HALAG-Regeln im Sparring [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : HALAG-Regeln im Sparring



itto_ryu
26-05-2015, 10:48
Wir haben in letzter Zeit häufiger versucht uns dem realistischeren Verhalten im Gefecht anzunähern. Da Sparring immer nur eine Simulation bleibt, haben wir uns als "Regelwerk" verstärkt den HALAG-Regeln gewidmet, die uns Marcus Hampel freudnlicherweise näher gebracht hat. Diese werden inzwischen von einigen Gruppen eingesetzt in verschiedenen kleinen Varianten. Wir haben ebenfalls unsere eigene Version benutzt, die sich aber ganz nah an der Kernidee bewegen.

https://docs.google.com/document/d/1pTlvRYxsbzVsPI9RCqePoEGcucYXt9YXBZsW46FzNkY/edit?pli=1

Nun haben wir mal erste Sparrings zur Ergebnisaufnahme auch per Video dokumentiert in verschiedenen Szenarien:
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sworduser
26-05-2015, 12:22
Unsere kleine Gruppe hat bald genug Leute mit entsprechender Ausrüstung, und wir würden es gerne mal mit internen kleinen Turnieren probieren. Auf der Suche nach einem geeigneten Regelwerk sind wir auch schon über Markus Hampels HALAG-Regeln gestolpert, die wir sehr interessant finden. Nun steht aber in den HALAG-Regeln, daß damit nur einzelne Kämpfe bewertet werden und keine Turniere. Es gibt aber doch einige Gruppen, die Turniere darauf aufbauen, oder? Auf den Seiten der in den Regeln verlinkten Vereine habe ich leider nichts dazu gefunden. Einzige Ausnahme: Tremonia. Aber auch deren Beschreibung richtet sich ausschließlich an die Teilnehmer, nicht an Organisatoren? Die Teilnehmer tragen ihr Ergebnis ein und irgendwie wird daraus eine Rangfolge.

Kann jemand was dazu sagen, wie man von den HALAG-Regeln zu einem Turnier kommt?

itto_ryu
26-05-2015, 13:47
So wie ich es verstanden habe, sind die HALAG-Regeln nicht starr, es gibt wie du ja gesehen hast, verschiedene Varianten und Erweiterungen. Natürlich kann man die HALAG-Regeln auch so adaptieren, dass man sich dafür ein Turniersystem baut. In erster Linie zielen sie aber wohl nicht Richtung Turnierbetrieb, sondern vielmehr auf möglichst realistische Szenarien des Sparrings.

JanPSV
26-05-2015, 17:10
Schreib die Jungs und Mädels von Tramonia mal direkt an. Die haben glaube ich vorgefertigte Tools/Exelsheets zur Turnierauswertung basierend auf HALAG.
Die helfen dir sicher gerne, ist ein netter Haufen!

sworduser
26-05-2015, 22:06
@itto_ryo Wenn man einen Kampf realistisch simulieren kann, sollte es aber doch möglich sein, ein Turnier aus mehreren realistischen Kämpfen daraus zu machen. Und weil die Vereine, die als Anwender in den Regeln aufgeführt sind, eher größere und bekanntere Vereine sind, würde es mich halt ein bißchen wundern, wenn davon nur Tremonia als einzige auf die Idee gekommen sind, realistisches Sparring zu einem Turnier aus realistischen Einzelkämpfen zu erweitern. Bei Zornhau deutet "Not engaged attendees form a circle." vielleicht auch schon irgendwie darauf hin, daß es nicht nur um Sparring geht.

Wie weicht Eure Version eigentlich vom Original ab und warum?

@JanPSV Danke, das werde ich defintiv tun. Mich würde aber auch interessieren, wie andere Vereine HALAG-Regeln im Turnier anwenden. Teils einfach aus Bequemlichkeit, damit wir uns das nicht selbst überlegen müssen ;) , aber teilweise auch, weil ich fürchte, daß wir dann erst noch die Fehler wiederholen, die andere Vereine schon gemacht und hinter sich gelassen haben.

itto_ryu
27-05-2015, 13:22
Wie weicht Eure Version eigentlich vom Original ab und warum?


