PDA

Vollständige Version anzeigen : Abhängigkeit vom Öl beenden...



Michael Kann
04-06-2004, 05:24
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat ein Ende der Öl-Abhängigkeit und eine globale Wende hin zu einer stärkeren Nutzung erneuerbarer Energien gefordert. Die aktuell hohen Ölpreise wie auch das politische Sicherheitsrisiko zeigten dringlich die Notwendigkeit.

Belastbare und konkrete Absprachen für eine Umorientierung zu den regenerativen Ressourcen wie Sonne, Wind, Wasser und Biomasse müssten getroffen werden, betonte der Kanzler am Donnerstag auf der Weltkonferenz für erneuerbare Energien in Bonn. Die hohen Preise verbauten global die Chancen für wirtschaftliche Entwicklung, bedrohten den Aufschwung in den Industrieländern und behinderten weltweit die Bekämpfung von Armut und Hunger.

Aus der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) wurde unterdessen angekündigt, dass die Öl-Fördermenge von Juli an angehoben werden soll. Schröder forderte in Bonn einen solchen Schritt, da sich dies auch wieder dämpfend auf die Preise auswirken werde. Die hohen Ölpreise führten auch zu einer Strohfeuer-Debatte über die Zukunft der Atomenergie in Deutschland. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) machte klar, dass ein Neubau von Atomkraftwerken in Deutschland «illegal» wäre.

Ungeachtet des Rekordpreisniveaus bei Öl sei es auch ein «Gebot der Sicherheit», sich mehr vom Öl wegzuorientieren, sagte Schröder vor Regierungsdelegierten aus 154 Ländern. Denn die einseitige Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Öl spiele dem Terrorismus in die Hände. Die «Verwundbarkeit» gegenüber solchem Terrorismus habe sich durch diese Abhängigkeit enorm erhöht. Die Anschläge in Saudi-Arabien und auch im Irak machten auf dramatische Weise deutlich, dass eine Energieversorgung, die auf möglichst viele verschiedene Energieträger setze, für die internationale Sicherheit «überlebenswichtig» sei.

Die Weltkonferenz mit rund 3.000 Teilnehmern soll an diesem Freitag mit zukunftsweisenden Beschlüssen zum globalen Ausbau erneuerbarer Energien zu Ende gehen. Bis zum Jahr 2015 soll einer Milliarde Menschen Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien zur Verfügung stehen. Für das internationale Aktionsprogramm lagen bereits mehr als 130 Pläne von Regierungen, Ländergruppen oder Organisationen vor. Auch ein Nachfolgeprozess zur Kontrolle der Einhaltung von Zielsetzungen und Verpflichtungen einzelner Länder, Regionen und Organisationen soll verabredet werden.

Unter Ministern und Delegationen wurde noch um Formulierungen der politischen Abschlusserklärung gerungen. Vor allem die USA und die OPEC-Länder versuchten nach Angaben von Umweltverbänden eine aussagekräftige Erklärung zu verhindern. So wollten sie etwa nicht einmal unterschreiben, dass erneuerbare Energien eine «wichtige Energiequelle» der Zukunft seien. Aus Delegationskreisen hieß es aber, die USA gehörten nicht zu den «Blockierern», sondern wollten auch ambitiöse eigene Vorschläge präsentieren.

Vor allem die Industrieländer, die derzeit drei Viertel der Energiereserven verbrauchten, müssten bei den regenerativen Energien vorangehen, mahnte Schröder. Deutschland werde hier weiter Verantwortung übernehmen.

UN-Umweltdirektor Klaus Töpfer forderte von den reichen Ländern einen «Stabilitätspakt für die Ökologie». Wenn dies für die Ökonomie funktioniere, müsse es einen solchen Pakt auch für die Umwelt geben. Die Industriestaaten seien besonders in der Pflicht. «Dort müssen wir den Markt schaffen, um die Entwicklung der Technologien zu stimulieren», sagte Töpfer. Die Zeit dränge, damit endlich auch die Ärmsten Zugang zu Energie bekommen.

Die Bundesregierung werde für den Ausbau erneuerbarer Energien und eine verbesserte Energieeffizienz in Entwicklungsländern zusätzlich bis zu 500 Millionen Euro an Krediten für Investitionen bereitstellen, kündigte Schröder an. Das Geld solle über die bundeseigene KfW-Bankengruppe von 2005 bis 2010 als zinsverbilligte Darlehen für verschiedene Projekte zur Verfügung gestellt werden. Bereits auf dem Weltgipfel in Johannesburg im Jahr 2002 hatte die Bundesregierung jeweils 500 Millionen Euro an Entwicklungshilfegeldern für erneuerbare Energien und für die Steigerung der Energieeffizienz zugesagt.

Die Umweltorganisation WWF begrüßte die Kanzler-Zusage. Nun müssten auch weitere Länder dem Beispiel folgen und Mittel für erneuerbare Energien bereitstellen. Demgegenüber sei die Ankündigung der Weltbank, ihre Mittel fünf Jahre lang um jährlich 20 Prozent (bis 2010 auf mehr als 400 Millionen US-Dollar) aufzustocken, «armselig». Für eine Organisation, die sich als Vorreiter der globalen Entwicklungspolitik sieht, seien die Pläne «sehr bescheiden». Nach wie vor fließe der Löwenanteil der Finanzmittel in fossile Energien.

Michael Kann
04-06-2004, 05:29
Die Organisation Erdöl exportierender Länder OPEC wurde 1960 von den fünf Förderländern Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuwait und Venezuela gegründet, um ein Gegengewicht zu den weltweit operierenden Ölkonzernen zu bilden.

