Grundstand beim Qi Gong [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Jollinar2
13-11-2015, 16:29
Hallo,

weil ich nicht mobil bin und es in meiner Stadt keinen Kurs gibt habe ich mir eine DVD von den 18 Shibashi Übungen gekauft. Seit einigen Wochen übe ich damit und komme auch ganz gut klar. Aber mit dem Stehen habe ich Probleme.

Bei den Übungen wird gezeigt, dass man immer wieder leicht in die Knie gehet, hüftbreit stehen und sich dynamisch aufrichten und wieder nach unten sinkt. Ich habe ein starkes Hohlkreuz und falle noch mehr hinein bei den Übungen. Hinterher habe ich Rückenschmerzen. Außerdem bekomme ich Knieschmerzen, wenn ich nicht ganz genau aufpasse wie ich stehe.

Wie wichtig ist denn diese Grundhaltung, kann man sie auch abwandeln und einfach versuchen grade zu stehen und das Gesäß anspannen, damit man nicht ins Hohlkreuz fällt? Oder wird so der Qifluss blockiert?

Außerdem mache ich seit 2 Jahren Yoga und merke, dass ich mich dabei viel mehr dehne. So stark ist das bei Shibashi gar nicht. Mir fehlt da wirklich was. Wenn ich Yoga weglasse bekomme ich wieder mehr Verspannungen. Wäre da eine andere Qi Gong Art besser geeignet?

see you

Jollinar2

Gast
13-11-2015, 17:01
Wie wichtig ist denn diese Grundhaltung, kann man sie auch abwandeln und einfach versuchen grade zu stehen und das Gesäß anspannen, damit man nicht ins Hohlkreuz fällt? Oder wird so der Qifluss blockiert?


Dass ein Hohlkreuz das Ziel sein soll, wundert mich,
Im Gegenteil sind die meisten Grundhaltungen so, dass die Krümmung der Lendenwirbelsäule eher verringert wird, statt verstärkt.
Das erreicht man allerdings nicht dadurch, dass man die Gesäßmuskulatur anspannt, sondern, dadurch, dass man das Steißbein locker fallen lässt.

Glückskind
13-11-2015, 17:08
Hallo Jollinar2,

wenn irgend möglich würde ich empfehlen, doch einen Lehrer oder
zumindest jemand mit eigener Übungserfahrung vor Ort ausfindig
zu machen. Wenn es nicht gerade eine Mini-Stadt ist dürfte sich
da bestimmt jemand finden lassen. Google, Rumfragen, VHS, ...

Was das Hohlkreuz angeht kann ich 'dank' eigener Erfahrung ( :o )
etwas beisteuern. Im Unterricht bekommen wir oft die Anweisung,
den unteren Rücken lang zu machen. Das konnte ich anfangs gar
nicht ansteuern. (Wieder :o ). Auch beim eigenen Lehrer zu fühlen
brachte mir zwar mehr Klarheit was gemeint ist, aber selber konnte
ich es dann immer noch nicht. Dann kam irgendwann der für mich
entscheidende, hilfreiche Tip: stell Dir vor, Du setzt Dich auf einen
Hocker (ohne das einer da ist). Die Region die man dabei automatisch
anspannt ist gemeint. Seitdem kann ich es immer besser, das Hohl-
kreuz wird immer besser und die Rückenschmerzen in dem Bereich
ebenso. (Es fühlt sich etwa so an als würde ich, äh, ja, den unteren
Rücken lang nach unten ziehen wollen und um den Dammpunkt herum
weiter nach vorne, so in etwa, aber wie gesagt: such Dir lieber jemand
der er es zeigen und von Angesicht zu Angesicht erklären kann.)

Viel Erfolg! :)

Schöne Grüße

Glückskind

Nachtrag: Aruna hat es besser beschrieben. Das Aktive lang machen das ich beschrieb ist
eher als Anfänger- / Übergangslösung zu sehen. Später reicht ein loslassen / entspannen.

Eistee
14-11-2015, 01:45
weil ich nicht mobil bin und es in meiner Stadt keinen Kurs gibt habe ich mir eine DVD von den 18 Shibashi Übungen gekauft.
Für mich ist das ok. Welche DVD ist es denn?

