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Vollständige Version anzeigen : Offensives Vorgehen in den CMA



Nagare
13-05-2015, 23:13
Hallo!

Anlass dieses Threads ist die Überlegung, inwiefern sich Offensivität und Defensivität in den chinesischen Stilen offenbaren.
Meist hört oder liest man, dass es im Gong Fu nur um die Verteidigung von Angriffen geht und man weitere kämpferische Aktionen vermeidet, wenn die Möglichkeit besteht.* Meist erscheinen einige Techniken und Taktiken zwar auf den ersten Blick offensiv, doch bei näherer Betrachtung merkt man, dass auch diese oft einen defensiven (An-)Teil beinhalten.
Könnt ihr das für euren Gong Fu-Stil bestätigen oder lernt ihr auf Basis des Lehrcurriculums eures jeweiligen Stils konkrete rein offensive Strategien (die bspw. keine Rücksicht auf die Handlungen des Gegenübers nehmen (Block, ableiten, ausweichen o.ä.))**? Was ist die Absicht eines Angriffes in eurem Gong Fu - dient dieser der Erreichung des Ziels der Vermeidung weiterer Kampfhandlungen und wäre somit defensiver Natur? Inwiefern sind diese Überlegungen für euch trainingsrelevant?

*So gibt es zahlreiche Stile die eine Verbindung zu taoistischen oder buddhistischen Philosophien aufbauen; demnach soll man nicht in den (sinngm.) "natürlichen Fluss eingreifen und die Dinge erzwingen" bzw. man soll (sinngm.) "den Frieden der Natürlichkeit wahren".
**Eine denkbare Situation wäre ein Gegenüber das nicht die Absicht hat zu kämpfen und sich nur schützt und "dicht macht". Ihr jedoch möchtet habt andere Absichten und möchtet denjenigen bewegungsunfähig kriegen.

KeineRegeln
13-05-2015, 23:25
Entscheidend ist ja nicht ne Technik sonder die Taktik.
Solange es das concept des Interceting gibt, gibt es auch offensives.
Intercepting nach meinem Verständnis bedeutet nicht zwangsläufig, dass man eine Technik abfängt, sonder auch dass man einen bevorstehenden angriff abfängt.

Nagare
13-05-2015, 23:34
Intercepting nach meinem Verständnis bedeutet nicht zwangsläufig, dass man eine Technik abfängt, sonder auch dass man einen bevorstehenden angriff abfängt.

Das setzt allerdings eine Aktion des Gegenübers voraus und nach meinem Verständnis findet sich darin bereits ein defensiver Anteil wieder.

KeineRegeln
13-05-2015, 23:38
Ich sehe es so, dass noch keine Aktion erfolgt sein muss. Nur die Intension.

Wenn du sagst, dass ist schon defensiv, dann ist ja nur der Erstschlag rein offensiv. Denn ein Jab aus einer Duell-Situation wäre dann auch nicht mehr rein offensiv. Sondern bereits eine Reaktion.

Daher musst du klar definieren, was für dich rein offensiv ist. :)

Nagare
13-05-2015, 23:44
Daher musst du klar definieren, was für dich rein offensiv ist.

Erst mal nicht, da ich neugierig auf andere Interpretationsweisen und Meinungen bin ;) :)

Cam67
14-05-2015, 00:44
ich geh da mit KR. entscheidend ist nicht die bewegung oder technik sondern die strategie, die vorgehensweise.
wenn jemand in einer aggresiven situation meinen kreis betritt hat der eröffnende angriff bereits stattgefunden und ich bin verpflichtet mit fausstoß oder tritt vorzugehen. völlig egal wie die bewegung aussieht. von aussen betrachtet vll. nur ein schritt von dem gegenüber
in meiner vorgehensweise ist ER allerdings der angreifer da er den kreis betreten hat^^

wt wie ich es kennengelernt habe, könnte man schon (von aussen betrachtet) als sehr offensiv beschreiben. nach deiner beschriebenen sichtweise über die chin. stile , düfte es damit kein gong fu mehr sein. ^^
und ein rein offensives vorgehen bedeutet im übrigen nicht automatisch "keine rücksicht auf das verhalten des gegners zu nehmen"

nur kann man wt oder ing ung allgemein durchaus (in meinen augen ) sehr defensiv benutzen um sich über längeren zeitraum einen aggressor vom leibe zu halten ohne ihn gleich zerstören zu wollen. also sind wir wieder bei der entsprechenden vorgehensweise.

