Vollständige Version anzeigen : Techniken für Weiss und Blaugurte
jkdberlin
18-08-2015, 07:54
Schon seit einiger Zeit fallen mir beim Rollen und bei Wettkämpfen immer wieder Weiss und Blaugurte auf, die einige schöne, in meinen Augen fortgeschrittene, Techniken einsetzen ... und dann ziemlich häufig damit gnadenlos baden gehen.
Am Wochenende habe ich z.B. einen Weissgurt beim invertieren aus dem Open Guard beobachtet. Der Gegner ist einfach aufgestanden und hat eine Art improvisierten Smashpass durchbekommen.
Auf der einen Seite finde ich es gut, neue Techniken auch im Sparring zu versuchen, aber man hat gerade bei dieser Technik gemerkt, dass da alles vor und alles nach der Technik sowie der Plan B (was ist, wenn der Gegner nicht so mitgeht wie ich es will) fehlt.
Natürlich ist der enorme Zugriff auf Lehrvideos und DVDs sowie natürlich die unendliche Bandbreite an Techniken auf Youtube und Onlineschulen gut für die Verbreitung des Grapplings. Aber den meisten Techniken auf Videos fehlt es meiner Meinung nach an folgendem:
- wie komme ich da hin
- was mache ich, wenn der Gegner sich wehrt
- für welches Spiel eignet sich die Technik
- ab welcher Gürtelstufe sollte man das mit aufnehmen.
Ich sehe immer wieder Grappler, denen es an Basisstellen wir z.B. Guardpass und Top Control fehlt, die aber auf der anderen Seite absolute gute Backtakes aus dem Halfguard etc. haben.
Wie findet ihr diese Entwicklung? Habt ihr sie auch beobachtet oder ist sie euch nicht so aufgefallen?
Hug n' Roll
18-08-2015, 08:08
Nick Brooks hat dazu letzte Woche was Gutes gesagt (sinngemäß):
Du machst nur größere Fortschritte, wenn Du im Training/beim Rollen ausprobierst und auch "rumzauberst". Da geht es auch um die Freude am Rollen. Wenn Du im Training nur rollst, als wenn Du im Wettkampf stündest, werden Deine Fortschritte minimal sein.
Im Wettkampf gelten dann ganz andere Regeln: Basics basics basics!!!
Und Basics sind dabei nicht das "Einfache", sondern die absolute Grundlage.
Ich glaube, diese Balance zu vermitteln, ist Aufgabe des Trainers. Ebenso, wie zu verdeutlichen, wie wahnsinning wichtig die Basics für die Competition sind.
jkdberlin
18-08-2015, 08:53
Sorry, aber ein Weissgurt, der mit Techniken aus Youtube wie Berimbolo, Kiss of Dragon und inverted guard im Sparring rumzaubert wird wenig Freude haben, wenn er im Smash-Pass landet. Er wird eher verletzt. Und wo soll jemand im Wettkampf Basics her holen, wenn er sie nicht vorher im Technikteil, im Drillteil und im Sparring ausreichend trainiert hat?
Björn Friedrich
18-08-2015, 08:55
Ich denke das Problem ist einfach ein Problem der persönlichen Entwicklung und Reife.
Bei meinen Schülern ist es so, das die Jungen einfach gerne spielen und irgendwelche neuen Berimbolos, usw. ausprobieren
90% von dem was die ausprobieren wollen, würde ich nie machen und wäre auch für mein Spiel komplett unnötig, aber ich kann einem 19 jährigen Blaugurt nicht das Spiel eines 38 jährigen Blackbelts vermitteln und das will ich auch gar nicht.
Ich mach das im Training eigentlich immer so, das ich sage: Ich würde das nie machen, ABER vielleicht ist es für euch etwas, weil ich ja weiß das die drauf abfahren und das gerne ausprobieren.
