Vollständige Version anzeigen : Zur Erweiterung: Boxen oder Kickboxen?
Liebe Community,
hoffe ich bin hier richtig, es passt weder ins Box-noch Kickboxforum ;)
Würde mir gerne eure Meinung zu meinem "Problem" einholen.
Wie folgt: Ich trainiere seit ca 5 Jahren JJ sowie seit ca 1 1/2 Jahren BJJ jeweils 2 Mal die Woche hier in Ö. Bin sehr zufrienden, was mir jedoch fehlt ist das "Auge" für schnelle Schläge und Tritte...
Wie soll ichs erklären, ich würde gerne früher erkennen welcher Schlag und oder Tritt auf mich zukommt um besser Ausweichen/Blocken/Countern zu können.
Zudem würde ich gerne meine Schläge verbessern.
Hauptsächlich geht es mir um SV, ich will an keinen Wettkämpfen im Boxen oder Kickboxen teilnehmen!
Jetzt stellt sich die Frage, lieber Boxen oder Kickboxen gehen!?
Habe beides im selben Verein ausprobiert und mir auch teilweise Sparrings zwischen Boxern gegen Kickboxer angesehn... mir kam vor als wäre das Boxen besser/ sauberer da viele Kickboxer versuchen die Distanz zu halten aber oftmals gegen einen schnellen step in nicht viel ausrichten können, vor allem nach einer Beintechnik. Mag sein, dass ich es falsch interpretiert habe ;)
Soooo was meint ihr, welcher der beiden Sportarten würde mich besser ergänzen? Welche Vor-bzw Nachteile seht ihr ?
Besten Dank!
ArminCherusker
22-09-2016, 06:59
(Shotokan) Karate, wäre doch perfekt für JJ.
Soweit ich weiß (war jedenfalls in meinem JJ Verein so), deckten sich die Schläge aus dem Shotokan Karate mit denen vom Jiu Jitsu. (Oi Zuki, Gyaku Zuki, ...).
Zudem müsstest du weniger in eine "neue Welt" von Begriffen etc. eintauchen, da beides sich ähnelnde, japaniche Kampfkünste sind.
Ob Boxen oder KB ist Geschmackssache, aber sieh Dir doch einfach beide Kampfsportarten noch in anderen Vereinen an?
Ich persönlich würde KB nehmen, da ich aufs Treten niemals verzichten könnte.
Wenn es dir primär um SV geht, würde ich am ehesten zum Boxen raten.
Passion-Kickboxing
22-09-2016, 12:16
Ich würde auch auf jeden Fall KB nehmen. Wobei Piwo wohl recht hat, bei gleichem Aufwand/Voraussetzungen dürfte man im Boxen einen Ticken schneller wehrHaft werden. (Was sicher nicht heißt, dass Kickboxen sich nocht verteidigen können :D )
ich würd mir beide Gruppen nochmal genauer anschauen und dann dort bleiben wo es mir besser gefällt.
concrete jungle
22-09-2016, 15:06
Würde Dir auch zum Boxen raten, aber dann eher die beste Schule in der Region. Gibt auch einen schönen Mix, siehe Murilo Bustamante.
Billy die Kampfkugel
22-09-2016, 16:53
Tritte sind harte Arbeit. Gleichgewicht, Muskulatur, viel Dehnen. Nach 1 1/2 Stunden Tritte üben weiß das Kreuz schon was es gemacht hat.
Gut, ich bin ein alter unsportlicher Sack :D
Aber ganz ernsthaft, wenn dich Tritte nicht wirklich interessieren und du eh mehr an deinen Schlägen arbeiten möchtest warum ziehst du Kickboxen in Erwägung? Jetzt zusätzlich noch zu viermal in der Woche Matte. Vor allem für SV, da muss so ein Tritt auch sitzen. Der Aufwand ist hoch.
Schönes Boxfitnessprogramm mitlaufen lassen, das ist nicht verkehrt. Ich würde nicht zu viele Techniken sammeln.
musclesnatch
22-09-2016, 19:28
Mit klassischem Boxen (AIBA) kann man nie viel verkehrt machen. Eine hervorragende Grundlage für den (MMA-)Ring als auch für die SV.
