Vollständige Version anzeigen : Yoga und KS/KK?
marasmusmeisterin
10-04-2015, 20:32
Hei zusammen,
gezz mal Butter bei die Fische.
Gibts hier Yogis oder Yoginis, die schon länger praktizieren, also sagen wir mal länger als ein Jahr?
Und die feststellen konnten, daß sich ihre im Yoga trainierten Fertigkeiten positiv auf ihre sonstigen sportlichen Aktivitäten ausgewirkt haben?
Interessiert mich wirklich, ich mache mir da grad Gedanken drüber.
Also z.B. die ganze statische Haltearbeit sollte sich doch positiv auf die tiefe Muskulatur auswirken. Das könnte sich z.B. bei Katas bemerkbar machen, oder vielleicht merkt mans auch beim Pratzen halten? Von den Dehnungen und der Beweglichkeit der Wirbelsäule durch die ganzen Drehungen gar nicht zu reden.
Bei uns gehört vieles davon zum Training als Warm-Up. War erschrocken als ich mal eine Jogastunde genommen habe und so viele Positionen schon kannte. Diese "Schnittmengenübungen" helfen auf jeden Fall was sportspezifische Beweglichkeit und Verletzungsprävention angeht. Das ruhige entspannte atmen und aktive runterfahren hilft beim Grappling auch öfter mal
Yoga ist im Grunde genommen nichts anderes als Dehnübungen (Stretching). Nur liegt der Schwerpunkt nicht auf Muskeldehnung, sondern durch die Atmung und Ausführung hat es eine ganz andere Wirkung, nicht nur auf die Beweglichkeit, sondern auch auf das Innere selbst. Z. B. Organe.
Auch wenn ich kein Yoga mache, aber mein Luta Livre Trainer baut gerne Yogaübungen ins Aufwärmtraining
ein und ich habe durchaus das Gefühl mein Körpergefühl dadurch verbessert zu haben.
Zeiteisen
10-04-2015, 23:43
Yoga bringt mir in Punkto Beweglichkeit schon was, ist halt eine zusätzliche Dehneinheit, die ich sonst nicht machen würde. Die Übungen überschneiden sich bei uns auch. Daher macht sich dies wohl auch in beide Richtungen positiv bemerkbar.
Björn Friedrich
11-04-2015, 07:19
Oberflächlich betrachtet ist Yoga eine Aneinanderreihung von Dehnungsübungen, aber ganz ehrlich, wenn man nur auf diese Übungen fixiert ist, dann ist man wohl mit einem regulären Strechingprogramm besser bedient.
Echtes Yoga beinhaltet zwar Asanas, die über die Jahre die Beweglichkeit steigern, aber die eigentlichen Ziele sind anders.
Auf einer mentalen, spirituellen Ebene, geht es darum mit der Atempraxis, die verbunden mit den Asanas ist, emotionale Staus und Blockaden aufzulösen und auch in unangenehmen Situationen (wie mache Asanas) ruhig und entspannt zu bleiben und weiter zu atmen.
Auf einer physischen Ebene, geht es darum eine verbundene Körperstruktur zu entwickeln. Für uns normale Menschen sind so Übungen wie der Hund und die Cobra vollkommen ausreichend, weil wir in vielen fortgeschrittenen Asanas, diese Verbundenheit nicht erreichen können und einfach nur verkrampft sind.
Es ist also eine Bewegungsschule, in der Mann Bewegung in der unbeweglichen Position übt.
Alfons Heck
11-04-2015, 08:18
Auf einer physischen Ebene, geht es darum eine verbundene Körperstruktur zu entwickeln...
...trainiert mal mit einem KS/KK-Anfänger der Yogalehrer ist und ihr werdet den Unterschied merken.
Gruß
Alfons.
Huangshan
11-04-2015, 08:29
Kurz:
-Es gibt verschiedene Yoga Wege .
http://www.yoga-vidya.de/fileadmin/_processed_/csm_yoga-wege_1147c00893.jpg
-Yoga beinhaltet nicht nur Dehnungsübungen.
