Hard- / Softstyle Kettlebell-Training [Archiv] - Kampfkunst-Board

PDA

Vollständige Version anzeigen : Hard- / Softstyle Kettlebell-Training



Polymorph
10-07-2016, 13:58
Moin,

da ich wieder seit einigen Wochen die Kugel schwinge, ist bei mir die Frage aufgekommen wo der technische Unterschied zwischen Hard- und Softstyle ist.

Während ich nach RKC / HKC trainiere und gelernt habe bin ich immer wieder darüber erstaunt wie dei Gewichtheber 10 Minuten Snatches am Stücke schaffen.

Kann mich da jemand aufklären?

period
10-07-2016, 15:13
Sensei Youtube hat einige interessante Ansichten dazu. Ich für meinen Teil würde es mit Valery Federenko halten:

yo6qsTm6erA

Period.

Fips
10-07-2016, 16:09
Während ich nach RKC / HKC trainiere und gelernt habe bin ich immer wieder darüber erstaunt wie dei Gewichtheber 10 Minuten Snatches am Stücke schaffen.

Kann mich da jemand aufklären?

Wenn man 140 kg reißen kann, fallen Snatches mit ner 24 kg Kettlebell halt einfach in den Ausdauerbereich. Die sind also einfach stark. Klingt komisch, ist aber so.

Polymorph
10-07-2016, 16:19
Sensei Youtube hat einige interessante Ansichten dazu. Ich für meinen Teil würde es mit Valery Federenko halten:
...

Period.

*neidisch*
Umsetzen, Reissen und Stossen kann ich leider noch nicht :(

Zum Thema:
Da gibt es keinen Unterschied...das ist mal eine interessante Erkenntnis.
Ergo unterscheiden sich auch die Techniken nicht voneinander.

Polymorph
10-07-2016, 16:21
Wenn man 140 kg reißen kann, fallen Snatches mit ner 24 kg Kettlebell halt einfach in den Ausdauerbereich. Die sind also einfach stark. Klingt komisch, ist aber so.

Ist für die Sportler ja nur das Warmup...klingt komisch, ist aber so ;)

Fips
10-07-2016, 17:06
Ist für die Sportler ja nur das Warmup...klingt komisch, ist aber so ;)
Ja, komisch. Athleten, die schweres Langhanteltraining machen, taugt das Training der Kettlebell-Fraktion gerade mal als Warmup, bevor sie sich an das richtige Training machen. Das muss dann natürlich an technischen Unterschieden liegen. Ansonsten hätten die Deppen, die hier seit Jahren erzählen, dass man Kraft mit schweren LH Squats und Deadlifts und nicht mit ballistischen KB Übungen aufbaut ja doch recht...

Polymorph
10-07-2016, 17:11
Ja, komisch. Athleten, die schweres Langhanteltraining machen, taugt das Training der Kettlebell-Fraktion gerade mal als Warmup, bevor sie sich an das richtige Training machen. Das muss dann natürlich an technischen Unterschieden liegen. Ansonsten hätten die Deppen, die hier seit Jahren erzählen, dass man Kraft mit schweren LH Squats und Deadlifts und nicht mit ballistischen KB Übungen aufbaut ja doch recht...

Ne Quatsch, jetzt im Ernst?

Und ich dachte immer das Salat den Bizeps schrumpfen lässt :ups:

Ausserdem kann man mit KB wohl Kraft aufbauen...nicht in dem Maß wie LH, klar. Kraft bleibt aber Kraft.

Björn Friedrich
10-07-2016, 20:54
Es gibt keinen Softstyle, es gibt den GS Style, den Wettkampf Kettlebell Sport und der basiert darauf, die Bewegungen mit der Kugel, speziell beim Clean & Jerk und beim Snatch extrem effizient (u.a. mit Hilfe des Gewichtheber Gürtels) auszuführen. Dadurch sind Kraft(Ausdauer)Leistungen möglich, die extrem krass sind.

Für jemanden der Krafttraining nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck, nämlich zur Steigerung der allgemeinen Kraft und Stabilität macht, ist diese Art des Kettlebell Trainings unnötig und er wird mit dem Hardstyle bessere Resultate erzielen.

Wer sich für Kettlebell Training als Wettkampfsport interessiert, kommt um den GS Style nicht herum, er ist die technisch effizienteste Methode, die Kugeln hoch zu wuchten......

Fips
11-07-2016, 08:01
Es gibt keinen Softstyle, es gibt den GS Style, den Wettkampf Kettlebell Sport und der basiert darauf, die Bewegungen mit der Kugel, speziell beim Clean & Jerk und beim Snatch extrem effizient (u.a. mit Hilfe des Gewichtheber Gürtels) auszuführen. Dadurch sind Kraft(Ausdauer)Leistungen möglich, die extrem krass sind.

Für jemanden der Krafttraining nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck, nämlich zur Steigerung der allgemeinen Kraft und Stabilität macht, ist diese Art des Kettlebell Trainings unnötig und er wird mit dem Hardstyle bessere Resultate erzielen.


Ist Du nicht sonst immer ein riesen Fan von effizienten Bewegungen? Und gerade im Krafttraining soll es auf einmal besser sein, die Bewegung ineffizienter zu machen, anstatt einfach mehr Gewicht zu nehmen?

MagicXeon
11-07-2016, 08:37
Ich weiss, meine Frage ist jetzt OT, aber... kann mir bitte jemand erklären, wodurch sich dieses KB-Training (z.B. das in dem eingebetetten Video) vom Hanteltraining unterscheidet? Ich verstehe diesen Hype um KB nicht.

Der Fritz
11-07-2016, 09:17
Ähnlich dem Hype um body-weight-Training, oder TRX. Man kann Seminare anbieten, Trainer ausbilden, Zubehör verkaufen, etc.
KB-Training ist schon sehr effektiv, hat sich seit 200 Jahren bewährt.
Aber vieles, was als neu und super effektiv angepriesen wird, ist alter Wein in neuen Schläuchen.
Viele BWE-Übungen sind alltäglicher Bestandteil im Kampfsporttraining oder Turnen.
Keineswegs schlecht, sogar sehr gut, nur nicht neu!

Björn Friedrich
11-07-2016, 12:36
GS Sport Kettlebell Training ist wirklich komplett anders, deshalb sind auch die Ergebnisse anders, man kann eben sehr viele Wiederholungen mit schweren Kettlebells schaffen und das funktioniert mit der Hardstyle Methode nicht und ist auch nicht das Ziel.

Für mich hat Krafttraining relativ wenig Einfluss auf die kämpferische Leistung, von daher ist die Zielsetzung beim Krafttraining tatsächlich bei mir auf High Tension, also auf soviel wie möglich Körperspannung und wenige Wiederholungen. Für mich geht es darum möglichst effizienzt und zeitsparend zu arbeiten und vor allem, die Gelenkbelastung möglichst gering zu halten.