Ich persönlich würde noch dem Muay Thai den Vorzug geben. Es ist einfach vielfältiger und näher am realen kämpfen dran.
Muay Thai hab ich mir angesehen und ja es wäre auch vom Stil her sehr interessant. Hat mir vor knapp nem Jahr auf einem Seminar gut gefallen. Jetzt das große ABER ;)
Der Preis: mit knapp 80 Euro pro Monat ist mir MT zu teuer und leider gibt es keine anderen in der Nähe.Freilich könnte ich dann 5 Tage die Woche zum Training gehen, jedoch sind 4 ohnehin schon besetzt ;) Zudem bin ich Student und geh nebenbei Arbeiten um mir mein Training und die Fahrkosten leisten zu können... zzgl zum Zimmer und Essen^^
Warum ich KB ein Thema ist? Nunja, das Interesse liegt sicher eher bei den Schlägen, jedoch gehören zu den Kämpfen auch Tritte und Boden etc... ggf Waffen.
Und hier ist eben die Frage, was vervollständigt mein JJ/BJJ am ehesten? 10 Boxtechniken oder 5 Box und 5 Tritttechniken ;)
@musclesnatch: Wieso denkst du dass Boxen eine bessere Grundlage als KB ist für MMA und Sv ?
BTW, danke schon mal für die ganzen Antworten und PNs ;)
Indariel
22-09-2016, 22:18
Um was für einen Kickbox-Stil geht es denn? Full-Contact oder mit Lowkicks? Ansonsten wenn es im selben Verein ist kannst du evtl beide Gruppen mal antesten?
Wenn du 4 Tage schon voll hast würde ich vll. eher zum Boxen tendieren. Bei begrenzter Zeit würde ich sagen weniger ist mehr. Sind beides komplexe Sportarten mit entsprechendem Tiefgang, aber beim Boxen ist der Pool komprimierter.
Es gibt allgemeines Training + je nachdem wohin man will: LC, FC und SC...
Ja beiden sind im selben, war jetzt auch schon 3 mal dort und hab mitgemacht. Von den Leuten her sind beide Gruppen angenehm und auch was die Qualität betrifft recht gut.
Was mir auch aufgefallen ist, dass einige vom KB auch noch 1-2 mal die Woche zum Boxen gehen.
Hab auch mit den Leuten gesprochen, zwecks deren Gründe. Die meisten wollen einfach die Geschwindigkeit der Boxer erreichen. " De san an Tick schnella wie wir" ;) Auf Deustch:
DIe sind etwas schneller als wir ^^
Hab mir auch schon überlegt A / B wochen zu machen... sozusagen Woche A: 4x JJ/BJJ + 1 Tag Boxen oder KB und die B Woche mit 3x JJ/BJJ + 2 Tage Boxen oder KB.
Wäre das sinnvoll?
Was man noch sagen muss, ich trainiere 2 Mal dich Woche noch "Crossfit" für die Spartan Races die es so über Jahr verteilt gibt ;)
welche art des kickboxen interessiert dich eigtl. am ehsten?
ich persönlich halte von SK nicht viel, besonders wenn´s um den sv aspekt geht...
LK ist ganz nett und ansonsten halt VK.
und wie wird VK bei euch traniert, mit oder ohne lowkicks, auch mal K1?
Indariel
23-09-2016, 12:21
Ordentliches Pensum Respekt!
Schade, dass du kein Interesse am WK hast, ist evtl auch vom SV Aspekt ganz interessant bezüglich Umgang mit Stress.
Bin Persönlich kein Fan von SK und LK und beim 'Full-Contact' fehlen mir die Lowkicks.
Persönlich würde ich durchgängig zur B Woche tendieren. 2 mal BJJ, 2 mal Boxen, 1 mal JJ. Da dürfte die kämpferische Entwicklung am größten sein. Aber vll spricht da auch nur der WK-Sportler aus mir.
Falls dein Fokus mehr auf dem Boden oder dem JJ liegt solltest du deinen Fokus so beibehalten. Denke man sollte sich halt bewusst machen, dass mit einmal die Woche nicht viel zu reißen ist und auch die Entwicklung entsprechend aussehen wird.