Wir haben den Punkt "You start to fight by entering wide measure" und den Abzug ohne "Ergebnis" aus dem Kampf vorerst weggelassen und uns vornehmlich auf die simple Regel "One Killshot or two harming blows end the fight". Killshots sind bei uns nicht nur dr Kopf, ein Stich zum Körper kann u.U. auch als solcher gewertet werden. Auch versuchen wir darauf zu achten, dass "Streifschüsse" an der Kleidung oder Maskengitter nicht wirklich als Treffer in Betracht gezogen werden. Der Außenstehende und beide Kämpfer achten jeweils darauf, dass diese "Trefferqualität" gewährleistet wird. Auch der Abzug unter Eigensicherung ist wichtig, allerdings haben wir uns nicht so viel im Details Gedanken gemacht wie lange jemand einen Afterblow setzen darf oder kann. Das ergibt sich einfach, vielleicht schrauben wir daran noch rum. Vorerst reichte uns aber das Credo "Minimaler Schutz, maximale Aufmerksamkeit und maximal zwei Treffer". Bei den 2 vs 1 Sparrings haben wir noch den Survival-Mode von 1 Minute gesetzt, die Einzelgefechte waren zeitlich aber unbegrenzt. Zwecks Geisteshaltun finde ich diese Punkte wichtig:


Be a gentleman:
- Salute at begin and end of fight
- Honestly point out hits
- Consider blades being razor-sharp

Drey Wunder
27-05-2015, 15:01
Hallo sworduser,

wir (Drey Wunder) kämpfen auch nach der HALAG –Regeln von Marcus Hampel. Dein Wunsch „realistisches Sparring zu einem Turnier aus realistischen Einzelkämpfen zu erweitern.“ wuchs bei uns Monat für Monat ebenso. Deshalb arbeiten wir aktuell an eine Datenbankunterstützte HALAG Erfassung- und Auswertungssystem. Uns geht es dabei weniger darum ein „Turniersieger“ zu küren sondern darum über statistische Auswertungen die eigene Überlebenschance zu ermitteln. Noch sind wir nicht soweit Dir einen Prototyp zeigen zu können, aber evtl. hilft Dir ein kurzer Auszug aus unserem Arbeitsblatt:

"Es gibt keine Preise und auch keine Pokale zu gewinnen. Nur Erfahrung. Wir werten unsere HALAG-Kämpfe kontinuierlich aus. Dazu sammeln die Fechter nach jedem Kampf einen farbigen Wertungsring ein, dabei steht ROT für „tot“, GELB für „verletzt“ und GRÜN für „unverletzt“. Jede Teilnehmer besitzt eigene mit Namen versehene Wertungsringe die er dann -je nach seine eigene Status- an seinen Gegner aushändigt. Am Ende aller Waffengänge werden die gesammelten Wertungsringe durch den Trainingsleiter in einer Tabelle erfasst und anschließend in unsere Wertungstabelle digital übertragen. Nach diesem Prinzip eingesammeltem Wertungsringe und auf der Datenbankbasierende Auswertungsystem ermöglichen uns eine verhältnismäßig komplexe Aussage inkl. grafische Kurvenverläufe. Berechnet werden dabei u.a. die Anteile der einzelnen Status (tot-verletzt-unverletzt), und eine prozentuale Überlebenswahrscheinlichkeit. Diesen Wert gilt es zu verbessern. Da wir in Wertungstabellen statt realer Namen nur Avatare verwenden, ist ein direkter Vergleich „Fechter A ist besser als Fechter B“ nicht ohne weiteres möglich und bei uns auch nicht erwünscht."

Das System wird bei unserem kommenden Seminar „KAMPFTAG 2015“ am 29.08.2015 in Bielefeld mit externen Teilnehmern verprobt.

sworduser
27-05-2015, 19:46
@itto_ryo Danke für die Erklärung! Du schreibst von einem Außenstehenden.Hat der die Funktion eines Schiedsrichters oder wird er nur gefragt, wenn sich die beiden Kämpfer nicht sicher sind, so wie es auch in den Tremonia-Regeln steht? Und noch eine Frage zu Euren Videos: Da wird jeder Treffer dem Gegner angezeigt, richtig? Wäre es nicht realistischer, wenn der der einen Treffer abkriegt, still für sich mitzählt und der Kampf solange fortgeführt wird, bis einer "tödlich" verletzt ist? Das soll keine Kritik sein an Eurer Umsetzung sein, nur die Abweichung von meiner Vorstellung. Wir haben noch nie richtig nach den HALAG-Regeln gekämpft, deshalb übersehe ich ja vielleicht einen guten Grund, die Treffer einzeln anzuzeigen.

