Gürtelfarben und persönliche Entwicklung [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Gürtelfarben und persönliche Entwicklung



jkdberlin
26-08-2015, 09:47
Hallo

Bei uns in der Schule gibt es keine Gürtelprüfungen. Ich habe nichts gegen Gürtelprüfungen, finde sie unter Umständen sogar gut, aber bei ich denke immer noch, dass ich bei den Leuten, die bei uns trainieren, den Stand beim Training und bei Wettkämpfen auch ohne Prüfungen einschätzen kann.
Ich habe bei der Beurteilung, ob jemand so weit für einen Farbwechsel ist, bestimmte Kriterien, die ich schon an anderer Stelle diskutiert habe.
Allerdings hatte ich vor kurzem eine kleine Diskussion darüber, dass ich bei verschiedenen Leuten "unterschiedliche Maßstäbe" oder "unterschiedliche Auslegungen" meiner Kriterien habe. Ich stelle unterschiedliche Ansprüche an die einzelnen.
Ja. Das tue ich. Ich betrachte jedes meiner Kriterien (technischer Stand, Entwicklung eines individuellen Games, Wettkampferfolg, verstehen der Konzepte und Prinzipien und Trainingszeit) durch eine Art persönlicher Matrix. Mir ist die Entwicklung des einzelnen wichtig. Es geht nicht njur darum, wieviele andere Sportler er schlagen kann, sondern insbesondere auch, wie hat sich jemand individuell entwickelt. Schöpft er sein Potential aus? Wie ist seine persönliche Entwicklung im Grappling?

Wie seht ihr das? Wie wichtig ist eine persönliche, individuelle Entwicklung? Oder sollte man mehr Wert auf die Erfolge im Sparring und im Wettkampf legen?

Björn Friedrich
26-08-2015, 10:58
Ich denke schon das Gürtel nicht gleich Gürtel ist und das jeder Mensch anders bewertet werden sollte.

Ein 20 jähriger Wettkämpfer wird die Techniken super umsetzen können, aber hat vielleicht kein großes Interesse daran sie zu verstehen (was in dem Alter auch normal ist).

Ein 40 jähriger Hobbysportler wird meistens nicht so gut kämpfen können wie der 20 jährige, aber hat vielleicht ein viel tieferes Verständnis für die Materie, weil er selber viele Schwierigkeiten überwinden musste.

Beide haben einen gewissen Level, aber eben andere Schwerpunkte und das kann man honorieren.

Jeden über einen Kamm zu scheren, macht bei so einer komplexen Sache wie dem BJJ überhaupt keinen Sinn, ausser man hat eine extrem homogene Gruppe was Alter, Trainingsintensität, usw. betrifft. Ist aber wohl selten der Fall.

Und zum Thema Erfolge beim Rollen oder Wettkämpfen. Ich würde sagen Leute die von Anfang an nur rollen wollen und kein Wert auf Techniktraining legen, werden wahrscheinlich in den ersten 1-2 Jahren sogar mehr Erfolg haben. Techniktraining macht sich da eher langsamer, aber dafür langfristiger bezahlt.

Von daher muss gerade ein Blaugurt für mich nicht der Killer auf der Matte sein, sondern das BJJ nach seinen Möglichkeiten so gut wie es geht verstehen und umsetzen.

JoHatsu
26-08-2015, 10:59
Es geht nicht njur darum, wieviele andere Sportler er schlagen kann, sondern insbesondere auch, wie hat sich jemand individuell entwickelt. Schöpft er sein Potential aus? Wie ist seine persönliche Entwicklung im Grappling?

Was genau kann man sich unter "sein Potential ausschöpfen" vorstellen? Ist jemand, der sein volles Potential ausschöpft, nicht jemand, der ständig beim Training ist, ständig sein bestes gibt, nach technischen Lösungen sucht?
Und wie bewertet man die persönliche Entwicklung im Grappling? Anhand der Zeit, innerhalb der jemand voran kommt? Also wie schnell oder wie langsam jemand lernt?

jkdberlin
26-08-2015, 11:21
Was genau kann man sich unter "sein Potential ausschöpfen" vorstellen? Ist jemand, der sein volles Potential ausschöpft, nicht jemand, der ständig beim Training ist, ständig sein bestes gibt, nach technischen Lösungen sucht?