-Yoga Elemente haben z.B. Shaolin Quan beeinflusst.
usw.
marasmusmeisterin
11-04-2015, 09:49
Kurz:-Es gibt verschiedene Yoga Wege .
Stimmt, ich beziehe meine Frage hier ausschließlich auf Hatha-Yoga.
Um das mal zu präzisieren: ich habe mit Ashtanga angefangen und bin nach ein paar Monaten zum Athletic Yoga gewechselt, ein lokaler Stil aus dem Power- oder Dynamic-Yoga Bereich.
Und nein, Yoga ist nicht nur Dehnen. sondern hat Haltungen, die z.B. auf einer Seite dehnen, auf der anderen Seite kräftigen durch Haltearbeit. Und manchmal kommt noch Gleichgewicht halten dazu.
Die spirituelle Seite lasse ich hier vollkommen raus, weil ich bislang mit der nichts anfangen kann. Man sagte mir aber, das ließe sich nur in den ersten 10 Jahren vermeiden. Gut, warten wirs ab.
Die bisherigen Posts zeigen,dass die Leute hier leider nicht soooo viel Ahnung von Yoga haben...:ups:
Yoga is wicked,aber man muss es sich die Zeit nehmen sich damit zu befassen ;)
Ich würde Dir empfehlen mal die Sachen von z.B. Bellur Krishnamachar Sundararaja Iyengar anzusehen ! Eine Legende die leider im August 2014 verstorben ist...:(
Zeiteisen
11-04-2015, 16:15
Die bisherigen Posts zeigen,dass die Leute hier leider nicht soooo viel Ahnung von Yoga haben...:ups:
Yoga is wicked,aber man muss es sich die Zeit nehmen sich damit zu
Oberflächlich betrachtet ist Yoga eine Aneinanderreihung von Dehnungsübungen, aber ganz ehrlich, wenn man nur auf diese Übungen fixiert ist, dann ist man wohl mit einem regulären Strechingprogramm besser bedient.
Darf oder sollte man kein Yoga betreiben, wenn man nicht nach Erleuchtung strebt? ;) Jeder zieht doch das raus, was für ihn sinnvoll ist. Für mich ist das halt nur: Steigerung der Beweglichkeit und Entspannung. Die spirituelle Geschichte könnte man vielleicht nutzbar machen, wenn man an Wettkämpfen in seiner KK teilnimmt.
marasmusmeisterin
11-04-2015, 20:59
Iyengar Yoga ist nichts für mich. Die vielen Hilfsmittel - das sollte ich mal im Training versuchen. Also ich wills schon etwas echter. Mich mit mir selber und meinen Beschränkungen auseinandersetzen, sozusagen.
marasmusmeisterin
11-04-2015, 21:08
D Die spirituelle Geschichte
besteht doch eher darin, an Chakren, feinstoffliches Irgendwas und Verdauungsfeuer zu glauben. Das wurde mir alles als spiritueller Hintergrund mitgegeben, am liebsten während des Schavasana, wenn man sich praktisch nicht wehren kann.
Den Nutzen davon für Wettkämpfe etc. kann ich nicht sehen. Dann lieber richtige Meditation.
Im Randori Pro Charlottenburg wird neben Kampfsport auch Yoga angeboten aber selber habe ich das nie gemacht (wohne auch nicht dort :D )
marasmusmeisterin
11-04-2015, 21:56
Im Randori Pro Charlottenburg wird neben Kampfsport auch Yoga angeboten
...und DAS hier schreiben sie dazu:
>Das Yoga-Training ist eine Mischung aus Konzentrations- und Atmungs- sowie Entspannungs- und Kräftigungsübungen.
Die konzentriert auszuführenden Übungen mit bewusster Atmung bewirken einen Ausgleich fehllaufender Körperenergien und schulen das Körperbewusstsein. <
Klingt für mein fehllaufendes Körperbewußtsein, als wäre unkonzentriertes Sandsacktraining die bessere Entspannungs- und Kräftigungsübung mit der bewußteren Atmung.
...und DAS hier schreiben sie dazu:
>Das Yoga-Training ist eine Mischung aus Konzentrations- und Atmungs- sowie Entspannungs- und Kräftigungsübungen.
