Anmelden

Vollständige Version anzeigen : Rollen wie ein alter Mann;-)



Björn Friedrich
10-04-2015, 21:04
Denn wenn man irgendwann mal alt ist, hat man 40 Jahre Erfahrung in dem Stil.....

Ein Rat den ich halb im ernst und halb im Scherz heute meinen Schüler gegeben habe und den ich eigentlich mehr oder weniger streng schon befolge seitdem ich 20 bin.

Für mich ist jeder Trainingspartner immer fitter, schneller, stärker, explosiver, usw. Ich versuche immer mit minimalem körperlichem Aufwand zu rollen.

Meine Überlegung dahin ist eigentlich ganz einfach, wenn man immer einen sehr physischen Stil hat und man sich im Alter umstellen muss, wird eine Menge Effektivität verloren gehen, weil man eben irgendwie neu anfangen muss.

Wenn man aber 40 Jahre lang einen Stil perfektioniert, der mit so wenig wie möglich Kraft und Aufwand auskommt, hat man im Alter dann keinen Neuanfang, sondern eben ein bewährtes System und merkt die Umstellung überhaupt nicht.

Just my 2 cents:-)

Rene
10-04-2015, 21:34
Guter Rat, gefällt mir.

cv almont
10-04-2015, 21:40
Denn wenn man irgendwann mal alt ist, hat man 40 Jahre Erfahrung in dem Stil.....

Ein Rat den ich halb im ernst und halb im Scherz heute meinen Schüler gegeben habe und den ich eigentlich mehr oder weniger streng schon befolge seitdem ich 20 bin.

Für mich ist jeder Trainingspartner immer fitter, schneller, stärker, explosiver, usw. Ich versuche immer mit minimalem körperlichem Aufwand zu rollen.

Meine Überlegung dahin ist eigentlich ganz einfach, wenn man immer einen sehr physischen Stil hat und man sich im Alter umstellen muss, wird eine Menge Effektivität verloren gehen, weil man eben irgendwie neu anfangen muss.

Wenn man aber 40 Jahre lang einen Stil perfektioniert, der mit so wenig wie möglich Kraft und Aufwand auskommt, hat man im Alter dann keinen Neuanfang, sondern eben ein bewährtes System und merkt die Umstellung überhaupt nicht.

Just my 2 cents:-)

Gefällt mir auch, aber hast du diese Einstellung auch bei Wettkämpfen oder nur im freundschaftlichen Sparring?

Björn Friedrich
10-04-2015, 21:51
Ich versuche immer so zu rollen und je länger ich das mache, desto besser gelingt es mir. Aber es gibt auch scheiss Tage, da rolle ich dann verkrampft und mit viel Kraft und freu mich drüber das ich so ein Fitness Fanatiker bin.:-)

Aber dann wenn ich heim komme ärgere ich mich über meine schlechte Leistung. Kraft und Aufwand ist für mich eigentlich immer ein Zeichen von eigener schlechter Leistung.:-)

Weil ich eben denke, wenn es nur Kraft und Ausdauer ist, die mich gewinnen lässt, dann ist es kein Skill und ich hab meine Trainingszeit mehr oder weniger verschwendet.:-)

Ich hab sehr früh in meiner BJJ Reise Leute kennengelernt die diesen Stil perfektioniert hatten und das hat mich sehr geprägt und die Idee überhaupt erst wachsen lassen.

Ich denke mit Punkten, Zeitlimit, usw. ist sowas schwieriger umzusetzen, aber Wettkampfregeln interessieren mich eh nicht, von daher passts.

Chondropython
10-04-2015, 22:04
Ich versuche immer mit minimalem körperlichem Aufwand zu rollen.

Mache ich genauso. Nur wenn ich merke das mir jemand technisch überlegen ist, neige ich zu einer Karnickelstarre und mauere extrem. Wenig risikofreudig. Ich hoffe das lege ich noch ab.

