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Vollständige Version anzeigen : Zum Einfluss der 68er Bewegung auf die Kampfsport-Pädagogik in der BRD



Sojobo
10-12-2014, 18:01
Edit August 2024.

Beitrag wird künftig auf einer anderen Plattform publiziert und dann hier verlinkt werden.

Sojobo
10-12-2014, 18:03
Nicht gut genug, um den Text in Papierform zu publizieren; zu schade, um auf dem Rechner zu verrotten.

Vielleicht interessiert sich ja jemand für die Thematik.

Gast
10-12-2014, 19:06
Durchaus, vielen Dank fürs posten.
Ja, ich denke auch, die Unterschiede zwischen BRD und DDR zu beleuchten, wäre sehr interessant.

Ich habe mich zwar sicher nicht so intensiv mit der Materie befasst wie Du, aber ich denke man sieht heute doch ziemlich genau den Einfluss der 68er auf die Reflexion von Kampfsport in der breiten Masse der heutigen BRD-Bürger, allein schon am typischen:
"(Kick-)Boxen? Ih, pfui, das ist ja gewalttätig. Aber Judo ist ok und wurde ausschließlich zur gewaltfreien Erziehung unserer Kinder entwickelt."
Karate hat da ja so einen gewissen Wandel durchgemacht, wie es aussieht, wenn ich da allein an Spiegel Artikel aus den 80ern denke.

Fry_
10-12-2014, 19:12
Dass Boxen mal Schulsport war finde ich interessant. Ende der Siebziger hat unser Sportlehrer einmal zwei Paar Boxhandschuhe mitgebracht, kurz ein paar basics erklärt und wer wollte, durfte gegeneinander antreten.
Eine wertvolle Erfahrung und vermutlich heute absolut undenkbar ...

Wuozup
10-12-2014, 19:13
Sehr interessante Thematik, werde ich mir auf jeden Fall genau durchlesen.

Alfons Heck
10-12-2014, 20:43
Goldner, Colin G.: Fernöstliche Kampfkunst. Zur Psychologie der Gewalt im Sport, erweiterte u. aktualisierte Neuauflage, München 1992.
Wenn man C.G's Aussagen zum Karate in dem Buch mal zusammenfasst steht da:
Ich habe gedacht als Karate-BB bin ich unschlagbar und habe unerwartet von einem Jugendlichen eine verpasst bekommen. So bin ich arg aus der Spur geraten und jetzt gegen Kampfsport/-kunst. Das Erlebnis hat mich schlagartig zu einem Humanisten und Feind der körperlichen Auseinandersetzung verkommen lassen.

Der Mann ist einfach unglaubwürdig und als wissenschaftlich fundierter Autor nicht zu benennen.


Gruß
Alfons.

Tori
10-12-2014, 23:15
Wenn man C.G's Aussagen zum Karate in dem Buch mal zusammenfasst steht da:
Ich habe gedacht als Karate-BB bin ich unschlagbar und habe unerwartet von einem Jugendlichen eine verpasst bekommen. So bin ich arg aus der Spur geraten und jetzt gegen Kampfsport/-kunst. Das Erlebnis hat mich schlagartig zu einem Humanisten und Feind der körperlichen Auseinandersetzung verkommen lassen.

Der Mann ist einfach unglaubwürdig und als wissenschaftlich fundierter Autor nicht zu benennen.


Gruß
Alfons.

Kurz und Knapp und Gut zusammengefasst :halbyeaha

Was für ein grausames Geschwurbel von diesem Herrn :o

amasbaal
10-12-2014, 23:35
bleibt die frage, wer sind DIE 68er?
die, deren vorstellungen letztlich diskurs und wahres leben dominierten oder auch die anderen?

in den 80ern kannte ich noch ein paar "alte", die immer gerne mit dabei waren, wenn "streetfight" trainiert wurde.
Karate der etwas ruppigeren art war übrigens ziemlich in bei denen, haben sie mir erzählt. grund fürs training: kloppen lernen und spaß dabei haben.
ich glaube kaum, dass diese fraktion "gewaltprobleme" im kontext von kk/ks hatte :D.
pazifisten waren die meisten echten 68er (aktivisten) ohnehin nicht - auch dutschke nicht, der eine recht klare vorstellung von gewalt als mittel zum zweck hatte. da ging es eher um die frage in welchen ländern, in welcher politischen situation ist welche form von gewalt gegen welche ziele legitim oder gar notwendig. man sollte das nicht mit dem ganzen hippykram verwechseln. der war ohnehin ziemlich unpolitisch (und zugleich so was von pazifistisch).
was heute als 68er gilt, ist eher durch die (selbst)darstellungen derer bestimmt, die auf dem weg durch die institutionen irgendwo in der medien- wissenschafts- und kunstlandschaft hängengebleiben sind. was sie später sagten, war meist nicht das, was sie damals dachten und machten...
ich betrachte die ganze erziehungsdebatten eher als ein phänomen der 70er jahre. ausnahme ist vielleicht die arbeit der radikalen linken der 60er mit den "trebegängern" und heimkindern. nur, die kinder sollten da alles andere, als gewaltfreie hypies werden. da ging es eher um "macht kaputt, was euch kaputt macht".
ein schwieriges thema, weil es mit politischen ideologien behaftet ist, die zu diskussionen führen, die im kkb verboten sind...
mal sehen. solange alles "moderat" ;) bleibt...

