Vollständige Version anzeigen : Scottish Backhold Wrestling
itto_ryu
28-08-2016, 20:13
Da wir künftig in der Broadsword Academy Germany noch mehr an diesem Thema auch gemeinsam mit Ringern aus Schottland arbeiten möchten, eröffne ich hier mal einen neuen Strang in den alle Meldungen zu diesem Thema einfließen können :)
Scottish Backhold ist ein sog. Folk-Wrestling-Stil aus Schottland, dessen Wurzeln weit in der Geschichte zurückreichen. Heute noch wird er insbesondere auf den Highland Games und Gatherings, aber auch in eigenen Wettkämpfen ausgeübt und es gibt nach einer kurzen Phase des Niedergangs wieder zahlreiche Schulen in Schottland.
Die Ringer greifen sich um den Oberkörper, die rechte Hand unter dem linken Arm des Gegners und den Linken über dessen rechtem Arm. Das Kinn ruht auf der jeweils rechten Schulter der Ringer. Die Hände greifen einander hinter dem gegnerischen Rücken in gewohnter Ringerhaltung. Daher auch der Name "Backhold". Ist der Kampfrichter sicher, dass beide Kämpfer einen ordentlichen Griff haben, beginnt auf das Kommando "Hold" der Ringkampf. Dabei dürfen sie den Griff nicht lösen und außer mit den Füßen mit keinem anderen Körperteil den Boden berühren. Bodenkampf gibt es keinen, auch keine Aufgabegriffe.
Die Art der Techniken hängt auch zusammen mit der Historie. Zwar weiß man, dass in Schottland schon lange vor der Ankunft der Wikinger gerungen wurde, ebenso wie unter Einfluss der Nordmänner und später im Mittelalter, aber wie genau und ob es da schon ähnliche Regeln gab wie heute, das weiß man nicht. Eine historische Darstellung des Backhold Wrestlings, wenn auch die Cumberland-Westmoreland-Variante, findet sich in Donald Walkers „Defensive Exercises“ von 1840 neben anderen Folk-Stilen. Der Backhold-Wrestler Zane Grey aus Paisley erklärte mir, dass die Kämpfe auch daher am Boden enden, weil erfahrungsgemäß im Ernstfall der dominante Schotte obenauf seinen Dirk (Dolch) zückte und damit die Sache beendete. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass einige der heute noch genutzten Techniken, insbesondere das Einhakeln der Beine/Fußfeger (Hamming, Backheel) so auch im Zusammenhang mit dem Broadsword-Fechten zu finden sind. Insofern passt es, dass diese Art der Techniken sich in einem Ringstil finden, der seinen Ursprung in der kriegerischen Ausbildung der schottischen Clans findet.
Trotz seiner oberflächlich betrachtet einfachen Struktur, ist das Backhold ein äußerst dynamischer und technisch anspruchsvoller Ringstil. Zumal zulässige Würfe auch durch andere moderne Ringstile beeinflusst wurden. Die „Bouts“ gehen meist mit einer maximalen Wertung von 3-5 Runden aus (best out of 5) aus. Die Gewichtsklassen sind in "Stones" eingeteilt, es gibt aber durchaus auch Kämpfe in offenen Gewichtsklassen.
An den Wettkämpfen nehmen nicht nur schottische Ringer teil, sondern auch viele Kämpfer aus England, Wales, Frankreich und Island, wo es ähnlichen traditionellen Ringkampf gibt und man sich auch stilübergreifend misst. Insgesamt arbeiten die Scottish Backhold Wrestler mit anderen, ähnlichen Stilen zusammen, wie dem am nächsten verwandten Cumbrian Backhold Wrestling (Cumberland & Westmoreland). Dies gilt aber auch für die traditionell als "keltisch" eingestuften Jacken-Ringstile Cornish Wrestling und Gouren in der Bretagne, sowie das Glima aus Island.
Organisatorisch ist das Scottish Backhold Wrestling in der FILC zuhause, der International Federation of Celtic Wrestling, gegründet 1985. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, die noch im 19. Jahrhundert sehr populären Stile zu bewahren und zu verbreiten. FILC-Präsident William Baxter ist eine der einflusssreichsten Persönlichkeiten, die sich der Traditionswahrung des schottischen Ringens verschrieben haben. Als Mitglied des ältesten schottischen Ringerclubs, dem Glasgow Wrestling Club, gründete Baxter 1952 den Milngavie Wrestling Club in 1952 und wurde britischer Nationaltrainer der Ringermannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München.
