Linksausleger/Rechtsausleger [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Phix
22-06-2016, 20:43
Hallo Forenmitglieder,

ich habe folgendes Anliegen.

Ich selber bin Linkshänder. Bin aber auch Linksausleger. Sprich die starke Hand ist vorne. Nach dem heutigen MMA Training meinte der Trainer, man solle so stehen wie es am angenehmsten ist. Aber ehrlich gesagt war das kein richtiger Tipp, da ich unschlüssig bin.

Ich bin Linksausleger, aber mein starkes Bein vorne. Bei den Lowkicks müsste ich immer einen Zwischenschritt machen, sprich kurz das linke Bein nach hinten ziehen und dann kicken. Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht besser ist in die Rechtsauslage zu gehen.

Was sagen eure Erfahrungen? Vielleicht scheint dann einiges plausibel zu sein.

Lg

blueray
23-06-2016, 18:20
Als Linkshänder kann ich dein Problem gut verstehen. Ich habe mir beide Auslagen antrainiert und nutze je nach Auslage unterschiedliche Taktiken. Vielleicht hilft dir das.

period
23-06-2016, 19:18
Starke Hand vorne ist im MMA soweit ich weiß nichts ungewöhnliches. Im Ringen ist es Standard, mit der starken Seite vorne zu stehen, sprich, da ist Rechtsauslage Standard (auch wenns neben den Linkshändern die meistens in Linksauslage stehen auch eine Hand voll Rechtshänder, die die Linksauslage präferieren und umgekehrt), in Folge dessen stehen Rechtshänder im MMA nicht selten rechts vorne, zumindest wenn sie eine breitere Basis im Ringen als im Boxen haben. Zudem haben sie dadurch Außenseitervorteile gegen stärkere Boxer, die wiederum meistens den Kampf gegen Linksausleger gewohnt sind.

Im Ringen ist es erfahrungsgemäß so, dass meistens die Oberkörperwürfe (Hüftwurf, Schulterwurf, Achselwurf etc) mit einer Rechtsdrehung nach vorn geworfen werden, und dafür ist eine Rechtsauslage von Vorteil. Umgekehrt sind die Leute meistens auf Würfe nach rechts besser vorbereitet als auf die nach links (und die vorderste Stütze ist in den allermeisten Fällen rechts, d.h. da stehen sie von Haus aus stabiler), in Folge dessen kann eine Linksauslage durchaus Vorteile haben, zumindest wenn man auch über links wirft.

Du musst im MMA halt Deine Präferenzen im Schlagen und Ringen miteinander in Einklang bringen. Dabei sollte Dir aber in erster Linie Dein Trainer behilflich sein.

Period.

tempeh
23-06-2016, 22:01
Ich häng mich mal an die Frage dran, wenn's ok ist?
Ich bin jetzt seit nem Monat einmal die Woche beim Training. Es ist eine lose Gruppe, wir haben keinen bestimmten Stil, es ist Selbstverteidigung mit ein bisschen was von allem, die Erfahreneren von uns waren im Wing Chun, Krav Maga, Boxen und Karate, und sie geben halt Techniken an alle weiter die sie für SV sinnvoll finden. Insgesamt würde ich sagen, vom Sparring her ist es am ehesten Kickboxen. Dabei habe ich bisher immer rechts ausgelegt, fand es irgendwie natürlich so. Mein dominantes Auge ist links, vielleicht hat das was damit zu tun?
Jetzt war ich heute das erste Mal beim Boxen und der Trainer meinte, ich soll links auslegen, weil ich Rechtshänder bin. Ich kam damit auch gut klar, war nur etwas ungewohnt. Dazu ist vielleicht noch wissenswert dass ich lange Gitarre gespielt habe, wo man ja auch erstmal lernen muss, beide Hände gleichzeitig sinnvoll einzusetzen, was für Anfänger ne ganz schöne Herausforderung von der Denkweise und Motorik ist. Aber für mich kein großes Problem mehr.
Jetzt die Fragen:
1. Ist es sinnvoll, als Box- bzw. allgemein KK-Anfänger sich für eine Seite zu entscheiden? Wenn ja, welche sollte ich wählen? Oder ist es ok, mal so und mal so auszulegen?
2. Ich versuche beide Arme gleich stark zu trainieren (Hanteln, Dehnen usw). Aber hab schon gemerkt, dass die Führhand ganz schön mehr arbeitet und Kraft benötigt als die hintere Hand. Wie vermeide ich dauerhaft ein Ungleichgewicht? Zumal ja eigentlich im Boxen die starke Hand hinten sein soll, aber dann die Führhand stärker wird ;)

period
23-06-2016, 22:54
Die Antwort ist recht simpel - tu das, was der Trainer sagt. Wenn etwas massive Probleme erzeugen sollte (was ja laut Deiner Aussage durch die Linksauslage nicht der Fall ist), wird er das merken und darauf reagieren. Grade als Anfänger ist es wichtig darauf zu vertrauen, dass der Trainer weiß, was er tut. Wenn das Vertrauen aus irgend einem Grund nicht vorhanden ist, wechsel lieber den Verein.