Bei den Übungen wird gezeigt, dass man immer wieder leicht in die Knie gehet, hüftbreit stehen und sich dynamisch aufrichten und wieder nach unten sinkt.
Hmm. Steh' einfach hüftbreit, Füße parallel, entspann' die Schultern (das heißt, laß' die Schultern locker, zieh' sie auf keinen Fall hoch), und dann knick' die Knie ein klein wenig ein, aber nur ein ganz bißchen, nur gerade so, daß die Knie eben nicht ganz durchgedrückt sind.
Das ist im Prinzip alles, "dynamisch aufrichten und wieder nach unten sinken" kann man ruhig weglassen.

Hinterher habe ich Rückenschmerzen. Außerdem bekomme ich Knieschmerzen, wenn ich nicht ganz genau aufpasse wie ich stehe.
Das soll nicht sein. Kannst Du denn normal (also ohne Qigong-Position) sagen wir eine Viertelstunde stehen, ohne Schmerzen zu bekommen?

Wie wichtig ist denn diese Grundhaltung, kann man sie auch abwandeln und einfach versuchen grade zu stehen und das Gesäß anspannen, damit man nicht ins Hohlkreuz fällt? Oder wird so der Qifluss blockiert?
Anspannen soll man dabei eigentlich nicht. Es gibt da so'ne Bewegung mit der Hüfte, um das Hohlkreuz wegzumachen. Müßte jemand anders erläutern, ich hab' das nie kapiert, war mir auch nicht wichtig. :p Aber wenn einer in dem Bereich Probleme hat, wäre es das wohl (für diesen).

Außerdem mache ich seit 2 Jahren Yoga und merke, dass ich mich dabei viel mehr dehne. So stark ist das bei Shibashi gar nicht. Mir fehlt da wirklich was. Wenn ich Yoga weglasse bekomme ich wieder mehr Verspannungen. Wäre da eine andere Qi Gong Art besser geeignet?
Das ist schon so, bei Shibashi gibt es nicht so viel Dehnung wie im Yoga. Wenn Du die starken Dehnungen haben willst, würde ich Yoga weitermachen.

Ein Basketballspieler fragte Chen Xiaowang mal, ob es gut für sein Basketball wäre, wenn er dazu (Chen) Tai Chi machen würde. Chen Xiaowang sagte: "Wenn Du gut im Basketball sein willst, übe Basketball." ;)

Edit: Guck' Dir mal bitte das hier an, ab ca. 4:30:

IYa_yYeDbMY

BB-TKD
14-11-2015, 07:46
Hallo Jollinar2,

wenn irgend möglich würde ich empfehlen, doch einen Lehrer oder
zumindest jemand mit eigener Übungserfahrung vor Ort ausfindig
zu machen.

Ja! ein Lehrer ist hier unabdingbar, hast dich mit deiner DVD nicht gut beraten lassen.:cool:

Jollinar2
14-11-2015, 08:48
Hallo,

vielen Dank für eure vielen Antworten. Ihr habt mir damit schon geholfen.
Ich kann ganz normal stehen ohne Schmerzen zu haben. Wahrscheinlich habe ich das mit dem in die Knie gehen etwas übertrieben.
Der Tipp mit dem, auf einen Hocker setzen, ist richtig gut, so werde ich es mal ausprobieren.

Die DVD ist diese hier: Die 18 Übungen des Taiji-Qigong - 18 harmonische Bewegungen: Amazon.de: Birgit Lichtenau, Werner Sandrowski: DVD & Blu-ray (http://www.amazon.de/Die-%C3%9Cbungen-Taiji-Qigong-harmonische-Bewegungen/dp/393907232X/ref=sr_1_8?ie=UTF8&qid=1447490258&sr=8-8&keywords=qi+gong+dvd)

Dazu gibt es auf Youtube ein Video, das hier: https://www.youtube.com/watch?v=Vao2aM_8emc

Auch das Video von euch sagt ja doch einiges aus. Mit dem Kurs an der VHS, kann sein, dass es nächstes Jahr wieder einen gibt. Oft sind doch zu wenig Teilnehmer dabei.

see you

Jollinar 2

KrasnajaSwesda
14-11-2015, 09:36
Mir fehlt da wirklich was.
Jollinar2

Eventuell ein Lehrer? xP

An sich sind die Stände schon wichtig sonst würden sie ja nicht gemacht werden. Was du machen kannst ist ein wenig mit der Breite der zu spielen und vielleicht nicht allzu tief in die Knie gehen. Auf gar keinen Fall verkrampfen, eigentlich solltest du immer locker und entspannt sein (Was am Anfang etwas schwierig ist wie ich selbst weiß^^). Worauf du unbedingt achten musst ist, dass deine Knie nicht nach innen ziehen (Was man so X-Beine nennt). Schau, dass immer gerade und leicht nach außen gedrückt sind. Man kann die Stellung ein bisschen mit der eines Cowboys vergleichen, der gerade seinen Revolver zieht.

