Vollständige Version anzeigen : Stiefsohn - Vaterrolle
Hallo Leute, ich möchte mal euren Rat.
Seit 6 Jahren bin ich mit einer wundervollen Frau zusammen. Sie hat mit einem anderen Mann einen Sohn, der 9 1/2 Jahre alt ist.
Ich kenne die beiden nun schon seit über 8 Jahren, seitdem der Kleine ein Baby ist.
Zu Beginn war es mir sehr wichtig, seinen leiblichen Vater nicht zu verdrängen. Ich fand, die Bindung zu seinem Vater ist sehr wichtig, und wollte mich da nicht hineindrängen.
Da ich einen beinahe übermächtigen Vater habe, der unglaublich stark, liebevoll, klug und väterlich ist, wollte ich, dass er diese Gefühle seinem Vater gegenüber behalten kann.
Anfangs konnte ich die Illusion bewahren, dass sein leiblicher Vater auch ein ebenso starker Vater ist.
Bald jedoch fand der Kleine heraus, dass ich in Wahrheit viel stärker bin als sein Vater. Dass ich auch viel klüger bin und so weiter.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass dies für den Kleinen eine schwierige Situation ist, aber das ist nicht das Thema.
Mir geht es um Folgendes:
Sein leiblicher Vater enttäuscht mich. Er macht nur das Mindeste. Wir bemühen uns um Kontakt, aber er betrachtet es eher als Pflichtübung, seinen Sohn alle 2 Wochenenden zu sich zu nehmen. Die Familie (der Grossvater) behandeln ihn stiefmütterlich und lassen ihn sich zweitklassig fühlen.
Der Vater hat noch einen anderen Sohn mit einer anderen Frau, welcher von der Familie innig geliebt wird....und das spürt der Kleine und tut ihm weh.
Wenn ich den Kleinen erblicke, sehe ich sehr viel mehr von mir in ihm, als von seinem leiblichen Vater. Ich fühle mich auch als sein Vater, und fühle für ihn, als meinen Sohn.
Meine Frage nun:
Was ratet ihr mir? Denkt ihr, es ist eine gute Sache, die Vaterrolle auch offizieller zu übernehmen? Ist es schon zu spät, ist er schon zu alt um mich als Vater zu akzeptieren? Übertrage ich zu sehr meine Gefühle auf den Kleinen bzw. spiegle meine eigenen Empfindungen? Wahre ich besser meine Rolle als väterliches Vorbild und Partner der Mutter?
Ich habe das Gefühl, es würde ihm Halt bieten, wenn er mich "Vater" nennen kann, und seinen Freunden bei Fragen nicht immer erklären muss, ich sei der Freund der Mutter, sondern sagen kann, ich wäre sein Vater... aber körperlich gesehen bin ich das nunmal nicht, da ändern alle Gefühle nichts.
Was ratet ihr mir? Bitte macht euch nicht über mich lustig.
EDIT: Danke vielmals für eure sensiblen und herzlichen Antworten. :) :blume:
Frage ihn selbst: möchte er dich als "offiziellen" Vater haben? Er it alt genug, um es zu wissen.
Meine Meinung dazu ist recht schnell gesagt, wenn auch sicher kontrovers: ich finde leibliche Verwandschaft absolut überbewertet. Die Eltern eines Kindes sind m.E. diejenigen, die die Aufgabe übernehmen, es nach bestem Wissen und Gewissen großzuziehen, nicht diejenigen, die lediglich das genetische Material dazu geliefert haben (auch wenn es immer in beiden Fällen Leute gibt, die den Job verbocken).
Wenn Du und die Mutter des Jungen der Meinung seid, dass das der richtige Schritt ist, würde ich dem Jungen in jedem Fall freistellen, ob er Dich Vater nennen will oder nicht. Nur aufzwingen würde ich ihm das nicht.
Beste Grüße
Period.
südberliner
05-06-2016, 15:33
Ich würde sagen, sprich mit der Mutter mal darüber. Wichtig wäre,dass vorher euer Verhältnis komplett geklärt ist, also ob ihr wirklich auf lange Sicht zusammen bleiben wollt, oder seid ihr schon verheiratet?