Darüber hinaus brauch ich ein Krafttraining welches einfach zu erlernen ist und mir wenig Energie für die Kampfkunst raubt.

Zusätzlich sind viele GS Sachen, z.B. die Arbeit mit dem runden Rücken und das Abstützen am Gürtel, etc. Dinge die von der Haltung her total gegensätzlich sind.

GS Style ist ein Wettkampfsport der viel Zeit und Arbeit erfordert. Ich mach ein Krafttraining was mir Stabilität gibt und meine Muskelmasse erhält oder vergrößert. Sportspezifische Kraft entwickele ich sowieso komplett anders......

SirBelial
04-11-2016, 14:39
Hallo Björn, kannst du mir eine Frage zu dem Training beantworten, das du gerade geschildert hast?
Im Internet lese ich, dass ein vernünftiges Training mit Kettlebells (im Hardstyle) 2-3 mal pro Woche, 20-30 Minuten durchgeführt wird.

Sieht das bei dir ähnlich aus oder wie oft und wie lange trainierst du?

Björn Friedrich
04-11-2016, 19:12
Ich trainiere zweimal 60-90 Minuten, aber ich mach auch kein reines Kettlebell-Training, sondern ein Programm welches auf mein Kampfkunst-Training abgestimmt ist und auf Bodyweight Exercises, Kettlebells und einigen anderen Dingen basiert.......

musclesnatch
04-11-2016, 20:16
Moin,

da ich wieder seit einigen Wochen die Kugel schwinge, ist bei mir die Frage aufgekommen wo der technische Unterschied zwischen Hard- und Softstyle ist.

Während ich nach RKC / HKC trainiere und gelernt habe bin ich immer wieder darüber erstaunt wie dei Gewichtheber 10 Minuten Snatches am Stücke schaffen.

Kann mich da jemand aufklären?

Hardstyle = eher als Krafttraining gedacht. Es werden tendenziell sehr schwere Gewichte benutzt mit wenig Wdh am Stück. Technik ist darauf ausgerichtet, die Muskeln und Bänder mit jeder Wiederholung maximal zu belasten. Als Übungen dominieren Swings und TGUs. Aber auch Press, Snatch und Jerk haben ihren Platz. Eignet sich eher für Anfänger, die das Gerät Kettlebell kennenlernen wollen. Ist geeignet als Vorbereitung für den.....

Softstyle = besser als Girevoy Sport zu bezeichnen. Schwerpunkt auf extremer(!) Ausdauer. Leichtere Gewichte und bis zu hunderten Wdh am Stück. Technik ist optimiert auf Energie einsparen, um länger durchhalten zu können. Übungen sind die Olympic Lifts Snatch, Clean und Jerk.

Die Kombination Girevoy Sport + Gewichtheben kommt übrigens erstaunlich selten vor, trotz der eng verwandten Hebetechnik. Häufiger sieht man die Kombi Girevoy Sport+Marathon, Rudern oder anderen Ausdauersportarten.

P.S. Mittlerweile gibt es auch aus dem "Softstyle" Wettkampfformen, die eher einen Kompromiss zwischen der extremen Ausdauer (wie im klassischen Sport) und Kraft (wie im Hardsytle) suchen. Zu nennen wäre da etwa das BOLT oder auch der Kettlebell Strongman Wettkampf von Valery Fedorenko.

SirBelial
04-11-2016, 21:17
Ich trainiere zweimal 60-90 Minuten, aber ich mach auch kein reines Kettlebell-Training, sondern ein Programm welches auf mein Kampfkunst-Training abgestimmt ist und auf Bodyweight Exercises, Kettlebells und einigen anderen Dingen basiert.......

Danke für die Antwort :) Ein komplexeres Programm klingt natürlich besser, ich versuche nur gerade ein wenig einen Überblick über Kettlebells selbst zu bekommen.
Hardstyle klingt für mich auch sinnvoller als Softstyle/Girevoy Sport.

period
05-11-2016, 08:50
Hardstyle = eher als Krafttraining gedacht. Es werden tendenziell sehr schwere Gewichte benutzt mit wenig Wdh am Stück. Technik ist darauf ausgerichtet, die Muskeln und Bänder mit jeder Wiederholung maximal zu belasten. Als Übungen dominieren Swings und TGUs. Aber auch Press, Snatch und Jerk haben ihren Platz. Eignet sich eher für Anfänger, die das Gerät Kettlebell kennenlernen wollen. Ist geeignet als Vorbereitung für den.....

Softstyle = besser als Girevoy Sport zu bezeichnen. Schwerpunkt auf extremer(!) Ausdauer. Leichtere Gewichte und bis zu hunderten Wdh am Stück. Technik ist optimiert auf Energie einsparen, um länger durchhalten zu können. Übungen sind die Olympic Lifts Snatch, Clean und Jerk.

Die Kombination Girevoy Sport + Gewichtheben kommt übrigens erstaunlich selten vor, trotz der eng verwandten Hebetechnik. Häufiger sieht man die Kombi Girevoy Sport+Marathon, Rudern oder anderen Ausdauersportarten.

P.S. Mittlerweile gibt es auch aus dem "Softstyle" Wettkampfformen, die eher einen Kompromiss zwischen der extremen Ausdauer (wie im klassischen Sport) und Kraft (wie im Hardsytle) suchen. Zu nennen wäre da etwa das BOLT oder auch der Kettlebell Strongman Wettkampf von Valery Fedorenko.

Ein Teil davon ist sicher Marketing, auch in Hinblick auf Pavels Hintergrund beim Spetsnaz - seine Leistungen im Girevoy-Sport waren bei weitem nicht so hoch wie die von beispielsweise Federenko, der obendrein noch leichter war.

Was ich so gesehen habe, waren die Grundsteine des "Hardstyle" am Anfang die einarmige (military) press und der Snatch, allerdings "nur" mit einer 24er Kugel in Form des SSST (maximale Wiederholungen in 10 Minuten, Absetzen erlaubt, so viele Handwechsel wie nötig). Swings und Get-ups sind später dazugekommen und haben eigentlich erst seit "Simple and Sinister" den Platz im System, den sie heute haben. Die Idee dahinter war, den "Technikaufwand" zu reduzieren, was vermutlich auch zur Akzeptanz des Ganzen bei den Amis beigetragen hat. Inzwischen ist man auf 5 Minuten runtergegangen, hat aber das Gewicht auf 32 kg erhöht.