allgemein bin ich der meinung ,das jede KK/ks sich beiden anteilen stellen muss. es macht für mich wenig sinn nur offensiv oder nur defensiv, oder nur angriff oder mich nur dem yin usw, zuzuwenden.

KeineRegeln
14-05-2015, 01:05
Lustig. Ich bin ja wirklich ein WT fan, aber ich musste auch am WT denken (nicht im negativen Sinne!!).
Da WT vom aggressiven Vorgehen lebt. Manche setzten aggressiv mit offensiv gleich. Hängt aber von der Auslegung ab.

Schade cam67 dass du Samstag nicht dabei bist. Bist mir schon öfter als Mann mit tiefem Wissen aufgefallen. :halbyeaha ^^

Nagare
14-05-2015, 01:42
Nach ein bisschen "edit" hoffe ich das Thema deutlicher umrissen zu haben.
Bevor ich selbst Stellung beziehe bin ich auf weitere Ansichten gespannt!

Zhen Wu Germany
14-05-2015, 09:15
Da bei uns sowohl Taiji, Tang Lang als auch Tong Bei trainiert wird, ist die Ausgangsfrage für mich sehr interessant.
Im Taiji, zB sind die defensiven Anteile extrem hoch und lassen schon auf Grund der Philosophie (Kraft aufnehmen etc) so gut wie keine Offensive Auslegung zu.

Im Tang Lang finden sich ebenfalls viele dieser Konzepte wieder, können aber hier wesentlich freier interpretiert werden und somit auch die Strategie in einem Kampf dementsprechend angepasst werden.

Was mich zu unserem Stil "Tong Bei" bringt. In diesem Stil gilt es: Aktion vor Reaktion. Techniken wie den Gegner halten und kontrollieren sind sehr selten. Das Konzept besteht in den meisten Fällen daraus, sich zu bewegen und die erste Aktion zu landen, bevor der Gegner handelt.
Es gibt insofern auch Drills, die funktionieren sollen, ohne das auf Reaktionen des Gegner eingegangen wird. Launch and Strike sozusagen.

Diese Konzepte aus dem Tong Bei halten, da ich sie für hoch effizient halte, auch immer mehr Einzug ins Tang Lang und (seltener) ins Taiji.

Cam67
14-05-2015, 10:08
danke für die blumen KR aber seh ich nicht so. wenn ich hier post von manchen usern lese dann wirklich hut ab.

aber wie heisst es so schön
"je größer die insel des wissens desto größer das ufer des nicht-wissens"
das ist doch etwas auf das man sich freuen kann^^

Enharmoniker
14-05-2015, 10:26
Ich find', dass man das schwerlich trennen kann. Bei mir haben wir früher immer Angriff und Verteidigung geübt, damit man beide Seiten beleuchten konnte. Wenn man wusste, wie man angreift, konnte man vielleicht auch besser betrachten, wie die Verteidigung geht. "Offensive" heißt für mich nichts anderes als Angriff. Demnach zählen Techniken, die eigentlich zur Verteidigung dienen, allerdings auch einen nicht-defensiven Teil (z.B. Konterschlag) beinhalten, als Gegenoffensive und somit auch als Angriff. Ich weiß nicht, wie das im traditionellen Kung Fu gehandhabt wird, wobei sich die Ideologien von Stil zu Stil vermutlich auch unterscheiden. Erst gestern im Training haben wir rein-defensive Blocks, die sowohl abwehren als auch einfach Energie umleiten und später in Verbindung damit Freikampf geübt. Und meiner Auffassung nach; man mag mich korrigieren, ich bin kein erfahrener CMA-Praktizierender; gehen Offensive und Defensive Hand in Hand. Rein defensiv würde für mich nämlich heißen, nur Techniken zu benutzen, die dem Gegenüber absolut keinen Schaden oder Schmerz zufügen. Aber das ist dann wieder eine Sache der Definition, weil nicht alle das gleich Verständnis des Terminus "offensiv" haben.

