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Vollständige Version anzeigen : Buchvorstellung: "Der Tanz des Kranichs" von Hilmar Fuchs



Palisander
30-11-2015, 13:49
Liebe Kampfkunst-Freunde,
im Palisander Verlag ist diesen Herbst ein Buch des Karatemeisters Hilmar Fuchs über eine Form des Tai Chi erschienen, die vorrangig der Gesunderhaltung und Heilung dient und somit als ein guter Ausgleich für Praktizierende "härterer" Kampfkünste.

Über das Buch
Um das Jahr 1200 lebte in einem Tempel in den Wudang-Bergen ein daoistischer Mönch mit Namen Chang San-feng, ein Meister der Kampfkünste, um ein Leben im Einklang mit der Natur zu führen und den Regeln des Dao zu folgen. Der Legende nach beobachtete er eines Tages den spielerisch wirkenden Zweikampf eines Kranichs und einer Schlange. Der Sieger war Chang San-Feng: Nach Beobachtung und Analyse dieses Kampfes entwickelte er den Vorläufer des heutigen Tai Chi.
Das Wissen der »Alten« in ein neues Zeitalter zu überführen, ist das Anliegen dieses Buches. Im Unterschied zu anderen traditionellen Formen werden in der Kranichform des Tai Chi Bewegungen von Füßen und Zehen, Händen und Fingern stärker betont, um die Blutzirkulation, die Funktion des Lymphsystems und letztendlich den Fluss der Lebensenergie in den Meridianen zu fördern.
Die Kranichform des Tai Chi ist für jeden, der nach Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden durch ein sanftes, leicht erlernbares Bewegungssystem sucht, geeignet. Die jahrzehntelangen Erfahrungen des Autors als Kampfkünstler und Heiler machen dieses Buch auch besonders wertvoll für Praktizierende von Kampfkünsten, die einen Ausgleich zu den harten Techniken ihrer Kunst suchen.
Zusätzlich zur Kranichform des Tai Chi, deren essentiellen Bestandteile ausführlich und nachvollziehbar vorgestellt werden, enthält das Buch auch eine detaillierte Darstellung der über 2000 Jahre alten Qigong-Form »Die sechs heilenden Laute«.

Über den Autor
Hilmar Fuchs, Jahrgang 1948, begann im Jahre 1965 mit dem Studium asiatischer Kampfkünste – Karate, Kobudo und Tai Chi. Er ist heute Träger des 8. Dan im Karate. Zu seinen wichtigsten Lehrern zählten Dr. Georg Stiebler (Deutschland), Roland Habersetzer (Frankreich, Hauptlehrer), Shigehiro Matsumura (Japan, Kobudo) und Yasuhiko Noda (Japan, Karate – Hilmar Fuchs ist Ehrenmitglied des JKA der Präfektur Gifu) sowie George Alexander (USA). Durch letzteren kam er erstmals mit der Kranichform des Tai Chi in Berührung. Er war Präsident der Bayerischen Karate Union und Stilrichtungsreferent für Shotokan-Karate im Bayerischen Karate Verband sowie Bundestrainer im Kobudo Kwai Deutschland. Seit 2008 ist er zuständiger Lehrgangsleiter für die Ausbildung von Tai-Chi-Lehrern im Bayerischen Karate Bund.
Nach einem Maschinenbauingenieurstudium war er zunächst Konstruktionsleiter, später Betriebsleiter in einer mittelständischen Firma für elektrotechnischen Gerätebau sowie freiberuflicher Erfinder. Heute ist er als Heilpraktiker mit einer eigenen Praxis für Homöopathie, Isopathie und chinesische Medizin tätig.
Hilmar Fuchs lebt mit seiner Ehefrau Marlene in Florida (USA). Beide unterrichten gesundheitsbetontes Tai Chi sowohl für Kampfsportler als auch für Senioren und gesundheitlich beeinträchtigte Personen in verschiedenen Einrichtungen wie Kliniken, Senioreneinrichtungen und Rehabilitationszentren.