Die konzentriert auszuführenden Übungen mit bewusster Atmung bewirken einen Ausgleich fehllaufender Körperenergien und schulen das Körperbewusstsein. <
Klingt für mein fehllaufendes Körperbewußtsein, als wäre unkonzentriertes Sandsacktraining die bessere Entspannungs- und Kräftigungsübung mit der bewußteren Atmung.
Ich verstehe den Bezug von deinen unteren Absatz nicht, was hat das mit dem Zitat zu tun, was du hier eingebracht hast?
Yoga scheint immerhin so effektiv zu sein, dass es bei einigen Grapplern mittlerweile als "Yog Jitsu" einzug ins Training gefunden hat.
I_QUqvw61wo#t=17[/url]
Mein Sensei praktiziert auch sporadisch Yoga und lässt ab und an etwas ins Pancrasetraining einfliessen. Ich finde viele Übungen recht brauchbar...
marasmusmeisterin
12-04-2015, 11:10
Hei - das Video ist leider privat, der Link funzt nicht! Aber das ist ja sehr spannend, darüber wüßte ich wirklich gern mehr.
Und was ich mit dem Kommentar zum Link sagen wollte: Sandsacktraining hilft wohl mehr als ein derart beschriebenes Yoga. Ich frage mich, wie die wohl praktizieren.
Nick_Nick
12-04-2015, 11:19
Wahnsinn das Video :halbyeaha.
Eine wunderbare Anpassung von Yoga an die Erfordernisse eines Kampfsystems.
Huangshan
12-04-2015, 11:26
Yoga scheint immerhin so effektiv zu sein, dass es bei einigen Grapplern mittlerweile als "Yog Jitsu" einzug ins Training gefunden hat.
Seit Jahrhunderten werden Yoga Elemente in einigen asiatischen Kampfkünsten praktiziert .
Das Video kann ich leider ebenfalls nicht öffnen :(, aber Ginastica Natural entählt auch viele Yoga-Elemente
Zeiteisen
12-04-2015, 12:28
Das Video ist :halbyeaha
Konnte es ohne Probleme öffnen, liegt vielleicht an den Einstellungen des Browsers.
Hier nochmal der direkte link:
https://www.youtube.com/watch?v=I_QUqvw61wo
Geht bei mir ohne Probleme und ist auch kein Privatvideo oder so...
Hier nochmal der direkte link:
https://www.youtube.com/watch?v=I_QUqvw61wo
Geht bei mir ohne Probleme und ist auch kein Privatvideo oder so...
Komisch komisch...ich habe das Problem wie einige andere hier auch...ich kann es nicht sehen aufgrund der Privateinstellungen...
Keine Ahnung, muss an euern Browsern liegen und ist wahrscheinlich irgendeine Standardmeldung. Es gibt nichts was mich sonderlich berechtigen würde, diesen Youtubechannel zu sehen...
Tja, das soll mal einer verstehen. Ich kann mir nicht vorstellen dass es bei allen drei Browsern (Chrome, Mozilla, Explorer) liegt.
Wie auch immer; was nich is, is halt nich.
Luce Bree
12-04-2015, 16:55
Frei nach Dieter Bohlen: "Das Video is ja mal meeegaa...":D
Werde einige Abläufe im Flow mal auf dem Rasen ausprobieren...jetzt, wo das Wetter wieder bessre wird...;)
K.A., ich nutze Mozilla. Und sooo überragend wie hier einige tun, finde ich den Clip dann auch wieder nicht. Vieles kenne ich aus dem BJJ als warm-up Drills.
Sucht mal auf Youtube nach "Yog Jitsu", da gibts noch mehr clips zu...
marasmusmeisterin
12-04-2015, 18:06
Also vom Yog Jitsu Basic Drill (bäh!! DRILL! ) bin ich nicht sonderlich begeistert, dehnen geht anders. Wenn mans kann und muskulär stabil trainiert ist, kann man dann auch gerne sowas machen. Aber nicht um irgendwas aufzubauen.
