Vollständige Version anzeigen : Aikido: was bedeutet "tai-no-henko"?
Ich hätte eine Frage an die Aikido- und/oder Japan(isch)-Kenner:
Was ist die Bedeutung des Begriffes "Tai no henkō" (体の変更)?
Laut Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Tai_no_henk%C5%8D) heißt das "Umkehrung der Körperstellung".
Auf YouTube gibt es einige Lehr- oder Demo-Videos zu dem Stichwort "tai no henko" oder "tai no henka", die alle ähnlich aussehen, zum Beispiel: Morihiro Saito teaches Tai no Henko (https://www.youtube.com/watch?v=l0BUP1slQ80).
In dem Aikido-Buch von Bodo Rödel gibt es einen Abschnitt "tai no henka". Dort heißt es:
Bei tai no henka wird die Bewegungsrichtung um 180° gedreht, ohne dass die Beinstellung sich verändert -- ledliglich die Füße und die Hüfte wird gedreht.
Auf allen "tai no henko" Lehrvideos sehe ich einen tenkan, also eine 180°-Drehung auf dem vorderen Fuß - oder 180°-Hüftdrehung plus ein Schritt zurück.
Meine Fragen dazu:
Sind "tai no henko" und "tai no henka" zwei Schreibweisen des selben Begriffs?
Ist die Definition bei Rödel falsch?
Falls "tai no henko" ein Oberbegriff für verscheidene Drehungen ist, (also tenkan ist ein tai-no-henko), gibt es einen japanischen Ausdruck für eine 180° Hüftdrehung ohne Positionsänderung der Füße?
AlexAikido
15-05-2016, 11:01
Ich kenn die Verwendung von Tai no Henko und Henka als synonyme Verwendung (also einfach utnerschiedliche schreibweise.
Bisher war ich immer der Meinung, dass Tai No Henko einfach das Prinzip des Tenkans mit einem Partner darstellt. Bin also auch mal gespannt, was die anderen Aikidokas hierzu schreiben.
carstenm
15-05-2016, 14:16
変化 [へんか] henka und 変更 [へんこう] henkô sind zwei unterschiedliche Begriffe. Nach meinem Verständnis meint henkô suru eher die Veränderung einer äußeren Situation, eines zeitlichen Ablaufes oder Plans z.B. . Während henka suru eher eine Veränderung nach innen, der Form oder Struktur meint.
(Eine Anfängerin, Japanerin, die die aikidô spezifischen Begrifflichkeiten noch nicht kannte, in hanmi stand und aufgefordert wurde "henka onegaishimasu", hat spontan die Bewegung ausgeführt, die Bodo beschreibt.)
Ich kenne das tai sabaki, das im aikidô am häufigsten geübt wird, als Abfolge von irimi, (tai no) henka und tenkan.
Die Ausführung dieser Bewegungsfolge mit einem Partner kenne ich als tai no henkô.
変化 [へんか] henka und 変更 [へんこう] henkô sind zwei unterschiedliche Begriffe. Nach meinem Verständnis meint henkô suru eher die Veränderung einer äußeren Situation, eines zeitlichen Ablaufes oder Plans z.B. . Während henka suru eher eine Veränderung nach innen, der Form oder Struktur meint.
(Eine Anfängerin, Japanerin, die die aikidô spezifischen Begrifflichkeiten noch nicht kannte, in hanmi stand und aufgefordert wurde "henka onegaishimasu", hat spontan die Bewegung ausgeführt, die Bodo beschreibt.)
Danke. Das erklärt den Widerspruch zwischen Bodos Beschreibung von tai-no-henka und dem, was ich als tai-no-henko kannte bzw. auf YouTube gesehen habe.
Ich kenne das tai sabaki, das im aikidô am häufigsten geübt wird, als Abfolge von irimi, (tai no) henka und tenkan.
Hmm. Ich kenn tai-sabaki in Theorie und Praxis als irimi gefolgt von tenkan (ein Schritt, eine Drehung). Im tenkan ist doch die Hüftdrehung um 180° bereits enthalten?
gibt es einen japanischen Ausdruck für eine 180° Hüftdrehung ohne Positionsänderung der Füße?
