Vollständige Version anzeigen : Crosstraining für Judoka
Quickkick
26-05-2015, 13:38
Angeregt durch die BJJ-im-Judokontext-Diskussion
mal eine (aus meiner Sicht mittelfristig nicht ganz) theoretische Frage:
Von welcher Art Crosstraining (im Grapplingbereich) profitiert ein Judoka Eurer Ansicht nach am meisten und warum (gesetzt den Fall man hätte alle Optionen "greifbar"):
- Judo plus BJJ
- Judo plus LL
- Judo plus Sambo
- Judo plus Ringen
- ... (???)
Die Vorteile von Judo plus BJJ wurden ja schon vielfach aufgezählt.
Ich halte jetzt mal dagegen: Judo plus LL bietet auch viele Vorteile: Konsequenter NoGi-Ansatz (vs. Gi im Judo und auch im BJJ); etwas "ringerischer" als BJJ (zumindest so wie ich es bisher kennen gelernt hab)
Judo plus Sambo wird ja in Osteuropa und Russland sehr viel gemischt - wohl nicht umsonst...
Das kommt ganz darauf an.
Will der Judoka in Judo-Wettkämpfen glänzen, sollte er sich auf Judo konzentrieren und nur mal gelegentlich woanders vorbeischauen, am ehesten beim BJJ, wegen des Bodenkampfes mit Gi.
Will er allgemein ein vollständigerer Grappler werden, kommen alle in Frage, BJJ wegen des bereits schon genannten Bodenkampfes, beim Luta Livre hätte der Judoka das auch und zudem noch den von Dir schon erwähnten No-Gi-Ansatz.
Beim Ringen könnte er seinen No-Gi-Standkampf verbessern, dabei seinen Clinch verbessern, lernen Angriffe auf die Beine durchzuführen und sich dagegen zu verteidigen (natürlich hätte er das beim LL und bedingt beim BJJ auch) (und ja, ich weiß, dass das einige Judoka auch so schon können), zudem sind Ringer auch gut dadrin den Gegner am Boden in einer unteren Position zu fixieren.
Sambo könnte etwas ringerische Elemente bringen und dazu noch ein wunderschönes Arsenal an Submissiontechniken für die Beine.
Zudem könnte man auch da am Bodenkampf arbeiten.
Ich persönlich würde im zweiten Fall am ehesten zu Luta Livre raten, weil es mMn am ehesten die Vorteile von BJJ (Positions und Submissions) und vom Ringen (NoGi-Clinch und Beinangriffe) vereint.
was ist das Ziel dieses Judoka? Judowettkämpfe gewinnen, oder ein anderes?
AlphaFight
26-05-2015, 14:46
Wenn es darum geht, besser im Judo-Wettkampf zu werden: Judo-Kämpfe werden ja meistens im Stand entschieden. Von daher ist da BJJ und LL eher weniger interessant. Vielmehr würde ich dann zu Sambo oder Ringen raten. Wobei Ringen aufgrund der aktuellen Judo-Reglementierungen auch nicht allzuviel bringen würde.
Vielleciht dcoh eher Joggen gehen? ;)
N.B. hat es präzise zusammengefaßt.
sehr viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen ...
das wettkampf-reglement des sportjudo verhindert zuverlässig, daß judoka sich aus dem repertoire des sambo oder des freistilringens bedienen (wenn es um den standkampf geht, vom boden brauchen wir gar nicht erst anzufangen).
beingreifer verboten ... bear hug verboten ...
bisher lief das doch immer so:
sobald sich nicht-japanische judoka aus dem arsenal der techniken diverser grappling-systeme mit effektiven faßarten und daraus resultierenden würfen versahen, wurde das sofort strikt unterbunden, indem die IJF (genauer gesagt die von niemandem gewählte, sondern vom IJF-präsidenten eingesetzte kampfrichterkommission) genau diese dinge verbot.
damit ist gewährleistet, daß die erwünschte und zumindest im djb-magazin auch öfter propagierte abgrenzung des judo gegenüber "anderen ringkampf-disziplinen" zum tragen kommt.
wenn man sich als judoka allerdings um die wettkampfregeln des sportjudo keinen kopp macht, dann isses eigentlich egal, ob man das eigene judo mit bjj, luta livre, sambo oder ringen aufmöbelt.
hauptsache, man köchelt nicht weiter im eigenen saft.
bjj hat den vorteil, durch den gi recht nah am judo zu sein und den im judo vernachlässigten bodenkampf zu betonen.
luta livre hat den vorteil, dasselbe auf der no-gi-ebene zu tun.
sambo hat die geilsten leglocks und die krassesten wurfverhinderungen.
ringen fördert die kraft und ist für die eigene standfestigkeit und die explosivität der würfe eine wunderbare sache.
der rest ergibt sich aus eigenen vorlieben und den entsprechenden trainingsmöglichkeiten.
