Vollständige Version anzeigen : Umgang mit psychischer Gewalt
Gewalt gibt es nicht nur in der physischen Form, wie wir alle wissen. Was viele aber unterschätzen: auch verbale/psychische Gewalt kann Folgen für die eigene Gesundheit haben.
Für viele Menschen gehört das leider zum Alltag, Stichwort Mobbing. Möglichkeiten, die in einer üblichen SV-Situation in Betracht zu ziehen wären, lassen sich im Falle der nichtphysischen Gewalt nicht umsetzen (Weglaufen, Deeskalation,...).
Wenn man juristisch dagegen vorgehen will, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern, da man diese Form der Gewalt nur sehr schwer nachweisen kann.
Man hat also sehr begrenzte Möglichkeiten.
Wie geht damit der geschulte KSer/KKler um, der idealerweise mit Gewalt umzugehen weiss?
Es ist klar (für mich zumindest) dass man sich nicht wegen jeder Beleidigung kloppen muss/braucht. Aber wo liegt da die Schmerzgrenze, ist es legitim, phyische Gewalt als Antwort auf psychische Gewalt einzusetzen, falls ja, ab wann? 
Falls nein: ist die menschliche Würde (die ja auch mit der Psyche zusammenhängt) kein Gut, welches man beschützen sollte? 
Als Beispiel fällt mir da das Schulkind ein, das jahrelang gemobbt und vorgeführt wird.
Oder ein Mann, dessen Frau/Freundin unmittelbar vor seinen Augen begrapscht wird.
Oder eine Angestellte, die sich regelmäßig sexistische Äußerungen von Kollegen/Chef anhören darf.
Ach ja: das soll keine Diskussion über juristische Grenzen werden. Mich würden viel eher eure moralischen Standpunkte interessieren.
Pentaxor
08-07-2016, 10:43
Schwieriges Thema... Zuerst muss erstmal klar sein, dass psychische Gewalt tatsächlich vorliegt. In den Fällen, die du geschildert hast ist es relativ eindeutig. Es gibt aber auch die Komponente, dass die psychische Gewalt als solche erstmal nicht wahrgenommen wird. Sie wird in blumige oder harmlose Worte verpackt. Das ist mitunter schwierig zu erkennen.
Im Falle von Mobbing an der Schule würde ich mich immer erst an denjenigen wenden, von dem es ausgeht. Klappt das nicht, geht es weiter Richtung Lehrer, Rektor, Schulamt...
Einer Angestellten, die sexuell belästigt wird, würde ich zu anwaltlicher Hilfe raten - eventuell versuchen, die Äußerungen oder Handlungen zu dokumentieren, damit sie nicht nachher wegen angeblicher Verleumdung angezeigt wird.
Wenn jemand meine Familie vor meinen Augen begrapscht, bedrängt oder sonstwas veranstaltet, überschreitet er eine rote Linie. Zum einen müsste er sich vor meiner Frau in Sicherheit bringen :D und zum anderen vor mir...
Aber grundsätzlich ist Gewalt immer die letzte Alternative. Auf Beleidigungen muss man nicht zwangsweise reagieren und eventuellem Ärger kann man schon im Voraus weitläufig umgehen. Die Leute im Auge behalten und stehen lassen. Wenn die dann doch aufdringlich bzw. bedrohlich werden s.o. ...
Gürteltier
09-07-2016, 11:24
...
Wie geht damit der geschulte KSer/KKler um, der idealerweise mit Gewalt umzugehen weiss?
 Als Beispiel fällt mir da das Schulkind ein, das jahrelang gemobbt und vorgeführt wird.
Oder ein Mann, dessen Frau/Freundin unmittelbar vor seinen Augen begrapscht wird.
Oder eine Angestellte, die sich regelmäßig sexistische Äußerungen von Kollegen/Chef anhören darf.
Ach ja: das soll keine Diskussion über juristische Grenzen werden. Mich würden viel eher eure moralischen Standpunkte interessieren.
Mobbing ist eine komplexe Sache, aber Dir schwebt wohl eine Situation vor, in der man als Opfer keine systemische Hilfe findet.
In meiner persönlichen Ethik ist da Gewalt durchaus angemessen, nur wegen des klaren Beziehungskontextes kompliziert umzusetzen.
Also ginge es eher darum, den Mobber unerkannt möglichst schwer zu schädigen.
Bei mir selber habe ich beobachtet, daß ich zunächst Gewaltanwendung gegen andere Gewalttäter lernen wollte.