Ich glaube das diese verspielte neue Art sich bei der jungen Generation durchsetzen wird, weils einfach auch gut aussieht.:-)
Ich glaube aber auch das 90% von dem neuen Zeug vollkommen unnötig ist,m egal ob als Whitebelt oder Blackbelt:-)
Aber die restlichen 10% sind geil;-)
Hug n' Roll
18-08-2015, 09:42
Sorry, aber ein Weissgurt, der mit Techniken aus Youtube wie Berimbolo, Kiss of Dragon und inverted guard im Sparring rumzaubert wird wenig Freude haben, wenn er im Smash-Pass landet. Er wird eher verletzt. Und wo soll jemand im Wettkampf Basics her holen, wenn er sie nicht vorher im Technikteil, im Drillteil und im Sparring ausreichend trainiert hat?
Naja, so war es ja auch nicht gemeint. Die Techniken sollten schon aus dem Training stammen und sicher steht das beherrschen einer soliden Basis davor!
-In der class, als Nick das oben erwähnte äußerte, war kein Weissgurt anwesend.
Ich glaube eher, es ging u.a. auch darum, klar zu machen: was Spass macht, gehört nicht unbedingt auch in den Wettkampf.
Mr. Myagi
18-08-2015, 11:15
Basics win fights.
Ich glaube, das könnte immernoch so sein.
Als ich letztes Jahr in Brasilien war, war ich beeindruckt von der Vielfalt der Techniken.
Aber ich war umso mehr überrascht, dass ich, trotz 3en Jahren fast ohne Gi, mithalten konnte mit einem Game, welches auf knallharten Basics und Positioning basiert.
Ich beherrsche weder Berimbolo noch Worm guard und solches Zeugs auf Wettkampfniveau und bin überzeugt, das brauchts auch nicht, wenn man sauber arbeitet.
Und als Weissgurt sowieso.
Da sollten Dinge gedrillt werden, die koordinativ überhaupt möglich sind, und die viele Möglichkeiten zu anderen Basics offen halten und helfen vorzubereiten auf komplexere Techniken.
Bodenknuddler
18-08-2015, 11:25
Für mich ist das herumprobieren mit Dingen, die ich irgendwo (weniger auf youtube, als z.B. beim beobachten anderer Trainingspartner) sehr spaßig. Nicht, dass ich mit sowas oft durchkomme, aber ich komme immer wieder in neue - v.a. unangenehme - Situationen und arbeite mich wieder heraus (oder versuche es ;) ).
Nicht, dass ich nur versuche Blödsinn zu machen, meisten versuche ich die Inputs aus dem Techniktraining umzusetzen, denn ich weiß, dass einiges von dem, was ich da mache, ziemlicher Bullshit ist. Aber es bringt mit Freude am Training und es gibt dabei an und an was zu lachen ("Das war jetzt eine blöde Idee").
Björn Friedrich
18-08-2015, 11:35
Kreativität im BJJ ist Segen und Fluch zugleich. Manche Leute sind nicht bereit neues zu lernen und du musst ihnen sagen, hey öffne doch mal dein Spiel und andere sind nur auf der Suche nach neuen Moves und du musst ihnen sagen: Langsam achte mal mehr auf deine Basics.
Jiu Jitsu geht eben in zwei Richtungen:
1. Die Entwicklung neuer Techniken
2. Die Verbesserung der Bewegungsqualität.
Ich würde sagen heute sind 80-90% nur an der ersten Sache interessiert.
Mr. Myagi
18-08-2015, 11:40
1. Die Entwicklung neuer Techniken
2. Die Verbesserung der Bewegungsqualität.
Ich würde sagen heute sind 80-90% nur an der ersten Sache interessiert.
Und ich finde, dass zweiteres viel viel wichtiger ist. :)
Man braucht immer eine passende Antwort... aber man muss nicht zwingen Fragen stellen, wo vorher keine waren. :D
Björn Friedrich
18-08-2015, 11:47
Ich glaube das viele neue Techniken auch nur entstehen, weil eben die Bewegungsqualität nicht so gut ist......
Gute Bewegungsqualität sorgt dafür, das viele Probleme sich lösen, bevor sie entstehen.....
Mr. Myagi
18-08-2015, 12:11
Ich glaube das viele neue Techniken auch nur entstehen, weil eben die Bewegungsqualität nicht so gut ist......