amasbaal
14-05-2015, 10:53
Ich sehe es so, dass noch keine Aktion erfolgt sein muss. Nur die Intension.

dann gibt es nichts zu "intercepten" (interception = unterbrechung/abfangen). es ist ein defensives konzept, dass den angriff unterbricht, ihn also gar nicht erst zur vollen entfaltung kommen lässt, weil man halt "unterbrechend" mitschlägt, bevor ...
was du meinst wäre preemptive striking (oder auch preemptive grappling oder so...).

Gast
14-05-2015, 11:10
Meist hört oder liest man, dass es im Gong Fu nur um die Verteidigung von Angriffen geht und man weitere kämpferische Aktionen vermeidet, wenn die Möglichkeit besteht.*


Wer würde schon behaupten, dass er Schläger ausbildet?
Daher nennt man Kampftraining außerhalb von Sport eben Selbstverteidigung, so wie der Kriegsminister heutzutage Verteidigungsminister heißt.




Meist erscheinen einige Techniken und Taktiken zwar auf den ersten Blick offensiv, doch bei näherer Betrachtung merkt man, dass auch diese oft einen defensiven (An-)Teil beinhalten.


Wenn man nicht gerade auf ein wehrloses Opfer einschlägt, dann muss man damit rechnen, dass sich der andere wehrt (vielleicht hat er SV gelernt:p).



Könnt ihr das für euren Gong Fu-Stil bestätigen oder lernt ihr auf Basis des Lehrcurriculums eures jeweiligen Stils konkrete rein offensive Strategien (die bspw. keine Rücksicht auf die Handlungen des Gegenübers nehmen (Block, ableiten, ausweichen o.ä.))**?


In welcher KK oder welchem Kampfsport nimmt man denn keine Rücksicht auf die Handlungen des Gegners?




**Eine denkbare Situation wäre ein Gegenüber das nicht die Absicht hat zu kämpfen und sich nur schützt und "dicht macht". Ihr jedoch möchtet habt andere Absichten und möchtet denjenigen bewegungsunfähig kriegen.

Ein friedliches Gegenüber, dass gegen einen Angriff auf Schutzwehr setzt, "bewegungsunfähig kriegen"?
Geht es hier um Sport oder um Anti-SV?

Gast
14-05-2015, 11:16
dann gibt es nichts zu "intercepten" (interception = unterbrechung/abfangen). es ist ein defensives konzept, dass den angriff unterbricht, ihn also gar nicht erst zur vollen entfaltung kommen lässt, weil man halt "unterbrechend" mitschlägt, bevor ...


...bevor die Intention zur Handlung wird.

T. Stoeppler
14-05-2015, 11:19
Also ganz allgemein gibt es neben vielen philosophischen Ansichten in allen chinesischen KK Stilen das das bewährte Prinzip "Wirkung geht vor Deckung".

Bei Xing Yi ist das eigentlich völlig klar so. Die Hauptoffensive ist eigentlich immer eine schnelle Eröffnung wie z.B. ein Fingerstich, dann Arme verschieben bzw Gegner in Position schieben/Rammen und dann draufhauen und einen Wurf zum Abschluss.

Das machen mehr oder weniger alle... Allerdings ist die Eröffnung z.B. im Taijiquan in erster Linie ein Anhaften (lassen) , aber ab da läuft es genauso weiter.

