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Vollständige Version anzeigen : Nett sein behindert Arbeit?



devzero
08-10-2015, 07:28
Hallihallo,

es wird ja immer gerne über den rauen Umgang in der Arbeit, besonders in den letzten Jahren muss anscheinend alles mehr in Zuckerwatte gepackt werden, aber anscheinend gibt es auch die These, dass nette Umgangsformen die Effizienz senken.

eine recht lange Erklärung habe ich in einem Golem-Post gefunden, da geht es, für die die es nicht mit bekommen haben um den generellen Umgangston in deren Entwicklerkreisen die sich halt kein Blatt vor dem Mund nehmen:



Autor: pythoneer
ApoY2k schrieb:
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> Solange an der Spitze so ein Choleriker wie Torvalds sitzt, wirds nie eine
> sinnvolle Netiquette geben...

Jeder – und zwar ausnahmslos – der so denkt, hat überhaupt keinen Plan von dem was da vor sich geht!

Dem einzigen Punkt, dem ich zustimmen möchte, ist es die Maintainer zu entlasten. Das fordert Linus aber auch schon seit Ewigkeiten und zwar nicht nur für den Kernel sondern auch im besonderern diejenigen der verschiedenen Distributionen.

Linus und alle anderen machen es genau richtig. Wenn da etwas dünnhäutige Personen auf die Mailingliste kommen und sich echauffieren, dann hat genau einer Schuld daran – derjenige selber.

Ich selber nehme solche Vorfälle – auch der wieder bei Sarah Sharp – sehr ernst. Nur leider stellt sich immer wieder dabei raus, dass dies unbegründet ist. In vielen fällen lässt sich nämlich der Kampf eines SJW erkennen und das hat die Sarah mit ihrem neusten Blogpost*¹ mehr als deutlich gemacht. Es gibt also – mal wieder – auch bei diesem Fall wieder Entwarnung, weil sich ein SJW ein wenig bekannter machen wollte.

Viele Leute scheinen auch einfach nicht zu begreifen, wie eine solche Mailingliste funktioniert. Und wenn man da also ankommt und Unsinn verzapft obwohl einem das vorher mehrmals gesagt wurde und dann weiter macht, dann muss man halt einfach mit einem harschen Ton rechnen. Anders kann man solchen Leuten einfach nicht beikommen. Die LKML ist keine Anlaufstelle für Neulinge oder Leute die ein wenig "Liebe" brauchen. Das ist eine technische Mailingliste und wenn man da mit Unsinn kommt, dann verplempert man einfach die Zeit aller anderen.

Wenn man da zu jedem "lieb" ist, dann werden das immer mehr Leute die einem die Zeit stehlen. Das ist einfach Selbstschutz. Zumindest ist es mir noch nicht vorgekommen, dass jemand mit einer validen (An)Frage da vorbei kam – die noch nicht abschließend besprochen wurde und im Archiv zu finden ist – und "angepflaumt" wurde. Das passiert immer nur denjenigen, die sich nicht an die Regeln halten und deswegen allen die Zeit stehlen.

Eine Netiquette braucht es nicht. Weil sie den Leuten auf der Liste ein wichtiges Instrument nehmen um sich vor solchen neunmal klugen Leuten zu schützen, die keine Kritik verstehen und ertragen können. Solchen Leuten, denen man sagt, dass es Unsinn ist was sie vorhaben und dann zwei Jahre ihrer Lebenszeit damit verschwenden es doch um zu setzten und dann beleidigt sind, wenn der quatsch dann nicht im Kernel aufgenommen wird. Denen muss man einfach unmissverständlich sagen können was Sache ist – und selbst dann kapieren einige das nicht.

Nett sein verschwendet Zeit und was noch schlimmer ist, nett führt dazu die Leute falsch zu erziehen. Kommt ein Newbie auf die Liste und stellt ne blöde Frage – weil ich es nicht auf die Reihe bekommen hat im Archiv nachzusehen – dann ist es das beste darauf nicht zu antworten. Ja das ist nicht nett, das hat er aber auch nicht zu erwarten wenn er es nicht schafft seine Antwort selber zu finden. Er hat damit schon die Zeit der anderen, die ihn ignorieren müssen, verschwendet. Wenn jetzt noch einer kommt und ihm antwortet, dann gibt er das völlig falsche Zeichen, nämlich dass es in Ordnung ist die Zeit anderer zu verschwenden. Noch schlimmer wird es, wenn dann noch ein andere Newbie aus "Mitleid" geantwortet hat, weil er nett ist und die Antwort dann auch noch falsch war. Dann müssen nämlich die anderen das auch noch berichtigen was denen noch mal mehr Zeit kostet. Das kann man dann nämlich nicht einfach so stehen lasse, falls mal einer kommt und sich an die Regel hält und im Archiv sucht – der findet dann Unsinn.

