Vollständige Version anzeigen : Ist (dieses) Shotokan noch zu retten?
Hallo alle zusammen,
ich bin neu hier bzw. glaube ich, ich war vor Jahren schon mal in diesem Forum unterwegs.
Also vorweg: Mir geht es NICHT um Shotokan-Bashing; im Gegenteil. Schließlich betreibe ich diese Kampfkunst zweimal die Woche; und das seit vielen Jahren... aber der Frust und der WTF-Faktor greift auch ein wenig um sich.
Nun könnte ich mir gleichzeitig die Frage stellen: Was will ich überhaupt? Wenn ich eigentlich nur zweimal die Woche in diesen Dorf-Karateverein gehe, damit ich sportlich nicht total einroste und eine Dosis exotische, asiatische Bewegungen mit ganz viel "Oss" und "Kiai" abbekomme, dann müsste doch gut sein, oder?
Aber ich war schon immer jemand, der - bei egal was es ist - zumindest die WAHRHEIT (TM) erfahren möchte.
Ich weiß, da mache ich jetzt ein ganz schönes Fass auf! Außerdem wurde das Thema Shotokan innerhalb der letzten Jahre vermutlich schon mehrmals zu Tode diskutiert.
DKV-Shotokan scheint ja sowieso als Lachnummer angesehen zu werden.
Jetzt sage ich persönlich: Das MÜSSTE aber nicht so sein. Aber wer bin ich denn? Gerade mal den ersten Braungurt um die Jacke und schon den großen Reformator spielen wollen?
Ich meine, man muss ja nicht Bruce Lee gelesen zu haben, um sich zu fragen, was sinnfreie Katas sollen, die NIE wirklich erklärt werden und die (wie im deutschen Schulsystem) nur dazu dienen, damit man die nächste Prüfung besteht.
A propos Deutsches Schulsystem bzw. westliche Leistungsdnenke: Das sehe ich bei den Mitglieder hier auch; in diesem "Hausfrauen- und Rentner Karateverein": Da machen sich diese Anfänger mit Gelbgurt total verrückt und laufen halbgar irgendwelche Katas und machen ihre lächerlichen "Kumite" Übungen, weil sie ja unbedingt den nächsten Gürtel haben wollen.
Was Sie mit diesem "nächsten" Gürtel dann machen, bzw. was sie davon eigentlich haben außer GAR NICHTS, das hinterfragen sie nicht.
Der Verein, in dem ich bin, hat meiner Meinung nach eh die typisch deutsche Vereins-Meierei-Krankheit; soll heißen: Das Bier nach dem Training ist wichtiger als das Training selbst.
Und die ganzen Schwarzgurte feiern sich gegenseitig - und machen alles andere als den Eindruck, dass sie sich noch irgendwie weiterentwickeln wollen.
Wohin auch?
Die Trainer sind inzwischen alle mehr oder weniger im Rentenalter; kommen aber aus einer Generation von Karateka (das erzählen Sie dann doch mit einer gewissen Nostalgie) als das Karate in Deutschland noch neu und fast schon "underground" war. Doch jedes Mal kommt auch irgendwie die große Erkenntnis, dass man "Karate SO ja gar nicht mehr lehren könnte, weil viel zu hart und anspruchsvoll und Verletzungsgefahr zu hoch usw."
Tja, und jetzt? Ist das Karate so langsam dazu verurteilt, ein der Demographie angepasster Gesundheitssport zu werden; oder ist das schon längst der Fall? In dem Dorfverrein hier scheint die deutsche Realität und Mentalität längst angekommen zu sein. War vermutlich nie anders. Nur inzwischen sind die Trainer alt und unflexibel (körperlich UND geistig) und antworten auf Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge mit Sätzen wie: "Ach, das haben wir vor Jahren schon mal probiert... hat keinen Interssiert"
und natürlich Klassikern wie: "Das haben wir schon immer so gemacht."
Und was meine ich mit Wahrheit? Nun, dank des Internets kann man inzwischen unzählige Artikel und auch Videos zu allen möglichen Themen finden. Und wenn man dann so langsam herausfindet, dass das Karate eigentlich schon in Japan mehr oder weniger verhunzt und vereinfacht bzw. versportlicht wurde... und dass auf Okinawa die Sache aber dermaßen anders ausschaut...
Jetzt müsste man sich doch fragen: Wenn die Deutschen (ähnlich den Japanern) doch so Traditionsversessen sind, dann müssten Sie doch mit OFFENEN ARMEN die Erkenntnis begrüßen, dass es ja ein noch VIEL TRADITIONELLERES KARATE (C) gibt!
Doch das Problem mit konservativen Menschen scheint zu sein, dass das, was man selber über Jahrzehnte gemacht hat jetzt nicht plötzlich über den Haufen geworfen werden kann. Wo kämen wir denn da hin? Das könnte ja unbequem oder anstrengend werden? Und es könnte ja die heilige Authorität des Wissens anzweifeln. Sowas hat ja schon fast religiösen Charakter.
Ironischwerweise wären aber doch gerade die höheren, natürlicheren Stände GENAU DAS, was viele ungelenkige Deutsche, die ein paar mal die Woche ein wenig Sport machen wollen, begrüßen würde.
Im Grunde stehen nämlich eh die Meisten (inklusive meiner Wenigkeit) unter aller Sau im Zenkutsu Dachi :-D
Und komisch auch, dass im Einzelgespräch (Trainer wie totale Anfänger) dann doch ganz oft herauszuhören ist, dass dies oder jenes (sei es Kobudo oder ein wenig über den Tellerrand schauen...) eigentlich ganz toll wäre.
Man fragt sich manchmal, WER eigentlich immer dagegen ist... oder ob das nur jeder vom Anderen glaubt... welch Ironie.
Kurz nochmal zum Thema Kata: Der Verein ist seit Jahren ganz schön zusammengeschrumpft (kaum Werbung, NULL Nachwuchs -> Alte Trainer, die sich Kindertraining nicht mehr antun wollen - wobei ich das verstehe... Fünfjährige Kiddies, die nur durch die Gegend hüpfen... wozu?)
Und die Kata-Trainings-Einheiten:
Die Katas, welche man natürlich speziell für die mehrmals im Jahr stattfindenden Gürtelprüfungen ständig durchzieht, sind ja schon ein Witz - aber die Krönung ist dann die Bunkai-Einheit - das, was ich inzwischen als Karate-Theater oder schlechten Ausdruckstanz bezeichne: Da machen dann diese Hausfrauen und Rentner mit ihren Blau- Braun- und Schwarzgurten mehr Schlecht als Recht ihre Bunkai aus der Kata, die man über mehrere Einheiten geübt hat. Mit ALLEM; was schlechte Choreographie ausmacht: Jeder spielt mit, selbst wenn die Angriffe nicht mal eine 90jährige Frau mit Rollator aus den Hausschuhen hauen würde; inklusive zaghaftem Kiai etc. p.p.
Noch besser: Da man solche Techniken im Grunde einbauen kann, werden dann auch WÜRFE! gemacht. Das finden die Schwarzgurte - besonders die Ex-Wettkämpfer - toll - ich find's zum Kotzen. Denn wir üben NIE (!) Fallschule. Aber DANN, wenn man mal so tut, als würde man auch die Techniken des Shotokan üben, die man sonst geflissentlich totschweigt, soll man sich plötzlich professionell auf einen harten Turnhallenboden fallen lassen.
Also, ähem... Trainigsdidaktik schaut anders aus.
Sorry für den Roman hier, aber ich versuche, Lösungen zu finden. Letztlich ist die Konsequenz vermutlich genau jene, dass ich auf Dauer in dem Verein nicht glücklch werde, es sei denn, ich gewöhne mir das Biertrinken an und finde mich damit ab, dass Bayerisches-Shotokan eben mehr mit Vereinsgetue zu tun hat, als mit Kampfkunst aus Okinawa.
Ich weiß jetzt auch nicht, wie viele von Euch in ihrem Dojo ein Makiwara stehen haben - oder wer auch Kobudo-Waffen ins Training einbringt?
Als ich neulich mal einem der alten Trainer den Spruch "Ein Dojo ohne Makiwara ist kein Dojo" nahe bringen wollte, wurde ich nur blöd angeschaut. Er fühlte sich wohl nicht beleidigt oder kritisiert - es kam vielmehr so rüber wie: "Was willst DU denn, du hast doch keine Ahnung"
In der Tat - ich HABE keine Ahnung - und davon jede Menge! Aber ich suche nach Möglichkeiten, wie man aus keine Ahnung viel Ahnung machen kann.
Also, zum Schluss - da war jetzt ganz viel Auskotzen dabei; aber mein Anliegen ist es, dass ich gerne hören würde, wie es bei Euch im Dojo so läuft? Ich will das Shotokan nicht mal hinschmeißen. Ich will weder kämpfen, noch auf Kata-Meisterschaften gehen.
Aber ich will bzw. würde gerne diese schöne Kampfkunst so trainieren, wie es mal gedacht war - und nicht eine mehrmals verwässerte Version, auf der sich irgendwelche alte Herren ausruhen.
In diesem Sinne.
Wenn du nicht kämpfen oder Katas machen willst, was dann???
Ging mir als Jugendlicher genauso.
Meine Tipps; Schau ob du Gleichgesinnte im Verein findest, die Bock haben mal außerhalb des Trainings mit Schutzausrüstung bisl realitätsnäher zu trainieren. Oder vor bzw. nach den Trainingseinheiten mal noch'n paar lockere Sparringssession abzuhalten. Mir hat es das erste mal so richtig die Augen geöffnet, als ich mal mit 'nem guten Kickboxer etwas Sparring machte und als Braungurt die Hucke voll bekam.
Versuche Cross-Training in anderen Systemen zu machen oder gleich was zusätzliches zum Shotokan anzufangen. Judovereine gibts bspw. in jeder kleineren Stadt. Im Judo hat Randori oft 'nen viel größeren Stellenwert und wird viel realitätsnäher betrieben als "Kumite" im Shotokan.
Versuche Lehrgänge bei guten Shotokan-Leuten zu besuchen und da was mit zu nehmen. Dazu auch Stiloffene LGs in anderen Systemen.
Wenn du nicht kämpfen oder Katas machen willst, was dann???
Damit meinte ich: Ich will auf keine modernen Sportwettkämpfe gehen, wo man sich mit Schützern um Punkte haut.
Und bei Katas sehe ich das genauso: Deren Ur-Idee war ja wohl kaum, diese vor Kampfrichtern für nen Pokal vorzuführen.
@Kensei: Ich gehe so langsam aber sicher auf die 40 zu, aber das nur am Rande.
Witzigerweise ist dein Vorschlag GENAU das, was ich gestern Abend nach dem Training noch mit zwei anderen Leuten aus dem Verein besprochen hatte. Wir haben über eine Stunde über das leidige Thema "Vereins-Shotokan" geredet - und was wir verändern könnten.
Ist doch gut. D.h. du hast schonmal Gleichgesinnte, die genauso denken.
Legt euch Schutzausrüstung zu und redet mit euren Trainern, ob ihr vllt. mal eine Einheit in der Woche am Rande euer Ding machen könnt. Wenn nicht, dann vor oder nach dem Training, oder draußen Wald und Wiese in eurer Freizeit.
