woher? Daishô Shinken günstig aber speziell [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : woher? Daishô Shinken günstig aber speziell



shinken-shôbu
12-08-2016, 14:42
Wer hätte gedacht (der/die mich kennt), dass ich tatsächlich noch einmal probieren würde, in einem Forum Rat bezüglich des Erwerbs eines Trainingsschwerts zu suchen?:D


Vorab: ich hatte schon etliche Schwerter, bessere und schlechtere (edit: habe diese auch zerlegt und bebastelt) und halte (Berliner schwertpolierer würden mich dafür wahrscheinlich schlagen:ups:) auch günstige Chinaprügel nicht GENERELL für schlecht, obgleich ich bei diesen von vornherein von unbedingt durchzuführender genauerer Prüfung und ggf. auch notwendigen kleineren oder größeren vorzunehmenden Modifikationen ausgehe.


Mein Problem ist nun folgendes genaugenommen sind es zwei, denn ich muss nicht nur ein Katana finden, nein auch noch ein passendes Wakizashi her (okay, die beiden Tsuba würde ich später wahrscheinlich sowieso auswechseln, schon allein weil diese oft gleichgroß sind, wenn man ein Daishô kauft):

1. Ich suche eine Klingenlänge von 2,6 Shaku, überwiegend finde ich nur solche bis 2,55 (ginge zur Not vielleicht auch noch)

2. Klinge muss scharf sein (klar, da Shinken und kein Iaitô), obwohl die überwiegende Nutzung für Battôjutsu sein wird und nicht für suemonogiri/tameshigiri. Notfalls ginge auch ein Stahliaitô, manche Hersteller bieten von einem Modell ja gleich beides an.
p.s.: habe erst kürzlich genau solch ein stilfremdes Battôjutsu mit fremdem, relativ langem Shinken geübt und hatte keine Probleme damit, nur falls jetzt jemand mit lauter Warnungen daherkommen möchte (was ich generell ja bei Anfängern verstehe und ich selbst habe ab und an auch schon gewarnt).

3. Schwert sollte massiver sein, d.h. möglichst ohne Bo-hi (""Blutrinne"") und möglichst 1200-1300 g wiegen

4. Schwert sollte vielleicht weniger stark gebogen sein

5. Higo-koshirae, Tachi-koshirae oder anderes mit runden Kashia sowie grünlichblaue Griffwicklung (Ito) und Sageo wären zwar schön, sind aber nicht das Hauptproblem, längerfristig kann ich das erworbene Schwert dann ja immer noch etwas modifizieren.

6. ein Daishô soll es möglichst sein, also ein Set aus Lang- und Kurzschwert oder bei Kauf nur eines Langschwerts sollte zumindest die Möglichkeit eines späteren Zukaufs des Kurzschwerts einigermaßen gesichert sein.

7. Günstig muss/soll es sein. Klar, man bekommt, was man zahlt aber mir würde es reichen, die unabdingbaren Grundelemente erstmal zu sichern (also hauptsächlich die schwere Klinge und gleich noch die Saya, denn eine PASSENDE später nachzukaufen könnte schwierig werden) und dann ggf. noch aufzustocken, mittels eigenen Arbeitseinsatz zu modifizieren.


Meine Hauptprobleme sind bisher tatsächlich die gewünschte "Dotanukimäßigkeit" des Shinken, falls gefunden dann das Finden des dazu passenden Kurzschwerts und wenn das dann noch klappte, der bezahlbare Endpreis.

Vielleicht hat ja wirklich Irgendjemand noch eine gute Idee für mich, bin jetzt nach Wochen des Suchens etwas ratlos.

ryoma
12-08-2016, 16:58
...
7. Günstig muss/soll es sein...

OK. Momentan konzentriere ich mich nur mal auf den genannten Punkt. Hier muss zwingend eine Grössenordnung dazukommen.
"Günstig" ist naturgemäss für jeden was anderes.

shinken-shôbu
13-08-2016, 02:09
OK. Momentan konzentriere ich mich nur mal auf den genannten Punkt. Hier muss zwingend eine Grössenordnung dazukommen.
"Günstig" ist naturgemäss für jeden was anderes.

Mittlerweile gibt es ja Seiten die Chinaware testen wie sword buyers' guide oder die eines Verkäufers für Muneyoshi(?)-Schwerter und in sehr seltenen Fällen gibt es sogar für 200-300 USD Dollar schon etwas, was nicht gleich auseinanderfällt. Um die 300 Euro mit wenig oder viel Bastelei wäre okay, 400 bis maximal ca. 600 Euro für ein bereits gut taugliches Schwert müsste man ggf. investieren. Hauptproblem nach wochenlanger Suche ist halt die Größe/Schwere und auch der spätere Nachkauf eines passenden Kurzschwerts (ggf. könnte man zwar ein gleiches zweites Langschwert entsprechend bearbeiten aber zumindest bei 600 Euro hätte ich dazu nicht unbedingt noch Lust).