Ja. Kaiten.
Irimi tenkan (meist einfach tai-sabaki genannt) ist ein Schritt (Irimi), gefolgt von tenkan.
Tenkan könnte man aufdröseln in kaiten und einem darauf folgenden zurückziehen des vorderen Beins. Das hängt aber von der Schule ab aus der jemand kommt. Es gibt Lehrer die auf dem vorderen Bein drehen, und welche die erst eine Kaiten-Drehung machen bevor das Bein nach hinten genommen wird.
Klassisch ist eher die Drehung auf dem Ballen des vorderen Fußes.
Die Bedeutung von tai no henka liegt aber in der Änderung der mentalen Ausrichtung.
carstenm
17-05-2016, 04:44
Ich kenne tenkan und henka allerdings tatsächlich als klar unterschiedene, eigenständige Bewegungsformen.
Entsprechend gibt es dann auch ganz unterschiedliche Ausführungen von tai sabaki bzw. tai no henkô als
irimi > henka > tenkan
irimi > henka
irimi > tenkan
...
Diese Formen üben je unterschiedliche Aspekte, bzw. unterschiedliche Weisen, sich mit dem Partner zu verbinden.
Den Begriff kaiten, kannte ich bisher in diesem Kontext nicht.
Das Wort meint ja von seiner Bedeutung her ein kreisförmige Rotation, Umdrehung und ich kenne es entsprechend als Bezeichnung für eine noch andere Bewegungsform. Ich habe diesen Begriff als Bezeichnung einer Schrittfolge bisher nur von japanische Lehrern gehört.
Den Begriff kaiten, kannte ich bisher in diesem Kontext nicht.
Das Wort meint ja von seiner Bedeutung her ein kreisförmige Rotation, Umdrehung und ich kenne es entsprechend als Bezeichnung für eine noch andere Bewegungsform. Ich habe diesen Begriff als Bezeichnung einer Schrittfolge bisher nur von japanische Lehrern gehört.
Du kanntest ihn nicht, aber von japanischen Lehrern? Nun ja, japanische Lehrer sollten ja eigentlich wissen wie japanische Begriffe zu verwenden sind.
Kaiten als Bewegung beinhaltet eine Rotation der Hüften, es passiert also genau das was es bedeutet.
Genau diese Rotation verwendet man z.B. in Formen von Kaiten-Nage, daher der Name der Technik.
carstenm
17-05-2016, 15:52
Du kanntest ihn nicht, ...Ich habe den Begriff kaiten bisher noch nie gehört im Kontext von tai sabaki oder tai no henkô. Auch nicht von japanischen Lehrern. Ich habe das bei dir jetzt zum ersten mal so gelesen.
Ist es so klarer?
Die japanischen Lehrer, von denen ich gesprochen habe, benutzen den Begriff in der Tat im Zusammenhang mit kaiten nage.
Dabei wird je nach Ausführung entweder eine Rotation in der Senkrechten bezeichnet, also die kreisförmige Bewegung von ukes Arm über dessen Hüfte hinweg.
Oder eine Rotation in der Waagerechten, also das kreisförmige Führen von uke um tori herum.
Die Bewegung der Hüfte von tori, wird dort nicht gemeint.
Diese Begriffe sind letztendlich unscharf auch für Muttersprachler, darum kann ich gut nachvollziehen, daß unterschiedliche Lehrer sie auch unterschiedlich benutzen.
Auch nicht von japanischen Lehrern.
Vor allem von Masatomi Ikeda, Yoji Fujimoto, und ich glaube auch Hiroshi Tada Sensei habe ich Kaiten in diesem Sinne gehört.
carstenm
17-05-2016, 16:46
Danke!