Fahrt gemeinsam auf entsprechende Lehrgänge und holt euch Input. Auch Stilfremd. Weißgurt umbinden und auch mal im Vollkontaktkarate oder Okinawa-Stilen reinschnuppern. Dazu MMA, BJJ, Kickboxen usw. usf., alles Bereiche, die eure Perspektive erweitern und euer Training bereichern werden. Im Hinblick auf Bunkai kann man sich zu einigen Shotokan Kata bspw. guten Input im Koryu_Uchinadi holen. Oder eben in anderen Stilen, in denen die Kata ähnlich trainiert werden (Bassai/Patsai, Tekki/Naihanchi).
Meiner Erfahrung nach ist es sehr schwer, in alteingesessenen Breitensportvereinen, in denen ein Großteil sich auf dem Breitensportniveau auch wohlfühlt, was zu ändern.
Damit meinte ich: Ich will auf keine modernen Sportwettkämpfe gehen, wo man sich mit Schützern um Punkte haut.
Mea Culpa, du willst also sparren, das zähle ich zu (spielerischem) kämpfen.
Filzstift
13-06-2015, 14:17
An dem punkt (roman;) ) bin ich schon recht schnell angekommen. Und war auch der Grund, warum ich damals nicht zum shotokan Verein in der Stadt gegangen bin (da stand schon auf der Homepage das gute alte "too deadly to spar", im Probetraining hat es sich bestätigt).
Viele meine trainingskollegen sind derselben Meinung wie du und ich, kampfkunst wurde und wird immer mehr dem breitensport angepasst. Das kämpferische geht im allgemeinen verloren, und ich fürchte fast, das ist eine art naturgesetz.
Was hab ich gemacht: Mittlerweile trainiere ich regelmäßig bjj und etwas Muay Thai dazu. Das eine profitiert vom anderen.
Ich geh' mal davon aus, dass der TE in Bayern nicht unbedingt im Raum München oder einem anderen Ballungsgebiet wohnen wird, wo man sich Systeme und Vereine aussuchen kann. Wer dann familiär oder berufsbedingt, aufgrund des Geldes, der Zeit usw. keine 50km zum nächsten guten Verein fahren kann, muss halt nehmen was es regional gibt. Von daher sind Ratschläge Marke: "Such dir halt 'nen besseren Verein..." evtl. nur bedingt brauchbar.
Bei mir war es als Schüler früher auch mangelnde Mobilität, kein Führerschein und nicht die Kohle, regelmäßig weite Strecken mit Bus oder Bahn zu fahren.
Ich würde mich wie gesagt mit den Interessierten zusammentun und eine kleine Sub-Gruppe aufmachen. Regelmäßig gemeinsam trainieren, sparren und auf Lehrgänge fahren, um das dort gezeigte dann zusammen einzuschleifen.
Manchmal erwächst daraus dann auch ein allmählicher "Umsturz" des etablierten Systems, wenn die anderen Vereinsmitglieder irgendwann auch Blut lecken und bei euch mitmachen wollen. ;)
Wenn man SO unzufrieden mit seinem Heimatverein ist, dann muß man etwas ändern.
Selbst im ganz tiefen Bayern gibt es heutzutage zahlreiche Möglichkeiten, seinen Horizont zu erweitern.
Und es hat niemand behauptet, daß es immer leicht sei, seinen eigenen Weg im Karate zu finden. Man kann sich z.B. auch sein eigenes Makiwara zimmern und damit privat üben. Gerade in den ganz alten Zeiten gab es die heutige "Konsumhaltung" an einen e.V. nicht. Man mußte im Gegenteil sehr viel Eigeninitiative entwickeln, um voran zu kommen!
Viel Erfolg auf der Suche!!
Wenn ich in dem Glauben eine Kampfkunst zu erlernen in einen Verein eintrete, dort aber nur kontaktlosen Ausdruckstanz geboten bekomme, dann sind das keine überzogenen Konsumentenvorstellungen, sondern eher bewusste oder unbewusste Irreführung des Produktanbieters.
Meine Meinung.
Vielleicht sollten sich ja die bayrischen Verbraucherschutzzentralen der Sache mal annehmen. ;)
FireFlea
13-06-2015, 15:49
@ Kirthan - Du kannst Shotokan retten, für Dich, in dem Du entsprechend trainierst oder Dir Lehrer suchst, die etwas unterrichten, was Dich weiterbringt. Den Verband/Verein/Mehrheit/etc. wirst Du nicht umerziehen.
Und wenn sich im Shotokan nicht das findet was gesucht wird ist es durchaus auch eine Option sich außerhalb des Shotokan umzusehen.
Auch wenn es schmerzlich sein mag, aber an etwas festhalten dass einen nicht weiterbringt nützt auch nichts.
Und wenn sich im Shotokan nicht das findet was gesucht wird ist es durchaus auch eine Option sich außerhalb des Shotokan umzusehen.
Auch wenn es schmerzlich sein mag, aber an etwas festhalten dass einen nicht weiterbringt nützt auch nichts.
Sehe ich genauso, funktioniert aber nur, wenn es dort noch etwas anderes gibt. Das Problem hat Kensei ja bereits benannt!
Sehe ich genauso, funktioniert aber nur, wenn es dort noch etwas anderes gibt. Das Problem hat Kensei ja bereits benannt!
Die Wahrscheinlichkeit dass es in unmittelbarer Umgebung einen anderen Stil gibt der dem was der TE sucht eher entspricht dürfte höher sein als vor Ort eines der gallischen Dörfer des Shotokan zu finden die nicht in die Kategorie fallen die der TE beschreibt ;)
Ich würde mal sagen in der Provinz ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du 'nen Shotokan-Verein hast, 'nen Judo-Club und EWTO Wing Tsun. Mit viel Glück vielleicht noch 'ne Boxbude... :rolleyes:
So zumindest kenne ich das vom platten Land.
Die Wahrscheinlichkeit dass es in unmittelbarer Umgebung einen anderen Stil gibt der dem was der TE sucht eher entspricht dürfte höher sein als vor Ort eines der gallischen Dörfer des Shotokan zu finden die nicht in die Kategorie fallen die der TE beschreibt ;)
Das meinte ich nicht ;) Unter Umständen gibt es da halt sonst gar nichts... Dann doch besser mit ein paar Leuten zusammen tun und vllt das Gracie Combatives Programm oder sowas machen!
Wenn ich in dem Glauben eine Kampfkunst zu erlernen in einen Verein eintrete, dort aber nur kontaktlosen Ausdruckstanz geboten bekomme, dann sind das keine überzogenen Konsumentenvorstellungen, sondern eher bewusste oder unbewusste Irreführung des Produktanbieters.
Meine Meinung.
Vielleicht sollten sich ja die bayrischen Verbraucherschutzzentralen der Sache mal annehmen. ;)
habens schon vor jahren an nrw abgegegen!
Tja, es ist tatsächlich so, dass ich hier weitab in der Pampa lebe, wo in den umgebenden Orten auch nur Bauern-Shotokan angeboten wird.
Nun, nicht ganz korrekt, aber es fängt eben (wie manche schon gut erkannt haben) schon damit an, dass weite Fahrten zu irgendwelchen Trainings einfach nicht finanziell drin sind.
Der zweite Lösungsansatz (sollte ich auch die nächsten Jahrzehnte noch hier wohnen) ist es, ganz nach politischer Manier, mich langsam in dem Verein hochschl... äh... hocharbeiten und eines Tages, wenn die Macht im jetzigen Vorstand nicht mehr stark ist, ganz nach Imperator Palpatine Art dann MEINEN Stil durchziehen.
FireFlea
13-06-2015, 21:19
Der zweite Lösungsansatz (sollte ich auch die nächsten Jahrzehnte noch hier wohnen) ist es, ganz nach politischer Manier, mich langsam in dem Verein hochschl... äh... hocharbeiten und eines Tages, wenn die Macht im jetzigen Vorstand nicht mehr stark ist, ganz nach Imperator Palpatine Art dann MEINEN Stil durchziehen.
Das ist keine Lösung. Niemand garantiert in einem in der Regel demokratischen Verein, dass Du Einfluss bekommen wirst. Zudem lernst Du "jahrzehntelang" Sachen, die Du nicht willst. Das ist doch Quatsch ;)
WingChun77
13-06-2015, 21:26
Guten Abend,
an erster Stelle ein "Daumen hoch" für diesen Beitrag, die offenen Worte und auch die Botschaften zwischen den Zeilen! An zweiter Stelle: Du bist nicht alleine!
Ich für meinen Teil konnte mich nahezu gänzlich in deine Argumentationen und Beschreibungen (wieder)finden.
Lass es mich kurz erklären:
Nach meinem 1. DAN (sieben Jahren Training) hat mich ein reudiger Wing Chunler mit 1. SG (drei Monate Training und keine Vorerfahrung) auf die Matte gelegt. Das tat weh - vor allem innerlich. Ein umdenken, ein freidenken setzte ein, welches bis heute anhält.
Heute weiß ich: Sportkarate ist nicht Karatedo - solch eine Ansage hätte ich mir damals gewünscht. Wenn dir aber keine sagt, dass die endlos Kihons mit Age Uke und dann aber einen harten Gyaku-Tsuki für die Katz´ sind, dann gehst du mit stolz geschwellter Brust nach Hause...
Das sagt dir aber keiner! Entweder kennen die sogenannten Trainer ("SENSEIS") selbst nicht den Unterschied oder aber sie täuschen bewusst die Masse an Trainierenden, denn das freitägliche Ego umschnürrt mit einem schwarzen Gürtel reicht doch aus, um über die triste Tatsache hinwegzuspielen, dass ich im beruflichen Leben die Schrauben im Bauhaus sortiere...
Ausweg und Ausblick:
Wenn du einen braunen Grütel hast, dann sind die Grundlagen vorhanden. Nimm die drei Kata Naihanchi, Passai und Kushanku auseinander und lebe DEIN individuelles Karate, losgelöst von den Hausfrauen, den Rentnern, den nervigen Kindern und den inzestuösen Schwarzgurten. Suche Kontakt zu anderen Institutionen, geh gezielt zu den Seminaren der Cracks und suche eAustausch mit gleichgesinnten Menschen...
LG
Günther
Das ist keine Lösung. Niemand garantiert in einem in der Regel demokratischen Verein, dass Du Einfluss bekommen wirst. Zudem lernst Du "jahrzehntelang" Sachen, die Du nicht willst. Das ist doch Quatsch ;)
Das war jetzt auch nicht wirklich ernst gemeint. Trotzdem wird der Verein, der einst mal hunderte Mitglieder hatte, und jetzt vielleicht noch was über 100 (und wirklich regelmäßig lassen sich wohl keine 50 sehen) nicht mehr ewig existieren, wenn die so weitermachen.
Natürlich ist die große Karate-Welle der 80er und 90er als Van Damme und Konsorten ständig im Fernsehen liefen, längst vorbei... und Jugendliche wollen auch viel lieber Muay Thai machen, statt altbackenes Karate.
Doch der Witz ist doch genau der: Karate KÖNNTE genauso "cool" und effektiv und "modern" sein, wie all die Super-Checker-Kampfkünste.