Joe Cool
11-04-2015, 09:37
Aber dann wenn ich heim komme ärgere ich mich über meine schlechte Leistung. Kraft und Aufwand ist für mich eigentlich immer ein Zeichen von eigener schlechter Leistung.:-)

Weil ich eben denke, wenn es nur Kraft und Ausdauer ist, die mich gewinnen lässt, dann ist es kein Skill und ich hab meine Trainingszeit mehr oder weniger verschwendet.:-)

Ich hab sehr früh in meiner BJJ Reise Leute kennengelernt die diesen Stil perfektioniert hatten und das hat mich sehr geprägt und die Idee überhaupt erst wachsen lassen.

Ich denke mit Punkten, Zeitlimit, usw. ist sowas schwieriger umzusetzen, aber Wettkampfregeln interessieren mich eh nicht, von daher passts.


Word.

Versuche genauso zu trainieren. Wenn ich für irgendwas Kraft brauche, war es falsch... jedenfalls ist das das Ideal. Man kommt zwar punktemässig nicht weit, aber das interessiert mich auch nicht mehr wirklich.

Teashi
11-04-2015, 13:39
Weil ich eben denke, wenn es nur Kraft und Ausdauer ist, die mich gewinnen lässt, dann ist es kein Skill und ich hab meine Trainingszeit mehr oder weniger verschwendet.:-)
Kraft ist auch eine Fähigkeit.

Je kräftiger man ist, desto weniger strengt man sich an, um eine bewegung auszuführen.

Björn Friedrich
11-04-2015, 14:12
GENAU, je kräftiger man ist.....

und genau das ist der Punkt, man ist nicht immer kräftiger und je älter man wird desto größer wird die Zahl derer, die mehr Kraft haben, von daher ist es für mich keine Option, eine Technik durchzuführen, für die ich viel Kraft benötige.

Joe Cool
11-04-2015, 15:22
Sehe Kraft auch eher als "Extra". Die Technik muss auch bei Kraft-/Gewichtsnachteil funktionieren. Und dann fallen die Sachen, die auf Explosivität beruhen eben oft raus. Natürlich ist es gar keine Frage, dass es ein Vorteil und super ist, wenn man stärker ist, und klar macht es Sinn das zu trainieren. Aber das ist zumindest für mich nicht der springende Punkt.

Schnueffler
11-04-2015, 15:38
Ach, ich BIN alt.

Medaka
11-04-2015, 15:50
In meiner BJJ-Zeit habe ich mir immer gewünscht, dass mehr Leute so denken :) Die meisten Jungs waren sehr kraftbetont, immer auf direkten Konkurrenzkampf aus, egal, wie oft der Trainer sie hinwies.

Björn Friedrich
11-04-2015, 17:29
Ich denke das faszinierende an der Methode ist, das man seinen Peak eben nicht mit 25 oder 30 hat, sondern immer besser wird, zumindest solange der Körper das Rollen mitmacht........

Droom
11-04-2015, 17:44
ich versuche eigentlich das selbe (außerhalb von Wettkämpfen). Je weniger Kraft/Anstrengung ich gebraucht habe um meinen Gegner zu dominieren oder zumindest zu neutralisieren um so erfolgreicher sehe ich die Runde.

Allerdings ist es wirklich schwierig so gegen Leute zu kämpfen die extrem flink und gelenkig sind. Augrund meiner Einstellung bin ich halt recht langsam im normalen Rollen und dann fängt man früher oder später an nur noch hinterher zu laufen wenn der andere in etwa gleich gut ist, aber in der selben Zeit deutlich mehr Aktionen bringt.
Sobald man aber anfängt das Tempo mitzugehen wird man halt wieder stark cardio- und kraftlastig

Teashi
11-04-2015, 18:15
GENAU, je kräftiger man ist.....

und genau das ist der Punkt, man ist nicht immer kräftiger und je älter man wird desto größer wird die Zahl derer, die mehr Kraft haben, von daher ist es für mich keine Option, eine Technik durchzuführen, für die ich viel Kraft benötige.
Was bringt dir die beste Technik, wenn du sie nicht umsetzen kannst?