Ansonsten wäre es wohl ziemlich schwer für den Jungen, wenn du für ihn die Vaterrolle übernimmst, aber es schon bald mit der Mutter in die Brüche geht ... ich weiß nicht, ob ich das jetzt geschickt formuliert habe, tut mir Leid, aber ich denke, es ist verständlich, was ich meine.
Warum sollte es mit 9 zu spät sein? Jeder Junge sollte eine (möglichst starke, positive) Vaterfigur haben, die ihm beim Mannwerden hilft.
Die Blutsverwandtschaft spielt in so einem Fall dann, meiner Meinnung nach, eine untergeordnete bis keine Rolle.
Wenn das Verhältnis zwischen dir und der Mutter klar ist für die Zukunft und der Kleine es auch möchte, spricht meines Erachtens nichts dagegen :)
Tue es ;)
ich bin selbst ein Scheidungskind, der "neue" meiner Mutter kannte mich seit ich 6 war, Scheidungs"krieg" war vorbei als ich so 19 war.
Ich habe den Freund meiner Mutter immer als "Vater" gesehen oder zumindest als Vaterfigur. Und das hat mir unglaublich gut getan!
meinen Leiblichen Vater ... mit dem habe ich noch zu tun, jetzt mit ü30 komme ich halbwegs mit ihm klar... aber ausser, dass er mein Erzeuger ist und mittlerweile ein Bekannter vermindet mich wenig väterliches mit ihm.
Meine Meinung dazu ist recht schnell gesagt, wenn auch sicher kontrovers: ich finde leibliche Verwandschaft absolut überbewertet. Die Eltern eines Kindes sind m.E. diejenigen, die die Aufgabe übernehmen, es nach bestem Wissen und Gewissen großzuziehen, nicht diejenigen, die lediglich das genetische Material dazu geliefert haben (auch wenn es immer in beiden Fällen Leute gibt, die den Job verbocken).
Wenn Du und die Mutter des Jungen der Meinung seid, dass das der richtige Schritt ist, würde ich dem Jungen in jedem Fall freistellen, ob er Dich Vater nennen will oder nicht. Nur aufzwingen würde ich ihm das nicht.
Beste Grüße
Period.
Genau so sehe ich es auch. Wenn der Kleine dich "Vater/Papa" nennen will und dich in der Erziehung als solchen akzeptiert (und die Mutter natürlich damit einverstanden ist), dann ist das doch ne gute Lösung. Dass sein leiblicher Vater ein anderer ist, weiß er ja, ihr belügt ihn ja nicht, sondern es ist eher so ne Art (inoffizielle) Adoption auf beidseitigen Wunsch hin...Das ist doch ne gute Sache...
Achso ;) ich habe meine Mutter nie Mutter und meinen Vater nie Vater genannt, bei uns waren das immer die Vornamen ^^
... hm, Du schreibst, dass Du den Vater schon seit über 8 Jahren 'kennst',
kennst Du ihn gut genug, um mit ihm über dieses Problem zu reden?
Kusagras
05-06-2016, 15:54
Frage ihn selbst: möchte er dich als "offiziellen" Vater haben? Er it alt genug, um es zu wissen.
Ich denke, dass ist der richtige Ansatz. Es kann auch nicht schaden einen (guten) Kinderspsychologen zu Rate zu ziehen, um nochmal Input in diese nicht so einfache 3/4/Mehrecks-Konstellation zu bekommen.
Wenn er es noch nicht weiss, oder ihm eine Entscheidung schwer fällt, würde ich ihm Zeit geben,auf keinen Fal auf eine "Entscheidung" drängen oder das Thema oft ansprechen, immer versuchen bei sowas , die Situation aus der Perspektive des Kindes zu betrachten, das ist gar nicht so einfach.