Was ich bei einem Verein, der ja im Grunde gemeinnützig ist und nicht auf pöse Abzocke ausgelegt ist, nicht ganz verstehe, ist eben diese Mentalität. Was hat denn so ein Freizeit-Sensei davon, ob er dieses oder jenes lehrt?
Bei einem Bullshido-Abzocker (war mal in einer Hundsmiserablen Wing Chun Schule - mit dem vollen Programm aus teuren Beiträgen, Geheimnistuerei, Halbwahrheiten und all dem Schrott!) könnte man das ja noch nachvollziehen. Manche wollen ja auf großen Sensei oder Sifu machen und sich einen Lebensunterhalt verdienen... bei einem Verein mit günstigen Jahresbeiträgen und Ehrenamt... was solls?
Klar, das Ego und das "so haben wir das schon immer gemacht" tun das Ihrige dazu...
AlphaFight
13-06-2015, 22:06
Der beste Weg wäre sicher, einen eigenen Verein zu eröffnen anstatt den bestehenden zu übernehmen. Problem ist und bleibt aber: was willst du denn da lehren was du selbst noch nicht gelehrt wurdest? Von daher halte ich einen Stilwechsel für dich für unabkehrbar, sonst wirst du nie glücklich.
Huangshan
14-06-2015, 07:27
In Deutschland gibt es gute trad. Dojo,Guan,Kwoon.... und Lehrer nicht an jeder Ecke.
In China z.B. muss man auch suchen,empfohlen werden... um einen guten Lehrer zu finden.
Deine Situation ist verzwickt und leider oft anzutreffen, selbst in grösseren Städten gibt es nur wenige Möglichkeiten.
Die einzige Lösung ist einen Lehrer,Schule zu suchen die eine authentische Kampfkunst mit allen Facetten vermittelt, alles andere ist für die Katz.
Hallo,
du machst Dir Gedanken und Du kannst differenzieren („DKV-Shōtōkan“, „dieses Shōtōkan“) – das ist schon mal ein guter Anfang. Ich würde Dir empfehlen, Dir die Frage zu beantworten, ob Du das, was Du suchst, im Karate-Dō Shōtōkan-Ryū selbst suchen möchtest oder ob Du es „irgendwo“ bei „irgendwem“ suchen möchtest. Falls ersteres der Fall sein sollte, hier ein paar Hinweise:
(1) Die Altersgruppen, die in Deinem Verein trainieren, sind allein das Problem deines Vereins; sie haben nichts mit Shōtōkan-Ryū an sich zu tun.
(2) „Sportwettkämpfe“ haben nichts mit herkömmlichen Shōtōkan-Ryū zu tun. G. Funakoshi (1857–1957), der Shōtōkan-Ryū zusammenstellte, sprach sich deutlich dagegen aus. Bis heute gibt es Übertragungslinien, die sich daran halten.
(3) Mit „Kobudō“ meinst Du wahrscheinlich Waffentraining. Waffentraining war und ist Bestandteil des Lehrgebäudes des historischen Shōtōkan (u. a. Stock [Bō], Sai). D. h. es gehört eigentlich dazu (mit ganz konkreten, stilspezifischen Kata usw.), und Du bräuchtest es nicht „woanders“ suchen.
(4) Lass Dich bitte nicht von der Tiefe/Länge bzw. Höhe/Kürze der Stände ablenken. Wenn Du jemanden findest, der Ahnung hat (und das ist eben das Problem), dann wird Dir Körpermechanik zur wirksamen Kraftübertragung usw. vermittelt und Du verstehst mit dem Körper, weshalb Stände so und so sein müssen. Echtes, d. h. richtig gutes Karate-Dō Shōtōkan-Ryū, beginnt bei sehr grundlegenden Dingen und Kata (Ten no Kata, Taikyoku), die nicht auf Youtube zu finden sind, aber ein hohes technisches Niveau ermöglichen. Deshalb wäre es voreilig, z. B. einen „tiefen“ Stand von vornherein abzulehnen, weil er oberflächlich gesehen „tief“ ist, oder umgekehrt einen „hohen“, weil er „hoch“ ist.
Grüße,
Henning Wittwer
PS: Zu Tode diskutieren kann man Shōtōkan-Ryū (zumindest das, was ich meine) kaum, weil es sehr viele interessante Aspekte darüber zu vermitteln/sagen gibt, die der Mehrheit einfach unbekannt sind …
PS: Zu Tode diskutieren kann man Shōtōkan-Ryū (zumindest das, was ich meine) kaum, weil es sehr viele interessante Aspekte darüber zu vermitteln/sagen gibt, die der Mehrheit einfach unbekannt sind …
Hallo Henning,
vielen Dank für deine Antwort. Ich glaube, was ich mit dem "Shotokan ist längst zu tode diskutiert" sagen wollte, ist folgendes: Wenn eine Kampfkunst 285x durch den Fleischwolf der Unwissenheit und Arroganz gedreht worden ist, und dann um die halbe Welt importiert wurde und von Generation zu Generation mehr und mehr versportlicht und verwässert wurde... was bleibt dann übrig?
Ich stimme dir zu, dass man eine traditionelle Kampfkunst endlos diskutieren und anwenden kann; aber ein zerstückeltes Sport-System, bei dem es nur noch um's Ego und Punkte machen bei Wettkämpfen geht... was soll man dazu noch sagen.
Hier im Verein wollen einem die Trainer dann auch immer das aktuelle DKV-Magazin mit nach Hause geben; aber die Zeitung ist ja langweiliger zu lesen, als ein Telefonbuch: Ein banaler Sportbericht nach dem Anderen. NULL Artikel über ECHTES Karate.
Jedoch möchte ich nochmal sagen: Die Argumentationen und auch das Marketing von einem typischen 0815 Karate Verein sind ja oft auch: "Karate kann als effektive Selbstverteidigung benutzt werden."
Ja ha! Schön und gut. Wird nur nicht gelehrt! Aber schön, wenn wieder ein paar Mitglieder gewonnen wurden.
Hier könnte man auch grundsätzlich diskutieren, dass vermutlich die meisten Leute kein Interesse an traditionellem (also körperlich hartem) Kampfkunsttraining haben. Wenn ich nur Mitglieder gewinnen und halten kann, wenn ich mittelmäßiges Sportkarate anbiete, damit sich auch ja niemand verletzt und auch ja niemand über Muskelkater jammert (á propos geistige Schulung... etc. auch hier die über-deutsche Jammer-Mentalität; geht's mal ein paar Minuten etwas härter zur Sache, wird gleich immer geseufzt und gejammert und miteinander gequatscht, ob's bald vorbei ist...)
Fakt ist und bleibt meiner Meinung; und egal, ob ich Karate, Kung Fu oder europäischen Schwertkampf anbiete: Wenn man ein System "traditionell" und wirklich ernsthaft übt, dann hat man wohl nicht viele Mitglieder, weil die ganzen Couch-Krieger und Bürohengste dann abspringen.
Mein Sensei (Goju-Ryu) sagt immer: "Wenn ich hier mit euch so trainieren würde wie auf Okinawa, dann wären nur noch 15% der Leute da..." :D
Bei uns wird meistens dosiert, wer Breitensport möchte oder auch einfach nicht anders kann (Alterbedingt, Gesundheitsbedingt usw.), bekommt Breitensport. Wer die härtere "Okinawa"-Gangart will, bekommt die aber auch.
Huangshan
14-06-2015, 11:30
Fakt ist und bleibt meiner Meinung; und egal, ob ich Karate, Kung Fu oder europäischen Schwertkampf anbiete: Wenn man ein System "traditionell" und wirklich ernsthaft übt, dann hat man wohl nicht viele Mitglieder, weil die ganzen Couch-Krieger und Bürohengste dann abspringen.
Ich habe einige Jahre in China trad. Gong Fu und Sanshou ausgeübt.
Das Training war schweisstreibend,hart..... und sehr Lehrreich.
Der unterschied bei einigen trad. Schulen,Lehrern ist, dass sie sich ihre Schüler aussuchen und man nur durch Empfehlungen als Laowai/Gweilo (Ausländer) in die Kreise reinkommt. Nach einiger Zeit wenn man sich bewährt, das Vertrauen .... gewonnen hat, wird man als innerer Schüler nach einer Zeremonie aufgenommen.
Es gibt aber auch kommerziele 0815 Schulen, die jeden nehmen der zahlt und die mehrere Kampfarten anbieten bsp. Taekwondo,Wushu,Tajiquan,Sanda.....
In Deutschland wird in Vereinen,kommerzielen Schulen oft angepasstes, wohlfühl Training angeboten, da man die Leute nicht verschrecken möchte.
Mein Sensei (Goju-Ryu) sagt immer: "Wenn ich hier mit euch so trainieren würde wie auf Okinawa, dann wären nur noch 15% der Leute da..." :D
Wobei das auch so eine Standard-Phrase ist ;)
Huangshan
14-06-2015, 12:01
hier ein interessanter Artikel,Seite zum Thema:
http://www.shorinryu.de/public/menu/technik.html
Quelle:
Okinawa Shorinryu Shidokan Karate-do - Europäisches Zentrum in Düsseldorf (http://www.shorinryu.de/)
Hallo nochmal,
o. k, ich verstehe, was Du meinst, und ich sehe das ähnlich. Sport-Karate ist Sport-Karate und es lässt sich nicht einfach so bzw. gar nicht in herkömmliches Karate ändern. Doch um gedankliche Schnellschüsse zum Thema herkömmliches Karate zu vermeiden, würde ich immer empfehlen, sich zuerst intensiv mit dem Thema zu befassen (klar, ein Verbandsmagazin hilft da nicht). Unterricht in Kleinstgruppen entspricht z. B. der Realität des herkömmlichen Karate. Doch als Grund allein „(körperliche) Härte“ zu erachten, wäre wirklich zu kurzsichtig.
Abgesehen davon äußerte ich mich zu derartigen Okinawa-Japan-Karate-Vergleichen der Vergangenheit bereits, u. a. hier:
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f7/antijapanische-str-mungen-karate-170714/#post3311407
Grüße,
Henning Wittwer
SKA-Student
14-06-2015, 16:48
Schwierig, wenn man keine Auswahl hat.
Sag doch mal, was es überhaupt an weiteren Stilen in erreichbarer Nähe gibt.
Judo gibt's doch meist noch mehr als Karate, das wäre schon mal was.
Falls es nichts gibt in der Nähe:
Bitte den Verein um einen weiteren Trainings-Termin pro Woche, der Richtung SV / Sparring gehen soll, oder frei gestaltet werden soll.
Dann suchst du dir die passenden Kollegen für diese Termine zusammen, Tiefschutz, Zahnschutz, Boxhandschuhe, Matten, und ab geht das.
Aber fangt locker an. Gerade Nicht-Kontaktler hauen sich zu Beginn erstmal gerne kaputt, von 0 auf 100...
Oder häufiger Volksfeste nutzen... ;)
Genau. "Bauernkarate".
Und wenn ich das als VS des Vereines des Themenstellers so mitkriegen würde, würde ich ihn vermutlich mal durch den "Fleischwolf" drehen.
Und wenn ich das als VS des Vereines des Themenstellers so mitkriegen würde, würde ich ihn vermutlich mal durch den "Fleischwolf" drehen.
Weil er es gewagt hat das "haben wir schon immer so gemacht" zu kritisieren?