Weitere Informationen finden sich unter folgenden Links:
Wrestling Scotland | Wrestling in Scotland (http://wrestlingscotland.org/)
Wrestling Roots » Blog Archive » Scottish Backhold Wrestling | Documenting & Promoting Traditional Wrestling Styles from Around the World (http://wrestlingroots.org/scottish-backhold-wrestling/)
Scottish Backhold Wrestling (http://www.electricscotland.com/history/sport/backhold.htm)
Das erste Video erklärt die Regeln und einige Techniken. Es stammt von Europameister Frazer Hirsch und seinem Carnoustie Backhold Wrestling Club, er ist wohl seit Jahren einer der aktivsten Ringer, auch was die Verbreitung dieses Stils außerhalb Schottlands angeht:
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Das zweite Video zeigt weitere Wurfmöglichkeiten ausgeführt durch Zane Grey, seines Zeichens Judochampion und Catch-Wrestler, sowie Leiter des Backhold Clubs in Paisley und Sambotrainer Vadim Kolganov:
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Hier noch ein paar gelungene Würfe aus Wettkämpfen:
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Durch die Kilts steigt der coolnesfaktor halt enorm. :D
itto_ryu
29-08-2016, 14:21
Definitv :D Die Ringer des Cumberland & Westmorland Wrestlings sind auch richtig gut, aber die Kleidung ist schon sehr eigen, da haben des die Schotten besser ;)
Tatsächlich führen die Kilts manchmal auch zu Problemen. Ich zitiere mal electricscotland.com:
The wrestler can wear ordinary sports clothes but for championship titles it necessary to wear a kilt (feet are bare or stockinged). The ‘birling’ of the kilts during the swinging and throwing adds to the spectacle but can make it difficult for the judges to work out who lands first (“Watch the wrestler, no’ the kilt, Sonny!”). Many a frustrated wrestler has commented that they won a fall but the judges declared it a ‘dog fall’ (both land at the same time).
Hab da mal auf einem Gathering mitgemacht, hat mega Spass gemacht.:D Gibt es im Sommer oft bei Highland Games und Gatherings.
Grüsse Tarogh
itto_ryu
30-08-2016, 18:57
Hier die 10 Lessons of Celtic Wrestling, wie sie als Grundlagenübungen im Curriculum der Cateran Society genutzt werden. Sie starten im Irish Collar & Ellbow-Clinch, jedoch sind auch Techniken wie im Scottish Backhold üblich beinhaltet:
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itto_ryu
30-08-2016, 18:58
Offizieller Flyer :)
itto_ryu
30-08-2016, 18:59
Hab da mal auf einem Gathering mitgemacht, hat mega Spass gemacht.:D Gibt es im Sommer oft bei Highland Games und Gatherings.
Grüsse Tarogh
Sehr coole Sache :halbyeaha
Sehr coole Sache :halbyeaha
Kann es jedem nur empfehlen das mal auszuprobieren.:D
Gruss Tarogh
itto_ryu
14-11-2016, 14:26
Nach ersten Gehversuchen u.a. im regulären Training, als auch beim Ars Martialis Workshop, haben wir mal eine unserer ersten Bouts auf Film gebannt und auch gleich mal mit unseren Trainerkontakten in Schottland durchgesprochen :) Seid also gnädig im Urteil :D
9RgnHofoSo8
musclesnatch
14-11-2016, 18:11
Ich finde den Kilt als Bekleidung beim Ringen unzeitgemäß. Das gleiche gilt für den Gi im JJ oder Kurtka im Sambo. Das sind Traditionen, die im MMA Zeitalter eigentlich keine Berechtigung haben, aber an denen festgehalten wird.
Logisch folgerichtig im 21. Jahrhundert ist eigentlich nur noch Rashguard oder halt einfach Shorts und T Shirt. Ist auch zugleich anspruchsvoller, weil weniger Möglichkeiten zum Angreifen da sind.