Noch eine Frage, habt Ihr den Abzug ohne Ergebnis weggelassen, um es einfacher zu machen oder habt Ihr damit schlechte Erfahrungen gemacht?

@Drey Wunder Danke auch Dir für Deine Erklärungen! Ich habe auf JanPSV's Tip hin noch gestern an Tremonia geschrieben und auch schon eine Antwort bekommen, die ich unten (mit Erlaubnis des Absenders ;) ) anfüge. Mir fallen da einige Gemeinsamkeiten zwischen Eurem System und dem von Tremonia auf. Arbeitet Ihr zufällig zusammen an dem System (Bielefeld und Dortmund liegen ja nicht soo weit auseinander) oder setzt sich da Qualität einfach durch und Ihr seit beide auf die gleiche oder zumindestens sehr ähnliche Idee gekommen?


Hallo Andreas!


Richtig, ich bin der Autor des Artikels über Turniere. Da du die HALAG-Regeln
schon kennst, erzähle ich dir nur kurz, worin sich unsere Version von Marcus
Hampels ursprünglichem Regelwerk unterscheidet: Bei uns endet der Kampf nur,
wenn mindestens einer der beiden Fechter tot ist. In den Originalregeln kann ein
Kampf auch damit beendet werden, dass die weite Mensur z.B. durch Flucht
verlassen wird.

Zur Auswertung: So wie es auf unserer Website steht, ist das Regelwerk
tatsächlich nur für die Teilnehmer geschrieben, was aber nicht heißt, dass das
Auswertungsverfahren geheim ist. Das Turnier wird als Rundenturnier ausgetragen,
es kämpft also jeder gegen jeden. Es gibt eine Tabelle, deren Spalten und Zeilen
mit den Namen der Fechter beschriftet sind, so wie es in unserem Artikel
Concerning the Rules of Tournaments | HROARR (http://hroarr.com/concerning-the-rules-of-tournaments/) in der Beispieltabelle
steht (mit A...D als Namen). In eine solche Tabelle kann man den eigenen Status
nach einem Kampf eintragen (Spalte mit eigenem Namen, Zeile mit Namen des
Gegners). Ob man das wie in dem Beispiel mit solchen Tupeln macht, oder ob man
Abkürzungen für unverletzt, verletzt oder tot einträgt, ist dabei unerheblich.
Die Tupelschreibweise hat Vorzüge hinsichtlich automatischer Auswertung und
Erweiterbarkeit auf eine mögliche feinere Unterteilung zwischen unverletzt und
tot, dafür sind Abkürzungen für Menschen leichter zu merken als eine richtige
Reihenfolge der Komponenten in einem Tupel. Am Ende des Turniers werden für
jeden Fechter die Kampfausgänge addiert und durch die jeweilige Summe der Kämpfe
geteilt. Hat ein Fechter z.B. gegen 4 Gegner gefochten und blieb dabei einmal
unverletzt, wurde einmal getötet und zweimal verletzt, so wurde er in 1/4 (oder
25 %) seiner Kämpfe getötet, in 2/4 (50 %) verletzt und blieb in 1/4 (25 %) der
Kämpfe unverletzt. Das wiederholt man für jeden einzelnen Fechter und sortiert
dann anhand der Summentupel: je weniger tot, desto besser. Sind mehrere Fechter
gleich oft gestorben, ist es umso besser, je seltener man verletzt wurde. Wenn
man eine feinere Unterteilung hätte, könnte man immer so weitermachen. In der
Praxis ist es allerdings so, dass es bei vielen Turnierteilnehmern (und damit
vielen Kämpfen) viele Summenzustände möglich sind. Hat ein Turnier also viele
Teilnehmer, reicht es meistens schon, nach der Todeshäufigkeit zu sortieren,
ohne dass man für eine Rangfolge noch nachprüfen muss, wie häufig jemand
verletzt oder unverletzt geblieben ist. Das Schöne an unserem System ist, dass
es nicht nur eine Rangfolge, sondern auch nützlichere Daten wie Todeshäufigkeit,
Verletzungshäufigkeit usw. ausgibt. Und es lässt sich ohne großen Aufwand
erweitern auf feinere Nuancen zwischen tot und unversehrt oder auf die
Gesamtauswertung mehrerer Turniere. Wir werten z.B. unsere monatlichen Turniere
nicht nur einzeln, sondern auch jahresweise aus. Einen kleinen Auszug aus
unserer Jahresauswertung 2014 findest du in unserer Facebook-Chronik in der
Beschreibung dieses Fotos:
https://www.facebook.com/tremoniafechten/photos/a.292797697447188.68341.256022417
7 7791383/837939799599639/ Eine zusätzliche Art der Auswertung nach
Tötungshäufigkeit statt nach Todeshäufigkeit ist ebenfalls möglich (und wird von
uns auch gemacht). Das wäre dann interessant, wenn das Regelwerk nicht das
eigene Überleben als oberstes Ziel vorsieht, sondern das Töten des Gegners.

