Major and Minor Styles [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Major and Minor Styles



Nagare
24-07-2015, 21:49
Hallo zusammen!

Habe heute folgenden Artikel gelesen:
Major and Minor Styles | KaiMen (http://www.plumpub.com/kaimen/2015/major-and-minor-styles/#more-15426)


Es ist etwas, das mich hin und wieder immer mal beschäftigt. Besonders im Gong Fu Bereich gibt es viele Stile die mir sehr gefallen; aber man kann ja nicht alles praktizieren und muss Prioritäten setzen :)

Mich interessiert eure Sichtweise/Meinung zu dem Thema. Habt ihr für euch einen "Major" und einen "Minor" Stil? Sollte man überhaupt in diesen Kategorien denken?
Wie füllt ihr eure "Lücken" des jeweiligen Stils? ...oder ist es doch nichts stilspezifisches sondern liegt die Verantwortung bei jedem einzelnen den Stil nur entsprechend tiefgehend zu verstehen und somit eine Antwort auf alle Situationen zu haben?
Gibt es Systeme die "flexibler" sind als andere, so dass man fremdartige Elemente integrieren kann, ohne den eigenen Stil zu behindern? Oder fließt letztlich nicht doch alles in eine Person ein, so dass die Grenzen immer dünner werden bis sie sich eventuell ganz auflösen?

usw. usf. - schreibt was euch diesbezüglich in den Sinn kommt!

shin101
24-07-2015, 23:13
Ja habe ich.Anders läßt sich das für mich gar nicht bewerkstelligen. Alleine Shaolin offeriert hunderte von Formen.Ich kenne jemanden der an die 60 beherrscht. ABer er macht auch mehr oder weniger nichts anderes.
Und zu unterrichten ist im Moment noch etwas was zu fern für mich ist.


Liebe Grüße,
Shin

Cam67
25-07-2015, 14:50
hi nagare

interessantes thema, da hieraus eigentlich noch erheblich mehr fragen entstehen.

ein stil um des stiles willen, hat mich noch nie interessiert. sondern immer nur die herangehensweisen, die konzepte, die ideen welche mit einem stil verbunden sind. völlig egal ob es sich um anwendungen, schrittarbeit, kraftentfaltung/übertragung , und und und handelt.
kann ich was einbauen weil es mir entgegenkommt, dann super.
deswegen war es auch nie ein problem mit WC o. VT leuten (in LPZ) zu trainieren. ich bin zu denen ins training mit rein , wir haben geguckt , was geht , was geht nicht oder nur schwer und weshalb. was unterscheidet sich und was geht ähnliche wege.
und nie .... nie gab es auch nur annähernd solche querelen wie es hier im forum gang und gäbe ist.
weil wir trainieren wollten und lernen.
weil mich der mensch vor mir und seine art zu bewegen interessiert hat und nicht sein stil oder linie. denn "jeder" interpretiert auch seine eigene linie immer ein wenig anders als der nachbar.

ich seh das so. ich bin nicht für den stil da, ... der stil bzw. die elemente sind für mich. sie sind ein werkzeug . ich will sie in heiklen situationen benutzen.
wenn also in einer bestimmten phase des kampfes der eine stil an seine grenzen kommt, sei es durch die distanz oder schlicht weg durch die art und weise meines gegenübers, dann wechsel ich zu anderen werkzeugen.
stil ist ein rahmen, verliert er seinen sinn für den moment dann erweitere ich den rahmen und hafte nicht an, nur um dann stilgerecht mit pauken und trompeten unterzugehen.

kann sein das dies einige als ketzerei betrachten, aber genau dafür gibt es ein forum um darüber zu reden.
so die theorie ^^

fei li
27-07-2015, 06:50
Ich kenne jemanden der an die 60 beherrscht.

Beherrschen im Sinne von perfektionieren? Eher unwahrscheinlich.
Dafür ist ein Leben zu kurz. Abgesehen davon, daß kein Mensch 60 Formen benötigt. Das verwässert nur die Kampfkunst.

Die Leute die wirklich etwas können, trainieren meist gar keine Formen, sondern nur Basisübungen.

Jadetiger
27-07-2015, 09:32
Ich kenne auch die Einteilung in Major und Minor Styles.
Ich unterrichte z.B. 4 verschiedene Messerkampfstile und zusätzlich mehrere Kleinmethoden. Es gibt aber 2 große zentrale Fokus-Stile auf die ich etwa 80% des Unterrichts verwende. Die anderen Stile können auch erlernt und für sich allein verwendet werden, geben aber im großen Kontext eher neue Ideen nach dem Motto "So könnte man auch vorgehen".

Bei mir ist das einfach so entstanden, dass es einen Stil gab, an dem mein Herzblut hing und bei dem ich schnell gemerkt habe "das ist mein Stil".

In meiner Kung Fu Zeit war das eher eine bestimmte Form, deren Techniken ich dann im Sparring besonders gern eingesetzt habe (bei mir war das die Choy Lay Fut Form "Siu Mui Fah"). Trotzdem habe ich damals 12 Formen gelernt und ganz passabel beherrscht.

Man kann das Konzept auch z.B. auf Waffen anwenden (und waffenlos ist für mich hier auch eine Waffenkategorie). Vielleicht trainiere hauptsächlich Messer, aber auch gerne Langstock und waffenlos.

Ich finde die Methode, ein Thema im Fokus zu haben und sich noch andere zusätzlich anzuschauen, ganz gut, weil es einem hilf eine "Open Mind"-Einstellung zu bewahren.


Beherrschen im Sinne von perfektionieren? Eher unwahrscheinlich.
Dafür ist ein Leben zu kurz. Abgesehen davon, daß kein Mensch 60 Formen benötigt. Das verwässert nur die Kampfkunst.

