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Vollständige Version anzeigen : Artikel von McKenna: Funakoshi & Yamaguchi - Die Kriegsjahre



FireFlea
09-04-2016, 23:11
Funakoshi Gichin & Yamaguchi Gogen: The War Years - Vancouver Kowakan (http://www.kowakan.com/funakoshi-gichin-yamaguchi-gogen-the-war-years/)

Schaut Euch mal die zeitgenössische Interpretation von "Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit" an. ;)

Gibukai
10-04-2016, 07:38
Hallo,

in dem Artikel wird wieder einmal ein gravierender Fehler veröffentlicht. Da wird einfach so behauptet, dass G. Funakoshi (1868–1957) eine Vorführung in Korea gegeben habe. Das ist einfach nur falsch. Sein Sohn, Y. Funakoshi (1906–1945), gab die besagte Vorführung in Korea.

S. auch hier: http://www.kampfkunst-board.info/forum/f7/karate-j-d-japan-1930er-jahre-173271/index2.html#post3383274

Leider lesen viele Leute diesen Mist im Internet und halten den dann für wahr ...

Grüße,

Henning Wittwer

FireFlea
10-04-2016, 07:57
Leider lesen viele Leute diesen Mist im Internet und halten den dann für wahr ...


Ist der ganze Artikel falsch oder nur die Anmerkung, dass sein Sohn die Forführung anstelle des Vaters gegeben hat? Für mich persönlich interessanter ist hier der Auszug aus Nakasones Buch.

Gibukai
10-04-2016, 08:27
Hallo,

wie geschrieben war G. Funakoshi nicht in Korea und somit sind auch alle damit zusammenhängenden Schlussfolgerungen und „Erkenntnisse“ von M. McKenna für die Katz.

G. Funakoshi schrieb seine zwanzig Lehrsätze zuerst 1930 nieder, von denen M. McKenna andeutet, sie wären „Mitten im Krieg“ gegen China veröffentlicht worden. D. h. auch diese Aussage ist problematisch. Richtig falsch ist dann auch die Aussage (eine „Andeutung“ ist es ja nicht), dass der unten übersetzte Text von G. Funakoshi selbst stamme. Nein, es handelt sich um einen Kommentar von G. Nakasone (1895–1978).

Die Übersetzung von G. Nakasones Kommentar zu „Gi“ ist zwar etwas frei, aber der wesentliche Punkt, dass die japanische Armee „Gi“ vertritt und „Fugi“ (Ungerechtigkeit) bekämpft, stimmt so. Diese Kernaussage zeigt natürlich deutlich, wie relativ so Stichwörter wie „Gerechtigkeit“ usw. sind … In der englischen Übersetzung von J. Teramoto wurde übrigens der Absatz mit der japanischen Armee ohne Anmerkung weggelassen – was auch Bände spricht (mehr zu dieser Übersetzung hier: http://www.kampfkunst-board.info/forum/f7/kuden-g-higaki-alte-karate-news-artikel-168152/index2.html#post3260376).

Grüße,

Henning Wittwer

FireFlea
10-04-2016, 08:58
Hallo Henning, Danke für Deine Einschätzung.



wie geschrieben war G. Funakoshi nicht in Korea und somit sind auch alle damit zusammenhängenden Schlussfolgerungen und „Erkenntnisse“ von M. McKenna für die Katz.

Ehrlichgesagt verstehe ich in diesem Zusammenhang die Schlussfolgerung von McKenna ohnehin nicht. Auch wenn Funakoshi in Korea gewesen wäre, sagt das ja noch nichts über seine Einstellung zum japanischen Militarismus aus. Obwohl es für mich ins Bild passen würde, da Funakoshi hier ja offenbar beste Kontakte besaß (Stichwort Nakano Schule).


Richtig falsch ist dann auch die Aussage (eine „Andeutung“ ist es ja nicht), dass der unten übersetzte Text von G. Funakoshi selbst stamme. Nein, es handelt sich um einen Kommentar von G. Nakasone (1895–1978).

Die Übersetzung von G. Nakasones Kommentar zu „Gi“ ist zwar etwas frei, aber der wesentliche Punkt, dass die japanische Armee „Gi“ vertritt und „Fugi“ (Ungerechtigkeit) bekämpft, stimmt so. Diese Kernaussage zeigt natürlich deutlich, wie relativ so Stichwörter wie „Gerechtigkeit“ usw.

Ist bekannt, inwieweit Nakasones Kommentare mit der Lehre / den Ansichten Funakoshis d'accord gehen?

Gibukai
11-04-2016, 08:53
Hallo,

G. Nakasone selbst schreibt nur, dass G. Funakoshi seine Kommentare (also die Kommentare von G. Nakasone zu den zwanzig Lehrsätzen) gründlich gelesen habe. Mehr nicht. D. h. daraus geht nicht hervor, wie G. Funakoshi diese Kommentare fand und ob er sie vollständig, teilweise oder gar nicht befürwortete.

Der Kommentar an sich ist sozusagen typisch für G. Nakasone. Da G. Nakasone politisch aktiv war und wegen „falscher“ politischer Gesinnung zuvor auch richtig Ärger hatte, wusste er, wie Parolen zu verfassen sind. Hier ein anderes Beispiel, in dem seine Ideologie klar zur Geltung kommt:

GIBUKAI » Karate-Werbung anno 1937 (http://www.gibukai.de/karate-werbung-anno-1937/)

G. Funakoshi hatte auf jeden Fall Kontakt zu militärischen Kreisen, war kaisertreu und versuchte Karate in möglichst allen Bevölkerungsschichten bekannt zu machen und zu verbreiten. 1935 äußert er z. B. den Gedanken dass Karate beim „Vorstoß des Yamato-Volks“ (d. h. des japanischen Volks) hilfreich sein könne. Der Satz ist weniger explizit wie das, was G. Nakasone schreibt, weil ein Verweis auf die japanische Armee fehlt. Er richtet sich quasi an alle Japaner, die ihn Lesen. (Mehr dazu in meinem „Band II“ S. 74 und S. 76 f.).

Ob G. Funakoshi allerdings den Begriff „Gi“ so auf die japanische Armee übertragen würde wie es G. Nakasone tut, kann ich nicht sagen. Aufgrund der mir zugänglichen Quellen kann ich festhalten, dass G. Funakoshi „Gi“ eher weit auslegt.

Grüße,

Henning Wittwer

Sukoshi
07-06-2016, 09:29
Hi Henning,

das schreit gerade danach, dass du uns wieder einen perfekten Artikel könntest.

Würde mich sehr darüber freuen... sicher einige andere Mitglieder hier auch.

Gruss
Sukoshi

Gibukai
07-06-2016, 16:54
Hallo,

danke für Deine Anregung! Tatsächlich ist mein Text über Shaolin, Bodhidharma und Karate ein direkter Konter gegen einen seiner Artikel mit sehr fragwürdigen Aussagen. Z. Z. sitze ich an meiner Übersetzung und Kommentierung eines umfangreicheren Texts von einem eher unbekannten okinawanischen Karate-Adepten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bis ich damit fertig bin, habe ich leider keine Zeit für Artikel ...

Grüße,

Henning Wittwer