Gute Bewegungsqualität sorgt dafür, das viele Probleme sich lösen, bevor sie entstehen.....
Jawohl!
Hatte diese Diskussion schon mehrfach:
"Und dann wenn er dies macht... mache ich das"
Und ich dann so:
"Aber DIES kann er gar nicht erst machen, wenn ich jenes korrekt ausführe"
Korrekte Ausführung und gehobene Bewegungsqualität machen eine Menge Dinge einfach überflüssig und löst, wie du schon so schön hervorgehoben hast, viele Probleme, bevor sie entstehen.
jkdberlin
18-08-2015, 12:31
Yes, most high-level BJJ competitors will dismantle the average human being in seconds, but the average student is not an athlete, and they are being sold this false sense of security. To further illustrate my point, just today I saw a full time athlete (blue belt) drilling a snazzy berimbolo type back take from a mounted armbar. I asked, “Why are you doing that when you have the arm?” He replied, “Because I find it hard to finish the armbar... "
Quelle ist dier hervorragende Artikel: Ouroboros: How Jiu Jitsu Is Turning On Itself | FloGrappling (http://www.flograppling.com/article/32859-ouroboros-how-jiu-jitsu-is-turning-on-itself)
Ich finde sowas zeigt dann auch ob der Wettkampfteilnehmer genug ordentliches Wettkampftraining im Beast-Modus hatte, oder ob er die Wochen vorher zu viel locker gerollt hat.
War bei mir auch schon so, dass ich dann ernsthaft riskante "Fancy-Moves" ausgepackt habe obwohl ich am führen war und wenn dann mit "Basics-Only" die meisten Kämpfe gewonnen habe.
Aus sowas lernt man dann aber meist auch und arbeitet wettkampfmässig nur noch mit den eigenen "Bread-and-Butter"-Techniken.
Am Wochenende habe ich z.B. einen Weissgurt beim invertieren aus dem Open Guard beobachtet. Der Gegner ist einfach aufgestanden und hat eine Art improvisierten Smashpass durchbekommen.
Wie hat denn der Trainer des "Inverted-Guard-Players" reagiert?
Bei meinem wäre das in etwa so ausgefallen --> :motz::narf::aufsmaul::cussing: ^^
Yes, most high-level BJJ competitors will dismantle the average human being in seconds, but the average student is not an athlete, and they are being sold this false sense of security. To further illustrate my point, just today I saw a full time athlete (blue belt) drilling a snazzy berimbolo type back take from a mounted armbar. I asked, “Why are you doing that when you have the arm?” He replied, “Because I find it hard to finish the armbar... "
Quelle ist dier hervorragende Artikel: Ouroboros: How Jiu Jitsu Is Turning On Itself | FloGrappling (http://www.flograppling.com/article/32859-ouroboros-how-jiu-jitsu-is-turning-on-itself)
also das gleiche Schicksal wie Judo, Karate, TKD? Das Regelwerk bestimmt in welche Richtung sich eine Kampfkunst entwickelt.
Schade drum.
Sekretär
18-08-2015, 19:42
Basics + Feeling + Timing = Effizienz
also das gleiche Schicksal wie Judo, Karate, TKD? Das Regelwerk bestimmt in welche Richtung sich eine Kampfkunst entwickelt.
Schade drum.
Was haben denn die Regeln damit zu tun wenn der Blue Belt den Armbar aus der Mount nicht hinbekommt?
Lutablob
18-08-2015, 22:33
Ich erlebe das im Training auch immer wieder, dass liegt aber auch zum großen Teil daran wie das Training gestaltet wird. Die gyms die ich bisher besucht habe hatten keine gesonderten beginner Trainings und generell eher weniger Struktur was den Trainingsplan angeht. Anfänger haben also häufig schon früh eher exotische Techniken gelernt, haben aber gleichzeitig noch riesige Lücken in ihren basics, weil diese Themen einfach noch nicht ausreichend im Training vorkamen.
Gilt es natürlich noch zu klären, was die basics eigentlich sind. Ich verstehe da ganz unreflektiert immer die Grundlagen von mount, side control, back-mount half-guard und full guard drunter. Allerdings muss ich sagen, dass ich selbst auch gerne experimentiere und das für wichtig halte.