Ja. Es gibt talentierte Grappler, die sind auch jeden Tag dabei und werden immer besser. Dann gibt es talentierte Grappler, die erzählen einem schon bei 2 mal Training in der Woche, sie seien im Übertraining (selbst erlebt). Trotzdem schlägt der zweite ab und an den ersten beim Rollen.
Ich finde, der zweite schöpft nicht sein Potential aus, er könnte noch mehr.



Und wie bewertet man die persönliche Entwicklung im Grappling? Anhand der Zeit, innerhalb der jemand voran kommt? Also wie schnell oder wie langsam jemand lernt?

Dann würde ich die Zeit bewerten. Das Problem hier ist, dass man Qualität in der Form nicht unbedingt quantifizieren kann. Ich unterreichte seit 1995. Ich habe in der Zeit in diversen Kampfkünsten einige Schüler erlebt. Seit 2002 nimmt Grappling (No Gi, Gi MMA Boden und SV) den höchsten Stellenwert in meinem Training ein, d.h. nichts unterrichte und trainiere ich so sehr wie das. Ich bilde mir ein, ein wenig "Auge" dafür zu haben, wo jemand in seiner Entwicklung steht. Nicht beim ersten Kontakt, nicht beime rsten Rollen, sondern über eine Zeit. Ich merke, ob er besser geworden ist, ob seine Setups passen, seine Bewegungen flüssiger werden, seine Passes und Sweeps erfolgreicher, ansatzloser und ohne Unterbrechung kommen. Ich erkenne, ob jemand auch mit den höheren Gürteln rollt, mit den gleichen, oder nur mit den unteren um sie zu dominieren. Das alles ergibt für mich ein individuelles Gesamtbild.

moench
27-08-2015, 07:02
Hallo Frank,

ein interessantes Thema hast Du da angesprochen.

Bin kein erfahrener Kampfkünstler, weil etwas spät begonnen, habe mich aber intensiv mit den philosophischen Hintergründen der Kampfküsten beschäftigt.

Meiner Meinung nach, ist eine persönliche, individuelle Entwicklung das wichtigste Kriterium in der Kampfkunst. Schließlich macht man das ja für sich um ein "besserer" Mensch zu werden und das Dasein in etwas anderer Dimension, als der Durchschnittsindividuum wahrzunehmen. Wenn sich der Schüler in dieser Richtung bewegt, ist er auch auf den richtigen Weg. Natürlich resultieren die Erfolge im Sparring und im Wettkampf daraus, ist aber aus meiner Sicht zweitrangig.

Finde deine Kriterienbewertung korrekt, hast die ja auch durch jahrelange Erfahrungen erarbeitet.

Björn Friedrich
27-08-2015, 07:59
Ich würde aber sagen ein besserer Mensch wirst du nur, wenn du dich den ganzen Widrigkeiten stellst, kämpfen gehst, dich ganz normal durch die Materie durcharbeitest und irgendwann eine neue Wahrnehmung entwickelst.

Das Wichtigste ist Ehrlichkeit zu sich selber, Demut, und fast schon wahnsinnige Besessenheit immer weiter zu kommen, in Kombination mit dem Wissen, das das alles nur ne riesige Illusion ist.......

B.Oxe.N
27-08-2015, 09:57
....Ich erkenne, ob jemand auch mit den höheren Gürteln rollt, mit den gleichen, oder nur mit den unteren um sie zu dominieren.....

greifst du dann ein?

