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Vollständige Version anzeigen : BJJ "Fähigkeitsstufen"



Chondropython
22-07-2015, 09:56
Nachdem es im BJJ ja (grundsätzlich) kein festes Programm gibt, würde mich interessieren nach welchen Kriterien die BBs und auch andere ihre Graduierungen vergeben.

Das heißt, genauer gesagt interessiert mich die Frage

Muss der Brownbelt oder sogar Blackbelt eine größere Technikvielfalt beherrschen als der Bluebelt, oder genügt eine (wesentlich) bessere Technikausführung um "technisch" ein Level / einen Gürtel nach oben zu kommen?

Björn Friedrich
22-07-2015, 10:46
Das hat wieder Potential auszuarten:-) Von daher schreib ich mal schnell, damit meine Signatur ganz oben vertreten ist.:-)

Ich würde es grob zusammenfassen. Ein Blaugurt braucht vor allem eine korrekte Ausführung der Grundtechniken.

Ein Purple Belt braucht nicht nur das technische Können, sondern muss die Basics auch relativ perfekt in einer lebendigen Situation anwenden können.

Ich denke ein guter Purple hat alle Techniken drauf die auch ein Blackbelt kann, allerdings nicht auf dem gleichen Niveau.

Der Unterschied zwischen einem guten Purple und Blackbelt liegt also weniger in den Techniken die er zeigen kann, als in den Fähigkeiten und dem Niveau mit dem er sie im Kampf einsetzen kann.

Droom
22-07-2015, 13:24
Gibt von Roy Dean 2 sehr schön anschauliche Videos, wie sich die selben Techniken von White bis Black-Belt verändern

hVITwO4-L6I

-OoSucz81BM

edit:

Man sieht halt das man die selbe Technik aus immer mehr Positionen und Kombinationen abfeuern kann und man immer neue Antworten auf die diversen Verteidigungen des Gegners findet. Nebenbei verbessern sich teilweise Attribute wie Timing oder effiktivere Nutzung der Körpermechanik

Chondropython
22-07-2015, 15:21
Ich denke ein guter Purple hat alle Techniken drauf die auch ein Blackbelt kann, allerdings nicht auf dem gleichen Niveau.


Ich denke das ist einer der größten Unterschiede was die Graduierungen angeht... So ein BJJ Blackbelt kann nicht einfach nach einer vorgeschriebenen Anzahl von Jahren anhand eines Technikkataloges abgeprüft werden. Das macht wohl auch die großen Qualitätsunterschiede zu anderen KKs mit Gürteln aus!

sivispacemparabellum
22-07-2015, 17:03
Es gibt nur eine sehr begrenzte Anzahl von Hebeln. Ein Omoplata ist nichts anderes als ein Kimura, der mit den Beinen ausgeführt wird. Es gibt nur immer Wege diese Hebel anzusetzen.
Ein Blaugurt sollte alle Hebel und Chokes kennen. Ein Schwarzgurt möglichst viele Wege dorthin.
Das gilt nicht nur für Hebel. Auch für Positionen, Transitions, Sweeps und Escapes.

Sekretär
23-07-2015, 19:41
Ab blau musst Du dein game individualisieren. Die Techniken müssen zu deiner Anatomie und deinem Körper passen. Auch muss sich im Kampf eine dem Gegner angepasste Strategie entwickeln. Techniken werden nicht nur gemacht, sondern Du musst das Prinzip verinnerlicht haben. Wer das Prinzip verstanden hat, der muss keine 20 Variationen lernen, denn er erkennt automatisch ob die Situation das Anwenden zulässt oder nicht. Dazu muss man sich aber mit den Positionen und Techniken auch physikalisch auseinandersetzen, theoretisch wie praktisch. Stichwort geistige Visualisierung.

Droom
23-07-2015, 22:52
Ein Blaugurt sollte alle Hebel und Chokes kennen. Ein Schwarzgurt möglichst viele Wege dorthin.
Das gilt nicht nur für Hebel. Auch für Positionen, Transitions, Sweeps und Escapes.

Nutzen die Blaugurte bei euch auch schon alle Dinge wie X-Guard, De La Riva und Deep-Halfguard?
Hab bisher noch keinen Blaugurt gesehen der der das alles spielen konnte.

Hug n' Roll
24-07-2015, 05:58
Nutzen die Blaugurte bei euch auch schon alle Dinge wie X-Guard, De La Riva und Deep-Halfguard?
Hab bisher noch keinen Blaugurt gesehen der der das alles spielen konnte.

Tun sie. Wenn die Chance da ist.
- O.k., wenn ich mit sivis rolle, komme ich da in der Regel nicht zu...:rolleyes:
Aber allgemein: ja. Warum nicht?

