Vollständige Version anzeigen : Was bedeuten die Gürtel?
jkdberlin
15-07-2016, 07:09
Im BJJ wird, mehr oder weniger, sehr viel Wert auf die Gürtel gelegt. Es ist eine Progression und die "Szene" wacht mit Argusaugen über neu auftauchende Schwarzgurte etc.
Aber was bedeuten die einzelnen Gürtelgrade eigentlich?
Wann wird aus einem Weißgurt ein Blaugurt? Was macht einen Lilagurt oder einen Braungurt aus? Wofür steht für euch der Schwarzgurt? Wofür gibt es Streifen?
Hug n' Roll
15-07-2016, 08:40
Du fragtest, wofür das bei uns -also individuell- steht.
Daher antworte ich auch aus meiner höchst eigenen Sicht:
Blau steht für mich für auf der Matte "überleben können", sozusagen Grundschule/Basic-Lessons erfolgreich abgeschlossen (kann lesen und schreiben ;)). Man darf/kann jetzt mitspielen.
Purple ist für mich ein Ausdruck für "am Ball geblieben", weiter entwickelt und an sich gearbeitet, ggf. "eigenes Game" gefunden, Ungeduld abgelegt bzw. gelernt damit zu leben.
Braun ist m.E. der Vorhof zum Blackbelt, d.h. da ist schon das meiste Rüstzeug an Bord, es fehlt vielleicht noch so ein Quäntchen, was die Person besonders macht. Das kann ne Menge verschiedenes sein: Souveränität, schlicht Erfahrung, die Fähigkeit selber zu vermitteln/weiterzugeben oder auch besondere Wettkampfqualitäten, etc.
BB ist für mich schon etwas, wo ich ziemlich viel erwarte: vor allem Souveränität und Erfahrung, sowie ein sehr großes Portfolio an Lösungen für alle denkbaren Situationen auf der Matte und ein umfangreiches Wissen über BJJ.
Die Stripes habe ich immer eher als Mittel für den Trainer gesehen, um sauber strukturiert zu sein und nicht den Überblick zu verlieren, wer wann wie lange was tut und ggf. mit Blick auf eine andere Farbe in Betracht zu ziehen wäre.
jkdberlin
15-07-2016, 08:46
Du fragtest, wofür das bei uns -also individuell- steht.
ich sehe das auch individuell. Es gibt für mich keine übergeordnete Vorschrift. Die Gürtelvergabe und die Bedeutung ist für mich immer individuell.
Danke für deine Ausführung!
Björn Friedrich
15-07-2016, 08:52
Ich denke mal das ist von Schule zu Schule und von Lehrer zu Lehrer verschieden und das ist auch gut so.....
Für mich würde ich sagen:
Blaugurt = BJJ vs. untrainierten Gegner auf der Straße
Basis Clinch & Takedown Geschichten im Stand
Am Boden Alle Grundtechniken zum kontrollieren und beenden des Kampfes gegen einen untrainierten Gegner mit Schlägen.
Grapplingspezifisch: Escapes. Ein Blaugurt sollte fähig sein, sich ganz leicht aus den wichtigsten Positionen (ohne Schläge) befreien zu können, wenn er mit einem Anfänger rollt. Er sollte nicht zu dominieren sein.
Lilagurt = Aktives BJJ, speziell aus der Guard
Bei einem Lilagurt erwarte ich das er alles kann was ein Blaugurt auch kann, nur eben viel besser.:-) Darüber hinaus will ich eine gute aktive Guard sehen. Das heisst Open Guard, Butterfly Guard, Angriffe, Kombinationen, Sweeps. So wie sich ein Blaugurt ganz leicht befreien kann, so sollte ein Purple Belt, aus der Guard relativ mühelos attackieren und sweepen können. Die Guard ist das was BJJ zu vielen anderen Grappling Stilen unterscheidet und deshalb steht die für mich vor der Meisterschaft des Top Games.
Braungurt = Gutes Distanzgefühl im Stand gegen Schläge und Tritte, gutes Timing, Übersicht usw.
Am Boden Guard Passing und Top Game müssen zusätzlich zu allem was er bei Blau und Lila gezeigt hat, gut entwickelt sein. Er muss ein komplettes BJJ haben und muss in jeder Position wissen was er tut.
