Vollständige Version anzeigen : Fortschritt im Judo
Gaijin-柔道
10-12-2015, 00:17
Hallo,
ich betreibe Judo seit etwas mehr als einem halben Jahr und habe bereits meine erste Prüfung hinter mir. Im Großen und Ganzen macht mir das Training großen Spaß, aber ich habe so meine Probleme beim Randori. Ich bekomme gegen stärkere Gegner so gut wie keinen Wurf angesetzt, egal ob ich mich eindrehen will oder einen Wurf nach hinten ansetzen möchte. Das kann hin und wieder ganz schön frustrierend sein, zumal meine Gegner mich oft ohne Probleme werfen. Trotzdem denke ich, dass ich die Prinzipien des Judo erstmal grundlegend verstanden habe, also Gleichgewichtsbruch vor dem Wurfansatz, Kumi Kata etc.
Habt ihr irgendwelche Ratschläge für mich, wie ich mich auch gegen stärkere Gegner durchsetzen kann?
Ich muß dazu sagen, dass in meinem Verein ausschließlich erfahrene Kämpfer trainieren und schon höhere Kyu-Grade haben. Trotzdem würde ich gerne einige Trainingserfolge für mich verbuchen, damit meine Motivation erhalten bleibt. Ich bin für jeden Tipp dankbar.
MfG Gaijin
Hug n' Roll
10-12-2015, 06:05
Kuzushi und Kumi Kata sind schon wichtig.
Grundlegender ist aber die allgemeine Bewegungslehre:
Wie positioniere ich mich (positioning), wie bewege ich mich?
Wie bewege ich mich von einer Situation in die andere und schaffe/überstehe die Übergänge (transitions)?
Was ist überhaupt eine "Situation"?
Worauf muß ich achten, wie erkenne ich was?
Danach folgende Aufgabe:
Wie setze ich die Erkenntnisse/das Wissen in Motorik bzw. die Praxis um.
Die Technik (egal, ob Nage waza oder andere Technik) ist zweitrangig und muß auf die basics aufgesattelt werden.
Eine Prüfung ist kein Indikator für den Fortschritt, was den Kampf/Randori angeht.
Soviel zu meiner Meinung nach etwas mehr als 30 Jahren Judo. - Gibt aber bestimmt auch andere Zugänge...
cv almont
10-12-2015, 07:08
Sehe es genauso. Es ist besser wenn man einige wenige Techniken, die einen persönlich liegen, perfekt umsetzen kann anstatt im Rahmen einer Prüfungsordnung vorgegebene Techniken.
Deshalb finde ich den Zugang des BJJ besser, wo Technik natürlich auch wichtig ist, aber die Umsetzung davon im Sparring/Wettkampf viel wichtiger ist.
Ich würde dir den Tipp geben, anstatt viele Techniken theoretisch perfekt zu können, dich auf wenige zu konzentrieren und diese dafür intensiv zu trainieren. Ich glaube dann könnte es auch im Randori klappen.
Also du trainierst ein gutes halbes Jahr Judo. Das ist nun mal in den Kampfkünsten praktisch gar nichts; und es ist absurd zu erwarten, dass du dich gegen die wie du schreibst allesamt erfahrenen Kämpfer behaupten kannst. Irgendwie logisch oder?
Bestenfalls wäre genauer hinzuschauen, ob die Älteren denn ihr Tempo etwas rausnehmen können bzw. sensibel genug sind, etwas lockerer zu machen.
Die Prinzipien des Judo zu verstehen dauert oft Jahre. Manche verstehen es nie.
Lass dich nicht entmutigen.
Bitte deine randoripartner, dass sie Rücksicht auf dein Niveau nehmen und auch mal einen Wurf von dir "durchgehen"lassen.
Randori ist kein Wettkampf sondern man sollte zusammen üben... Das heißt auch dem "unterlegenen"Partner die Chance geben zu wachsen.
