Aikido im Sitzen [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Pantha
02-04-2002, 06:46
Hallo,

ich habe gehört das im Aikido auch die Verteidigung aus dem Traditionellen Sitz gelehrt wird, kann mir jemand mehr dazu sagen oder hat jemand eine guten Link dazu??


Viele Grüße

Panther

bettina
04-04-2002, 14:12
Hi Panther,

ich trainiere seit kurzem Hakko-Ryu Ju-Jutsu, weiß nicht allzu viel über Aikido, ist doch aber am Rande vergleichbar?? Jedenfalls erlernten wir die Katas zuerst im Knien, was auch weiterhin bei jedem Training wiederholt wird. In meinen Augen hat das den Vorteil, daß man sich erst mal auf die Bewegungen des Oberkörpers konzentrieren kann.
Falls ich mich irre und doch nicht allzu viele Gemeinsamkeiten bestehen, ist ja meine kurze Schilderung vielleicht doch ein Denkanstoss?

Ciao

Bettina

DieKlette
04-04-2002, 14:33
Liebe Bettina,
das hat mit Oberkörpertraining nichts zu tun. Es geht ganz einfach darum sich im sitzen zu verteidigen zu können. Im Iaido (infos in der Sparte "Waffen in Kampfkünsten")
http://www.kampfkunst-board.de/kampfkunst/forum/showthread.php?s=&threadid=1066
Es geht darum auf Überraschungsangriffe vorbereitet zu sein, um sogar aus der Meditation heraus das Schwert ziehen zu können. Was meint ihr wohl, warum man beim angrüßen im sitzen zuerst den rechten Arm zum Rei herunternimmt :biglaugh:.

Deswegen gibt es das auch im Aikido und Ju-Jutsu. Wobei zu bemerken ist, das die Schrittarbeit am Boden im Aikido mit der im stehen identisch ist.

Mit Respekt

Oss

DieKlette

bettina
04-04-2002, 15:20
@DieKlette

dankeschön für die Information. Ich hab mich aber auch etwas unklar ausgedrückt, wie ich merke. Ich verstehe schon, daß die Übung zur Erlernung der Verteidigung dient, aber ich fand es speziell anfangs sehr nützlich nicht immer "Arme und Beine durcheinander zu bekommen" *g*. Ich konnte sozusagen zuerst mit der einen Sache klarkommen und dann die andere Sache (stehend) dazunehmen.

Hoffe, ich hab jetzt nicht sämtliche Klarheiten beseitigt!:p
Ciao

Bettina

ein neuer
10-04-2002, 20:47
@Klette

Zumindest beim Aikido (wahrscheinlich auch bei allen anderen KKs) ist die Stabilität des Zentrums von sehr großer Bedeutung. Während man im normalen Training mit Hilfe der Beinarbeit die häufig schlechte Zentriertheit kaschieren kann, zeigen die Suwari Waza-Techniken den Bedarf an einem stabileren Zentrum erbarmungslos auf. Dies ist meines Wissens der Hauptgrund für diese Techniken. Die Wehrhaftigkeit im Sitzen zu erlernen ist, zumindest beim Aikido, eher zweitrangig (Dass es nicht darum geht zeigt ja auch, dass der Angriff ebenso im Knien erfolgt)

Gruß

countingzero
10-07-2002, 10:41
Hi,

kleine Anmerkung. Die Angriffe müssen nicht im Kniesitz bzw. Shikko erfolgen, sondern können auch im Stehen erfolgen. Nennt man hamni handachi. Traditionell sitzt der Japaner im Haus ja nicht auf einem Stuhl, sondern im Kniesitz und wenn da einer durch die Papierwand springt hat es schon seinen Sinn sich so zu verteidigen. ;)

freestyle
11-07-2002, 18:30
hi,
als vor einem jahr andrew mcgill nach berlin kam um bei einer gala aufzutreten, bat er mich, techniken an mir zu demonstrieren.
ich habe mal vor 10 jahren mal aikido gemacht und also keine ahnung.
dabei war ein part wo andy saß und ich aus dem stehen angriff, ohne das ich wußte was passierte lenkte und dirigierte er mich nach belieben. extrem.......aber total geil gewesen, ich hatte keine verletzungen und das gefühl jemand hat aikido begriffen.