Schwarzgurt = Anfang der Perfektion
Bei einem Schwarzgurt erwarte ich wirklich sehr gute Körpermechanik. Präzision, gutes Gefühl, Gewichtsverlagerung, Übersicht. Ein Braungurt kann alle Moves, aber er benötigt für diese Moves manchmal auch noch Kraft und Schnelligkeit. Ein Blackbelt ist effizienter, macht mehr über das Timining und die Positionierung.
Streifen gab es bei uns nicht, von daher hab ich die nie benutzt, finde die aber gar nicht schlecht um Zwischenschritte zu markieren......
ich frage mich ob deutsche Schwarzgurte das gleiche Niveau haben wie brasilianische?
jkdberlin
15-07-2016, 10:45
ich frage mich ob deutsche Schwarzgurte das gleiche Niveau haben wie brasilianische?
Das kommt darauf an, würde ich sagen. Im Großteil wohl eher nicht. Die meisten Schwarzgurte hier haben nicht, wie die Brasis und die Amis, ihr tägliches Training unter anderen Schwarzgurten absolviert. Meistens haben sie auf Seminaren, Camps und im Urlaub trainiert, nicht aber täglich (mehrfach) mit bereits erfahrenden Schwarzgurten. Das kommt erst langsam...
VincentPrice
15-07-2016, 11:07
Daher antworte ich auch aus meiner höchst eigenen Sicht:
[...]
Das finde ich eigentlich nicht. Umschreibungen wie diese liest man ja relativ oft eigenltich. Das hat auch sicherlich alles Hand und Fuß.
Aber wenn ich aus meiner Perspektive als knapp 1,5jähriger White Belt jetzt die Frage nach der Bedeutung der Gürtel stellen würde, könnte ich mir unter der Antwort relativ wenig vorstellen. Ich finde das recht generisch und nichtssagend. Darunter kann man alles und nichts verpacken.
Das könnte ein Anfänger relativ gefahrlos genauso formulieren.
sivispacemparabellum
15-07-2016, 11:17
Ich habe mit einigen brasilianischen Schwarzgurten gerollt. Da gibt es einen feinen aber kleinen Unterschied. Die meisten die auf Reisen ins Ausland gehen, sind Leute die große Turniere gewonnen haben oder sich durch andere Leistungen einen guten Namen im BJJ gemacht haben. In Brasilien gibt es eben auch ganz viele Menschen, die den Sport machen weil er ihnen Spaß macht. Das heißt das Level ist nicht immer gleich und da sind auch weniger dominante Kämpfer unterwegs. Dafür kommen auch manchmal Leute nach Europa die in Brasilien kaum mit dem Sport Geld verdienen würden.
Weiss-weiß nicht so viel über BJJ. Mus die einfachsten Positionen lernen (Guard, Halfguard, Sidecontrol, Knee on chest, Mount, Backmount). Lernen sich nicht zu exponierenen, Arme am Körper, Hals schützen, immer ein Bein anziehen etc.
Blau-lernt seine Guard zu öffnen für Sweeps und Submissions. Muss aus dominanten Positionen entkommen, muss seine dominanten Positionen suchen. Sich einfach mehr bewegen. Seine einfachen und direkten Wege zum Ziel entwickeln.
Lila-hat ein Open Guard Game entwickelt. De La Riva, X-Guard, Spiderguard, Hybrid Spider... hat seine offenen Guards. Lernt ein komplexes Passing Game, was seiner Stufe entsprechend sich ausbildet. Muss mit schnellen Guardwechseln zu Recht kommen und diese gegen sein Gegenüber nutzen. Greift immer mehr als eine Option an.
Braun-versteht wann wer etwas mit welchem Ziel tut. Lernt die Möglichkeiten Bewegungen seines Gegenübers zu seinem Vorteil zu manipulieren. Sieht die Angriffe bevor sie ausgeführt werden. Manchmal noch zu spät. Entwickelt sich vom Taktiker zum Strategen.
Schwarz-hat all das gelernt, was die Anderen noch Lernen müssen. Das weiteste Feld mit den größten individuellen Unterschieden.
Würde mal meine Sicht fürs Nogi-BJJ oder Luta Livre schildern:
Weiss: Muss noch sehr viel lernen und macht sehr viele Flüchtigkeitsfehler. Findet sich öfter in unbekannten Situationen wieder. Im Ernstfall (z.B. Wettkämpfe) noch sehr hektisch und kraftorientiert. Häufig die Konzentration auf nur 2-3 Sachen gerichtet die er einigermaßen gut kann.