Das heißt nicht dass sie sich einfach fallen lassen sollen..Aber wenn du gute Eingänge zeigst kann man mal auf den Konter verzichten. Übe ruhig mit weit höher gratulierten Partnern, denn die können solche Situationen gut einschätzen. Der "Überlegene" kann sich unterdessen an schwere oder neue Techniken geben,welche er mit einem gleichen Partner nicht ausprobieren kann.
Gib dir Zeit!
Passend dazu- http://images.tapatalk-cdn.com/15/12/09/e9e074e9311596b9ae1b4857a3da809b.jpg
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Trotzdem würde ich gerne einige Trainingserfolge für mich verbuchen, damit meine Motivation erhalten bleibt. Ich bin für jeden Tipp dankbar.
Sie endlich zu werfen ist auch Motivation. Bleib dran. Das braucht seine Zeit.
Trainiere Bewegungen wie Tai-Sabaki, Wurfeingänge mit Gummiband.
Gaijin-柔道
10-12-2015, 12:10
Vielen Dank schon mal für eure guten Ratschläge :)
Mir ist klar, dass ich nach einem halben Jahr Training noch keine großen Chancen gegen starke Gegner habe. Ich suche halt nach Möglichkeiten um mich zu verbessern.
Ich weiß, dass es beim Randori eigentlich darum geht sich zu verbessern, sowohl man selbst als auch der Übungspartner. So hatte es Kano zumindest gedacht. Mir ist allerdings aufgefallen, dass es den Leuten in meinem Verein auch beim Randori ausschließlich ums gewinnen geht. Vielleicht sollte ich das mal beim Trainer oder meinen Übungspartnern ansprechen.
Zum Thema Technik: Ich muss zugeben, dass ich beim Randori auch mal Techniken probiere die ich noch nicht optimal beherrsche, z. B. Uchi Mata oder O Uchi Gari. Ich werde mich dann, wie von euch vorgeschlagen, auf Techniken beschränken die ich auch beim Uchikomi gut umsetzen kann und diese dann im Randori anwenden.
Und ich besorge mir heute direkt ein Gummiband, um die Wurfeingänge einzuprogrammieren.
Nochmals vielen Dank.
Ich muss zugeben, dass ich beim Randori auch mal Techniken probiere die ich noch nicht optimal beherrsche, z. B. Uchi Mata oder O Uchi Gari. Ich werde mich dann, wie von euch vorgeschlagen, auf Techniken beschränken die ich auch beim Uchikomi gut umsetzen kann und diese dann im Randori anwenden.
Randori ist Training. Am besten lernt man wie ein Wurf funktioniert, wenn man ihn am unkooperativen Partner übt. Natürlich muss man den Wurf am kooperativen Partner korrekt ausführen können, um sich und den Partner nicht zu verletzen.
Randori =/= Wettkampf. Rede mit den Partnern, dass sie 30-60% geben und nicht jeden Wurf mit voller Kraft verhindern. Aber diese Problematik ist in vielen Vereinen. Vielen sehen Randori als Kampf. Ist auch ein Problem der Trainer, die es kaum erklären.
Randori sollte mal mit voller Kraft gemacht werden, mal mit 20%, mal 50% oder 70% (beide). Sich selber manchmal in unvorteilhafte Positionen bringen, um damit umgehen zu können. Manchmal wenig Kraft benutzen und auf Technik achten, selbst wenn der Partner mit voller Kraft kämpft.
Anstelle von Gummiband geht auch Fahrradschlauch.
Serjoscha
10-12-2015, 13:35
Selbst wenn du sehr talentiert sein solltest, kannst du nach einem halben Jahr Training nahezu nichts. Natürlich solltest du dich immer bemühen, auch im Randori, aber zunächst sollte dein Hauptaugenmerk darauf liegen Techniken zu lernen und sie zu verstehen.
Wenn du die techniken verstehen lernst, lernst du auch wo die kleinen Fehler liegen wegen denen sie scheitern. Auch findest du auf diese Weise mit der Zeit jene Techniken die du eines Tages besonders gerne benutzen wirst.
Es kann auch hilfreich sein erfahrenere Schüler einmal zu fragen warum deine Technik nicht bei ihnen funktioniert hat, und so an dieser arbeiten.