http://frank-glaeser.de

Michael Kann
24-07-2002, 10:58
Original geschrieben von countingzero
Hi,

kleine Anmerkung. Die Angriffe müssen nicht im Kniesitz bzw. Shikko erfolgen, sondern können auch im Stehen erfolgen. Nennt man hamni handachi. Traditionell sitzt der Japaner im Haus ja nicht auf einem Stuhl, sondern im Kniesitz und wenn da einer durch die Papierwand springt hat es schon seinen Sinn sich so zu verteidigen. ;)

Wieso sitzt der Japaner im Haus im Kniesitz? Hab mich erst im vergangenen Urlaub darüber unterhalten und die meisten sitzen heute zwar tatsächlich immer noch am Boden, doch inzwischen eher auf dem Allerwertesten.

Dabei ist der Antritt von Dir ja nicht ganz am Thema vorbei. Im feudalen Japan sass man tatsächlich hauptsächlich in dieser Position, daher verwundert das üben dieser überlieferten Techniken den nacheifernden Europäer in seinem bestreben ein besserer Japaner zu sein als ein Japaner auch nicht.

ein neuer
25-07-2002, 07:16
Hallo,

>..daher verwundert das üben dieser überlieferten Techniken den nacheifernden Europäer in seinem bestreben ein besserer Japaner zu sein als ein Japaner auch nicht.<<

wer Suwari-waza oder Hanmi handachi-waza nur übt um japanischer zu sein als Japaner, hat den Sinn dieser Techniken (hoffentlich NOCH) nicht verstanden. Aber was soll's, der Weg ist das Ziel

Gruß

heijoshin
25-07-2002, 08:52
@DieKlette

Was meint ihr wohl, warum man beim angrüßen im sitzen zuerst den rechten Arm zum Rei herunternimmt

Ist leider falsch. Beim Angrüßen nimmt man zuerst die linke Hand zum Boden, damit die rechte immer noch ans Schwert gehen kann, daß ja bekanntlich an der linken Seite hängt

Michael Kann
25-07-2002, 09:29
Original geschrieben von ein neuer
Hallo,

>..daher verwundert das üben dieser überlieferten Techniken den nacheifernden Europäer in seinem bestreben ein besserer Japaner zu sein als ein Japaner auch nicht.<<

wer Suwari-waza oder Hanmi handachi-waza nur übt um japanischer zu sein als Japaner, hat den Sinn dieser Techniken (hoffentlich NOCH) nicht verstanden. Aber was soll's, der Weg ist das Ziel

Gruß

Hi Neuer,

wieso sollte der WEG das ZIEL sein? Nur weil DO im übertragenen Sinne WEG heißt, ist der WEG noch lange nicht das ZIEL. Der WEG führt zum ZIEL und das ZIEL definiert heute jeder anders. Einstmals als das DO geschaffen wurde ... Ende 19tes Jahrhundert ... standen die Tugenden der Bushi (Ritter) und deren Erreichen für die japanischen Stundenden als Ziel im Vordergrund. Dies wurde nur all zu gerne von den eifernden Nichtasiaten übernommen und zum verklärten Ziel ernannt. Ähnliches geschah in der Zeit der Romantik in Europa, dort wurde plötzlich die ausgestorbene Ritterlichkeit zum erklärten Ziel vor allem der Studendenschaft.