Gruss, Thomas

KeineRegeln
14-05-2015, 11:59
dann gibt es nichts zu "intercepten" (interception = unterbrechung/abfangen). es ist ein defensives konzept, dass den angriff unterbricht, ihn also gar nicht erst zur vollen entfaltung kommen lässt, weil man halt "unterbrechend" mitschlägt, bevor ...
was du meinst wäre preemptive striking (oder auch preemptive grappling oder so...).
Über den Begriff will ich nicht streiten, da es gar nicht meine erste Wahl war.
Es gibt einen japanischen Begriff für preempetives handeln. Diesen wollte ich nutzen, aber der genaue Begriff fällt mir nicht mehr ein.
Glaube irgendwas mit sen no sen XY.
Hat BL das intercepten so klar formuliert, dass ein körperlicher Angriff erfolgen muss?

Nagare
14-05-2015, 12:23
Wer würde schon behaupten, dass er Schläger ausbildet?
[...]
Geht es hier um Sport oder um Anti-SV?

Es geht um Gong Fu - und wenn man so manche "Geschichte" über die Kämpfer der damaligen Zeit erfährt, müssen es wilde Zeiten gewesen sein in denen auch "ausgebildete Schläger" rumliefen.



In welcher KK oder welchem Kampfsport nimmt man denn keine Rücksicht auf die Handlungen des Gegners?

Siehe bspw. den Post von Zhen Wu Germany.

Alephthau
14-05-2015, 12:41
Hi,

Die Taktik des Bajiquan ist nicht gerade das, was man auch nur ansatzweise als defensiv-pazifistisch bezeichnen könnte! :D

Grob umschrieben will man auf Tuchfühlung gehen (Körper an Körper/Nase an Nase), sucht oder schafft sich dafür eine Lücke, stößt in diese dann wortwörtlich mit dem ganzen Körper rein, rammt dabei den Gegner und lässt von da an erst wieder von ihm ab, wenn der Kampf beendet ist.


Gruß

Alef

amasbaal
14-05-2015, 13:38
...bevor die Intention zur Handlung wird.

quatsch. dann müsste man hellsehen können. intention - handlungsansatz - ausgeführte handlung.
unterbrochen werden KANN nur der handlungsansatz. hab ich eine intention, dann ist da noch keine handlung, die ich unterbrechen/abfangen könnte.
reagiert wird auf eine bewegung, die im ansatz der aktion steckt (schulter zurückgezogen / ausholbewegung oder so was) - sei dies nun optisch oder haptisch wahrgenommen. bevor die handlung vollzogen also beendet werden kann, wird sie halt abgefangen.
ist keine magie (was es wäre, wenn man schon weiß, was einer vorhat, bevor er irgend etwas macht und man nicht vorher von nem kumpel den tipp bekommen hat, dass jemand mit dem gedanekn spielt, mir gleich eine zu scheppern).

ihr redet nicht von interception, sondern von preemptive striking!
... also davon, einem wahrscheinlichen angriff zuvor zu kommen, bevor er auch nur angesetzt wird. ist ja das problem mit dem preemptive striking: ich kann nie wissen, ob da jetzt wirklich was kommen wird. ich gehe aber davon aus (aus der erfahrung bzgl. der sog. "vorkampfphase" heraus zb. )

letztlich wäre dann ein system "offensiv" im sinne von "nicht reaktiv", dass preemptive striking als wesentlichen bestandteil trainiert.
andererseits wird ja auf etwas vermutlich geplantes reagiert. könnte man auch als "vorausschauend" defensiv bezeichnen.

was bl sagt, hat mit der begriffslogik nichts zu tun. ich gehe aber mal von aus, dass auch er den unterschied zwischen zuvorkommen und unterbrechen/abfangen (intercepting) kennt. der konnte englisch.

Nagare
14-05-2015, 15:00
dann müsste man hellsehen können. intention - [Veränderung des Muskeltonus] - handlungsansatz - ausgeführte handlung.