Nunja,
ich liebe Kampfsport einfach und bin es eigentlich seit kleinauf gewöhnt Sport zu machen;)
Warum keine Wettkämpfe im Boxen/KB?- Einfach weil die Zeit fehlt, da sollten schon min.3 Mal die Woche Training sein. Im Fightingsystem ( JJ ) bin ich eh zu gegen, wobei mehr als Partner für die Jüngeren. Ich selbst hab genug vom ganzen Wettkampf und den Vorbereitungen übers ganze Jahr!
Vl mal eine Meisterschaft oder 2 oder im BBJ ein "Kleintunier" zum Spaß reicht mir ;)
Bin 14 Jahre lang Skirennen gefahren, ÖSV und Kader usw... hatte in meinem Leben genug Competition ;)
Mir ist klar, dass ich mit einmal die Woche, ned so viel reiß, aber es sollte nur eine Ergänzung sein und vor allem will ich auch meinen Horizont erweitern. Bin auch regelmäßig unregelmäßig ;) in DE, IT,HU auf Seminaren unterwegs und schau mir div. Sachen an. zb Escrima, Kali,Bojutsu etc nahe Bodensee, war auch schon paar Mal auf nem Taikai vom Bujinkan^^ oder Krav Maga im Süden vom Gardasee ;)
Jaja so kommt einiges zusammen^^
So als Grundsatzüberlegeung, wie lange würde es ca dauern Schläge und Tritte auf einem akzeptablen Niveau zu beherrschen? Also so dass man sagen könnte " Grün oder Blau" Gurt LvL ?
lg
Ps. War heute nochmal dort, sie hatten Jugendtraining ( gemischt ) . Also B und KB zu gleich. Einer der jungeren Trainer meinte, die Boxer hier im Verein sind eher "Profis", die trainieren bis zu 5 Mal die Woche und nehmen auch regelmäßig an Staatsmeisterschaften etc Teil. Die KBler sind eher "Amateure", fahren max. 5-10 Mal im Jahr zu Kämpfen/Tunieren... Hauptsächlich wird für den Wettkampf LC trainiert, im offenen Training mit Sparring etc wird FC trainiert. Naja^^
musclesnatch
23-09-2016, 19:58
@chrang:
Du solltest erst mal für Dich selber grade ziehen, was Du eigentlich willst. Du machst Dieses und jenes, noch ein bißchen von dem und von dem, und dann noch Crossfit und noch Spartan races......such dir lieber ein, zwei Sachen, die du dann vernünftig machst.
Was mir bei Dir auch auffällt: Du bist -wie viele von den Jungen heute- viel zu "verkopft". Permanent am theoretisieren, hin und her, vor und zurück.....nicht so viel denken, mach einfach das, was andere auch machen und sich bewährt hat. Der Rest findet sich dann schon.
Zu Deiner Frage:
Boxen ist -wie schon gesagt- einfach und im Ring und auf der Strasse bewiesenermaßen effektiv. Kickboxen enthält viele Tritttechniken aus dem Karate, deren praktischer Nutzen begrenzt ist. Meines Erachtens eher Zeitverschwendung, sich damit intensiv zu befassen. Wenn Du keinen Zugang zum Thaiboxen hast, mach reguläres Boxen. Perfektioniere die Handtechniken. In Kombination mit dem BJJ/Grappling ideal. Nicht umsonst sind Boxen/Thaiboxen bis heute die dominierenden Standup Stile im MMA.
ist der unterschied zwischen VK kickboxen mit lowkicks und thai boxen nicht relativ gering?
der einzige unterschied würde doch darin bestehen, dass im TB noch zusätzlich knie und ellenbogen techniken trainiert werden, dieser unterschied würd allerdings noch etwas reduziert wenn im KB gelegentlich noch nach K1 regelen trainiert würde. oder sehe ich das falsch?
Indariel
24-09-2016, 11:06
Da nach meinem Gefühl das Muay Thai, zumindest in D, auch in Thaibox Gyms oft zu kurz kommt ist der Unterschied zum Kickboxen nach K-1 Regeln imho stellenweise tatsächlich vernachlässigbar. Gerade, da viele Gyms einen Fokus auf K-1 haben. Kenne persönlich wenige Gyms in denen sauberer Thai-Style trainiert wird. Finde das gerade im Clinch auffällig, der oft in pure Kraftarbeit und Nacken zerren ausartet.
