Vollständige Version anzeigen : Das Kämpferische und das Kulturelle und die schmale Linie dazwischen
Ein Thema , dass mich immer wieder beschäftigt:
Das Kämpferische (wu) und das Kulturelle (wen) und ihr Verhältnis zueinander (allgemein oder auch speziell in den Kampfkünsten.
(Hier auch ein kleiner Artikel mit einem Beispiel dazu: Wen und Wu bei dem Strategen Wei Liaozi - boedickerbookss Webseite! (http://boedickerbooks.jimdo.com/artikel-zur-chinesischen-philolosophie/wen-und-wu-bei-dem-strategen-wei-liaozi/) )
Gerade habe ich einen Clip dazu gesehen:
The Thin Line That Defines
https://vimeo.com/116304861
Geht es hier um den schmalen Grat, oder ist der Gedanke der harmonischen Verschmelzung eher der richtige Weg?
Gruß
Martin
Zhen Wu Germany
28-11-2015, 13:10
Sagt mir überhaupt nichts.
Aneinanderreihung von Schlagwörtern untermalt von Filmclips mit Gepose aus Modern Wushu, flüchtig Koreographierten "Fight-Szenen" und Taji Handhaltungen.
Das ganze auch noch in ständiger Wiederholung.
Ich kann dem nichts Abgewinnen, wobei das Thema grundsätzlich interessant ist.
Dann hier noch etwas zum Thema und wie sich das Kämpferische und das Kulturelle in der Tai Chi-Literatur niederschlägt:
Die Tai Chi-Ecke: Artikel: Zur schriftlichen Tradition des Tai Chi Chuan (http://taichi-ecke.blogspot.de/2013/06/artikel-zur-schriftlichen-tradition-des.html)
Gruß
Ich glaub', Du mußt mal richtig in Vollkontakt gehen, Junge. Echt jetzt. * Dann merkst Du den Unterschied zu 'ner Theatervorstellung schnell. Da klatscht et! :p
* Das war jetzt Sinnlos im Weltraum (http://www.youtube.com/watch?v=8P3uXOL_nsQ)-Tonfall. ;)
Hallo Eistee,
danke für deine Empfehlung.
Erst einmal zu den traditionellen Begriffen aus der chin. Kampfkunst (wie auch in der Japanischen - Motto: Schwert und Pinsel), wie sie seit 2500 Jahren von den Kämpfern der chin. Schlachtfelder verwendet werden.
In der chinesischen Tai Chi-Literatur wird gerade über die Bedeutung der Begriffe das Kulturelle (wen) und das Kämpferische (wu) oft und intensiv diskutiert und das seit Anfang der uns bekannten Tai Chi-Literatur bis heute.
Klar, das ist für den einen oder anderen Hobby-Tai Chi'ler weit weg, wer sich aber für die Wurzeln und die aktuelle Entwicklung des Tai Chi im Heimatland ernsthaft interessiert, kann das von Nutzen sein (denke ich).
Weiterhin können die Begriffe auch zum Denken über das eigene Training anregen.
Das schließt nicht aus, sondern ganz im Gegenteil kann auch anregen, den großen Nutzen zu erkennen, auch hier in Deutschland Freikampf zu üben, wo es so richtig klatscht :sport069: . Warum auch nicht? Macht doch ordentlich Spaß und ist sehr lehrreich. Dies entspricht ja auch meiner ursprünglichen Frage: Wieviel Kampf - wieviel Selbstkultivierung?
Oder der Ansatz, das Kulturelle und das Kämpferische zu vereinigen: Hauen und denken harmonisch verschmelzen. Das eine kann, muss aber das andere nicht ausschließen.
Nebenbei, habe genug gekämpft und mir was eingefangen (zum Glück nichts wirklich schlimmes) und ausgeteilt (maximal angebrochene Rippe), um auch zu dieser Seite des Tai Chi Chuan etwas sagen zu können. Habe aber auch genug Verletzungen (diverse Knochenbrüche, Knie zermatscht (total hin), Sehnenabrisse, Handgelenkbruch, ausgekugelte Finger usw.) gesehen, dass für mich diese Erfahrungen nach 30 Jahren Tai Chi nicht mehr im Vordergrund stehen.
Genau deswegen stellt sich ja auch die Frage, was von beiden, wieviel von was und was in welchem Alter oder für Menschen in verschiedenen Lebenssituationen?
Tai Chi Chuan kann da ja sehr viel bieten.