Was den Nutzen für den (Kampf-) Sport angeht - auch die Kombination Girevoy + Kampfsport kommt nicht so oft vor; der einzige mir bekannte namhafte Vertreter ist Vadim Kolganov, und der ist inzwischen in der Veteranen-Kategorie (ich weiß ehrlich nicht, wann er mit den Kettlebell-Wettkämpfen angefangen hat). Beim Hardstyle gibts in den klassischen KS zumindest einen sehr hoch dekorierten Vertreter, nämlich Mark O. Madsen (2x Silber bei Olympia in 74kg Greco). Madsen ist sogar RKC, und als Teil seines Trainings wurden immer Intervalle im Hardstyle-snatch genannt (15s on / 15 s off für 80 Intervalle am Stück, je 8 WH = 640 WH in 40 min). Bei den russischen Ringern die ich kenne wird die KB bestenfalls im Rahmen von Zirkeln eingesetzt, z.B. für High Pulls, See-Saw Presses oder Wurfübungen; mindestens einer (erst in seinen 20ern emigriert) wusste gar nicht, was eine Girya sein soll. Durchgezogen hat sich stattdessen die Verwendung von Gummibändern, BWEs und roadwork.

Ich würde sagen, die Frage ist immer, ob man bestimmte Prinzipien in sein Training integrieren oder gleich einen neuen Zusatzsport anfangen möchte (denn das ist girevoy). Ähnlich könnte man argumentieren, wenn Sprinten und / oder Langstreckenlauf hilfreich für den KS sind, dann sollte jeder Profikämpfer im örtlichen Leichtathletikverein vorstellig werden um in beiden Disziplinen anzutreten. Er wird vermutlich sowohl schneller als auch ausdauernder werden, aber ob seine Leistung im Ring dadurch tatsächlich in vertretbarem Maß zum Trainingsaufwand steigt bleibt fraglich. Insofern spielt es m.E. immer eine Rolle, ob jemand eine bestimmte Form von Training gern macht oder nicht, und ob ihn zusätzliche Wettkämpfe anspornen oder nicht; wenn er dann daraus noch massiv Nutzen für seinen KS ziehen kann, umso besser.

Period.

musclesnatch
09-11-2016, 11:27
seine Leistungen im Girevoy-Sport waren bei weitem nicht so hoch wie die von beispielsweise Federenko, der obendrein noch leichter war.

Was den Girevoy Sport betrifft, ist der WKC mit Valery Fedorenko und Ivan Denisov für mich die absolute Referenz. Ansonsten gibt es noch die russischen Verbände, die aber kaum außerhalb Russlands in Erscheinung treten. Im WKC sind einige der weltbesten Athleten dieser Sportart vereint. Auch bieten sie mit neu kreierten Disziplinen (Strongman, Fünfkampf) Alternativen an für Leute, die weniger an der extremen Ausdauerschiene interessiert sind *Werbemodus aus*. Pavel sehe dagegen primär nicht als GSler, sondern Trainer für Functional Fitness, der sich auf Kettlebells als Tool spezialisiert hat.


Was ich so gesehen habe, waren die Grundsteine des "Hardstyle" am Anfang die einarmige (military) press und der Snatch, allerdings "nur" mit einer 24er Kugel in Form des SSST (maximale Wiederholungen in 10 Minuten, Absetzen erlaubt, so viele Handwechsel wie nötig).

Der SSST ist eine amerikanische Erfindung und erst so glaub ich um 2000 rum entstanden. Der "hardstyle" hat seine Ursprünge im russischen Militär, wie es auch Pavel an verschiedener Stelle beschrieben hat. Da ging es darum, schwächliche Rekruten fit für schwere Gepäckmärsche zu machen. Die Kettlebell kam da als billiges, einfach zu handhabendes Trainingsgerät sehr entgegen. Das olympische Gewichtheben war/ist eher eine Angelegenheit der oberen bzw. akademischen Schichten, da die Ausrüstung teuer und das Erlernen der Techniken langwierig ist.


Swings und Get-ups sind später dazugekommen und haben eigentlich erst seit "Simple and Sinister" den Platz im System, den sie heute haben.

Hatte letztens noch "Enter the kettlebell" von Pavel in der Hand. Sein 1. Buch überhaupt, was er zu dem Thema rausgebracht hat. Und da haben Swing und TGU bereits die zentrale Rolle.



Die Idee dahinter war, den "Technikaufwand" zu reduzieren, was vermutlich auch zur Akzeptanz des Ganzen bei den Amis beigetragen hat. Inzwischen ist man auf 5 Minuten runtergegangen, hat aber das Gewicht auf 32 kg erhöht.

Schon im RKC wurde teilweise mit sehr viel schwereren Gewichten bis zu 48 kg trainiert. Auch spielt die Zeit/pacing im hardstyle ein viel geringere Rolle als im Girevoy Sport. Salopp gesagt: Im GS sieht man -wie ein Langstreckenläufer- ständig auf die Uhr. Im hardstyle konzentriert man sich auf die einzelne Wiederholung und versucht das Maximum an Beanspruchung für den Körper rauszuholen.


Was den Nutzen für den (Kampf-) Sport angeht - auch die Kombination Girevoy + Kampfsport kommt nicht so oft vor....

Ich könnt Dir aus dem Kopf auch keinen einzigen KSler nennen, der explizit Girevoy Sport trainiert. Das dürfte schon aus Zeitgründen kaum möglich sein, da leistungsorientiertes GS Training sehr zeitaufwendig ist und an den Reserven zehrt. Es gibt allerdings mit z.B. Oleh Ilika einige Leute mit miltärischem Hintergrund (Fallschirmjäger, Spezialeinheiten), die sich auf die ganz extremen GS-Formen wie Marathons usw. spezialisiert haben. Ich denke mal, rein psychologisch fühlen sich Kampfsportler weniger vom GS angezogen, dafür eher Leute aus dem extremen Ausdauerbereich (s.o.)


Ich würde sagen, die Frage ist immer, ob man bestimmte Prinzipien in sein Training integrieren oder gleich einen neuen Zusatzsport anfangen möchte (denn das ist girevoy). Ähnlich könnte man argumentieren, wenn Sprinten und / oder Langstreckenlauf hilfreich für den KS sind, dann sollte jeder Profikämpfer im örtlichen Leichtathletikverein vorstellig werden um in beiden Disziplinen anzutreten....

Man kann Girevoy Sport auch trainieren, OHNE an Wettkämpfen teilnehmen zu wollen. Ist sogar optimal dafür, weil man letztlich nur gegen die Uhr kämpft. Ich persönlich halte das GS Training für genial, um schnell funktionelle Kondition aufzubauen. Interessant ist es v.a. für Leute wie mich, die schon Krafttraining machen, bei denen die Kraft also nicht das Problem ist, und die dann feststellen, dass sie im Ring nicht 3 Runden lang die Arme oben halten können und ihnen die Puste ausgeht. In solchen Fällen wirkt ein bischen Girevoy Sport Wunder. Auf Wettkampf würde ich das auch nicht trainieren. Das ist Mord!