Auf Anhieb klingt das Verfahren vielleicht etwas umständlich, ergibt sich aber
bei genauerem Nachdenken ganz natürlich. Vor zwei Jahren haben haben wir den
Fechtern noch je nach Kampfausgang Punkte zugewiesen, je unversehrter, desto
mehr Punkte. Das Problem dabei ist, dass es passieren kann, dass ein Fechter,
der oft verletzt überlebt, weniger Punkte bekommt als einer, der seltener
überlebt, aber das dafür meistens unversehrt. Ein Versicherungsmathematiker
hätte vielleicht geeignete Daten, um Verletzungen und Leben gegeneinander
aufrechnen zu können, aber wenn man solche Daten nicht hat, fährt man mit der
Betrachtung "Überleben geht vor" sicher nicht verkehrt.

Wenn du noch mehr Fragen zu unserem System hast, werde ich sie gerne
beantworten.


Viele Grüße
Robert

itto_ryu
27-05-2015, 20:54
@itto_ryo Danke für die Erklärung! Du schreibst von einem Außenstehenden.Hat der die Funktion eines Schiedsrichters oder wird er nur gefragt, wenn sich die beiden Kämpfer nicht sicher sind, so wie es auch in den Tremonia-Regeln steht? Und noch eine Frage zu Euren Videos: Da wird jeder Treffer dem Gegner angezeigt, richtig? Wäre es nicht realistischer, wenn der der einen Treffer abkriegt, still für sich mitzählt und der Kampf solange fortgeführt wird, bis einer "tödlich" verletzt ist? Das soll keine Kritik sein an Eurer Umsetzung sein, nur die Abweichung von meiner Vorstellung. Wir haben noch nie richtig nach den HALAG-Regeln gekämpft, deshalb übersehe ich ja vielleicht einen guten Grund, die Treffer einzeln anzuzeigen.

Noch eine Frage, habt Ihr den Abzug ohne Ergebnis weggelassen, um es einfacher zu machen oder habt Ihr damit schlechte Erfahrungen gemacht?


Im Endeffekt ist der Außenstehende (anwesender Trainingskollege) im Zweifelsfall die "Schiedsinstanz". Die Trefferanzeige haben wir im Hinblick auf die Regel, dass nur die Treffer am eigenen Leib vom Getroffenen gezählt werden, so umgesetzt (zumal wir das immer so machen), gleichzeitg schult es die ehrliche Trefferanerkennung und hält den Gedanken aufrecht, dass man primär ins Gefecht geht mit dem Schutzgedanken des "nicht getroffen werden wollen". Uns ist auch aufgefallen, dass der Getroffene (Schmerzeinwirkung) meistens sowieso direkter merkt, dass ein Treffer saß und wie stark dessen Wirkungsweise war. Das mit dem Abzug ohne Ergebnis haben wir deshalb weggelassen (bei 1 vs 1), da ich das Konzept und den Nutzen dahinter noch nicht wirklich verstanden habe ;) Aber da können die anderen vielleicht mehr sagen.

Drey Wunder
28-05-2015, 11:41
@Drey Wunder Danke auch Dir für Deine Erklärungen! Ich habe auf JanPSV's Tip hin noch gestern an Tremonia geschrieben und auch schon eine Antwort bekommen, die ich unten (mit Erlaubnis des Absenders ) anfüge. Mir fallen da einige Gemeinsamkeiten zwischen Eurem System und dem von Tremonia auf. Arbeitet Ihr zufällig zusammen an dem System (Bielefeld und Dortmund liegen ja nicht soo weit auseinander) oder setzt sich da Qualität einfach durch und Ihr seit beide auf die gleiche oder zumindestens sehr ähnliche Idee gekommen?