Aus Japan kämen preisbedingt nur Iaitô in Frage und die sind ja allesamt aus wenig kontakttauglichem, unschärfbarem Material, auch wenn die Montierungen teils sehr schön sind.:o

Ein Shinken ist für mich ein Werkzeug bei dem ich mir immer sage "so günstig wie möglich, so teuer wie nötig". Der totale 0815-Hammer von Oma else taugt leider oft nichts aber trotzdem muss es nicht zwingend gleich der Ultramegaprofihammer sein, auf den Dachdecker Paul baut und von dem er behauptet, darunter ginge nichts. Für eine Person die v.a. von Luft und Liebe lebt, sind natürlich beim Import auch die extra anfallenden Kosten zu beachten (Warenpreis zuzüglich teurerer da weltweiter Versand und auf diese Summe dann nochmal um die 25% für Abgaben obendrauf). Wie gesagt ist ein gewisser eigener Arbeitseinsatz ggf. möglich.

Bezüglich der Tsuba (Plural) gehe ich davon aus, dass ich irgendwann sowieso versuche werde, eine einfache Form (evtl. über einen Freund) basteln zu lassen, weil die meisten angebotenen Daishô bzw. einzeln angebotenen passenden Lang- und Kurzschwerter gleichgroße Tsuba aufweisen, was mir nicht gefällt. Unabhängig davon, spielt die Tsuba erstmal nur eine untergeordnete Rolle beim anvisierten Schwertkauf, lasse mir aber trotzdem gerne auch mögliche beliebte Formen der Bakumatsuzeit empfehlen.:)

Tengu86
13-08-2016, 07:47
meinst du 600 Euro für ein Schwert oder für beide?Versuchs mal bei Pavel Bolf auf Facebook . Bei dem düftest du eine Maßgefertigte Klinge in Arato Politur ca 300 Euro Bezahlen ( Monostahl ) Jedoch nur die Klinge . Ich denke für eine wirklich Basic Koshirae dürftest du nochmal so 400 euro Latzen. dafür ist das ding so wie du willst und von einem Profi in Handarbeit hergestellt.

shinken-shôbu
13-08-2016, 10:44
Danke erstmal für den Tip. Ich meinte ca. 600 für EIN Schwert, wobei mir dann halt wichtig wäre, später auch noch ein passendes zweites (Kurz)schwert nachkaufen zu können.

Ich hatte zwar ein, zwei richtig gute Langschwert-Angebote gefunden (wobei man irgendwann später die Montierung wunschgemäß daheim geändert hätte bzw. das Schwert vielleicht sogar an ambitioniertere Leute wie Dich geschickt hätte - ich selbst bastle nicht mehr soviel rum wie früher und erst recht nicht an Schwertgriffen), jedoch war jeweils das fehlende dazu passende Kurzschwert ein Problem.

Celthan
20-08-2016, 07:29
Hallo,
hast Du schon einmal die Raptor Serien von Hanwei in Betracht gezogen? Ich habe da bisher gute Erfahrungen gemacht. Schwere, lange , solide Gebrauchsklingen. Tsuka, insbesondere die leicht abstehenden "spitzen" Menuki sind zwar nicht so toll ( Stichwort "Axtgriff"). Trotzdem scheinen mir die längeren Raptor Modelle recht gut auf Deinen Wunschkatalog zu passen. Ich habe zudem festgestellt, dass die Preise bei den verschiedenen Anbietern sehr stark schwanken und man dadurch - nach überschaubar Recherche - bares Geld sparen kann.

shinken-shôbu
21-08-2016, 04:41
Auch Dir danke für den Tip, werde das vielleicht für später mal in Betracht ziehen.

Ich habe aber scheinbar mein Traum"Spiel"schwert mittlerweile gefunden, auch wenn das dann definitiv (ganz stressfrei) ein Bastelprojekt wird und es ein Kurzschwert dafür nicht gibt (und ein Ko-katana oder Katana als Beischwert, das muss ich mir ganz stark überlegen:D).


