Vollständige Version anzeigen : Fechtclub in Wien?
alpha blondy
03-12-2014, 22:31
Hallo liebe Community,
Kennt jemand einen guten Fechtclub in Wien? Also wo man es auch lernen kann, wo es jemandem beigebracht wird?
Beste Grüße,
N
Darfs auch japanisch sein?
Was genau möchtest du denn machen, in Wien gibts mehrere Vereine.
Althalus
04-12-2014, 09:11
Wenns dir um Historisches Fechten geht:
Auf der Website des ÖFHF (http://historisches-fechten.at/) findest du alle Vereine.
Wenn du Olympisches Fechten meinst, kann dir der ÖFV wohl weiterhelfen.
Darfs auch japanisch sein?
Da hätte er die Frage wohl nicht gerade im Euro-Board gestellt, oder? ;-)
Jadetiger
04-12-2014, 13:53
@alpha blondy
Wenn dir Fechten generell neu ist und du nicht expliziter Langschwert/Zweihandschwert-Fan bist, empfehle ich dir, dir einen Verein zu suchen, der nach Bologneser Tradition (z.B. Fior della Spada) arbeitet. Die Bologneser Tradition ist extrem klar strukturiert in ihrem Aufbau, bietet eine schöne Bandbreite an Waffen und nutzt eine Beinarbeit, die sich auch gut auf spätere Waffen wie Rapiere und Degen übertragen lässt.
Als allgemeinfechterische Grundlage ist diese Tradition wirklich gut geeignet.
Althalus
04-12-2014, 14:18
Danke für die Werbung. :D
du nicht expliziter Langschwert/Zweihandschwert-Fan
Na ja, Zweihandschwert hätten wir schon, sogar das richtige, nicht das abgezwickte Lange Schwert ... ;)
nutzt eine Beinarbeit, die sich auch gut auf spätere Waffen wie Rapiere und Degen übertragen lässt.
Jein. Wir stehen mit dem Druck am vorderen Bein, Rapier und Degen steht hinten. Wir gehen meistens im Winkel, die anderen linear.
Nur dass du nicht mein "Hobby" mit der BT an sich verwechselst (Degen fecht ich nach Ranis). ;)
alpha blondy
07-12-2014, 15:34
Also ich würde gerne das olympische Fechten machen. Also alle 3 Varianten (Florett, Säbel und Degen). Tut mir Leid, dass ich das nicht gleich dazu geschrieben habe...
Und ja, danke für die Antworten! Mit japanischem Fechten ist Kendo gemeint?
Noch eine Frage an den Jadetiger: Die Bologneser Tradition, lässt sich die auch aufs Florett übertragen? Sprich kann man damit auch später "olympisch" fechten?
Kennst du da einen Verein in Wien?
Noch eine Frage an die Allgemeinheit: habe mal gehört, dass es mehrere Fechtstile gibt, also italienisch, spanisch u.a... Ist es möglich dass in einer Partie sagen.wir einer italienisch ficht und der andere spanisch? Oder kommt das einfach auf den Bewerba an?
Althalus
07-12-2014, 17:00
lässt sich die auch aufs Florett übertragen?
Nein.Florett ist ursprünglich die Übungswaffe für den Degen und hat damit die gleiche Bewegungsmechanik. BT hat als Hauptwaffe das einhändige Schwert für Hieb und Stoß. Da lässt sich kaum was übertragen (was nicht heißt, dass man davon nicht auch was fürs Sportfechten mitnehmen kann - aber Bewegungsmechanik sicher nicht).
habe mal gehört, dass es mehrere Fechtstile gibt, also italienisch, spanisch u.a... Ist es möglich dass in einer Partie sagen.wir einer italienisch ficht und der andere spanisch? Oder kommt das einfach auf den Bewerba an?
Soweit ich informiert bin, ist der Fechtstil des Olympischen Fechtens mittlerweile ziemlich einheitlich. Es gab bis Anfang des 20. Jhdts zwar noch die französische und italienische Schule, die hat sich aber mittlerweile den Gegebenheiten des modernen Leistungssports beugen müssen. Auf internationalem Niveau ist technisch jedenfalls kein Unterschied erkennbar.
