Vollständige Version anzeigen : Produkte kaufen und unter anderem Namen weiterverkaufen? Legal?
Hallo Freunde,
ich weiß nicht, ob hier jemand unter euch ist der mir behilflich sein kann. Da ich in der Vergangenheit aber wie immer hier auf hilfsbereite Leute gestoßen bin, dachte ich mir versuche ich hier erstmal mein Glück.
Es geht um folgendes:
Mein langjähriger bester Freund möchte so eine Art Importbusiness starten. Er ist Spanier und kennt sich in der Ecke in Spanien wo seine Familie herkommt sehr gut aus und er möchte hier den dort produzierten spanischen Wein importieren und online (edit: sowie Lokal) verkaufen. Der Markt für Wein ist nicht gerade leicht und das weiß er auch, aber im kleinen Rahmen ist er der Meinung, dass da doch was geht. Eventuell hat er ja Recht.
Das "Problem" an der Sache ist: er hat eine Vereinbarung mit ein-zwei kleine/mittelgroße Weinproduzenten in Spanien. Diese sollen dann den Wein en groß an ihm verkaufen (5/10/15 Liter behälter) und er möchte dann diesen Wein umfüllen, in seinen eigenen, etickettierten Flaschen und diese dann an den Mann bringen.
Ich bin mir bei dem Punkt nicht ganz sicher. Meines Erachtens klingt das schon nach dem üblichen Lieferant-Verkäufer Business. Ich weiß allerdings nicht wie es bei "Lebensmittel" bzw. Konsumgüter dieser Art aussieht. Er meinte das wäre doch kein Problem so lange der Weinhersteller davon Bescheid weiß. Trotzdem habe ich da ein ungutes Gefühl dabei und ich befürchte, dass es mit dem deutschen Gesetz eventuell Stress gegen könnte.
Ich habe bei Google nichts handfestes finden können, außer den Tipp mal bei einem Anwalt nachzufragen. Doch bevor wir das machen, wollte ich hier mal reinhören. Vielleicht gibt es ja hier jemanden, der sich juristisch ein wenig auskennt und erstmal weiterhelfen kann.
Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe!
Beste Grüße,
Ryu
JudoSambo 88
31-08-2016, 12:30
Bin kein Jurist, aber Umlabeln mit Erlaubnis des Produzenten geht.
Problem ist abers dass durch das Umlabeln er kompletter Herrsteller gemäß Produkthaftungsgestz wird. Bedeutet dein Freund steht in kompletter Haftung für die in Verkehr gebrachte Ware, und da ist nix mit ich liefer ja nur^^. Entsprechend sollte hier das Geschäftsmodell klar sein als EU, UG oder GmbH?
Klassiche Punkte bei Lebensmittel sind Schlechte Ware und Nicht korrekte Kennzeichnung der Ware. Kann denn dein Freund die Ware Ordnungsgemäß kontrollieren?
Aldi und Lidl machen auch nix anderes^^
Umlabeln bringt halt nicht nur gutes.
gutes geschäftsmodell, wenn man nicht weiss, ob es legal ist :d
Little Green Dragon
31-08-2016, 13:55
Also ganz grds. würde man so ein Business auf legalem Weg abbilden können, jetzt kommt das große ABER:
Gerade im Bereich Wein kann man sich da ganz schnell böse die Finger verbrennen.
Zum einen unterliegt Wein in DE der Verbrauchsteuer - diese ist auch innerhalb der EU nach wie vor national geregelt. Insofern gibt es hier haufenweise Vorschriften was den Bezug von derartigen Waren im gewerblichen Rahmen angeht. Man braucht entsprechende Registrierungen beim Zoll, muss für jede Warenbewegung eine Meldung abgeben etc. pp..
Also mal eben beim Lieferanten 20 Liter ordern und fröhlich sein geht nicht. In Spanien wird Wein zwar nicht besteuert, aber spätestens wenn das Zeug in DE ankommt wird die Hand aufgehalten. Und ob die Lieferanten in ES dann Bock auf die deutsche Bürokratie haben ist noch eine ganz andere Frage.
Zum anderen gibt es darüber hinaus noch diverseste Vorschriften was den Verkauf und die Deklaration von Weinen anbelangt. Das geht hin bis zu geschützten Region-/Herkunftsbezeichnungen. Auch alles irgendwie handhabbar - stellt sich nur die Frage ob sich der ganze Aufriss dann lohnt wenn die Mengen doch eher überschaubar sind.
Alfons Heck
31-08-2016, 14:49
Das meint der Zoll: https://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Verbote-Beschraenkungen/Schutz-der-menschlichen-Gesundheit/Wein/Einfuhr-Wein/einfuhr-wein_node.html zur Einfuhr.
Gruß
Alfons.
Spanien als Mitglied der EU ist doch kein Drittland ?