Da fällt mir ein: wie passt eigentlich das "haben wir schon immer so gemacht" mit dem "früher war alles so viel besser und härter" zusammen? :D
Er sollte sich sein eigenes Makiwara usw. usf. zusammenzimmern und / oder eine eigene private Trainingsgruppe gründen und hier nicht rumjammern bzw. sein Dojo runtermachen.
Es wurden ja schon genügend hilfreiche Ratschläge gegeben.
Bist du zufällig Vorstand in einem Bauernkarate-Verein? :D
freakyboy
14-06-2015, 18:54
Bist du zufällig Vorstand in einem Bauernkarate-Verein? :D
Naja, ich kann es ehrlich gesagt auch nicht verstehen wie man sich hier extra anmelden kann, um dann erstmal ellenlang über den eigenen Verein abzurotzen. Der TE hat doch schon selbst erkannt was er gerne hätte und hat auch versucht gleichgesinnte zu finden mit denen er eventuell Sparring machen könnte. Also wieso dann dieser Thread noch? Es scheint ja wirklich in seinen Augen nichts Positives an dem Verein zu geben. Wieso geht er dann noch überhaupt da hin? :confused: Ein einfacher Einzeiler ala "Bin unglücklich mit meinem Verein, weil mir das alles zu realitätsfern ist und brauch Rat" hätte es auch getan.
AlphaFight
14-06-2015, 19:04
Da fällt mir ein: wie passt eigentlich das "haben wir schon immer so gemacht" mit dem "früher war alles so viel besser und härter" zusammen? :D
Das passt genau zu "Unsere Straßen sind so marode, keiner macht was" und "Überall nur Baustellen!" ;)
LirumLarum
14-06-2015, 20:52
Wenn Du auf dem Stand eines 1.Kyu bist, hast Du normalerweise schon eine gewisse Grundlage, um selbstständig trainieren zu können. Üblicherweise hat man auf diesem Level die Basiskata des Shotokan intus. Hierunter verstehe ich die Heian, Tekki, Bassai Dai, Jion , Empi, Hangetsu und Kanku Dai. Somit hast Du eine Grundlage, um darauf aufzubauen. Eventuell wird auf diesem Level noch Jitte und Gangaku geübt. Mehr ist hier nicht sinnig und mit diesen Kata hast Du alle Hände voll zu tun. Alle anderen Kata sind ergänzend und wenn überhaupt erst später sinnvoll. Tempowechsel, Dynamik und fliessende Bewegung kannst schon mit Heian lernen, dafür braucht man keine Nijushiho.
Technikmäßig müsste es ähnlich aussehen.
Somit würde ich mir Anregung und Erläuterung via Youtube suchen. Schaue Dir mal Videos von Rick Hotton an. Er erklärt sehr gut. Solche Dinge dann alleine und auch mit Leidensgenossen üben.
Ebenso würde ich Lehrgänge besuchen. Es gibt wirklich gute Leute! Und auch ein Vereinskollege, der mit Dir trainiert, kann Dir sagen, wenn bei Dir irgendwas nicht funzt. Ob Dir das der 4.Kyu sagt oder der 4.Dan ist doch wumpe.Hauptsache es sagt einer was!
Langfristig wäre natürlich ein anderer Verein sinnvoll. Aber gehe mal davon aus: Die Gründer des Karate in Deutschland hatten es auch nicht anders. Da stand auch nicht dreimal die Woche der Sensei nebendran und hat korrigiert! Das war Eigenregie und viel Fahrerei!
Genau. "Bauernkarate".
Und wenn ich das als VS des Vereines des Themenstellers so mitkriegen würde, würde ich ihn vermutlich mal durch den "Fleischwolf" drehen.
Kurzer, das ist alles total Anonym. Ich habe keine wirklichen Hinweise darauf gegeben, welcher "Bauernverein" das ist. Aber ganz ehrlich: Es IST frustrierend, wenn man als Nicht-Danträger bzw. Nicht-Trainer keinen Einfluss hat, außer ständig zu betteln, dass man doch mal dies oder jenes machen könnte (Makiwara anschaffen, andere Trainingskonzepte etc.)
Und was kommt als Antwort? --> Ach, das bringt nichts, haben wir schon immer so gemacht; "Die Leute" wollen das gar nicht... bla bla bla
Weißt du, Respekt vor den Menschen an sich habe ich - aber von ihren konservativen Sichtweisen... NICHT!
Und auch folgendes muss ich sagen: Respekt vor den Trainern, dass die seit Jahrzehnten den Verein am Leben halten - aber sie geben es selber zu, dass so langsam die Luft raus ist - und es wird OFFENSICHTLICH seit Jahren nicht mehr wirklich viel gemacht, um zumindest auf einem einigermaßen akzeptablen Stand zu bleiben.
Stagnation = Tod!
Ich denke auf Breitensportniveau wird alles schlechter, auch MT wird dieses Schicksal noch erleiden.
Sich selbst verteidigen können wollen (fast) alle, aber ein Training, das diese Fähigkeiten vermittelt, will kaum jemand. Weil es zu hart ist, zu anstrengend, zu fordend, und weil wahrscheinlich das Verletzungsrisiko zu hoch ist (es geht nicht um Muskelkater oder blaue Flecken, sondern um Sachen, an denen man etwas länger seine „Freude“ hat).
Vorletzten Freitag haben wir im Training einmal etwas anderes gemacht als sonst, ich würde es mal etwas flapsig als „Rangeln und Raufen“ bezeichnen. ;)
So harmlose Sachen wie Purzelbaum (auf Gymnastikmatte), sich gegenseitig am Anzug zerren und versuchen, den anderen zum Boden zu bringen.
Was ich mitgenommen habe: zwei Zerrungen, eine vom Purzelbaum (am rechten Schulterblatt), eine vom Raufen (vermutlich an einem Zwischenrippenmuskel in Brusthöhe). Die sind immer noch nicht weg, und ich habe deshalb zwei Trainings ausfallen lassen.
Und ich ärgere mich über mich selbst darüber, dass ich so empfindlich bin, obwohl ich im normalen Training wirklich gut mithalten kann. (Wer übrigens einen Tipp hat, wie ich solche dummen Verletzungen in Zukunft verhindern kann, immer her damit!)
Im Endeffekt habe ich nichts gegen 08/15-Breitensport-Bauernkarate. Das ist anstrengend genug und einigermaßen harmlos.
Wenn du einen tollen traditionellen Karateverein hast und Makiwara, Waffen und realistische Selbstverteidigung unterrichtest, kannst du wahrscheinlich bald mangels Nachfrage dicht machen. Nicht nur die Trainer/Lehrer machen den Unterricht, sondern auch die Schüler, ich glaube das mussten schon viele erkennen, die Ambitionen auf mehr hatten.
Ich denke der Tipp, sich mit Gleichgesinnten zusammen zu tun und außerhalb des normalen Trainings mal etwas anderes zu probieren, ist wirklich gut, vor allem wenn man nicht die Zeit oder das Geld dafür hat, lange Strecken zum Traumverein zu fahren, der genauso unterrichtet, wie man sich das wünscht.
Huangshan
15-06-2015, 08:47
Ich denke auf Breitensportniveau wird alles schlechter, auch MT wird dieses Schicksal noch erleiden.
Sich selbst verteidigen können wollen (fast) alle, aber ein Training, das diese Fähigkeiten vermittelt, will kaum jemand. Weil es zu hart ist, zu anstrengend, zu fordend, und weil wahrscheinlich das Verletzungsrisiko zu hoch ist (es geht nicht um Muskelkater oder blaue Flecken, sondern um Sachen, an denen man etwas länger seine „Freude“ hat).
Der Unterschied liegt daran, dass fast Jeder aufgenommen wird obwohl einige Physisch,Mental.... nicht geeignet sind eine Kampfkunst zu erlernen und den langen,harten....Weg zu gehen.
Kampfkunst wird als Hobby mit Asia,Wellnes,Folklore,Esoterik..... Flair von einigen gesehen, praktiziert.
Kampfkunst ist ein Lebensweg!
...
Hier könnte man auch grundsätzlich diskutieren, dass vermutlich die meisten Leute kein Interesse an traditionellem (also körperlich hartem) Kampfkunsttraining haben. Wenn ich nur Mitglieder gewinnen und halten kann, wenn ich mittelmäßiges Sportkarate anbiete, damit sich auch ja niemand verletzt und auch ja niemand über Muskelkater jammert (á propos geistige Schulung... etc. auch hier die über-deutsche Jammer-Mentalität; geht's mal ein paar Minuten etwas härter zur Sache, wird gleich immer geseufzt und gejammert und miteinander gequatscht, ob's bald vorbei ist...)
...
Jeder Trainer bekommt die Schüler die er sich macht/verdient. Wenn ich das Training so gestalte, dass nur die Leute bleiben die entspanntes Wellness-Training möchten, dann ist das hausgemacht.
Bei uns im Training achtet der Trainer immer auf nen ordentlichen Fitness-Anteil. Da bleiben auch nur die, die gern und intensiv Sport machen und denen ein kleiner Muskelkater nichts ausmacht. Und die Leute bringen auch gern Sportbegeisterte Freunde mit.
Wer Wellness anbietet kriegt Wellness-Kundschaft. Wer Fitness anbietet kriegt Fitness-Kundschaft und so weiter ...
freakyboy
15-06-2015, 09:09
Ich kann das auch nie verstehen, wenn Leute rumjammern, dass es zu anstrengend sei. Am liebsten ist es mir, wenn ich nach dem Training einfach nur total fertig bin. Dann weiß ich wenigstens, dass ich was gemacht habe :D Aber dafür gibt es, gerade bei Fitnessübungen, eine einfache Lösung: Jeder soll einfach so viel machen wie er schafft bzw. wie er für richtig hält. So wird jeder glücklich :)
karate_Fan
15-06-2015, 10:16
Der Unterschied liegt daran, dass fast Jeder aufgenomen wird obwohl einige Physisch,Mental.... nicht geeignet sind eine Kampfkunst zu erlernen und den langen,harten....Weg zu gehen.
Kampfkunst wird als Hobby mit Asia,Wellnes,Folklore,Esoterik..... Flair von einigen gesehen, praktiziert.
Kampfkunst ist ein Lebensweg!
Verstehe schon was du meinst. Nur etwas als Hobby zu betrachten ist ja nicht zwangsläufig schlecht. Ich betreibe (Sport) Karate auch nur als Hobby allerdings ohne Asia, ,Folklore,Esoterik.
Sondern einfach aus dem Grund sich körperlich Fitt zu halten. Und obwohl ich auch einer reinen Breitensportgruppe angehöre, wo einige Aspekte des ursprünglichen Karate nicht mehr enthalten sind, so ist das Training dennoch körperlich fördernd und für die Fittness sicher nicht nicht abträglich.
@all Also bitte Breitensport nicht automatisch als Luschenhaft abtun.:-§
Kampfkunst als Lebensweg zu betrachten ist übrigens eine interessante Sichtweise. Das was ich bisher an KK kennengelernt habe, was nicht viel ist, muss ich gleich zugeben, hilft mir nicht gerade das so betrachten. Da sind viele Dinge einfach nicht schlüssig genug.
Aber das kann man sich ja noch ändern, wenn ich es mir leisten kann, den großen KK Ozean zu bereisen und mir Dinge anzusehen die jenseits der heimischen Gefilde zu erforschen.