Und als ich das drauf hatte, entwickelte ich Thesen der Art "hinter Schwäche darf man sich nicht verstecken" und "bevor ich wegen dieser Begegnung schlechte Gefühle zurückbehalte, schlage ich lieber zu".
Taktisch begnüge ich mich oft mit dem den "Gewaltlaien" rasant einschüchtern.
Ich werde oft versöhnlicher, wenn einer von diesen gesellschaftlichen Ausweichangriffen, die für mein Empfinden "ehrliche Gewalt" ersetzen,
auch in den echten Gewaltmodus mit mir wechseln will.
Dann kracht es auch, aber ich bin eher bereit, zu tauschen und wieder auf Distanz zu gehen.
Wenn ich kann, wie ich will, plätte ich aber auch den jungen Familienvater, der mir im Cafe ungeduldig dominant kommt - aber nicht vor seinen Kindern.
Gewalt gegen Fremde ist einfach viel günstiger.
Kann leider aus vielen Gründen längst nicht so oft, wie es will :
Das kleine Gürteltier
CassiusClay
09-07-2016, 19:14
Gewalt gibt es nicht nur in der physischen Form, wie wir alle wissen. Was viele aber unterschätzen: auch verbale/psychische Gewalt kann Folgen für die eigene Gesundheit haben.
Für viele Menschen gehört das leider zum Alltag, Stichwort Mobbing. Möglichkeiten, die in einer üblichen SV-Situation in Betracht zu ziehen wären, lassen sich im Falle der nichtphysischen Gewalt nicht umsetzen (Weglaufen, Deeskalation,...).
Wenn man juristisch dagegen vorgehen will, wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern, da man diese Form der Gewalt nur sehr schwer nachweisen kann.
Man hat also sehr begrenzte Möglichkeiten.
Wie geht damit der geschulte KSer/KKler um, der idealerweise mit Gewalt umzugehen weiss?
Es ist klar (für mich zumindest) dass man sich nicht wegen jeder Beleidigung kloppen muss/braucht. Aber wo liegt da die Schmerzgrenze, ist es legitim, phyische Gewalt als Antwort auf psychische Gewalt einzusetzen, falls ja, ab wann? 
Falls nein: ist die menschliche Würde (die ja auch mit der Psyche zusammenhängt) kein Gut, welches man beschützen sollte? 
Als Beispiel fällt mir da das Schulkind ein, das jahrelang gemobbt und vorgeführt wird.
Oder ein Mann, dessen Frau/Freundin unmittelbar vor seinen Augen begrapscht wird.
Oder eine Angestellte, die sich regelmäßig sexistische Äußerungen von Kollegen/Chef anhören darf.
Ach ja: das soll keine Diskussion über juristische Grenzen werden. Mich würden viel eher eure moralischen Standpunkte interessieren.
DU selbst entscheidest ob und was du inerlich annimmst oder nicht. Wenn Dich z.B. jemand eine A****loch nennt und du reagierst darauf überhaupt, zeigt das doch das du glaubst an seiner Beleidigung könnte etwas Wahres ´dran sein. Einfach nicht reagieren. :)
Im Normalfall sollte man sich sofort professionelle Hilfe besorgen. Polizei wenn es die eigenen Eltern sind, Polizei, Schulleitung und Presse/Fernsehen (!) wenn es um Schüler geht, und IHK/Gewerkschaften/Betriebsrat wenn es am Arbeitsplatz passiert.
Selbst kann man sich dem nur mit einem guten Fundament entziehen. Bei nem Einzeltäter mag es funktionieren wenn man kampfsporttechnisch gut aufgestellt dem eins auf's Maul haut, bei Gruppen wird das schwierig, daher, Profis ranholen. Emotional könnte man sich mit dem Mechanismus auseinandersetzen und lernen sich den Schuh nicht anzuziehen, das ist aber nicht leicht. Mit Facebook-Angriffen ala "Schlampe!!!" muss man sehr offensiv mithilfe der Schule vorgehen, das muss mit breiter Bühne thematisiert und aufgegriffen werden. Nie alleine versuchen solche Arschgeigen "zur Rede zu stellen".
DU selbst entscheidest ob und was du inerlich annimmst oder nicht. Wenn Dich z.B. jemand eine A****loch nennt und du reagierst darauf überhaupt, zeigt das doch das du glaubst an seiner Beleidigung könnte etwas Wahres ´dran sein. Einfach nicht reagieren. :)
Wie gesagt, darum geht es mir auch gar nicht. Ein einmaliger verbaler Angriff ist relativ leicht wegzustecken und bedarf keiner Gegenoffensive.