Anderseits hat er ein Alter, dass ihm grundsätzlich ermöglicht, seine Gefühle zu äußern. Wichtiger als offizielle Zuordnungen, ist das Vertrauensverhältnis zu dir, die Frage, ob und in wie weit er sich mit seinem Anliegeren dir gegenüber öffnet. Wenn das funktioniert, ist das Wichtigste gewonnen.
btw.: Wenn er die Erkenntnis macht, dass du "der Stärkere bist" (ist das physisch gemein?), fände ich das gut, dies einfach stehen zu lassen, also nicht zu forcieren. Nicht das ich das unterstelle, wollte es trotzdem nochmal erwähnen. Grundsätzlich sollte man immer versuchen, den anderen Bezugspersonen - auch im Gespräch mit dem Kind- mit Respekt zu begegen, solange diese dem Kind gegenüber nicht nachteilig agieren und dem Kind der Umgang mit den anderen wichtig ist. Wen letzteres nicht mehr der Fall ist, wird es das von sich aus signalisieren. Dann sollte man ggf auch handeln.
@kraken:
ich hatte einen beschissenen leiblichen vater und dann einen schwer gestörten, soziopathisch-sadistischen stiefvater.
und ich hab erst viele, viele jahre später wirklich verstanden, daß mir mein leben lang vor allem ein vater gefehlt hat ...
wenn du meinst, daß du ein richtig gutes verhältnis zu dem jungen hast, und wenn er dasselbe denkt ... dann SEI ihm ein vater!
was könnte euch beiden besseres widerfahren?
:)
Lady Emily
05-06-2016, 16:12
Ich schließe mich der Meinung meiner vielen Vorreiter hier absolut an: du solltest es deinem Stiefsohn auf jeden Fall anbieten, und ihm klar machen, dass du es ernst und gut meinst und es dir wünschst.
Zu spät? Denke ich nicht...
Gerade weil du ja bisher "nur" der Freund seiner Mutter warst (nicht abwertend gemeint!) hat er dich ja vielleicht schon für viel cooler gehalten, als man seinen eigenen "Vater-von-vornherein" oft einschätzen würde...?
LG und viel Glück (ich wünsche dir echt, dass es klappt - du hast das so nett geschrieben! :))
Em
Mankalita
05-06-2016, 18:32
Hallo Kraken,
mit 9 1/2 kommt der Junge langsam in die Vorpubertät, besonderst in dem Alter suchen Jungs ein "männliches Vorbild".
Ich denke, das "Vater sein" hat weniger mit dem Erzeuger zu tun, als viel mehr mit dem Mann, der das Leben mit dem Jungen teilt, also als Ansprechpartner und Ratgeber bei Sorgen und Problemen da ist, als Vorbild dient, der mit ihm spielt, etwas unternimmt, mit ihm Hausaufgaben macht und/oder lernt, erziehliche Aufgaben übernimmt (auch mal "nein" sagt und etwas verbietet) und ihm in seinem Alltag als Vorbild dient.
Lebst du denn mit der Mutter des Jungen zusammen in einer Wohnung? Das ging aus deiner Erzählung nicht hervor, du hast geschrieben, dass du seit 8 Jahren mit ihr zusammen bist, was aber ja nicht zwangsweise heißt, dass ihr auch zusammen lebt.
Lebt ihr zusammen, dann hast du die Vaterrolle vermutlich eh schon ;) du wirst, wenn dich der Junge was gefragt hat, ihn kaum zu seiner Mama geschickt haben. Du wirst für ihn da gewesen sein, wenn er Fragen hatte, genau wie du dann vermutlich auch mal "nein" gesagt hast, wenn er 10 Minuten vor dem Abendessen noch zum Bolzplatz oder Kumpel wollte...
Ich würde da gar kein großes "tam-tam" drum machen. Vorausgesetzt es ist so, wie ich mir das vorstelle (dass ihr zusammen lebt und den Jungen eh schon miteinander erzieht), seine Mama einverstanden ist, dann biete ihm doch einfach bei passender Gelegenheit an, dass er zu dir "Papa" sagen darf, wenn er möchte. Bei der Gelegenheit solltet ihr (seine Mama und du) ihm zwar schon auch sagen, dass das nichts mit seinem leiblichen Vater zu tun hat, er auch weiterhin sein leiblicher Vater ist, er ihn auch weiterhin sehen darf usw., dass er dich aber Papa nennen darf, wenn er das gerne möchte, weil ihr euch ja auch als Familie seht und auch als solche lebt. Er halt dann zwei "Papas" hat. Den leiblichen und den mit dem er lebt.