Hab ich wieder was gelernt. :)
carstenm
17-05-2016, 18:03
... und habe grad in einem Buch von dôshu die Bezeichung tenkai gefunden. Die identischen kanji wie kaiten. Nur in umgekehrtert Reihenfolge. Umgedreht (kaiten) gewissermaßen. :D
変更 [へんこう] henkô
Saito schrieb übrigens so: 変向
carstenm
18-05-2016, 12:15
Hm, wie würdest du das übersetzen?
Richtungsänderung?
GastRitis
18-05-2016, 12:24
Das zweite kanji stellt ein Haus mit Fenster dar. Man kann es mit Änderung der Blickrichtung oder auch Richtungswechsel übersetzen.
Oder auch Änderung des Blickes aus Sicht des Uke. Das ganze läßt sich natürlich noch vielschichtiger betrachten, genau wie der tai no henko selbst. O'Sensei hat -wie du sicher weisst- dem tai no henko neben dem morote dori kokyu ho eine sehr gr0ße Bedeutung zugemessen und lies ihn vor jeder Trainingseinheit üben. So wird es auch heute noch in einigen Trainingsgruppen praktiziert.
carstenm
19-05-2016, 09:23
O'Sensei hat -wie du sicher weisst- dem tai no henko neben dem morote dori kokyu ho eine sehr gr0ße Bedeutung zugemessen und lies ihn vor jeder Trainingseinheit üben. Ja klar, ich glaube, das ist wohl so eine Art Allgemeinwissen. ;)
Umso interessanter war es für mich zu hören, daß es Schüler gibt, die sagen, daß sie das bei ihm offenbar nicht so erlebt haben. Kannst du etwas dazu sagen, ob er das Üben von von tai no henkô und auch morote dori kokyû hô vielleicht in Iwama besonders betont hat?
Ich frage mich aufgrund der erwähnten Berichte, ob es sich damit vielleicht ähnlich verhalten könnte, wie mit der Betonung der Waffenarbeit.
So wird es auch heute noch in einigen Trainingsgruppen praktiziert.Ich habe ja oben geschrieben, daß wir unterschiedliche Formen von tai no henkô üben.
Ist das bei euch auch der Fall, oder übt ihr jedesmal die gleiche Form?
Das zweite kanji stellt ein Haus mit Fenster dar. Man kann es mit Änderung der Blickrichtung oder auch Richtungswechsel übersetzen.
So würde ich es auch erst einmal übersetzen.
Das ganze läßt sich natürlich noch vielschichtiger betrachten, genau wie der tai no henko selbst.
Es findet bei tai no henko nicht nur ein Richtungswechsel, sondern auch eine Art Umkehr in der inneren körperlichen Ausrichtung statt.
Meinst du so etwas mit "tiefschichtiger"?
Ich habe ja oben geschrieben, daß wir unterschiedliche Formen von tai no henkô üben.
Ist das bei euch auch der Fall, oder übt ihr jedesmal die gleiche Form?
Ich denke, tai no henko bezieht sich in bestimmten Schulen auf jeweils klar definierte Formen, nicht auf mehrere unterschiedliche.
Bei Saito ist es die Form aus gyaku hanmi mit einer Tenkan Bewegung, im Yoshinkan gibt es tai no henko ichi und ni, ebenfalls als klar definierte Formen.
Wir üben aus gyaku hanmi oder katate ryote dori unterschiedliche Bewegungen unter dem Oberbegriff kokyu ho, dazu gehört u.a. auch die Bewegung, die bei Saito und seinen Schülern tai no henko heißt.
GastRitis
19-05-2016, 11:26
Ja klar, ich glaube, das ist wohl so eine Art Allgemeinwissen. ;)
Umso interessanter war es für mich zu hören, daß es Schüler gibt, die sagen, daß sie das bei ihm offenbar nicht so erlebt haben. Kannst du etwas dazu sagen, ob er das Üben von von tai no henkô und auch morote dori kokyû hô vielleicht in Iwama besonders betont hat?
Ich frage mich aufgrund der erwähnten Berichte, ob es sich damit vielleicht ähnlich verhalten könnte, wie mit der Betonung der Waffenarbeit.