Du brauchst für alles Kraft. Alle deine Bewegungen basieren darauf. Technik ist nichts anderes, als der Maßstab, wie ökonomisch du damit umgehst. Die beste Technik nützt nichts, wenn keine Kraft dahinter steckt. Sonst wären die ältesten Kämpfer, die besten. Auch die technischsten BJJ-Kämpfer heutzutage, Mendes, Popovich trainieren sehr hart an ihrer Kraft.

bWTFMClLLbs
cl5racwB0cw

Cam67
11-04-2015, 19:48
ich glaube das große stichwort hier ist ökonomie.

je erfahrener desto weniger energie muss ich für die gleiche technik aufwenden als ev. mein jüngerer partner.
also das alte spiel ihn in den anaeroben zustand zu treiben und selber aerob zu bleiben gelingt mit erfahrung wesentlich besser.
der jüngere hat zwar meist größere energiereserven und kann sich deshalb verschwendung mehr leisten, aber auf zeit gesehen pumpt er sich aus. im sparring immerwieder zu bemerken.
im wettkampf läuft es natürlich aufgrund von zeitlimit und regeln (z.b. passivität ) ein wenig anders.
klar braucht jede technik ein kraftaufwand , nur ob ich diesen aufwand überhaupt bereit bin aufzuwenden ist wieder ein anderes ding.

damit meine ich wenn die beste technik ev. viel kraft erfordert , dann wird der "erfahrene" nicht immer auf diese technik bestehen, sondern umswitchen, entsprechend seines energiehaushaltes.
das heisst aber nicht das er sie nicht umsetzen kann (die technik), sondern nur das er den ökonomischeren weg wählt.
gehts nicht da lang dann eben dort lang. zauberwort ist hier "entsprechend".

der junge partner dagegen besteht meist auf seine vertraute, beste technik ,egal was es kostet.
ökonomisch zu arbeiten bedeutet doch nicht "keine kraft" zu haben , sondern nur sie anders zu hauszuhalten.

Tori
11-04-2015, 23:00
Ach, ich BIN alt.

Pfffttt... Du bistn junger Hase :p

Ich BIN alt :ups:

Und rollen kann ich leider vergessen :o

Alle die es in meinem Alter noch am Boden draufhaben (und da gibts ne Menge) haben meinen allerhöchsten Respekt

SKA-Student
12-04-2015, 08:26
Was bringt dir die beste Technik, wenn du sie nicht umsetzen kannst?

Dazu gehört auch zu wissen, was man eben je nach Gegner nicht macht.
Wenn mein Gegner 30kg mehr wiegt durch entsprechende Größe und Muskelmasse, dann werde ich mir eben keinen (zB) Kimura oder Americana erarbeiten können.
Dann muss ich mit Hilfe von Beweglichkeit und hoffentlich größerer Erfahrung irgendwie (zB) auf den Rücken und dann an den Hals kommen.

woyzeck
14-04-2015, 00:00
Ich finde diese Idee auch sehr gut.

Schwierig ist es leider, wenn man einfach durch körperliche Gegebenheiten und dem Hang zum Kraftsport irgendwie an einem Punkt ist, dass man leider nur selten schwerere, größere und eben auch stärkere Trainingspartner hat.

Klar, man kann trotzdem "kraftlos" trainieren und gucken was geht. Aber eine ehrliche Rückmeldung nach dem Motto "ich hab die jetzt gegen den 30kg+ Typen angewendet, obwohl der sich gewehrt hat, also beherrsche ich die Technik" ist nicht möglich.

Klar, nach subjektivem Empfinden schon, aber zumindest mir fällt es schwer, gegen gute und schnelle leichtere/schwächere exakt ohne Kraft-Vorteil zu arbeiten.

Gibt es da n Tip/Erfahrungswerte?

Sekretär
15-04-2015, 18:42
Ich denke das ist rein eine evolutionäre Entwicklung. Mit dem Alter kommt die Weissheit. Ab 40 + geben die Knochen einfach nicht mehr das gleiche her wie mit 20ge. Wenn ich im Training zu viel Gas gebe, tut mir halt das Klappergestell überall weh. Erst letztens einen Muskelfaserriss im Bauch zugezogen. Das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehabt....:mad:
Und wenn man sich all die Kampfkunst ansieht, dann entwickelt sich immer irgendwelche Dill und Soloformen. Irgendwann mit 60+ geht halt einfach nicht mehr außer Yoga und Funktioneller Gymnastik. Wenn man das früh genug erkennt, kann man sich anpassen und diese sicher schwierige Zeit meistern. Durch Technik und mehr Ruhe reduziert man den Impakt bzw. Die Kräfte die auf eine Wirken erheblich. Und ich habe auch ein besseres Gefühl. Ich bin richtig zufrieden wenn das Training technisch gut war und mein Körper nicht überall schmerzt.