Ist man jedoch in regelmäßigen Abständen solchen Situationen ausgesetzt und kann dem eben nicht aus dem Weg gehen, da Arbeitskollegen, Schulkameraden etc. ist das schon wesentlich schwieriger. Da geht es auch gar nicht darum, was genau gesagt wird.
Bei nem Einzeltäter mag es funktionieren wenn man kampfsporttechnisch gut aufgestellt dem eins auf's Maul haut, 
Wenn alle anderen Möglichkeiten gescheitert sind, man es so macht und es funktioniert - wieso nicht?
Interessanterweise konnte ich aber beobachten, dass so ein Vorgehen trotzdem verurteilt und scharf kritisiert wird, also von der Gesellschaft nicht akzeptiert. Das zeigt sich ja auch in der aktuellen Rechtslage. Kommt sowas vor Gericht, so wird man so gut wie immer wegen Körperverletzung verurteilt.
Da nochmal die Frage: ist die menschliche Würde kein Gut, welches verteidigt werden muss? Muss man psychische Schäden in solchen Fällen in Kauf nehmen, um moralisch richtig zu handeln? 
Oder denken diese Menschen nur so, weil sie selber noch nie in so einer Situation waren und diese daher gar nicht einschätzen können?
Natürlich ist es "richtig" sein Leben zu verteidigen wenn man angegriffen wird. Aber wenn man das als "Lösung" einsetzt, muss das im Kontext richtig sein bzw. funktionieren, sonst ist das nicht sinnvoll. Der Konflikt endet wenn beim Täter der Impuls einen anzugreifen erloschen ist, das kann man auf verschiedene Weise erreichen. Einfach nur die Schlacht gewinnen mag für einen sich gut anfühlen, wenn das diesen Impuls nicht löscht verliert man eventuell den Krieg, was auch mal fatal oder auch mit Konsequenzen für Schule oder Beruf enden kann wenn der Angreifer geschickter ist. Von vorne herein offiziell zu werden schränkt die Möglichkeiten der Gegenseite, die Geschehnisse ins Gegenteil zu verkehren, erheblich ein. Es ist ein typischer Kardinalfehler, jemandem eine einzuschenken, und dann steht man am nächsten Tag vor dem Direktor mit den "erbosten" Eltern des Angreifers die einen erzählen von "unser Junge hat doch gar nichts gemacht, und der hat einfach ...", die jammern von Rechtsanwalt und Klage und bla. Die Konsequenzen von sowas sind erheblich, von daher, der erste sein der das offiziell macht.
CassiusClay
18-07-2016, 17:47
Gegen Mobbing würde Stalking helfen, aber das ist ja verboten.....
Gegen Mobbing hilft erstmal Öffentlichkeit.
Gegen Mobbing würde Stalking helfen, aber das ist ja verboten.....
:p Klingt lustig. Mobbing ist aber rechtlich auch nicht erlaubt.
Zur Grundfrage: Wenn eine Frau begrabscht wird, ist das ein körperlicher Übergriff, den ich mit einer körperlichen Selbstverteidigung beantworten würde. 
Mobbing ohne körperliche Übergriffe kann man nur rechtlich lösen. Am besten gleich zum Anwalt, das könnte man z. B. auch als Schüler tun, um den Eltern des Mobbenden Dampf zu machen, damit das mobbende Kind von den Eltern unter Druck gesetzt wird. Alle anderen Wege gehen länger. Effektiv ist es auch, das Ganze gleich vor Zeugen mit den Mobbern anzusprechen, vor allem wenn die Zeugen nicht zu den Mobbern gehören. Ansonsten lohnt es sich oft nicht, z. B. bei Bossing, dann lieber ein neues Umfeld bzw. neuen Job suchen, weil alles andere extrem aufwändig ist, zeitlich und auch psychisch. Man gewinnt nicht wirklich dabei.
LG Joyce
Natürlich ist es "richtig" sein Leben zu verteidigen wenn man angegriffen wird. Aber wenn man das als "Lösung" einsetzt, muss das im Kontext richtig sein bzw. funktionieren, sonst ist das nicht sinnvoll. Der Konflikt endet wenn beim Täter der Impuls einen anzugreifen erloschen ist, das kann man auf verschiedene Weise erreichen. Einfach nur die Schlacht gewinnen mag für einen sich gut anfühlen, wenn das diesen Impuls nicht löscht verliert man eventuell den Krieg, was auch mal fatal oder auch mit Konsequenzen für Schule oder Beruf enden kann wenn der Angreifer geschickter ist. Von vorne herein offiziell zu werden schränkt die Möglichkeiten der Gegenseite, die Geschehnisse ins Gegenteil zu verkehren, erheblich ein. 