Das die beiden und vor allem der Antworter, dann auf die "Fresse" bekomme ist leider die einzig richtige Art und Weise an die Sache heran zu gehen. Von außen sieht das natürlich furchtbar schrecklich aus!

"Der arme hat doch nur geantwortet, weil die anderen sich zu fein waren und hacken dann noch auf den ein. Was für ein Sauhaufen!"

Die einzigen Personen die was falsch gemacht haben, waren die beiden die sich nicht an die Regel gehalten haben. Und mir sich eigentlich nur Fälle bekannt, wo sich nicht an die Regeln gehalten wird oder sonst wie irgend ein mieser Bullshit gefaselt wird, der den Leuten wieder einfach nur deren Zeit kostet.

Sowas sieht man dann immer schon, wenn solche Diskussionen nach außen dringen und ihrer Idiotie draußen weiter geführt werden. Wie es ganz fantastisch zu sehen war, als irgendwelche ganz schlauen behauptet haben drivers/char/random.c sei unsicher wegen Intel blah blah und dann auch noch eine Petition gestartet haben. Linus hat gesagt das ist alles Unsinn und die haben keine Ahnung – wie er es so macht wenn jemand Unsinn redet – und die Sache war richtiger Weise für ihn beendet [und im übrigen auch für alle anderen die davon ne Ahnung haben]. Nur genau diejenigen die davon keinen Plan hatten haben immer noch weiter geheult und sich vom Verhalten von Linus betätig gesehen noch weiter zu bohren.

Zum glück geht solchen Leuten dann einfach irgendwann die Luft aus. Mit denen kann man auch nicht "lieb und nett" darüber reden. Die muss man einfach ignorieren und denen ein so hartes negatives Feedback geben wie möglich. Die Diskussion mit denen ist eh überflüssig und was bleibt ist dann eine Dokumentation darüber sich fachlich und korrekt auf der Liste zu verhalten. Die Leute auf der LKML sind keine Sozialarbeiter oder Psychologen die sich um die Wehwehchen von irgendwelchen Leuten kümmern müssen.

Das das alles Bullshit ist, sieht man doch gerade am Erfolg von Linux. Linux ist das größte mir bekannte OSS Projekt. Wenn das alles so schlecht ist, warum funktioniert es dann so gut? Ganz einfach, weil es ökonomisch ist. Jeder der ein anderes Modell wählt und eine plüschige schöne Welt Mailingliste aufmacht mit schöne SJW-Netiquette und SJW-Überwacher und einer SJW-Gerichtsbarkeit der wird einfach nicht mehr zum arbeiten kommen und sich einfach nur noch den ganten Tag mit diesem Bullshit befassen müssen. Darum funktioniert das!

Das mag für viele jetzt sicherlich seltsam klingen, aber so ist es nun mal.

*¹ What makes a good community? | The Geekess (http://sarah.thesharps.us/2015/10/06/what-makes-a-good-community/)




Es geht ja auch auf der Baustelle oder auf Bauernhöfen eher direkt zur Sache, die nicht jedem schmeckt, aber wird das lieb und nett sein auch in anderen Bereichen recht schnell ausgenutzt, damit man nicht mehr zum arbeiten kommt?

Tyrdal
08-10-2015, 09:42
Hm auf jeden Fall sollte man bdeneken, dass es eine Unterschied zwischen anpflaumen und dem bestimmten aber höflichen Ansprechen eines Problems gibt. Letzteres hilft auf Arbeit schon.

NightFury
08-10-2015, 09:53
Wenn wirklich rein sachlich diskutiert wird darf es gerne mal härter zugehen. Oftmals haben sachliche Themen aber gar nicht die fachliche Problematik zu Grunde liegend sondern die persönliche Ebene ("Der is aus der anderen Abteilung" oder "Den mag ich nicht" ect...) und das finde ich dann nicht gut. Darum macht es durchaus Sinn gewissen Wortschatz zuhause zu lassen.

Hitzig fachlich zu Diskutieren == OK!
Persönliches beschimpfen ebenso fachliche Diskussionen zu inszenieren obwohl es um persönliches geht == NO GO!

Klaus
08-10-2015, 14:20
Ehrlich gesagt, man kann jemandem der Mist angestellt hat auch anders sagen dass er so nicht arbeiten kann als ihm zu schreiben "sh*t the f*ck up assh*le". Grundsatzdiskussionen über Verhalten und Newbiebespassung oder Trollfüttern gehören nicht auf eine Technik-Mailingliste, aber da antwortet man einfach nicht oder sperrt die Leute. Dem Italiener hätte man auch klar sagen können dass er Unsinn angestellt hat, warum das Unsinn ist, wie er es hätte richtig machen sollen, und ihm ankündigen wenn er das nochmal wiederholt ohne vorher zu fragen wird er vom Maintainen ausgeschlossen. Alles ohne "a$$hole".

