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Vollständige Version anzeigen : Aikido Demo



Aikidox
15-12-2015, 12:47
Hallo an alle KKler,
Hier ist ein kleiner Clip von einer Aikido Demonstration, dass mein Sensei und ich im Sommer 2014. vorgestellt haben.
Es war eine Vorführung aller örtlichen KK Vereine.
In den ersten paar Minuten zeigen wir Techniken gegen das Festhalten, dann auf Yokomen uchi und dann ein paar Grundübungen mit dem Jo.
Das was die Zuschauer nicht erwartet haben, am Ende, wenn wir uns verbeugen und von der Matte bewegen, stürmt ein Mitglied unseres Vereines aus dem Publikum und greift mich an.
Es hat aufjedenfall Spaß gemacht. Wir hatten leider nicht genug Zeit um uns intensiver vorzubereiten, da wir die Einladung kurzfristig bekamen, aber ich denke, es war trotzdem nicht schlecht.
Würde gerne eure Meinung hören.

Zum Video:

https://youtu.be/8c4f4--1XHU

LG

Inushishi
15-12-2015, 14:10
Würde gerne eure Meinung hören.


Irgendwie erscheint es mir ihr wisst nicht was ihr sein wollt.
Ich finde die Vorführung ist weder Fisch noch Fleisch gewesen.

Als Budo Enbu war sie in meinen Buch nicht akzeptabel, dafür war sie zu aufreißerisch und hat Reishiki gebrochen. Ich mein so ne Aktion von: oh ein "Zuschauer greift uns an und wir zeigen wie wir uns jetzt vor ihm verteidigen" gehört in meinen Augen einfach nicht in ein Enbu rein.

Ein weiterer Punkt ist das Zanshin in meinen Augen. Wieso zum Teufel beugt sich dein Lehrer den gerade nach vorne vor wen er den Jo aufn Boden legt? Für ne Sekunde begibt er sich in ne ziemliche unmobile Situation und bietet seinen Kopf zum wegkicken an. Stark sieht man das besonders bei 3:05 wo eure Distanz extrem kurz ist.
Ein schönes Beispiel für Zanshin ist meiner Meinung diese Vorführung der Araki-ryu: https://www.youtube.com/watch?v=nHa9KUSCn3s innerhalb der ersten 30 Sekunden. Nachdem der Schüler mit seiner Waffe angrüßt wartet Amdur darauf bis sich sein Schüler erst mal aus der Distanz gegeben hat. Selbst wenn dein Lehrer dir den Jo in die Hand zurück übergeben hätte wäre das in meinen Augen besser gewesen. Aber sich mit den gesamten Oberkörper nach vorne beugen?

Ein weiterer Punkt ist die Musik. Okay, es sind wenigstens Taiko wenn ich das richtig höre. Jedoch hab ich das Gefühl das selbst diese für die gegebene Vorführung nicht passen. Er geben sie euch einen "Action Rythmus" vor der hier irgendwie nicht passt. Das heißt nicht das auf einen Enbu musikalische Untermalung ein Affrond ist. Aber es sollte passen. Hier ein Beispiel der Hokushin Itto-ryu: https://www.youtube.com/watch?v=Gsz5HsGWWaU . Der Taikotrommler passt seine Musik an das gerade geschehene an. Nicht die Vorführenden an den Trommler. Okay jetzt haben die wenigstens Vorführungen ihren persönlichen Trommler dabei, aber vll sollte man sich das mit der Musik nochmal überlegen.

Und von der anderen Seite aus: Aikido als Vorführung einer Selbstverteidigung ist das gezeigte ebenfalls ungeeignet. Angriffe werden getanked, telegraphiert und sind nicht so wirklich commited

Antikörper
15-12-2015, 15:04
also auch wenn eine Demo etwas zackiger sein soll, finde ich das hier vorgeführte sehr schludrig. Aus der Sicht des Aikido wie ich es für mich interpretiere hakt es selbst an essentiellen Sachen was Struktur und Bewegung betrifft.

ryoma
15-12-2015, 15:36
Ich gebe Inushishi zweifelsohne Recht.
Allerdings mit einem kleinen "aber": Gem. Aikidox soll es sich ja um eine generelle Vorführung von div. Sportvereinen gehandelt haben.
Hier die Massstäbe von klassischen japanischen Enbu anzusetzen, ist wohl etwas zuviel des Guten. Wenn sie es denn gekonnt hätten, wäre das natürlich hervorragend gewesen. Aber eben.