Besser finde ich das Yog-Jitsu S-Sit Flow Drill (da ist es wieder...!) Dings, das stärkt die Bauchmuskulatur durch den und beim impact bestimmt ganz gut. Was diese Kombination genau bezwecken soll, verstehe ich allerdings nicht - sieht sehr willkürlich zusammengebastelt aus.
Sowas müßte man als Gleichgewichtsübung aufziehen, also etwa einen High Launch, und dann auf die Deckung zimmern, z.B. oder für die härtere Variante in die leichte rückbeuge, Arme nach oben, und dann direkt Schienbein ---> Bauchmuskulatur. Der Passive dehnt, übt das Gleichgewicht und stärkt die Bauchmuskulatur. Boah. :klatsch:
Und der Aktive übt sauber treten.
Hei zusammen,
gezz mal Butter bei die Fische.
Gibts hier Yogis oder Yoginis, die schon länger praktizieren, also sagen wir mal länger als ein Jahr?
Und die feststellen konnten, daß sich ihre im Yoga trainierten Fertigkeiten positiv auf ihre sonstigen sportlichen Aktivitäten ausgewirkt haben?
Interessiert mich wirklich, ich mache mir da grad Gedanken drüber.
Davon kenne ich Einige. Einfach mal ausprobieren.
Yogaübungen können auch sehr dynamisch sein.
Man denke auch an z.B. Matt Furey´s Workouts.
besteht doch eher darin, an Chakren, feinstoffliches Irgendwas und Verdauungsfeuer zu glauben. Das wurde mir alles als spiritueller Hintergrund mitgegeben, am liebsten während des Schavasana, wenn man sich praktisch nicht wehren kann.
Den Nutzen davon für Wettkämpfe etc. kann ich nicht sehen. Dann lieber richtige Meditation.
Aber Meditation und die ganze spirituelle Geschichte haben doch miteinander zu tun ;) - Beten ist auch eine Art von Meditation....
Naturwissenschaftlich betrachtet könnte man auch einfach sagen, das Meditieren auf Chakren oder mit Hilfe von Mantras ist das Verbinden eines physischen/psychischen Zustands mit einem Trigger.
Kurz wenn du glaubst auf das Herz-Chakra zu meditieren würde dir Zufriedenheit und Ruhe geben, wird dieser Effekt auch eintreten falls du dies genug oft machst.
Yoga / Meditation allgemein sind imho gute Hilfsmittel für z.B. den Umgang mit Stress, wie du bereits erwähnt hast bsp in Bezug auf Wettkämpfe.
Ansonsten kann man wohl mehr Körpergefühl und Flexibilität/Dehnbarkeit erwarten, von der rein physischen Seite her betrachtet.
@Haz3:
Dann kläre uns doch auf? :)
@Björn:
Mann kann auch Boxen als Fit-Boxen betreiben um eine bessere Kondition zu erreichen. Aber natürlich könnte man auch einfach regulär ins Fitnesscenter gehen.
Warum jemandem etwas absprechen wenn er es aus anderen Motiven tut, solange es Zufriedenheit bringt ist dies doch wünschenswert für ihn/sie und vielleicht erblickt er oder sie mehr als erwartet wurde.
Lowkick Loverboy
13-04-2015, 07:56
Die Aussage "Yoga ist..." ist wohl immer mit genau so viel Vorsicht zu genießen wie die Aussage "Kampfkunst ist..." - die Unterschiede zwischen einzelnen Richtungen sind beträchtlich.
Obwohl bestimmt sehr viele Kampfkünste Yoga-ähnliche Elemente in ihrem Training kennen, ist es doch etwas anderes, sich dem Yoga als solchen eingehender zu widmen. Wie Björn schon geschrieben hat, da geht es meist um mehr als "ein Bissle Stretching". Dazu sollte der entsprechende Yoga-Stil natürlich gut zur Kampfkunst passen.
