie es in vielen SV Systemen geübt wird. Diese typischen "Stich von unten/von der Seite/ von oben" Geschichten mit langem Arm (schließlich soll der Block ja auch funktionieren) würde mir da als Angreifer am wenigsten in den Sinn kommen.

Messer eng am Körper mit angewinkeltem Arm und dann schnell und explosiv zustechen (und natürlich auch wieder zurückziehen) - ist das schon "gekonnt" oder nicht eigentlich die "natürliche" Art wie jemand mit einem Messer agieren würde? Und da sieht es mit Blocks etc. immer sehr schlecht aus - Verletzungen wird man auf jeden Fall davontragen.Das ist ein skurriler Nebeneffekt: Oftmals wäre das, was der Laie macht, sogar besser als das, was inzwischen in so mancher KK gelehrt, propagiert, gezeigt und geübt wird... :o

m.l.l.
19-09-2014, 12:17
Wahlweise würde ich jeden Angriff, mit oder ohne Waffen, dankend ablehnen:)

Noooooooooooo, was!? Ein bisschen Prügeln muss schon sein. :D

Willi von der Heide
19-09-2014, 13:08
Würde mich sehr über Links zu Presseberichten oder Polizeiberichten freuen.



Er hier hat einfach gehandelt ...

Amoklauf in Berlin: 800 Meter blutiger Irrsinn - SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/amoklauf-in-berlin-800-meter-blutiger-irrsinn-a-418358.html)

Noch einer, der einfach ausgerastet ist ...

http://www.come-on.de/lokales/nordkreis/amoklauf-menden-mann-wird-polizei-angeschossen-2972434.html

Und noch einer ...

http://www.retter.tv/de/polizei.html?ereig=-39-jaehriger-laeuft-in-Reutlingen-Amok-und-verletzt-sieben-Personen-&ereignis=22559

big X
19-09-2014, 14:49
habe selber nur eine bedrohung mit messer erlebt.

ein kollege hat einem angebenden kiddie schon mal das messer aus der hand geschlagen (laut eigener erzählung).

ein anderer kollege hatte die klinge schon mal am hals. hat dann mit der hand reingegriffen und sich rausgedreht. danach ist der angreifer wohl stiften gegangen. die hand war zerschnitten, konnte aber ausheilen ohne längerfristige probleme zu bereiten.

@eagle:

eigene waffe am körper, mit dem freien arm den gegner beschäftigen, schnell die distanz überbrücken, oft zustechen (aka mad rush) -> angriff mit tötungsabsicht. baue ich schon mal ins training ein, wenn ich meinen leuten zeigen will, wie solch ein angriff erfolgen könnte.

Mr.Fister
19-09-2014, 14:53
ich beantworte die ausgangsfrage mal mit einer geschichte, die ich mal gelesen hab und die ich diesbezüglich immer ganz treffend fand:

in einem der bücher von lawrence/kane wird von einem freund der autoren berichtet. dieser freund ist langjähriger kk-ler, war einige jahre beim militär und ist nun seit längerem als arzt in einer notaufnahme tätig. diesen herren haben sie gefragt, ob er in all den jahren mal einen patienten auf dem tisch hatte, welcher das opfer von "scharfer" gewalt war, bei dessen verletzungen er - auch bedingt durch seine kk und militärerfahrung - sich gedacht habe "whow, da war aber mal ein profi am werk, der hat wohl genau gewusst, was er da wie zu machen hatte". der arzt hat daraufhin nur mitleidig mit dem kopf geschüttelt und geantwortet, dass es bei derartigen fällen schlichtweg um gewalt ginge und gewalt am ende einfach nach gewalt aussehen würde...

Mr.Fister
19-09-2014, 15:02
ach ja, bevor ich es noch vergesse:

es gab da einen in us-foren relativ bekannten fall, wo ein atienza-kali-mann einen türsteher erstochen hatte:

http://www.nytimes.com/2004/10/26/nyregion/26cigarette.html?_r=0

http://www.nytimes.com/2003/04/14/nyregion/bouncer-dies-family-blames-smoking-ban.html

http://www.nytimes.com/2003/04/19/nyregion/on-the-day-of-bouncer-s-funeral-a-martial-arts-student-is-charged.html

concrete jungle
19-09-2014, 15:03
Hier einige Studien:

Victims of Knife Crime - Tragic Stories of Knife Crime Victims UK (http://www.knifecrimes.org/uk-knife-crime-victims.html)