Ousi
08-10-2015, 14:59
Ehrlich gesagt, man kann jemandem der Mist angestellt hat auch anders sagen dass er so nicht arbeiten kann als ihm zu schreiben "sh*t the f*ck up assh*le". Grundsatzdiskussionen über Verhalten und Newbiebespassung oder Trollfüttern gehören nicht auf eine Technik-Mailingliste, aber da antwortet man einfach nicht oder sperrt die Leute. Dem Italiener hätte man auch klar sagen können dass er Unsinn angestellt hat, warum das Unsinn ist, wie er es hätte richtig machen sollen, und ihm ankündigen wenn er das nochmal wiederholt ohne vorher zu fragen wird er vom Maintainen ausgeschlossen. Alles ohne "a$$hole".
This...

Fry_
08-10-2015, 15:36
Hallihallo,

es wird ja immer gerne über den rauen Umgang in der Arbeit, besonders in den letzten Jahren muss anscheinend alles mehr in Zuckerwatte gepackt werden, aber anscheinend gibt es auch die These, dass nette Umgangsformen die Effizienz senken.
....
Es geht ja auch auf der Baustelle oder auf Bauernhöfen eher direkt zur Sache, die nicht jedem schmeckt, aber wird das lieb und nett sein auch in anderen Bereichen recht schnell ausgenutzt, damit man nicht mehr zum arbeiten kommt?

Nun ja, zum einen gibt es Konflikte die nur aus rabiatem Umgangston herrühren. Wenn ein Vorgesetzter zu einem in der Probezeit nicht "guten Tach" sagt oder doof rumschnauzt, mag derjenige sich bereits ungerecht behandelt oder schlecht bewertet fühlen, anstatt sich mit der plausiblen Erklärung "der durfte letzte Nacht nicht drauf" zu begnügen. Im allgemeinen Umgang sind also Manieren nicht verkehrt.

Wenn aber deutliche Töne generell verpönt sind, sind die praktischen Konflikte (wo es z.B. darum geht wer sich auf wessen Kosten nen gemütlichen Tag macht) deshalb ja nicht aus der Welt.
Anstelle offener Auseinandersetzungen treten dann einfach eher hinterhältige oder passiv-aggressive Methoden. Günstigstenfalls werden höhere Mächte (Vorgesetzte) bemüht.
Passt zur allgemeinen Infantilisierung der Gesellschaft, wo niemand mehr Verantwortung hat und auch nicht haben muss, weil alle sich lieb haben und alles schon richtig geregelt ist.

Die Auseinandersetzungen so zu führen dass sie auch die realen Interessenkonflikte widerspiegeln, sollte imho eher das Ziel sein.
Dem kommt man nicht näher wenn man von vornherein erwartet dass niemand sich jemals verletzt fühlen darf. Allein das Beschreiben eines Interessenkonflikts (die Minimalvoraussetzung für eine einen Kompromiß) wird gerne bereits als grenzübertretend betrachtet. Interessanterweise eher von denen, die von einer gegebenen Lage am meisten profitieren und keine Vorteile zu erzielen hätten.

marasmusmeisterin
08-10-2015, 17:42
da kommts aber auch immer sehr darauf an, wo ma narbeitet, udn wie weit ma ndie Arbeit nur überlebt, wenn die Kolegen hilfreich sind.

In meinen Shice-Jobs (Callcenter, Textillager, Putzen) habe ich festgestellt, daß je mieser die Arbeitsbedingungen sind, umso solidarischer und gegenseitig hilfreicher sind die Kollegen. Um nett oder nicht gehts da gar nicht mehr, sachlicher und knapper Umgangston sind da überlebensnotwendig.

Auch der Begriff nett ist ein bißchen auslegungsbedürftig. Das hat Klaus schon angedeutet. Die Frage ist, hält man sich an Regeln oder nicht, und wenn nicht, wie gehts dann weiter. Man muß nicht mit Fäkalausdrücken kommen, das hilft der Sache m.E. überhaupt nicht weiter und damit schmeichelt sich der Benutzer nur selbst, weil er soo cool ist. Und dafür gibt sich wohl keiner gerne her, ders zufällig abkriegt.

F3NR1R
08-10-2015, 18:13
Ja Nerds wissen doch garnicht was ein rauer Umgangston in der echten Welt ist :p,
wenn man sich physisch aus dem Weg gehen kann, ist das mMn kein großes Thema

aber bei anderen Jobs wo man ständig miteinander zutun hat, macht sich gegenseitiges "anbitchen" nur das Leben unnötig schwerer

devzero
08-10-2015, 21:17
Hatte von euch noch nie wer Kollegen, besonders aus andere Abteilungen bei denen Unwille/Unfähigkeit und Ignoranz kombiniert ist?