Bibliographische Angaben

Hilmar Fuchs
Der Tanz des Kranichs
Tai Chi für Gesundheit und Wohlbefinden
360 Seiten, Softcover
Zahlreiche Abbildungen
ISBN 978-3-938305-83-6
19,90 Euro

ErSunWukong
07-12-2015, 19:20
Dann hier auch mal meine Beonachtungen zu diesem Titel:

Hilmar Fuchs gehört zu den Kampfkünstlern, der sich mit den Budo-Sportarten und zusätzlich Tai Chi beschäftigt hat, welches ihm auch in seiner Arbeit als Heilpraktiker hilft. Hierbei hat er sich speziell mit einer Kranichform des Tai Chi auseinandergesetzt, die wohl auf den „Weißen Kranich von Fujian“ zurückgeht.

Das Buch hat einen relativ langen theoretischen und historischen Vorlauf, in dem Tai Chi an sich vorgestellt wird, die Kranichform selbst mit ihrer Geschichte und in dem auch ausgiebig auf die gesundheitlichen Aspekte und Auswirkungen von Tai Chi eingegangen wird. Dabei werden für etliche Symptombereiche Studien oder anekdotische Erfahrungen des Verfassers aufgeführt, wobei die Studien selbst zum Teil aber auf vergleichsweise kleine Versuchsgruppen bezogen sind, so dass man ihre Validität nicht unbedingt als gegeben nehmen kann. Bei Interesse für die Wirkung von Tai Chi und QI Gong auf die geistige, seelische und körperliche Gesundheit ist da das Buch der Bielefelder Forscher zu diesem Thema deutlich geeigneter.

Diese Betrachtungen machen aber nur einen kleinen Teil der Behandlungsbetrachtungen aus, bevor es dann zu den konkreten Wirkungsmechanismen der hier vorgestellten Übungen geht. Nach einigen Überlegungen zum Yin-Yang-komplex, die besonders für Laien interessant sein dürften, geht es dann bei der Betrachtung der „Körperintelligenz“ unter anderem auch um die „sechs heilenden Laute“, die hier knapp und sehr gut verständlich vorgestellt werden. Allerdings würde ich hier auch dem Rat des Autoren folgen wollen, dass man sich diese Übungen mit Hilfe einer Lehrperson aneignet, die zur Not auftretende Fehler korrigieren kann. Diese Übungen sind übrigens – wie auch alle anderen Übungen in diesem Buch – bei Palisander als Videos betrachtbar.

Ab Seite 135 beginnen dann die Vorbereitungen und Vorübungen zur Kranichform – zusammen mit einigen Überlegungen zum Lernen von inneren Kampfkünsten im Allgemeinen – auf die dann eine weitere vorbereitende Übungsfolge folgt, die dann schließlich in die acht wichtigsten Ausdrucksfor-men des Kranichs überleitet. Diese Übungen sind mit sehr detaillierten Photoserien zu den Bewegungen versehen, so dass man auch ohne die dazugehörigen Videos die Bewegungen sehr gut nachvollziehen kann.

Danach schließt das Buch mit einigen abschließenden Überlegungen, den obligatorischen Danksa-gungen, einem Kontaktlink um Unterrichtende dieser Form zu finden und einem Quellen- und Abbildungsverzeichnis.

Der einleitende Teil dieses Buchs ist mir persönlich zu umfänglich – und teilweise auch nicht unbedingt relevant. Der Kern des Buchs allerdings ist sehr gut ausgearbeitet und hilfreich, wenn man sich als bereits Tai Chi-Erfahrener diese Form aneignen möchte – mit den dabei üblichen caveats natürlich. Sollte ich doch noch mal überlegen, mir eine weitere Tai Chi-Form zuzulegen, dann könnte ich mir vorstellen, dass ich dieses Buch dafür aus meinem Archiv hole.

Gast
02-01-2016, 08:07
Aus Taijiquan-Sicht empfinde ich das Buch als rausgeschmissenes Geld. Etwa zweihundert Seiten davon machen die Fotos dieser Kranich-Form und der Vorbereitungsübungen aus, was ja prinzipiell noch okay wäre.
Allerdings gibt es Null Info dazu, woher dieses "Tai Chi" denn jetzt stammen soll und von wem es wo überliefert wurde.
Die anderen theoretischen Inhalte sind ebenfalls nix Neues (TCM, Sechs Heilenden Laute, Entspannung/Gesundheit usw.). Sprich: wer Infos zu authentischem Taijiquan sucht, wird hier nicht fündig.
Für H.F.-Fans bestimmt nett, ansonsten nutzlos. Da würde ich dann noch eher die Bücher von Mögling oder Kobayashi empfehlen; oder Lowenthal, die Texte von Cheng Man-Ching etc. etc.