Finde jedenfalls das man die Grautöne nicht außer Acht lassen sollte. Breitensport muss wirklich nicht immer Weicheimäßig sein. Gut es mag kämpferisch nicht immer sinnvoll sein, das glaube ich gern. Und das es oft nicht mehr viel mit dem zutun hat, was die KK ursprünglich repräsentiert hat, glaube ich auch.
Nur mit dem Punkt, das es sich die Breitensportler immer leicht machen und nicht an ihrer Körperliche Grenzen gehen und es generell eher ruhig angehen muss nicht immer stimmen.
Unsere kleine Truppe ist jedenfalls eine Ausnahme von der angeblichen Regel..
PS: Möchte damit niemanden unterstellen das er so etwas direkt gesagt hat, nur man hat eben bei manchen Betragen den Eindruck, das man unter dem Begriff Breitensport oft was negatives summiert.
Mit meinem Beispiel wollte ich nur zeigen, dass es nicht immer so sein muss..
karate_Fan: Da hast du natürlich Recht. Mir selber geht es hauptsächlich um den körperlichen (und geistigen) Aspekt des Karate .
Gewalt ist mir zuwider; ich will niemanden verletzen, will nicht (auf der Straße) kämpfen (müssen)
Aber ich will - und das ist mir doch sehr wichtig - zumindest DAS, WAS ICH MACHE, RICHTIG MACHEN.
Und hier liegt der Hund begraben: Wenn mir so ein Breitensport-Sensei mit Bierbauch erzählen will, wie viele Zentimenter die Faust über dem Knie beim Gedan Barai sein soll (obwohl unzählige Videos von Japanischen und internationalen Meistern etwas anderes zeigen) ...oder wenn einem so ein Trainer erzählen will, wie man den Namen von Techniken oder Katas ausspricht (obwohl auch hier ein Klick auf YouTube reicht, um die ECHTE Aussprache von einem ECHTEN JAPANER zu hören) ...da krieg ich Zustände!!!
Ich weiß, ich mag jetzt klingen wie so ein nervig-nerdiger Anfänger, der mal Karate Kid gesehen hat und ständig blöde Fragen stellt usw.
Aber wenn solche "Senseis" einem gewisse Techniken vormachen oder (noch schlimmer) SV-Techniken zeigen, die GARANTIERT NICHT funktionieren...
á propos SV, eine Welt für sich; hier kann man sich auch zu Tode diskutieren: Ich denke mir: Lieber bringe ich der zaghaften Hausfrau bei, wie sie wegrennt, als ihr so halbgare Techniken, die gegen jeden, der nur ein wenig stärker ist, sowieso nicht klappen... und es wird nun mal nicht 285 Mal die Woche SV geübt, sondern eher ne halbe Stunde pro Jahr wenn' hoch kommt!
Will sagen: Dann doch bitte NUR Breitensport und sich gar nicht mehr anmaßen, SV drauf zu haben. Ich halte es teilweise für gefährlich, Leuten SV zu zeigen, die dann eh nicht klappt, weil VIELE Leute komischerweise von den Medien und schlechten Filmen versaut, glauben, dass man ja nur den "Todesschlag" in Kombination mit Gyaku Zuki oder so machen muss - und schon ist gut, wenn's mal etwas rauer auf der Straße wird.
Das ist auch meine Kritik an so einer Ballet mäßigen Bunkai. Da sind doch teilweise Sachen dabei, die mögen ja ganz toll aussehen... aber SV tauglich???
Ich finde, das große Problem ist: Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes!
Andere Vereine machen noch viel mehr einen auf Sport-und Wettkampfkarate. Die haben dann auch mehr Mitglieder und auch mehr Jugendliche (die natürlich oft die Elite bei den Wettkämfen sind). Mein Ding ist das nicht; aber zumindest fangen die gar nicht erst an mit so halbgaren "ein bisschen dies ein bisschen das" Konzepten aus: Bisschen Karate Grundschule und manchmal für 5 Minuten SV, damit dem Selbstverteidigungs-Aspekt des Karate genüge getan ist.
Aber dem ist dann nicht genüge getan; warum sich überhaupt die Mühe machen?
So, aber was ist mein Anliegen? Nun, definitiv kein Shotokan Bashing und auch nicht, Verein X runter zu machen. Ist anonym und soll der Veranschaulichung von gewissen (Breitensport) Problemen dienen.
Aber anonym kann ich zumindest darüber diskutieren. Ich kann wohl kaum respektlos während des Trainings vor allen Leuten dem "Sensei" mitteilen, dass seine Aussprache von Kata X Bullshit ist - oder seine Ansage, dass die Faust GENAU AN DER STELLE sein soll keinen fundierten Hintergrund hat - außer vielleicht die nie hinterfragte Nachahmung von irgendwelchen Kata-Gurus, die natürlich hyper-perfekt sein wollen!
Form follows function wie es auf gut deutsch heißt... und nicht andersrum!
Sagen wir mal so: Karate ist nach Judo die verbreitetste KK in Deutschland, und im Gegensatz zu letzterem immer noch am Wachsen. Offenbar bietet es also genau das, was viele suchen. Da gibt es nix zu bejammern, zu beschönigen oder zu verteufeln.
Ob Du das, was Du suchst, dort findest, musst Du halt selbst entscheiden.
AlphaFight
15-06-2015, 12:14
Sagen wir mal so: Karate ist nach Judo die verbreitetste KK in Deutschland, und im Gegensatz zu letzterem immer noch am Wachsen. Offenbar bietet es also genau das, was viele suchen. Da gibt es nix zu bejammern, zu beschönigen oder zu verteufeln.
So sieht es aus. Kampfkünste entwickeln sich ja auch weiter. Und nicht immer ist die ursprüngliche Art auch die beste, bzw. die ansprechendste.
cross-over
15-06-2015, 14:17
Sagen wir mal so: Karate ist nach Judo die verbreitetste KK in Deutschland
Das ist falsch. Karate ist seit einigen Jahren weiter verbreitet als Judo
Quelle (http://www.dosb.de/fileadmin/sharepoint/Materialien%20%7B82A97D74-2687-4A29-9C16-4232BAC7DC73%7D/Bestandserhebung_2014.pdf) Seite 11
Bedenken muss man bei dieser Statistik das nur der DKV im DOSB organisiert ist.
Filzstift
15-06-2015, 14:27
Das ist falsch. Karate ist seit einigen Jahren weiter verbreitet als Judo
Quelle (http://www.dosb.de/fileadmin/sharepoint/Materialien%20%7B82A97D74-2687-4A29-9C16-4232BAC7DC73%7D/Bestandserhebung_2014.pdf) Seite 11
Bedenken muss man bei dieser Statistik das nur der DKV im DOSB organisiert ist.
Sachen gibts.
Mir fallen (in aut) eher mehr judovereine noch auf, aber die ewto holt stark auf, glaube ich. Zu
Huangshan
15-06-2015, 14:32
Es ist klar das sich die Welt weiterdreht und es auch gute moderne Kampfsysteme gibt.
Der Threadsteller ist jedoch frustriert, was ich verstehen kann, weil er nicht das findet was er sucht.
Rezepte:
-Nach Okinawa fliegen um dort Karate/Kobudo in einem Dojo zu lernen.
-In Deutschland einen guten Lehrer,Dojo suchen.
-Eine andere Kampfkunst suchen welche die Erwartungen erfüllt.
Ich weiß ,dass in Deutschland gute Schulen,Lehrer nicht auf Bäumen wachsen.
Filzstift
15-06-2015, 14:39
Es ist klar das sich die Welt weiterdreht und es auch gute moderne Kampfsysteme gibt.
Der Threadsteller ist jedoch frustriert, was ich verstehen kann, weil er nicht das findet was er sucht.
Absolut nachvollziehbar. Ich bin mir auch nicht sicher ob ich dort wäre wo ich derzeit bin wenn ich daheim in Wien statt in Innsbruck gelandet wäre. Oder ob ich denselben fokus haben werde wenn ich dann bald wieder wegziehe.
Gürteltier
15-06-2015, 14:40
Weil er es gewagt hat das "haben wir schon immer so gemacht" zu kritisieren?
Da fällt mir ein: wie passt eigentlich das "haben wir schon immer so gemacht" mit dem "früher war alles so viel besser und härter" zusammen? :D
Das haben wir schon immer so gemacht, weil wir früher viel besser und härter waren.
Kurzer, das ist alles total Anonym. Ich habe keine wirklichen Hinweise darauf gegeben, welcher "Bauernverein" das ist. Aber ganz ehrlich: Es IST frustrierend, wenn man als Nicht-Danträger bzw. Nicht-Trainer keinen Einfluss hat, außer ständig zu betteln, dass man doch mal dies oder jenes machen könnte (Makiwara anschaffen, andere Trainingskonzepte etc.)
Und was kommt als Antwort? --> Ach, das bringt nichts, haben wir schon immer so gemacht; "Die Leute" wollen das gar nicht... bla bla bla
Weißt du, Respekt vor den Menschen an sich habe ich - aber von ihren konservativen Sichtweisen... NICHT!
Und auch folgendes muss ich sagen: Respekt vor den Trainern, dass die seit Jahrzehnten den Verein am Leben halten - aber sie geben es selber zu, dass so langsam die Luft raus ist - und es wird OFFENSICHTLICH seit Jahren nicht mehr wirklich viel gemacht, um zumindest auf einem einigermaßen akzeptablen Stand zu bleiben.
Stagnation = Tod!
Eigeninitiative.
Und: Erstmal besser machen.
Und: Sprechen mit den Trainern, dem VS und den Mittrainierenden.
Hier wirst Du keine weiteren substantiellen Hilfen erhalten - außer den bereits gegebenen.
Und "Krisen" gehören im Karate schon immer dazu!
Viel Erfolg!
Dampfhämmerlein
15-06-2015, 17:54
Ich würde einfach erstmal zum Kickboxen (zum Sparring) gehen und da versuchen durchzuziehen was geht. Und was nicht geht siehst du dann. Meistens is man ja auch hilfsbereit und respektiert da Leute aus traditionellen (LK) Dingern die sich das überhaupt trauen aber dann stellt sich die Frage wieso trainiert man nicht gleich so wie es sich am besten anwenden lässt.
Dampfhämmerlein
15-06-2015, 18:04
Wenn Du auf dem Stand eines 1.Kyu bist, hast Du normalerweise schon eine gewisse Grundlage, um selbstständig trainieren zu können. Üblicherweise hat man auf diesem Level die Basiskata des Shotokan intus. Hierunter verstehe ich die Heian, Tekki, Bassai Dai, Jion , Empi, Hangetsu und Kanku Dai. Somit hast Du eine Grundlage, um darauf aufzubauen. Eventuell wird auf diesem Level noch Jitte und Gangaku geübt. Mehr ist hier nicht sinnig und mit diesen Kata hast Du alle Hände voll zu tun. Alle anderen Kata sind ergänzend und wenn überhaupt erst später sinnvoll. Tempowechsel, Dynamik und fliessende Bewegung kannst schon mit Heian lernen, dafür braucht man keine Nijushiho.
Technikmäßig müsste es ähnlich aussehen.