Gruß - Mankalita
Kusagras
05-06-2016, 19:07
...
Ich habe das Gefühl, es würde ihm Halt bieten, wenn er mich "Vater" nennen kann, ....
Könnte es ein, das die "Nennung" Vater /Pappa dir wichtiger ist als ihm? Nicht als Vowrurf gemeint, ich kann es menschlich nachvollziehen nach so langer Zeit, aufgrund deiner Gefühle, der Situation in der anderen Familie usw.. Aber das allerallerbeste wäre, er selbst würde danach fragen wollen, ganz freiwillig, ganz natürlich. Oder es rutscht ihm so raus und du kannst es einfach dann so geschehen lassen und dich daran freuen... .;)
Frage ihn selbst: möchte er dich als "offiziellen" Vater haben? Er it alt genug, um es zu wissen.
Wenn Du und die Mutter des Jungen der Meinung seid, dass das der richtige Schritt ist, würde ich dem Jungen in jedem Fall freistellen, ob er Dich Vater nennen will oder nicht.
Wenn das Verhältnis zwischen dir und der Mutter klar ist für die Zukunft und der Kleine es auch möchte, spricht meines Erachtens nichts dagegen :)
Tue es ;)
ich bin selbst ein Scheidungskind, der "neue" meiner Mutter kannte mich seit ich 6 war, Scheidungs"krieg" war vorbei als ich so 19 war.
Ich habe den Freund meiner Mutter immer als "Vater" gesehen oder zumindest als Vaterfigur. Und das hat mir unglaublich gut getan!
Genau so sehe ich es auch. Wenn der Kleine dich "Vater/Papa" nennen will und dich in der Erziehung als solchen akzeptiert (und die Mutter natürlich damit einverstanden ist), dann ist das doch ne gute Lösung..
Danke euch vielmals.
Haben heute mal länger darüber gesprochen. Er empfindet das auch so, aber findet, dass "Peter" ein viel schönerer Name ist, als "Papa" und damit ist für mich die Sache auch geklärt.
Ich dachte, indem ich mich mit dem Vornamen ansprechen lasse, schaffe ich eine künstliche Distanz und habe gar nicht gemerkt, dass die nur in meinem Kopf gewesen ist. :D
@kraken:
ich hatte einen beschissenen leiblichen vater und dann einen schwer gestörten, soziopathisch-sadistischen stiefvater.
und ich hab erst viele, viele jahre später wirklich verstanden, daß mir mein leben lang vor allem ein vater gefehlt hat ...
wenn du meinst, daß du ein richtig gutes verhältnis zu dem jungen hast, und wenn er dasselbe denkt ... dann SEI ihm ein vater!
was könnte euch beiden besseres widerfahren?
:)
Danke für diese schönen Worte. Ja, ich bin ihm bestimmt ein Vater. Egal, wie er mich nennt.
Könnte es ein, das die "Nennung" Vater /Pappa dir wichtiger ist als ihm? Nicht als Vowrurf gemeint, ich kann es menschlich nachvollziehen nach so langer Zeit, aufgrund deiner Gefühle, der Situation in der anderen Familie usw.. Aber das allerallerbeste wäre, er selbst würde danach fragen wollen, ganz freiwillig, ganz natürlich. Oder es rutscht ihm so raus und du kannst es einfach dann so geschehen lassen und dich daran freuen... .;)
Da hat du Recht. Ich habe das ja schon angetönt in meiner Frage, ob ich vielleicht meine Gedanken da hineinintepretiere und ich glaube, das ist auch so geschehen.
Für mich hat das "Papa"-Ding eine sehr grosse Bedeutung und Vater ist für mich einer der ehrenvollsten Titel überhaupt.
Aber ihm scheint das keinen Unterschied zu machen. Er nennt mich lieber Peter und damit ists dann auch gut. :)
Ich habe ihm eben, vor Jahren mal geboten, mit Peter zu nennen, als er als kleiner Knopf anfing, mich ab und an Papa zu nennen, und ich wollte nicht den biologischen Vater abwerten oder so, und nun bin ich dessen sehr reuig, diese Chance verpasst zu haben. :(
Wichtiger als offizielle Zuordnungen, ist das Vertrauensverhältnis zu dir, die Frage, ob und in wie weit er sich mit seinem Anliegeren dir gegenüber öffnet. Wenn das funktioniert, ist das Wichtigste gewonnen.
