Vollständige Version anzeigen : Buch-Auszug: Budô no tanjô
Anbei ein kleiner Auszug aus dem Buch "Die Geburt des Budô" (Budô no tanjô) von Inoue Shun (geb. 1938, Professor für Soziologie an der Universität Osaka):
Inhaltsverzeichnis
Vom jûjutsu zum jûdô
• Die Kriegskunst innerhalb der Zivilisationen
• Die Geburt des kôdôkan-jûdô
• Der Einfluss der Theoretisierung
Die Entwicklung des kôdôkan-jûdô
• Die erfolgreichen Kämpfe des kôdôkan
• Entwicklung und Verbreitung des jûdô
• Das dan-Gradierungs-System
Verbreitung ins Ausland
• Die Botschafter der ersten Zeit
• Die Popularität öffentlicher Kämpfe
• Die Vorbereitung der Internationalisierung
Budô und Sport
• Die Verbreitung ausländischen Sports
• Vom bujutsu zum budô
• Modernisierung und Tradition
Die budô-isierung des Sports
• Die Entwicklung der budô-Events
• Die Einrichtung einer budô-Ideologie
• Der Wiederaufbau des budô-Image
Die Versportlichung des budô – Epilog
Nachwort
Die neuzeitliche Kultur und die Kampfkunst (budô)
Die Geschichte der Kriegskunst (bujutsu und bugei) ist zwar alt, aber Kampfkunst (budô) ist eine moderne Erfindung. Natürlich gibt es aufgrund von Texten aus der Edo-Zeit wie dem Budô-denrai-ki aus dem Jahr 1687 von Ihara Saikaku oder dem Budô-shoshin-shu aus dem Jahr 1727 von Daidôji Yûzan keine Zweifel, dass der Begriff budô schon vor der Neuzeit verwendet wurde. Aber das Budô-denrai-ki ist eine kurze Kompilation von Geschichten über Blutrache, wie sie in verschiedenen Provinzen überliefert wurden; und das Budô-shoshin-shu ist eine Schrift, welche die anzustrebenden Fertigkeiten eines Kriegers erläutert. Der darin vorkommende Ausdruck budô verweist nämlich auf das Pflichtbewusstsein und die Lebenshaltung eines Kriegers, und wird im Sinne von shidô oder bushidô verwendet.
Dass die Begriffe bujutsu und bugei wie budô verwendet werden, und sich durch die Verbindung mit dem bushidô-Denken eine eigentümliche Form herausgebildet hat, ist eine Entwicklung der zweiten Hälfte der Meiji-Zeit. Und Leute welche diese Tendenz befürworteten, wie z.B. der später zu behandelnde Nishikubo Hiromichi (1863-1930), beklagten noch zu Beginn der Taishô-Zeit (1912-1926), dass der Ausdruck budô keine allgemeine Verwendung finde. Aber in der frühen Shôwa-Zeit, d.i. den 1930er Jahren, hat budô eine rasante Entwicklung zu verzeichnen, und gleichzeitig gibt es eine starke Verknüpfung mit der Ideologie des Militarismus.
In der Gegenwart wird der Begriff budô in der Regel ohne Bezug zu Militarismus und mit nur schwacher Verbindung zu bushidô einfach als Sammelbegriff für kendô, jûdô, kyûdô, naginata etc. gebraucht; aber in Form der Betonung der „Bildung des Charakters“ (人格の陶冶) und der „geistigen Bildung“ (精神修養) ist die alte Nuance zumindest teilweise erhalten geblieben.
Bujutsu auf den Bühnen
Die während der Edo-Zeit blühenden Kriegskünste mussten innerhalb der Tendenz zur „Aufklärung“ der Meiji-Zeit unweigerlich in Verfall geraten. Vor allem die im Dienst des bakufu sowie der einzelnen han (藩) stehenden Krieger-Familien verloren mit dem Zusammenbruch der bakufu-Administration und der mit der politischen Neuordnung der Meiji-Zeit einhergehenden Einrichtung der Präfekturen und der Auflösung der han ihren Lebensunterhalt; und dadurch gab es auch Personen, welchen nichts anderes übrig blieb, als die öffentliche Zur-Schau-Stellung von Kampfkunst zur Grundlage für ihren Lebensunterhalt zu machen. Darunter waren die Aufführungen der „Schwertkampf-Vereinigung“ (撃剣会) von Sakakibara Kenkichi (榊原鍵吉) (1830-1894) und anderen berühmt (zur Schwertkampf-Vereinigung ausführlich das im Shimazu-Buchverlag erschienene Werk Gekkenkai-shimatsu von Ishigaki Yasuzô).
Natürlich war es nicht so, dass alle Krieger-Familien zu Bedürftigen wurden. Zum Beispiel der Fall des Fechters Saitô Yakurô (斉藤弥九郎) (1798-1871) am Ende der bakufu-Zeit. Da er viele Schüler hatte die am Umsturz des bakufu beteiligt waren, wie z.B. Katsura Kogorô (桂小五郎) bzw. Kido Takayoshi (木戸孝允) aus Chôshû, Takasugi Shinsaku (高杉晋作) (1839-1867) Shinagawa Yajirô (品川弥二郎) (1843-1900), Tani Tateki (谷干城) (1837-1911) aus Tosa und andere, konnte er nach der Restauration [der kaiserlichen Macht] eine Stelle in der neuen Administration erhalten. Andererseits war Sakakibara Kenkichi ein Vasall des Shogunats, und das gilt auch für seine Schüler.