Die HALAG-Regeln sind schlicht. Wenn man sich nicht allzu weit von dem ursprünglichen Regelwerk entfernt landet jeder automatisch bei einer ebenso schlichten Zählweise. Ein Kampf kann nur unverletzt- verletzt – oder tot beendet werden. Diese Ergebnis schreibt man dann direkt auf, oder sammelt Ringe ein, oder hängt ein Ohr um den Hals, kann sich jeder selbst aussuchen. Am Ende „gewinnt“ der am häufigsten überlebt hat.
Je nach eingesetztem Know-how sind dann natürlich wesentlich komplexere Auswertungen möglich, da wird vermutlich jeder Gruppe/Verein andere Schwerpunkte haben. Uns z.B. interessiert nicht am geringsten wer zur welche Zeitpunkt „Sieger“ ist, sondern sammeln Informationen über Überlebenswahrscheinlichkeiten ein und diese Wert gilt dann kontinuierlich zu verbessern.

sworduser
28-05-2015, 13:52
@itto_ryu Ja, das leuchtet ein.

@Drey Wunder Daß sich die Sache mit der Überlebenswahrscheinlichkeit ganz natürlich ergibt, hat Tremonia ja auch so geschrieben. Allerdings verwenden die laut der Mail auch erst seit zwei Jahren Statistik und haben davor mit Punkten gerechnet. Und da Eure beiden Gruppen die einzigten sind, bei denen ich je von so einem Statistik-Konzept zur Auswertung gehört habe und Ihr auch noch quasi Nachbarn seit, lag für mich totz der Unterschiede in der Anwendung irgendwie der Schluß nahe, Ihr hättet das Konzept gemeinsam entwickelt.

Gibt es denn überhaupt weitere Gruppen, die ihre HALAG-Turniere so oder so ähnlich, also mit Hilfe von STatistik, auswerten?

itto_ryu
29-05-2015, 15:25
Wenn du mal vergleichen möchtest mit Turnierregeln, heir ein Clip:

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sworduser
31-05-2015, 11:21
Danke, itto_ryu! :halbyeaha

M.Hampel
01-06-2015, 17:41
Nun steht aber in den HALAG-Regeln, daß damit nur einzelne Kämpfe bewertet werden und keine Turniere.

Hallo sworduser,

ja, da hast Du recht. Das HALAG-System bespricht erst einmal nur einzelne Kämpfe. Die (erweiterte) Idee dazu ist folgende:

1. Ein Treffersystem schaffen, dass dann einen
2. Kampfkontext erhält um dann in einer
3. Gesamtwertung einen Sieger aller Kämpfe zu bestimmen.

"Treffersystem" ist bei uns das HALAG-System, was einst von Hammaborg und der Laurentiusgildet entworfen wurde.

Ein "Kampfkontext" war dort oft und gern die "Fechtschule aka viele (sportliche) Gänge", gern auch mal das "Duell aka First Blood".
Man kann sich sicher noch mehr ausdenken oder in Quellen recherchieren.

Als "Gesamtwertung" habe ich schon Schweizer Systeme, Gruppenwertungen oder auch Pyramiden mit Doppeltrefferwertung/Elemination gesehen. Auch hatten wir mal eine Liga mit Kämpfen über mehrere Monate. Gut war auch ein "Heldenmodus": Jeder musste insgesamt so etwas um die 32 Kämpfe durchstehen, einmal mit 15 Gegnern in der Reihe, eimal selber in der Reihe - gezählt wurden alle Kämpfe, die man unverwundet überstand.

Schlussendlich ist es der Phantasie der Veranstalter überlassen, was spannendes daraus zu machen. Nach unserer Überzeugung ist es wesentlich, dass das Treffersystem gut ist.

Beste Grüße,

Marcus

Jadetiger
02-06-2015, 08:48
Hi Leute,
interessanter Thread!