Edit: Je nachdem, wie mein Trainingsfortschritt verläuft, könnte ich mir vorstellen, mich auf dem einen oder anderen regionalen Wettkampf in der Masters Klasse in den nächsten Jahren blicken zu lassen. Mittlerweile gibt es schon einiges an Veranstaltungen in Deutschland und auch in meiner Region.

marv_marvin
09-11-2016, 16:40
Sorry, dass ich mit einem Erstbeitrag in die Dikussion reinplatze. Lese hier meistens nur mit, hab aber schon jahrelang mit Kettlebells trrainiert und auch mal den RKC unter Pavel gemacht.

Also der Begriff Hardstyle ist einerseits Marketing und andererseits soll er darauf Anspielen das Methoden von Kampfkünsten und aus dem Krafttraining verwendet werden. Pavel war während seinem GWD ja Sportausbilder bei den Spetznas und die haben im 70er Jahre Karate-Hype Trainingsmethoden aus dem Goju Ryu (Hard/Soft-Style) wie die Sanchin Kata, Pressatmung, hohe Körperspannung übernommen. In den 80ern sind dann die Kettlebells dazu gekommen und in Amerika hat Pavel durch Marty Gallagher Kontakt zu Größen aus der Powerliftingszene (Ed Coan z.B.) bekommen und dort gesehen dass die ebenfalls recht gut darin sind Körperspannung aufzubauen.

Pavel ist zuerst in Kampfsportkreisen und dann bei Polizei und Militär bekannt geworden. Der Durchbruch mit der Kettlebell kam dann später und die High Tension Techniken, das Power Breathing und den Fokus auf grundlegendes Krafttraining (und ja, natürlich auch mit der Langhantel) wurde dann auf die Kettlebell übertragen. Er hat schon vor dem 1. Kettlebellbuch (Russian Kettlebell Challenge und NICHT Enter the Kettlebell) ein Buch zum Langhanteltraining (Power to the People) geschrieben das ähnliche Trainingsideen beschreibt und danach eins zum Training mit Körpergewichtsübungen (Naked Warrior). In den Büchern erfährt man meiner Meinung nach mehr über das "Hardstyle" Training als in den Kettlebell-Büchern.

Man könnte also sagen, dass beim "Hardstyle"-Training die Kettlebell einfach als ein Werkzeug für möglichst einfach und allgemein gehaltenes Kraft- und Konditionstraining verwendet wird. Sollte man nicht wirklich als etwas wie einen Kampfkunststil verstehen. Softstyle gibt es nicht. Es gibt den Kettlebellsport (Kraft-Ausdauersport) und die Athleten und Trainer dort können sicher deutlich mehr als der 08/15 Kettlebell-Certified-Instructor. Ob es sich aber für die meisten lohnt die deutlich anspruchsvollere Wettkampftechnik zu lernen ist fraglich, wenn man nur ein wenig Fitnesstraining betreibt. Olympisches Gewichtheben ist ja auch nicht für jeden das Mittel der Wahl für grundlegendes Krafttraining, da gibt es deutlich einfachere Übungen die gute Ergebnisse liefern.

Man darf nicht vergessen, dass in der Fitnessindustrie und besonders bei Trends wie den Kettlebells der kommerzielle Aspekt im Vordergrund steht und viele Leute sich an den Werbesprüchen festbeissen und ohnen den sportwissenschaftlichen oder praktischen Hintergrund schnell mal Dinge missverstehen(was sicher auch so gewollt ist). Mir hat z.B. einer ernsthaft erzählt dass er jahrelang kein Ausdauertraining mehr betrieben hat, weil er nicht kapiert hat, dass sich Pavel vor mehr als 10 Jahren über Jane Fondas "Aerobics" lustig gemacht hat und er meinte dass man mit ein paar Kettlebellswings kein "aerobes Training" mehr machen braucht um in super Form zu bleiben ;) Gibt viele so Traumtänzer in den Foren die das erste mal richtig trainieren und dann hin und weg sind und meinen 15 Minuten die Kettlebell herumschwingen wär das beste was es gibt.

Im Athletenclub Hamburg gibt es aber die Möglichkeit bei Johann Martin unter einem richtigen Könner (Master of Sports) den Giri-Sport, Gewichtheben und Akrobatik zu lernen. Ich war ein paar mal dort und der hat deutlich mehr drauf als die meisten "weltbesten" Kettlebell Instruktoren. Und das sag ich als Fan des "Hardstyle" Trainings ;)

musclesnatch
09-11-2016, 17:15
Guter Beitrag....

Ein paar Punkte möchte ich aber dennoch nicht ganz unkommentiert stehen lassen:


Er hat schon vor dem 1. Kettlebellbuch (Russian Kettlebell Challenge und NICHT Enter the Kettlebell) ein Buch zum Langhanteltraining (Power to the People) geschrieben

PttP kenn ich noch sehr gut. Hab eine Zeitlang mal danach trainiert- Das Problem bei mir ist, dass ich einhändigeOlympic lifts (bzw. side press, der hier propagiert wird) mit olympischer Langhantel als unpraktikabel empfinde. Ansonsten hervorragendes Bich, dessen Aussagen man voll unterschreiben kann.


Olympisches Gewichtheben ist ja auch nicht für jeden das Mittel der Wahl für grundlegendes Krafttraining, da gibt es deutlich einfachere Übungen die gute Ergebnisse liefern.

Da würde ich widersprechen. Vergesst mal den Full squat snatch, wie man ihn bei Athleten auf Olympia Niveau sieht. Gewichtheben bedeutet erstmal nur, die Langhantel vom Boden über den Kopf zu bekommen. So sollte man an die Sache mental herangehen. Es gibt die Power Varianten von Clean, Snatch und jerk, die ohne split/full squat und mit nur leichtem second dip auskommen. Diese sind technisch nicht wesentlich anspruchsvoller als Kreuzheben oder Bankdrücken, nur eben schnellkraftlastiger, explosiver und übertragen daher besser in andere Sportarten. Zum Gewichtheben im weiteren Sinne gehören auch Sachen wie Military press, push press!, continentals. Alles früher mal Wettkampfübungen. Da liegt für mich die Essenz des Gewichthebens. Ich stehe und bringe im Stand die Langhantel vom Boden zur Hochstrecke. In DIESEM Sinne verstanden ist Gewichtheben sehr wohl die beste Form des Grundkrafttrainings für jedermann.


Gibt viele so Traumtänzer in den Foren die das erste mal richtig trainieren und dann hin und weg sind und meinen 15 Minuten die Kettlebell herumschwingen wär das beste was es gibt.

Ok, ich fühl mich mal als Traumtänzer angesprochen:D
Wenn Du das so meinst, dass reines GS bzw. Kettlebell Training nicht ausreicht, um einen Marathon unter 3 h zu laufen, bin ich voll bei Dir. Wenn Du aber meinst, Girevoy Sport oder auch das "hardstyle" Training wäre auf eine Stufe mit Hausfrauenaerobic zu stellen, muss ich aufs schärfste widersprechen. Was das Conditioning für Kampfsport betrifft, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Girevoy Sport unglaubliche Ergebnisse bringt. Einen Satz von 15min Snatches, Long Cycle oder whatever muss man auch erstmal schaffen! Die Leute, die das können, lassen sich an 5 Fingern abzählen.


