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Vollständige Version anzeigen : Flashback/Traumaopfer in Kursen



Sven K.
06-11-2014, 13:44
Aus gegebenen Anlass würde mich Euer agieren in solchen Situationen interessieren. Ist so was bei Euch schon vorgekommen? Wenn ja, wie seit ihr damit umgegangen?

Bero
06-11-2014, 14:12
Ich hatte so eine Situation bisher erst einmal und zwar in einem Hochschulsport-Kurs, den ich gegeben habe.

Da war ein Mädel das sonst eigentlich ganz engagiert mitgemacht hat, mir ist da zumindest nix außergewöhnliches aufgefallen.

Wir haben dann mal so ein Szenario/Rollenspiel (Richtung sexueller übergriff) gemacht, bei dem ich der „Täter“ war.
Ich hatte nen Schutzanzug an und bin auch schon recht „brutal“ (packen, an die Wand drücken/festhalten, evtl. zu Boden bringen, auch Verbal, etc.) vorgegangen, was auch so abgesprochen war.

Bei den vorausgegangenen/vorbereitenden Übungen hatte sie sich auch recht gut geschlagen aber im Szenario hat sie plötzlich dicht gemacht.
Sie fing an zu zittern, zu hyperventilieren und war kurz nem Zusammenbruch, zumindest war das mein Eindruck.

Ich hab dann sofort abgebrochen, sie sich mit ner Kommilitonin zur Seite setzen lassen und mit den anderen weitergemacht.
Das lag auch daran, dass ich das jetzt nicht vor den ganzen anderen Teilnehmerinnen weiter hinterfragen/thematisieren und sie nicht in den Gruppenfokus rücken wollte.

Nach dem Training kam sie dann zu mir und hat mir erzählt was dahinter steckte und das da einfach alte Erinnerungen wieder hochgekommen waren.
Ich hab ihr dann gesagt, dass sie gerne weiter kommen kann aber das ich kein Therapeut bin und ihr da auch nicht wirklich helfen kann. Sie solle sich doch besser an jemanden wie z.B. den psychologischen Dienst der Hochschule richten und sich von da vermitteln lassen.

Sie ist dann übrigens weiterhin gekommen aber ich hab sie von da an möglichst unauffällig aus ähnlichen Übungen raus gehalten.
Für sowas gibt es Fachleute und ich bin keiner von denen.

Franz
06-11-2014, 14:16
Ich habe dem ehemaligen Opfer Adressen von Hilfestellen gegeben

Sven K.
06-11-2014, 14:41
Ja, da gehören Profis ran. Adressen geben ist gut. Haben wir auch gemacht. Inklusive einer guten Therapeutin. Wir können und wollen so etwas nicht leisten.
Eigentlich erwähnen wir diese Thema IMMER vor Beginn eines Kurses. Leider denken einige "Och, das geht schon", auch weil sie in ihrer Erwartungshaltung im Fantasiereich sind. :(

Bero
06-11-2014, 14:49
Eigentlich erwähnen wir diese Thema IMMER vor Beginn eines Kurses. Leider denken einige "Och, das geht schon", auch weil sie in ihrer Erwartungshaltung im Fantasiereich sind. :(

Hab ich damals zu Beginn des Kurses nicht gemacht, allerdings hatte ich die Teilnahme an dem Szenario/Rollenspiel ausdrücklich freigestellt.

Allerdings stellt sich da doch die Frage ob jemand, der sich schon evtl. dazu durchgerungen hat an so einem Kurs teilzunehmen, auf so eine Ansage/Warnung tatsächlich wieder gehen würde.
Einmal weil er sich vielleicht etwas von der Teilnahme erhofft aber auch, weil man sich durch ein „zurücktreten“ ja in den Fokus der Gruppe rückt.

Sven K.
06-11-2014, 15:00
Hab ich damals zu Beginn des Kurses nicht gemacht, allerdings hatte ich die Teilnahme an dem Szenario/Rollenspiel ausdrücklich freigestellt.

Allerdings stellt sich da doch die Frage ob jemand, der sich schon evtl. dazu durchgerungen hat an so einem Kurs teilzunehmen, auf so eine Ansage/Warnung tatsächlich wieder gehen würde.
Einmal weil er sich vielleicht etwas von der Teilnahme erhofft aber auch, weil man sich durch ein „zurücktreten“ ja in den Fokus der Gruppe rückt.

Ja, der Gruppendruck ist hier recht hoch. Wir sprechen aber auch die Teilnehmerinnen bei Anmeldung darauf an.

Klaus
06-11-2014, 15:12
Wie man reagiert, kann man sich auch als Betroffener nicht vorstellen bevor es passiert ist. Von daher "lügen" die Leute nicht unbedingt. Da sollte dann nicht irgendein Therapeut, sondern jemand mit Erfahrung in dem Bereich ran, also Leute aus dem Bereich Traumatherapie dem körperliche Zustände nicht fremd sind.

Sven K.
07-11-2014, 14:13
Wie man reagiert, kann man sich auch als Betroffener nicht vorstellen bevor es passiert ist. Von daher "lügen" die Leute nicht unbedingt. Da sollte dann nicht irgendein Therapeut, sondern jemand mit Erfahrung in dem Bereich ran, also Leute aus dem Bereich Traumatherapie dem körperliche Zustände nicht fremd sind.

Absolut richtig. Wir arbeiten gezielt, eng mit dem "Weißen Ring" zusammen. Die haben gute Kontakte. ;)

concrete jungle
11-11-2014, 17:15
Hatte das bei Uni-SV-Kursen für Frauen bei denen ich mithalf, der Bekannte der die öfter für je 30-40 junge Damen abhielt meinte, es wären in jedem Kurs 2-3 dabei, wo so etwas hochkäme...manchmal recht heftig!

Habe das bei SV-Seminaren erlebt, einmal bei einem sehr grossen und kräftigen Mann, der einige Jahre zuvor Opfer einer echt fiesen Gewalttat von mehreren Tätern geworden war und im Theorieteil auf einmal verbal ,,lossprudelte"...habe den beruhigt und es dann dem Seminarleiter mittgeteilt.

Diese Leute brauchen professionelle Hilfe und zwar Pronto!