Somit würde ich mir Anregung und Erläuterung via Youtube suchen. Schaue Dir mal Videos von Rick Hotton an. Er erklärt sehr gut. Solche Dinge dann alleine und auch mit Leidensgenossen üben.
Ebenso würde ich Lehrgänge besuchen. Es gibt wirklich gute Leute! Und auch ein Vereinskollege, der mit Dir trainiert, kann Dir sagen, wenn bei Dir irgendwas nicht funzt. Ob Dir das der 4.Kyu sagt oder der 4.Dan ist doch wumpe.Hauptsache es sagt einer was!
Langfristig wäre natürlich ein anderer Verein sinnvoll. Aber gehe mal davon aus: Die Gründer des Karate in Deutschland hatten es auch nicht anders. Da stand auch nicht dreimal die Woche der Sensei nebendran und hat korrigiert! Das war Eigenregie und viel Fahrerei!
Wenn er selbst sagt dass er nur rentnerhaftes Zeug dort gelernt hat ist so ein 1. Kyu nicht mit einem 1. Kyu aus einem Bad Ass Dojo vergleichbar lieber nochmal was anderes dazu machen
hans-charles
15-06-2015, 18:40
Hallo
jetzt habe ich mir einige Antworten durchgelesen und möchte sie mit den Argumenten beantworten, die auch in unserem Verein gefallen sind.
Dieses Schreiben gibt mir die Möglichkeit einiges aus meiner Sicht zu schrieben.
Der Unterschied liegt daran, dass fast Jeder aufgenommen wird obwohl einige Physisch,Mental.... nicht geeignet sind eine Kampfkunst zu erlernen und den langen,harten....Weg zu gehen.
Kampfkunst wird als Hobby mit Asia,Wellnes,Folklore,Esoterik..... Flair von einigen gesehen, praktiziert.
Kampfkunst ist ein Lebensweg!
Karate, Judo, Ju-Jutsu, sind bei uns Sparten in einem großen Verein, wobei ich zugeben muß, unsere besseren Zeiten sind auch schon einige Jahre her.
Kamen vor einigen Jahren zum Probetraining - für den Anfänger-Lehrgang - zweimal im Jahr, noch 20 - 30 Leute, so sind wir froh, wenn es heute noch 2-6 Leute sind.
In unserer Abteilung haben viele Trainer aus Altersgründen aufgehört, die neuen " schwarzen Gürtel " die heute das Training leiten, haben schnell eingesehen mit der " Kampfsportmannschaft " allein ... ist die Übungsfläche beinahe leer.
Dann ist unser Verein auch für neue Sportarten offen!
Wenn zum Fitness-Kurs für Frauen und Mädchen ca. 150 erscheinen, wir 3 Hallenbereiche öffnen müssen, damit sich die Damen austoben können. Dies wird auch auf den Vorstandssitzungen vorgetragen und beim " Hallenbelegungs-Plan " berücksichtig.
Daher, ist dieses Shotokan- Karate noch zu retten?
Was erwartest Du, vom Shotokan-Karate?
Der DKV als übergeordneter Verband kann seinen Karate-Vereinen oder -Stilrichtungen nur Hilfestellungen geben.
In jedem Verein oder Dojo müssen die Ausbilder sich entscheiden, was erwarten die Schüler/innen die ins Karate-Training kommen, wie gestalten wir die Unterrichtsstunden damit uns die Schüler/innen erhalten bleiben.
Dies machen doch auch die vielen Wing Chun ( Wing Tsun ....) Schulen und wer glaubt, die bilden wirkliche " Kämpfer" aus, ...
Die Werbung verspricht vieles, ..
Glaubst Du wirklich, die Menschen die in ein Karate-Dojo kommen wollen oder können so trainieren, wie es Soldaten machen die sich auf einen Einsatz vorbereiten?
Was ist Dein Ziel, das Du mit dem Shotokan- Karate -Training erreichen möchtest?
Willst Du Deine Fähigkeiten in einer Schlägerei mit echten Gegnern ...
beurteilen, denke aber daran, auch Du bekommst dann einiges ab.
Möchtest Du nur an " Wettkämpfen nach Regeln " teilnehmen, dann stehen Dir doch die Lehrgänge des DKV offen, wenn Du in einem Bereich Kata oder Kumite die Trainer dort überzeugst.
Was möchte der Themen-Schreiber?
Was habe ich überlesen?
Noch einen schönen Abend
Dampfhämmerlein
15-06-2015, 19:09
richtig also ist es nicht mehr zu retten da 90% aller turnhallenvereine lieber 150 frauen gymnastik machen lassen als 30 leute ernsthaft zu traineren^^
Huangshan
15-06-2015, 20:02
Als Kontrast Karate Training in Okinawa.
https://www.youtube.com/watch?v=zRiI6kIdjmk
https://www.youtube.com/watch?v=e9cWlR2CtC8
https://www.youtube.com/watch?v=ufuJUdLqBok
LirumLarum
16-06-2015, 05:50
Das Karate ist ein längerer Weg bis man um Kampf mit anderen kommt. Vorher kommt meist viel und langes Kihon und Kata. Dieser Umstand macht es für viele, die sich „prügeln“ wollen uninteressant. Vorallem in einer Zeit, in der es genug andere Systeme gibt, die sofort mit Partnerübungen einssteigen. Zusätzlich kommt dazu, daß die Menschen heute keine Geduld mehr haben und alles sofort, hier und gestern haben wollen. Ich bin Mitte 40, arbeite seit gut 20 Jahren mit Kunden und kann sagen: Es wird immer ungeduldiger, aggressiver und nerviger. 80% der Bevölkerung leiden an chronischer Ungeduld und haben einen Lattenschuß! Kein Vergleich zu den Menschen vor 20 Jahren. Wenn früher ein Auto zur Inspektion kam, konnte es passieren, daß der Kunde auf ein Ersatzteil bald eine Woche warten musste. Dann kommt noch der Einbau dazu. Heute sind fast alle Ersatzteile am nächsten Tag da. In seltenen Fällen dauert es mal zwei oder drei Tage. Da rasten die Leute reihenweise aus! „Ich habe doch einen Termin gemacht!“ Klar, aber man kann ja erst bei dem Termin sehen, was es ist und nicht drei Tage vorher. Und dann muss das Teil bestellt werden und der Kunde bekommt sein Auto erst nächsten Tag. Großes Drama, großes Tennis.
So, und in dieser Zeit ist es schwer den „Weg“ zu vermitteln. Es ist schwer den Leuten zu sagen, Du musst jahrelang üben, damit es mal was werden kann. Dafür ist kein Verständnis mehr vorhaben.
Da bleiben halt die Hallen leer und mancher Sensei/ Trainer/ Übungsleiter verliert dann auch die Lust und macht 0815-Programm bis er ganz aufhört und für sich in der Wohnung, im Garten, im Wald, auf der Wiese oder sonstwo übt. Ist ja ab Braun- oder Schwarzgurt in meinen Augen kein Problem. Melde Dich beim DKJB als Einzelmitglied an, dann darfst Lehrgänge besuchen und kannst Deinen Paß hinlegen. Wenn man noch Verbindung zu anderen Karateka hat, können die einem auch noch helfen und einen Lehrgang melden, den Du nicht mitbekommen hast. Zuhause trainierst Du mit Handykamera und suchst Fehler. Ansonsten kann ein anderer Karateka zusehen und hier und da Hilfestellung geben und Kumite mittrainieren. Wenn Du Lust hast, kannst Du sehen, wie andere auf Deinem Level so sind und dich eventuell für eine Prüfung melden und sogar bestehen. Manche Dojo bieten Prüfungsvorbereitungslehrgänge an und bereiten Dich vor. Ein Kumpel hat mit erstem Kyu mit Verein gebrochen. Der hat dann alleine trainiert. Ist auf einen dreiteiligen Dan-Vorbereitungslehrgang gestreckt über ein halbes Jahr gegangen, Kumite hat er mit mir trainiert und hat seinen ersten Dan offiziell und ohne Mauschelei bestanden. Und der Mann ist gut und der Dan nicht geschenkt. Auch das ist machbar. Man muss nur suchen und sich umhören! Wie gesagt: Eigeninitiative und Geduld!
hans-charles
16-06-2015, 13:10
Hallo Dampfhämmerlin,
möchtest Du das wirklich als Argument stehen lassen?
richtig also ist es nicht mehr zu retten da 90% aller turnhallenvereine lieber 150 frauen gymnastik machen lassen als 30 leute ernsthaft zu traineren^^
In die Vereinspolitik bist Du bestimmt nicht eingebunden.
Gruß:)
Der Logik bzw. dem Argument muss sogar ich widersprechen. Hier ist es so, dass man als Verein ein Anrecht auf Turnhallenzeiten hat.
Der Karateverein hier ist seit Jahrzehnten in den selben Schulturnhallen - das Problem ist also nicht, ob da 5 oder 50 Leute vom Karateverein für knapp 2 Stunden rumhüpfen.
Ein größeres Problem sind die ständigen Schulferien, was dazu führt, dass dann auch kein Karatetraining ist.
Hier muss man aber nicht den Trainern, sondern den ganzen Mitgliedern "vorwerfen", dass es anscheinend fast jedem recht ist, wenn ständig Trainingspausen sind.
6 Wochen Sommerferien jedoch hauen richtig ein Loch in die bisher aufgebaute Leistung, wenn man privat nichts macht.
Ich verstehe auch nicht, warum man nicht einfach in die sowieso während der Ferien leer stehenden Schulturnhallen rein kann. Muss mit Hausmeistern, die bezahlt werden müssen sowie Energiekosten zusammenhängen. Ist jedoch ein weiterer, frustrierender, geradezu witzloser Punkt.
OHNE Verein kann man sowieso keine Ansprüche auf Turnhallen anmelden - also hängt das ein wenig blöd zusammen.
@LirumLarum: Ja, ich muss dir zustimmen. Die Ungeduld und extreme Konsummentalität der Leute heutzutage passt natürlich mit einer traditionellen Kampfkunst, die man einfach nicht von heute auf morgen erlernen kann, zusammen.
Und im Karate kann man ja nicht mal mit mehr oder weniger illegalen Mittelchen wie im Bodybuilding (das schlimmste Beispiel, was eine neurotische, moderne, ungedulige Welt angeht) nachhelfen.
hans-charles
16-06-2015, 15:36
Hallo Kirthan,
Du schreibst:
=Kirthan;3375719]Der Logik bzw. dem Argument muss sogar ich widersprechen. Hier ist es so, dass man als Verein ein Anrecht auf Turnhallenzeiten hat.
Dieses Argument verstehe ich nicht.
Daher mein Beispiel, wir haben eine Vereins-Sporthalle, die in verschiedene Bereiche unterteilt werden kann. Trotzdem reicht der Platz nicht mehr für alle Sparten unseres Vereins.
Wir können aber, wie Du auch angesprochen hast, auf Schul-Sporthallen ausweichen, dort ist aber eine Absprache mit anderen Vereinen erforderlich.
Unsere Abteilung mußte eine Schulsporthalle aufgeben, da für den Karate-Unterricht nur 10 - 15 Leute anwesend waren, jetzt übt dort ein anderer Verein, der 50- 60 Leute zum Training hat.