Boxen ist nun mal ein Kampfsystem, das auf einer einseitigen Auslage beruht. Das hat unter anderem den Grund, dass ein Bewegungsablauf zu einem guten Teil dadurch eingeschliffen wird, wie viele korrekte Wiederholungen man davon absolviert. Um die selbe Effizienz mit beiden Seiten zu erreichen, bräuchtest Du folglich annähernd die doppelte Trainingszeit, sonst ist eher die halbe Effizienz (na gut, vielleicht zwei Drittel). Gesundheitliche Probleme oder Beeinträchtigungen sind mir dadurch nicht bekannt.

Und in einem Punkt darf ich Dich korrigieren: die Fürhand braucht nicht mehr Kraft, sondern allenfalls mehr Ausdauer als die Schlaghand. Sie agiert öfter, aber in aller Regel nicht so fest, weil insbesondere beim Jab viel weniger Körpergewicht hinter dem schlag liegt.

Period.

Tori
23-06-2016, 23:55
@period: :halbyeaha

marq
24-06-2016, 00:17
Die Antwort ist recht simpel - tu das, was der Trainer sagt. Wenn etwas massive Probleme erzeugen sollte (was ja laut Deiner Aussage durch die Linksauslage nicht der Fall ist), wird er das merken und darauf reagieren. Grade als Anfänger ist es wichtig darauf zu vertrauen, dass der Trainer weiß, was er tut. Wenn das Vertrauen aus irgend einem Grund nicht vorhanden ist, wechsel lieber den Verein.

Boxen ist nun mal ein Kampfsystem, das auf einer einseitigen Auslage beruht. Das hat unter anderem den Grund, dass ein Bewegungsablauf zu einem guten Teil dadurch eingeschliffen wird, wie viele korrekte Wiederholungen man davon absolviert. Um die selbe Effizienz mit beiden Seiten zu erreichen, bräuchtest Du folglich annähernd die doppelte Trainingszeit, sonst ist eher die halbe Effizienz (na gut, vielleicht zwei Drittel). Gesundheitliche Probleme oder Beeinträchtigungen sind mir dadurch nicht bekannt.

Und in einem Punkt darf ich Dich korrigieren: die Fürhand braucht nicht mehr Kraft, sondern allenfalls mehr Ausdauer als die Schlaghand. Sie agiert öfter, aber in aller Regel nicht so fest, weil insbesondere beim Jab viel weniger Körpergewicht hinter dem schlag liegt.

Period.

top antwort für einen ringer ;)


wie ist es eigentlich im ringen? entscheidet man sich auch für eine auslage?
rechtshänder haben normalerweise rechts vorne?

Nuada
24-06-2016, 06:14
top antwort für einen ringer ;)


wie ist es eigentlich im ringen? entscheidet man sich auch für eine auslage?
rechtshänder haben normalerweise rechts vorne?

Ich zitiere mal:




Im Ringen ist es erfahrungsgemäß so, dass meistens die Oberkörperwürfe (Hüftwurf, Schulterwurf, Achselwurf etc) mit einer Rechtsdrehung nach vorn geworfen werden, und dafür ist eine Rechtsauslage von Vorteil. Umgekehrt sind die Leute meistens auf Würfe nach rechts besser vorbereitet als auf die nach links (und die vorderste Stütze ist in den allermeisten Fällen rechts, d.h. da stehen sie von Haus aus stabiler), in Folge dessen kann eine Linksauslage durchaus Vorteile haben, zumindest wenn man auch über links wirft.

concrete jungle
24-06-2016, 08:38
Würde mit links verschiedene Arten zu jabben (viel!) üben, auch mal mit Power,
dann den vorderen linken Haken bis er gut im Sparring kommt und als Krönung
Hook of the Jab, können nicht viele im MMA ...damit ärgerst du schon echt viele Gegner!

period
24-06-2016, 08:44
wie ist es eigentlich im ringen? entscheidet man sich auch für eine auslage?
rechtshänder haben normalerweise rechts vorne?

Wie oben schon geschrieben - im wesentlichen ja. Es gibt allerdings auch Rechtshänder, die sich bewusst für die Linksauslage entschieden haben - darunter z.B. auch mein ehemaliger Trainer und ich selbst - und kürzlich ist mir was ziemlich seltenes begegnet, nämlich ein ehemaliger WM-Teilnehmer ausm Greco, der das Äquivalent eines Switchhitters ist - also jemand, der bewusst die Auslage wechselt und mehr oder weniger normal auf der Matte läuft anstatt mit Nachstellschritten und auch schon mal mit Parallelauslage stehen bleibt. Selten ist das u.a. deswegen, weil derjenige idealerweise Angriffe beidseitig abrufen können muss, und zwar ohne zu überlegen wo und wie er grad steht. Ist im Greco aber häufiger als im Freistil (insbesondere wenn derjenige ein Suplex-Spezialist ist), wo die Parallelauslage aufgrund der Double Leg-Spezialisten inzwischen so gut wie ausgestorben ist.

Was man vielleicht noch ergänzen sollte - durch die Auslage bestimmt sich auch die Auswahl der Angriffe zu einem guten Teil. Ich werfe z.B. Schulterwurf aus meiner Standardsituation nur über links aus, rechts ziehe ich nur Armdrehschwung (also immer den Griff, den ich machen kann ohne die Auslage ändern zu müssen). Hüftwurf ziehe ich links mit Rückschritt, rechts mit Passschritt, Beinangriffe und Suplex dagegen immer beidseitig.

Period.