itto_ryu
15-11-2016, 10:21
Der Kilt ist eine rein traditionelle Bekleidung (wobei auch sehr Alltagstauglich in seinem Ursprung) im Backhold Wrestling (daran gibt es keinerlei Griffe oder so). Tatsächlich macht er es den Kampfrichtern beim Backhold manchmal schwer zu sehen, wer nun wirklich zuerst auf dem Grün gelandet ist. Aber er ist eben Tradition, wenn auch keine Pflicht, es gibt genug, die in Shorts antreten. Welche Oberbekleidung man dabei trägt, spielt im Backhold keine Rolle, denn es gibt keine Griffe an der Kleidung. Es ist eben traditionelles Ringen, deswegen trägt man im Folk-Wrestling teilweise eben "lustige Klamoten", wie hier im Cumberland & Westmoreland Wreslting, ebenfalls ein Backhold-Stil:
http://i3.chroniclelive.co.uk/incoming/article8697469.ece/ALTERNATES/s615/JS57488720.jpg
Man unterscheidet bei traditionellen Folk-Stilen grob zwischen solchen die "No-Gi" oder Freistil sind (Beispiel Ranggeln oder Lancashire) oder nur eine bestimmte Griffart erlauben (z.B. Backhold), solche die auch Schläge und/oder Tritte beinhalten, solche mit Jacken und/oder Gürtelgriffen (z.B. Tartar Belt Wrestling, Cornish Wrestling oder Gouren), sowie "Hosenstile" (z.B. Lucha Canaria oder Schwingen).
Die Jackenstile wie Cornsih, Gouren, Judo oder Sambo haben doch definitiv ihre Berechtigung, ich finde das betrachtest du zu kurzsichtig. Die Möglichkeiten Jacken zu greifen oder auch die Hose, den Gürtel etc. verändern das Spiel deutlich und haben auch für den Ernstfall ihre Relevanz (nicht soviele Leute bei diesem Wetter unterwegs in Shirt und Shorts).
Anspruchsvoll sind beide Arten des Ringens. Nicht umsonst haben ältere Ringtraditionen beide Seiten bedacht. Es ist bei - all meiner Liebe dazu - nicht alles nur MMA-relevant ;) Hier geht es ja auch um ritualisierte Kämpfe und Traditionswahrung. Abgesehen davon, dass viele aktive Folk-Ringer auch aus dem MMA, Grpapling, Greco, Judo, Sambo usw. kommen.
Nach ersten Gehversuchen u.a. im regulären Training, als auch beim Ars Martialis Workshop, haben wir mal eine unserer ersten Bouts auf Film gebannt und auch gleich mal mit unseren Trainerkontakten in Schottland durchgesprochen :) Seid also gnädig im Urteil :D
9RgnHofoSo8
Ich kann euch nur empfehlen, nach Möglichkeit auf irgendwelchen Matten zu trainieren anstatt auf Parkett ;) Nicht mal ausschließlich wegen dem Verletzungsrisiko, sondern weil man m.E. dazu neigt, Würfe viel zu zögerlich anzusetzen und durchzuziehen wenn der Boden hart ist (oder man fest damit rechnet, gekontert zu werden...), grad am Anfang. Bei euch waren viele Wurfansätze - oder zumindest Möglichkeiten zum Wurfansatz - da, aber fast alle wurden vom Ausführenden abgebrochen. Es braucht auch keine große Mattenfläche - 3x3m würde reichen fürn Anfang, und mit Puzzlematten wäre das eine Investition von 200-300€, falls ihr nicht schon was rumliegen habt oder irgendwo günstig alte Judo-Tatamis abstauben könnt.
Beste Grüße
Period.
itto_ryu
15-11-2016, 11:04
Völlig richtig erkannt. Wir sind schon mal froh, dass es ein Schwingboden ist. Ringaktionen im Waffensparring haben wir ja schon öfters gemacht, da macht der Boden auch nicht viel aus, aber richtig Würfe gezielt üben mit häufigen Wiederholungen etc. dazu braucht es definitiv einen anderen Untergrund bzw. Matten. Die haben wir leider (noch) keine, aber wir arbeiten dran und machen solange das Beste draus. Sind die Temperaturen entsprechend, kann es dann auch mal wieder raus auf die Wiese ;)
musclesnatch
15-11-2016, 18:21
Man unterscheidet bei traditionellen Folk-Stilen grob zwischen solchen die "No-Gi" oder Freistil sind (Beispiel Ranggeln oder Lancashire) oder nur eine bestimmte Griffart erlauben (z.B. Backhold), solche die auch Schläge und/oder Tritte beinhalten, solche mit Jacken und/oder Gürtelgriffen (z.B. Tartar Belt Wrestling, Cornish Wrestling oder Gouren), sowie "Hosenstile" (z.B. Lucha Canaria oder Schwingen).
Jetzt ist meine Neugier geweckt. Was für folkloristische(!) Ringstile beinhalten denn Schlagen und treten?
itto_ryu
16-11-2016, 11:18
Jetzt ist meine Neugier geweckt. Was für folkloristische(!) Ringstile beinhalten denn Schlagen und treten?