Trotzdem sollte auch bei solch normalen Vorführungen das möglichst Beste herausgeholt werden.
Und dazu gehört zwingenderweise auch das Reishiki, welches hier (wie so häufig) nur störendes Beigemüse zu sein schien. Das ist ein absolutes No-Go. Es ist aber leider bezeichnend: Reishiki wird immer seltener korrekt unterrichtet (wenn überhaupt).
Das hat sicher zum einen damit zu tun, dass selbst hochgraduierte Lehrer im Westen oftmals nur ein äusserst rudimentäres Wissen bezüglich den japanischen Gepflogenheiten haben. Reishiki mag sich von KK zu KK (und noch stärker von Koryû zu Koryû) unterscheiden, aber nach wenigen Sekunden sieht man, ob jemand eine echte Ahnung davon hat was er da tut oder nicht. Hier war es leider das zweite.

Überhaupt machte das Ganze einen ziemlich lieblosen Eindruck ohne echten Spannungsbogen. Es hat fast den Anschein, alles wurde runtergeleiert damit es möglichst rasch vorbei ist. Halte ich persönlich nicht gerade für die beste Werbung und Visitenkarte.

Betr. Musik: War da überhaupt ein Trommler anwesend oder kam das aus den Boxen in der Turnhalle?

Gast
15-12-2015, 16:32
80% der Aikidoka in Deutschland wissen nicht was Reishiki bedeutet und haben das Wort wahrscheinlich noch nicht mal gehört.
Ich kenne das auch nur aus Jodo.

Das Problem bei allen japanischen Kampfkünsten ist, das traditionell vorgeführt, alles für den westlichen Ottonormalverbraucher, langweilig ist. Egal ob Aikido oder Teezeremonie. Verstärken kann man das natürlich mit einer monotonen Hintergrundtrommelei :)

Wenn man einen Vorführung macht, muß man sich überlegen für welches Publikum und was ich damit ereichen will.
1. An einem Japantag - Dann sollte man möglichst traditionell bleiben, auch bei der Musik (oder ganz weg lassen).
Da aber auch hier ja nicht nur Japaner zusehen, sondern auch Ottonormalverbraucher, würde ich hier einen Kommentar/Moderator dazu tun (mit Mikro etc.), der dann Edikete, Hintergründe etc. erklären kann.
2. An einer allgemeinen Vereinsveranstaltung/Sdtadtfest etc.
Hier finde ich eine Show passend. Auch Aikido kann efektvoll dargeboten werden, man mußauf einer Bühne nicht einen Lehrgang oder ein Training nach empfinden. Eine Show soll ja spannend sein und Lust machen das vieleicht auch auszu probieren.
Die Idee mit dem Mann aus dem Publikum finde ich gut.
Anfangs Traditionell Aikiodo (mit Edikette), japan Musik und evtl. bewust langweilig. Dann ein Pöbler aus dem Publikum, der auch Verbal pöbelt, Musik bricht ab/andere Musik etc.
Das kann durch aus spannend für das Publikum sein.

Werd ich mal meinen Sensei überreden so was zu amchen :D

AlexAikido
15-12-2015, 16:57
Ich geb dann auch mal meinen Senf dazu:

Inushishi:
Du hast ein schönes Beispiel von Musik und Stimmigkeit gezeigt, das erst mal vorweg.

Zum Video:
Reishiki hast du auch im deutschen Aikido zumindest bei Vorführungen die ich gesehen habe aus dem Aikikai oder der Tessier-Linie. Das fehlt mir hier in dem Video auch.

Die Angriffe sehen sehr gestakst aus und ich finde, flüssig sieht anders aus. Das Gleiche bei den Waffentechniken am Anfang. Das ist so ein wenig Ich hau - du machst das gescripted. Von unseren Vorführungen im Dojo kenn ich das zwar auch (also das "scripten" ohne geht es ja nicht), aber dort wird flüssig angegriffen und Technik ausgeführt, auch wenn jeder weiß was jetzt kommt. Der Uke scheint ja auch einen Dan zu haben, als Vorführung hätte ich daher ruhig "spektakulärere" Sachen genommen.
Da geht auf jeden Fall mehr. Abgesehen davon, der Trainingsanzugmann greift ja auch seeeeehr voraussehbar an :) Ich schlage mal Folgendes vor:
Wenn ihr sowas machen wollt, überlegt euch vorher schon, also quasi heute, welche Techniken etc ihr mit drin haben wollen würdet und wie die ausgeführt werden sollen. Macht euch da ne kleine Liste fertig, dann könnt ihr das immer abrufen. Wenn dann eine kurzfristige Einladung kommt, könnt ihr euch allemal noch einmal treffen und das üben, wenns nicht sowieso schon im Training mit inbegriffen ist.