Ich frage mich allerdings, wie der beste Freund davon leben will, wenn er derartig kleine Gebinde kauft und umfüllt. Oder sind das Weine die er dann für 100 Euro die Flasche vertickt ?
Ich würde mich da mal kompetent bei der IHK o.ä. beraten lassen, und nicht in einem Forum. Es gibt da sicher Vorschriften die man beachten muss, andererseits gibt es für Produkte innerhalb des EU-Binnenmarkts ja erhebliche Erleichterungen.
Die grosse Frage die ich mir neben der Erfüllung gesetzlicher Vorschriften stelle ist aber die, ob und wie genau er das wirtschaftlich betreiben kann. Als Einnahmequelle nebenbei ist das natürlich leichter, aber auch da muss gegenüber dem Finanzamt alles einwandfrei sein.
Esse quam videri
31-08-2016, 15:10
ich kenne es aus anderen Bereichen, das Firmen für Fremdfirmen Lohnabfüllung betreiben. Die füllen ab, labeln etc. und Du bekommst dann das fertige Produkt mit Deinem Namen. Im Lebensmittelbereich werden so viele Eigenmarken von Supermärkten hergestellt.
gruss
Alfons Heck
31-08-2016, 15:14
Spanien als Mitglied der EU ist doch kein Drittland ?
Du hast recht. Da gilt: Zoll online - Besonderheiten für Wein (http://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Steuern/Verbrauchsteuern/Alkohol-Tabakwaren-Kaffee/Steueraussetzung/Besonderheiten-Wein/besonderheiten-wein_node.html)
Gruß
Alfons.
Little Green Dragon
31-08-2016, 15:31
Spanien als Mitglied der EU ist doch kein Drittland ?
Wie gesagt: Primär ist hier das (nationale) Verbrauchsteuerrecht das "Problem", da es eben egal ob die Sachen aus der EU oder aus dem Drittland kommen.
Nicht jedes Weinerzeugnis ist auch verbrauchsteuerpflichtig, trotzdem müssen ggf. im gewerblichen Bereich dort bestimmte Formalien eingehalten werden (Franz hat es ja verlinkt).
Und einfach so zu tun als wäre das Zeug für den privaten Gebrauch um es danach gewerblich zu vertreiben...
Von daher: Alles irgendwie machbar, aber ob sich lohnt steht auf einem anderen Bltt
Hallo leute,
vielen Dank für eure Nachrichten.
Besagter Kollege möchte das nicht als Hauptgewerbe betreiben. Er möchte halt ein kleines Online Business starten und erstmal klein anfangen. Wenn es dann irgendwann läuft, gut so. Wenn nicht, auch nicht weiter schlimm.
Mein Vorschlag an ihm war noch ein anderer: Er könnte doch theoretisch dem Weinlieferanten die leeren Flaschen zukommen lassen. Dann könnte dieser, der deutlich besser geschult ist und auch noch Maschinen/Anlagen dafür besitzt, den Wein direkt in seine Flaschen füllen und dann zu ihm schicken.
Was denkt ihr darüber?
Was Zoll angeht: Ja, genau das ist ja das Problem. Ich kenn mich jetzt nicht so aus was das angeht. Aber laut euern Kommentaren sieht das ja nicht alles so einfach aus.
Aber ich denke, grundsätzlich sollte das machbar sein. Es ist halt wie mit vielen anderen Dingen hier in Deutschland: viel, viel Bürokratie.
Aber es ist halt seine Leidenschaft und ich denke er sollte es versuchen.
Wer wäre denn der richtige Ansprechpartner um solche Fragen zu klären? In den Kommentaren ist von der IHK die Rede. Sonst noch wer? Vielleicht ein Anwalt befragen?
Danke.
Leidenschaft deines Freundes ist schonmal super!
Aber damit wirds nicht weitergehen.
Zollfragen direct an den Zoll, oder an die IHK wenden, die geben einem nicht nur Tipps in Sachen Aussenwirtschaft sondern auch zum Thema Existensgründung.
Die Idee der Flaschenbeistellung ist ja schonmal "net" ABER Der Hersteller des Weins kommt an Flaschen deutich günstiger dran, diesen Kanal sollte er nutzen. Ich kann nur empfehlen , wenn er im Größeren verkaufen will den Lieferant mit ins Boot zu nhemen. Meist haben die Erfahrungen im Bereich des Vertriebes oder Ideen bei Umsetzung. Warum das Rad neu erfinden.
Wenn es eine Art Hobby ist, tja dann bleibt es eben Hobby Niveau...
Dieses ich mach mal was auf weil "Spaß" macht , ist der falsche Ansatz und führt zu 99% zum Scheitern.