Gileh-Mardi im Iran:
https://media-cdn.tripadvisor.com/media/photo-s/0d/77/84/6b/gile-mardi-wrestling.jpg
Oder z.B. Lutte Senegalese:
MHWw9UKzHAo
itto_ryu: Vielen Dank, sehr interessant. Ich hoffe ich finde auch mal die Zeit die Videos anzusehen.
Das sind Traditionen, die im MMA Zeitalter eigentlich keine Berechtigung haben, aber an denen festgehalten wird. Logisch folgerichtig im 21. Jahrhundert ist eigentlich nur noch Rashguard oder halt einfach Shorts
Was ist daran folgerichtig? Warum sollte man traditionelle Stile nicht pflegen?
Warum muss sich alles an MMA daran orientieren? Es gibt noch genug Szenarien in denen Gi Techniken durchaus angebracht werden können bzw. in denen es hilfreich sein kann, mit Griffen an der Kleidung umgehen zu können. Gerade gegen größere, schwerere Gegner habe ich(!) am Boden oft gern den Gi, da ich die am ehesten mit Gi-Würgern erwische.
itto: Bezüglich Matten. Ich habe hier noch einen Kontakt zu einem Judoverein bei dem ich alte Matten recht günstig gekauft hatte (für meinen Keller). Die haben glaube ich immer noch viele die weg sollen und die trotzdem noch ok sind.
Ich finde den Kilt als Bekleidung beim Ringen unzeitgemäß. Das gleiche gilt für den Gi im JJ oder Kurtka im Sambo. Das sind Traditionen, die im MMA Zeitalter eigentlich keine Berechtigung haben, aber an denen festgehalten wird.
Logisch folgerichtig im 21. Jahrhundert ist eigentlich nur noch Rashguard oder halt einfach Shorts und T Shirt. Ist auch zugleich anspruchsvoller, weil weniger Möglichkeiten zum Angreifen da sind.
Unzeitgemäß? Wofür? Wenn man auf MMA hintrainieren will? Ich vermute mal, die Ambitionen haben nicht so viele im traditionellen schottischen Ringen ;) Ansonsten: na ja, die meisten Leute tragen die meiste Zeit mehr als Rashguard und Shorts. Die Kurtka im Sambo ist zwar aus dem Gi entstanden, wurde aber vom Schnitt her verändert, um einen verlässlichen, trainingstauglichen Ersatz für die üblichen Armeejacken zu bieten. Und nachdem die Armee noch nicht auf Rashguards umgestiegen ist...
Was das anspruchsvoller angeht: ui, damit kann man Streit vom Zaun brechen. Mit zusätzlichen Griffen am Gi, Mawashi u.ä. wird das Grappling zwar u.U. weniger athletisch, dafür technischer. Ich hab beides gemacht und kann aus Erfahrung sagen, dass es zwar einen Übertrag gibt, aber nicht zu 100%. Bei mir ist mein Technikrepertoire im Stand 95% no Gi (und das zu über 90% im Judo illegal - siehe unten) und im Boden 80% Gi - immer, wenn ich mit einem Spezialisten aus dem jeweils anderen Bereich unter deren Regeln aneinandergeraten bin, war ich fast ausschließlich passiv. Abgesehen davon würds ja langweilig werden, wenn nur der Gewinnmodus ein leicht anderer ist, die Kleidung aber immer die gleiche...
Period.
itto_ryu
16-11-2016, 14:49
itto: Bezüglich Matten. Ich habe hier noch einen Kontakt zu einem Judoverein bei dem ich alte Matten recht günstig gekauft hatte (für meinen Keller). Die haben glaube ich immer noch viele die weg sollen und die trotzdem noch ok sind.
Ich komme gerne drauf zurück, wenn du mir mal sagen kannst ob und wenn ja für wieviel sie die loswerden wollen :)
Unzeitgemäß? Wofür? Wenn man auf MMA hintrainieren will? Ich vermute mal, die Ambitionen haben nicht so viele im traditionellen schottischen Ringen
Es ist sogar so, dass viele im traditionellen Backhold eigentlich MMA, Judo, Sambo, Ringen etc. sowieso trainieren und das sie ihr heimischer Traditionsringstil dennoch so fasziniert, spricht wohl für sich. Zane Grey ist z.B. Judochampion, trainiert Sambo, Freistil und hat auch etwas BJJ gemacht. In Russland hat er bei einem Belt Wrestling Turnier teilgenommen. Frazer Hirsch trainiert MMA und fährt auch zu den Isländern zwecks Glima.