Ryoma:
"Es war eine Vorführung aller örtlichen KK Vereine." schrieb der Aikidox :)
War also quasi schon ein kleines Enbu und da geht das dann mit der Etikette eben nicht mehr so leicht zu verschmerzen.

An sich aber kein schlechter Ansatz, ist nur noch ausbaufähig.
Zum 'Angreifer ausm Publikum' kann ich nur sagen: Hat auf einem Enbu nichts zu suchen, auf einer normalen Vorführung gern (dann aber noch besser gemacht).

ryoma
15-12-2015, 16:57
80% der Aikidoka in Deutschland wissen nicht was Reishiki bedeutet und haben das Wort wahrscheinlich noch nicht mal gehört.

Und genau deswegen hält sich auch manchmal mein Respekt für diverse KK und ihre Ausübenden in relativ engen Grenzen.

ryoma
15-12-2015, 17:04
...Ryoma:
"Es war eine Vorführung aller örtlichen KK Vereine." schrieb der Aikidox :)
War also quasi schon ein kleines Enbu und da geht das dann mit der Etikette eben nicht mehr so leicht zu verschmerzen...

Ja, das habe ich schon gelesen und es dann relativ frei in "Sportvereine" umgeschrieben. Denn das ist es nun mal in den allermeisten Fällen (Judo, "Jiu-Jitsu", Karate, Wushu, Krav Maga, etc).
Und dieser Kontext ist ja nicht zwingenderweise japanisch. Also ist es für mich persönlich eben kein Enbu, sondern eine Sportvorführung.

Gast
15-12-2015, 17:05
Endbu gehört immer dazu :D
Enbu - Toriko Wiki - Wikia (http://toriko.wikia.com/wiki/Enbu)

authomas
15-12-2015, 18:32
Und genau deswegen hält sich auch manchmal mein Respekt für diverse KK und ihre Ausübenden in relativ engen Grenzen.
Na, wenn das deinen Höflichkeitsregeln entspricht, dann will ich die lieber nicht teilen. Ich respektiere lieber Kampfkünstler, weil sie freundlich, höflich und hilfsbereit sind, nicht weil sie das richtige Wort für mein Regelset kennen und sich in exakt der gleichen Weise und Anzahl in die gleiche Richtung in ihrem Dojo verbeugen wie wir in unserem.

Zur Vorführung: Aikido ist sowohl sehr komplex als auch schön anzugucken, wenn es dynamisch ausgeführt wird. Vielleicht hätte es der Vorführung gut getan, in einem kurzen Teil einige Techniken sehr langsam zu zeigen, so dass der Zuschauer wirklich sieht was passiert - und dann noch mal in voller Geschwindigkeit und Dynamik für den Wow-Effekt? Vom Können wäre doch sicher beides drin gewesen.
Aber auf dem Video schaut es auch eher nach einer kleinen, eher informellen Vorführung aus - so richtig stundenlang habt ihr euch vorher nicht auf genau diese Veranstaltung vorbereitet, oder? Sieht eher nach "ok, du greifst mich einfach ein paar mal so an, dann so - und dann machen wir noch irgendwas mit Waffen" aus.

Inushishi
15-12-2015, 19:03
Na, wenn das deinen Höflichkeitsregeln entspricht, dann will ich die lieber nicht teilen. Ich respektiere lieber Kampfkünstler, weil sie freundlich, höflich und hilfsbereit sind, nicht weil sie das richtige Wort für mein Regelset kennen und sich in exakt der gleichen Weise und Anzahl in die gleiche Richtung in ihrem Dojo verbeugen wie wir in unserem.


Sind das nicht zwei paar Schuhe die man zwischen Individuen und Gruppen unterscheiden muss? Respekt für Individuen ist etwas was sich aus vielen unterschiedlichen positiven als auch negativen Faktoren zusammensetzt.

Ich zum Beispiel habe gedrosselten Respekt für Raucher(Gruppe). Trotzdem habe ich Freunde die ich respektiere die Raucher(Individuen) sind, da es andere Faktoren gibt die die Waage halten.

Ich finde es daher ein wenig unfair aus einer allgemeinen Aussage individuelle Höflichkeitsregeln einer Person ableiten zu wollen und so ein moralisches Statement zu machen.

ryoma
15-12-2015, 20:26
Na, wenn das deinen Höflichkeitsregeln entspricht, dann will ich die lieber nicht teilen. Ich respektiere lieber Kampfkünstler, weil sie freundlich, höflich und hilfsbereit sind, nicht weil sie das richtige Wort für mein Regelset kennen und sich in exakt der gleichen Weise und Anzahl in die gleiche Richtung in ihrem Dojo verbeugen wie wir in unserem...