Da habe ich ein sehr enges Verhältnis zu ihm. Nicht ganz so sehr, wie ich zu meinem eigenen Vater, das möchte ich ihm gerne geben, aber er vertraut gerne auf meine Hilfe und meinen Rat.
btw.: Wenn er die Erkenntnis macht, dass du "der Stärkere bist" (ist das physisch gemein?), fände ich das gut, dies einfach stehen zu lassen, also nicht zu forcieren.
In nahezu jeder Hinsicht. Sein Vater ist ein schlechtes Vorbild. Einer, der faul und ohne Ziele im Leben ist. Der selbst noch ein Kind ist, ein Jammerlappen ohne Antrieb. Einer, der Schulden macht, um teure Autos zu kaufen und dann kein Geld für seine Kinder hat. Der sich teure Kleider kauft, aber keine Geschenke aus den Ferien mitbringt. Ein wenig debil und eigentlich irgendwie liebenswert, als Vater aber ein Reinfall - so gehässig und missgünstig das klingen mag.
Grundsätzlich sollte man immer versuchen, den anderen Bezugspersonen - auch im Gespräch mit dem Kind- mit Respekt zu begegen, solange diese dem Kind gegenüber nicht nachteilig agieren und dem Kind der Umgang mit den anderen wichtig ist. Wen letzteres nicht mehr der Fall ist, wird es das von sich aus signalisieren. Dann sollte man ggf auch handeln.
Das wollte ich ja auch immer. Da ich überzeugt bin, dass er immer seinen Vater als einen Meilenstein sehen wird, den es zu überwinden gilt, oder als eine Orientierung oder so ähnlich, du weisst bestimmt,, wie ich das meine.
Aber da geschehen Dinge, die ich nicht gutheissen kann. Dinge, die ich als schlimm empfinde und nachteilig für eine Kinderseele, und von denen ich nicht weiss, ob ich da wirklich tatenlos zusehen soll.
Nichts wirklich Schlimmes wie Misshandlungen. Aber liebloses Behandeln. Und das finde ich eigentlich halt doch wirklich schlimm.
Mein Stiefsohn nennt mich auch beim Vornamen; stellt mich aber überall als seinen Vater vor.
Wenn euer Verhältnis so gut ist, wie du es beschreibst, kommt das von ganz alleine irgendwann, unabhängig davon ob er dich Peter oder Vater oder ähnlich nennt.
Wichtig ist lediglich, daß er in dir das sehen kann, was er in seinem leiblichen Vater scheinbar nicht zu sehen bekommt: Vorbild, Beschützer; Ratgeber; "Vater"
Mach du einfach so weiter, der Junge wird älter und sehr schnell feststellen, wer ihm gut tut und wer nicht und wird sich dann instinktiv - emotional und "räumlich" - von der "schlechten" Vaterfigur trennen.
relaunch
06-06-2016, 08:08
Hallo Leute, ich möchte mal euren Rat.
...
Hallo.
Schwierige sache.
Es ist deine Enttäuschung die da durchschwingt glaube ich.
Enttäuschung über den großvater. Enttäuschung über den vater usw.
Das gute ist, du musst diese fragen nicht alleine klären.
Einem fast 10 jährigen kann man zutrauen über seine Gefühle und eure beziehung zu sprechen. Sicherlich ist er enttäuscht von seinem vater wenn es so ist wie du das beschreibst. Ich halte es aber für gefährlich ihm die entscheidung abzunehmen.
Gebauso die großvatersituation. Was du tun kannst ist ihn versuchen zu stärken wo fu kannst. Mit der zeit wird er merken was und wo es ihm gut tut und sich von denen automatisch distanzieren die ihm nicht gut tun.
Du musst nur geduldig sein und an der beziehung arbeiten und reden reden reden und da sein.
