Dominant oder verkloppt? [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Dominant oder verkloppt?



jkdberlin
30-09-2014, 13:28
Wie wichtig ist es bei euch, dass ihr euch mit guten und besseren Trainingspartner umgebt? Oder sucht ihr z.B. für eure Wettkampfvorbereitung eher Trainingspartner, die ihr dominieren könnt und so eure Dominanz stärkt?

Den Tipp mit dem Umgeben mit stärkeren Trainingspartnern höre ich häufig, meistens aber von Leuten, dir ihre Umgebung relativ einfach dominieren. Selten ist mir jemand begegnet, der das ganze Training über getappt oder verkloppt wurde und der mir dann freudestrahlend sagt: "ja, das war gut, dadurch werde ich besser". Die meisten sind eher frustriert. Wie ist das bei euch?

Bero
30-09-2014, 13:39
Forrest Griffin hat in seinem Buch „Voll auf die Zwölf“ geschrieben, dass er es immer bevorzugt hat im Leistungslevel mittig, besser noch etwas drüber zu liegen.

Bist du zu schlechte will dich keiner so wirklich als Partner/deine Motivation leidet, dominierst du alle anderen, fehlt es dir an Gegnern. (Durch Niederlagen lernt man mehr als durch Siege)
Wenn er gemerkt hat, dass er alle anderen relativ Problemlos schlagen konnte, ist er weiter ins nächste Gym gezogen.

Anhand meiner Erfahrungen würde ich das so in etwa unterschreiben, es ist immer gut wenn es noch ein paar größere Hechte im heimischen Karpfenteich gibt, sonst stagniert man.

D.Fink
30-09-2014, 13:45
Also ich Trainiere immer lieber mit besseren Trainingspartner ich hab da das Gefühl das mich das weiter bringt als wenn ich mit Unterlegenen Trainiere. +

Speziell beim BJJ ist es so, das ich nicht gefrustet bin wenn ich öfter Tappen muss es sei denn der andere lässt einem so gar keine Luft zum Atmen.

xTex
30-09-2014, 13:51
Da mich im Training das Tappen überhaupt nicht interessiert, trainiere ich gerne mit Leuten, die mich dazu bringen. Umso mehr lerne ich über das, was ich noch nicht weiß und kann mich anhand dessen weiter entwickeln.
Gleichzeitig schätze ich aber auch Trainingspartner, die mich nicht direkt tappen und mir somit Zeit lassen, selbst Dinge auszuprobieren oder neues für mein Game zu entwickeln. Beide Partnertypen haben sicherlich ihre Daseinsberechtigung und bringen einen auf unterschiedliche Art und Weise weiter. Daher würde ich mich da nicht auf eine Sorte festlegen.

Cillura
30-09-2014, 14:03
Ich trainiere immer gern mit Leuten, die besser sind als ich. Die sind wesentlich kontrollierter als Anfänger und machen mich nicht kaputt. Und sie haben gerade auch beim Rollen eine Lockerheit drauf, mit der man sehr gut arbeiten und ausprobieren kann. Ich für meinen Teil lerne in solchen Trainingseinheiten sehr gut.

Andererseits mache ich mit einigen unserer Kids auch gern mal freies Randori. Mit denen kann man sehr gut spielen und wesentlich entspannter arbeiten, als erwachsene Trainingsanfänger.

Also mal so mal so. Am liebsten aber die Gegner :)

JoHatsu
30-09-2014, 15:21
Zu viele negative Erlebnisse führen auf Dauer zu Vermeidungs-Reaktionen, zu Passivität. Zu viele positive Erlebnisse mit technisch schlechteren führen zu Selbstüberschätzung. Mein idealer Rollpartner sollte technisch auf meinem Level sein und höchstens eine Gewichtsklasse über mir oder technisch ein Level über mir und in meiner Gewichtsklasse. Das schärft meine Konzentration. Außerdem kann ich mit so einem Partner lange und kontinuierlich rollen, ohne dass ich danach zwei volle Regenerationstage brauche.