Sollte also der Weg das Ziel sein, so werden alle Berufstätigen in nächster Zeit nicht mehr zur Arbeit kommen können :D

Zu der These mit, welche Hand beim Grüßen als erstes den Boden berührt, ein paar Fragen ...
führen diese "Tradition" alle japanischen KK weiter?
Wird darauf heute noch in dieser Form geachtet?
Gibt es in den japanischen Stilen heute noch keine Umstellung auf die berühmten Linkshänder?
Alles ehrlich gemeinte Fragen, die keines Sarkasmusses bedürfen!

Gruß
Mike

DieKlette
25-07-2002, 10:10
Hy Michael,
ist schon klar. Ich hab' mich nur irgendwie ziemlich vertan. Ich bin doch selber Rechtshänder. :biglaugh:

Mit Respekt

Oss

Julian

ein neuer
25-07-2002, 17:43
Hallo Mike,

Gegenfrage: warum sollte der Weg NICHT das Ziel sein.
Akzeptiert man, dass Perfektion auf einem beliebigen Gebiet ein unerreichbares Ziel ist, so bietet es sich doch an, das Streben danach zum erreichbaren Ziel zu machen. Dies kann für sämtliche Lebensbereiche gelten, nicht nur für KKs.

Übertragen auf diesen Thread:
Übe Suwari Waza o.ä. .. um Die Technik im Ganzen zu optimieren - übe, übe ...

Apropos, ich kann nicht mit Bestimmheit sagen, dass die Asiaten diese Einstellung erfunden haben, zumindest haben sie es geschaft dieser Einstellung kurz zusammenzufassen:"Der Weg ist...".

Zur These mit den Händen am Boden zum Abgrüßen .. :
-Bei UNS im Aikidotraining wird ab und zu erwähnt, warum rechte Hand als Erstes .. (außer bei Toten und Tenno, bei denen gleichzeitig). Aber es interessiert eigentlich niemanden, ob man es denn auch so macht.
-Bei UNS im Jodo erübrigt es sich, da im Stehen mit dem Jo i.d. rechten Hand an/abgegrüßt

Gruß

Michael Kann
25-07-2002, 21:22
Hi "ein neuer",

ich respektiere Deine Einstellung. Sehe es für meinen Teil durch eine andere Brille ... jeder nach seinen Wünschen und Vorstellungen ... finde es manchmal recht verklärt, aber wie gesagt ... letztlich muss es jeder selbst wissen.

"Apropos, ich kann nicht mit Bestimmheit sagen, dass die Asiaten diese Einstellung erfunden haben, zumindest haben sie es geschaft dieser Einstellung kurz zusammenzufassen:"Der Weg ist...". "

Hab ich nie behauptet!

Wobei ich davon überzeugt bin, dass der Ausspruch "Der Weg ist das Ziel" sowieso eine Erfindung der Wessis is und mit dem vormals erklärten Zielen gar nix mehr am Hut hat.

Viele "Budoka" meinen zu wissen was das Do und besser das Bushido ist. Vor allem versuchen viele bessere Japaner, Koreaner, Chinesen oder was auch immer zu sein als diese selbst. Sie interpretieren in Worte und Geschichte ihre eigene Philosopie und vermarkte dies als die Wahrheit. Wem´s gefällt?

Gruß
Mike

countingzero
31-07-2002, 10:14
Original geschrieben von Michael Kann


Wieso sitzt der Japaner im Haus im Kniesitz? Hab mich erst im vergangenen Urlaub darüber unterhalten und die meisten sitzen heute zwar tatsächlich immer noch am Boden, doch inzwischen eher auf dem Allerwertesten.

Dabei ist der Antritt von Dir ja nicht ganz am Thema vorbei. Im feudalen Japan sass man tatsächlich hauptsächlich in dieser Position, daher verwundert das üben dieser überlieferten Techniken den nacheifernden Europäer in seinem bestreben ein besserer Japaner zu sein als ein Japaner auch nicht.