Wir haben im letzten Jahr ein viertägiges Yoga-Kali-Retreat veranstaltet, und das war für alle Beteiligten - von der Yogalehrerin über die Bühnentänzerin bis zum Kalitrainer - extrem gewinnbringend. Ich bin so frei, die Ausschreibung für den zweiten Teil zu verlinken:
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f82/yoga-trifft-kampfkunst-172381/
Ein schönes Beispiel für das Fruchtbarmachen des Yoga fürs KK-Training sind im übrigen die TacFit-Programme von Scott Sonnon.
Jadetiger
13-04-2015, 08:39
Ich praktiziere seit ziemlich genau einem Jahr Ashtanga Yoga.
Ursprünglich habe ich damit angefangen, um meine Beweglichkeit zu verbessern und der Einseitigkeit der Rückenmuskulatur entgegenzuwirken, die man beim Fechten mit schwereren Waffen (in meinem Fall schwerer Kavalleriesäbel) entwickeln kann.
Ich habe Ashtanga gewählt, weil es körperlich sehr fordernd ist und auf dynamischen Bewegungsabfolgen basiert, was mir für Kampfsport geeignet erschien.
Fazit nach einem Jahr:
Wer Yoga als reine Dehn- und Fitnessübung begreift und praktiziert, kratzt nur an der Oberfläche.
Für mich sind die festgelegten Übungsserien im Ashtanga kombiniert mit der kontrollierten Atmung (Ujjayi) und die Ausrichtung auf das Training im eigenen Rhythmus (Mysore-Style) ein Mittel, schnell in den sogenannten "Flow-Zustand" (http://de.wikipedia.org/wiki/Flow_%28Psychologie%29) zu kommen und in diesem mit den Übungen zu verschmelzen. Ich genieße das Arbeiten, wenn man ersteinmal jedes Zeitgefühl verloren hat.
Was bringt mir das Ganze für meine KKs?
Insgesamt hat Yoga meine Fähigkeit zur Fokussierung sehr verbessert.
Yoga schult ganz ungemein die Muskelkoordination im ganzen Körper. Meine Körperspannung hat sich sehr verbessert bei gleichzeitig deutlich verbesserter Beweglichkeit.
Das "alle Übungen ausführen ohne sich zu eilen" hat mein Kampfverhalten im Stoßfechten (Degenfechten) deutlich verbessert. Im Stoßfechten gilt in ganz starkem Maß: Wer übereilt handelt, verliert!
Zusätzlich hat mir Yoga geholfen, einen "guten stabilen Neutralzustand der Emotionen" zu entwickeln und zu halten. Hiermit meine ich nicht, dass mein Leben toller geworden ist, oder soetwas. Ich meine ganz konkret, dass man diesen "guten stabilen Neutralzustand der Emotionen" im Fechten unbedingt braucht. "Stahl ist kalt" sagt man, damit ist gemeint, dass man mit einem hitzigen Gemüt ein schlechterer Fechter ist, weil man ungeduldig wird und in Stresssituationen nicht mehr technisch optimal reagieren kann. Schon in in alten französischen Fechtbüchern steht "Du sollt dich nicht ärgern und du sollst dich nicht freuen".
Nochmal klargestellt: Ich rede hier von Fokussierung, Flow, Anspannung und Entspannung, nicht vom Öffnen irgendwelcher Energiebahnen, die mich mit den Schwingungen des Universums verbinden. Das ist für mich Esoterik-Gewäsch. Glücklicherweise kommt Ashtanga bei einem pragmatischen Lehrer ohne soetwas aus.
Overall bottom line:
Ich kann Yoga jedem Kampfkünstler absolut empfehlen. Ich würde aber nicht empfehlen, es als Zusatzelement und Warm-up einzubauen. Das wir der Sache nicht gerecht. Wenn man Yoga praktizieren will, sollte man sich auch die Zeit nehmen, sich auf die tieferen Erfahrungsebenen einzulassen.
Björn Friedrich
13-04-2015, 08:47
Schön beschrieben. Ich würde sagen, dieser emotionslose Zustand, einer (positiven) Leere in sich, ist die Verbindung zu etwas Größerem und dann passiert nämöich genau das. Der Mensch tut nicht mehr, sondern es geschieht einfach nur durch Ihn.....
Für mich eine der höchsten Stufen die man erreichen kann, wahre Kunst.
