Koji Ruien - Heihô [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Gast
16-11-2014, 10:22
Das Koji-Ruien ist eine gewaltige, in den Jahren 1896-1914 entstandene Enzyklopädie. Für jedes Thema werden diverse Belegstellen aus relevanten Werken zitiert; für das Thema heihô bzw. Kriegskunst nicht weniger als 108!
Hier der einführende Text:

„Kriegskunst“ (兵法) meint die verschiedenen, auf den Kampf bezogenen Methoden. Die in späterer Zeit überwiegende Verwendung [von heihô] im Zusammenhang mit dem Schwertkampf (剣術) ist ein Missverständnis. Im zehnten Jahr der Regierungszeit von Kaiser Tenchi (671) lehrten die Meister Kong-na Chin-syu (谷那晉首), Mok-so Kwicha (木素貴子), Ong-nye Pong-nyu (憶礼福留), Tap-pon Chhyun-chho (答火本春物) und andere die Kriegskunst, wofür sie Ränge am Hof erhielten. Unter Kaiserin Jitô (Reg. 687-696) gab es am Hof sogenannte „Gelehrte der Militärmethodik“ (軍法博士). Die Militärwissenschaftler der späteren Zeit waren solche Meister der Kriegskunst. Am Hof von Kaiser Junnin (Reg. 759-764) lebte Kibi Makibi (693-775). Weiterhin sehr bewandert in den Kriegskünsten waren Minamoto Yoshiie (1041-1108) und Ôe no Masafusa (1041-1111), ebenso Minamoto Yoshitsune (1159-1189) und Kusunoki Masashige (1294-1336). Diese werden von der Nachwelt als (eigentliche) Gründerväter angesehen, und es wird von der Yoshitsune-Tradition (義経流), der Kusunoki-Tradition (楠流) und so weiter gesprochen. Zu Beginn der Tokugawa-Zeit gab es in der Kriegskunst dann Obata Kagenori, Takeda Shingen, Yamamoto Kansuke und andere, deren Kriegskunst an spätere Generationen überliefert wurde und aus denen u.a. die Kôshû-Tradition (甲州流) entstand. Durch Hôjô Ujinaga, einen Schüler von Obata Kagenori, entstand die Hôjô-Tradition (北条流), und durch Yamaga Sokô, einen Schüler von Ujinaga, entstand die Yamaga-Tradition (山鹿流). Weiterhin gab es Naganuma Muneyoshi (長沼宗敬), der die Kriegskunst der Kôshû-Tradition seiner Zeit als nicht authentisch deklarierte. Er versammelte und untersuchte alte und neue Traditionen, und schuf daraus die Naganuma-Tradition (長沼流). Dann gibt es noch die Echigo-Tradition (越後流), die Shinshû-Tradition (信州流), die Kasai-Tradition (香西流) und andere. Zu dieser Zeit gelangte die Kriegskunst zur höchsten Blüte, und es gab viele Militärwissenschaftler, konfuzianische Gelehrte und andere Personen, die zahlreiche Schriften dazu verfassten. Schriften wie das Manuskript zur Kriegskunst (兵術文稿) von Kôzai Shigesuke (香西成資), die Wesentliche Aufzeichnung zur Kriegskunst (兵要録) von Naganuma Tansai (長沼澹斎) oder die Aufzeichnung zur Glocke (鈴録) von Ogyû Sorai (荻生徂徠) fanden weite Verbreitung. Des weiteren verfasste Hayashi Shihei (林子平) den Diskurs zur Kriegskunst des Inselreichs (海国兵談), in dem er die Verteidigung der Küsten schildert; und Suzuki Haruyama (鈴木春山) schrieb die Lebendigen Methoden der drei militärischen Abteilungen (三兵活法), worin er ausführlich auf die westliche Kriegsführung eingeht.

kokujin
16-11-2014, 20:04
Wenn ich das richtig verstehe ist hier nur von Militär-Strategie die Rede?

Gast
16-11-2014, 20:41
Wenn ich das richtig verstehe ist hier nur von Militär-Strategie die Rede?

Ich würde sagen das trifft weitgehend zu, d.h. es geht bei heihô eher um allgemeine militärisch-strategische Fragen als um den konkreten Zweikampf.

Dabei fällt mir gerade ein: Die Passage hier kann gut ergänzend zu der Übersetzung in dem Thread "Japanische Quellen zum budô" gelesen werden.