Also nochmal:
1. IHK ansprechen
2. Zoll ansprechen wenn noch Fragen offen sind
3. Lieferant kontaktieren und Idee vortragen (bitte vorher mal eine Art Potentzialanalyse und vielleicht nen kleinen Geschäftsplan schrieben - da wird nochmal klar was den das Ziel sein soll und wie Dein Freund es finanziert)
4. Geldgeber suchen (wie immer - Ohne Moos nichts los)
tempestas
01-09-2016, 09:01
Sehe ich das richtig? Dein Freund will also letztlich nur noch den Online Shop betreiben? Sorry, da sehe ich keinen sinn drin. Als Produzent kann ich den kleinen Teil dann auch noch selber machen und mich gleich an große Online Shops hängen wie z.B. Amazon.
Was soll die Marketingstrategie deines Freundes sein, wie will er einen noname Online Laden bekannt machen, der offenbar unbekannte spanische Weine verkauft?
Erscheint mir, abseits jeder juristischen Bewertung, nicht sinnig. Ich sehe da keinen Value Added für den Produzenten.
@tempestas
Hallo tempe,
Er möchte sich lokal in seinem kleinen Örtchen wo er lebt erstmal einen namen machen und mit Restaurants und kleinen Shops zusammenarbeiten.
Und ja, er möchte so ein Online business starten. Wie genau er das machen will, das weiß nur er. Marketing usw ist nicht mein Bereich und es ist ja auch eigentlich seine Sache. Auch wenn es sehr viele solche mini online business in letzter Zeit wie Pilze aus den Boden geschossen sind.
Mir ging es aber letzlich darum, dass es hier in DE nicht so einfach wird wie man sich das vorstellt. Auch das "Umfüllen" muss meiner Meinung professionell gemacht werden, da der Wein sonst an Qualität verliert.
Das waren einfach nur Anregungen und "Warnhinweise" meinerseits an ihm, bevor er irgendwie anfängt irgendwas zu verkaufen.
Also ein Trainingskollege von mir verkauft auch spanische Weine hier in Österreich. Der labelt die allerdings nicht um sondern verkauft die in Flaschen vom Hersteller.
Genau so wie dein Bekannter ist er ein Weinliebhaber und noch dazu gebürtiger Spanier. Vom Werdegang her, hat er sein Geschäft eigentlich ähnlich aufgezogen wie es dein Freund plant. Hat begonnen mit örtlichen regionalen Partner zusammen zu arbeiten und langsam wächst das Pflänzchen auch. Aber er betreibt es immer noch nebenberuflich.
Bezüglich eigenem Label wäre es wohl sinnvoller den Wein abgefüllt und ungelabelt vom Hersteller zu beziehen. Oder noch besser die Labels dem Hersteller zur Verfügung zu stellen und die Flaschen gleich direkt vom Hersteller gelabelt bekommen.
Also ein Trainingskollege von mir verkauft auch spanische Weine hier in Österreich. Der labelt die allerdings nicht um sondern verkauft die in Flaschen vom Hersteller.
Genau so wie dein Bekannter ist er ein Weinliebhaber und noch dazu gebürtiger Spanier. Vom Werdegang her, hat er sein Geschäft eigentlich ähnlich aufgezogen wie es dein Freund plant. Hat begonnen mit örtlichen regionalen Partner zusammen zu arbeiten und langsam wächst das Pflänzchen auch. Aber er betreibt es immer noch nebenberuflich.
Bezüglich eigenem Label wäre es wohl sinnvoller den Wein abgefüllt und ungelabelt vom Hersteller zu beziehen. Oder noch besser die Labels dem Hersteller zur Verfügung zu stellen und die Flaschen gleich direkt vom Hersteller gelabelt bekommen.
Hallo Sonntag,
vielen dank für deine Antwort!
Das klingt echt super was sich dein Kollege da aufgebaut hat. Klar, es ist noch vergleichsweise klein und immer noch ein Projekt nebenbei. Aber warum sollte man es nicht versuchen? Mit etwas Glück kann man sehr erfolgreich werden, oder aber es bleibt so ein kleines Nebenprojekt was nebenbei und ohne "zu viel" Arbeit läuft und man verdient sich ein kleines Sümmchen mehr im Monat. SO oder so ist es nichts Verkehrtes meiner Meinung nach. Vor allem wenn es die Leidenschaft von einem ist.
Mein Kollege ist auch gebürtiger Spanier und hat noch viel Familie dort drüben :)
Also, mein Rat an ihm war auch so etwas in der Art: einfach die Flaschen des Weinherstellers verkaufen. Wenns dann irgendwann läuft kann man immer noch ans eigene Label denken.
Beste Grüße,
Ryu
Hier mal die Website von meine Kollegen, eventuell kann man sich dort auch ein paar Anregungen holen.
Jordi Rabasa - Weine mit Herz (http://jordi-rabasa.at/)
Hier mal die Website von meine Kollegen, eventuell kann man sich dort auch ein paar Anregungen holen.
Jordi Rabasa - Weine mit Herz (http://jordi-rabasa.at/)
Besten Dank dafür Sonntag!
Ich werde das weitergeben! Sowas kann sicherlich nicht schaden :)
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