Björn Friedrich
15-04-2015, 20:56
Den Muskelfaserriss am Bauch hatte der Klitschko auch vor einigen Jahren.:-) Also das kommt auch bei Jungen vor.;-)

Aber stimmt schon, der Körper verändert sich. Wobei ich sagen muss, das ich die Veränderung irgendwie auch mag. Denn man lernt Dinge korrekter zu tun, perfekter, mit weniger Aufwand und besserer Struktur.

Leute wie Ueshiba, Mifune, Takeda, Helio, Rickson, usw. haben alle bewiesen das man auch jenseits der 40er Spitzenleistungen bringen kann, WENN man versteht sich zu verändern.:-)

Von daher finde ich das Altern eine spannende Angelegenheit, die man aber nur verstehen kann, wenn man sie selber erlebt.:-)

cv almont
15-04-2015, 21:26
Irgendwann mit 60+ geht halt einfach nicht mehr außer Yoga und Funktioneller Gymnastik.

Gg habe gerade davor den Thread mit dem 62 jährigen MMA Fighter gesehen :D

Aber im großen und ganzen hast du sicherlich recht. Ein anderer Blickwinkel ist natürlich jener, zu versuchen, sich seine Kraft und durch funktionales und gut geplantes Krafttraining so gut wie möglich zu erhalten. Man darf nicht vergessen, dass Kraft auch ein wichtiger Faktor im Bereich Verletzungsvermeidung ist.

Nagare
15-04-2015, 21:45
Hey Björn!

Schön dass Du dieses Thema mal ansprichst! Das war auch vor einigen Jahren eine grundlegende Überlegung meinerseits. Leider stand ich mit dieser Meinung eine lange Zeit nahezu allein da.
Verfolgt man allerdings diese Prämisse, bewegt man sich immer weiter Weg vom Feld des Kampfsports. Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht?

Björn Friedrich
15-04-2015, 21:53
Also ich bin ehrlich, ich mach zwar BJJ, aber ich hab mit der typischen BJJ Welt und Culture nix am Hut. Ist nicht böse gemeint, sondern einfach meine Entwicklung.

Für mich ist BJJ das Medium, die Hauptidee die ich verfolge, aber die Einflüsse die für mich da einfliessen und Teil der Veränderung sind, kommen aus allen möglichen Quellen.

Für mich ist BJJ keine Kampfkunst, sondern umfasst eigentlich alle Aspekte des menschlichen Seins und deshalb ist es halt auch mehr als das typische BJJ.

Kampfkunst und Lebensphilosophie sind für mich ein und dasselbe und von daher gehört natürlich auch der Prozess des Älterwerdens dazu.

Nagare
15-04-2015, 21:58
Danke; ich muss sagen, dass mir Deine Einstellung extrem sympathisch ist. Kann sehr gut nachvollziehen was Du meinst.
Sollte ich irgendwann einmal durch was auch immer mal in Deiner Gegend sein, würde mich ein persönliches Kennenlernen freuen.

Watt
15-04-2015, 22:01
...
Leute wie Ueshiba, Mifune, Takeda, Helio, Rickson, usw. haben alle bewiesen das man auch jenseits der 40er Spitzenleistungen bringen kann, WENN man versteht sich zu verändern.:-)
...

In einem Podcast (ich vermute Joe Rogan oder irgendwas mit Eddie Bravo) erzählt Kron etwas von einem halben Dutzend Bandscheibenvorfälle die Rickson im Laufe seiner Trainingskarriere erlitten hat, weswegen er heute so gut wie gar nicht mehr Rollen kann. Insofern ist er also irgendwie nicht ganz der Idealtyp.

Björn Friedrich
15-04-2015, 22:55
Kron erzählt aber auch, das sein Vater ihn, mit über 50, als Kron Schwarzgurt war, immer noch innerhalb von 1 oder 2 Minuten getappt hat. Das ist schon heftig. Paulo Filho hat das gleiche von Rickson erzählt, als er mit Rickson MMA trainiert hat und da war Rickson knapp 50 und Paulo einer der Besten seiner Klasse.....