Knife carry by gang members:

http://dera.ioe.ac.uk/1258/1/0104312.pdf

Knife Crime Case Study on Vimeo (http://vimeo.com/11604249)

Noch ein Faktor aus obigen Studien: einige Intensivtäter stechen oft zu...Vielzahl von Taten...:ups:

...somit genügend qualifiziert als ,,geübter Angriff ?

amasbaal
19-09-2014, 15:20
mitleidig mit dem kopf geschüttelt und geantwortet, dass es bei derartigen fällen schlichtweg um gewalt ginge und gewalt am ende einfach nach gewalt aussehen würde...

eben.
ein gekonnter angriff ist ein erfolgreicher, und erfolgreich sind oft die einfachsten sachen, solange sie konsequent "gewalttätig" durchgezogen werden. das mindset, die waffe und eine gewisse physis reichen, um einen gekonnten angriff durchzuziehen (v.a., wenn der eh jemanden trifft, der unvorbereitet ist. das "können" der täter besteht zu einem teil ja auch in der auswahl des richtigen opfers zum richtigen zeitpunkt am richtigen platz mit dem richtigen, absichten verschleierndem verhalten und einer portion "können" im versteckt halten der waffe).

kleine korrektur zum post von mir weiter oben: einer der gekonnten angriffe von denen ich weiß, war zwar erfolgreich (weil mehrfach getroffen), konnte aber "eingedämmt" werden. bekannter wurde völlig überraschend aus einer scheinbar harmlosen rangelei heraus mit einem nicht bemerkten kleinen messer bearbeitet. bevor er geschnallt hatte, was passiert, hatte er schon mehrere stiche kassiert. dann hat er den gekonnten angriff mit einer völlig ungekonnten aktion gestoppt: den "pumpenden" arm einfach gepackt, dabei, weil der halt am "zurückpumpen" war, mit den händen bis zur klinge gerutscht, die dann doch noch richtig zu packen bekommen (:ups:) und dem messerstecher mit einer hand mehrfach mitten ins gesicht geschlagen, bis der losgelassen hat und dann weglief. klar, eine der hände sah ziemlich übel aus danach (ähnlich, wie bei big x: heilte aber ganz gut). schlimmer waren mehrere stiche im körper. glück: nur muskelverletzungen. mit ner längeren, tiefer eindringenden klinge wären aber 2 der 5 abbekommenen stiche lebensgefährlich gewesen.

da aber der angriff an sich durch kam, bezeichne ich das auch als "gekonnten" messerangriff. die folgetechniken waren halt "mies" aus messer-kk-sicht. dass die waffe zu kurz war, um mehr schaden anzurichten, hat nichts mit können zu tun. kann auch absicht sein, weil eben KEINE tötungsabsicht vorlag.

Willi von der Heide
19-09-2014, 16:05
Noch ein Faktor aus obigen Studien: einige Intensivtäter [B][U]stechen oft zu

Genau das ist ein großes Problem - Multiple Stichverletzungen.

Jeder Mediziner/Rettungssanitäter wird doch bestätigen können, daß gerade multiple Stichverletzungen in Oberkörper/Rücken usw. besonders gefährlich sind. Da kann es dann an mehreren Stellen gleichzeitig zu schweren Verletzungen führen - Bänder/Sehnen/Arterien/Venen usw.

Ich weiß von einem konkretem Fall, wo dem Opfer nicht mehr geholfen werden konnte, da die Verletzungen zu schwerwiegend waren.

Das war ein stark übergewichtiger Mann - ca. 130 kg - sein Bauch soll durch das ganze Blut, daß nicht abfließen konnte, auf doppelte Größe angeschwollen sein. Er erlag dann seinen Verletzungen.

Willi von der Heide
19-09-2014, 16:25
Ich finde daß Thema jetzt nicht wieder ... :(

Der Nutzer Dr. Ralf hatte mal - in einem sehr alten Thread - von einem Experiment berichtet, wo KK-unbedarfte Personen mit einem Messersimulator einen Sandsack attackieren sollte.
Das Ergebnis war, daß sich praktisch alle für die berühmte Eispickel-Haltung entschieden. Laut eigenen Aussagen, wollte sie genügend Wucht hinter den Angriff bringen. Interessant :) !

F3NR1R
19-09-2014, 17:18
Ich würde sowas prinzipiell als sogenannte (negative)"Pascalsche Wette" betrachten


Man glaubt an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man belohnt (Himmel – Man hat gewonnen).
Man glaubt an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man nichts (verliert aber auch nichts).
Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man ebenfalls nichts (verliert aber auch nichts).
Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man bestraft (Hölle – Man hat verloren).