Ich denke, was generell fasziniert ist der ringerische Zweikampf in seinen vielen Spielarten. Warum sich limitieren dabei?
musclesnatch
16-11-2016, 19:23
Cool, das Iranische Zeug kannte ich noch überhaupt nicht. Nur das Pehlewan Ringen. Und das, obwohl ich schon in Yazd im Zurkaneh war.....
Das Senegal-Zeug hab ich schon mal gesehen, allerdings eher unter dem Stichwort Boxen.
Zum Kilt usw.:
Warum trägt man dabei den Kilt? Ganz einfach: Weil der Kilt "damals" die normale Alltagskleidung war.#
Warum trägt man beim Judo den Gi? Ganz einfach: Weil der Gi die "damalige" Alltagbekleidung darstellt, bzw. diese simulieren sollte.
Heute trägt man im Alltag weder Kilt (na ja ist in Schottland mittlerweile wieder Mode) noch in Japan Gi ähnliche Gewandungen.
Der Gedanke ist: Man trägt die typische Alltagskleidung, weil a) die billig und immer zur Hand ist und man sich keine extra Kleidung zum Ringen anschaffen muss b) das Ringen auch der Selbstverteidigung diente, wobei dann man selber als auch ein möglicher Gegner ebensolche Kleidung tragen würde, deren Eigenschaften -etwa als Griffmöglichkeit- man natürlich ausnutzen wollte und an die man beim Ringen gewöhnt sein wollte, da sie evtl. auch behindert.
Um diese Denkweise heute konsequent fortzuführen, trägt man also folgerichtig Kleidung, die der heute üblichen Strassenkleidung entspricht bzw. dieser ähnelt. Also keine Gewänder oder rockartige Gebilde, sondern halt "T Shirt und Shorts".
HEUTE im Gi bzw. im Kilt zu ringen ist ein Festhalten an Relikten.
Das sehe ich durchaus ähnlich, nur:
a) ist es ja nicht zwingend eine schlechte Idee, auch historische KS am Leben zu erhalten und daraus zu lernen (wir mögen z.B. beide Sumo wenn ich mich recht erinnere, und da gehört der Mawashi halt integral dazu - ansonsten hat man ein gänzlich anderes Technikrepertoire).
b) zumindest da, wo ich wohne, trägt man 8-9 Monate im Jahr mehr als Shorts und T-Shirt, je nach Umfeld auch das ganze Jahr. (Leder-) Jacke oder Kapuzenpullover und Jeans ist das, was die, äh, Szene mit einer alternativen Brotbeschaffung hier so mehr oder weniger das ganze Jahr anhat, und beide kann man durchaus zu Griffzwecken greifen. Abgesehen vom etwas anderen Kragen ist das nicht sooo weit weg vom Gi.
c) wenn man die Kleidung greifen darf, ist ein stabileres Gewebe von Vorteil. Unfälle, bei denen die Trainingskleidung reißt, können vor allem für den Werfenden unschön sein (im Ranggeln hat sich laut verlässlicher Quelle mal der Werfende das Genick geborchen dabei).
Period.
Schnueffler
16-11-2016, 20:12
Heute trägt man im Alltag weder Kilt (na ja ist in Schottland mittlerweile wieder Mode) noch in Japan Gi ähnliche Gewandungen.
Der Gedanke ist: Man trägt die typische Alltagskleidung, weil a) die billig und immer zur Hand ist und man sich keine extra Kleidung zum Ringen anschaffen muss b) das Ringen auch der Selbstverteidigung diente, wobei dann man selber als auch ein möglicher Gegner ebensolche Kleidung tragen würde, deren Eigenschaften -etwa als Griffmöglichkeit- man natürlich ausnutzen wollte und an die man beim Ringen gewöhnt sein wollte, da sie evtl. auch behindert.
Um diese Denkweise heute konsequent fortzuführen, trägt man also folgerichtig Kleidung, die der heute üblichen Strassenkleidung entspricht bzw. dieser ähnelt. Also keine Gewänder oder rockartige Gebilde, sondern halt "T Shirt und Shorts".
HEUTE im Gi bzw. im Kilt zu ringen ist ein Festhalten an Relikten.
Zum ersten Teil, in beiden Ländern wird wieder sehr oft traditionelle Kleidung getragen.
Zum zweiten Teil, wenn ich bis auf den Hochsommer so an mir runterschaue sehe ich da eher lange Hose, festes Schuhwerk, T-Shirt und Pulli/Hoody und/oder Jacke.
Warum trägt man beim Judo den Gi? Ganz einfach: Weil der Gi die "damalige" Alltagbekleidung darstellt, bzw. diese simulieren sollte.