@Michael KAnn
Ich hab ja gesagt, traditionell. Ich sitz ja auch nicht traditionell vorm Fernseher.:cool:
Also Aikido ist in dem Sinne zwar nicht alt, aber versucht doch sehr traditionell zu sein (Etikette etc. bei uns auf jeden Fall). Also ich glaub auch nicht, dass man ein besserer Japaner dadurch wird,sondern dass es auch eine gute Körperschulung ist. Ki-Übungen passen vielleicht auch nicht zum modernen Japaner. Sollen wir darauf verzichten? Dann können wir zum Ji Jitsu gehen.
Das Katana/Bokken ist auch nicht gerade zeitgemäß zeigt aber alle Aikidoprinzipien auf. Auch die total von Japan losgelösten Verbände (DAB, FFAA etc. ) üben diese traditionellen Techniken. Aikido ist eine Kampfkunst und kein Kampfsport. Da gibt es nach meinem Ermessen wenig Diskussion über Sinn, Effektivität oder von mir aus auch die oft zitierte Straßentauglichkeit.
Ohhps vom Hölzchen aufs Stöckchen :rolleyes:

Grüsse

countingzero

Michael Kann
31-07-2002, 12:01
@ countingzero
wenn Du seit, sagen wir mal, 40 Jahren (weiß ja nicht wie alt Du bist) immer in genau der selben Position (z.B. Zazen) vorm Fernseher sitzt, dann könnte man es lt. der von den meisten Westlern praktizierten Definition des Begriffes Traditionell schon als Traditionell bezeichnen! ;)

Lieber Countingzero ... wenn Etikette etwas schon zur Traditionellen Kampfkunst macht, dann wären die meisten heute praktizierten Sportarten, Sitzungen, Tagungen, Veranstaltungen usw. ebenfalls Traditionell ... Ich glaube, die meisten verwechseln den Begriff Traditionell mit Historisch! Sprich, man versucht einen Stil an seiner Überlieferung festzumachen. Dass dies im Regelfall nicht mehr möglich ist, da jeder der folgenden Lehrer seine eigene Interpretation zum besten gibt, dürfte jedem einleuchten.

Solange Du davon überzeugt bist, mit Resultaten aufwarten kannst die Deine Überzeugung untermaueren, so solltest Du weiterhin im Sitzen Deine Körperschulung vollziehen. Ich glaube daran, das dass lernen einer richtigen Sitzhaltung sicherlich zur Körperschulung gezählt werden darf ... ob dies auf die von Dir bezogene Sitzhaltung zutrifft, möchte ich bezweifeln ... frage am besten beim nächsten Besuch einen Orthopäden.

"Sollen wir darauf verzichten? Dann können wir zum Ji Jitsu gehen."

Mit dieser Meinung hast Du Dein eigenes Wissen um das Aikido demonstriert ... Applaus ... denn, MORIHEI UESHIBA schuf sein AIKIDO aus dem Studium des Kano Ryu, Yanagi Ryu, Yagyu Ryu, Jiki Shinkage Ryu und Daito Ryu Aiki Ju-Jutsu ... sprich aus dem Jiujitsu. Die von Dir zelebrierten "Traditionellen" Übungen, die Etikette usw. usf. (was es eben nach Deiner Auffassung zum Traditionellen Stil macht) sind Dinge die den vorgenannten Stilen entliehen sind. Eben typisch japanisch!

"Aikido ist eine Kampfkunst und kein Kampfsport."

Der Trend zum Kampfsport ... Sportliche Leistung, Wettkampfprinzipien usw. ist bereits durch das Aikido Tomiki eingeleutet worden. Yoseikan-Aikido, hier geschieht momentan ähnliches.

"Da gibt es nach meinem Ermessen wenig Diskussion über Sinn, Effektivität oder von mir aus auch die oft zitierte Straßentauglichkeit."

Du sagst es, nach Deinem Ermessen ... Dein Ermessen ist aber nicht das ermessen aller anderen, ebenso wenig wie meine Meinung die aller anderen Widerspiegelt!