... es ist immer gut wenn es noch ein paar größere Hechte im heimischen Karpfenteich gibt, sonst stagniert man.
Ein paar - ja... Zu viele dagegen... Gladwell bringt dazu in seinem Buch ein paar gute Beispiele, wie es schief gehen kann, wenn man in einen zu großen Teich wechselt.
David und Goliath: Die Kunst, Übermächtige zu bezwingen - Malcolm Gladwell - Google Books (http://books.google.de/books?id=hy1xAgAAQBAJ&pg=PA2&dq=gladwell+david&hl=de&sa=X&ei=EboqVPzUFIX8ygP4loKQAw&ved=0CDIQ6AEwAQ#v=onepage&q=teich&f=false)

amasbaal
30-09-2014, 15:52
wenn sie wirklich gut sind, dann schaffen sie es auch, sich mir so anzupassen, dass es mir zwar mühe bereitet, mir aber die möglichkeit gibt, die aufgaben, die ich mir stelle, auch hin und wieder umzusetzen. sie selbst suchen sich dafür zb. im sparring aufgaben, die ihnen noch probleme bereiten. dadurch habe ich meine chancen.

gegenseitiges pushen ist doch eh immer angesagt.
er trainiert mich, ich trainiere ihn. so sollte es sein - levelunabhängig.

wenn es um konkrete wettkampfvorbereitung geht (womit ich nichts zu tun hab), macht es, denke ich, der richtige mix aus dominieren können bei den einen und dominiert werden durch die anderen. zu viel frust und zu viel siegessicherheit schadet doch immer.
aufbauen und dann durch nen kleinen "realitätsschock" wieder vom größenwahn runterholen. an der stelle wieder abholen und aufbauen usw.
in etwa so...

period
30-09-2014, 16:35
Ich bin der Meinung, dass es absolut von Vorteil ist, bei den Trainingspartnern ordentlich durchzumischen. Im Zweifelsfall halte ich es wettkampfnah für wichtiger, mit Partnern zu arbeiten, die man in zumindest 50% der Fälle schlagen kann - ohne, dass diese dafür unter ihrem Niveau kämpfen müssen.

Die indischen Ringer beginnen angeblich ihre Trainingseinheiten immer damit, dass sie mit leichteren Jugendlichen ringen und sich dann die Ränge nach oben arbeiten, bis sie schließlich auf gleich starke und / oder stärkere Gegner treffen. Es gibt auch spezielle Anweisungen, welche Aspekte man mit den einzelnen Kategorien von Gegnern besonders trainieren soll (z.B. mit den Jugendlichen v.a. auf Schnelligkeit ringen und neue Techniken ausprobieren). [Quelle: J. S. Alter, The Wrestler's Body: Identity and Ideology in North India.)

Weltklasseringer Cary Kolat empfiehlt auch, sowohl mit leichteren als auch mit schwereren Partnern zu trainieren und sich auf den jeweiligen Stil so gut wie möglich einzustellen - gleich schnell zu ringen wie der leichtere bzw gleich stark zu ringen wie der schwerere. Über den Fortschrittsgrad dieser Partner sagt Kolat in diesem Interview nichts, aber es ist aufgrund seiner Karriere im Nationalkader wohl anzunehmen, dass er damit hauptsächlich technisch ähnlich fortgeschrittene Ringer meint - sprich, er rät sich zumindest hin und wieder absichtlich in nachteilige Situationen zu bringen.
Relativiert wird dies aber dadurch, dass sich Kolat dezidiert für einen sehr hohen Prozentsatz an Drills gegenüber Sparring im Training ausspricht (Drills: 60-70%, Sparring eher 20-30%), und Drills werden meistens mit reduziertem WIderstand durchgeführt.

Ziemlich klar für die Arbeit mit schwächeren Partnern sprechen sich übrigens Saulo Ribeiro und Steve Maxswell aus:
"Try and work with guys that are smaller,weaker and with less technique than you so that you can repeatedly work your moves over and over again so that it becomes reflexive. Only once or twice a week should you seek out the guys that can give you a hard time or kick your butt. If you only train with tough guys that can beat you,you will only develope a defensive style.This was the wisdom handed to me by the great Saulo Ribeiro 5x world bjj champion and has helped me win two world and PanAmerican championships."
[Quelle: Maxwell auf IronGarm ? View topic - STEVE MAXWELL: Collected Works (http://www.irongarmx.net/phpBB2/viewtopic.php?p=63107) - ACHTUNG: einige Signaturbilder NSFW!]