Immerhin kontrollieren die inzwischen elf Mitgliedstaaten mehr als zwei Drittel der Welt-Ölreserven. 1973, zur Zeit des israelisch-arabischen Kriegs demonstrierte die Organisation ihre Macht. Sie stoppte ihre Lieferungen an die westlichen Industrieländer und löste damit eine weltweite Krise aus. Der Preis für ein Barrel Öl (159 Liter) vervierfachte sich. 1975 nahm die OPEC Katar, Indonesien, Libyen, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Nigeria sowie Ecuador und Gabun auf (die beide später wieder ausschieden).

Die OPEC hat ihren Sitz in Wien. Ihr erklärtes Ziel ist es, den Ölmarkt zu stabilisieren. Dieses Geschäft stellt bei fast allen Mitgliedern den größten Einnahme-Posten für den Staatshaushalt dar. Die Ölminister der OPEC treffen sich offiziell zwei Mal im Jahr, um über Förderquoten für die einzelnen Mitglieder zu beraten, die jedoch nur selten eingehalten werden. Außerdem bestimmen sie ein Preisband für ein Barrel Rohöl, an dem sich der Markt orientieren soll.

Die 1973 demonstrierte Macht der OPEC ging in den folgenden Jahren zurück. Oft präsentiert sich das Kartell völlig zerstritten. Nicht zuletzt, weil der Westen verstärkt Öl förderte (Großbritannien und Norwegen) und damit seine Abhängigkeit von OPEC-Öl (rund 40 Prozent des Weltmarkts) reduzierte. Die vergangenen Monate mit einem drastischen Anstieg der Ölpreise haben erneut bewiesen, dass die von der OPEC angestrebte Kontrolle nicht mehr funktioniert.

sumbrada
04-06-2004, 10:04
Mein Reden!!
Die meisten grösseren Kriege der letzten Jahre hatten direkt oder indirekt mit Öl zu tun. Sei es Irak, Tschetschenien oder auch Afghanistan.
Die Industriestaaten hängen am Tropf und es wird langsam Zeit, dass sich das ändert.
Europa und die USA täten gut daran, aus strategischen und umweltploitischen Interessessen heraus, langsam alle auf erneuerbare Energien umzusteigen.
Und mit der Brennstoffzelle steht doch auch schon eine umweltfreundliche Alternative zu Benzin in den Startlöchern.

Franz
04-06-2004, 10:06
Fossile Brennstoffe sind endlich und daher ist es wichtig nach alternativen zu suchen und wenn sie auch noch günstiger wären umso besser

Sven K.
04-06-2004, 10:23
Moin


Genau. Dazu paßt dann folgendes Zitat vom 3.3.04 aus dem Stern (?)

"Für die Streichung der staatlichen Förderung von erneuerbare Energien wie Windkraft und Solarstrom hat sich der wissenschaftliche Beirat von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement ausgesprochen. "

:mad:

Franz
04-06-2004, 10:27
bei Windkraft macht das auch Sinn, da nur rentabel durch die Subvention aber nicht durch die Technologie an sich, desweiteren massive Umweltzerstörung durch die verschandelte Landschaft und zu geringer Wirkungsgrad und durch die subventionen praktisch kein innovationsschub bzw Verbesserungen am Konzept die letzten Jahre
Solarerenergie konnte in den letzten Jahren verbessert werden, aber zu unstet und schwach als alleinige Quelle.
Wird wohl erstmal auf eine Bündlung mehrerer Sourcen hinauslaufen

Und wer in der Nähre eines Windrades lebt und das Schubergeräusch der Flügel hört (Lärm ist auch Umweltverschmutzung) wird das auch nicht mehr so toll finden

sumbrada
04-06-2004, 11:25
Das Problem mit der Rentabilität liegt auch in der Menge.
Bei windkraft ist es schon so, dass sie langsam beginnen, mich zu nerven.
Bei der Sonnenenergie ist es allerdings anders, was würde es ausmachen , wenn jeder auf seinem Dach eine Anlage stehen hätte. An den Anblick kann man sich gewöhnen und billig würde es dann auch werden.

Bei der Weltkonferenz für erneuerbare Energien in Bonn waren die USA jetzt dagegen, dass man beschliesst, dass langfristig diese Energien den Hauptteil der Energieversorgung ausmachen.
Die glauben tatsächlich, dass Öl ewig fliesst.
Oh, Herr, schmeiss Hirn vom Himmel.
:narf:

Avila
04-06-2004, 12:49
Diese bescheuerten Öl-Lobbyisten nerven echt langsam. Entwicklungstechnisch ist bei alternativen Energiegewinnungssystemen Gottseidank noch lange nicht Ende der Fahnenstange. Solarenergie ist in unseren Breiten vom Wirkungsgrad her gesehen leider wirklich nicht das Gelbe vom Ei, und Windanlagen stossen auch auf heftigen Widerstand, was aber Zukunft haben könnte sind z.B. off-shore-Windanlagen, da hat Deutschland den Anschluss an den Stand der Dinge leider schon verpasst, aber die Dänen, Schweden und Norweger haben interessante Projekte am laufen. Genauso interessant sind Wellenkraftwerke, Gezeitenkraftwerke und Unterwasserkraftwerke, die kinetische Energie des Meeres ist buchstäblich unerschöpflich und da wird kräftig geforscht. Für die Wüstenregionen gibts neben den solaren Möglichkeiten auch das hochinteressante Konzept der Aufwindkraftwerke. Usw. Da ist also noch Luft drin, aber solange die Forschung in diesen Bereichen nicht massivst gefördert wird, wird das alles noch sehr lange dauern, bis sich aus den ganzen Möglichkeiten mal eine/mehrere brauchbare Alternative/n herauskristallisieren.