Die Leute die wirklich etwas können, trainieren meist gar keine Formen, sondern nur Basisübungen.Zustimmung! Solche Leute haben wir im Kung Fu "Formensammler" genannt. Die können oft gaaanz viele Bewegungen, aber nichts davon bis zur Anwendbarkeit austrainiert. Von einer funktionierenden Kampftaktik ganz zu schweigen...
Da sind wir eben wieder mal bei Bruce Lee: "Ich fürchte nicht den Mann, der 10.000 Kicks einmal geübt hat, aber ich fürchte mich vor dem, der einen Kick 10.000 mal geübt hat."

fei li
27-07-2015, 10:35
Da sind wir eben wieder mal bei Bruce Lee: "Ich fürchte nicht den Mann, der 10.000 Kicks einmal geübt hat, aber ich fürchte mich vor dem, der einen Kick 10.000 mal geübt hat."

Sehr richtig. Weniger ist mehr. Reflexartige Reaktionen kann man nur durch Konzentration auf einige wenige Elemente erreichen.

Ich denke die Formenvielfalt mancher Stile dient auch dazu sich das für einen persönlich geeignete herauszusuchen und selbstständig seinen eigen Ausdruck zu finden. Da sind die Meisten natürlich überfordert damit und verirren sich im Formenwald. Die Lehrer sind daran natürlich auch oft nicht unschuldig… CLF ist das Paradebeispiel für den Wald vor lauter Bäumen… Hatte mich seinerzeit auch nur noch auf eine Handform und einen Waffentyp konzentriert. Bei mir war’s die Ping Kuen :D

In diesem Sinne machen sog. Minor Stile auch Sinn, indem man sein Repertoire um nützliche Dinge erweitern kann, die dem eigenen Kampf- und Bewegungsstil entsprechen.

Huangshan
27-07-2015, 12:07
fei li,jadetieger,Cam67:



Zustimmung! Solche Leute haben wir im Kung Fu "Formensammler" genannt. Die können oft gaaanz viele Bewegungen, aber nichts davon bis zur Anwendbarkeit austrainiert. Von einer funktionierenden Kampftaktik ganz zu schweigen...

Bin eurer Meinung,
will keine Romane schreiben deshalb kurz,ergänzend:

Allgemein gibt es in den Kampfkünsten Formensammler(Theoretiker) und Kämpfer die nicht nur Trockenschwimmen sondern Prinzipien,Techniken,Taktiken..... z.B. im Freikampf anweden können.

Das Ziel sollte sein dem Lehrer nicht alles nachzuäffen sondern seinen persönlichen ,individuellen ..... Weg mit der Zeit zu finden.


Ich glaube nicht, dass in der Vergangenheit Leute in Kriegs,Kriesenzeiten Zeit hatten unzählige Formen zu lernen.

Der Waffenkampf wurde primär geübt/gedrillt und die waffenlosen Elemente sekundär.

Man konzetrierte sich auf eine Hauptwaffe, Zweitwaffe und einige waffenlose Anwendungen,Formen und Grundlagen.


Shaolinkampfmönche waren in der Verganenheit z.B. für ihren Stockkampf berühmt und nicht für das zertrümmern von Eisenstangen auf der Birne oder fürs Formenlaufen......

Einige haben zu ihren Hauptstil einen zweiten und dritten gelernt und aus den Elementen,Erfahrungen... neue Stile wie z.B. Choy Li Fut kreiert.(Choy Gar/Li Gar/Fut Gar)

Schnitzelsekt
27-07-2015, 16:21
Alleine Shaolin offeriert hunderte von Formen.

Alleine Shaolin offeriert über hundert ganz konkrete Bodyskills.
Formen können nie Ziel einer guten KK sein.

shin101
27-07-2015, 19:52
Beherrschen im Sinne von perfektionieren? Eher unwahrscheinlich.
Dafür ist ein Leben zu kurz. Abgesehen davon, daß kein Mensch 60 Formen benötigt. Das verwässert nur die Kampfkunst.

Die Leute die wirklich etwas können, trainieren meist gar keine Formen, sondern nur Basisübungen.

So pauschal würde ich das nicht unterschreiben. In der Regel sind Meister auf eine bis zwei Künste fokusiert"Zuviel nix gut". Gibt aber auch unterschiedliche Situationen in denen manches anders ist.


Alleine Shaolin offeriert über hundert ganz konkrete Bodyskills.
Formen können nie Ziel einer guten KK sein.

Das war auch nicht das Ziel meiner Aussage.Ich wollte nur betonen warum ich mein Training spezifizieren muss. Es gibt mehre Pao Chui Formen die ein System bilden, mehre Da Pao Quan, mehre Xiao Tong Bi,es gibt Da Tong Bi, 6 Da Hong Quan Formen die ein System bilden,4 Xiao Hong Chui sets, 2 Qi Xing Quan sets, Zahlose Stock Formen etc. die auf diesen Skills aufbauen. Man muss eben das herauspicken was man will und zu einem passt.


Liebe Grüße,
Shin

fei li
28-07-2015, 02:43
So pauschal würde ich das nicht unterschreiben. In der Regel sind Meister auf eine bis zwei Künste fokusiert"Zuviel nix gut". Gibt aber auch unterschiedliche Situationen in denen manches anders ist.


Da hast du ebenso recht, was ich mit meiner Aussage meinte, ist daß Leute die ein hohes Niveau haben, Formen nur sporadisch üben, wenn nicht nur um sie Schülern beizubringen. Auf einer bestimmten Höhe benötigt man die Form nicht mehr, sondern geht zurück zu den Basisübungen. In den meisten Stilen enthalten diese schon die Essenz des Stiles.