Habe ein kleines aber wichtiges Detail ergänzt. Dann muss man auch nicht Hellsehen ;)

amasbaal
14-05-2015, 15:08
ist dsas nicht der handlungsansatz, also die voraussetzung des starts der handlung, der nach der intention kommt?

haarspalterei, ich weiß :)

jedenfalls passiert was, das der start der handlung ist und das wahrnehmbar ist, und es wird nicht VOR aller handlung "interceptet" (muskeltonus verändern ist eine aktion des körpers, als einleitung/aufladung des schlages zb. also handlung)

ist doch egal.
worauf ich hinaus will: auch interception ist reaktiv und damit "defensiv" im sinne von "verteidigend".

Nagare
14-05-2015, 15:17
ist dsas nicht der handlungsansatz, also die voraussetzung des starts der handlung, der nach der intention kommt?

haarspalterei, ich weiß :)


Meinerseits spalte ich ja auch die Haare :D

So wie Du es beschreibst...


reagiert wird auf eine bewegung, die im ansatz der aktion steckt (schulter zurückgezogen / ausholbewegung oder so was) - sei dies nun optisch oder haptisch wahrgenommen.

...hat sich das anders gelesen. Das was KeineRegeln meint ist eher ein "intuitives erspüren einer Absicht des Gegenübers".



worauf ich hinaus will: auch interception ist reaktiv und damit "defensiv" im sinne von "verteidigend".

Sehe ich auch so.

Gast
14-05-2015, 15:24
Mal zum Grundthema, im Wing Chun habe ich es eher so gelernt, dass ein Angriff abgeleitet wird und ein sofortiger Konter passiert. Wir reden vom Prinzip der Gleichzeitigkeit, was eher eine defensive Taktik ist.
Ich muss aber Suriage recht geben, in einer Duellsituation funktionier, dass nur beding, da der andere meist mit Kobinationen und wenig mit Einzeltechniken angreift.
Dazu ist es nur die halbe Wahrheit. Alle Techniken wie z.B. Tan, Bong und Fok haben auch einen offensive Charakter. So sollten die halt als Angriff ausgeführt werden und bei Kontakt wird eine Abwehr daraus.

Beim Süd Shaolin Lohan Kung Fu hab ich hauptsächlich sehr offensive Techniken erlebt. Da werden am Anfang direkte Schläge zum Gegner geübt. Mit gleichzeitiger Abwehr, aber eigentlich deckt jeder Stil beim Angreifen.

KeineRegeln
14-05-2015, 16:17
Ist beim Karate auch nicht anders.
Die Uke Techniken, was im Westen gerne als Abwehr Techniken übersetzt wird, was aber nicht korrekt ist, können genau so für Angriffe genutzt werden.

Entscheidend ist mMn. daher was man machen will. Nicht die Technik.

Es gibt offensiv Taktiken, defensiv Taktiken, aber auch da gibt es eine riesige Grauzone.

juice
14-05-2015, 16:43
Bei uns ist intercepten die hauptwaffe, aber wenn ein agressor (nach beendigung der büllerreien, ohne ergebniss) ein Schritt auf uns zu macht starten wir auch unsere Angriffe. Ist das jetzt den Bewegungsfluss intercepten?

Naja dennoch lernt man bei uns eine defensive mentale Haltung zu haben auch wenn ich unseren Stil zu den offensiven Stilen zähle.

Gast
14-05-2015, 16:49
worauf ich hinaus will: auch interception ist reaktiv und damit "defensiv" im sinne von "verteidigend".


ich ordne mal:

es gibt

1.) Verteidigung (ich werde angegriffen, oder ein Angriff auf mich ist wahrscheinlich)

1.1) Schutzwehr (rein defensiv)

1.2) Trutzwehr (einem Angriff wird (auch) durch offensive Handlungen begegnet)

1.2.1) Abwehr schon begonnener Angriffe

1.2.2) Abwehr wahrscheinlich bevorstehender Angriffe

2.) Angriff (jemand der keinen Angriff plant, wird von mir angegriffen, dabei muss ich mich natürlich auch gegen Trutzwehr schützen, daher brauche ich auch hier defensive Elemente)

interception fällt unter 1.2.1
preemptive fällt unter 1.2.2 oder wenn ich mich irre unter 2., die konkrete Handlung wird sich nicht unterscheiden.

einverstanden?:)

was wäre das (https://www.youtube.com/watch?v=MZGPz4a2mCA)?