Ist zwar ein klein bischen OT aber trotzdem:

Auf dem letzten Smallsword Symposium in Edinburgh habe ich einen überaschenden Fechtmodus erlebt, der es wirklich Wert ist, mal ausprobiert zu werden:

Es gab ein gemischtes System (Gruppenphase -> KO-Phase der besten Acht).
Die Teilnehmer wurden in Gruppen zu 6-8 Fechter eingeteilt und danach wurden sie angewiesen, das konkrete Regelwerk innerhalb ihrer Gruppe unter sich zu verhandeln. Das funktionierte erstaunlich gut! Es hat den Effekt, dass die Fechter sich aktiv damit auseinandersetzen, warum welche Regelung sinnvoll oder sinnlos ist.
Genauso lief es dann bei den besten Acht: Sie tauschten in einer kurzen Besprechung ihre Erfahrungen in der Gruppenphase aus und vereinbarten auf dieser Grundlage ein Regelwerk ad hoc.

Einen weiteren Modus für kurze schnelle Turniere würde ich wirklich gern mal ausprobieren:

Reines KO-System und beim ersten Treffer den man kassiert, scheidet man aus, bei einem Doppeltreffer scheiden konsequenterweise beide Fechter aus. Da dadurch logischerweise viele Freikarten entstehen, sollte das sehr schnell durchlaufen.

sworduser
03-06-2015, 22:57
@M.Hampel Danke für Deine Erläuterungen zu den HALAG-Regeln. Daß ein gutes Treffersystem wesentlich ist, sehe ich ganz genau so. Du schreibst ja sehr neutral über die verschiedenen Turnierumsetzungen Deines Regelwerks. Hast Du irgendwelche persönlichen Favoriten darunter oder sind sie für Dich alle gleichwertig?

@Jadetiger Für eine kleine Gruppe wie unsere fällt das KO-System schon deshalb aus, weil das Turnier nach nur drei Runden vorbei wäre. Aber mich würde sehr interessieren, welche Systeme in den Gruppenphasen verwendet wurden und welche Vor- und Nachteile die Gruppen dabei festgestellt haben.

OliverJ
04-06-2015, 13:43
Für eine kleine Gruppe wie unsere fällt das KO-System schon deshalb aus, weil das Turnier nach nur drei Runden vorbei wäre.
Und warum muss so ein Turnier lange dauern? ;)

sworduser
04-06-2015, 16:12
Und warum muss so ein Turnier lange dauern? ;)Es muß ja gar nicht lange dauern, es soll nur nicht gleich nach dem Anfang schon wieder vorbei sein. Wenn uns das Turnier nichts bringen sollte, lassen wir es wahrscheinlich ganz und belassen es wie bisher beim Sparring als "Realitätscheck". Wenn es aber was bringt wäre es blöd, wenn das Turnier nach nur drei Runden schon wieder rum ist... Außerdem steht beim KO-System die Hälfte der Teilnehmer schon nach der ersten Runde nur noch rum. Oder gibt es einen konkreten Grund, aus dem Du Superkurzturniere empfehlen würdest? Wenn ja, lassen wir es natürlich gerne auf einen Versuch ankommen.

OliverJ
04-06-2015, 21:43
Das Interessante an einem Turnier ist doch der Druck, dass man bei einem Fehler raus ist, je minimaler die Toleranz, je höher der Druck.

Wenn ihr nur so wenig seid, ist das doch super, dann könnt ihr doch zum Abschluß jedes Trainings ein kleines "Turnier" machen.

Beim Sparring passieren halt Fehler oder man nimmt sich mal was mehr raus und versaut es dann, dann macht man halt noch eine Runde (bzw. macht man vielleicht sowieso ein Aufgabensparring). Wenn das aber ein "Turnier" ist, dann geht man mit einer anderen Einstellung ran, die nächste Chance für einen neuen Versuch hat man dann erst im nächsten Training.

Wir machen im Training häufig ein "jeder gegen jeden", aber eben nur je einen Gang. Je nach Teilnehmern können das ganz schön viele Gänge werden. Man hat aber immer einen anderen Gegner und eine zweite Chance mit dem selben Gegner gibts erst beim nächsten Mal.