Rickson ist jetzt knapp 60 und rollt, surft, macht Yoga....klar er hat seine Verletzungen, aber er hat auch ein Leben gelebt, das sehr extrem war.

Da gibt es die schöne Geschichte von Helio und den Valente Brüdern.

Die Valentes sind Orthopäden und waren Schüler von Helio und irgendwann als Helio mal in den USA war, haben Sie ihn in die Röhre gelegt und ein MRT von seiner Wirbelsäule gemacht.

Die Ärzte die das ausgewertet haben, sagten der Mann von dem die Bilder stammen liegt entweder im Bett oder sitzt im Rollstuhl....

Es waren aber die Bilder von Helio, der gerade in den USA BJJ unterrichtete und bis zu Ende seines Lebens recht fit war.....;-)

Gast
16-04-2015, 22:12
Ich denke das ist rein eine evolutionäre Entwicklung. ...
Schon mal dran gedacht, dass du dich einfach in der Jugend kaputt gemacht hast?
Mein Trainer ist Ü40 und der hat ne Fitness da erblassen die meisten 20 jährigen davor. Ein andere ist um die 50, 1. Dan, der springt, kann nen Spagat, macht alle eingesprungene Kicks, Fallschule, das volle Programm.
Hab da einige ältere erlebt die im gehobenen Alter unglaublich fit und vital sind.
Man kann durch richtiges Training schon einiges rausholen und muss mit 40+ noch nicht auf die Rente schielen.

Sekretär
17-04-2015, 16:17
Schon mal dran gedacht, dass du dich einfach in der Jugend kaputt gemacht hast?
Mein Trainer ist Ü40 und der hat ne Fitness da erblassen die meisten 20 jährigen davor. Ein andere ist um die 50, 1. Dan, der springt, kann nen Spagat, macht alle eingesprungene Kicks, Fallschule, das volle Programm.
Hab da einige ältere erlebt die im gehobenen Alter unglaublich fit und vital sind.
Man kann durch richtiges Training schon einiges rausholen und muss mit 40+ noch nicht auf die Rente schielen.

Da hast Du natürlich nicht unrecht. Ich denke wer in jungen Jahren seinem Körper ein hohes Leistungsvermögen abverlangt wird zwangsläufig im Alter Federn lassen müssen. Sicher ist meine momentane Fitness trotz 40+ immer noch wesentlich höher als es die meisten Menschen überhaupt in Ihrem Leben je erreichen werden.
Mit dem Alter steigt daher die Trainingseffizienz ganz enorm. Wenn man sich seit über zwei Jahrzehnten mit Trainingsmethoden beschäftigt und auch viel probiert hat, kann man leicht einen hohen Wirkungsgrad im Training erreichen und das finde ich auch sehr schön.

Aber trotzdem ist es so, dass die Regenerationsleistung wie auch die Schnellkraftfähigkeiten sich zurückentwickeln. Im Ausdauersport ist man noch besser drann als in der Leichtathletik.

Speziell Blessuren brauchen mindestens doppelt so lange wie früher. Kleine Prellungen waren zwei Tage später weg, im "alter" laboriert man da ewig rum.

Die Kunst besteht wie Björn schon gesagt hat, seinen Weg zu finden und die Zielrichtung zu optimieren. Es ist ein spannender Weg und er eröffnet einem so meine ich den Einblick in das wahre Herzens des Jiu Jitsu. Survival durch Defensive. Nicht die Kraft kontern, sondern ihr taktisch weichen bzw diese lenken. Ist viel schonender und auch effizienter. :)

Björn Friedrich
17-04-2015, 21:44
Passend zum Thema hab ich beim Rollen gestern, mal die Kamera mitlaufen lassen. Was rauskam sieht extrem unspektakulär und gestellt aus;-) Aber man sieht was ich mit Struktur und relativ wenig Aufwand meine.;-);-)

4rTi16jvwKA

Gürteltier
17-04-2015, 22:05
Ich hab eh keine Kraft. Besonders verglichen mit dem, was im fortgeschrittenen grappling so rumläuft.
Wenn ich mit 8-jährigen so rolle, als sei ich der Schwächere, lerne ich am meisten dabei. Sonst eher überhaupt nix.
Einen anderen Altersbezug sehe ich für mich nicht.