KeineRegeln
14-05-2015, 16:57
Geiler spot. ^^
Finde die Aufteilung und Verwendung deutscher Wörter gut.

Nagare
14-05-2015, 17:01
Aruna

Schöner Post :)
Genau deswegen habe ich diesen Thread eröffnet.
Hast Du weiterführend eine differenzierte Gliederung für 2.) auf Lager?

Huangshan
14-05-2015, 17:08
kurz :eine Demo von Offensiven und Defensiven Prinzipien,Taktiken... aus Lang Faust Systemen.


https://www.youtube.com/watch?v=cc5U2N7R6qw


https://www.youtube.com/watch?v=gxou5rFeBTQ

Gast
14-05-2015, 21:07
Würde mich mal interessieren ob irgendjemand Erfahrungen damit gemach haben, dass nur defensives Vorgehen im Sparring oder Freikampf funktioniert?
MEn. ist es sehr schwer rein zu kontern da man immer dem Gegner eigentlich hinter her ist.

Cam67
14-05-2015, 21:19
taxifahrer fährt mich fast übern haufen als er vor mir links in einfahrt rauscht. mach hinterher und klopf gegen scheibe für nettes gespräch. der steigt aus und schlägt zu. hab rechts rad in der hand und fang die links mit pak ab. ab dem zeitpunkt bleib ich dran und geh einfach mit. (wie eine art dan-chi) er versucht noch 4-5 zuzuschlagen,dann kommt panik in seine augen weil nix klappt. er blitzschnell wieder ins taxi, veriegelt die tür und düst ab.

zählt das? ^^ ich fand das sehr defensiv

Nagare
14-05-2015, 21:22
hab rechts rad in der hand [...]

Was für ein Rad hast Du da in der Hand, das Lenkrad? :D :p

Cam67
14-05-2015, 21:30
man ich bin radfahrer. sollte man doch rauslesen können^^

Nagare
14-05-2015, 21:34
man ich bin radfahrer. sollte man doch rauslesen können^^

Ups, sorry, mein Fehler. Da war ich grad echt zu deppert. Hatte ein anderes Bild im Kopf; Du als Fußgänger und bist hinterher gesprintet (das Taxi hätte auch aufgrund der Verkehrslage langsam fahren können). :o

Schnitzelsekt
14-05-2015, 23:07
So wie ich es gelernt hab, gibts in den meisten CMA Angriffe und nicht Verteidigung.
Selbst bei "buddhistisch" angehauchten KK, wo das Töten des Gegners eigentlich nicht geht, werden halt die angreifenden Extremitäten beschädigt.
Offiziell ist das natürlich nur "Verteidigung".

Interception ist nix besonderes und gibts eigentlich in allen CMA.

Huangshan
15-05-2015, 07:33
Die meisten Stile sind aus Elementen aus den Bereichen Da(Schläge),Ti(Tritte),Shuai(Würfe),Na(Griffe) aufgebaut.

Der Einsatz von offensiven und defensiven Techniken,Prinzipien,Taktiken geht fliessend ineinander über und wird nach Situation , Szenario ausgeführt.


Mit reinen defensiven Mitteln kann man meisst keinen Blumentopf gewinnen ausser man läuft weg.

karate_Fan
15-05-2015, 11:45
kurz :eine Demo von Offensiven und Defensiven Prinzipien,Taktiken... aus Lang Faust Systemen.


https://www.youtube.com/watch?v=cc5U2N7R6qw


https://www.youtube.com/watch?v=gxou5rFeBTQ


Danke für das Teilen der Vids.

Welche KK ist denn im zweiten Video zu sehen? Tai Chi so wie es den Kommentaren gesagt wird?

Huangshan
15-05-2015, 12:32
Nun es wurde geschrieben das Naijia Langfaust Stile hauptsächlich defensiven Charakter besitzen.