Mr. Myagi
18-08-2015, 22:41
Was haben denn die Regeln damit zu tun wenn der Blue Belt den Armbar aus der Mount nicht hinbekommt?
Die haben damit zu tun, dass man leichter Turniere gewinnt, indem man sich hinsetzt, seine Sweeps aus der Guard benutzt und die ganze Zeit beschäftigt aussieht.
Viel schwerer ist es, den Kampf ernst zu nehmen, versuchen zu dominieren und die Submission zu erlangen, bevor die knapp bemessene Zeit vorbei ist.
Einen Aufgabekampf auf 5 Minuten limitieren? Das tut man für die Zuschauer, evt. Referees und alles drum herum... aber SICHER nicht für die Kämpfer und schon gar nicht für die Seele des Kampfes an sich.
Ok danke. Macht Sinn!
Edit: Wir trainieren bei uns nur auf Submissions und nicht nach Punkten, deshalb die Frage...
jkdberlin
19-08-2015, 07:50
Wie hat denn der Trainer des "Inverted-Guard-Players" reagiert?
Bei meinem wäre das in etwa so ausgefallen --> :motz::narf::aufsmaul::cussing: ^^
Der war nicht dabei.
Ich habe als "White" Belt (no-Belt) mehrfach gegen Bluebelts gerollt (nach Gracies in Düsseldorf) und da waren die Basics: Position Control Mount/Guard/Backmount/Sidemount (Halfguard und so Späße passieren immer wieder aber werden so nicht explizit trainiert ausser im freien Rollen) sowie die Escapes aus Mount/Backmount und Sweeps, bei den Submissions wurde Wert drauf gelegt, (ausser Straight Armbar aus der Mount) dass man die Eigensicherung/Position so wenig wie Möglich aufgibt.
Das fand ich durchaus ein Strukturiertes Programm für nen Bluebelt, Fokus lag auf Escapes und Erlangen einer Vorteilhaften Position.
Da hat mit meine Hoopa (aus dem KM) sowie Einfach gewicht drauf legen bis sie nichtmehr können extrem geholfen ich habe auch den Purp-Belt in der Gruppe ab und an per Hoopa von mir runter bekommen, Ellbow-knee escape eher weniger.... aber das sind so die Basics nach dem Gracies Programm die man für Blau können soll, leider hatte ich nicht genug Zeit (musste beruflich weg) dort länger zu rollen, aber eine Trainings-/Didaktik-Struktur war definitv da! (ich hatte auch Björns Bluebelt Programm angefangen, aufgrund eines Trauerfalls in der Familie (kannst du nix für) musste ich nach 2 Wochenenden abbrechen aber auch dort war eine Linie in Richtung "Escape-Position-Maschine" zu erkennen....
Björn Friedrich
19-08-2015, 10:31
Ich kann mich noch gut an Rickson erinnern. Er hat mich in die Mount gelassen und dann einfach seine Basic Escape gemacht, ohne das ich ihn stoppen konnte.
Umgekehrt konnte ich ihn nicht bewegen, als er auf mir in der Mount saß.
Da waren keine abgefahrenen Moves, sondern perfekte Basics, perfekt innerlich organisiert, für mich hat das nicht mehr viel mit dem normalen BJJ zu tun gehabt, das war ein komplett anderer Level......
Ich kann mich noch gut an Rickson erinnern. Er hat mich in die Mount gelassen und dann einfach seine Basic Escape gemacht, ohne das ich ihn stoppen konnte.
Umgekehrt konnte ich ihn nicht bewegen, als er auf mir in der Mount saß.
Da waren keine abgefahrenen Moves, sondern perfekte Basics, perfekt innerlich organisiert, für mich hat das nicht mehr viel mit dem normalen BJJ zu tun gehabt, das war ein komplett anderer Level......
du hast mit rickson trainiert?
welcher basic escape war es, trap and roll?
Filzstift
20-08-2015, 13:22
Ich als superanfanger arbeite immer noch am "zwei offensive und zwei defindive moves aus jeder der grundpositionen" ;)
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