[nur eben das der Typ was drauf hat.Man "nur" (sein Leben) verlieren kann]

Ansonsten, wenn ich so ein Hemd vor mir habe, das sich gerade so noch auf den Beinen halten kann, wo ich mir denke " schon bei einen sanften Händedruck zerbröselt das Handgelenk :rolleyes:", wüsste ich nicht ob ich aus Übermut es nicht doch darauf ankommen lassen würde ...:o





Ich glaube ja, die Bedeutung von Übung wird von uns KKlern (naturgemäß) völlig überschätzt. Bei so großer waffentechnischer Überlegenheit wie bei "unbewaffnet vs. scharfe Klinge", zumal, wenn noch ein Überraschungseffekt hinzukommt, ist "Übung" nicht mehr ein sehr relevanter Faktor. Jeder Idiot kann einem so`n Ding unverhofft in den Bauch stecken.

Naja theopraktisch ist es nicht anders als die Erwartung einen Suckerpunch
"gekonnt" abwehren zu können...
bloß das hier mehr auf dem Spiel steht

Übung in dem Fall nicht ausreicht wenn man sich auf seine reinen Kampffertigkeiten verlässt,
also ohne "Situationserkennung"/Improvisationstalent/Einschätzung_des_Gegenübers etc pp

Klaus
19-09-2014, 20:42
Das war jetzt aber viel zu wenig im Detail, ich möchte hier jetzt auch lesen wo der Einstich kommen muss, und was man danach unbedingt tun muss damit es auch tödlich verläuft. Wofür bezahl' ich hier eigentlich ?

Nite
19-09-2014, 21:35
und was man danach unbedingt tun muss damit es auch tödlich verläuft. Wofür bezahl' ich hier eigentlich ?
Messer zurueckziehen und nochmals zustoßen!
Gern geschehen!

amasbaal
19-09-2014, 21:44
bitteschön:

QHSXZnxLZ0I

ich finde, da braucht man echt keine kk für. und dennoch ist es gekonnt. ziel erreicht....

Nite
19-09-2014, 22:05
In jeder Prisongangs-Doku bekommt man vermutlich mehr Tips zu dem Thema als hier im Forum.

Und passend zum SEAL-Video: alles was ich bei de Buneswehr zum Thema Messerkampf ausgebildet bekommen habe war im Prinzip das was Big X als "mad rush" bezeichnet hat sowie de beruehmte Postenklau.

amasbaal
19-09-2014, 23:46
es gab da einen in us-foren relativ bekannten fall, wo ein atienza-kali-mann einen türsteher erstochen hatte:

http://www.nytimes.com/2004/10/26/nyregion/26cigarette.html?_r=0

Bouncer Dies - Family Blames Smoking Ban - NYTimes.com (http://www.nytimes.com/2003/04/14/nyregion/bouncer-dies-family-blames-smoking-ban.html)

On the Day of Bouncer's Funeral, A Martial Arts Student Is Charged - NYTimes.com (http://www.nytimes.com/2003/04/19/nyregion/on-the-day-of-bouncer-s-funeral-a-martial-arts-student-is-charged.html)

oh, dass ist ja interessant. wusste ich noch gar nicht.


the martial art he studied was defensive:ups:ausgerechnet atienza kali:rotfltota

Mr.Fister
20-09-2014, 11:15
ein gekonnter angriff ist ein erfolgreicher[...]
und da liegt in meinen augen doch bei der eingangsfrage auch schon der hase im pfeffer:

im erfolgsfall unterscheidet sich das endergebnis eines sog. gekonnten angriffs kaum von einem ungekonnten. :(

um mal ein beispiel zu bringen:

ich hab vor einiger zeit mal eine erklärung vom chef der jungs von libre fighting (die ja vor allem für ihr messer-system bekannt sind) gelesen, wo er erklärt, warum die mit dem messer machen, was sie machen. deren vorgehensweise basiert darauf, möglichst viele löcher in den gegenüber zu stanzen, was ihnen wohl wiederholt den vorwurf eines "overkill-ansatzes" eingebracht hat. es wurde ausgeführt, das man so vorgehe, um die sache schnellstmöglich zu beenden, nach dem motto "mehr trauma, mehr blutverlust und damit schneller vorbei".