Gruß
Mike :D

countingzero
31-07-2002, 15:55
Lieber Michael, ich habe mal zu jedem Absatz was geschrieben, konnte man nicht so global beantworten.

wenn Du seit, sagen wir mal, 40 Jahren (weiß ja nicht wie alt Du bist) immer in genau der selben Position (z.B. Zazen) vorm Fernseher sitzt, dann könnte man es lt. der von den meisten Westlern praktizierten Definition des Begriffes Traditionell schon als Traditionell bezeichnen! ;)

hmm Polemik! ;)



Lieber Countingzero ... wenn Etikette etwas schon zur Traditionellen Kampfkunst macht, dann wären die meisten heute praktizierten Sportarten, Sitzungen, Tagungen, Veranstaltungen usw. ebenfalls Traditionell ... Ich glaube, die meisten verwechseln den Begriff Traditionell mit Historisch! Sprich, man versucht einen Stil an seiner Überlieferung festzumachen. Dass dies im Regelfall nicht mehr möglich ist, da jeder der folgenden Lehrer seine eigene Interpretation zum besten gibt, dürfte jedem einleuchten.



Ich denke dass man historisch und traditionell nicht so leicht entkoppeln kann. Traditionalität beruht meist auf historischen Hintergründen, Abläufen etc. Du meinst Riten, die bei Tradition schon eine Rolle spielen. (Natürlich wenn man ein Tagungsritual kritisch betrachtet kann man irgendwann von Tradition sprechen ;-)
Mit der Überlieferung die durch den Lehrer "verändert" wird, hast Du in gewisser Weise schon recht. Aber die Interpretation ist meist eine Veränderung im Detail und nicht der Gesamtheit. Also wird das Grundprinzip i.d.R. schon weitergeben.



Solange Du davon überzeugt bist, mit Resultaten aufwarten kannst die Deine Überzeugung untermaueren, so solltest Du weiterhin im Sitzen Deine Körperschulung vollziehen. Ich glaube daran, das dass lernen einer richtigen Sitzhaltung sicherlich zur Körperschulung gezählt werden darf ... ob dies auf die von Dir bezogene Sitzhaltung zutrifft, möchte ich bezweifeln ... frage am besten beim nächsten Besuch einen Orthopäden.



Hat keiner gesagt, dass Tradition gesund sein muss.
Ich meine O'Sensei hat versucht (und vielleicht ist es ihm auch gelungen) Budo oder Bushido zu machen. Ich kann dann als Aikidoka schlecht behaupten, dass er sich mit suwari waza geirrt hat.

"Sollen wir darauf verzichten? Dann können wir zum Ji Jitsu gehen."

Mit dieser Meinung hast Du Dein eigenes Wissen um das Aikido demonstriert ... Applaus ... denn, MORIHEI UESHIBA schuf sein AIKIDO aus dem Studium des Kano Ryu, Yanagi Ryu, Yagyu Ryu, Jiki Shinkage Ryu und Daito Ryu Aiki Ju-Jutsu ... sprich aus dem Jiujitsu. Die von Dir zelebrierten "Traditionellen" Übungen, die Etikette usw. usf. (was es eben nach Deiner Auffassung zum Traditionellen Stil macht) sind Dinge die den vorgenannten Stilen entliehen sind. Eben typisch japanisch!

Was soll der Applaus? Du gibst ja noch mehr an ;)
Das Aikiprinzip nicht als zerstörerische Kraft zu nutzen, gab es meines Wissens so nicht.

"Aikido ist eine Kampfkunst und kein Kampfsport."

Der Trend zum Kampfsport ... Sportliche Leistung, Wettkampfprinzipien usw. ist bereits durch das Aikido Tomiki eingeleutet worden. Yoseikan-Aikido, hier geschieht momentan ähnliches.