Im Athletenclub Hamburg gibt es aber die Möglichkeit bei Johann Martin unter einem richtigen Könner (Master of Sports) den Giri-Sport, Gewichtheben und Akrobatik zu lernen. Ich war ein paar mal dort und der hat deutlich mehr drauf als die meisten "weltbesten" Kettlebell Instruktoren. Und das sag ich als Fan des "Hardstyle" Trainings ;)

Johann Martin ist eine absolute Koryphäe, mit dem ich auch schon mal in Kontakt gestanden hatte. Der Mann ist Spitze und zeigt wohl am besten, was auch in dem Alter alles noch möglich ist.

period
09-11-2016, 17:25
Der SSST ist eine amerikanische Erfindung und erst so glaub ich um 2000 rum entstanden. Der "hardstyle" hat seine Ursprünge im russischen Militär, wie es auch Pavel an verschiedener Stelle beschrieben hat.

[...]

Hatte letztens noch "Enter the kettlebell" von Pavel in der Hand. Sein 1. Buch überhaupt, was er zu dem Thema rausgebracht hat. Und da haben Swing und TGU bereits die zentrale Rolle.

[...]

Man kann Girevoy Sport auch trainieren, OHNE an Wettkämpfen teilnehmen zu wollen. Ist sogar optimal dafür, weil man letztlich nur gegen die Uhr kämpft. Ich persönlich halte das GS Training für genial, um schnell funktionelle Kondition aufzubauen. Interessant ist es v.a. für Leute wie mich, die schon Krafttraining machen, bei denen die Kraft also nicht das Problem ist, und die dann feststellen, dass sie im Ring nicht 3 Runden lang die Arme oben halten können und ihnen die Puste ausgeht. In solchen Fällen wirkt ein bischen Girevoy Sport Wunder.


Wie Marv geschrieben hat, war "Russian Kettlebell Challenge" tatsächlich vor ETK - und im Gegensatz dazu ein recht bunter Mix an Übungen, Hintergrund zum "militärischen" Kettlebell-Training, bisschen was an Infos zum Girevoy-Sport und sehr viel Marketing für die Kettlebells, die Dragondoor damals ganz frisch am amerikanischen Markt eingeführt hat. Ist unterhaltsam und interessant geschrieben, würde ich aber nicht alles ungefiltert für bare Münze nehmen.

Ich hab jetzt zwar sicher ein oder zwei Jahre nicht mehr in ETK reingeschaut, aber so, wie ich das damals aufgefasst habe, war das zentrale Element des Buches die "right of passage" challenge - einarmige Military Press mit halbem Körpergewicht und eben der SSST, den Pavel irgendwann zwischen TRKC und ETK erfunden haben soll wenn ich das richtig verstanden hab, also in seiner Zeit in den Staaten. Der Swing war in erster Linie eine Vorübung für den Snatch wenn ich das richtig im Kopf hab.

Ich sage nicht, dass Girevoy-Sport nicht positive Auswirkungen haben kann - nur halt dass andere Dinge auch die gleiche Wirkung haben können, möglicherweise mit geringerem Trainings- und / oder Kostenaufwand. Wie gesagt, kommt halt drauf an, was davon man gerne macht ;)

Beste Grüße
Period.

marv_marvin
09-11-2016, 17:29
Ich will dir nicht widersprechen, finde deinen Beitrag gut. Aber deine eigenwilligen Begriffe tun echt beim Lesen weh :D Es gibt sowohl im Englischen wie im Deutschen Begriffe die sich im Sportalltag in den letzten 50 Jahren nicht wirklich geändert haben und ich glaub da musst du nicht extra neue erfinden ;)

@musclesnatch war das gerichtet.

PS: Ich glaube nicht dass du zu diesen Traumtänzern zählst. Ich meinte Leute die z.B. das PM von ETK ewig machen und dann nach ein paar Jahren den Aufstand üben weil sie mal ne Runde joggen waren oder ins Fitnessstudio gegangen sind und gemerkt haben, dass sie sich was vorgemacht haben. Selbst erlebt und in den verrückten Kettlebell-Foren findet man sowas andauernd. Da beweihräuchert man sich gegenseitig und ist dann überrascht wenn die Realität was anderes sagt.

marv_marvin
09-11-2016, 17:43
Wie Marv geschrieben hat, war "Russian Kettlebell Challenge" tatsächlich vor ETK - und im Gegensatz dazu ein recht bunter Mix an Übungen, Hintergrund zum "militärischen" Kettlebell-Training, bisschen was an Infos zum Girevoy-Sport und sehr viel Marketing für die Kettlebells, die Dragondoor damals ganz frisch am amerikanischen Markt eingeführt hat. Ist unterhaltsam und interessant geschrieben, würde ich aber nicht alles ungefiltert für bare Münze nehmen.

Ich hab jetzt zwar sicher ein oder zwei Jahre nicht mehr in ETK reingeschaut, aber so, wie ich das damals aufgefasst habe, war das zentrale Element des Buches die "right of passage" challenge - einarmige Military Press mit halbem Körpergewicht und eben der SSST, den Pavel irgendwann zwischen TRKC und ETK erfunden haben soll wenn ich das richtig verstanden hab, also in seiner Zeit in den Staaten. Der Swing war in erster Linie eine Vorübung für den Snatch wenn ich das richtig im Kopf hab.

Ich sage nicht, dass Girevoy-Sport nicht positive Auswirkungen haben kann - nur halt dass andere Dinge auch die gleiche Wirkung haben können, möglicherweise mit geringerem Trainings- und / oder Kostenaufwand. Wie gesagt, kommt halt drauf an, was davon man gerne macht ;)

Beste Grüße
Period.
Genau, Enter the Kettlebell hatte das "Program Minimum" für Anfänger mit Swing und TGU und das Hauptprogramm "Rite of Passage" im HLM-Format mit dem Clean & Press und Swings und Snatches. Das ganze sollte Anfänger auch eine Struktur bieten um ein Seminar zu bestehen. Russian Kettlebell Challenge war deutlich weniger strukturiert und hatte einerseits die explosiven Übungen Snatch und Clean and Jerk (mit Vorübungen) für die Kraftausdauer (bis zu 50-100 Wiederholungen) und andererseits Übungen die auf die Bent Press hinarbeiten. Ich fands klasse, ist noch immer mein Lieblingsbuch zum Thema Fitness. Klar war viel Werbung drinnen, die Infos sind aber schon ordentlich recherchiert. Simple & Sinister spezialisert sich auf Swings und TGU und ist deutlich fordernder als das alte Program Minimum und hat viele coole "Hardstyle" Techniken von Pavel im Programm.