das endergebnis eines solchen vorgehens dürfte nicht viel anders aussehen als das eines konsequent vorgetragenen "prison yard rush" oder einer "psycho-duschszenen-attacke" eines nicht-messerkampf-trainierten...

amasbaal
20-09-2014, 14:35
der "overkill" wird unserem training (fma allgemein) tatsächlich vorgeworfen. die "libre fighting" begründung ist das eine, die tatsache, mit einer aktion gleich mehrere techniken und deren "fließende" verknüpfung zu trainieren, das andere.
nur sind die fma ja keine sv-systeme.
das bitte ich immer dringend zu unterscheiden.
ein im sinne der kunst gekonnter angriff dient im training der überaus wichtigen "verinnerlichung" des umgangs mit der waffe. wir trainieren diese kunst um der kunst willen unddeshalb, weil diese fusion von körper und waffe für uns elementar ist, weil sie - AUCH für die sv mit und/oder gegen waffen - grundlegende fähigkeiten verinnerlicht und entsprechend hilfreich ist bei improvisation/spontan "korrekte" reaktion und für die "blade awareness" in jeglicher form (und sei es zb. auch nur, um intuitiv immer spitze und schneide korrekt ausgerichtet zu haben).
das sind TOOLS für die sv.
ein eigentliches sv training ist etwas anderes.
deshalb stellt sich mir die frage "könnte der angreifer ein formales training haben" erst mal nicht. jeder stich, ist ein stich, jeder cut ein cut. in "echt" ist es sch...egal, wie "gekonnt" der im sinne der kunst daherkommt.

wenn ich mich auf "gekonnte" angriffe fixiere, haben wir ein problem, dass man auch aus anderen kks kennt: man kämpft im training immer innerhalb der dort gerlernten "gekonnten" muster. kommt dann ein "mad rush" angreifer mit "unorthodoxen" techniken (einfach wildes reinrausreinrausreinraus und nochmal drehen und das mit unbekannter "bewegungslehre" oder so), ist man relativ ratlos. bis man sein rezept dagegen hat, ist der angriff schon vorbei.
"fremdstilangreifer" sind da auch keine lösung, weil es eben nicht um fremde "stile" mit einem bestimmten systematischen vorgehen geht, sondern um schlichtes, gewalttätiges abstechen.

also: gekonntes aus den fma oder anderen systemen "mit klingen" als nützliche tools (eben: liefersysteme) und realitätsnahes sv-training für die eigentliche sv, wenn man denn "messer-sv" trainieren möchte.

für mich würde das bei dem thema bedeuten: lieber crosstraining, als die ein oder andere seite (kk/sv) zu verwässern.

F3NR1R
20-09-2014, 16:00
wenn ich mich auf "gekonnte" angriffe fixiere, haben wir ein problem, dass man auch aus anderen kks kennt: man kämpft im training immer innerhalb der dort gerlernten "gekonnten" muster. kommt dann ein "mad rush" angreifer mit "unorthodoxen" techniken (einfach wildes reinrausreinrausreinraus und nochmal drehen und das mit unbekannter "bewegungslehre" oder so), ist man relativ ratlos. bis man sein rezept dagegen hat, ist der angriff schon vorbei.
"fremdstilangreifer" sind da auch keine lösung, weil es eben nicht um fremde "stile" mit einem bestimmten systematischen vorgehen geht, sondern um schlichtes, gewalttätiges abstechen.


Ich glaub auch,
hier über gekonnt und ungekonnte Angriffe, im Sinne von Technik, zu reden ist reichlich witzlos,
entscheidender wird ja wohl die allgemeine Fertigkeit des Gegenübers sein, wie schnell, kraftvoll, präzise und geschickt er angreifen(bzw überhaupt kämpfen) kann,
was man bestimmt auch ohne Waffenkampfkunst, zumindest zu einem gewissen Grad, erwerben kann

Mal an die Spezialisten hier:
Wie oft trainiert ihr eigentlich Messerabwehr mit richtigen Laien,
wie sieht die Erfolgsquote ungefähr aus, unbeschadet oder "nur" überlebend davonzukommen ?

Ousi
20-09-2014, 16:37
Jeder Idiot kann einem so`n Ding unverhofft in den Bauch stecken.
This
Was verstehst du unter gekonnt? Wie's man beim Militär macht wenn man "Wachposten" liquidiert, klassisch fechtmässig, oder beiläufig, etc?