Das sind Nebenrichtungen, die es teilsweise schon lange gibt. Das Gros des Aikido geht nicht in die "Versportlichung" .Bei Yoseikan ist zu hinterfragen, ob es noch ein Aikidoderivat ist. Aber wenn einer das sucht und will ist es vollkommen o.k.

"Da gibt es nach meinem Ermessen wenig Diskussion über Sinn, Effektivität oder von mir aus auch die oft zitierte Straßentauglichkeit."

Du sagst es, nach Deinem Ermessen ... Dein Ermessen ist aber nicht das ermessen aller anderen, ebenso wenig wie meine Meinung die aller anderen Widerspiegelt!


Klar darum hab ich auch meines Ermessens hingeschrieben. Hast Du gedacht, dass ich als Papst auftrete (Dogmatismus)? Aber wenn einer diese Punkte als wichtig betrachtet, dann ist "traditionelles" Aikido vielleicht nicht das richtige für ihn.

Gruss

countingzero

Michael Kann
31-07-2002, 16:32
@countingzero ... "hmm Polemik! ;) " ... nie angebracht und doch manchmal hilfreich!

"Ich denke dass man historisch und traditionell nicht so leicht entkoppeln kann. Traditionalität beruht meist auf historischen Hintergründen, Abläufen etc. Du meinst Riten, die bei Tradition schon eine Rolle spielen. (Natürlich wenn man ein Tagungsritual kritisch betrachtet kann man irgendwann von Tradition sprechen ;-)
Mit der Überlieferung die durch den Lehrer "verändert" wird, hast Du in gewisser Weise schon recht. Aber die Interpretation ist meist eine Veränderung im Detail und nicht der Gesamtheit. Also wird das Grundprinzip i.d.R. schon weitergeben."

Man sollte sie entkoppeln und vor allem nicht sinnlos miteinander in Verbindung bringen, vor allem wenn man die Hintergründe wenig bis gar nicht kennt. Auf den früheren Schlachtfeldern liefen Soldaten in Formationen ... es wurde ein gemeinsamer Schuß auf Befehl abgegeben ... dies ist historisch belegt ... heute wird dies nicht mehr praktiziert, denn die Anforderungen an den heutigen Soldaten haben sich geändert. Wieso? Die moderne Kriegsführung, Waffenentwicklung usw. hat andere Erfordernisse ... Wenn es nach der Tradition ginge, müßte aber eben dieser Soldat trotzdem (nach der Meinung der Traditionalisten) weiterhin diese Formationen üben! Begründung?

"Hat keiner gesagt, dass Tradition gesund sein muss. "

Selbstverstümmelung? Welcher tiefere Sinn liegt dann darin?

"Das Aikiprinzip nicht als zerstörerische Kraft zu nutzen, gab es meines Wissens so nicht."

Dies ist doch Ueshibas These seiner "letzten" Jahre ... In den letzten Jahren seines Lebens, als seine Gesundheit sich zu verschlechtern begann, verbrachte Ueshiba viel Zeit in Tokyo. Da er nicht mehr in der Lage war, sich so frei und schnell zu bewegen wie vorher, wollte er sein Aikido, wie er es jetzt nannte, weiterentwickeln. Seine Techniken waren zu dieser Zeit weniger weiträumig und er warf seine jungen und leistungsstarken Schüler mit einer schnellen Geste seiner Hand, manchmal, ohne den Partner auch nur zu berühren. Diese Phase der Entwicklung findet gleichzeitig mit dem ersten Stadium der internationalen Verbreitung des Aikido statt und prägte so das Bild des kleinen alten Mannes mit dem weißen Bart, der mit seinen Händen den Angriff seinen Gegenübers schon vorher abwehrte. Dieses Bild sollte im Geiste der zahlreichen Schüler und Lehrer erhalten bleiben.

"Das sind Nebenrichtungen, die es teilsweise schon lange gibt. Das Gros des Aikido geht nicht in die "Versportlichung"

Sehe ich etwas anders ... aber o.k.