Dann ist es finde ich unwichtig wie du die beziehung nun nennst. Ob der dich jörg(fiktiv. Is klar) papa oder pappnase nennt solange das gefühl dazu stimmt
Ich hab eher das gefühl das du nen starken eigenen kinderwunsch hast unf das vllt auch so überträgst? Kann das sein?
Auch wenn der vater sich momentan kaum kümmert finde ich es gefähtlich das ganze auf die ebene zu ziehen. Das bekommt dann ne note von besitz find ich die alles kompliziert macht und bei der anderen seite eben auch besitzansprüche auslösen könnte(man will immrr das was man nicht hat oder was einem jemand wegnehmen will)
Dadurch kannst du ne situation auslösen, unwillentlich natürlich, die für den kleinen belastender ist als die jetzige.
Ist der name denn so wichtig? Ist die beziehung und die rolle die du in seinem leben spielst nich viel wichtiger?
Ich hoffe das hilft dir irgendwie.
Grüße
* Silverback
06-06-2016, 08:28
Schwierige sache. ...
1+ :halbyeaha
Hatte ähnliche Gedanken, nachdem ich den Ausgangspost gelesen hatte.
Wunsch vs. Wirklichkeit? Ob jektivität ist in so einer Situation sowieso nie gegeben.
Finde die in diesem Post genannten Impulse sehr neutral, stimmig und nachvollziehbar!
Ich wollte auch erst mal sagen dass der Titel nicht so wichtig ist, und dass Du ihn Dir einfach jeden Tag aufs neue verdienen musst.
Aber dann dachte ich mir, dass so ein Titel dem Jungen auch viel Freiheit und Sicherheit vermitteln könnte. Vielleicht ist es dem einfach unglaublich peinlich, seinen Schulkollegen seine Familienverhältnisse erklären zu müssen, während bei anderen alles formal "normal" ist.
Für uns ist so was Pillepalle, für Kinder kann es sehr wichtig sein. In einer "spießigen Normalität", in der die Titel auch die gelebte Realität wiederspiegeln, können Kinder sich sehr ungestört entfalten, sie sind Teil eines größeren Ganzen und entscheiden selbst, womit sie sich unterscheiden und identifizieren.
Und du empfindest es ja auch so:
Ich habe das Gefühl, es würde ihm Halt bieten, wenn er mich "Vater" nennen kann, und seinen Freunden bei Fragen nicht immer erklären muss, ich sei der Freund der Mutter, sondern sagen kann, ich wäre sein Vater... aber körperlich gesehen bin ich das nunmal nicht, da ändern alle Gefühle nichts.
Und natürlich gibt eine definierte Rolle auch zu hause Sicherheit. Rechte und Pflichten ergeben sich aus den Verhältnissen die durch die Titel beschrieben sind. Egal wer grade vielleicht was angestellt hat oder grade lieber tun würde oder gerade in welcher Stimmung ist.
Das ist ja auch der Sinn von Eheschließungen, man erklärt dass man sich entschieden hat und dabei bleiben wird, egal was kommt. Eine Verpflichtungserklärung an welche die Beteiligten sich zu halten haben. Ich kann daran nichts schlechtes finden. Sicherheit ist das größte Geschenk das man einem Menschen machen kann, das gilt natürlich um so mehr bei Kindern.
Wenn der leibliche Vater mit seiner Rolle nichts anfangen kann, so würde ein solcher Schritt auch ihm das Leben leichter machen. Für ihn wäre vermutlich sogar mehr Wertschätzung dem Jungen gegenüber möglich, wenn er sich nicht mehr vor seiner Vaterrolle drücken müsste. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann mal will der ja evtl. auch mit sich ins Reine kommen.
Ob Du bei Peter oder Papa bleibst spielt eigentlich nicht wirklich eine Rolle, wobei ich akzeptieren würde was das Kind sagt. Also wenn er mit Papa ankommt, reagieren und so tun als wäre das normal und korrekt so. :)
Ich würde mit dem Jungen aber über genau das reden was Dich beschäftigt, möglichst mit einfachen, ehrlichen Worten. Er ist alt genug mitreden zu können was ihn betrifft, insbesondere wenn er sich von so nem Idiotenhaufen bei seiner Ursprungsfamilie mit Grossväterchen zurückgesetzt fühlt. Manchmal kann man es ändern, indem man mit diesen Leute genau darüber in Ruhe redet, vielleicht merken die das nur nicht. Manchmal auch nicht, und dann würde ich ihn diesem Dreckshaufen auch nicht mehr aussetzen, die kann er besuchen wenn er erwachsen ist und das will. Noch ist niemand daran gestorben schlechte Menschen seiner Familie nicht zu besuchen, umgekehrt schon.
