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Vollständige Version anzeigen : Kontaktsport mit Knieproblemen?



Deedo
15-05-2016, 18:25
Hi! Ich wollte mal ganz allgemein fragen, wie ihr im Training mit Verletzungen am Knie umgeht? Nicht frische, da ist eh mal Pause angesagt, ich spreche von Kreuzbandrupturen, Kapseleinrissen, Meniskusläsionen,... die eben wieder verheilt sind aber immer noch Probleme verursachen. Mal zwickt es nur (wie wir hier sagen), mal hat man ein echtes Problem bei manchen Übungen.

Ich habe vor 1 1/2 Jahren eine Kreuzband-OP (vorne) gehabt. Damals war das innere Seitenband auch eingerissen. Ich hab mich brav an die Reha gehalten, viel Muskulatur aufgebaut und lang genug gewartet, bis ich wieder mit Kontaktsport angefangen habe - die Physio-Tests bzgl Stabilität hab ich alle mit Glanz bestanden. Seit etwa 7 Monaten mache ich Pencak Silat und prinzipiell läuft es sehr gut und es geht so gut wie alles, ich pass auch auf und taste mich ran und trotzdem passiert immer wieder was. Vor 2 Monaten ein leichter Einriss oder Überdehnung (am MRT sieht man's leider nicht gut wegen der Überlagerung durch die Schrauben im Knie) des Kreuzband-Ersatzes und vor knapp 2 Wochen hab ich den Innenmeniskus (Grad IV Lästion am Hinterhorn) geschrottet.

Ich hab einen wirklich guten Doc, der nicht nur Sportorthopäde ist, sondern auch selbst weiß wie es ist wenn man möchte und nicht 100%ig kann und sein Bestes tut und mir sagt wir können das und das versuchen oder machen, aber langsam frag ich mich wirklich, ob Kampfsport vielleicht doch unmöglich ist... kann man mit kaputtem Knie, denn es wird nie wieder so wie das nicht operierte, wirklich trainieren? Irgendwie reicht's mir nämlich, ich bin ein Steh-auf-Männchen, aber wenn ich alle paar Wochen mit was rechnen muss... :-(

KK-Baghira
15-05-2016, 18:52
@Deedo: Das klingt leid-geplagt und für meinen Geschmack auch bekannt.

Im Jeet Kune Do-Unterforum gibt es z.Z. einen ähnlichen Thread (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f48/jkd-training-kreuzband-op-178578/) - vlt. gibt es auch da ja Anregungen für dich. Ich zitiere mich daraus mal selbst, was ich kürzlich zu der Thematik Trainieren mit Knieproblemen bei mir geschrieben habe:



Kurz zu mir: bei mir gabs 2002 einen dreifachen Kniescheibenbruch mit Kreuzbandriss vorne & hinten im linken Knie - Fußball spielen halt

Nach der OP dann Physiotherapie und Co zum Muskelaufbau und Stabilisieren, knapp 2 Jahre später mit JKD bzw Jun Fan Kung Fu in der Inosanto Linie begonnen und trainiere dies bis heute (aber auch mit Einblicken in andere 'JKD-Linien'):

Kurz gesagt: Mein Knie ist - trotz Aufbau etc. nie mehr so stabil geworden wie das andere oder wie vor der OP - auch wenn der Arzt dies damals auswies und es Versicherungs-Hick-Hack gab.
Für mich heißt dies: Das Knie bekommt außerhalb des Trainings Bewegung, Bewegung, Bewegung und auch Muskelaufbau im Oberschenkel. Nichtsdestotrotz geht es bei mir ab und an immer noch weg (Patellaluxation, Jägerhutkniescheibe). Beim Training werden meist - v.a. aber in Richtung freies Arbeiten - Bandagen getragen.

Dabei hat sich für mich herausgestellt: Je mehr ich Intensität, Belastung, Richtungswechsel (initial) selbst steuern oder zumindest bewusst vollziehen kann, desto angenehmer. Beispielsweise - ohne Selbstbezug herstellen zu wollen - Training in der Art, wie Mike Gittleson (Ted Wong Linie) sich hier bewegt (http://jkdlibrary.com/basic-striking-jkd/58/), ist für mich gut mach- oder übbar.
Je mehr Unvorhersagbarkeit reinkommt oder je mehr sich an Grenzen, z.B. im Timing-Bereich, Geschwindigkeit, Distanzarbeit o.ä. z.B. beim Intercepten oder fechtbezogenem Arbeiten oder Sparring oder freiem Arbeiten herangewagt wird, desto kritischer. Ähnliche Grenze gilt dann auch für mich als Instruktor.

Vielleicht konnte dir dies einen kleinen Einblick geben - aber lass dich nicht entmutigen: Schau nach deinen eigenen Grenzen und gucke, dass du so an sie stößt, dass du sie verschieben und dich irgendwann anvertrauen kannst :)

Schöne Grüße und zumindest anfangs aufmerksam-bezogenes Trainieren
Baghira