Fry_
08-10-2015, 21:44
Hatte von euch noch nie wer Kollegen, besonders aus andere Abteilungen bei denen Unwille/Unfähigkeit und Ignoranz kombiniert ist?

Doch, natürlich. Leute, die anderer Leute Arbeitszeit verbrennen, ggf einfach nur um zu zeigen dass sie es können. Scheis auf Produktivität, so lange man damit durch kommt.
Man kann das ein wenig aus evolutionsbiologischer Sicht sehen, da spricht man von "egoistischen Genen".
D.h., dass manche Gene zwar der Art als ganzes schaden, aber ihrem Träger gegenüber den Artgenossen einen Vorteil verschaffen.
Solche Gedanken hab ich öfters bei der Arbeit :D

senior_hombre
08-10-2015, 21:54
Ich möchte nichts verallgemeinern aber bezogen auf die LKML kann ich dem zitierten Post im Startbeitrag nur zustimmen. Sarah Sharp gehört zu den Leuten die sich nur profilieren wolten, abgesehen von ihren nicht zu kritisierenden technischen Beiträgen zum Kernel hat sie die ganze Zeit nur Stress gemacht.

dergutekoenig
09-10-2015, 09:26
Ich habe das in den letzten Tagen ein bisschen verfolgt, vor allem, weil diese beiden EntwicklerInnen sich in kurzer Zeit aus der Kernel-Entwicklung zurückgezogen haben.

Ich verstehe ganz ehrlich gesagt die Aufregung nicht. Also doch, klar, ich verstehe schon, was mit Gesprächskultur gemeint ist und warum sich einige eine andere wünschen.

Aber es ist ja nicht so, dass der rüde Umgangston rund um Torvalds erst seit gestern bekannt wäre. Jeder weiß seit Jahren, dass es auf Mailingliste ruppig zugeht, genauso, wie aber auch jeder seit Jahren weiß, dass Torvalds in persona eigentlich ein ziemlich sympathisches und lustiges Kerlchen ist. Und ich habe keine Veranlassung, anzunehmen, dass das bei anderen Kernel-Entwicklern des innersten Zirkels anders ist.

Also klar, dass man sich manchmal einen anderen Umgang miteinander wünscht und das auch als Diskussion einbringt, ist nachvollziehbar, aber warum daraus eine solche Flut von Pressemeldungen wird und das ganze derart aufgeblasen wird, das verstehe ich irgendwie nicht so...

Klaus
09-10-2015, 10:25
Die Frage ist aber auch, warum am Linux-Kernel offenbar Leute arbeiten dürfen, die nicht mal verstehen dass man für Schnittstellen definierte Fehlercodes braucht die dann auch eingehalten werden müssen. Und dass es dafür eine Spezifikation braucht, zum Beispiel für Alt-APis schlicht die Manualpage dazu. Nen falschen Code zurückgeben, merken dass das schon im Kernel zu Fehlern führt, und dann an allen Stellen wo der Fehler in einem dämlichen Unittest auftritt diesen "neuen" Code als "is ok wa" abfragen (im Kernel-Code anderer Leute!), disqualifiziert eigentlich völlig für derartige Arbeiten.

P.S.: Wobei derartige Aktionen für Italiener und Inder völlig normal zu sein scheinen. >.<

devzero
09-10-2015, 10:28
Die Frage ist aber auch, warum am Linux-Kernel offenbar Leute arbeiten dürfen, die nicht mal verstehen dass man für Schnittstellen definierte Fehlercodes braucht die dann auch eingehalten werden müssen. Und dass es dafür eine Spezifikation braucht, zum Beispiel für Alt-APis schlicht die Manualpage dazu. Nen falschen Code zurückgeben, merken dass das schon im Kernel zu Fehlern führt, und dann an allen Stellen wo der Fehler in einem dämlichen Unittest auftritt diesen "neuen" Code als "is ok wa" abfragen (im Kernel-Code anderer Leute!), disqualifiziert eigentlich völlig für derartige Arbeiten.

P.S.: Wobei derartige Aktionen für Italiener und Inder völlig normal zu sein scheinen. >.<

Naja, ich denke dass das eine Art "Schläfer"-Aktion war. Wenn ein Maintainer immer anständig gearbeitet hat, wird er wohl genug Vertrauen erhalten haben, bis er halt diesen Bock geschossen hat. Ich geh mal nicht davon aus, dass irgendwelche Noobs so einfach Patches in den Kernel rein spielen können.