Dem kann ich nur beipflichten, und zwar als jemand, der/die in der Schulzeit die Mobberei gegen die jüngere Schwester mit den Fäusten lösen wollte, dabei sogar Unterstützung erhielt, aber der Mobber ließ es letztlich in einem unbeobachteten Moment an meiner Schwester aus und schubste sie die Treppe runter. Ich verprügelte ihn daraufhin, was sogar die Lehrer nachvollziehen konnten, weil sie mich als vernünftig einschätzten. Doch hörte das Mobben erst auf, als meine Schwester die Schule frühzeitig verließ.  Ich konnte sie ja nicht jeden Schritt begleiten und beschützen. Heute würde ich in einem solchen Fall gleich den rechtlichen Weg einleiten, denn oft hilft schon das Drohen mit dem Anwalt, den man konsultiert hat. Wenn der Mobber nicht auszuhebeln ist, z. B. weil das Umfeld ihn darin unterstützt und begünstigt und der Gemobbte keinerlei Hilfe erfährt, ist es besser, in ein anderes Umfeld (z. B. andere Klasse oder andere Schule) zu wechseln, weil der Gemobbte sonst riskiert, arbeitsunfähig zu werden unter diesem psychischen Druck. Und das kann sehr langwierig werden. LG Joyce
concrete jungle
22-07-2016, 13:41
Habe mich früher oft geprügelt, 
oder sonstwie gerade gemacht, meist half das gegen solche Charaktere.
Die suchen Opfer, keine Gegner!
Später im Berufsleben dachte ich dann zunächst, bloss nicht , das hat ein Nachspiel (Job, Juristisch, blabla)
heute gehe ich dagegen mit psychischer Gewalt vor: Aufstehen, Präsenz signalisieren, nicht aus dem Weg gehen, Augenduell,bei Frechheiten  immer verbal mitschlagen: 
,,Haha, kann ja jeder daherkommen"
,,Echt?!" ,,Unsinn!" ,,sagt wer?!"
Bei Drohungen Ihn spiegeln, bei Anfassen (auch das passiert) lachen(das entspannt dich) und 
Gesicht tätscheln, Kragen richten oder sonstwie distanzlos werden...mit jovialen Sprüchen lockert man es für Zeugen auf.
Unter 4 Augen auch mal Prügel androhen oder sagen, sei mir besser nicht im Weg- die Typen sind auch so, suchen sich andere! 
Die groben Spiele hören dann auf, Bühne frei für Büropolitik !
Hau.drauf.wie.nix
22-07-2016, 14:20
Oder ein Mann, dessen Frau/Freundin unmittelbar vor seinen Augen begrapscht wird.
Mann haut Grapscher so schnell auf die Zwölf, dass ihn andere nur fallen sehen. Problem gelöst. Das ist aber auch kein Fall von psychischer Gewalt...
Schnitzelsekt
22-07-2016, 14:31
Ein Raubtier wägt instinktiv immer das Verletzungsrisiko ab.
Das ist ein sehr alter Mechanismus.
Ist die Chance praktisch Null, gibt das die besten Voraussetzungen für verschiedene "Aktivitäten" (Prügel, Mobbing, Drohung, Erpressung, etc.etc.etc...).
Man kann aber durch einfache Mittel den Eindruck kreieren, dass das Risiko zu hoch ist.
Das geht über natürlichem oder künstlichem Weg.
Man kann aber durch einfache Mittel den Eindruck kreieren, dass das Risiko zu hoch ist. Das geht über natürlichem oder künstlichem Weg.
Ja, die Drohung mit dem Anwalt hilft auch schon, dieses Risiko künstlich zu erhöhen für den Gegner. Überhaupt spielt ein selbstbewusstes Auftreten die entscheidende Rolle, vor allem mental.
Hau.drauf.wie.nix
22-07-2016, 14:55
Ja, die Drohung mit dem Anwalt hilft auch schon, dieses Risiko künstlich zu erhöhen für den Gegner. Überhaupt spielt ein selbstbewusstes Auftreten die entscheidende Rolle, vor allem mental.
Jaja... Und so
Mann haut Grapscher so schnell auf die Zwölf,.
Welche Finger hast Du denn da dazugezählt? :p
Hau.drauf.wie.nix
26-07-2016, 08:04
Welche Finger hast Du denn da dazugezählt? :p
Was? :o
Was? :o
War ein kleiner Scherz über die militärische Redewendung. ;)
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