Der SSST wurde bei einer Behörde verwendet mit der Pavel Anfang der 2000er Jahre gearbeitet hat. 200 Snatches mit der 24kg KB in 10 Minuten mit beliebig vielen Handwechseln. Wurde dann eine Zeitlang bei den RKC-Seminaren geprüft, aber fallen gelassen, weil die meisten Leute eine viel zu schlechte Technik hatten. Jetzt ist der "Snatch Test" bei Pavel 100 Snatches in 5 Minuten mit der 24kg KB und beliebig vielen Handwechseln. Also Anfängerniveau von Giri-Sportlern. Ein anderer Test war der "Commando Snatch Test" bei dem man die 32kg KB 100 mal in 5 Minuten (ebenfalls mit beliebigen Handwechseln) reißen musste. Den haben glaub ich ein paar Recon Marines in Afghanistan verwendet. Fand ich als Kiddy natürlich extrem motivierend :D

musclesnatch
09-11-2016, 18:51
Ich will dir nicht widersprechen, finde deinen Beitrag gut. Aber deine eigenwilligen Begriffe tun echt beim Lesen weh :D Es gibt sowohl im Englischen wie im Deutschen Begriffe die sich im Sportalltag in den letzten 50 Jahren nicht wirklich geändert haben und ich glaub da musst du nicht extra neue erfinden ;)


????
Was genau meinst Du? Etwa die englischen Begriffe, die ich verwendet habe? Die sind normaler internationaler Gewichtheberjargon.
Ansonsten: In der Tat, da hab ich wohl ETK und RKC etwas durcheinander gewürfelt. Find ich aber nicht so tragisch, da alle drei Programme, also RKC, ETK und jetzt das aktuelle Simple and Sinister bei StrongFirst für meine Begriffe sehr ähnlich gestrickt sind. Ist eben alles typisch Pavel. Wobei ich persönlich mit dem TGU wenig anfangen kann. Valery Fedorenko hat sich über den Nutzen TGUs mal irgendwo sehr negativ geäußert. In den Rahmen von Pavels Philosophie (Körperspannung halten) passen sie m.E. aber gut rein.

Das mit den einarmigen Military Press mit 0,5bw gibt es im aktuellen Programm auch noch. Das fällt wohl unter Stichwort "Beast Tamer" oder so. Dazu gehören dann auch koordinativ hochanspruchsvolle Sachen wie Pistols, die meiner Meinung nach in einem Programm für "Nichtathleten" nichts verloren haben.

Björn Friedrich
09-11-2016, 21:18
Man sollte auch nie vergessen Kettlebell Training ist auch nur Krafttraining und man wird dadurch kein besserer Kämpfer.....

Ich hab wirklich viel extreme Sachen mit den Kugeln gemacht, ich war der erste Deutsche der beim Ultimate Clean and Jerk Test, 64 Clean und Jerks mit 40 Kilo in 10 Minunten gemacht, 1000 Swings mit der 24er in 55 Minuten, 500 Swings mit 32er in 30 Minunten, usw.

War alles gut, aber gebracht hat es mir auch nicht mehr, als mein Training mit Bodyweight Exercises.....

marv_marvin
09-11-2016, 23:01
Man sollte auch nie vergessen Kettlebell Training ist auch nur Krafttraining und man wird dadurch kein besserer Kämpfer.....

Ich hab wirklich viel extreme Sachen mit den Kugeln gemacht, ich war der erste Deutsche der beim Ultimate Clean and Jerk Test, 64 Clean und Jerks mit 40 Kilo in 10 Minunten gemacht, 1000 Swings mit der 24er in 55 Minuten, 500 Swings mit 32er in 30 Minunten, usw.

War alles gut, aber gebracht hat es mir auch nicht mehr, als mein Training mit Bodyweight Exercises.....

Wie lief denn der Ultimate Clean and Jerk Test? Das kenn ich gar nicht. Ich kannte aus dem DD Forum (~2009-2010) nur einen Clean and Jerk Test mit 1 KB wo man aber nicht nur die Hände beliebig oft wechseln durfte, sondern auch die KB absetzen konnte. Da konnt ich auf Anhieb 10 Wiederholungen die Minute (also 100 Wdh) mit der 32kg KB ohne große Probleme. Aber Respekt vor der Leistung, ist sicher nicht leicht gewesen :) Muss mal schaun ob ich noch irgendwo alte KB Videos von mir auf dem PC habe, mit dem Aufschreiben hatte ich es nie so aber trotzdem immer fleißig trainiert.

Den Sinn von so vielen Swings verstehe ich aber wirklich nicht, was trainiert man denn da außer den Willen?

Aber ja, bei mir als ehemaliger Amateur-Boxer hat es sogar früher nicht mehr viel gebracht. Da ist die Grundlagenausdauer einfach viel wichtiger. Die 100 Snatches mit der 32kg KB in 5 Minuten konnt ich 3-4 Monate vorm 19. und bis dahin gings auch mit dem Boxen gut weiter. Die nächsten 2 Jahre konnt ich die Werte beim Snatch Test zwar noch weiter nach oben schrauben, aber besser im Boxen lief es trotzdem nicht. Richtig weiter im Sport ging es dann erst wieder als ich viel mehr geradelt und gelaufen bin und die KBs eine Zeit lang liegen gelassen habe weil mir in einer Fördergruppe jede Trainingseinheit vom Trainer vorgegeben wurde. Da ging die Schlagfrequenz ganz von alleine rauf.

Die KBs mag ich immer noch, auf jeden Fall sind sie mir lieber als die ganzen Liegestütz und Sit Ups. Aber was ich die letzten Jahre so gesehen habe, fehlt es bei mittelmäßigen oder neuen Boxern oft an der Grundlagenausdauer und neben dem viel zielführenderen Laufen und Radeln wär es meiner Meinung nach besser die übrige Energie in was anderes als Kraftausdauertraining mit KBs zu stecken.

Dietrich von Bern
10-11-2016, 05:57
Zur Ausgangsfrage: Kann man das nicht mit der Ausführung von Klimmzügen vergleichen?
Wenn "so oft wie möglich Kinn über die Stange" das Ziel ist, dann wird der ganze Körper mit Schwung und Federwirkung der Bänder und des Bindegewebes zum kipping genutzt.
Will man viel Kraft, dann macht man besser wenige schwere saubere WH aus den toten Hang.

period
10-11-2016, 07:41
Wenn man definieren möchte, dass Hardstyle im Kern aus Military Press, pistol, Klimmzug mit Zusatzgewicht und TGU besteht und die Swings und Snatches nicht richtig dazugehören ist der Vergleich durchaus passend. Ansonsten ists komplizierter ;)

Period.

Dietrich von Bern
10-11-2016, 12:09
Wenn man definieren möchte, dass Hardstyle im Kern aus Military Press, pistol, Klimmzug mit Zusatzgewicht und TGU besteht und die Swings und Snatches nicht richtig dazugehören ist der Vergleich durchaus passend. Ansonsten ists komplizierter ;)

Period.