Gruß
Mike

countingzero
01-08-2002, 09:49
@Michael:

"Wenn es nach der Tradition ginge, müßte aber eben dieser Soldat trotzdem (nach der Meinung der Traditionalisten) weiterhin diese Formationen üben! Begründung?"

Die Begründung ist, dass man keine moderne Kampfkunst/sport in der alles "effektiv" oder "rational" usw. lernen möchte. Sondern seine Persönlichkeitsbildung auf diesem Weg machen möchte. Sozusagen eine Geschmacksfrage.


"Selbstverstümmelung? Welcher tiefere Sinn liegt dann darin?"

Sag mir bitte eine Kampfkunst (außer vielleicht Tai Chi langsam betrieben) die vollkommen gesund ist. Wieviele Vertreter härterer Stile bekommen Probleme mit ihren Gelenken, Sehnen etc.? Ich war mal auf Deiner HP (sehr gute):) . So gesund sieht das aber auch nicht aus. Ich denke, man kann kaum einen Sport betreiben, der allumfassend ist. Wenn meine Freundin erzählt, was für Übungen sie in der Gymnastik machen, kann ich mir manchmal nur an den Kopf fassen, wie schädlich es für LWS oder HWS ist.


:) Schönen Gruss

countingzero

Michael Kann
01-08-2002, 12:49
Sport ist Mord! Spaß bei Seite ...

"Die Begründung ist, dass man keine moderne Kampfkunst/sport in der alles "effektiv" oder "rational" usw. lernen möchte. Sondern seine Persönlichkeitsbildung auf diesem Weg machen möchte."

Du weißt ja countingzero, dass dieses Thema recht umstritten ist ... die Frage ist nicht ob Sport, Kampfkunst, Bildung usw. die Persönlichkeitsbildung beeinflussen, sondern wie und wenn, in welchem Umfang? Dabei sind sich die Wissenschaftler noch nicht Grün, ob nicht andere Faktoren wie z.B. das persönliche Umfeld, Eltern, Freunde, Bekannte usw. viel höher an dieser Persönlichkeitsbildung beteiligt sind.

"Sozusagen eine Geschmacksfrage."

Gebe ich Dir uneingeschränkt recht ... was mir gefällt muss dem anderen noch lange nicht gefallen! Darum empfehle ich jedem, sich umzusehen und sich dann zu entscheiden, was am besten zu ihm/ihr paßt!

"Sag mir bitte eine Kampfkunst (außer vielleicht Tai Chi langsam betrieben) die vollkommen gesund ist."

Darum ging es bei meinem Antritt nicht, es ging darum, dass wenn ich weiß das es nicht gesund ist, warum soll ich es dann trainieren?

"Wieviele Vertreter härterer Stile bekommen Probleme mit ihren Gelenken, Sehnen etc.?"

Gebe Dir wiederum uneingeschränkt recht, doch die Entwicklung der Medizin, hier vor allem Sportmedizin und Sportwissenschaft hilft modernen Kampfkunst- oder Kampfsportlehrern ungemein gerade die Übungen mit dem berühmten faden Beigeschmack aus dem Programm zu nehmen. Ob es dann letztlich gemacht wird, steht auf einem anderen Blatt.

"Ich war mal auf Deiner HP (sehr gute):)"

Danke!

"So gesund sieht das aber auch nicht aus."

Was meinst Du ... Thema Sportverletzungen?
Es ist richtig, dass innerhalb einer Kampfaktion (Sparring, Freikampf oder wie auch immer man es nennen will) das Risiko sich zu verletzen erheblich höher ist als wenn jemand ohne den Trieb nach Erfolg z.B. langsam seine Bahnen im Schwimmbad zieht. Dies am besten noch in der Rückenlage, damit die HWS nicht zu sehr belastet wird. Doch man muss denke ich schon unterscheiden, ob sich jemand aufgrund der Teilnahme an Wettkämpfen oder Sparrings verletzt oder nur durch falsche gymnastische oder meditative Übungen ... oder?