raien
10-12-2014, 23:48
bleibt die frage, wer sind DIE 68er?
die, deren vorstellungen letztlich diskurs und wahres leben dominierten oder auch die anderen?

in den 80ern kannte ich noch ein paar "alte", die immer gerne mit dabei waren, wenn "streetfight" trainiert wurde.
Karate der etwas ruppigeren art war übrigens ziemlich in bei denen, haben sie mir erzählt. grund fürs training: kloppen lernen und spaß dabei haben.
ich glaube kaum, dass diese fraktion "gewaltprobleme" im kontext von kk/ks hatte :D.

nein hatten wir nicht wir hatten schlagende Argumente :D:D:D:D

amasbaal
11-12-2014, 00:00
so alt bist du doch gar nicht.
aber klar... es gibt ja kontinuitäten mit brüchen ;)
die argumente waren auch in den 80ern die gleichen... (und ich behaupte mal, dass auch der "spaß" an der macht der "argumente" eine solche kontinuität war. ich darf das heute in meinem weisen alter ja sagen... :cool:)
adrenalin ist eine droge - erst recht in wackersdorf oder so...
soll ich jetzt auch noch erzählen, warum ausgerechnend die fma meine erste kk war?

raien
11-12-2014, 00:49
so alt bist du doch gar nicht.
aber klar... es gibt ja kontinuitäten mit brüchen ;)
die argumente waren auch in den 80ern die gleichen... (und ich behaupte mal, dass auch der "spaß" an der macht der "argumente" eine solche kontinuität war. ich darf das heute in meinem weisen alter ja sagen... :cool:)
adrenalin ist eine droge - erst recht in wackersdorf oder so...
soll ich jetzt auch noch erzählen, warum ausgerechnend die fma meine erste kk war?

na ich denke mal das dir zu meinem alter gut 15 Jahre fehlen,ich bin 1969 als Schiffsjunge eingerückt
:D:D:D

Sojobo
11-12-2014, 08:00
Durchaus, vielen Dank fürs posten.
Ja, ich denke auch, die Unterschiede zwischen BRD und DDR zu beleuchten, wäre sehr interessant.

Gerne :) - Und ja, hatte mich gewundert, so etwas noch nicht finden zu können.


Ich habe mich zwar sicher nicht so intensiv mit der Materie befasst wie Du, aber ich denke man sieht heute doch ziemlich genau den Einfluss der 68er auf die Reflexion von Kampfsport in der breiten Masse der heutigen BRD-Bürger, allein schon am typischen:
"(Kick-)Boxen? Ih, pfui, das ist ja gewalttätig. Aber Judo ist ok und wurde ausschließlich zur gewaltfreien Erziehung unserer Kinder entwickelt."
Karate hat da ja so einen gewissen Wandel durchgemacht, wie es aussieht, wenn ich da allein an Spiegel Artikel aus den 80ern denke.

Und das hat wiederum seinen Ursprung in dem Missbrauch des Kampfsports im Nationalsozialismus. So ist es ja in allen Dingen: Ein Extrem zieht ein Gegenextrem nach sich. Die goldene Mitte liegt dazwischen...


Dass Boxen mal Schulsport war finde ich interessant. Ende der Siebziger hat unser Sportlehrer einmal zwei Paar Boxhandschuhe mitgebracht, kurz ein paar basics erklärt und wer wollte, durfte gegeneinander antreten.
Eine wertvolle Erfahrung und vermutlich heute absolut undenkbar ...

Die Art und Weise, auf die Boxen im nationalsozialistischen Schulsport vermittelt wurde, dürfte in vielen Fällen eine vielleicht wertvolle, aber zugleich negativ prägende Erfahrung gewesen sein. Im Grunde wurden die Kinder wie Kampfhunde aufeinander gehetzt.
Heute gibt es auch Schulsportboxen, das ist aber kein VK; so etwa das so genannte "Boxe Éducative".
Hätte mir persönlich mehr als "nur" Ringen und Raufen im Schulsport gewünscht. Aber das sehen wir im KKB vermutlich alle so ;)



Der Mann [Colin Goldner] ist einfach unglaubwürdig und als wissenschaftlich fundierter Autor nicht zu benennen.

Woher seine so eindimensionale, abwertende Meinung kommt, weiß ich nicht. Ich hab ihn bloß exemplarisch angeführt für die Abwehrhaltungen gegen Kampfsport in der Pädagogik.


bleibt die frage, wer sind DIE 68er?
die, deren vorstellungen letztlich diskurs und wahres leben dominierten oder auch die anderen?