Ehrlich gesagt interessiere ich mich nicht dafür, wie einzelne Schüler welches Training erlebt haben.In Ueshibas 1938er Training Manual “Budo” liest man recht eindeutig: “daily practice begins with tai no henko“ (siehe Punkt 5, “How to Practice”). Und das in Iwama das Training vielleicht systematischer und geordneter Ablief als das mehr freie und waffenlose Üben in Tokyo ist ja auch bekannt.
Ich habe ja oben geschrieben, daß wir unterschiedliche Formen von tai no henkô üben.
Ist das bei euch auch der Fall, oder übt ihr jedesmal die gleiche Form?
Wenn man intensiv genug übt, sprich täglich und vor jeder Einheit spielt die Form letztendlich keine Rolle mehr. Um aber dahin zu kommen, macht es nicht die Anzahl der unterschiedlicheen Formen aus, sondern die Intensität. Viel bringt nicht immer viel.
Es findet bei tai no henko nicht nur ein Richtungswechsel, sondern auch eine Art Umkehr in der inneren körperlichen Ausrichtung statt.
Meinst du so etwas mit "tiefschichtiger"?
Ja, genau.
Wenn man sich unterschiedliche Bilder von Ueshiba bei tai no henko anschaut, sieht man durchaus sehr unterschiedliche Ausprägungen und Ausführungen. Handhaltung, Körperstellungen und Winkel zueinander, gotai, jutai, ryutai etc. Hier lassen sich eben unterschiedliche Aspekte des Übens klarer betonen.
Ich denke, tai no henko bezieht sich in bestimmten Schulen auf jeweils klar definierte Formen, nicht auf mehrere unterschiedliche.
Bei Saito ist es die Form aus gyaku hanmi mit einer Tenkan Bewegung, im Yoshinkan gibt es tai no henko ichi und ni, ebenfalls als klar definierte Formen.
Wir üben aus gyaku hanmi oder katate ryote dori unterschiedliche Bewegungen unter dem Oberbegriff kokyu ho, dazu gehört u.a. auch die Bewegung, die bei Saito und seinen Schülern tai no henko heißt.
Wie gesagt, die Formen finde ich gar nicht so wichtig, sondern die Essenz oder den Kern dahinter. Und der ist aus meiner Sicht gleich.
Wie gesagt, die Formen finde ich gar nicht so wichtig, sondern die Essenz oder den Kern dahinter. Und der ist aus meiner Sicht gleich.
Ich denke dass bestimmte Formen bestimmte Aspekte üben. Mag sein dass man ein übergeordnetes Konzept als "den Kern" bezeichnen kann. Das reicht aber wie ich finde nicht aus um konkrete Aspekte zu üben.
Warum gibt es z.B. ura- und omote- Formen wenn beide das gleiche üben würden?
GastRitis
19-05-2016, 13:08
Ich denke dass bestimmte Formen bestimmte Aspekte üben. Mag sein dass man ein übergeordnetes Konzept als "den Kern" bezeichnen kann. Das reicht aber wie ich finde nicht aus um konkrete Aspekte zu üben.
Warum gibt es z.B. ura- und omote- Formen wenn beide das gleiche üben würden?
Ich denke, wir meinen prinzipiell das gleiche. Nun sind wir bei der Definition der Begrifflichkeiten. Schwerpunktmäßig üben wir die beiden mawari Varianten uchi und soto, also ura. Die irimi Variante -also omote- spielt dann eher in morote dori kokyu ho eine Rolle. Wenn also uchi, soto und irimi unterschiedliche Formen sind hast du absolut Recht.
Ich erlebe es aber immer wieder, dass eine Variante -z.B. uchi- in unterschiedlichen Ausprägungen (ein Arm oben oder unten , kreisförmig, Handflächen oben oder unten, Hüftwinkel) als unterschiedliche Formen gesehen werden. Und darauf bezog sich meine Aussage.
Ich finde es nur wichtig, dass nicht ständig wechselnde Dinge geübt werden und man so nie den Kern finden kann. Das sollte eigentlich meine Aussage ausmachen.