Wenn du deutlich unterscheidbare Fechtstile sehen willst, musst du im Historischen Fechten suchen.
Ohne Erfahrungswerte:
Wiener Fechtklub :: Fechten in Wien :: Aktuelles (http://www.fechten-wien.at/)
Sportfechten: Home (http://www.sportfechten.at/)
Willkommen beim Fechtklub Balmung Wien (http://www.balmung.org/)
ASC Fechten (http://www.asc-fechten.com/)
Jadetiger
08-12-2014, 10:37
Jein. Wir stehen mit dem Druck am vorderen Bein, Rapier und Degen steht hinten. Wir gehen meistens im Winkel, die anderen linear.
Nur dass du nicht mein "Hobby" mit der BT an sich verwechselst (Degen fecht ich nach Ranis). ;)Ich habe mir zur Bologneser Tradition hauptsächlich die YT-Videos von Ilkka Hartikainen angeschaut und bin einfach der Meinung, dass sich (vor allem das einzeln geführte einhändige Schwert) sehr gut als allgemeine fechterische Grundlage taugt, wenn man vorhat, sich dann später evtl. noch in andere Gebiete zu entwickeln.
Von Degen nach Ranis habe ich keine Ahnung, aber ich habe Venturini gelesen und sehe da schon einige Berührungspunkte (auch wenn sich sein Stil eigentlich aus dem Fabris-Rapier entwickelt hat). Venturini geht ja auch gern mit Winkelschritten aus dem "eigentlichen Lager" raus.
Also ich würde gerne das olympische Fechten machen. Also alle 3 Varianten (Florett, Säbel und Degen). Tut mir Leid, dass ich das nicht gleich dazu geschrieben habe...Hi Alpha, gute Entscheidung. Speziell im Bereich Beinarbeit, Körpermechanik und Athletik ist olympisches Sportfechten ein super Sport und eine super Grundlage, falls du dich später mal doch Richtung Echtwaffenfechten verändern willst (die Sportgeräte im olympischen Fechten haben praktisch nichts mehr mit realistischen Waffen aus dem ehemaligen Militär, Duellwesen, etc. zu tun). Ich bin heute extrem froh, dass ich mal 5 Jahre olympisch gefochten habe.
Übrigens: Die Grundausbildung erhält man im olympischen Fechten praktisch immer mit dem Florett, später ficht man dann meist eine Hauptwaffe (bei mir z.B. Säbel) und wenn man möchte noch eine Nebenwaffe (bei mir damals Degen). Kaum jemand ficht alle drei Waffen aktiv auf Wettkämpfen. Der Trainingsaufwand wäre schlicht zu groß.
Und ja, danke für die Antworten! Mit japanischem Fechten ist Kendo gemeint?
Jain, es gibt Ken-do (reiner Sport mit festen Regeln) und Ken-jutsu (orientiert sich am Echtwaffenkampf).
Noch eine Frage an den Jadetiger: Die Bologneser Tradition, lässt sich die auch aufs Florett übertragen? Sprich kann man damit auch später "olympisch" fechten?Nein. siehe der Post von Althalus. Ich denke man kann generell sagen, dass der Weg Sportfechten -> historisches Fechten nützlicher und sinnvoller ist als historisches Fechten -> Sportfechten. Ganz einfach weil Sportfechten viel spezialisierter ist als historisches.
Kennst du da einen Verein in Wien?Nein, aber ich denke es wurden hier genug Links zu Sportfechtclubs gepostet.
Noch eine Frage an die Allgemeinheit: habe mal gehört, dass es mehrere Fechtstile gibt, also italienisch, spanisch u.a... Ist es möglich dass in einer Partie sagen.wir einer italienisch ficht und der andere spanisch? Oder kommt das einfach auf den Bewerba an?Hier im Forum sind praktisch nur Leute aus dem Bereich historisches Fechten. Historisch sind die Unterschiede in Technik und Strategie zwischen den "großen Fechternationen" recht groß, im modernen Sportfechten wurde das durch stark einengendes Regelwerk und hohen Leistungsdruck ziemlich stark vereinheitlicht. Auch interessieren die historischen Wurzeln im Sportfechten nicht wirklich. Historisch basieren olymp. Degen und olymp. Florett überwiegend auf der französischen Schule, der Säbel auf der italienischen, aber das wissen nicht alle Sportfechter und sie brauchen es für ihren Sport auch nicht zu wissen.