Zunächst ist es ratsam einen Thread ganz zu lesen um u. U. Aussagen besser einordnen zu können.
Ich habe natürlich nirgends geschrieben, dass sich alle "in exakt der gleichen Weise und Anzahl in die gleiche Richtung in ihrem Dojo verbeugen wie wir in unserem...".
Ganz im Gegenteil! Ich habe sehr wohl darauf hingewiesen, dass sich das Reishiki (oder Reigi oder Reihô) zum Teil stark unterscheiden kann von KK zu KK, das also die FORM an sich zweitrangig ist. Was allerdings zählt ist das "kimochi", also das Gefühl. Manchmal nennt man es auch "aji", den Geschmack.

Jeder hier diskutiert und argumentiert von seiner Warte aus, bei mir sind das nun mal die klassischen japanischen Ryûha. Und dort spielt es sehr wohl eine Rolle, ob man "das richtige Wort" kennt und benutzt. Und gerade das Reihô ist in den meisten Koryû sehr eng verknüpft mit dem eigentlichen Technik Set-up der Schule.
Und ja, gerade vom Aikido, welches sich ja schon sehr traditionell ausnimmt unter den modernen jap. KK, erwarte ich, dass sich die Leute dahingehend auch theoretisch schulen. Und wenn es eine organisierte KK (wie das Aikido) vernachlässigt, ihre Schüler dahingehend zu unterrichten, dann bedauere ich das ausserordentlich. Und ja, mein Respekt leidet darunter ebenfalls.
Selbstverständlich ist davon aber mein Anstand, meine Höflichkeit und meine Etikette den Menschen gegenüber nicht beeinträchtigt.

AlexAikido
15-12-2015, 21:02
Uh Ryoma, bei Asai und einigen hochgraduierten Danträgern im Aikikai findest du auf jeden Fall das, was du beschreibst!

Kenne aber leider auch genug, denen das nicht bekannt oder bewusst ist/gemacht wurde und auch kein Interesse daran haben sich dahingehend zu schulen. Da trägt man dann den Hakama nur, weil er ja zum Aikido dazugehört. Ohne sich Gedanken drüber zu machen warum...

kadour
16-12-2015, 07:21
Vorführungen mit nur zwei Personen wirken immer etwas unruhig, es ist besser wenn ein oder zwei Leute mehr dabei sind, die abwechselnd agieren und ansonsten im Seiza sitzen.. Verbeugung im Stehen bringt auch keine Form rein, und die Aktion am Ende tut ihr übriges.

Luggage
16-12-2015, 09:34
Man sollte im Forum keine Videos von einfachen Dorf-Vorführungen posten, hier gilt nichts als annehmbar, was nicht wenigstens perfekt ist.

Hier sieht man keine Demo vor einer Expertenkommission in altjapanischer Kulturetikette, sondern für ein paar Familien in einer Turnhalle an einem lauschigen Nachmittag, dafür geht es doch ganz gut durch. Als jemand der mit euren Fachtermini nichts anfangen kann, hätte ich mir nur etwas mehr fließende Dynamik gewünscht und weniger oft den immer selben Armstreckhebel.

kadour
16-12-2015, 10:31
Er geht halt im Galopp (ziemlich hektisch) durch die Grundtechniken durch, ikkyo bis nikyo jeweils einmal ura und einmal omote, danach ein paar Wurftechniken, ein bisschen Jo-dori, ein paar Schlagübungen und das war's.
Nächstes mal würde ich versuchen da etwas mehr Ruhe reinzubringen (dann kommt auch die Dynamik besser zum Vorschein), und konzentrierter anzugreifen.
Die Zeit war auch etwas zu kurz, da hätte ich auf die Stocksachen eher verzichtet.

Aikidox
16-12-2015, 14:41
@kadour:
Richtig!
Die Zeit war sehr kruz. Und zwar, am Anfang hatten wir 8-10 Minuten Zeit um etwas Techniken zu zeigen.
Als wir am Standort waren, sagte man uns dass wir nur 4-5 Minuten haben. Dann hatten wir keine Zeit mehr etwas zu ändern, und haben uns nur etwas besprochen und auf die Matte.

Lg

carstenm
18-12-2015, 08:48
OT ... Korinthen ...

... Aikikai oder der Tessier-Linie ... Christian Tissier ist shihan des aikikai. Das ist also keine Alternative.
Als Schüler von Yamaguchi sensei versteht er sein aikidô ausdrücklich nicht als eine eigene Linie.