:)
Björn Friedrich
26-05-2015, 15:02
Bevor man das beantworten kann, muss man einige Dinge klären:
Was ist das Ziel des Judoka? Ein besserer Judoka unter Judo Regeln zu werden? Oder allgemein ein besserer Grappler zu werden? Gi oder No Gi?
Was ist man für ein Typ Mensch? Athletisch, mit dem Ziel jemanden anderen seinen Willen aufzuzwingen?
Eher der entspanntere Typ, der ein weiches Grappling sucht und die Kraft des Gegners nutzen möchte?
Mag der Judoka eher den Stand oder den Bodenkampf? Will er Kämpfe eher aus dem Stand gewinnen, oder in der Bodenlage effektiver werden?
Hug n' Roll
26-05-2015, 16:10
Ist das Meiste gesagt.
Nur so eine Anmerkung noch:
In der Praxis ist gutes Sambo z.B. nicht so einfach überall zu bekommen. Ringen & BJJ sind da schon verbreiteter, LL wohl auch eher schwieriger.
In diesem Sinne erübrigt sich für einige in der Praxis diese Frage von alleine. Denn: lieber solides BJJ (oder was auch immer), als z.B. Möchtegern-Sambo vom Judoka, der mal in Russland im Urlaub war....
Kann mich Rambat da nur anschließen.
Ich trainiere aus dem umgekehrten Grund KEIN Judo (siehe Regeln) weil es mir eine ganze Menge an Repertoire nimmt, um erfolgreich zu sein. :D
Meine Empfehlung ist BJJ, um sich noch ein paar Skills abzuschauen, denn das mache ich gelegentlich auch.
Gruss Tarogh
@Budo Sensei
Luta Livre in Deutschland ist doch auch sehr verbreitet. Vor allem im Westen oder Süden Deutschlands. Sambo scheint in der Tat recht selten in Deutschland vertreten zu sein, über die Qualität kann ich jedoch absolut nicht urteilen.
Hug n' Roll
26-05-2015, 17:54
Nördlich von Osnabrück is im Westen eher essig mit LL.
Sambo hab ich jetzt 2/3 Seminare hier und dort mitgemacht. - Das war durchwachsen.
BJJ gibts halt inzwischen ein recht gutes Angebot in der Fläche und Ringen ist ja eh Traditionssport (muss man eher sehen, wo es wegstirbt...).
Holmgang
26-05-2015, 18:21
was soll denn der Zweck sein? für Judowettkämpfe wäre es wohl am sinnvollsten sich komplett auf Judo zu konzentrieren und evtl. parallel in einem anderen Judoverein (aufgrund von evtl. anderen Schwerpunkten) zu gehen. Wieso die Zeit mit Dingen verschwenden, die man nicht nutzen kann, darf, will. Wenn man einfach nur kompletter werden will was den Grapplingbereich angeht, so hätte ich zu Luta Livre tendiert.
Angeregt durch die BJJ-im-Judokontext-Diskussion
mal eine (aus meiner Sicht mittelfristig nicht ganz) theoretische Frage:
Von welcher Art Crosstraining (im Grapplingbereich) profitiert ein Judoka Eurer Ansicht nach am meisten und warum (gesetzt den Fall man hätte alle Optionen "greifbar"):
- Judo plus BJJ
- Judo plus LL
- Judo plus Sambo
- Judo plus Ringen
- ... (???)
Die Vorteile von Judo plus BJJ wurden ja schon vielfach aufgezählt.
Ich halte jetzt mal dagegen: Judo plus LL bietet auch viele Vorteile: Konsequenter NoGi-Ansatz (vs. Gi im Judo und auch im BJJ); etwas "ringerischer" als BJJ (zumindest so wie ich es bisher kennen gelernt hab)
Judo plus Sambo wird ja in Osteuropa und Russland sehr viel gemischt - wohl nicht umsonst...
Ich würd ein gutes Judotraining bevorzugen. Darunter verstehe ich aber nicht, was meistens in Deutschland darunter verstanden wird.
Was nicht heisst, dass mir Sambo nicht gefällt.
Ich würd ein gutes Judotraining bevorzugen. Darunter verstehe ich aber nicht, was meistens in Deutschland darunter verstanden wird.
Was nicht heisst, dass mir Sambo nicht gefällt.
Ja, das sagt sich so leicht.
Du magst Recht haben, ein wirklich gutes Judotraining muss nicht unbedingt durch weitere Stile ergänzt werden (kann es dennoch).