In den Vid. über Wu Taji und Yiquan kann man auch andere Seiten erkennen.

fei li
18-05-2015, 06:43
Zumindest Xing Yi Quan, welches ja auch unter Neijia firmiert, ist reine Aggressivität. Nach dem Prinzip, egal was kommt, erstmal mindestens 3 Aktionen rausbrettern und dann schauen ob es reicht, oder ob man weitermacht.

Bezeichnender Weise geht man ja auch immer vorwärts, Schritte zurück macht man im XYQ eher selten. Baguazhang im Prinzip ähnlich nur daß man um den Gegner herumarbeitet, bzw. in unerwarteten vermeintlich sicheren Winkeln auftaucht :D

Die strikte Trennung von defensiv oder offensiv kommt einem in den chinesischen Künsten eher selten unter, prinzipiell ist jede Technik beides, kommt auf den Gegenüber an…

Wenn man bei Leuten nachliest die tagtäglich mit Gewalt Erfahrung machen müssen, hört man daß durch den Überraschungsmoment und damit verbundene Schockstarre, derjenige der defensiv ist, immer im Nachteil ist.

Siehe Rory Miller und seine (sehr) informativen und augenöffnenden Bücher zum Thema Gewalt. Er selbst arbeitete jahrelang im Strafvollzug.

Nagare
18-05-2015, 22:14
Die strikte Trennung von defensiv oder offensiv kommt einem in den chinesischen Künsten eher selten unter, prinzipiell ist jede Technik beides, kommt auf den Gegenüber an…

Wenn man bei Leuten nachliest die tagtäglich mit Gewalt Erfahrung machen müssen, hört man daß durch den Überraschungsmoment und damit verbundene Schockstarre, derjenige der defensiv ist, immer im Nachteil ist.


Erst mal vielen Dank in die Runde für eure Beteiligung!

Jetzt möchte auch ich mal Stellung zu meinem eigenen Thema beziehen ;)
Das was fei li (s.o.) schreibt ist u.a. Ausgangspunkt meiner Überlegungen gewesen. Bisher wurden auch einige wesentliche Punkte genannt, die sich mit meinen Gedankengängen decken. Mein Eindruck ist eben, dass oft in Kategorien gedacht wird. Stile, Strategien, innere Einstellung usw.
Mir ging es darum diese Kategorien in Frage zu stellen und sie ggf. aufzulösen.
Wenn ich davon ausgehe, dass alles "Bewegung" ist, scheint je nach Gegebenheit der Situation eine sogenannte Defensivtechnik auch als eine sogenannte Offensivtechnik möglich.
Beim Üben der Bewegungen spielt natürlich auch die eigene Perspektive und innere Einstellung (Absicht/Intent) eine wichtige Rolle. Je nach dem welche Position man einnimmt, so verändert sich auch der (gefühlte) Charakter einer Bewegung. Darüber hinaus mag ich gerne mal die Perspektive wechseln, so dass sich neue Horizonte eröffnen. Auf diese Weise scheint eine "defensive Bewegung" durch Wechsel bzw. Loslösen der gängigen Perspektive neue Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, die Bewegung (neu) zu verstehen und zu hinterfragen (wie es bspw. Zhen Wu Germany beschrieben hat, wenn man zwei oder mehr Stile praktiziert).
Aber was nützt mir das für das Training?
Eine Sache, die wahrscheinlich die meisten kennen werden, ist die innere Einstellung im Sparring/Freikampf/Kampf. Sobald ich eine Gelegenheit erkenne, "offensiv" vorgehen zu können, sprich ich entdecke eine Lücke und will da rein, kann es passieren, dass mein Gegenüber diesen Aufmerksamkeitswechsel meinerseits (intuitiv) wahrnimmt und ich damit die Chance vertan habe. Das Loslösen von den Kategorien wie z.B. "defensiv/offensiv" und das schlichte Sich-Bewegen und Die-Bewegung-Sein (so zumindest mein Eindruck), hilft es, die Absicht eines Vorhabens zu verschleiern.
Solotraining wie z.B. Form ist eine wunderbare Möglichkeit sich in dieser inneren Einstellung zu üben.