Sakakibara stammte aus einer hatamoto-Familie und studierte von klein auf den Schwertkampf der Jikishinkage-Tradition (直心影流) bei Odani Seiichirô (男谷精一郎) (1798-1864). Noch jung wurde er Lehrer an der Militärakademie (講武所) des Shogunats; 1862 wurde er Nachfolger in der 14ten Generation des Jikishinkage-ryû und errichtete als ein dôjô in Shitaya-Kurumazaka. Nach der Restauration und dem Niedergang der Schwertkampfkunst fasste er zusammen mit seinem hochrangigen Schüler Nomi Teijirô (野見鍉次郎) (1827-1908) den Plan, den Schwertkampf auf die Bühne zu bringen. Anlässlich eines Wettkampfs bei einer Gedenkfeier für den 14ten Shogun Tokugawa Iemochi baten sie den Gouverneur von Tokyo um die Erlaubnis für eine Aufführung, und im April 1873 wurde in Asakusa-Saemongashi die offizielle Schautruppe bzw. Kankyo-gekken-kai (官許撃剣会) eingesetzt.
Der Eventplatz der Vorführungen ähnelte stark denjenigen des sumô, und für ein Eintrittsgeld (einheitlich für Arme und Reiche, Männer und Frauen) konnte man bei der Aufführung zuschauen. Die Aufführung konzentrierte sich auf acht prominente Schüler von Kenkichi. Mit steigenden Zuschauerzahlen kamen jeweils drei Frauen aus einer Schwertkampf- und einer Hellebarden-Tradition dazu, und zwei englische Schüler von Kenkichi erhielten einen gesonderten Auftritt. Die Darsteller waren zwar in zwei Gruppen eingeteilt; aber wie beim sumô gab es einen Schiedsrichter, welcher die Aufgabe hatte über Sieg und Niederlage zu entscheiden.
Die Schwertkampf-Truppe hatte mehr Erfolg, als die Verantwortlichen erwartet hatten. Von einer Vorstellung in zehn Tagen ging man infolge der positiven Resonanz und des großen Erfolgs zu einer Vorführung alle zwei Tage über. Angesichts dieses großen Erfolgs planten auch viele andere Krieger-Familien ähnliche Veranstaltungen; und nach und nach gab es nicht nur Schwertkampf-Truppen, sondern auch Ringer-Truppen (yawara-kai) und Reitkunst-Truppen. Infolgedessen wurden die Kämpfe heftiger, und im Bemühen um die Zuschauer wurde auch das Beiprogramm reger; die damit einhergehende Verflachung des Inhalts führte im Gegenzug zu einer lauteren Kritik. Die Kritik bestand nämlich darin zu fragen, inwieweit es richtig ist, Kriegskunst in Form einer Straßenkunst aufzuführen. Darüber hinaus war es auch besorgniserregend, wenn sich so viele Krieger ohne Lebensunterhalt versammelten; und schließlich setzte die Regierung über Ôkuma Shigenobu (大隈重信), Staatsrat (参議) und Finanzminister (大蔵省事務総裁), ein Verbot solcher Schwertkampf-Truppen durch. Das ereignete sich gerade einmal drei Monate nachdem die Truppe von Sakakibara Kenkichi begonnen hatte. Auf das Verbot von Tokyo folgten weitere Verbote in Chiba, Kyoto und anderswo.
Gibts dafür auch einen Händler, oder eine ISBN?
Amazon Japan:
http://www.amazon.co.jp/%E6%AD%A6%E9%81%93%E3%81%AE%E8%AA%95%E7%94%9F-%E6%AD%B4%E5%8F%B2%E6%96%87%E5%8C%96%E3%83%A9%E3%8 2%A4%E3%83%96%E3%83%A9%E3%83%AA%E3%83%BC-%E4%BA%95%E4%B8%8A-%E4%BF%8A/dp/4642055797/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1415998059&sr=1-2&keywords=%E6%AD%A6%E9%81%93%E8%AA%95%E7%94%9F
Und wo kommt die Übersetzung her? Hast du die gemacht?
Und wo kommt die Übersetzung her? Hast du die gemacht?
Ja.
Hug n' Roll
15-11-2014, 18:16
Bitte mehr!
und:
kann das mal bitte jemand in den Judo-Bücherthread verschieben?
Dann gehts auch nicht so schnell unter...:D
wow, klasse aktion. danke :)
Danke.
Im Moment habe ich das Buch nicht auf meiner Arbeits-Liste, aber vielleicht mache ich ab und an noch einen Abschnitt und stelle ihn ein.
Ist zwar Offtopic, aber wird es irgendwann die "Philosophie, Ethik und die Kunst des Kämpfens" Bücher wieder zu kaufen geben?
Ich hab zwar den ersten Band noch bei Amazon ergattern können, aber beim zweiten such ich nun schon lange nach einer Bezugsquelle? :o
PS: Danke für die immer wieder interessanten Übersetzungen! :)
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