Nun sind wir bei der Definition der Begrifflichkeiten. Schwerpunktmäßig üben wir die beiden mawari Varianten uchi und soto, also ura. Die irimi Variante -also omote- spielt dann eher in morote dori kokyu ho eine Rolle.
Jetzt wird es verwirrend. Der Begriff mawari sagt mir gar nichts. Wenn ich in youtube recherchiere, meine ich aber zu erkennen dass es sich um Eingangsbewegungen handelt. Diese haben aber nicht unbedingt etwas mit ura oder omote zu tun, (da aus beiden Eingängen jeweils ura und omote Formen möglich sind).
Der Zusammenhang mit tai no henko ist mir auch noch nicht klar.
GastRitis
19-05-2016, 14:13
Jetzt sind wir genau an dem Punkt, denn ich immer versuche zu vermeiden. Auf der Matte ist das in 10s zu zeigen...;)
Ich verstehe unter Mawari die Eindrehbewegung. Man kann auf der Ura-Seite eine Eindrehbewegung nach innen machen oder nach aussen. Das sind zwei Varianten.
Ich meine die TAAI Leute verwenden diese Begrifflichkeit. Da habe ich sie jedenfalls aufgeschnappt.
Man kann auf der Ura-Seite eine Eindrehbewegung nach innen machen oder nach aussen. Das sind zwei Varianten.
Aber doch nicht bei tai no henko?
Beispiel kaiten-nage (gyaku hanmi):
Sowohl uchi- als auch soto-kaiten-nage gibt es als omoto, und als ura-version.
Dann gibt es standardmäßig drei verschiedene Möglichkeiten die Bewegung aufzunehmen, direkt, mit Tenkan, oder irimi tenkan.
Macht dann 12 Varianten. Spielereien gibt es dann noch mehr, z.B. mit sankyo kombiniert, oder in der ura-form unterschiedliche Schritte.
Wie gesagt trifft das aber meiner Ansicht nach nicht für tai no henko zu, da gibt es eine bestimmte Form, bzw. zwei (ichi - irimi, ni - tenkan) im Yoshinkan Aikido.
GastRitis
19-05-2016, 14:54
Es scheint an den Begrifflichkeiten zu hängen. Die zwei von dir als yoshinkan Formen bezeichnet kenne ich, aber übe ich nicht als tai no henko. Die von Dir bezeichnete "eine bestimmte" Form ist auch die Form, die ich am meisten und längsten übe. Das nenne ich mal Iwama Form, weil die auch Saito immer wieder zeigte. Das ist die Soto Variante. Daneben ist mir aber noch die andere uchi Variante begegnet, die ähnlich ist, aber eine andere Drehrichtung beinhaltet. Ich finde aber auch kein Video davon...
Hier scheinen die Varianten beschrieben zu sein (und noch mehr), habe aber keine Zeit alles zu lesen:
Roku tai no henko of the Chushin Tani | Aikido Student dot Com (http://www.aikidostudent.com/ASCv2/?p=86)
Hier scheinen die Varianten beschrieben zu sein [/url]
Die Erläuterungen beziehen sich nur auf die Bewegung der Füße, nicht auf tai no henko als Übung.
Die Frage an sich ist aber doch, ob es verschiedene Formen von tai no henko gibt und ob man dabei unterschiedliche Aspekte übt oder ob alles der gleiche Kern ist. Um Begrifflichkeiten geht es mir dabei eigentlich nicht.
Vielleicht kann Carstenm ja noch mal sagen, was bei seinen Varianten die Unterschiede sind.
irimi > henka > tenkan
Das ist mir überhaupt nicht klar wie das aussehen soll.
Diese Formen üben je unterschiedliche Aspekte, bzw. unterschiedliche Weisen, sich mit dem Partner zu verbinden.
Und welche sind das genau?
carstenm
23-05-2016, 08:07
pardon ... ich war unterwegs, in Berlin ...