Das sind Dinge die ihn lange beschäftigen werden, wenn man ihn damit alleine lässt, und ihm nicht früh klar macht dass die die Idioten sind (wenn sie dabei bleiben), und nicht er. Und dass er dabei auch nicht mitspielen muss. Es müssen nicht immer die sadistischen Soziopathen sein die einem quälende Gefühle verpassen, es reichen auch instinktlose Menschen ohne Empathie. Man fragt sich manchmal warum ganz normale Menschen ohne wirkliche Probleme so mies sein müssen, eine sinnvolle Antwort finde ich aber nicht. Es gibt es einfach, und es geht darum zu lernen sich aus solchen Gefilden fern zu halten und sich nur mit vernünftigen Menschen zu umgeben. Wenn die einem vernünftigen Gespräch nicht zugänglich sind, sind diese offenbar keine. Das müsste man mal probieren und dann reagieren.
TREiBERtheDRiVER
06-06-2016, 13:34
Ich würde solche Fragen nicht in einem Internet-Forum stellen, sondern mir Rat bei Freunden, Bekannten & Verwandten bzw. von einem Psychologen/Therapeuten holen.
relaunch
06-06-2016, 15:20
Der Blick von aussen unbefangen kann schon helfen.finde iCh.
Hau.drauf.wie.nix
06-06-2016, 17:58
Ich dachte, indem ich mich mit dem Vornamen ansprechen lasse, schaffe ich eine künstliche Distanz und habe gar nicht gemerkt, dass die nur in meinem Kopf gewesen ist. :D
So läuft´s manchmal :D
Kusagras
06-06-2016, 20:03
...Mach du einfach so weiter, der Junge wird älter und sehr schnell feststellen, wer ihm gut tut und wer nicht und wird sich dann instinktiv - emotional und "räumlich" - von der "schlechten" Vaterfigur trennen.
Sehr richtig!
...und nun bin ich dessen sehr reuig, diese Chance verpasst zu haben.
Die Chance war, das Vertauensverhältnis aufbauen, dass hast du erreicht
Und DAS ist das Entscheidende.:)
...Haben heute mal länger darüber gesprochen. Er empfindet das auch so, aber findet, dass "Peter" ein viel schönerer Name ist, als "Papa" und damit ist für mich die Sache auch geklärt.
:halbyeaha
Niedersachsen
06-06-2016, 22:42
Hallo Leute, ich möchte mal euren Rat.
...
Hallo, ich schalte mich mal ein, weil ich deinen Text gelesen habe und aus deinen Worten sofort ersichtlich ist, wie wichtig dir der kleine Mann ist. Ich kann nur sagen Respekt, andere mit 26 sind noch geistig Kinder und du bist schon bereit eine Vaterrolle zu übernehmen. Ich denke du machst instinktiv das Richtige, also grübel nicht so sehr darüber nach. Kinder sind in ihren Gedanken manchmal näher an der Realität als wir Erwachsenen. Er kennt dich eigentlich schon sein ganzes Leben, und für ihn ist es normal, dass er eine Mama hat und in gewisser Weise 2 Männer, die für ihn Vater sind. Und du schreibst selber, dass du dich für stärker hälst als seinen leiblichen Vater. Das wird er auch so sehen. Es kommt jetzt auf ihn an, wenn er dich von sich aus Papa oder Vati etc. nennt, dass solltet ihr ihn lassen. Aber auch wenn er es nicht tut, wirst du an seinen Reaktionen und am Umgang von ihm mit dir sehen, wie er zu dir steht. Kindermund tut Wahrheit Kund, das ist ein altes Sprichwort. Dränge ihn zu nichts, sei für ihn da wie immer. Kinder merken viel und sind manchmal weiser als wir Erwachsene.