Lieber Eistee, gehen wir die Sache doch mal an. Was denkst du, wie oft die Woche sollte man klatschen üben?
Gruß
Martin
marasmusmeisterin
28-11-2015, 19:47
wie sehr das"KLATSCHEN" das Grübeln über das "Kulturelle" in Gang bringt. M. M.n. geht beides nur zusammen, da beides die zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Oder, etwas weitergedacht, zwei Punkte auf der gleichen Kugeloberfläche. Ob man den einen vom anderen aus sieht oder nicht, beide sind Teil des Ganzen.
Hallo Martin, hallo zusammen,
bei mir persönlich fand die Entwicklung meines Tai Chi Chuan Trainings sozusagen in Wellen statt.
Von relativ harten Sport- und Kampfsportarten kommend, mit diversen Altverletzungen im Gepäck, suchte ich vor fast dreizehn Jahren mit 33 Lebensjahren etwas Ruhigeres, um mich insgesamt etwas runter zu bringen. Denn gewisse Tendenzen in meinem Leben brachten mich zum Nachdenken über mich und mein Leben ansich. Ich war oft hitzköpfig usw. Innen merkte ich aber dass eine andere, friedfertigere Seite an die Oberfläche kommen wollte. Und so fand ich zum Tai Chi. Es bot mir Bewegungen die mir lagen und brachte mich gleichzeitig Stück für Stück näher zu mir selbst. Das war die erste Welle. Tai Chi ausschließlich zur Selbstkultivierung, ein Stück weit Selbstfindung und Gesundung.
Und es wirkte.
Irgendwann hatte ich dann aber doch, wie könnte es auch anders sein bei einem Menschen der schon immer Kampfsport usw mochte, auch das Bestreben die kämpferische Seite des Tai Chi Chuan kennen zu lernen. Lehrerwechsel, Traningsartner gesucht usw.
Und es hat Spaß gemacht, das alles aus einem neuen und doch aufgrund meiner Vergangenheit heraus, Alten Blickwinkel zu sehen. Nämlich dem Kämpfen.
Das war die zweite Welle.
Und diese Wellen wechselten sich immer mal wieder ab bis sie immer mehr zu einer einzigen Welle wurden. Das war eine Zeit in der ich das Tai Chi Chuan für beides nutzte.
Aber seit einigen Jahren ist das Kämpfen immer mehr in den Hintergrund geraten. Mittlerweile treffe ich mich nur noch sporadisch mal mit jemandem zum Raufen aus Spaß.
Es zählt für mich im Prinzip jetzt fast ausschließlich die Freude an dieser speziellen Art sich zu bewegen und auch ein Stück weit so zu leben. Ich genieße die Tiefe Entspannung, die Einsichten, die Fitness des Körpers und dieses unendlich schöne Gefühl was sich in Körper und Geist während des Trainings einstellt und danach auch anhält.
Und das ist die dritte Welle...und ich liebe sie.
LG Pilger
Ob man mehr kulturelle oder mehr kämpferische Schwerpunkte möchte, hängt ja vom Einzelnen ab. Echte kämpferische Fortschritte klappen fast nur, wenn derjenige den entsprechenden emotionalen Untergrund besitzt. Sonst muss er ihn entwickeln. Das kann und möchte aber nicht jeder, also ist es nicht wirklich "Pflicht".
Um echte Fähigkeiten zu entwickeln, muss man keinem auf die Mütze hauen. Mit Pengjin in deutlichem Maße geht das auch nicht, das gibt Verletzungen oder traumatische Effekte die nicht lustig sind. Sowas neutralisieren zu können ist high-level, das erfordert starke Automatisierung der Fähigkeiten damit umzugehen, das hat bei mir zwar oft aber nicht immer funktioniert. Insofern würde ich mir verbitten dass jemand versucht mir damit in einer Art reduziertem Sparring (Pushen normal, Schläge Semi-Kontakt) eine reinzuhauen.
Es hilft, wenn man diese Fähigkeiten in realen Kontexten entwickeln kann. Da man sich nicht vorsätzlich in Gefahrensituationen begeben wollen sollte, heisst das, Ballsportarten o.ä. bei denen man in Echtzeit mit Reaktionen konfrontiert wird. Fussball, Handball, Volleyball, Basketball, etwas weniger gut auch Squash, Tennis. Volleyball ist prima, wenn man keine Leute hauen will.
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.