Als ich als Whitebelt (und mit 25 Jahren Judoerfahrung) zum ersten Mal in Bremen war, wurde ich mit und ohne Lasso gespidert, ge-xguarded und delarivat, dass die Schwarte kracht. Von (damals) Bluebelts.
Komm mal zu sivis ins Gym nach Bremen, wenn Du im Norden bist.;)

sivispacemparabellum
24-07-2015, 09:37
Nutzen die Blaugurte bei euch auch schon alle Dinge wie X-Guard, De La Riva und Deep-Halfguard?
Hab bisher noch keinen Blaugurt gesehen der der das alles spielen konnte.

Damit hast du auch Recht. Sie spielen vielleicht nicht alles, aber Teile davon. Ich lerne ja auch jedes Jahr ein paar neue Moves und es gibt auch Positionen, wie z.B. Mantis Guard die es so vorher noch nicht gab. Ist von der Bewegung deswegen auch nix anderes als ein Reverse DLR mit Underhook. Deswegen Ja und Nein.
Ich finde es gut wenn Leute früh anfangen mit vielen Dingen zu spielen. Nicht bevor sie die Basics kennen, aber eben direkt danach. Ein sich früh auf ein bestimmtes Game komplett festlegen halte ich für eindimensional und falsch.
Ich möchte gerne die ganze Welt der Technik im BJJ kennen, auch ohne alles zu beherrschen oder immer zu nutzen. Also was Sekretär schrieb ist überhaupt nicht meins. So früh zu spezialisieren ist okay fürs konkrete Wettkampftraining-nicht für die komplette Entwicklung, die braucht mehr. Ist so wie die Scheindebatte um DLR die gelegentlich im Forum aufflackert. Ich kenne Leute die seit Jahrzehnten DLR spielen und nie Knieprobleme hatten und andere Leute die sich mit der Triangle ohne DLR beide Kniee ruiniert haben. Es kommt wie bei allem drauf an wie du es einsetzt und damit umgehst. Es ist eben nicht der DLR der das Knie zerfetzt, sondern die beiden Menschen die ihn nutzen.
Keep it playfull-go train.

Droom
26-07-2015, 22:07
Damit hast du auch Recht. Sie spielen vielleicht nicht alles, aber Teile davon. Ich lerne ja auch jedes Jahr ein paar neue Moves und es gibt auch Positionen, wie z.B. Mantis Guard die es so vorher noch nicht gab. Ist von der Bewegung deswegen auch nix anderes als ein Reverse DLR mit Underhook. Deswegen Ja und Nein.
Ich finde es gut wenn Leute früh anfangen mit vielen Dingen zu spielen. Nicht bevor sie die Basics kennen, aber eben direkt danach. Ein sich früh auf ein bestimmtes Game komplett festlegen halte ich für eindimensional und falsch.
Ich möchte gerne die ganze Welt der Technik im BJJ kennen, auch ohne alles zu beherrschen oder immer zu nutzen. Also was Sekretär schrieb ist überhaupt nicht meins. So früh zu spezialisieren ist okay fürs konkrete Wettkampftraining-nicht für die komplette Entwicklung, die braucht mehr. Ist so wie die Scheindebatte um DLR die gelegentlich im Forum aufflackert. Ich kenne Leute die seit Jahrzehnten DLR spielen und nie Knieprobleme hatten und andere Leute die sich mit der Triangle ohne DLR beide Kniee ruiniert haben. Es kommt wie bei allem drauf an wie du es einsetzt und damit umgehst. Es ist eben nicht der DLR der das Knie zerfetzt, sondern die beiden Menschen die ihn nutzen.
Keep it playfull-go train.

Finde deine Einstellung sehr lobenswert und kann sie voll und ganz verstehen :)
Meine Frage hatte auch nicht den Hintergrund das ich es für didaktisch fragwürdig halte solche Dinge in diesem Stadium schon zu lehren, sondern den das ich eben schon viele Blue- und sogar auch Pruplebelts gesehen habe die gar nichts davon nutzen oder eben nur einen sehr kleinen Teil davon. Viele gehen scheinbar eher den Weg "ihr Game" von anfang an bei zu behalten und dann nur minimal zu adaptieren oder auszuschmücken.

Chondropython
01-12-2015, 13:52
Um nicht wieder einen neuen Thread zu eröffnen hänge ich mich mal hier wieder dran...

Was für einen Zeitabstand haltet ihr noch für seriös?