Der Gi wurde extra für Judo als Trainingsklamotte erfunden.
Völlig richtig erkannt. Wir sind schon mal froh, dass es ein Schwingboden ist. Ringaktionen im Waffensparring haben wir ja schon öfters gemacht, da macht der Boden auch nicht viel aus, aber richtig Würfe gezielt üben mit häufigen Wiederholungen etc. dazu braucht es definitiv einen anderen Untergrund bzw. Matten. Die haben wir leider (noch) keine, aber wir arbeiten dran und machen solange das Beste draus. Sind die Temperaturen entsprechend, kann es dann auch mal wieder raus auf die Wiese ;)
Sieht bei euch im Video noch etwas steif aus, aber ich finde es gut, dass ihr euch da rantraut. :klatsch::halbyeaha
Gruss Tarogh
musclesnatch
17-11-2016, 18:16
Der Gi wurde extra für Judo als Trainingsklamotte erfunden.
Ja, wurde er....was nichts daran ändert, dass er eine Art "Durchschnitt" aller im Japan um 1880 üblichen Alltagsbekleidungen darstellen soll.
Hoody hin oder her, speziell wenn Ringersachen zu SV-Zwecken(!) trainiert werden, möchte ich im Ernstfall nicht darauf angewiesen sein, dass der Angreifer tatsächlich entsprechend geschnittene und reissfeste Klamotte trägt. Um mal nicht-zu-weit-hergeholte Beispiele zu bringen, es könnte sich ja um einen Angriff im Schwimmbad handeln (nur Badehose als Bekleidung). Es könnte ein Drogensüchter sein, der sich die Kleidung im Rausch runterreisst, man selber kann natürlich auch mal in ungünstigem Zeitpunkt (Umkleidekabine??) angegriffen werden.
Ohne in Slapstick ausarten zu wollen, aber da sind mir zu viele Variablen drin. Dann lieber von vornherein nur den Körper greifen, da geht man auf Nummer sicher. Zumal auch Schlagen nicht immer sinnvoll ist, da genügt es, wenn der andere einen Motorradhelm aufhat.
Das mag sein, aber diese Möglichkeiten hätte es auch in Japan um 1880 gegeben. Von da her bleibt die Thematik des Ringens zur SV nach wie vor ähnlich, wenn man mich fragt. Ob man der Meinung ist, dass das an sich eine Erfolg versprechende Idee ist, ist wieder eine andere Frage, ebenso wie beim Schlagen. Ob Gi oder no Gi ist dann wieder Glaubensfrage, und natürlich steht es jedem frei, nur das eine oder das andere zu trainieren, gleich ob mit oder ohne Begründung. Ich hab jedenfalls mit beidem meinen Spaß, auch wenns im Moment sportbedingt wesentlich mehr No-Gi ist. Ich habe aber beobachtet, dass wenn substanzielle Kleidung da ist, die im Ringen fast immer instinktiv gegriffen wird, egal ob derjenige Gi-Training hat oder nicht. Dann ist man halt wieder im Vorteil, wenn man das gewohnt ist.
Period.
Schnueffler
17-11-2016, 19:22
Wieso sollte ich mich drauf verlassen, aber als zusätzliche Option.
itto_ryu
20-11-2016, 18:23
Cool, das Iranische Zeug kannte ich noch überhaupt nicht. Nur das Pehlewan Ringen. Und das, obwohl ich schon in Yazd im Zurkaneh war.....
Es gibt über 20 traditionelle Ringstile im Iran ;)
Das Senegal-Zeug hab ich schon mal gesehen, allerdings eher unter dem Stichwort Boxen.
Die Hiebe dienen dem Eingang, dann wird gerungen.