Lowkick Loverboy
13-04-2015, 08:52
Ich kann Yoga jedem Kampfkünstler absolut empfehlen. Ich würde aber nicht empfehlen, es als Zusatzelement und Warm-up einzubauen. Das wir der Sache nicht gerecht. Wenn man Yoga praktizieren will, sollte man sich auch die Zeit nehmen, sich auf die tieferen Erfahrungsebenen einzulassen.
Beinahe 100% Zustimmung. Man kann Yoga-Übungen duchaus ins Aufwärmen übernehmen, sie entfalten dort immer noch gute Wirkung. Aber das ist dann eben "nur noch Stretching."
Wie Jadetiger sagt: Die Kunst ist es wert, dass man sich tiefer auf sie einlässt.
Jadetiger
13-04-2015, 09:32
Schön beschrieben. Ich würde sagen, dieser emotionslose Zustand, einer (positiven) Leere in sich, ist die Verbindung zu etwas Größerem und dann passiert nämöich genau das. Der Mensch tut nicht mehr, sondern es geschieht einfach nur durch Ihn.....
Für mich eine der höchsten Stufen die man erreichen kann, wahre Kunst.Was du beschreibst ist das, was östliche Philosophen manchmal als "die Auflösung des Egos" bezeichnen. Man hört auf, sich als Individuum zu betrachten und ist nur noch ein Teil des Ganzen. Das ist für mich die höchste Form des "Flow" (http://www.gluecksarchiv.de/inhalt/flow.htm).
In meinem Empfinden bin ich dabei aber nicht emotionslos, sondern in einem "emotionalen neutralen Gleichgewicht". Aber das ist eben sehr subjektiv.
amasbaal
13-04-2015, 19:15
Kurz:
-Es gibt verschiedene Yoga Wege .
http://www.yoga-vidya.de/fileadmin/_processed_/csm_yoga-wege_1147c00893.jpg
-Yoga beinhaltet nicht nur Dehnungsübungen.
-Yoga Elemente haben z.B. Shaolin Quan beeinflusst.
usw.
danke für die richtigstellung.
yoga = dehnübungen? dann wäre es kein yoga. selbst die asanas des hatha yoga sind keine reinen "dehnübungen".
will ich mich auf verschiedene arten dehnen lernen, brauch ich kein yoga dafür. dafür gibt es zig angebote unterschiedlichster "systeme".
wer yoga und kk in historisch und kulturell gewachsener symbiose erleben will: kalaripayath!
marasmusmeisterin
13-04-2015, 19:47
Für die indische Schreibweise spuckt youtube das hier aus:
https://www.youtube.com/results?search_query=kalripayattu
Ich habe das vor Jahren sogar mal live im Düsseldorfer Tanzhaus gesehen.
Übrigens: Kerala und Tamil Nadu wurden nie kolonisiert, auch nicht von indischen Gruppen. Der Gebrauch von Schwert und Schild sieht aber schon sehr nach Moghul-Einfluß aus.
Hats vielleicht schon mal jemand selber trainiert?
Jadetiger
14-04-2015, 09:40
Ich war vor einiger Zeit mal zum Schnuppertraining beim Kalaripayath.
Ja, es beinhaltet viele Dehnübungen und man muss viel Beweglichkeit, Explosivkraft/Sprungkraft und Koordination dafür entwickeln.
Leider wird es hier in München in einer vollständig verritualisierten Form vermittelt. Also Kata laufen und Partnerübungen ohne Freikampfelemente.
Kalaripayath ist tief verwurzelt in der hinduistischen Religion, weshalb viele kleine religiöse Rituale und Bilder aus hinduistischen Legenden eine Rolle spielen. Leider bin ich kein Hindu und strebe auch nicht an, einer zu werden.
Mit Hatha Yoga hat Kalaripayath weniger zu tun, als man zunächst denken würde:
Kalaripayath gilt als eine der ältesten, wenn nicht sogar als die älteste Kampfkunst der Welt. Wahrscheinlich sogar zurecht.