Jedoch ist auch der Übergang von Full Contact zu K-1 nicht zu unterschätzen. Insbesondere wegen den Lowkicks und den Knietechniken.
musclesnatch
24-09-2016, 17:32
ist der unterschied zwischen VK kickboxen mit lowkicks und thai boxen nicht relativ gering?
der einzige unterschied würde doch darin bestehen, dass im TB noch zusätzlich knie und ellenbogen techniken trainiert werden, dieser unterschied würd allerdings noch etwas reduziert wenn im KB gelegentlich noch nach K1 regelen trainiert würde. oder sehe ich das falsch?
Die Lowkicks im kickboxen kommen aus dem Muay Thai.
Echte K 1 Gyms findet man relativ selten. Hier in Duisburg ist allerdings eine Hochburg für diese Variante, das Thai-Kickboxen holländischer Prägung.
Grundsätzlich kann man sagen: Je freier die Regeln im Standup, desto mehr sieht alles wie Muay Thai/Lethwei aus.
Was das "verwestlichte" Thaiboxen vom Original unterscheidet, ist auch die stärkere Betonung von Beinarbeit/Ausweichtechniken und Kombinationen. Ein Einfluss aus dem westlichen Boxen und den Holländern.
Was das "verwestlichte" Thaiboxen vom Original unterscheidet, ist auch die stärkere Betonung von Beinarbeit/Ausweichtechniken und Kombinationen. Ein Einfluss aus dem westlichen Boxen und den Holländern.
Das muss aber nicht zwangsläufig was schlechtes sein, der "holländische" Stil sagt mir persönlich weit mehr zu als das ständige Gekicke und Geclinche der Thais ohne gutes Boxen.
musclesnatch
26-09-2016, 19:02
Das muss aber nicht zwangsläufig was schlechtes sein, der "holländische" Stil sagt mir persönlich weit mehr zu als das ständige Gekicke und Geclinche der Thais ohne gutes Boxen.
Da merkt man, das muay Thai ursprünglich vom Schlachtfeld kommt, wo das Punchen mit der geschlossenen, ungeschützten Faust eine wesentlich geringere Rolle spielt. Dafür umso mehr Knie- und insbesondere Ellbogen, der eine tödliche Waffe ist.
Der "verwestlichte" Stil sieht besser aus und ist technisch anspruchsvoller, der Thai Stil ist besser für die Strasse geeignet.
Passion-Kickboxing
26-09-2016, 22:44
Da merkt man, das muay Thai ursprünglich vom Schlachtfeld kommt, wo das Punchen mit der geschlossenen, ungeschützten Faust eine wesentlich geringere Rolle spielt. Dafür umso mehr Knie- und insbesondere Ellbogen, der eine tödliche Waffe ist.
Der "verwestlichte" Stil sieht besser aus und ist technisch anspruchsvoller, der Thai Stil ist besser für die Strasse geeignet.
Ne glaube ich nicht. Mit ner Faust haust du doch eher jemand um als mit dem Ellenbogen... Auch ne Faustkombi kommt doch schneller und hat ne bessere Reichweite, wie auch Kotrolle.
musclesnatch
27-09-2016, 19:44
Ne glaube ich nicht. Mit ner Faust haust du doch eher jemand um als mit dem Ellenbogen... Auch ne Faustkombi kommt doch schneller und hat ne bessere Reichweite, wie auch Kotrolle.
Aus dem Grund ist das ja eben im Ring(!) die vorherrschende Taktik. Die bloße Faust ist aber verletzungsanfällig. Im Gesundheitsforum läuft dazu grade ein Thread, wo ich auch reingeschrieben habe. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, ist Faust in der SV natürlich ok, aber mit Vorsicht. Der Thai-Stil mit starkem Clinch, vernichtende Ellbogen und Knie im Clinch und Low Kicks gegen die Beine würde ich da bevorzugen.