Und nochmal Respekt vor deinem Handeln! Väter wie dich müssten alle Kinder haben.
Danke euch vielmals.
Haben heute mal länger darüber gesprochen. Er empfindet das auch so, aber findet, dass "Peter" ein viel schönerer Name ist, als "Papa" und damit ist für mich die Sache auch geklärt.
Ich dachte, indem ich mich mit dem Vornamen ansprechen lasse, schaffe ich eine künstliche Distanz und habe gar nicht gemerkt, dass die nur in meinem Kopf gewesen ist. :D
Das habt ihr gut gelöst. Ich stand vor einer ähnlichen Situation, als ich Pflegemutter meines Neffen wurde. Er wollte mich in dem Alter auf einmal Mama nennen, aber ich sprach mit ihm darüber, dass er schon eine Mama habe, auch wenn sie zu dem Zeitpunkt nicht in der Lage war, ausreichend für ihn da zu sein.
Gerade bei einer Stiefbeziehung besteht das Risiko, dass ein Kind total durcheinandergerät, wenn es zur Trennung der Mutter vom Stiefvater kommt. Da würde ich wirklich vorsichtig sein mit der internen "Adoption". Als Freund kannst Du ihm genauso nahe sein, unabhängig davon, ob Deine Beziehung zur Mutter für immer klappt.
"Mama" ist eine Funktion in kleinen Kindern, kein Name, und man schadet dem Kind mehr wenn man ihm diese nicht lässt. Eine gute nicht-biologische Mama- oder Papa-Funktion ist besser als eine biologische Arschkrampe, mit der ein Kind ausser schlimmen Dingen nichts positives mehr verbindet.
In meinem Fall hat es gut funktioniert, auch wenn ich darauf bestand, dass mein Neffe weiterhin nur seiner wirklichen Mutter Mama sagen soll. Dadurch verbesserte sich die Beziehung zur Mutter, was ich immer unterstützte. Und ich hab ihn nicht verloren, auch nicht als Erwachsenen. Er ruft mich dauernd an und heute war er auch wieder bei mir. Meine Pflegemutterrolle kann ich keineswegs ablegen. Den Jungen werd ich nimmer los! Dabei hoffte ich doch, endlich keine Verantwortung mehr tragen zu müssen. :D
Er hat übrigens eine supergute Beziehung zu seinem Stiefvater, den er aber auch immer mit Vornamen ansprach. Obwohl diese Beziehung früher nicht so schön war. Aber all die Jahre verbinden eben doch. Das kann einem auch niemand nehmen, solche Beziehungen halten, egal ob Stiefvater, Pflegemutter, Tante oder was auch immer. Es entscheidet allein die Beziehungsqualität. :)
Ja, das kann durchaus gut ausgehen. Ich meinte nur, dass manche Kinder lebenslang darunter leiden dass sie die "Beziehung" zu ihrer Mutter aufrecht erhalten sollen (oder versuchen), obwohl die absolut ungeeignet für jegliche Beziehung zu alles oberhalb einer Schildkröte ist. Und selbst die leidet, kann das nur nicht erkennbar äussern.
Ja, ab einem bestimmten Lebensalter darf das Kind selbst entscheiden, ob es den getrenntlebenden Elternteil noch sehen will. Mein jüngerer Halbbruder hat das so gemacht, er zog meine Mutter - seine Stiefmutter - vor und wollte die biologische Mutter nicht mehr sehen. Sie vereinbarten damals von Anfang an, dass die biologische Mutter Mami heiße und die Stiefmutter Muetti (Schweizerdeutsch), so wie ich sie auch nannte, also zwei unterschiedlich ausgesprochene Mama-Bezeichnungen. Das wäre auch ein Möglichkeit, die gut funktioniert hat, wenn alle einverstanden sind. Bei meinem Neffen war es so, dass er sich nicht dauernd erklären wollte, deshalb gab er mich öfter als seine Mutter aus. Er hängte sich an meine Pflegemutterrolle, die ich aber nur amtlich hatte. Ich blieb seine Tante. Ich akzeptierte es notgedrungen, aber seine Mutter hat das nie erfahren. Es hätte sie verletzt.
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