Unsere Karate-ka üben überwiegend in der Vereins-Halle, 3 mal die Woche, wobei leider auch die Ferienzeiten meistens eingehalten werden müssen- kein Training.
Diese " Schulferien " haben aber die meisten Sport-Kampf-Schulen auch, es gibt 4 bei uns, mit vielen verschieden Kampfsportarten.
Diese Deine Aussage, ist leider nicht richtig. Die Schulbehörden schließen ihre Turnhallen zu den Ferien. Wenn eine Gemeinde-Sporthalle auch in den Ferien geöffnet ist, dann nur, weil mit dem Hausmeister eine Sonder-Reglung getroffen wurde.
ier muss man aber nicht den Trainern, sondern den ganzen Mitgliedern "vorwerfen", dass es anscheinend fast jedem recht ist, wenn ständig Trainingspausen sind.
Ist einfach eine Frage, der Bezahlung und ob der Hausmeister, immer auch in der Ferienzeit seine Arbeit machen möchte.
Ich verstehe auch nicht, warum man nicht einfach in die sowieso während der Ferien leer stehenden Schulturnhallen rein kann. Muss mit Hausmeistern, die bezahlt werden müssen sowie Energiekosten zusammenhängen. Ist jedoch ein weiterer, frustrierender, geradezu witzloser Punkt.
@LirumLarum: Ja, ich muss dir zustimmen. Die Ungeduld und extreme Konsummentalität der Leute heutzutage passt natürlich mit einer traditionellen Kampfkunst, die man einfach nicht von heute auf morgen erlernen kann, zusammen.
Du hast vergessen, daß bei einer traditionellen Kampfkunst - alles vom Ausbilder ( Sensei ) abhängt. Der muß die jungen Schüler/innen, die Jugendlichen und die Erwachsenen für Karate begeistern können.
Klappt das nicht, ....
Mein Beitrag war als Anregung gedacht, das Thema " ist dieses Shotokan-Karate noch zu retten " auch aus einer anderen Sichtweise zu betrachten.
Gruß
:D
6 Wochen Sommerferien jedoch hauen richtig ein Loch in die bisher aufgebaute Leistung, wenn man privat nichts macht.
Dann hau´ mal "privat" = "selber" richtig rein!! Im tiefen Bayern kann man doch herrliche Waldläufe absolvieren, seine eigenen Trainingsgeräte auspacken und mal loslegen!
Dazu motivierst Du Deine noch weiteren Renegaten und Euer Sensei wird sich riesig freuen!
Willi von der Heide
16-06-2015, 17:03
Dann hau´ mal "privat" = "selber" richtig rein!! Im tiefen Bayern kann man doch herrliche Waldläufe absolvieren, seine eigenen Trainingsgeräte auspacken und mal loslegen!
Dazu motivierst Du Deine noch weiteren Renegaten und Euer Sensei wird sich riesig freuen!
Exakt den Weg sind wir auch gegangen und haben uns von Verbänden usw. " befreit ".
Komisch die " Großen " in unserer Szene haben das auch alle gemacht ... Bsp. Carl Cestari ... da wurden die Götzen einfach vom Thron gestoßen.
:cool:
Trainingshallen sind schön, geht aber auch ohne. Einfach einen Platz im Wald, Feld oder Stadtpark suchen und loslegen. Geht problemlos und das ganze Jahr, egal ob Ferien oder nicht.
Alles was Du dann noch brauchst ist einen (mehr sind natürlich besser) zuverlässigen Trainingspartner und ideallerweise einen festen Termin.
hans-charles
27-06-2015, 09:48
Hallo Willi von der Heide,
Deine Antwort finde ich sehr gut, es gehört einfach etwas Mut und eine entschlossene Gruppe dazu, mit Kameraden seinen eigenen Kampfsport-Weg zu gehen.
Exakt den Weg sind wir auch gegangen und haben uns von Verbänden usw. " befreit ".
Komisch die " Großen " in unserer Szene haben das auch alle gemacht ... Bsp. Carl Cestari ... da wurden die Götzen einfach vom Thron gestoßen.
:cool:
Da möchte ich anmerken, im Deutschen Karate Verband, hat jede Karate-Richtung die Möglichkeit unter " Stiloffenes Karate " seine eigenes Karate zu machen.
Denn wie Du schon geschrieben hast, auch Funakoshi auf den sich viele Shotokan-Richtungen berufen, hat das was er auf Okinawa gelernt hat verändert.
Um einen Verein zu gründen, damit ich günstig an Schulhallen ran komme, ist es nicht nötig sich einem Karate- Verband anzuschließen.
Bin ich aber im DKV kann ich, wenn Bedarf besteht meine Mitglieder auch auf Wettkämpfe schicken.
Für das Breitensport- Karate, könnten nur die Lehrgänge die der DKV anbietet ein Grund sein sich für diesen Verband zu entschließen.
Das Shotokan- Karate ist wirklich nicht an eine Sporthalle gebunden, da kann ich auch, auf eine Waldwiese, usw. ausweichen wenn die Sporthalle in den Ferien geschlossen ist. Hat ein User vorgeschlagen und dem stimme ich zu.
Noch einen schönen Samstag
wünscht allen hans- charles
JohnnyEnglish
01-08-2015, 15:53
Hallo alle zusammen,
ich bin neu hier bzw. glaube ich, ich war vor Jahren schon mal in diesem Forum unterwegs.
Also vorweg: Mir geht es NICHT um Shotokan-Bashing; im Gegenteil. Schließlich betreibe ich diese Kampfkunst zweimal die Woche; und das seit vielen Jahren... aber der Frust und der WTF-Faktor greift auch ein wenig um sich.
Nun könnte ich mir gleichzeitig die Frage stellen: Was will ich überhaupt? Wenn ich eigentlich nur zweimal die Woche in diesen Dorf-Karateverein gehe, damit ich sportlich nicht total einroste und eine Dosis exotische, asiatische Bewegungen mit ganz viel "Oss" und "Kiai" abbekomme, dann müsste doch gut sein, oder?
Aber ich war schon immer jemand, der - bei egal was es ist - zumindest die WAHRHEIT (TM) erfahren möchte.
Ich weiß, da mache ich jetzt ein ganz schönes Fass auf! Außerdem wurde das Thema Shotokan innerhalb der letzten Jahre vermutlich schon mehrmals zu Tode diskutiert.
DKV-Shotokan scheint ja sowieso als Lachnummer angesehen zu werden.
Jetzt sage ich persönlich: Das MÜSSTE aber nicht so sein. Aber wer bin ich denn? Gerade mal den ersten Braungurt um die Jacke und schon den großen Reformator spielen wollen?
Ich meine, man muss ja nicht Bruce Lee gelesen zu haben, um sich zu fragen, was sinnfreie Katas sollen, die NIE wirklich erklärt werden und die (wie im deutschen Schulsystem) nur dazu dienen, damit man die nächste Prüfung besteht.
A propos Deutsches Schulsystem bzw. westliche Leistungsdnenke: Das sehe ich bei den Mitglieder hier auch; in diesem "Hausfrauen- und Rentner Karateverein": Da machen sich diese Anfänger mit Gelbgurt total verrückt und laufen halbgar irgendwelche Katas und machen ihre lächerlichen "Kumite" Übungen, weil sie ja unbedingt den nächsten Gürtel haben wollen.
Was Sie mit diesem "nächsten" Gürtel dann machen, bzw. was sie davon eigentlich haben außer GAR NICHTS, das hinterfragen sie nicht.
Der Verein, in dem ich bin, hat meiner Meinung nach eh die typisch deutsche Vereins-Meierei-Krankheit; soll heißen: Das Bier nach dem Training ist wichtiger als das Training selbst.
Und die ganzen Schwarzgurte feiern sich gegenseitig - und machen alles andere als den Eindruck, dass sie sich noch irgendwie weiterentwickeln wollen.
Wohin auch?
In dem Verein hier gibt es im Prinzip nur noch eine Unterstufe (Weiß- bis Grüngurt) und dann die "Oberstufe" (Blaugurt bis 285. Dan)
Die Trainer sind inzwischen alle mehr oder weniger im Rentenalter; kommen aber aus einer Generation von Karateka (das erzählen Sie dann doch mit einer gewissen Nostalgie) als das Karate in Deutschland noch neu und fast schon "underground" war. Doch jedes Mal kommt auch irgendwie die große Erkenntnis, dass man "Karate SO ja gar nicht mehr lehren könnte, weil viel zu hart und anspruchsvoll und Verletzungsgefahr zu hoch usw."
Tja, und jetzt? Ist das Karate so langsam dazu verurteilt, ein der Demographie angepasster Gesundheitssport zu werden; oder ist das schon längst der Fall? In dem Dorfverrein hier scheint die deutsche Realität und Mentalität längst angekommen zu sein. War vermutlich nie anders. Nur inzwischen sind die Trainer alt und unflexibel (körperlich UND geistig) und antworten auf Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge mit Sätzen wie: "Ach, das haben wir vor Jahren schon mal probiert... hat keinen Interssiert"
und natürlich Klassikern wie: "Das haben wir schon immer so gemacht."
Und was meine ich mit Wahrheit? Nun, dank des Internets kann man inzwischen unzählige Artikel und auch Videos zu allen möglichen Themen finden. Und wenn man dann so langsam herausfindet, dass das Karate eigentlich schon in Japan mehr oder weniger verhunzt und vereinfacht bzw. versportlicht wurde... und dass auf Okinawa die Sache aber dermaßen anders ausschaut...
Jetzt müsste man sich doch fragen: Wenn die Deutschen (ähnlich den Japanern) doch so Traditionsversessen sind, dann müssten Sie doch mit OFFENEN ARMEN die Erkenntnis begrüßen, dass es ja ein noch VIEL TRADITIONELLERES KARATE (C) gibt!
Doch das Problem mit konservativen Menschen scheint zu sein, dass das, was man selber über Jahrzehnte gemacht hat jetzt nicht plötzlich über den Haufen geworfen werden kann. Wo kämen wir denn da hin? Das könnte ja unbequem oder anstrengend werden? Und es könnte ja die heilige Authorität des Wissens anzweifeln. Sowas hat ja schon fast religiösen Charakter.
Ironischwerweise wären aber doch gerade die höheren, natürlicheren Stände GENAU DAS, was viele ungelenkige Deutsche, die ein paar mal die Woche ein wenig Sport machen wollen, begrüßen würde.
Im Grunde stehen nämlich eh die Meisten (inklusive meiner Wenigkeit) unter aller Sau im Zenkutsu Dachi :-D
Und komisch auch, dass im Einzelgespräch (Trainer wie totale Anfänger) dann doch ganz oft herauszuhören ist, dass dies oder jenes (sei es Kobudo oder ein wenig über den Tellerrand schauen...) eigentlich ganz toll wäre.
Man fragt sich manchmal, WER eigentlich immer dagegen ist... oder ob das nur jeder vom Anderen glaubt... welch Ironie.
Kurz nochmal zum Thema Kata: Der Verein ist seit Jahren ganz schön zusammengeschrumpft (kaum Werbung, NULL Nachwuchs -> Alte Trainer, die sich Kindertraining nicht mehr antun wollen - wobei ich das verstehe... Fünfjährige Kiddies, die nur durch die Gegend hüpfen... wozu?)