Drunken Tiger
28-09-2016, 02:59
Der Thai-Stil ist genauso eine auf den Ring ausgelegte Taktik, mit dem Ziel den Gegner zu zermürben. Mit dem Schlachtfeld hat das Alles gar nichts zu tun.
musclesnatch
28-09-2016, 20:30
Der Ursprung des Muay Thai auf dem Schlachtfeld und für tödliche Duellkämpfe ist ziemlich gut erforscht. Hier malö stellvertretend für zahlreiche Fundstellen zu dem Thema:
The Mostly Unknown and Totally Badass History of Muay Thai (http://fightstate.com/history-of-muay-thai/)
Ansonsten: Muay Thai war das Backup/Unterstützung für den Kampf mit Waffen wie Schwert und Speer. Auf dem Schlachtfeld -sofern man in die Situation kam, waffenlos zu kämpfen- muss man den Gegner genau so zermürben wie im Ring. Jedenfalls gibt es keine "tödlichen Militärtechniken, die zu gefährlich sind für den Wettkampf", mit denen man einen waffenlosen Kampf schnell beenden kann. Das ist Fantasie. Und mit "dreckigen" Sachen ala Augenstechen, Eier quetschen und ähnliches kommt man auch nicht weiter bzw. taugen die für sehr spezielle Situationen, aber nicht als Kampfgrundlage. Nein, der Thai Stil, den man im Ring sieht mit Clinchen, Würfe, Ellbogen und Knie zum Kopf ist zerstörend und ziemlich optimal im krieg, in der SV und auch in Herausforderungskämpfen.
Drunken Tiger
29-09-2016, 04:24
Natürlich hat Muay Thai Wurzeln, die zu den alten Schlachtfeldern zurückreichen. Genauso wie Judo Wurzeln im Rüstungsringen hat. Das moderne Wettkampfjudo hat damit aber nur noch wenig zu tun.
Muay Thai hat sich über die Jahre auch immer weiterentwickelt, bis zu seiner heutigen Form als Wettkampfsport.
Ich habe selber einige Jahre Muay Thai trainiert und im Ring gestanden. Ich liebe diesen Sport nach wie vor. Aber dir muss klar sein, dass sich das heutige Muay Thai von dem damaligen unterscheidet. Es ist nur natürlich, dass sich die Techniken den Regeln und Equipment angepasst haben. Das hat mit dem Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von "tödlichen Militärtechniken" gar nichts zu tun.
Der Link den du gepostet hast ist ja ein ganz netter Artikel, aber als Quelle, um über die Geschichte des Muay Thai zu diskutieren, nicht wirklich geeignet.
Ps: Darüber, dass Muay Thai natürlich super für die SV ist, brauchen wir natürlich nicht diskutieren.
musclesnatch
29-09-2016, 07:50
Aber dir muss klar sein, dass sich das heutige Muay Thai von dem damaligen unterscheidet.
Was genau sollen die Unterschiede sein? Ich sehe da eben nur 2 Sachen: Den westlichen Einfluss mit Handschuhen, begrenzten Ring und Techniken aus dem Boxen, wodurch sich der Fokus mehr auf diesen Bereich verlagert hat. Und eben den Wegfall von dreckigen Sachen wie Augenstiche, die in gewissen Situationen kampfentscheidend sein können. Der grundlegende Charakter dieses Kampfstils wird dadurch aber nicht verändert. Auf das Augenstecherzeugs kann man auch verzichten. Von den beiden Punkten abgesehen, glaube ich nicht, dass der waffenlose Kampfstil der Thais im 17. Jahrhundert anders aussah als heute. Was heute besser ist, dürfte die Didaktik, Equipment und Trainingsmethodik sein. Da hat man wiederrum vom westlichen Boxen gelernt.
Drunken Tiger
30-09-2016, 15:09
Die Situation die sich einem auf einem Schlachtfeld darbietet, mit einem wahrscheinlichen Einsatz von Waffen und der Beteiligung von mehreren Personen, verlangt eine ganz andere Vorgehensweise als der unbewaffnete Zweikampf. Oder denkst du, dass die sich während der Schlacht voreinander gestellt haben und sich Lowkicks verpasst haben?