Wenn man heute im Sportfechten von "Schulen" spricht (französisch, italienisch, ungarisch, russisch dürften die Hauptschulen sein), sind das subtile Unterschiede in der Ausbildungsmethodik und in der Strategie, aber ein Nicht-Sportfechter wird die wahrscheinlich kaum erkennen. Im Wettkampf gibt es keine Unterscheidung.
Zum Fechten verschiedener Stile gegeneinander: Jeder Fechtstil sollte so aufgebaut sein, dass er zumindest innerhalb einer Waffenkategorie gegen jeden Gegner fechten kann, egal welche Ausbildung er hat. "Im Ernstfall" konnte man sich das früher ja auch nicht aussuchen.
Althalus
09-12-2014, 08:34
dass sich (vor allem das einzeln geführte einhändige Schwert) sehr gut als allgemeine fechterische Grundlage taugt, wenn man vorhat, sich dann später evtl. noch in andere Gebiete zu entwickeln.
Da bin ich auch durchaus einverstanden (wobei Ilkka gerne zu weit hinten steht - wodurch man ihn gut in Bedrängnis bringen kann ... aber das ist eine andere Geschichte :)).
Von Degen nach Ranis habe ich keine Ahnung, aber ich habe Venturini gelesen und sehe da schon einige Berührungspunkte (auch wenn sich sein Stil eigentlich aus dem Fabris-Rapier entwickelt hat).
Ranis gehört auch in die Fabris-Linie, ist allerdings deutscher. Sprich: Er bewegt sich nicht viel. :D
Berührungspunkte sind da eher marginal. Die BT ist ein extrem mobiler, dynamischer Fechtstil, der stark über Hüfte und Knie arbeitet um Kraft zu generieren. Wir arbeiten mit variablen Schrittrichtungen und -längen, wechselnden Bewegungsrichtungen und Dynamik.
Die zeitlich späteren Fechtstile (ca. ab 1650) schränken die Bewegungsrichtungen stark ein (vor, zurück, schräg vor) und generieren Kraft eher aus einem Zusammenspiel von Abdruck des hinteren Beines und Torsoverwringung. Das macht sie einfacher erlern- und vor allem lektionierbar, im Hinblick auf ihre spezialisierte Natur (Duell) und/oder Ausbildungszweck (Militär) eben besser geeignet.
Wenn man heute im Sportfechten von "Schulen" spricht (französisch, italienisch, ungarisch, russisch dürften die Hauptschulen sein)
Französische und italienische Schule unterschieden sich tatsächlich technisch (dazu noch die deutsche, wobei die stark von der franz. beeinflusst wurde). Die ungarische Schule ist mW ein Ableger der italienischen.
Heute geht´s aber tatsächlich vor allem um Trainingsmethodik. In Österreich ist da die ungarische Schule vorherrschend.
Übrigens: Die Grundausbildung erhält man im olympischen Fechten praktisch immer mit dem Florett, später ficht man dann meist eine Hauptwaffe (bei mir z.B. Säbel) und wenn man möchte noch eine Nebenwaffe (bei mir damals Degen). Kaum jemand ficht alle drei Waffen aktiv auf Wettkämpfen. Der Trainingsaufwand wäre schlicht zu groß.
Was mit ein Grund für die technische Verarmung ist. Eigentlich sollte man mit Florett beginnen, dann den Degen als Fortführung dessen verstehen (vor allem das Aufheben der Trefferzonen) und schließlich das Hiebfechten mit dem Säbel erlernen. Ziel war eine komplette Ausbildung - und die sieht man bei alten Maître d´Escrime wie Roger LaFond auch.