Wie denkt ihr darüber?

Jadetiger
19-05-2015, 13:08
Nun es wurde geschrieben das Naijia Langfaust Stile hauptsächlich defensiven Charakter besitzen.

In den Vid. über Wu Taji und Yiquan kann man auch andere Seiten erkennen.Yiquan ist pure Offensive. Die Energie geht praktisch nur vorwärts (was man auch teilweis ausnutzen kann :D).

Was, soweit ich gesehen habe, sind Stile wie Choy Lay Fut, die als Haupttaktik in die Offensive gehen und dann versuchen, die gegnerische Abwehr wegzuräumen oder einzuschlagen und den Gegner zu überrennen. Man versucht hier, seine Combos durchzuziehen, egal was der Gegner macht (ganz grob ausgedrückt). Tigerstile agieren auch oft so.
Ist also auch eine rein offensive Taktik.

Zhen Wu Germany
19-05-2015, 13:11
Ich kann da nur das zu sagen, was ich gelernt habe und wie ich es nun weitergebe:

Hauptfokus liegt da beim Yi: Intention oder Absicht. Diese gilt es zu kultivieren und zu verstehen. Wenn man das einigermaßen drauf hat, kann man im Kampf das ganze nach belieben an und abstellen. Zhang Laoshi (mein Lehrer) vergleicht es mit einem Sommergewitter: bei schönstem Sonnenschein kann es von jetzt auf gleich ein Blitz und Donner geben um danach wieder mit schönstem Wetter zu überraschen. ;) So in etwa sollte auch der Ausbruch (offensiver Natur) im Kampf sein: unvorhersehbar und plötzlich. Das kann man tatsächlich trainieren.

Formen trainieren zum Teil auch solche Fähigkeiten. Aber besser ist es, dies mit speziellen Übungen zu machen.

Des weiteren zählen aber auch noch Skills ala Timing, Distanzkontrolle usw mit rein.

Nagare
19-05-2015, 13:22
Zhang Laoshi (mein Lehrer) vergleicht es mit einem Sommergewitter: bei schönstem Sonnenschein kann es von jetzt auf gleich ein Blitz und Donner geben um danach wieder mit schönstem Wetter zu überraschen. ;) So in etwa sollte auch der Ausbruch (offensiver Natur) im Kampf sein: unvorhersehbar und plötzlich.

Das ist ein tolles Bild, danke!

Jadetiger
19-05-2015, 13:35
Ich kann da nur das zu sagen, was ich gelernt habe und wie ich es nun weitergebe:

Hauptfokus liegt da beim Yi: Intention oder Absicht. Diese gilt es zu kultivieren und zu verstehen. Wenn man das einigermaßen drauf hat, kann man im Kampf das ganze nach belieben an und abstellen. Zhang Laoshi (mein Lehrer) vergleicht es mit einem Sommergewitter: bei schönstem Sonnenschein kann es von jetzt auf gleich ein Blitz und Donner geben um danach wieder mit schönstem Wetter zu überraschen. ;) So in etwa sollte auch der Ausbruch (offensiver Natur) im Kampf sein: unvorhersehbar und plötzlich. Das kann man tatsächlich trainieren.

Formen trainieren zum Teil auch solche Fähigkeiten. Aber besser ist es, dies mit speziellen Übungen zu machen.

Des weiteren zählen aber auch noch Skills ala Timing, Distanzkontrolle usw mit rein.
Alles natürlich völlig richtig. Aber wenn die Taktik im Kampf ist "Gegner belauern und dann mit einem plötzlichen Energieausbruch zuschlagen" würde ich das nicht als "defensiv" bezeichnen :D
Bei den Yiquan-Leuten, mit denen ich in meiner I Liq Chuan Zeit gearbeitet habe, war vor allem im Grappling, also nach dem Herstellen des Kontakts, immer eine sehr starke offensiv gerichtete Energie zu spüren.