:kbsmilie:

Swings "anders als so effizient wie möglich" zu machen erscheint mir nicht sinnvoll.
Bei den snatches jedoch müsste es doch auch übertragbar sein, oder wieso nicht?

period
10-11-2016, 12:28
Wenn ich mich recht erinnere war das Ziel hinter dem Hardstyle-Swing maximales Power-Output, also auch Beschleunigung auf dem Weg nach unten; beim Snatch könnte es m.E. zumindest ähnlich sein, nämlich wenn man statt dem klassischen 10-Minuten-Satz Protokolle verwendet, die eine sehr hohe Kadenz verlangen (siehe das erwähnte 15:15 etc) und durch die kürzere Dauer und / oder Handwechsel das Problem der Griffermüdung umgehen.

Was ich mit komplizierter gemeint habe: Hardstyle - oder zumindest wie Pavel und Konsorten das unterrichten - scheint mir eine Kombination verschiedener Elemente zu sein; also nicht was mit dem Ziel reine Kraft wie Powerlifting, eher eine Kombi aus Krafttraining + Dehnen + Tabatas oder so ähnlich ;) Girevoy-Sport ist in der Zielsetzung enger und konkreter, nämlich optimale Leistungen mit vorgegebenem Gewicht in dem vorgegebenen 10-Minuten-Intervall, von da her m.E. eher vergleichbar mit Mittelstreckenläufen (Cooper-Test etc).

Period.

marv_marvin
10-11-2016, 13:13
Neeeeein, eben nicht. Im Giri-Sport ist bei der Snatch Disziplin nur 1 Handwechsel erlaubt und die Kugel darf nicht abgestellt werden. Im "Hardstyle" wird die KB nur als Fitnessgerät verwendet und deswegen darf man beim Snatch Test die Hände beliebig oft wechseln und die Kugel sogar am Boden parken weil man so viel leichter einen guten Trainigseffekt erzeugen kann und nicht erst eine ausgeklügelte Wettkampftechnik lernen muss.

Außerdem arbeiten viele Leute überhaupt nicht mit den Wettkampfdisziplingen oder beschränken sich auf einfachere Abwandlungen. Der Vergleich "olympisches Gewichtheben" mit "Krafttraining mit der Langhantel" ist passender. Hat musclesnatch vorher ja aufgezeigt ;) Ein "Hardstyle" Snatch ist nicht eine eigenständige Technik wie eine Gerade im Boxen, ein Tsuki im Karate oder ein Kettenfauststoß.

Kettlebellsportlerin mit perfekter Technik die mit einem Handwechsel 200 Wdh mit der 24kg Kettlebell schafft:
f1uz2T5IalU

Hier ein Kettlebell Instruktor der mit viel einfacherer Technik dank der lockeren Regeln ebenfalls 200 Wdh macht:
TfX4pxJYXSY

Besser ist natürlich die Giri-Sportlerin. Aber wem es einfach nur um Fitness-Training geht kann man den SSST sicher leichter als Test verwenden und sich auch mit bescheidener Technik ranwagen. In Enter The Kettlebell ist z.B. vorgesehen, dass man nur ein mal die Woche den Snatch trainiert und den Rest des Ausdauer-Trainings mit Swing-Intervallen oder Intervallläufen erledigt um 200 Wdh im SSST zu schaffen. Eine solide Ausdauerleistung. Für den Giri-Sport sicher nicht die beste Strategie.

Ich konnte mich dank ein paar Trainingseinheiten mit Johann Martin in 6 Monaten um fast 15% im SSST (ohne Absetzen) steigern und ich hab in der Zeit nur Technik-Training mit einer leichteren KB gemacht. Für die Ausdauer hat mir das nicht wirklich was gebracht, besser wurde ich aber trotzdem. Steve Cotter meinte auch, dass er beim ersten Russlandbesuch feststellen musste, dass die Giri-Sportler dank viel besserer Technik und Wettkampfstrategie und nicht wegen viel größerer Ausdauer so viel besser als er waren. Er hat deswegen das Interesse an "Hardstyle" verloren. Mir gefällts noch immer.

Beim Clean and Jerk Test wurde früher auch nur 1 Kettlebell verwendet und nicht wie im Long Cycle Event mit 2 gearbeitet. Ist viel leichter zu lernen und geht trotzdem auf die Pumpe.

period
10-11-2016, 13:31
Neeeeein, eben nicht. Im Giri-Sport ist bei der Snatch Disziplin nur 1 Handwechsel erlaubt und die Kugel darf nicht abgestellt werden. Im "Hardstyle" wird die KB nur als Fitnessgerät verwendet und deswegen darf man beim Snatch Test die Hände beliebig oft wechseln und die Kugel sogar am Boden parken weil man so viel leichter einen guten Trainigseffekt erzeugen kann und nicht erst eine ausgeklügelte Wettkampftechnik lernen muss.

Hab ich doch gesagt: "...nämlich wenn man statt dem klassischen 10-Minuten-Satz Protokolle verwendet, die eine sehr hohe Kadenz verlangen (siehe das erwähnte 15:15 etc) und durch die kürzere Dauer und / oder Handwechsel das Problem der Griffermüdung umgehen." Das bezog sich auf den Hardstyle-Snatch (genauer: in erster Linie auf die 15:15 und 36:36 Protokolle von Kenneth Jay und Mark Madsen, wo mit jedem Intervall ein Handwechsel vorgeschrieben ist), nicht auf die Wettkampfversion ;) Aber ich geb zu, ich drück mich grad ziemlich verschachtelt aus - meine Doktorarbeit ist schuld :D

Die Anekdote mit Cotter kannte ich noch nicht - ich finds interessant, welchen Schluss er daraus zieht (ich hätte eher angenommen, dass er deswegen das Interesse am Girevoy-Sport verlieren würde).

Period.

marv_marvin
10-11-2016, 13:37
Hab ich doch gesagt: "...nämlich wenn man statt dem klassischen 10-Minuten-Satz Protokolle verwendet, die eine sehr hohe Kadenz verlangen (siehe das erwähnte 15:15 etc) und durch die kürzere Dauer und / oder Handwechsel das Problem der Griffermüdung umgehen." Das bezog sich auf den Hardstyle-Snatch (genauer: in erster Linie auf die 15:15 und 36:36 Protokolle von Kenneth Jay und Mark Madsen, wo mit jedem Intervall ein Handwechsel vorgeschrieben ist), nicht auf die Wettkampfversion ;) Aber ich geb zu, ich drück mich grad ziemlich verschachtelt aus - meine Doktorarbeit ist schuld :D

Die Anekdote mit Cotter kannte ich noch nicht - ich finds interessant, welchen Schluss er daraus zieht (ich hätte eher angenommen, dass er deswegen das Interesse am Girevoy-Sport verlieren würde).

Period.