Aber abschließend rate ich dir nochmal dir einen Lehrer zu suchen. Ohne wird das echt schwer. Dir fehlt dann halt jegliches Korrektivum und du trainierst dir Fehler an. Vielleicht gibt es ja etwas weiter weg eine Schule die auch Samstags oder Sonntags trainiert? Oder vielleicht auf Seminarbasis?

Grüße KrasnajaSwesda

Klaus
14-11-2015, 13:29
Yoga ist kein Qigong, und Qigong ist kein Yoga und kein Stretching. Bei so einem verkorksten Körper würde ich aber gar nicht erst mit Stand-Qigong anfangen, sondern sofort mit langsamen bewegten Übungen. Sprich, ne Taijiquan-Kurzform die man erstmal jeden Tag 10-20 Minuten macht. Daneben kann man andere Qigong-Übungen schlicht im Sitzen machen, insbesondere mit im Sitzen einsinken und wieder aufrichten. Und wenn Yoga hilft, dann mach das auch weiter.

Ich würde auch als Grundübung mal ne Atemübung anfangen. Im Sitzen langsam über ca. 30 Sekunden wenn man das schafft langsam einatmen, und ebenfalls langsam wieder ausatmen. Mit 30 Sekunden schafft jeder, ne Minute in Summe ist schon gut. Bei mir dauert das Ausatmen erheblich länger als das Einatmen. Dabei kann man auch einen Ton erzeugen, das ist einfacher als nur auszuatmen.

Eistee
14-11-2015, 16:29
... würde ich aber gar nicht erst mit Stand-Qigong anfangen, sondern sofort mit langsamen bewegten Übungen. Sprich, ne Taijiquan-Kurzform die man erstmal jeden Tag 10-20 Minuten macht.
Jollinar2 macht ja nicht "Stehende Säule", sondern die "18 Bewegungen". Im Prinzip gehen die in Richtung einer Taijiquan-Kurzform, es sind leicht zu lernende Einzelbilder, die an die Yang-Form angelehnt sind, also genau "langsam bewegte Übungen".

Die DVD ist diese hier: Birgit Lichtenau ...
Ja, die kenne ich, bzw. hab' ich auch. Ich finde die wirklich nicht schlecht, wenn auch sehr, sehr detailliert. Manchmal kann man in den Details den Gesamtüberblick verlieren. Einiges ist viel einfacher gemeint, als sie es darstellt. (Außerdem geht mir das permanente Blau auf die Augen ;). ) Rest per PN.

Man kann die Stellung ein bisschen mit der eines Cowboys vergleichen, der gerade seinen Revolver zieht.
Der Cowboy hat ja diese Beinstellung, weil er den ganzen Tag auf einem Pferd sitzt. Deswegen nennt man die Stellung (mit etwas breiteren Beinen als schulterbreit) (im Kung-Fu oder Karate) auch "Pferdestellung (http://www.shaolin.org/images-3/general-5/horse-stance03.jpg)" ("horse riding stance"):

Gast
14-11-2015, 16:57
Ich würde auch als Grundübung mal ne Atemübung anfangen. Im Sitzen langsam über ca. 30 Sekunden wenn man das schafft langsam einatmen, und ebenfalls langsam wieder ausatmen. Mit 30 Sekunden schafft jeder, ne Minute in Summe ist schon gut. Bei mir dauert das Ausatmen erheblich länger als das Einatmen. Dabei kann man auch einen Ton erzeugen, das ist einfacher als nur auszuatmen.

Das würde ich lassen.

Klaus
14-11-2015, 20:35
Weil das ein Drittaccount von Dir ist, oder wieso ?

Gast
14-11-2015, 21:14
wieso ?