Und die Kata-Trainings-Einheiten:
Frustrierend hoch 10 ist es, wenn man für ein paar Abende nichts anderes macht - aber die Krönung ist dann der "Bunkai-Abend" - das, was ich inzwischen als Karate-Theater oder schlechten Ausdruckstanz bezeichne: Da machen dann diese Hausfrauen und Rentner mit ihren Blau- Braun- und Schwarzgurten mehr Schlecht als Recht ihre Bunkai aus der Kata, die man über mehrere Einheiten geübt hat. Mit ALLEM; was schlechte Choreographie ausmacht: Jeder spielt mit, selbst wenn die Angriffe nicht mal eine 90jährige Frau mit Rollator aus den Hausschuhen hauen würde; inklusive zaghaftem Kiai etc. p.p.
Noch besser: Da man ja "ganz hohe" Katas übt, werden dann auch WÜRFE! eingebaut. Das finden die Schwarzgurte toll - ich find's zum Kotzen. Denn wir üben NIE (!) Fallschule. Aber DANN, wenn man mal so tut, als würde man auch die Techniken des Shotokan üben, die man sonst geflissentlich totschweigt, soll man sich plötzlich professionell auf einen harten Turnhallenboden fallen lassen.
Also, ähem... Trainigsdidaktik schaut anders aus.
Sorry für den Roman hier, aber ich versuche, Lösungen zu finden. Letztlich ist die Konsequenz vermutlich genau jene, dass ich auf Dauer in dem Verein nicht glücklch werde, es sei denn, ich gewöhne mir das Biertrinken an und finde mich damit ab, dass Bayerisches-Shotokan eben mehr mit Vereinsgetue zu tun hat, als mit Kampfkunst aus Okinawa.
Ich weiß jetzt auch nicht, wie viele von Euch in ihrem Dojo ein Makiwara stehen haben - oder wer auch Kobudo-Waffen ins Training einbringt?
Als ich neulich mal einem der alten Trainer den Spruch "Ein Dojo ohne Makiwara ist kein Dojo" nahe bringen wollte, wurde ich nur blöd angeschaut. Er fühlte sich wohl nicht beleidigt oder kritisiert - es kam vielmehr so rüber wie: "Was willst DU denn, du hast doch keine Ahnung"
In der Tat - ich HABE keine Ahnung - und davon jede Menge! Aber ich suche nach Möglichkeiten, wie man aus keine Ahnung viel Ahnung machen kann.
Also, zum Schluss - da war jetzt ganz viel Auskotzen dabei; aber mein Anliegen ist es, dass ich gerne hören würde, wie es bei Euch im Dojo so läuft? Ich will das Shotokan nicht mal hinschmeißen. Ich will weder kämpfen, noch auf Kata-Meisterschaften gehen.
Aber ich will bzw. würde gerne diese schöne Kampfkunst so trainieren, wie es mal gedacht war - und nicht eine mehrmals verwässerte Version, auf der sich irgendwelche alte Herren ausruhen.
In diesem Sinne.
Ich als ehemaliger Karateka, kann dich gut verstehen. Was du offenbar suchst ist der " Traditionelle Japanische Weg " ?> Bzw richtiges hartes training, mit qualitaet, motivation und disziplin vereint. Das findet man leider nicht als zu oft in Europa. Der Karate-verein in dem ich war, war aehnlich wie du ihn beschreibst, wir sind letzendlich 2 mal die Woche fuer 90 Minuten irgendwelche Katas hoch und runter gelaufen, wenn wir mal glueck hatten entschieden sich die Trainer einmal im Monat mal dazu n bisschen Leicht Kontakt sparring zu machen und n paar mal und schoen brav kontrolliert (jeder nur einen kick dann der naechste ) auf ein Pad zu kicken.
FAZIT: Letzendlich fuehlte ich mich Gnadenlos unterfordert und gelangweilt das ich den Verein verlassen habe! Nun bin ich noch sehr neu in einem Taekwondoverein, dass Training macht sehr grossen spass, ist viel viel dynamischer, bringt mich tatsaechlich zum schwitzen, und sparring ist jeden Tag mit drin bis hin zu sehr konzentrierten und fordernden kick und schlag-training. Top trainer und top mitglieder, bis auf 2-3 veraengstigte Frauen die aus irgendeinem Grund massive angst vorm Sparring haben, ist dort alles top! Auch wenn ich selbst noch ein rechter Frischling in der ganzen Kampfkunst und Kampfsportszene bin, habe ich dennoch sehr viele verschiedene kampfkuenste und kampfsportarten hinter mir, was mir ermoeglichte einen einblick ueberall zu bekommen. Also mein Rat waere, such dir einfach einen anderen Stil bzw Verein. Versuch dich mal mit was neuem, oder schau dich in der naechst groessten Stadt nach einem geeigneteren Karateverein um. Leider muss ich aber sagen, dass viele Karate-vereine sehr trocken sind. Die taugen weder was fuer die Selbstverteidigung noch was fuer Wettkaempfe.
Traurig aber Wahr.
@JohnnyEnglish
Also ich kenne das nicht so. Evtl. liegt es ja auch nur am Stiel.
Bei uns ist es in etwa wie folgt. Vor der Prüfung wird verstärkt Grundschule und Kata und Kumite gemacht und ansonsten eher Pratzen, Abhärtung und Sparring (PS: Zudem gibt es immer auch noch zusätzliche "Fitness einheiten).
Ansonsten leider nur 90 Minuten und zwei mal die Woche. :D
Letzten Donnerstag (zwei Braungurte und ein Schwarzgurt haben das Training geleitet, weil der Trainer im Urlaub ist) sah es wie folgt aus. Aufwärmen. Grundschule (Intensiv mit hoher Frequenz) Kombinationen (Fußtechniken), Dehnen, Pratzentraining und Sparring mit unterschiedliche Partners.
PS: Die Fensterscheiben waren nach dem Training richtig beschlagen. :D
Evtl. liegt es ja auch nur am Stiel.
Stiel ist das Ende des Besens
Stiel ist das Ende des Besens
Evtl meint er Stockkampf. [emoji41]
Stiel ist das Ende des Besens
Natürlich meinte ich Stil.
Allround Fighting
10-11-2015, 15:43
Und was ist draus geworden?
Trainierst du noch Shotokan?
LG
Der Logik bzw. dem Argument muss sogar ich widersprechen. Hier ist es so, dass man als Verein ein Anrecht auf Turnhallenzeiten hat.
Der Karateverein hier ist seit Jahrzehnten in den selben Schulturnhallen - das Problem ist also nicht, ob da 5 oder 50 Leute vom Karateverein für knapp 2 Stunden rumhüpfen.
Ein größeres Problem sind die ständigen Schulferien, was dazu führt, dass dann auch kein Karatetraining ist.
Hier muss man aber nicht den Trainern, sondern den ganzen Mitgliedern "vorwerfen", dass es anscheinend fast jedem recht ist, wenn ständig Trainingspausen sind.
6 Wochen Sommerferien jedoch hauen richtig ein Loch in die bisher aufgebaute Leistung, wenn man privat nichts macht.
Ich verstehe auch nicht, warum man nicht einfach in die sowieso während der Ferien leer stehenden Schulturnhallen rein kann. Muss mit Hausmeistern, die bezahlt werden müssen sowie Energiekosten zusammenhängen. Ist jedoch ein weiterer, frustrierender, geradezu witzloser Punkt.
OHNE Verein kann man sowieso keine Ansprüche auf Turnhallen anmelden - also hängt das ein wenig blöd zusammen.
@LirumLarum: Ja, ich muss dir zustimmen. Die Ungeduld und extreme Konsummentalität der Leute heutzutage passt natürlich mit einer traditionellen Kampfkunst, die man einfach nicht von heute auf morgen erlernen kann, zusammen.
Und im Karate kann man ja nicht mal mit mehr oder weniger illegalen Mittelchen wie im Bodybuilding (das schlimmste Beispiel, was eine neurotische, moderne, ungedulige Welt angeht) nachhelfen.
Um dies hier nochmal aufzugreifen: Deshalb würde ich mir eine Schule/ein Dojo suchen, welches nicht in solchen Schulturnhallen trainiert. Es gibt zahlreiche Karateschulen, die auch in Schulferien/Semesterferien ganz normale Ihre Trainings anbieten, gerade weil sie eine Halle oder eienn Raum nciht in einer Schule oder Uni angemietet haben. Das nur so als Tipp am Rande.
Die Deutschen sollen gerade mal soviel (Kampf)Sport machen, damit sie lange genug ohne die Krankenkasse zu belasten ihrer Sklavenarbeit nachgehen können und nicht um irgendwelche Kampfkunst zu lernen oder Erfolge im Sport haben.
FireFlea
10-01-2016, 14:50
Die Deutschen sollen gerade mal soviel (Kampf)Sport machen, damit sie lange genug ohne die Krankenkasse zu belasten ihrer Sklavenarbeit nachgehen können und nicht um irgendwelche Kampfkunst zu lernen oder Erfolge im Sport haben.
:dumm:
Die Deutschen sollen gerade mal soviel (Kampf)Sport machen, damit sie lange genug ohne die Krankenkasse zu belasten ihrer Sklavenarbeit nachgehen können und nicht um irgendwelche Kampfkunst zu lernen oder Erfolge im Sport haben.
Zur Aluhut-Versammlun geht es hier lang (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f37/leben-trueman-story-176501/index22.html)
Wo es um sehr viel Geld geht sollte man darüber ruhig mal ein paar Gedanken mehr verschwenden. :D
panzerknacker
10-01-2016, 21:00
Wo es um sehr viel Geld geht sollte man darüber ruhig mal ein paar Gedanken mehr verschwenden. :D
verschwende lieber Dein Geld als Deine Gedanken
SynthpopFan
19-01-2016, 22:21
@Kirthan
ich musste beim Lesen Deiner Beiträge oftmals nickend zustimmen, weil ich vieles (als jetziger 1.Kyu) beim (Shotokan)-Karate haargenau so erlebt habe. Allerdings habe ich auch schon Ausflüge zum Wado Ryu, Goju Ryu und zu anderen Stilen gemacht (was man meiner Meinung nach ab Braungurt tun sollte). Das Ergebnis: In anderen Stilen sieht es auch nicht anders aus, was das Verhalten vieler Trainer und Vereinsmitglieder betrifft. Ich möchte dabei nicht der Kampfkunst die Schuld geben. Meiner Meinung nach ist es einfach unsere heutige Gesellschaft. Viele Leute sehen Karate nur als Ausgleich an und müssen auch darauf achten, dass sie am nächsten Morgen noch gesund zur Arbeit gehen können. ;)
Trotzdem haben mir Deine Beiträge sehr viel Spaß gemacht.
Sorry, habe lange nicht hier reingeschaut und auch nichts geschrieben.
Ja, ich bin noch Mitglied in dem Verein, komme aber aus beruflichen Gründen momentan nicht mehr wirklich regelmäßig zum Trainieren... was jetzt nicht wirklich ein Drama ist (siehe Eingangsbeitrag :-P)
Ich habe auch keine Ahnung, ob ich mal den nächsten Braungurt mache bei dem unregelmäßigen Training... jedoch: Wie unglaublich unwichtig ist ein Gürtel um die Hüften, wenn die Prüfungsqualität dahinter so lasch ist.
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