Blau: Technik-Grundschule absolviert. Sollte alle Standartpositionen, Escapes, Passes, Sweeps, Takedowns und Submissions kennen und zumindest grundlegend verstehen und einigermaßen beherrschen. Damit sind natürlich so Sachen wie Armbar, Hip Bumb Sweep, Double-Leg, Ogoshi, und Knee Slice-Pass gemeint und KEINE De La Riva-Guard, 50/50, Berimbolos oder flying Omoplatas :D
Sollte in der Lage sein einen 15-20kg schweren Gegner zu besiegen der keine/kaum Grappling-Erfahrung hat.
Phase des Sammelns von Techniken die gut zu ihm passen.
Lila: Muss in der Lage sein die ganzen Techniken von Blau sinnvoll und schnell zu kombinieren. Einige Techniken von Phase Blau sollten mittlerweile so gut sitzen das er sie gegen sehr viele verschiedene Grappler durchsetzen kann. Sollte mittlerweile ein eigenes Game haben und das Game des Gegners einigermaßen lesen und Gegenschritte einleiten können. Gute Fähigkeit zu scramblen und dem anderen genau seinen Gameplan aufzuzwingen (so lange dieser natürlich nicht besser ist).
Im Tuniermodus sollte er mittlerweile sehr technisch, taktisch überlegt und abgebrüht vorgehen.
Spätestens ab diesem Gurt sollte er sich auch mit komplexeren Positions- und Guard-Varianten befassen und in der Lage sein, diese mechanisch zu verstehen.
Braun: Noch mal deutlich mehr Skills im Bezug auf Antizipation seines Gegners + eigenes Timing und höhere Kampfintelligenz. Sehr gute Gewichtsverlagerung, so das er sich sehr häufig viel schwerer anfühlt als er ist. Er sollte mitllerweile schon seinen komplett eigenen Kampfstil haben und das aller meiste gut genug verstehen um es auch selber Dritten mit anderen Vorraussetzungen beibringen zu können.
Mittlerweile dürfte es nahezu keine einzige Situation mehr geben in dem der Braungurt nicht weiß was er tun soll.
Schwarz: Schwer zu sagen, ist noch zu weit weg von mir. Auf jeden Fall noch mal ein Ganzes Stück besser als Braun :D
Würde sagen noch mal deutlich mehr Verständnis für die Mechanik und Anatomie, so das er ein signifikant besserer Lehrer ist als damals mit Braun. Insgesamt effizienter und taktisch klüger als Braun.
Ogoshi
Kann ich z.B. nicht. Wäre ich also ein Weissgurt?
Royce Gracie 2
15-07-2016, 22:18
Ahwa , du kannst doch nen einfachen Hüftwurf :D
Du weisst es vielleicht nicht aber können wirst dus auf Anhieb wenns dir jemand nur 1x vormacht :P
Habs gegoogelt. Kann es zeigen aber niemals im Sparring oder Kampf anwenden.
Genauso Kimonowürger. Kann den Bow and arrow und das wars.
Björn Friedrich
16-07-2016, 08:43
Ich denke mal bei Eddie Bravo z.B. wären die meisten hier (inkl. mir) kein Blaugurt, weil wir viele seiner grundlegenden Sachen nicht können.....
Ist halt indiviuell verschiedenen und das ist bei einem lebendigen Sport auch wichtig. Wenn alle Schulen und Lehrer das gleiche Programm hätten, würde dem BJJ viel verloren gehen.......
sivispacemparabellum
16-07-2016, 09:15
Ich finde Flibbs Kritik richtig. Es geht eben nicht um einzelne Techniken. Das Repertoire der Würfe und Takedowns ist unglaublich groß. Ein guter Kämpfer braucht minimalistisch drei und dazu jede Menge Eingänge. Es können gerne mehr sein...
Welche das sind hängt immer von der Person ab. Warum sollte ich die vorschreiben als Trainer?
Björn Friedrich
16-07-2016, 09:55
Ich finde aber, als Trainer kannst du nur das wirklich vermitteln, was dein persönlicher Stil ist. So hab ich das auch immer Erfahren. Für mich ist ein Cobrinha oder Bravo Stil vollkommen ungeeignet, weil ich einen ganz anderen Körperbau habe.
Ein Roy Harris passt da z.B. viel besser zu mir. Umgekehrt, würde ein Geo Martinez bei Roy Harris nicht das lernen, was er bei Eddie Bravo lernt.