Hatha/Körperliches Yoga in seiner heutigen Form war vor dem im späten 19. Jahrhundert wirkenden Swami Vivekananda in Indien praktisch unbekannt. Es gab zwar einzelne Übungen, die vor allem von ein paar heiligen Sadhus praktiziert wurden, aber die Idee des gymanstischen Yoga geht hauptsächlich auf den Einfluss der britischen Armeegymanstik und auf Kontakte mit dem deutschen "Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn zurück. Viele "Asanas" finden sich wirklich 1:1 in deutschen Turnbüchern des 19. Jahrhunderts. Tadasana/Samstitihi (Berghaltung) wird nicht umsonst manchmal scherzhaft als der "British Soldier" bezeichnet. Bis auf die parallele Fußstellung entspricht sie exakt der Grundstellung in der britischen Soldatenausbildung.
Das allermeiste Spirituelle, das wir heute als wesentliches Element im Yoga kennen, stammt aus der esoterischen Hippie-/68er-Bewegung und deren Interesse an östlicher Religion. Damals sind ja viele zu Gurus nach Indien gepilgert und haben sich der Weisheitslehren zueigen gemacht.
Die heutige Gesamtform gab dem Ganzen dann vor allem Tirumalai Krishnamacharya, auf den praktisch alle großen Stilrichtungen der heutigen Zeit zurückgehen.
Das endgültige Sahnehäubchen lieferte schlussendlich die Wellness-/Fitnesswelle des beginnenden 21. Jahrhunderts, die ja bestrebt ist, alles irgendwie stromlinienförmig und leicht konsumierbar zu machen. Hier entstanden dann Angebote wie "After-work-Flow", "Hatha-Lunchbreak", "Mutter-Kind-Yoga" und "Schwangerschaftsyoga".
Bitte den obigen Absatz nicht falsch verstehen. Das Konstrukt, dass wir heute als Yoga kennen, finde ich absolut großartig. Nicht umsonst trainiere ich das regelmäßig. Man sollte sich aber ganz klar der Ursprünge bewusst sein. Wenn also ein Lehrer oder eine Lehrerin irgendetwas von jahrhundertealten indischen Wurzeln faselt, kann man im Grunde sofort den Raum verlassen.
steffen13
14-04-2015, 10:16
Ich war vor einiger Zeit mal zum Schnuppertraining beim Kalaripayath.
...
Hatha/Körperliches Yoga in seiner heutigen Form war vor dem im späten 19. Jahrhundert wirkenden Swami Vivekananda in Indien praktisch unbekannt. Es gab zwar einzelne Übungen, die vor allem von ein paar heiligen Sadhus praktiziert wurden, aber die Idee des gymanstischen Yoga geht hauptsächlich auf den Einfluss der britischen Armeegymanstik und auf Kontakte mit dem deutschen "Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn zurück. Viele "Asanas" finden sich wirklich 1:1 in deutschen Turnbüchern des 19. Jahrhunderts. Tadasana/Samstitihi (Berghaltung) wird nicht umsonst manchmal scherzhaft als der "British Soldier" bezeichnet. Bis auf die parallele Fußstellung entspricht sie exakt der Grundstellung in der britischen Soldatenausbildung.
Das allermeiste Spirituelle, das wir heute als wesentliches Element im Yoga kennen, stammt aus der esoterischen Hippie-/68er-Bewegung und deren Interesse an östlicher Religion. Damals sind ja viele zu Gurus nach Indien gepilgert und haben sich der Weisheitslehren zueigen gemacht.
Die heutige Gesamtform gab dem Ganzen dann vor allem Tirumalai Krishnamacharya, auf den praktisch alle großen Stilrichtungen der heutigen Zeit zurückgehen.
Das endgültige Sahnehäubchen lieferte schlussendlich die Wellness-/Fitnesswelle des beginnenden 21. Jahrhunderts, die ja bestrebt ist, alles irgendwie stromlinienförmig und leicht konsumierbar zu machen. Hier entstanden dann Angebote wie "After-work-Flow", "Hatha-Lunchbreak", "Mutter-Kind-Yoga" und "Schwangerschaftsyoga". ...
Das klingt sehr interessant. Hast du dafür vielleicht Quellenangaben bzw. Literaturtipps?