Sorry, war auf D.v.B. bezogen. Kenneth Jay's Training ist wieder was anderes als was Pavel so macht und basiert auf seiner Bachelorarbeit über VO2Max Training. Hat er aber auch längst wieder verworfen und sich auf KB bashen spezialisiert ;)

Björn Friedrich
10-11-2016, 13:58
@marv_marvin

der Ultimate Clean and Jerk Test, war einfach, in 10 Minuten so viele Clean and Jerks schaffen wie es geht, Handwechsel waren unbegrenzt erlaubt.

Hier das Video:

Z3WB2OlgtZQ

marv_marvin
10-11-2016, 14:24
@marv_marvin

der Ultimate Clean and Jerk Test, war einfach, in 10 Minuten so viele Clean and Jerks schaffen wie es geht, Handwechsel waren unbegrenzt erlaubt.

Hier das Video:

Z3WB2OlgtZQ
Starke Leistung :)

musclesnatch
10-11-2016, 17:26
Thema Handwechsel:
Es gibt so Girevoy Sport Puristen, für die gehört das unabdinglich dazu, dass nur 1 Handwechsel erlaubt ist. Und die Begründung , die ich dazu kenne, hat weniger mit "ausgefeilter Wettkampftechnik" zu tun, sondern eher mit psychischer Abhärtung. Das Aushalten der Schmerzen, des muskulären Unbehagens nach x Wdh mit derselben Hand, ohne Wechsel, ohne Absetzen testet und schult vor allem die psychischen Qualitäten. Durch Technik kann man da auch nicht viel machen, um besser zu werden, man muss schmerzresistenter werden. Und grade in diesem Aspekt "Schmerzresistenz" bzw. psychische Härte liegt für mich ein starker Anknüpfungspunkt zum Kampfsport. Eben nicht den "bequemeren" Weg gehen, nicht Wechseln oder Absetzen, sondern Durchhalten, trotz unerträglicher Qual und Erschöpfung.

Thema Laufen:
Die Art von Ausdauer, die durch lange Ausdauerläufe aufgebaut wird, hat für mich mal so gar nichts mit der Belastung im Boxring zu tun. Auch ist das typische Roadwork der Boxer grade weniger durch Langstreckenausdauer gekennzeichnet, sondern durch Sprint- und Hügelläufe mit Intervallen und Einlagen wie Burpees oder Liegestütze zwischendrin. Sicher gibt's auch welche, die jeden Samstag ihren 35km Long Jog machen, aber das sind dann die, die eben Mordsspass am Laufen haben, der ihnen unbenommen sei. Zudem setzt ein Langstreckenläufer eher die Beine ein. Typisch sind Erscheinungsbilder mit atrophiertem Oberkörper (Hühnerbrust). Bei den reinen Langläufertypen, die hier und da im Boxtraining auftauchen, kenn ich es so, dass die manchmal nach 1min am Sandsack oder Pratzentraining den Geist aufgeben.

Dietrich von Bern
12-11-2016, 09:02
OT: Zum Thema roadwork bitte mal was fundiertes aktuelles lesen, z. B. von Joel Jamieson.
Die internet-mythen, wie z. B. die älteren Bücher von Ross Enamait, halten sich leider hartnäckig.
Zum Thema "ergänzendes Training für Kampfsportler" habe ich in meinem blog schon viel geschrieben - ich wiederhole das hier nicht.

Zum Thema: marv, das mit den Klimmzügen trifft exakt das, was Du nach Deinem verzweifeltem "nein" geschrieben hast. Vielleicht passt Dir das nicht, aber es ist genau der Punkt. Man kann trainieren ODER die Übungen zum Sport machen.

marv_marvin
12-11-2016, 11:16
Zum Thema: marv, das mit den Klimmzügen trifft exakt das, was Du nach Deinem verzweifeltem "nein" geschrieben hast. Vielleicht passt Dir das nicht, aber es ist genau der Punkt. Man kann trainieren ODER die Übungen zum Sport machen.

Moment mal: Du hast möglichst viele Wiederholungen mit viel Schwung und wenige saubere Wiederholungen für viel Kraft verglichen.

Was einfach nicht stimmt, wenn man die "Hardstyle" Snatch- und C&J- Test mit den Giri-Disziplinen vergleicht. Und wenn du "Man kann trainieren ODER die Übungen zum Sport machen." meinst, dann war das einfach ein schlechter Vergleich weil das ja was ganz anderes wie "Kraft vs. möglichst viele Wdh" ist.

musclesnatch
14-11-2016, 18:55
Sorry, konnte mir dat Bild nich verkneifen.
Kettlebelltraining bringt nix. Lasst da bloß die Finger von.

Dat machen nur so Luschen wie der auf dem Foto :D

http://www.kampfkunst-board.info/forum/attachment.php?attachmentid=38204&stc=1&d=1479149679

period
15-11-2016, 09:48
Du weißt aber schon, dass das zarte Bübchen auf dem Foto am Höhepunkt seiner Karriere gesagt hat, man brauche überhaupt keine Gewichte, wenn man regelmäßig mit 130kg schweren Typen ringen würde ;) Stattdessen hat er in der Zeit ein bisschen was an BWEs, Gummibändern, Vorschlaghammer und tägliche Läufe von 8 km Länge gemacht, zumindest was man so hört.

Period.

musclesnatch
15-11-2016, 18:17
Du weißt aber schon, dass das zarte Bübchen auf dem Foto am Höhepunkt seiner Karriere gesagt hat, man brauche überhaupt keine Gewichte, wenn man regelmäßig mit 130kg schweren Typen ringen würde ;) Stattdessen hat er in der Zeit ein bisschen was an BWEs, Gummibändern, Vorschlaghammer und tägliche Läufe von 8 km Länge gemacht, zumindest was man so hört.

Period.

Was man so "hört", hat er gerne mal mit wilden Bären in der Taiga gerungen....
Ringen alleine reicht bestimmt, keine Frage. Nur, dass die meisten nicht jederzeit ein 130 kg Brocken zum Sparring zur Verfügung haben.

P.S. Mittlerweile, wo er nicht mehr im Training steht, ist er tatsächlich ziemlich dünn geworden.

period
15-11-2016, 18:44
Ich konnte mir den Kommentar bei der Vorlage eben auch nicht verkneifen ;) Mein Teil des "was man so hört" war bezogen auf die Dinge, die Fedor selbst in Interviews gesagt hat; darunter allerdings auch, dass er zu Beginn seiner Karriere durchaus einiges an Gewichtstraining betrieben hat. Was genau weiß ich nicht, er hat aber erwähnt, nach wie vor 400 lbs (ca. 185kg) auf Wiederholungen im Bankdrücken zu schaffen. Bei dem Kraftlevel wäre weiteres Krafttraining auch als Schwer- oder Superschwergewicht tatsächlich nicht mehr wirklich erforderlich.

Period.

musclesnatch
16-11-2016, 18:55
Rein physisch ist sein Bruder der deutlich stärkere.