Zum Kilt usw.:
Auf Sinn oder Unsinn des Gi usw. mächte ich gar nicht weiter eingehen, ist ja hier nicht das Thema. Ich betone nochmal, da es keine Griffe an der Kleidung im Backhold Wrestling gibt, spielt es zumindest hierbei im Endeffekt keine Rolle, was man anhat, der Kilt wird eben als Traditionskleidung (und bei vielen auch Alltagskleidung getragen). Da beim Backhold keine Griffe an der Kleidung gemacht werden, funktioniert das Ganze also auch in Shorts und Rashguard :)
https://c2.staticflickr.com/1/312/18686293273_dd61341a07_z.jpg
Sieht bei euch im Video noch etwas steif aus, aber ich finde es gut, dass ihr euch da rantraut. :klatsch::halbyeaha
Gruss Tarogh
Danke, wir geben uns Mühe, wie gesagt, bei uns ist es absoluter Beginner Level natürlich, wir haben nur wenig bis keine Grappling-Erfahrungen, keine Matten und mein Sparringspartner hat das erst zum zweiten Mal überhaupt ausprobiert. Ich glaube nicht, dass wir bis zum Level der Jungs kommen, die das hauptsächlich in Schottland schon lange trainieren, aber ich freue mich, wenn wir es im regulären Training neben unserer Arbeit mit dem Highland Broadsword weiterhin ausbauen können. Unser Kontakt in Schottland hat uns für das Ergebnis zumindest nicht den Kopf abgerissen ;)
itto_ryu
20-11-2016, 21:37
Highland Challenge Glasgow 2016: Broadsword, Backhold Wrestling, Pugilism. Sind einige schöne Runden Backhold Wrestling zu sehen:
NOF2p2e9Oa8
Highland Challenge Glasgow 2016: Broadsword, Backhold Wrestling, Pugilism. Sind einige schöne Runden Backhold Wrestling zu sehen:
NOF2p2e9Oa8
Gut, dass du das schreibst. Bei dem Blödsinn, den man am Anfang sieht, würde ich das nicht unbedingt erwarten.
Ich habe mir jetzt aber auch nicht die Mühe gemacht die schönen Runden Wrestling zu suchen.
itto_ryu
20-11-2016, 23:54
Ja, in Sachen Broadsword werde ich gerne beisteuern künftig ;) Ansonsten ist das eher zum Spaß und nicht Augenmerk der Leute dort.
Zum Thema Backhold gibt es auch das Cumberland & Westmorland Wrestling, ebenfalls ein Backhold-Stil:
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@musclesnatch:
Ich verstehe Deine Argumentation, aber ich bin einfach der Meinung ein Sportstil muss nicht immer primär an den SV Gedanken angepasst werden. Soll heißen ich kann auch "Schwingen" (Schweizer Ringstil, nicht was manche hier denken ;-) toll finden, auch wenn der dort angesetzte Gürtelgriff bei einer Badehose eventuell zu einem ziemlich würdelosen Ergebnis führen würde ;-)
Ohne in Slapstick ausarten zu wollen, aber da sind mir zu viele Variablen drin. Dann lieber von vornherein nur den Körper greifen, da geht man auf Nummer sicher.
Finde ich auch nachvollziehbar (ich bevorzuge aus dem gleichen Grund "no-Gi" Griffe. Allerdings deckt man damit auch wieder nur eine Seite der Medaille ab. Man lernt nämlich dann auch nicht, damit umzugehen, wenn die eigene Kleidung gegriffen wird. Überbewerten würde ich dies allerdings auch nicht, aber dass sollten wir hier nicht diskutieren. Zerstört sonst den interessanten Thread.
itto_ryu
21-11-2016, 13:16
Übrigens ist es auch einfach schön sich in bzw. über die diversen Spielarten des Ringkampfes auszutauschen. Dazu passt auch, dass eben Backhold Wrestler and Belt Wrestling Turnieren tielnehmen oder Glima-Ringer zum Backhold fahren oder wie hier bretonisches Gouren und Backhold betrieben werden:
LAw6jP4vxfM
Wenn man nämlich mal z.B. Walter Armstrongs "Wrestling"-Büchlein von 1890 nimmt, in dem er zwar das Cumberland & Westmorland Backhold über alle Maßen lobt, jedoch auch andere Varianten wie Cornish Jacket-Wrestling, Lancashire und Catch-Wrestling bis hin zum damals noch neuen Griechisch-Römisch und das japanische Sumo beschreibt und lobt, merkt man schnell dieser Austausch fand schon damals statt. Natürlich klar, dass Armstrong betont, dass Backhold-Ringer in anderen Disziplinen sehr gut mithalten konnten :D
Hallo itto_ryu,
bezüglich der Matten, Preis war damals zwischen 5 und 10€ pro Matte (je nach Qualität). Die besten hatte ich selbst genommen, aber da waren noch soviele, dass da bestimmt noch genug da sind. Bitte schicke mir eine PM (besser e-mail) falls Du Interesse hast, dann gebe ich Dir den Kontakt