Ich habe auch eben nochmal nachgesehen zu den Schulen, von denen ich der Meinung war, sie hätten große Knüppel benutzt und siehe da, es sind alles Schulen von vor 1600 bis auf eine aus den 1700s.:o

In Kokan Nagayamas "Connoisseur's..." fiel mir ein, gab es ja Abbildungen zu Schwertformen verschiedener Perioden im Vergleich und was ich suchte (bei Strichzeichnungen nicht ganz leicht auszumachen, zumal konkrete Längen- oder Dickenangaben fehlen).
Gemeint könnte eine der folgenden Klingen sein (Wahrscheinlichkeit von a nach d abnehmend):

a) 7. mittlere Nanbokucho-Zeit, da am längsten
b) 5. spätes Kamakura, etwas kürzer
evtl. noch, wiedrum etwas kürzer:
c) 12. Momoyama-Zeit
d) 4. mittleres Kamakura



Von Shinobigatana (Klingenlänge irgendwas zwischen Katana und Wakizashi) bis 2 Nodachi (eines mannshoch) habe ich ja schon alles durch mit Ziehübungen und Bewegungsübungen aber kürzlich habe ich noch ein paar Odachi gefunden - ja, das war's dann wohl, der Knaller.

Achtung: ich empfehle es Niemandem, ohne fachmännische Aufsicht mit scharfen Klingen rumzuwirbeln, geschweige denn mit (einem noch nicht vertrauten) Klingen aller möglichen Längen, Krümmungen, Gewichte, Verarbeitungsqualitäten.
Ein (stark gekrümmtes) Tachi etwa verhält sich völlig anders als ein (weniger stark gekrümmtes) Katana und es kann ganz schnell ins Auge oder Bein gehen, wenn man erst beim Rumspielen mit der verbotenen süßen Frucht und überraschtem Gesicht davon Kenntnis erhält.

P.S.: abgesehen davon, dass die Nomenklatur ja immer einen gewissen Spielraum lässt (z.B. "Tachi von x cm bis y cm"), gleiche Klingen in verschiedenen Montierstilen stecken können usw. (es also unterschiedlichste Mischformen gibt), habe ich mich bei den Angaben danach gerichtet, was man meist bei Internet-Shops unter den entsprechenden Bezeichnungen findet
(Katana "normal" lang, Odachi eine ganze Ecke größer, Nodachi superlang)

Die einzige mir bekannte Schule, (die ich nur über Netzsuche und ein altes Videoband kenne), die ein Odachi benutzt, ist Muso Jikiden Eishin Ryu Iai-Jutsu. Ich hatte zwar im Gedächtnis, dass im Video der "21. Hauptmeister" Sekiguchi Komei ein schön fettes und langes Katana nutzt aber über Google entdeckt, dass das Schwert nochmal eine Ecke größer ist. Längenmäßig ist es aber noch immer weit weg von dem, was man im Netz unter Nodachi findet (die Nodachi waren mir persönlich als Schwertfreund dann beim Testen doch nicht mehr "schwertmäßig" genug).

Ich habe jetzt auch nochmal die uralte Kage-Ryû-Seite mit wohl ähnlichen Schwerten (mit scheinbar NOCH etwas längeren Klingen), die mir aber etwas zu lange Griffe haben wiedergefunden (hatte damals nach Nodachi gegoogelt): Kage 1 (http://www.hyoho.com/Nkage1.html)

Auf folgendem Bild sieht man schön, wie anspruchsvoll diese Schwerter sind,
was das Gezogenwerden betrifft: http://static1.squarespace.com/static/55075cb2e4b07082e51c3543/5508575ee4b01c476bc80d83/552f52a8e4b039a1263807b4/1429560649439/IMG_4234.jpg?format=1000w

Katana gegen Langlangschwert: http://static1.squarespace.com/static/55075cb2e4b07082e51c3543/5508575ee4b01c476bc80d83/55300b87e4b048b5a5e15f69/1429716950040/10646794_10152242701561389_5119650877228444135_n.j pg?format=1000w

Die (ausgelagerten) letzten 2 Bilder stammmen aus dieser Galerie hier: Gallery ? Ka Muso Kai (http://www.kamusokai.com/gallery/5r70tavn2t223np8yww0mk9a9w0znk)



Mir fiel jetzt auch noch ein: Ich hatte bereits mal ich glaube vor knapp einem Jahr das "Standard-Set" Kashira+Fuchi einiger Onlineshops für Tachi einzeln im Netz gefunden und bestellt, es kam aber leider nie etwas an. Ich weiß nicht warum aber Tachigriffe sind einfach mit am schönsten (hatte mal eine 300,- oder 350,- D-Mark-Nachbildung eines WW2-Gunto und das war schön schwer, griffig, wunderbar....und wurde irgendwann an einen Freund gereicht, der sich auch in das Schwert verguckt hatte). Ich werde es einfach riskieren und nochmal so ein Set Kashira/Fuchi für Tachi bestellen.