Jemand der z.B. vor drei Jahren noch Blue war, dann jedes Jahr graduiert wird, ist heute Blackbelt. Ist das machbar?

sivispacemparabellum
01-12-2015, 14:46
Ist keine Frage die ich beantworten würde. Wer ist es? Welche sportlichen Erfolge? Wie oft die Woche trainiert er mit wem? Wer hat ihm den/die Gürtel gegeben?
Nach den Mindestwartezeiten von z.B. Gracie Barra, IBJJF würde es nicht gehen. Es gibt aber auch Ausnahmetalente.
Ich bin keines und habe alleine mehr als 36 Monate Lila getragen.

Balthus
01-12-2015, 14:48
Also ich meine das so mitbekommen zu haben, dass man (je nach persönlicher Begabung) ab Blaugurt (der kann mit Vorwissen auch schonmal schneller gehen) bei 4-6 mal Training die Woche +-3 Jahr Jahre je Belt rechnen kann.

Ich habe allerdings auch schon einen BJJ Purplebelt gesehen der aus dem Ringen kam (Regelwerk ist mir jetzt nicht bekannt) der in einer MMA Gruppe BJJ als Trainer gegeben hat, der war als ich gegangen bin ohne Gurt und nen Jahr drauf auf FB Bildern Purple, der hatte aber auch schon 15 Jahre Ringen und 4 Jahre MMA (wenn auch von zweifelhafter Qualität, Oman) aufm Buckel.

jkdberlin
02-12-2015, 07:12
Die Zeit ist halt nur ein Teil von mehreren Kriterien. Technisches Können, Verständnis, Wettkampferfolge, Entwicklung...das beurteilt jeder mit mehr oder weniger Gewichtung. Und das ist auch immer abhängig vom Augenmerk desjenigen, der den Gürtel vergibt.

jkdberlin
03-12-2015, 07:30
Hier ist ein Artikelzu dem Thema, nicht nur mit den offiziellen IBJJF Wartezeiten, sondern auch mit anderen Gründen, warum man nicht zu schnell durch die Gürtel rauschen sollte:

Bjj Eastern Europe – Galvao: ‘Instructors Promote People For Nothing Today, Just To Have More Students’ (http://www.bjjee.com/articles/galvao-instructors-promote-people-for-nothing-today-just-to-have-more-students/)

Ein Grund, den mir mein Instructor noch mitgegeben hat:
- Gib ihnen Zeit ein guter X-Gurt zu werden. Lasst euch Zeit, in eurer Gürtelstufe gut zu werden, sie zu verstehen, viele positive Gefühle mitzunehmen. BJJ ist kein Sprint. Man wird besser, wenn man längere Zeit dabei ist. Man wird gut, wenn man lange BJJ trainiert.

Für mich erklärt das die Sache Recht einfach.

sivispacemparabellum
03-12-2015, 11:06
Ist genau so.
Jeder Gürtel war bisher eine Herausforderung bei mir. Du fängst immer schwach an und wenn du dich zu sicher fühlst gibt dir jemand die nächste Stufe.

lamiech
03-12-2015, 11:29
Wie ist es denn beim Schach?
Zum kleinen Diplom muss man die Regeln kennen. Wie kann ich welche Figur ziehen, was ist eine Rochade, wann stehe ich im Schach und ... ok, das Schachmatt erlebt ja jeder von alleine.

Kann man schon drei vier Züge im Voraus planen? Läuft man nicht mehr in jedes "Schäferschach" hinein und stellt selbst schon einmal die eine oder andere Falle? Ein Anfänger hat selbst mit Glück keine Chance mehr, das Spiel für sich zu drehen? Prima!

Man ist bereits in der Lage, eine komplette Partie anhand der ersten Züge vorauszuplanen und das Spiel zu lenken? Vom eingeschlagenen Weg wird man nur von ebenfalls sehr erfahrenen Spielern abgebracht? Klasse -lvl up

...

Aber trotzdem, sowohl der Anfänger als auch der Blue, Purple, .... Belt spielen mit den selben 16 Figuren.

LG
Lamiech

jkdberlin
07-12-2015, 07:18
No, We Do Not Do Belt Tests | Ion Jiu Jitsu & Fitness Training Facility (http://ionjiujitsuandfitness.com/2015/12/05/no-we-do-not-do-belt-tests/)

Ich finde diesen Artikel noch ganz interessant, weil er den Faktor "Zeit" nochmal mit anspricht. Es ist einfach eine Verpflichtung und man sollte wissen, dass man einfach auch mal "Zeit" investieren muss. Es geht nicht nur darum, alle in Gym und auf Wettkämpfen zu schlagen, es geht auch darum, die Mat-Time aufzubringen.