Jadetiger
10-12-2014, 13:44
Die BT ist ein extrem mobiler, dynamischer Fechtstil, der stark über Hüfte und Knie arbeitet um Kraft zu generieren. Wir arbeiten mit variablen Schrittrichtungen und -längen, wechselnden Bewegungsrichtungen und Dynamik.Darüber müssen wir auf alle Fälle bei unserem nächsten Treffen reden. Ich sehe in der BT große Ähnlichkeiten zum coltello romagnolo (Messerstil nach Maestro Marangoni aus der Nähe von Ravenna).
Französische und italienische Schule unterschieden sich tatsächlich technisch (dazu noch die deutsche, wobei die stark von der franz. beeinflusst wurde). Die ungarische Schule ist mW ein Ableger der italienischen.Von deutscher Schule wollte ich in dem Zusammenhang nicht sprechen, da die wirkliche deutsche Schule seit ca. dem 1. WK nicht mehr im Sportfechten gelehrt wird und die heutige deutsche Schule nach meiner Erfahrung zur französischen praktisch identisch ist.
Mir wurde übrigens vor ein paar Monaten berichtet, dass es wohl tatsächlich in den letzten mehr und mehr Sportsäbelfechter gibt, die wieder in der deutschen gedeckten Auslage stehen. Sehr interessant... :D
Dass, die ungarische Schule aus der italienischen kommt, kann ich persönlich nicht bestätigen. Ich wurde ungarisch ausgebildet und da war das Verständnis von Paraden und Blößen sehr französisch. Zumindest arbeitet Gaugler, der ja ein großer Vertreter der italienischen Schule ist, in seinem "Fechten für Anfänger und Fortgeschrittene" ganz anders.
Was mit ein Grund für die technische Verarmung ist. Eigentlich sollte man mit Florett beginnen, dann den Degen als Fortführung dessen verstehen (vor allem das Aufheben der Trefferzonen) und schließlich das Hiebfechten mit dem Säbel erlernen. Ziel war eine komplette Ausbildung - und die sieht man bei alten Maître d´Escrime wie Roger LaFond auch.Völlig richtig. Bei uns war damals der Weg ganz klar: Grundausbildung am Florett und danach entscheidet man sich, auf welche Waffe man ausgebildet werden will. So kenne ich das auch von vielen anderen Vereinen. Eine komplette Ausbildung ist wirklich eine Seltenheit und auch gar nicht das Ziel. Man will ja Spezialisten züchten, nicht Generalisten. So ist das eben im Wettkampfsport.
Althalus
10-12-2014, 14:44
Ich sehe in der BT große Ähnlichkeiten zum coltello romagnolo (Messerstil nach Maestro Marangoni aus der Nähe von Ravenna).
Na ja, das Manuskript des Anonimo Bolognese liegt in Ravenna - das muss zwar nix heißen, könnte aber durchaus auf eine räumliche Nähe hindeuten.
Bei uns war damals der Weg ganz klar: Grundausbildung am Florett und danach entscheidet man sich, auf welche Waffe man ausgebildet werden will. So kenne ich das auch von vielen anderen Vereinen.
Mittlerweile weiß ich von Vereinen, bei denen der Neuling eigentlich nur ganz minimal am Florett ausgebildet wird und dann nur noch Degen oder Säbel macht. Gibt sogar welche, die ausschließlich Degen machen, weil deren Wettkampfschwerpunkt da drauf liegt.
Jadetiger
10-12-2014, 18:33
Gibt sogar welche, die ausschließlich Degen machen, weil deren Wettkampfschwerpunkt da drauf liegt....was dann ja zu einer noch stärkeren technischen Verarmung führt...
Für mich war das einer der Gründe, Sportfechten aufzugeben. Ich war leidenschaftlicher Säbelfechter, aber obwohl wir eine Vereinsabteilung mit über 100 Mitgliedern waren, gab es nur 5-6 Säbelfechter. Leider kann man sich mit 4-5 internen Trainingspartnern nicht wirklich sinnvoll auf Wettkämpfe vorbereiten, weil man zu sehr auf die Eigenheiten der Trainingspartner getrimmt wird.
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