Die Tsuba wird ausgewechselt, da gibt es ja genug im Netz zu finden für jeden Geschmack und die Saya (die bleibt, traue mich da nicht MEHR so richtig ran) wird vielleicht umlackiert, Griffwicklung und Sageo werden vielleicht mal gewechselt, falls die Same durch schwarze ersetzt wird, weil Schwarz auf Schwarz ist mir zu kontrastlos, auch wenn die Sache insgesamt eher schlicht gehalten bleiben soll. Falls am Ende dann ein (völlig unüblicher) Stilmix durch die Jahrhunderte dabei herauskommen sollte, ist das nicht so schlimm, wird ja nicht mein "Sonntagsschwert" und da lassen wir bei der Authentizität mal Fünfe gerade sein.

Sollte ich das Odachi-Projekt dann mal bald oder später verwirklichen (habe ja bereits normales Equipment) und vergesse es nicht, berichte ich vielleicht über den Umbau und verrate ob so ein ultralanges Schwert weit weg von den eigentlichen Fachleuten wie in der Kage-Ryû m.A.n. (die diesbezüglich dann natürlich keine professionelle Meinung sondern mehr Erfahrungsbericht ist) überhaupt sinnvoll ist oder vielleicht doch mehr Spielerei bleibt.

Bei den Nodachi bin ich bezüglich besonders großer Tauglichkeit zwar recht kritisch, jedoch müsste man ja erstmal ein VERNÜNFTIGES finden. Zu einem wirklichen Schnäppchenpreis gab es mal von Kensei oder Kensei-swords sehr schöne, nicht nur lang, sondern auch entprechend fett und wohlproportinoniert, sodass sie auf Bildern wie ein ganz normales, kräftiges Schwert aussahen. Was man aber meist an Nodachi so findet, sind einfach nur stark verlängerte aber nicht "verdbreiterte/verdickte" Katana, die somit viel zu zierlich sind und sich schon allein beim "auf die Seite legen" der Klinge in der Luft von alleine biegen.:o
Die erwähnten guten Nodachi von Kensei gab's nur relativ kurz, da wohl zuwenig nachgefragt - Mist manchmal darf man einfach nicht warten.

ryoma
21-08-2016, 08:48
...Die einzige mir bekannte Schule, (die ich nur über Netzsuche und ein altes Videoband kenne), die ein Odachi benutzt, ist Muso Jikiden Eishin Ryu Iai-Jutsu. Ich hatte zwar im Gedächtnis, dass im Video der "21. Hauptmeister" Sekiguchi Komei ein schön fettes und langes Katana nutzt aber über Google entdeckt, dass das Schwert nochmal eine Ecke größer ist. Längenmäßig ist es aber noch immer weit weg von dem, was man im Netz unter Nodachi findet (die Nodachi waren mir persönlich als Schwertfreund dann beim Testen doch nicht mehr "schwertmäßig" genug)...

Dieses Statement ist zu generell. Die MJER hat heute ca. fünf Linien (evtl. mehr). Ausschliesslich Komei-juku benutzt diese überlangen Katana, welche sie zudem noch in einer äusserst exzentrischen Weise im Obi tragen. Alle anderen Linien benutzen normale bzw. sogar eher etwas kürzere Schwerter.
Komei-juku ist also keineswegs repräsentativ für MJER, eher das Gegenteil.

Im übrigen muss man aufpassen, dass man MJER nicht mit Shin Musô Hayashizaki-ryû verwechselt. Obwohl (vermutlich) gleichen Ursprungs haben diese Schulen nichts gemeinsam. Sowohl Waza wie auch die gesamte Körpermechanik könnten nicht unterschiedlicher sein. Und SMHR ist bekannt für die Benutzung des Nodachi: https://www.youtube.com/watch?v=qWtEBW8cmAo

shinken-shôbu
21-08-2016, 10:28
Dieses Statement ist zu generell. Die MJER hat heute ca. fünf Linien (evtl. mehr). Ausschliesslich Komei-juku benutzt diese überlangen Katana, welche sie zudem noch in einer äusserst exzentrischen Weise im Obi tragen. Alle anderen Linien benutzen normale bzw. sogar eher etwas kürzere Schwerter.
Komei-juku ist also keineswegs repräsentativ für MJER, eher das Gegenteil.
Ja da hast Du wohl Recht.:)
Ich hatte zwar den "Hauptmeister" namentlich genannt, um anzuzeigen, dass ich über genau diese Linie rede aber das wird ja wahrscheinlich nicht jeder stille Leser automatisch erkennen oder sofort ergoogeln.:o




Im übrigen muss man aufpassen, dass man MJER nicht mit Shin Musô Hayashizaki-ryû verwechselt. Obwohl (vermutlich) gleichen Ursprungs haben diese Schulen nichts gemeinsam. Sowohl Waza wie auch die gesamte Körpermechanik könnten nicht unterschiedlicher sein. Und SMHR ist bekannt für die Benutzung des Nodachi: https://www.youtube.com/watch?v=qWtEBW8cmAo
Ahja, danke für den Link.