B.Oxe.N
17-04-2015, 23:03
Björn trainiert mit Socken. :ups:

cv almont
18-04-2015, 08:12
Wie schätzt ihr Grappling im Alter eigentlich im Vergleich zu zB Boxen ein. In den Boxstunden sehe ich immer deutlich mehr ältere Kollegen und beobachte viel weniger Verletzungen.

Lg

Flibb
18-04-2015, 09:06
Wie schätzt ihr Grappling im Alter eigentlich im Vergleich zu zB Boxen ein. In den Boxstunden sehe ich immer deutlich mehr ältere Kollegen und beobachte viel weniger Verletzungen.

Lg

unglaublich wie man so oft falsch liegen kann.

ThomasL
18-04-2015, 09:13
Finde ich jetzt gar nicht so falsch. Boxtraining, Sparring war für mich auch schon ein Platzhalter in Verletzungspausen in den Grappling / Rollen nicht möglich war (Knieverletzung). Trotz der sehr hohen konditionellen Belastung ist die Belastung des Bewegungsapperats beim Boxen eher gering.

Aber: Bezogen auf die Risiken für Hirnschädigungen bis hin zu geplatzten Adern ist Grappling für ältere trotzdem zu bevorzugen.

Ansonsten gefällt es mir was Björn hier schreibt.

Björn Friedrich
18-04-2015, 09:14
Man muss da unterscheiden.

Fitness Boxen, ohne Sparring bei einem qualifizierten Trainer, wird defintiv weniger gefährlich sein als reguläres Grappling.

Boxen in einer hardcore Gruppe mit viel Sparring, bietet natürlich ein höheres Verletzungsrisiko, gerade was Nacken, Gehirnerschütterungen, Augen, Nase, Kiefer, usw. angeht.

Wenn zwei gute BJJler ohne ego miteinander rollen, geht das wahrscheinlich auch auf einem hohen Niveau mit weniger Verletzungen ab, wie wenn zwei gute Boxer auf hohem Niveau Boxsparring machen.

Beim Grappling sind halt gerade für Anfänger oft Gelenk und Knochenverletzungen am Start, wenn man da nicht aufpasst.

Von daher denke ich, ist das beim Grappling und Boxen ziemlich gleich, wenn man Anfänger ist. Die Ausnahme bildet halt das Fitnessboxen, ohne Sparring, was wohl die gesündeste Alternative darstellt.

ThomasL
18-04-2015, 09:25
Björn, dass würde ich im großen und ganze so unterschreiben.
Wobei die für das Boxen genannten "Verletzungen" halt eher altersunabhängig sind und selbst diese vermieden werden können, wenn man beim Sparring einfach Dampf raus nimmt (wie beim Rollen auch).
Was man eben auch bedenken muss, ist das bei vielen älteren Semestern schon Vorschädigungen (häufig der Knie) vorliegen. Da kann dann eine für sich genommen unkritische Bewegung / Technik am Boden schon problematisch sein, die für einen gesunden Sportler völlig unbedenklich ist. Und beim Standrandorii ist das noch viel eher der Fall.



Wenn zwei gute BJJler ohne ego miteinander rollen, geht das wahrscheinlich auch auf einem hohen Niveau mit weniger Verletzungen ab, wie wenn zwei gute Boxer auf hohem Niveau Boxsparring machen. Man muss gar nicht so hartes Sparring machen wie das oft der Fall ist um sich im Boxen zu verbessern. Insbesonders wenn man als Älterer gar nicht mehr für WK trainiert. Stichwort ist hier "ohne ego", dort wo das geht dürfte das Verletzungsrisiko für den Boxer geringer sein - wie gesagt, Ausnahme ist auch hier wieder die langfristige Schädigung des Hirns durch Erschütterung (selbst bei leichtem Kontakt). Und aus diesem letzten Grund finde ich auch Grappling für ältere die bessere Wahl!