Selbst wenn du sehr talentiert sein solltest, kannst du nach einem halben Jahr Training nahezu nichts...
Diese Aussage ist natürlich im üblichen Trainings-Kontext korrekt, sprich ein- bis zweimal pro Woche Training ohne weitergehendes Selbststudium.
Allerdings muss man differenzieren. Falls jemand seine gesamte Zeit investiert und z.B. so trainiert wie man üblicherweise arbeitet (also täglich ca. 8 Stunden), dann kann man auch in sechs Monaten ein beachtliches Level erreichen. Dieses Level könnte man durchaus als fortgeschritten bezeichnen.
Klar, dies wird hier wohl kaum der Fall sein. Ich wollte es einfach erwähnt haben.
Serjoscha
10-12-2015, 16:10
Diese Aussage ist natürlich im üblichen Trainings-Kontext korrekt, sprich ein- bis zweimal pro Woche Training ohne weitergehendes Selbststudium.
Allerdings muss man differenzieren. Falls jemand seine gesamte Zeit investiert und z.B. so trainiert wie man üblicherweise arbeitet (also täglich ca. 8 Stunden), dann kann man auch in sechs Monaten ein beachtliches Level erreichen. Dieses Level könnte man durchaus als fortgeschritten bezeichnen.
Klar, dies wird hier wohl kaum der Fall sein. Ich wollte es einfach erwähnt haben.
Theoretisch hast du recht, dann wäre allerdings noch die Frage ob der Körper das mitmacht.
Gaijin-柔道
10-12-2015, 16:47
Diese Aussage ist natürlich im üblichen Trainings-Kontext korrekt, sprich ein- bis zweimal pro Woche Training ohne weitergehendes Selbststudium.
Allerdings muss man differenzieren. Falls jemand seine gesamte Zeit investiert und z.B. so trainiert wie man üblicherweise arbeitet (also täglich ca. 8 Stunden), dann kann man auch in sechs Monaten ein beachtliches Level erreichen. Dieses Level könnte man durchaus als fortgeschritten bezeichnen.
Vielen Dank nochmal...
also in unserem Verein trainieren wir 3 mal in der Woche und ich versuche auch über das Training hinaus dem Judo Zeit zu widmen. Zum Beispiel gibt es im Internet viele Lehrvideos, wo man sich gute Techniken abschauen kann. Ich werde einfach weitermachen und mir die Zeit nehmen besser zu werden.
Wie Kano einst passend sagte: "Wenn du sieben mal fällst, stehe acht mal wieder auf." Daran werde ich mich halten.
Gürteltier
10-12-2015, 17:00
Im Randori kann man auch immer den Ansatz des mühelosen Ausweichens und des Konterns und des Erarbeitens von günstigen Griffen üben.
Müheloses Ausweichen sollte der " bessere Partner " möglichst oft an den Tag legen. Da merkt man dann schnell, wenn Tori eigentlich auf dem richtigen Weg ist - dann macht man etwas langsamer und lässt zu.
Oder ob er auf dem Holzweg ist - dann steigt man aus oder kontert "zwangsläufig"-kraftlos.
Und man selber kann auch viel davon lernen, möglichst mühelos auszuweichen :
Man kann besser beobachten/ erspüren WIE und wann man eigentlich selber geworfen wird.
Man kracht nicht blöde hin, weil man ja immer noch freiwillig und oft fällt.
Aber man versteht mehr vom game, weil man sich zweitweise nur auf eine Hälfte -Verteidigung- konzentriert.
Einfach auch mal phasenweise auf diese Art aktiv zugucken...
Ob der Körper das mitmacht.......frag das mal Zimmermänner ,Leute im Strassenbau usw.
Serjoscha
12-12-2015, 18:18
Bei denen liegt der effektive Belastungszeitraum des Körpers nicht bei acht Stunden. Außerdem ist die Belastung nicht durchweg gleichermaßen hoch. Es gibt da immer wieder Zeiträume mit leichterer Belastung.
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