Was mir spontan noch dazu einfällt ist ein Zitat von Geoff Thompson. Dieser arbeitet bei Demos fast immer mit dem gleichen Partner (übrigens sein Schwager); üblicherweise schaffte er es, diesen im Sparring ziemlich klar zu vermöbeln. Interessant wurde die Sache, als der Schwager ein paar Wochen woanders trainierte und dann zurückkam, woraufhin er Thompson den "härtesten Kampf seines Lebens" lieferte - ohne neue Techniken anzuwenden oder sein Trainingsvolumen geändert zu haben. Thompson schließt darauf, dass sein Trainingspartner einfach so sehr gewohnt war, gegen ihn zu verlieren, das er mental schon vorzeitig aufgab.

Beste Grüße
Period.

F3NR1R
30-09-2014, 16:42
Naja was heißt schon dominieren,
den Gegenüber ständig mühelos "dominieren" zu können, wird doch ziemlich schnell fad :o,
ich habs irgendwie gern mit "machbaren" Herausforderungen, da kommt meine Adaptionswut auch wieder richtig zur Geltung :D

Kommt aber auch aufs Trainingsziel an,... wenn freigeistig rumgetrollt werden soll, würde ich mir auch einen schwächeren schnappen :p

Kannix
30-09-2014, 19:28
Man muss sich das im Training auch einteilen. Ein stärkerer Gegner kostet viel mehr KOndition. Es kommt auch auf das Ego drauf an, auch wenn niemand gerne immer nur verkloppt wird und sich freut.
In der Wettkampfvorbereitung finde ich es ganz gut den Wettkämpfer konditionell plattzumachen indem er eigentlich schwächere aber immer ausgeruhte Sparringspartner bekommt.
Bei freier Sparringspartnerwahl kann man ganz gut beobachten wer sich wen aussucht. Normalerweise jemanden der nicht zu langweilig aber beherrschbar ist.

cv almont
30-09-2014, 21:10
Also ich Trainiere immer lieber mit besseren Trainingspartner ich hab da das Gefühl das mich das weiter bringt als wenn ich mit Unterlegenen Trainiere. +

Speziell beim BJJ ist es so, das ich nicht gefrustet bin wenn ich öfter Tappen muss es sei denn der andere lässt einem so gar keine Luft zum Atmen.

Finde es genau umgekehrt. Wenn man selbst "besser" ist, kann man Techniken viel besser ausprobieren, sich absichtlich in ungünstige Positionen bringen und neue sweeps etc. versuchen.

Die meisten deutlich besseren verhindern Techniken meist schon im Ansatz, so dass man nur sehr wenig lernt finde ich.

Ich finde den Lerneffekt gegen schwächere bzw. gleich gute Gegner wesentlich höher...

Gürteltier
30-09-2014, 21:20
Ich find, da hatte Forrest Griffin mal Recht.

Es ist wie ein Dreier. Am besten hat es der in der Mitte.

D.Fink
30-09-2014, 21:33
Finde es genau umgekehrt. Wenn man selbst "besser" ist, kann man Techniken viel besser ausprobieren, sich absichtlich in ungünstige Positionen bringen und neue sweeps etc. versuchen.

Die meisten deutlich besseren verhindern Techniken meist schon im Ansatz, so dass man nur sehr wenig lernt finde ich.

Ich finde den Lerneffekt gegen schwächere bzw. gleich gute Gegner wesentlich höher...
Mein Problem ist irgendwie das wenn der Partner lamgsamer und ungenau ist das ich mich davon einlullen lasse und auch langsamer und ungenau werde.
Ich brauche einen Gewissen Druck um gute Leistungen zu bringen.
Beim BJJ finde ich das mir die Erfahren besser Tips geben können aber da stehe ich aktuell ja eh noch am unteren ende der Nahrungskette.

amasbaal
30-09-2014, 22:07
Bei freier Sparringspartnerwahl kann man ganz gut beobachten wer sich wen aussucht. Normalerweise jemanden der nicht zu langweilig aber beherrschbar ist.

stimmt. mach ich auch. am schlimmsten sind die langweilig unbeherrschbaren. das ist voll langweilig, nur die hucke voll zu kriegen mit immer den gleichen kombos, gegen die man trotzdem nichts machen kann... öööööde! :(