Wenn ich beim Schwertkampftraining in die sitzende Position gehe, dann meist um dem Schüler aufzuzeigen, dass aus dieser Position ebenfalls z.B. das ziehen des Schwertes möglich ist oder z.B. ein horizontaler Schnitt. Das heißt, es geht um die praktische Erläuterung ... viele andere verbinden dies eben wieder mit der jeweiligen Interpretation des DO oder ggf. BUSHIDO.

Ich persönlich bin kein Freund der Verquickung von Religion und Kampf ... daher sehe ich dem nacheifern asiatischer Synthesen die diese Komponente erfüllen mit eher gemischten Gefühlen entgegen.

Gruß
Mike

countingzero
01-08-2002, 16:52
@Michael
"Du weißt ja countingzero, dass dieses Thema recht umstritten ist ... die Frage ist nicht ob Sport, Kampfkunst, Bildung usw. die Persönlichkeitsbildung beeinflussen, sondern wie und wenn, in welchem Umfang? Dabei sind sich die Wissenschaftler noch nicht Grün, ob nicht andere Faktoren wie z.B. das persönliche Umfeld, Eltern, Freunde, Bekannte usw. viel höher an dieser Persönlichkeitsbildung beteiligt sind. "

Wie kommt eigentlich von suwari waza auf Psychologie bzw. Soziologie??
:D
Du hast vollkommen recht, vor allen Dingen die Rolle der Gene Nichtsdestotrotz sagen die weisen Japaner :D " Der größte Feind steckt in einem selber". Ich kann gewisse Sachen nicht ändern aber ich kann versuchen gegen mich zu kämpfen. Wenn ich nicht mehr kämpfe (Liebe Haudraufjungens, dat is net so gmeint einem aufs Maul zu hauen") hab ich aufgegeben und zwar mich.

"Wenn ich beim Schwertkampftraining in die sitzende Position gehe, dann meist um dem Schüler aufzuzeigen, dass aus dieser Position ebenfalls z.B. das ziehen des Schwertes möglich ist oder z.B. ein horizontaler Schnitt. Das heißt, es geht um die praktische Erläuterung ... viele andere verbinden dies eben wieder mit der jeweiligen Interpretation des DO oder ggf. BUSHIDO.
Ich persönlich bin kein Freund der Verquickung von Religion und Kampf ... daher sehe ich dem nacheifern asiatischer Synthesen die diese Komponente erfüllen mit eher gemischten Gefühlen entgegen"

Ich bin auch kein Freund von Zazen. Ich glaub ich könnte auch wenig Iado machen, weil mir (glaube ich) zu viel gesessen wird.
Gut mache ich Qui Gong. Jeder findet das was er braucht.Für mich ist Aikido ein Werkzeug um mich besser zu fühlen. Ich denke man sollte den persönlichen Weg sehen. Es gibt im Bushido (auch im Tao oder im Islam oder im Christentum, also quasi überall außer bei den Satanisten :p) viel übernehmenswertes und es gibt Sachen die für einen normalen Europäer so was von Strange sind.
Man soll seinen eigenen Weg gehen und wenn der sich mit Budo oder Bushido teilweise deckt dann ist es auch o.k.

Ich Philosoph :cool:

Greets

countingzero

Michael Kann
01-08-2002, 21:58
@countingzero

heißt das nicht vielleicht sogar "Weißer Japaner"? :D

Sehe vieles ebenso wie Du! Wichtig is vor allem der Fun an der Sache, gleich wie sie sich schimpft!

Gruß
Mike

countingzero
02-08-2002, 08:51
@Michael

Hahahaaaa! :D

Hm tja gibt ja nur noch Übereinstimmung.
Ende der Diskussion :cry:

Gruss

countingzero