Jadetiger
14-04-2015, 10:27
Interessanter, zumindest einigermaßen korrekter Artikel zu dem Thema:
RELIGIONSGESCHICHTE: Erlösung ohne Erlöser - DER SPIEGEL 31/2013 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-104674098.html)
Historische Turnerbücher findet man ein paar bei Google Books, das meiste dazu habe ich aber aus privaten Digitalisierungen.
Auch sehr interessant fand ich diesen Artikel:
Yoga Origins History Hatha Yoga Modern Yoga Krishnamacharya Iyengar | BLOGanga (http://www.whitelotus.org/blog/tag/yoga-origins-history-hatha-yoga-modern-yoga-krishnamacharya-iyengar/)
Björn Friedrich
14-04-2015, 10:35
Ich meine man muss sich auch mal überlegen das Pattabhi Jois und BKS Iyengar den gleichen Lehrer hatten.
Und wenn man beide Stile mal praktiziert, wird man feststellen, das sie komplett unterschiedlich sind, zumindest was den Aufbau angeht.
Das ist schon krass. Ich meine so Übungen wie die Sonnengrüße gab es schon seit hunderten von Jahren im indischen Ringen, bevor sie dann ins Yoga integriert wurden.
Auch wenn die Geschichte mit dem Buch in dem alles drin Stand und das dann verloren ging, recht schön ist, glaube ich auch das vieles von dem Yoga was wir heute sehen, eine Mischung aus Elementen indischer Kampf- und Ringkunst, westlichem Turnen und einer uralten indischen Gesundheitslehre sind, die dann irgendwie zusammengeführt wurden......
Eskrima-Düsseldorf
14-04-2015, 10:36
Leider wird es hier in München in einer vollständig verritualisierten Form vermittelt. Also Kata laufen und Partnerübungen ohne Freikampfelemente.
Ich glaube das wird grundsätzlich so trainiert... ich habe da mal eine Doku drüber gesehen und in allen Schulen die dort besucht wurden sah es so aus.
steffen13
14-04-2015, 10:37
@jadetiger
Danke Dir.
Jadetiger
14-04-2015, 10:55
Ich meine man muss sich auch mal überlegen das Pattabhi Jois und BKS Iyengar den gleichen Lehrer hatten.
Und wenn man beide Stile mal praktiziert, wird man feststellen, das sie komplett unterschiedlich sind, zumindest was den Aufbau angeht.
Das ist schon krass. Ich meine so Übungen wie die Sonnengrüße gab es schon seit hunderten von Jahren im indischen Ringen, bevor sie dann ins Yoga integriert wurden.
Ich empehle dazu die Dokumentation "Der atmende Gott". Sind einige interessante Interviews drin, aus denen sich einiges an Gründen erschließt, warum die Unterschiede heute so groß sind. Besonders das Interview mit BKS Iyengar fand ich da sehr erhellend.
Warnung: Die Doku ist ohne vorherige Beschäftigung mit Yoga eher langweilig.
D633RDT-9U8
Einigermaßen verläßliche Literatur:
Zarrilli, Philipp B.: when the body becomes all eyes. ... Kalaripayattu. A South Indian Martial Art. Oxford India 1998
:D is was wahres dran...
https://www.facebook.com/CollegeHumor/videos/10152682880357807/
Björn Friedrich
15-04-2015, 12:17
Der Atmende Gott, klar kenne ich, war Pflicht damals;-)
Yoga und Kalaripayath, hmm ... hat aber nicht so viel mit yogaka zu tun, aber letzterens mit KS/KK, der kreis schliesst sich. ;)
...gibt doch auch so eine schöne Doku, in der man Rickson Gracie Yoga üben sehen kann, nicht nur Dehnung, sondern auch mit Atem und Reinigungstechniken, ihm scheint es ja was gebracht zu haben. Mein Ving Tsun Trainingspartner macht seit einigen Jahren Yin und Vinyasa Yoga und wird seitdem stärker und beweglicher, was will man mehr?
Die Doku heißt "Choke" und ist absolut sehenswert
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.