Viele Grüße
Thomas
Noch was zum Thema, Ringkampfsysteme aus aller Welt: Grappling Styles of Africa, South and North America - Grapplearts (http://www.grapplearts.com/grappling-styles-africa-south-america-north-america/)
itto_ryu
23-11-2016, 13:07
Hallo itto_ryu,
bezüglich der Matten, Preis war damals zwischen 5 und 10€ pro Matte (je nach Qualität). Die besten hatte ich selbst genommen, aber da waren noch soviele, dass da bestimmt noch genug da sind. Bitte schicke mir eine PM (besser e-mail) falls Du Interesse hast, dann gebe ich Dir den Kontakt
Viele Grüße
Thomas
Noch was zum Thema, Ringkampfsysteme aus aller Welt: Grappling Styles of Africa, South and North America - Grapplearts (http://www.grapplearts.com/grappling-styles-africa-south-america-north-america/)
:halbyeaha Cool. Schick mir mal als PM deine Mailadresse :-)
itto_ryu
13-01-2017, 15:05
Backhold Wrestling Tournier auf Sardinien:
m7f17eJyt3A
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itto_ryu
13-06-2017, 20:29
Wir waren bei den Highland Games in Neu-Isenburg zu Gast und haben neben dem Broadsword-Fechten auch erstmalig Backhold Wrestling präsentiert. Hier einige Impressionen der Übungskämpfe. Wir sind immer noch am Anfang, aber es war schön aus Schottland das Feedback zu bekommen, dass wir uns "für Anfänger wirklich ganz gut angestellt haben"... gefolgt von einigen hilfreichen Tipps, was wir verbessern können :D
Ich selbst (blaues T-Shirt) hatte diesmal immense Probleme, weil ich ein wenig Tennisarm rechts im Ellenbogen habe, wobei ich gemerkt habe, dass bei einigen Aktionen dann einfach die normale Kraft gefehlt hat. Spaß hatten wir trotzdem :cool:
YBeTRi9byHQ
itto_ryu
11-09-2017, 15:57
Highland Warrior Challenge, Glasgow 2017:
V4kfW3hrZfw
Sieht nach Spass aus :halbyeaha
itto_ryu
19-10-2017, 16:40
Vom Backhold zum Broadsword:
IjOMpmgA8jY
itto_ryu
27-10-2017, 16:35
ES IST SOWEIT! Highland Wrestling erstmal in Deutschland :) Mit Zane Grey aus Paisley, Schottland. Scottish Backhold Wrestling beim 13. Human Pankration Workshop Hessen. Hier seht ihr Zane schon mal in Action:
SJl5Go3vdqM
13. Human Pankration Workshop in Hessen:
Thema:
In dem ersten Teil, dieses Workshops werden die Grundzüge dieser Sportlichen Disziplin betrachtet, nach modernen und historischen Gesichtspunkten. Vom Aufwärmen mit zielorientiertem Kraft und Ausdauer Training, über Standkampf und Ringkampf bis zu den Bodentechniken in Kombination.
Im zweiten Teil werden Impressionen des Highland Wrestling gelehrt mit Zane Grey aus Schottland.
Ort:
Im SHIN TAI GAN DOJO des ASIA Fittnesspark, Phillip Reiß Strasse 13a , 63128 Dietzenbach
Zeit/Datum:
Beginn 11:00 Uhr bis etwa 16:00 Uhr, am 18.11. 2017
Teilnehmer:
Kampfsportinteressierte aller Graduierungen und Stile, Anfänger und Fortgeschrittene; ab 16 Jahre; mindestens aber 5 Teilnehmer.
Hinweise:
Der Veranstalter übernimmt keine Haftung für Personen- und Sachschäden! Sollte der Workshop die Mindestteilnehmerzahl nicht erreichen so wird er ausfallen. Weitere Informationen über den Veranstalter.
Bitte mitbringen: bequeme Sportkleidung oder Kampfsportanzug
Kosten und Anmeldung:
20 Euro Teilnahmegebühr mitzubringen am Tag der Veranstaltung / 10 Euro Mitglieder des Asia Fitnesspark, Krav Maga Günzburg und Cateran Society.
Anmeldung Information:
Mark De Fazio, m.defazio@gmx.de
itto_ryu
22-11-2017, 10:29
Highland Wrestling Seminar bei uns in Dietzenbach mit Zane Grey aus Paisley, Schottland :)
qkg8si6DXNQ
Interview mit Zane :)
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itto_ryu
18-12-2017, 16:14
Lust mitzumachen?
Riksclrpyc0
itto_ryu
18-12-2017, 16:15
Beim ersten Noble Science Germany durfte ich auch eine Einsteiger-Einheit zum Highland Wrestling beitragen. Ein rundum grandioses Wochenende mit gute Referenten und interessanten Kampfkünsten - Savate Genovese, Pugilism, Bartitsu, MPankration und mittelalterliches Ringen.
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