Das ist mir überhaupt nicht klar wie das aussehen soll.Schritte nach vorne - irimi
Drehung auf beiden Füßen - henka
vorderen Fuß zurück nehmen - tenkan
tenkan meint hier nicht, wie sonst häufig, eine Veränderung der Ausrichtung des Körpers durch eine Drehung auf dem vorderen Fuß. Sondern es bezeichnet den Wechsel des hanmi und die damit verbundene Ausrichtung der Hüfte bei gleicher Blickrichtung.
Und welche sind das genau?Mögliche Ausführungen sind zum Beispiel:
irimi > henka > tenkan - Im Moment des Kontakts gibt es eine relativ starke Ausrichtung auf uke zu: uke wird "angehalten".
tori verbindet seine Ausrichtung mit der von uke.
tori bewegt uke nach vorne, d.h. in dessen ursprünglicher Bewegungsrichtung oder auf sich selbst zurück.
irimi > henka - Die Bewegung von uke wird aufgenommen, ohne ihn "anzuhalten" und weiter nach vorne geführt.
irimi > tenkan - Die Bewegung von uke wird aufgenommen, ohne ihn "anzuhalten" und wird auf ihn zurück geführt.
vorderen Fuß zurück nehmen - tenkan
Kenne ich zwar nicht als tenkan, aber dann wird es verständlich.
irimi > tenkan - Die Bewegung von uke wird aufgenommen, ohne ihn "anzuhalten" und wird auf ihn zurück geführt.
Was bedeutet "auf ihn zurückführen"?
Bedeutet hier "tenkan" auch wieder ein Zurückziehen des vorderen Fußes? Wenn nein, verstehe ich glaube ich was mit "zurückführen" gemeint ist, wenn ja, nicht.
Wenn mit tenkan jetzt eine Drehung gemeint sein solllte, warum unterscheidet ihr dann irimi tenkan und irimi henka tenkan?
carstenm
23-05-2016, 08:42
Was bedeutet "auf ihn zurückführen"?Der Partner wird nicht nach vorne bewegt, sondern nach hinten und unten.
Bedeutet hier "tenkan" auch wieder ein Zurückziehen des vorderen Fußes? Nein, hier ist tatsächlich eine Drehung auf dem vorderen Fuß gemeint. Die Bewegung des Partners wird aufgenommen, ohne ihn anzuhalten, aber dann nicht nach vorne weitergeführt, sondern zurück, nach hinten.
Wenn mit tenkan jetzt eine Drehung gemeint sein solllte, warum unterscheidet ihr dann irimi tenkan und irimi henka tenkan?Weil bei irimi henka tenkan der Partner "angehalten" wird, während bei irimi tenkan die Bewegung des Partners unmittelbar aufgenommen werden sollte, ohne ihn "anzuhalten".
Weil bei irimi henka tenkan der Partner "angehalten" wird, während bei irimi tenkan die Bewegung des Partners unmittelbar aufgenommen werden sollte, ohne ihn "anzuhalten".
Hm, aber die Bewegung ist doch gleich, was man damit anstellt ist unterschiedlich, je nach Situation. Ob ich jemanden erst anhalte, ihn dann durchlasse, ihn direkt weiterführe oder zurückwerfe, alles möglich.
"Anhalten" finde ich allerdings ungünstig, es kann höchstens eine kurze Irritation stattfinden die auf Uke eine bestimmte Wirkung hat, dann muss aber sofort ein Richtungswechsel stattfinden.
Ich kenne diese unterschiedlichen Arten der Bewegung, aber das ist ein ziemliches Begriffswirrbar wenn man da auch noch die Fußbewegung unterschiedlich benennt. Ist bei uns etwas einfacher, man braucht nicht so viele unterschiedliche Begriffe.
Man unterscheidet eher in der Weise wie gotai, jutai, ryutai, oder übt halt einfach so wie es gezeigt wird.
Ich finde das zu umständlich, aber Danke für die Klarstellung.