Guv´nor
19-04-2015, 18:03
Yan Cabral sagt alles was du an explosivität und kraft brauchst kannst du nicht langfristig in deinem spiel haben.

fernando von Jungle BJJ sagte etwas ähnliches. Das explosivität das make up ist unter dem man schlechte technik versteckt.

Ich stimme mit björn überein. ist nicht das beste für die mundials aber um langfristig besser zu werden bring dich in schlechte positionen und don´t muscle out of it.

Nagare
20-04-2015, 13:06
Aber man sieht was ich mit Struktur und relativ wenig Aufwand meine.


Danke für das Video!
Was bedeutet denn für Dich persönlich Struktur in Bodenkampflage?

Björn Friedrich
20-04-2015, 15:51
Für mich ist Struktur eine relativ ausgeglichenem, stabile Körperhaltung. D.h. die Schultern sind nicht hochgezogen, der Kopf nicht geknickt, die Wirbelsäule neutral, usw.

Wie wenn man z.B. eine korrekte Liegestütze ausführt. In so einer Position, ist der Körper extrem stabil und kraftvoll und fast kein Submission funktioniert, wenn ein Mensch seine Struktur hält, sondern immer nur dann wenn er sie verliert.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, das alle Bewegungen aus der Körpermitte initiiert werden, d.h. die Arme udn Beine führen nur aus, während die Mitte des Körpers der Motor ist und der eigene Schwerpunkt so extrem tief bleibt.

Die große Herausforderung beim Grappling liegt halt darin, eine stabile, aber nicht steife Struktur zu haben. Man ist wie ein mit Wasser gefüllter Schlauch und man muss fähig sein, das Wasser durch jeden Teil des Körpers fliessen zu lassen, wenn sich der kleine Finger bewegt, dann bewegt sich (vielleicht auch unsichtbar) der ganze Körper.

Für mich ist also nicht die Denkweise: Technik - Konter - Konter für den Konter

Sondern immer nur Struktur halten und wenn die Struktur verloren geht, den freien Teil des Körpers so ausrichten, das die Struktur wieder hergestellt wird.

Sobald man mit einem Teil des Körpers isoliert arbeitet, verliert man seine strukturelle Kraft und arbeitet nur noch mit Muskelkraft, d.h. ist anstrengend und sorgt sofort für Widerstand in unserem Partner.

Strukturelle Kraft, die aus der Körpermitte kommt, ist wesentlich subtiler und löst weniger oder oft auch gar keinen Widerstand beim Partner aus, genau das ist das Ziel, wenn man ohne viel Aufwand agieren möchte.

Etwas komplex, aber ich hab versucht es einfach darzustellen.

Nagare
20-04-2015, 16:28
Ich finde, das hast Du eigentlich ziemlich gut dargestellt.

Ich glaube, dass ich mir nun vorstellen kann was Du damit meinst und es "erweitert" mein bisheriges Strukturverständnis.
'rooting' und 'alignment' als Strukturarbeit im Stand war mir bisher sehr einsichtig, für den Boden bisher weniger.
Deine Erklärung ist die für mich seit langem beste und brauchbarste :halbyeaha Danke Dir, werde ich so mit auf meinen Weg nehmen und wirken lassen.

Abu Junayd
20-04-2015, 21:05
Ich habe gerade das erste Mal nach drei Jahren gerollt und fühl mich jetzt wie ein alter Mann.

Passt das auch zum Topic?

Sekretär
21-04-2015, 06:40
Ich habe gerade das erste Mal nach drei Jahren gerollt und fühl mich jetzt wie ein alter Mann.

Passt das auch zum Topic?

Mit 37 bist Du ein alter Mann:D

Gast
21-04-2015, 09:05
Aber trotzdem ist es so, dass die Regenerationsleistung wie auch die Schnellkraftfähigkeiten sich zurückentwickeln. Im Ausdauersport ist man noch besser drann als in der Leichtathletik.

Speziell Blessuren brauchen mindestens doppelt so lange wie früher. Kleine Prellungen waren zwei Tage später weg, im "alter" laboriert man da ewig rum.

Will ich gar nicht bestreiten, wobei ich einen Unterschied sehe zwischen "Blessuren brauchen länger" und "der Bewegungsapparat tut nach ruppigen Training tagelang weh".