Habe ja geschrieben:

An dieser Stelle muss jedoch angemerkt werden, dass es die 68er nicht gegeben hat und somit auch nicht die Erziehung der 68er. Die Bewegung speiste sich aus verschiedenen Quellen. Gemeinsame Grundtendenzen der „Erziehungsbewegung von 68“ lassen sich dennoch erkennen.


ein schwieriges thema, weil es mit politischen ideologien behaftet ist, die zu diskussionen führen, die im kkb verboten sind...
mal sehen. solange alles "moderat" ;) bleibt...

Na ja, ich rechne jetzt nicht mit der Entfesslung eines radikalen links-rechts-Streitgesprächs, aber mal schauen :)

amasbaal
11-12-2014, 12:20
Habe ja geschrieben:



oh, ja. dann streiche den halbherzigen und anscheinend etwas voreiligen einwand. ;)

Kensei
11-12-2014, 12:23
Hab mal reingelesen, liest sich interessant.
Was studierst du Sojobo, wenn man fragen darf, Sportwissenschaften?
Ich tippe mal auf Seminar Sportgeschichte, oder? ;)

Und schlagende Kampfsportarten sind meines Wissens nach im Schulsport in Deutschland verboten, wie kommst du auf Schulboxen?

Gast
11-12-2014, 12:24
colin goldner ...
oh mein gott!
:rotfltota


zum kampfsport in der ddr gab es, soweit ich das in erinnerung habe, relativ viel an literatur.
es gab bspw. untersuchungen der dhfk zum "kampfsport in der schule" etc.

zocker
11-12-2014, 13:25
Die Art und Weise, auf die Boxen im nationalsozialistischen Schulsport vermittelt wurde, ... .
Im Grunde wurden die Kinder wie Kampfhunde aufeinander gehetzt.


hast du dazu quellen?



gruss

Sojobo
11-12-2014, 14:03
oh, ja. dann streiche den halbherzigen und anscheinend etwas voreiligen einwand. ;)
Damit erteile ich dir Absolution! :D


Hab mal reingelesen, liest sich interessant.
Was studierst du Sojobo, wenn man fragen darf, Sportwissenschaften?
Ich tippe mal auf Seminar Sportgeschichte, oder? ;)

Ich studiere nicht mehr. Aber es war Germanistik und Geschichte; dieses Seminar war jedoch ein pädagogisches über die 68er-Bewegung (da ich den M.Ed. gemacht hab).


Und schlagende Kampfsportarten sind meines Wissens nach im Schulsport in Deutschland verboten, wie kommst du auf Schulboxen?

Das stimmt nur bedingt. Die gesetzlichen Regelungen schwanken von Bundesland zu Bundesland. Gewöhnlich ist Schlagwirkung untersagt. Ich selbst bin Soundkarate-Trainer (DKV). Auch wenn das Konzept eine Beschneidung des Karate darstellt, die ich nicht gutheiße, so darf ich doch Karate an Schulen unterrichten. Nur Vollkontakt und freies Sparring/Randori darf ich nicht mit den SuS machen. Und neben Karate gibt es auch andere schlagende und tretende Kampfsportarten, die entschärft (!) an Schulen unterrichtet werden dürfen. Das angesprochene Boxe Éducative (Leichtkontaktboxen) gehört auch dazu. In NRW zählen zum Ringen und Raufen neben Aikido und Judo z.B. auch Fechten. Taekwondo und Selbstverteidigung werden ebenfalls teilweise unterrichtet, bedürfen aber mancherorts, wie Karate, einer ministeriellen Genehmigung.


colin goldner ...
oh mein gott!
:rotfltota
Ich find es toll, wie sein Crap polarisiert :D


zum kampfsport in der ddr gab es, soweit ich das in erinnerung habe, relativ viel an literatur.
es gab bspw. untersuchungen der dhfk zum "kampfsport in der schule" etc.
Hast du aber auch eine Vergleichsuntersuchung zur BRD?


hast du dazu quellen?
Ich verweise dazu mal auf meinen eigenen Aufsatz^^:

Marcus Coesfeld: Kampfsport im Dritten Reich - Werkzeug der Weltanschauung, in: Sigrid Happ u. Olaf Zajonc (Hrsg.): Kampfkunst und Kampfsport in Forschung und Lehre 2012, Hamburg 2013, S. 51-60.

Da stehen einige Quellen drin :)

zocker
13-12-2014, 13:17
Ich verweise dazu mal auf meinen eigenen Aufsatz^^:

Marcus Coesfeld: Kampfsport im Dritten Reich - Werkzeug der Weltanschauung, in: Sigrid Happ u. Olaf Zajonc (Hrsg.): Kampfkunst und Kampfsport in Forschung und Lehre 2012, Hamburg 2013, S. 51-60.

Da stehen einige Quellen drin :)


danke schön!

werde ich bei gelegenheit mal lesen.

haben die was mit herrn goldner zu tun oder sind die ganz extra?


gruss

Sojobo
13-12-2014, 17:17
danke schön!

werde ich bei gelegenheit mal lesen.

haben die was mit herrn goldner zu tun oder sind die ganz extra?




Bitte! :)

Hat mit Goldner rein gar nichts zu tun, keine Bange :D