Von daher ist es doch ganz normal, das jeder Lehrer seine Prüfungsmaßstäbe nach seinen Techniken setzt. Ich meine wie kann ich Techniken beurteilen, die ich selber nicht nutze.....bzw als Schüler mal genutzt habe.....
Von daher ist es doch ganz normal, das jeder Lehrer seine Prüfungsmaßstäbe nach seinen Techniken setzt. Ich meine wie kann ich Techniken beurteilen, die ich selber nicht nutze.....bzw als Schüler mal genutzt habe.....
Ganz einfach, mit Sparring. Verteidigung ist einfacher als Angriff.
Die Prinzipien wie Strecken oder Beugen bleiben ja gleich.
sivispacemparabellum
16-07-2016, 10:28
Konzepte statt Techniken.
Ganz einfach.
Im Sparring/Wettkampf kann man sehen ob es funktioniert.
Ich kann nicht einer 50kg schweren Person einen Smash Pass gegen eine 100kg schwere Person empfehlen.
Als Trainer bin ich den unterschiedlichen Bedingungen unterworfen die meine Schüler mitbringen.
Meine persönlichen Lösungen helfen da oft nicht...
Chondropython
16-07-2016, 10:40
Ich finde das sehr interessant und reizvoll, dass man ständig auf andere Techniken trifft. Oder andere Schwerpunkte! Unser Team kenne ich bei Turnieren einfach. Jeder der ein halbes Jahr + trainiert versteht das coaching etc.
An einzelnen Techniken / Technikgruppen würde ich aber keine Gürtelfarben festmachen. Ich denke der Whitebelt muss überleben können. Wer auf alle Positionen eine Antwort hat, sollte Blue werden. Hat der Blue das Standardprogramm der Schule drauf und kann es anwenden, wird er Purple... Weitere Farben sollen sich "schlauere" Köpfe überlegen! ;)
Habs gegoogelt. Kann es zeigen aber niemals im Sparring oder Kampf anwenden.
Genauso Kimonowürger. Kann den Bow and arrow und das wars.
Na gegen irgend nen ungeübten Körperklaus wirst du ja wohl noch nen simplen Hüftwurf hinbekommen :D
Ich meinte damit aber auch nicht das du ihn super kannst und alle Partner wegrotzt, sondern lediglich in der Lage bist ihn auszuführen und technisch zu verstehen. Ich kenne selbst Blackbelts die aufgrund ihrer Körpermaße oder Kampfweise niemals z.B. ne Triangle im Sparring nutzen würden.
Wer aber wer nicht in der Lage ist die simpelsten Techniken wie z.B. RNC, Triangle, Armbar oder Double-Leg zu verstehen und zumindest im Techniktraining umzusetzen verdient imho keinen Bluebelt (mit Ausnahme von Leuten die es körperlich einfach nicht können, da "eingeschränkt"). Gibt halt Sachen die für mich so Basic sind, das sie ein jeder Athlet kennen und können sollte. Was ist denn bitte das für ein Grappler der keinen Shrimp-Escape oder keinen Figure-Four-Grip kann? ^^
Ich finde aber, als Trainer kannst du nur das wirklich vermitteln, was dein persönlicher Stil ist. So hab ich das auch immer Erfahren. Für mich ist ein Cobrinha oder Bravo Stil vollkommen ungeeignet, weil ich einen ganz anderen Körperbau habe.
Von daher ist es doch ganz normal, das jeder Lehrer seine Prüfungsmaßstäbe nach seinen Techniken setzt. Ich meine wie kann ich Techniken beurteilen, die ich selber nicht nutze.....bzw als Schüler mal genutzt habe.....
Nö sehe ich komplett anders. Habe schon mehrere Blackbelts als Trainer gehabt und wenn du nen richtig guten Trainer hast, dann kann er dir auch Sachen beibringen die er nicht nutzt und genau das Gegenteil von seinem Game sind. Mein jetziger Trainer ist eigentlich eher nen Bottom-Player und trotzdem sind die meisten von uns eher aufs Top-Game aus.
Ein guter Trainer holt die Leute da ab wo sie stehen und verbessert ihre Stärken anstatt diese beiseite zu schieben und ihnen seine eigenen Stärken aufzwingen zu wollen. Warum sollte man nen flinken und beweglichen 65kg Kämpfer dazu anleiten so zu kämpfen wie ein Josh Barnett, nur weil man selber nen 120kg Strength & Mass-Player ist ?
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