sworduser
04-06-2015, 23:12
Daß es der Druck ist, daß es um etwas geht, der den Unterschied zum Sparring macht, ist auch einer der Gründe warum wir das mit dem Turnier überhaupt machen wollen. Auch wenn es nicht um Leib und Leben geht, sondern nur um ein gutes Abschneiden, ist es bestimmt was anderes als ein freundschaftlicher Trainingskampf. Jetzt wollen wir dabei aber auch lernen, mit dem zusätzlichen Druck im Kampf umzugehen und da kann man während 1 bis 3 Kämpfen wahrscheinlich weniger lernen als bei 7 Kämpfen (ich rechne mal damit, daß wir beim Turnier etwa zu acht sind). Hinzu kommt bei uns, so die Erfahrung aus dem Sparring, daß erstmal meistens ein und derselbe den ersten Platz schaffen wird. Wer den gleich am Anfang als Gegner bekommt, darf sich bei einem KO-Turnier keine großen Chancen auf's weiterkommen ausrechnen. Da scheint mir ein jeder-gegen-jeden-Modus mit Auswertung aller Tremonia/Drey Wunder, also Überlebenswahrscheinlichkeiten etc. ziemlich lehrreich zu sein. Du schreibst ja auch, daß Ihr ebenfalls jeder gegen jeden kämpft. Wenn man das auch noch nach HALAG-Regeln ohne Schiedsrichter macht, so daß alle (oder selbst wenn es nur die Hälfte ist) gleichzeitig kämpfen können, sollten auch die 7 Kämpfe, die jeder von uns auszutragen hätte, nicht zu lange dauern. Und man könnte dabei bestimmt mehr mitnehmen, als bei einem sehr kurzen KO-Turnier.

OliverJ
04-06-2015, 23:39
jeder wie er will ;)
Wir nennen das auch nicht Turnier, Ist einfach eine Ansage fürs Contrafechten. Ich habe aber bemerkt, dass es die Einstellung der einzelnen Fechter in Bezug auf Risikofbereitschaft positiv verändert (jedenfalls so wie ich mir das wünsche).

Übrigens wenn ich deine "Bedenken" lese, dann steht bei einem so kurzes Turnier zu viel auf dem Spiel bzw. hängt vom einzelnen Gang zuviel ab.
Wars nicht das was du suchst? Konsequenzen und Auswirkungen auf eure Aktionen im Contrafechten? Warum dann wieder relativieren?

Bei ein bis drei Kämpfen lernst du warhrscheinlich genausoviel wie bei sieben (am Anfang nämlich nichts!).
Mit der Zeit hat man dann genügend Kämpfe gefochten und hat auch genug Erfahrung in Grundlagen und Taktik um daraus Schlüsse zu ziehen.

(btw. ich bin kein Freund von zu frühem Freikampf, schon garnicht, wenn keiner dabei ist, der sich damit auskennt).

Jadetiger
05-06-2015, 08:58
@Jadetiger Für eine kleine Gruppe wie unsere fällt das KO-System schon deshalb aus, weil das Turnier nach nur drei Runden vorbei wäre. Aber mich würde sehr interessieren, welche Systeme in den Gruppenphasen verwendet wurden und welche Vor- und Nachteile die Gruppen dabei festgestellt haben.Das hier detailiert zu erläutern wäre wohl OT. Das war ja ein Smallsword-Turnier und hatte nichts mit den HALAG-Regeln zu tun. Zumindest kannte niemand dort diesen Begriff (inklusive ich selbst). Falls Interesse besteht kann ich einen separaten Thread aufmachen.

sworduser
05-06-2015, 12:23
Das ist eine gute Idee, itto_ryu's Sparring-Strang nicht weiter mit OT zu belasten. Ich habe hier ein Thema über Turnierregeln aufgemacht: http://www.kampfkunst-board.info/forum/f65/hema-turnierregeln-vergleich-173356/

itto_ryu
17-06-2015, 10:02
Hier ein weiteres HALAG-Beispiel:
Cf-FgNI8KEY

Terao
17-06-2015, 10:15
(btw. ich bin kein Freund von zu frühem Freikampf, schon garnicht, wenn keiner dabei ist, der sich damit auskennt).Interessant, gerade wurde in nem Parallelthread gepostet:
erläuterte Jaquet die üblicherweise im Zeitraum von sechs Wochen zu bewältigenden Trainingsschritte vor der Austragung gerichtlicher Zweikämpfehttp://www.kampfkunst-board.info/forum/f65/tagungsbericht-t-ten-get-tet-173536/

Sechs Wochen bis zum gerichtlichen Zweikampf scheinen mal gereicht zu haben. Was hat sich geändert?

OliverJ
17-06-2015, 20:07
Das ist etwas vollkommen anderes und das weißt du auch mein Lieber ;)