Im Endefekt ist es ziemlich egal wie geschickt der Angriff ist, solange sich das Gegenüber nicht selbst verletzt ists immer äussert gekonnt aus Sicht des Angegriffenen.

amasbaal
20-09-2014, 21:31
Wie oft trainiert ihr eigentlich Messerabwehr mit richtigen Laien,
wie sieht die Erfolgsquote ungefähr aus, unbeschadet oder "nur" überlebend davonzukommen ?

na ja, totale anfänger in der gruppe sind ja laien...
wenn sie "irgendwie" angreifen dürfen, kommt es erheblich auf zwei dinge an: 1. sind sie "schüchtern" und trauen sie sich nicht "richtig" oder sind sie auf kommando aggressiv und geben gas. 2. sind sie mir körperlich klar überlegen oder sind sie in etwa physisch gleich stark oder gar unterlegen.

im schnitt geht das einigermaßen glimpflich aus (evtl. leichte cuts am unterarm/handgelenk, oberschenkelaußenseite oder bauchspeck, es sind fast nie die stiche; cuts, die aus abgewehrten stichen heraus "passieren", sind die häufigsten treffer ---- also: des öfteren nicht genug auf die sicherung geachtet, die in der technik mit eingebaut sein sollte und die im stress des öfteren verlorengeht).
hab ich jedoch einen massigen/kräftigen angreifer-laien, der sich schnell bewegen kann und auf knopfdruck mit agression vorgeht, dann...
also da wirds dann böse.
es ist m.e. ein märchen, dass ein "schwacher" messerstecher genauso gefährlich ist, wie ein "starker" (wenn es darum geht, dass man weiß, dass ein angriff bevorsteht und wenn es kein hinterhalt ist!!!!!!). so einem kann man das messer erst mal schön aus dem weg geräumt haben, der walzt dich aber trotzdem um und hat sein messer dabei wieder schnell unter kontrolle. einfach durch anwendung überlegener körperlicher gewalt. da müßte man technisch sehr präzise arbeiten und das ist bei diesen "voll druff" angreifern nicht gerade einfach, wie wir alle wissen. in den fällen bin ich froh, wenn die erfolgsquote auch nur ansatzweise befriedigend ist (nicht schwer verletzt bis das messer aus dem spiel ist. und bei starken angreifern ein weiteres problem: die fighten evtl. auch ohne messer weiter und können das blatt noch mal wenden. ein guter boxer knallt dich dann mit den fäusten weg und hat alle zeit der welt, sein messer wieder in die finger zu bekommen, falls man es ihm vorher nicht in die richtigen stellen gesteckt hat...).

es ist und bleibt eine fiese sache mit bedenkenswerten erfolgschancen im training (!), wenn RICHTIG von den richtigen leuten angegriffen wird.

ich bin aber auch kein sv-trainer. das sind erkenntnisse aus dem fma training. würde mich allerdings wundern, wenn es sv trainer grundsätzlich leichter hätten.

ps: tipp fürs training in "partnerform" bei abgesprochenen angriffen und bestimmter zu übender reaktion darauf: dem angreifer einfach mal nen boxhandschuh auf die freie hand ziehen und ihn auch feste hauen lassen, sobald die abwehraktion läuft. das alleine hat schon illusionen vertreibende wirkung.

edit: kaum verwunderlich ist, dass "gekonnte" angriffe im sinne des stils, den man trainiert, keinesfalls schwieriger zu beherrschen sind. ich persönlich komm damit sogar besser klar. ein "guter" laie ist da eher mein angstgegner im training (oder eben der TOTALE KÖNNER. nur ist der zum glück ja sehr selten und eher weniger unter den anfängern/mittelstuflern, die ich meist trainiere, zu finden ;))
deshalb: lieber von nem fma-mittelstufler "gekonnt" angegriffen werden, als von nem totalen laien mit entsprechenden mentalen und physischen voraussetzungen und festem willen, mich fertig zu machen oder von nem fma-trainierenden, der die skills und das mindset von zb. meinem oberguro drauf hat, wenn der den entsprechenden schalter umlegt.

Ousi
21-09-2014, 10:57
es ist und bleibt eine fiese sache mit bedenkenswerten erfolgschancen im training (!), wenn RICHTIG von den richtigen leuten angegriffen wird.

Und das ist wohl auch der springende Punkt, im Training ists schon schwer, und die wenigsten bleiben wohl genug ruhig wenn da ein echtes Messer ist.

Zudem ist es imho nicht gekonnt wenn man das Messer sieht:mad:, aber solche Geschichten dürften zumindest für meinereiner Situationen sein mit denen ich nie zu tun haben werde:)