Weil es für einen Anfänger, insbesondere einen mit Verspannungen, kontraproduktiv sein kann, die Atmung mittels Zeitvorgabe künstlich zu verlängern.
Zwischen dem, was Du und derjenige, der das liest, unter "wenn man das schafft" versteht, bzw. was der dann draus macht, können Welten liegen.
Wenn dann keiner dabei ist, der das korrigiert, kann man einem Modus kommen, der in Qigong eigentlich nicht gewünscht ist.
Es gibt Methoden, da verlängert sich der Atem von selbst auf das Maß, das eben angemessen ist.
Was da "jeder schafft" oder "schon gut" ist, ist wurscht.

QT333
15-11-2015, 13:26
Schönes Video, das Eistee eingestellt hat und von der Basis her hilfreich.

Ich sehe jedoch z.B. auch das Problem, dass die Selbstwahrnehmung nicht immer dem entspricht, was ein außen Stehender wahrnimmt.

Wie oft habe ich schon Schüler erlebt, die bei einer Korrektur sagten "Das mache ich doch!". Als sie sich dann mal in einem Video gesehen haben, fiel ihnen die Kinnlade runter.

Ich bleibe daher bei meiner Ansicht, dass sich auch "so einfache Übungen, wie die Shibashi" (nein, das sind nicht meine Worte) von einem Anfänger ohne Unterstützung eines erfahrenen Anleiters bestenfalls imitieren lassen.

Wer dann mit einer DVD zurecht kommt, mag sich besser fühlen - oder sich vom Qigong abwenden, "weil das nichts bringt".

Qigong lässt sich von einem Anfänger nicht von einer DVD lernen.

Klaus
15-11-2015, 13:28
Der Effekt der Übung tritt aber nur ein, wenn man so langsam wie man gerade kann das Ausatmen macht, insbesondere mit einem Ton. 30 Sekunden ist da nur ne Hausnummer wo man normalerweise hinkommt als Anfänger, als Leistungssportler mit 8 Liter Lungenvolumen oder mehr kommt man vielleicht sogar auf 2 Minuten. Es fehlte noch die Info dass man keinesfalls mit Kraft arbeiten soll, sondern nur normal tief Luft holen und halt langsam per Ton die Luft wieder rauslassen.

Diese Übung habe ich genau deshalb vorgeschlagen, weil die Infos Rückenprobleme, Verformungen der Wirbelsäule, kann nicht länger stehen ohne muskuläre Probleme mich auf die Idee gebracht haben, dass man erstmal die Spannung aus der emotionalen Haltung zu bekommen versuchen sollte. Stretching ist nur Doktern am Symptom. Man könnte jetzt neben Taijiquan als Kurzform bei der man eben NICHT viel steht sondern sich im Raum bewegt noch mit Bagua-Circlewalking anfangen, aber dann kippt der Mann nach einer Minute um.

Eistee
15-11-2015, 14:57
Schönes Video, das Eistee eingestellt hat und von der Basis her hilfreich.
Danke. Ich find's auch gut (war überrascht, als ich's gefunden hatte).

Qigong lässt sich von einem Anfänger nicht von einer DVD lernen.
Das mit der Selbstwahrnehmung ist natürlich ein Problem. Nicht jeder hat ein Ballettstudio mit großem Spiegel (das wäre nämlich optimal) oder eine Videokamera, um sich selbst zu filmen (ok, ist heutzutage vielleicht einfacher als früher). Aber man kann auch einfach machen, ohne sich um das Ergebnis zu kümmern. Mit dieser "Do it yourself"-Haltung von den Punks damals (wenn ihr euch erinnert).
Na ja, der Kompromiß bei dieser Frage war, daß einige auch nur mit einer DVD Spaß haben können, während für die meisten ein Lehrer besser ist. Und natürlich dann sowieso, wenn man gefährlichere Dinge üben will (z.B. High-Kicks oder intensiveres Qigong).
Der TE (und meine Wenigkeit auch) hat keine vernünftige Qigong- oder Tai Chi-Schule in der Nähe. Was soll man dann tun? Gar nichts? Dann schon lieber DVD.
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Übrigens: Shibashi verwendet in den späteren Bewegungen manchmal auch die Pferdestellung selbst (also mit breiterem Stand als schulterbreit). Z.B. gibt es da einfaches Boxen/Schlagen (http://german.cri.cn/21/2005/07/26/1@33396.htm) wie in einer ersten Stunde Karate. Nur halt langsamer. Find' ich gut, kann man machen.