1.2.3
27-08-2015, 11:44
Hallo

Bei uns in der Schule gibt es keine Gürtelprüfungen. Ich habe nichts gegen Gürtelprüfungen, finde sie unter Umständen sogar gut, aber bei ich denke immer noch, dass ich bei den Leuten, die bei uns trainieren, den Stand beim Training und bei Wettkämpfen auch ohne Prüfungen einschätzen kann.
Ich habe bei der Beurteilung, ob jemand so weit für einen Farbwechsel ist, bestimmte Kriterien, die ich schon an anderer Stelle diskutiert habe.
Allerdings hatte ich vor kurzem eine kleine Diskussion darüber, dass ich bei verschiedenen Leuten "unterschiedliche Maßstäbe" oder "unterschiedliche Auslegungen" meiner Kriterien habe. Ich stelle unterschiedliche Ansprüche an die einzelnen.
Ja. Das tue ich. Ich betrachte jedes meiner Kriterien (technischer Stand, Entwicklung eines individuellen Games, Wettkampferfolg, verstehen der Konzepte und Prinzipien und Trainingszeit) durch eine Art persönlicher Matrix. Mir ist die Entwicklung des einzelnen wichtig. Es geht nicht njur darum, wieviele andere Sportler er schlagen kann, sondern insbesondere auch, wie hat sich jemand individuell entwickelt. Schöpft er sein Potential aus? Wie ist seine persönliche Entwicklung im Grappling?

Wie seht ihr das? Wie wichtig ist eine persönliche, individuelle Entwicklung? Oder sollte man mehr Wert auf die Erfolge im Sparring und im Wettkampf legen?

Finde ich gut deinen Approach. Ich kenne es von meinen Coaches ähnlich: Skills, attitude, hours on the mat...mehrere wichtige Faktoren für die Gürtelvergabe.
Eine individuelle Entwicklung ist ja auch, so finde ich, wenn jemand durch das Training selbstsicherer wird, gesündere Lebenweise durch das regelmäßige Training, usw...

jkdberlin
27-08-2015, 13:15
greifst du dann ein?

ich interveniere individuell auf meine Art und Weise, wenn ich esmitbekomme oder es mir gesagt wird.

Aranha_UNICAR
27-08-2015, 13:25
Zitat:
Zitat von B.Oxe.N Beitrag anzeigen
greifst du dann ein?
ich interveniere individuell auf meine Art und Weise, wenn ich esmitbekomme oder es mir gesagt wird.

Bin auch Leiter einer Gruppe. Wir machen zwar kein Grappling aber wie regelst du das? Also was bedeutet auf deine Art? Klärst du das auf der Matte oder im Gespräch? Meine Erfahrungen sagen, das es manchmal gut ist "auf der Matte paar durchzureichen" aber mancher fühlt sich dadurch sogar bestätigt und gepusht. Gespräche sind auch nicht immer das Gelbe, wenn man so jemanden hat, der sich immer präsentieren und zeigen muss was er für ein toller Hecht ist. Deswegen bin ich dran interessiert, wie du das klärst.

jkdberlin
27-08-2015, 13:30
Zitat:
Zitat von B.Oxe.N Beitrag anzeigen
greifst du dann ein?
ich interveniere individuell auf meine Art und Weise, wenn ich esmitbekomme oder es mir gesagt wird.

Bin auch Leiter einer Gruppe. Wir machen zwar kein Grappling aber wie regelst du das? Also was bedeutet auf deine Art? Klärst du das auf der Matte oder im Gespräch? Meine Erfahrungen sagen, das es manchmal gut ist "auf der Matte paar durchzureichen" aber mancher fühlt sich dadurch sogar bestätigt und gepusht. Gespräche sind auch nicht immer das Gelbe, wenn man so jemanden hat, der sich immer präsentieren und zeigen muss was er für ein toller Hecht ist. Deswegen bin ich dran interessiert, wie du das klärst.

Das ist ganz unterschiedlich und hängt vom jeweiligen Sportlerab. Manche brauchen ein Gespräch (manche unter 4 Augen, andere vor der Gruppe), andere müssen es spüren, wieder andere muss man von der Matte bitten. Das kann ich nur am Einzelfall festmachen, sorry.

Aranha_UNICAR
27-08-2015, 13:40
Alles klar. Bisschen hast du mir damit schon weitergeholfen ;)