Aber ich würde fast behaupten, es ist in Deutschland einfacher gute Trainingsmöglichkeiten für ergänzendes Training der genannten Stile zu finden als wirklich gutes, vollständiges Judotraining.
Ja, das sagt sich so leicht.
Du magst Recht haben, ein wirklich gutes Judotraining muss nicht unbedingt durch weitere Stile ergänzt werden (kann es dennoch).
Aber ich würde fast behaupten, es ist in Deutschland einfacher gute Trainingsmöglichkeiten für ergänzendes Training der genannten Stile zu finden als wirklich gutes, vollständiges Judotraining.
Dann Sambo.
G6csS53xVos
Quickkick
27-05-2015, 12:33
Will er allgemein ein vollständigerer Grappler werden, kommen alle in Frage, BJJ wegen des bereits schon genannten Bodenkampfes, beim Luta Livre hätte der Judoka das auch und zudem noch den von Dir schon erwähnten No-Gi-Ansatz.
Beim Ringen könnte er seinen No-Gi-Standkampf verbessern, dabei seinen Clinch verbessern, lernen Angriffe auf die Beine durchzuführen und sich dagegen zu verteidigen (natürlich hätte er das beim LL und bedingt beim BJJ auch) (und ja, ich weiß, dass das einige Judoka auch so schon können), zudem sind Ringer auch gut dadrin den Gegner am Boden in einer unteren Position zu fixieren.
Sambo könnte etwas ringerische Elemente bringen und dazu noch ein wunderschönes Arsenal an Submissiontechniken für die Beine.
Zudem könnte man auch da am Bodenkampf arbeiten.
Ich persönlich würde im zweiten Fall am ehesten zu Luta Livre raten, weil es mMn am ehesten die Vorteile von BJJ (Positions und Submissions) und vom Ringen (NoGi-Clinch und Beinangriffe) vereint.
Ja, so war die Frage gedacht!
Eine ganze Reihe von Judoka, die ich kenne gelernt habe, kümmern sich mittlerweile (insbesondere seit der Beingreifer-Regeländerung) einen alten Sch*** um Wettkämpfe.
Danke, ich persönlich sehe es bzgl. LL nämlich ähnlich!
JudoSambo 88
28-05-2015, 20:58
hmm hier ist ja schon einiges gesagt. die frage ob Wettkampf im Judo /grappling von belangen ist, spielt hierbei eine grosse rolle. gutes sambo Training gibt es eher sehr sehr wenig in D. auch die sambisten in RUS trainieren Judo zum sambo. wer z.b. fias wc sich anschaut sieht hier die würfe aus dem Judo. nur wenige würfe bereichern hier den Judoka (hängt natürlich vom bereits trainierten Judo ab ^^). Ich persönlich kann sagen dass BJJ hier eine fundamentale Erweiterung darstellt (beim ks). Sambo Sport hat auch nur eine sehr kurze Bodenphase. das Groundgame basiert hier auch auf schnelle Übergänge z.b. eingesprunge eingerollte Beinhebel /Armhebel, wirkliches lernen von positionieren erfolgt hier nicht. Allgemein ist das Sambo Training sehr dem Judo ähnlich. Mehrwert kommt eher beim bjj. ich möchte dabei betonen dass meine Erfahrung ausschließlich auf mit gi sich bezieht und es sich um die sportlichen Varianten handelt. Auch aufgrund der Erreichbarkeit, anderer Didaktik und Verständnis ist BJJ eher zu empfehlen. Die Erfahrung kann man relativ schnell beim Probetraining oder OM bei BJJ / Sambovereinen /Gyms lernen.
Der ambitionierte Judoka, der im DJB trainiert, profitiert am meisten vom BJJ.
Im Boden sieht er dort am deutlichsten, dass BJJ Konzept, Didaktik and Kampfkraft in einer ganz anderen Liga spielen.
Von einigen Illusionen und vom Sportjudo befreit, geht er dann eventuell noch zum Ringen oder Sambo, um vernueftig Standup-Grappling zu lernen. :hehehe:
Sorry, seit man beim Sportjudo fuer direkte Hand-zu-Beinangriffe disqualifiziert wird, bin ich etwas bitter. ;)
Der ambitionierte Judo, der im DJB trainiert, profitiert am meisten vom BJJ.
Im Boden sieht er dort am deutlichsten, dass BJJ Konzept, Didaktik and Kampfkraft in einer ganz anderen Liga spielen.
Von einigen Illusionen und vom Sportjudo befreit, geht er dann eventuell noch zum Ringen oder Sambo, um vernueftig Standup-Grappling zu lernen. :hehehe:
Sorry, seit man beim Sportjudo fuer direkte Hand-zu-Beinangriffe disqualifiziert wird, bin ich etwas bitter. ;)
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