Edit: Dieses kurze "Stoppen" des Angreifers ist ja in jeder belieben Eingangsbewegung möglich, benennt ihr da die Fußbewegungen auch jedesmal unterschiedlich?
carstenm
23-05-2016, 10:00
Im alltäglichen Training ist es bei uns auch genau so, wie du sagst: Man "übt halt einfach so, wie es gezeigt wird".
Wir unterscheiden zwar mal henka und tenkan, wenn wir eine Bewegung beschreiben, aber was die unterschiedlichen Formen von tai no henkô abnelangt, muß keiner der Übenden diese ganz Begrifflichkeiten auswendig lernen und oder klassifizieren.
Es gibt halt einfach diese unterschiedlichen Formen und die werden dann schlicht geübt und dabei die Aspekte betont, die versucht habe, zu beschreiben.
Die Unterscheidung von gotai, jutai und ryûtai kenne ich dagegen übrigens aus meinem eigenen Üben überhaupt gar nicht. Außer bei meinen wenigen Besuchen bei Lehrern der Iwama ryû, habe ich nie erlebt, daß sie ein Lehrer auf der Matte benutzt hat. Auch nicht Lehrer, die von Asai sensei herkommen. Arbeitet er denn mit diesen Begriffen?
Das "Anhalten" kann in dem Üben, wie ich es kenne, eine ganz eigene Phase sein, die relativ "lange andauert". Es geht dabei weniger um eine Irritation, sondern eher um eine bestimmte Form des Kontaktes zum Partner.
Ich meine damit nicht so etwas, das einem kurzen Stoppen des Angreifers z.B. durch atemi gleicht.
Auch nicht Lehrer, die von Asai sensei herkommen. Arbeitet er denn mit diesen Begriffen?
Ja, und er zeigt und unterscheidet es klar und deutlich. Allerdings spricht er es sehr selten an. Das ist irgendwie nicht sein Ansatz, viel über so etwas zu reden. Man muss halt genau hinsehen was er macht. Das die Leute richtig sehen lernen ist ihm wichtiger, weils beim Alten Ueshiba halt auch so war. Man hatte meist nur eine Chance etwas zu erfassen, und da musste man lernen genau hinzusehen, um es genau so nachmachen zu können.
Viele Leute machen automatisch immer das Gleiche und lernen deshalb die Unterschiede nicht. Sie sehen eine Bewegung, aha, das ist tai no henko. Was genau gezeigt wird, sehen sie leider nicht.
Das "Anhalten" kann in dem Üben, wie ich es kenne, eine ganz eigene Phase sein, die relativ "lange andauert". Es geht dabei weniger um eine Irritation, sondern eher um eine bestimmte Form des Kontaktes zum Partner.
Es geht aber doch darum dass beim Angreifer eine Wirkung erzielt wird und mit dieser Wirkung über den Kontakt weitergearbeitet wird. Man kann diese Phase natürlich für Übungszwecken verlängern.
carstenm
24-05-2016, 08:16
Es geht aber doch darum dass beim Angreifer eine Wirkung erzielt wird und mit dieser Wirkung über den Kontakt weitergearbeitet wird.Hm, ich glaube, den Satz verstehe ich nicht:
Der Kontakt ist doch gerade das Mittel/Art und Weise/Methode, mit dem Wirkung beim Angreifer erzielt wird?
Also ich würde es jedenfalls so formulieren.
Hier wird am Anfang (shomen uchi osae waza) vielleicht deutlich, was ich meine. (https://youtu.be/7J4WxbWc7DE)
Also ich würde es jedenfalls so formulieren.
Ich würde sagen der Kontakt "vermittelt" die Wirkung.
Dieser ist aber nicht die Ursache, die liegt darin was tori in seinem Körper (und seinem Kopf) anstellt.
Je länger der Kontakt andauert, desto länger kann man auf uke einwirken.
Entweder halt kurz mit heftiger Wirkung oder halt länger andauernd (fixieren, in einer bestimmten Position halten, Richtung wechseln, etc.)
carstenm
24-05-2016, 09:25
D'accord. :)
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