Kannst du mir auch nur eine moderne Kampfsportart nennen, die sich nicht deutlichen von seinen alten Wurzeln unterscheidet? Kendo zum Beispiel ist von den Ständen, den Trefferzielen und der Strategie her ganz anders als etwa das, was man in alten Schwertschulen, wie der Katori Shinto-ryu lernt. Dafür hat es deutlich mehr Ähnlichkeiten zu späteren Duellschulen, wie der Hokushin Itto-ryu, weshalb man Schlachtfeld- und Duellsituationen auch nochmal unterscheiden muss, aber auch zu dieser Schule gibt es signifikante Unterschiede.
Selbst das Boxen, das nicht für das Schlachtfeld gedacht war, sondern seit der Antike eine Form des Vergleichskampfs darstellt, hat in den letzten 150 Jahren eine extreme Wandlung durchgemacht. Und du glaubst wirklich, dass das Muay Thai, so wie es heute als Sportart existiert, vor 300 Jahren auf dem Schlachtfeld genutzt wurde?
Kampfkünste und Kampfsportarten sind immer im Wandel und passen sich dem Umfeld oder den Regeln oder manchmal einfach auch nur momentanen Trends an.
musclesnatch
30-09-2016, 18:16
[QUOTE=Drunken Tiger;3533895]Die Situation die sich einem auf einem Schlachtfeld darbietet, mit einem wahrscheinlichen Einsatz von Waffen und der Beteiligung von mehreren Personen, verlangt eine ganz andere Vorgehensweise als der unbewaffnete Zweikampf. Oder denkst du, dass die sich während der Schlacht voreinander gestellt haben und sich Lowkicks verpasst haben? [QUOTE]
Ich schrieb ja oben, der WAFFENLOSE Kampf....
wenn es dazu kam, dass auf dem "Schlachtfeld" (zumeist war das eh nicht das, was wir uns heute vorstellen, ala Römer vs Hannibal mit gegliederten Heeren. Sondern eher Rivalitäten/Fehden zwischen verfeindeten Dörfern und Clans, also de facto eine bewaffnete Prügelei mit Tötungsabsicht zwischen den gröbsten Hooligans der beiden Dörfer) mal waffenlos gekämpft werden musste, sah es genau so aus. Was will man auch sonst machen?? Man kann clinchen und auf den Boden oder sich voreinander stellen und Lowkicks verpassen. Viel anderes gibt der menschliche Körper nicht her....
Natürlich war waffenlos die Ausnahme. Man nehme als Beispiel das alte Griechenland. Dort war das Pankration ein wichtiger Teil der Erziehung von Soldaten. Nicht, weil die Techniken des waffenlosen Kämpfens (Pankration war sehr bodenkampforientiert) auf dem Schlachtfeld angewendet werden können. Das wird eine seltene Ausnahme gewesen sein. Sondern weil es körperliche und mentale Abhärtung bewirkte gegenüber Erschöpfung, Schmerzen und Verzweiflung und eine gewisse Grundhaltung hervorbrachte. Und DIE wirkte sich dann durchaus wieder auf dem Schlachtfeld aus. Zudem gab es neben dem "Schlachtfeld" auch jede Menge Herausforderungskämpfe, die nichts mit Sport zu tun hatten, sondern zur Entscheidung von Blutfehden u.ä. veranstaltet wurden, praktisch ohne Regeln und mit tödlichem Ausgang. Und da waren die waffenlosen Techniken dann wieder ganz konkretes Vorbereitungstraining dafür.
Drunken Tiger
02-10-2016, 12:52
In Thailand sind ja glücklicherweise die älteren Stile zum Teil noch erhalten. Wenn man diese mit dem heutigen Muay Thai vergleicht, dann sieht man doch deutliche Unterschiede in den Ständen, der Abwehr und den einzelnen Techniken. Das lässt sich ja nicht wegdiskutieren.
Hier mal ein konkretes Beispiel zu den Unterschieden.
Z6yVtDIrbOo
Und hier auch ein Erfahrungsbericht von jemanden, der in Thailand an ein paar Muay Boran Trainingsstunden teilgenommen hat.
https://berniegourley.com/2014/01/23/5-differences-between-muay-boran-and-muay-thai/
Zu guter Letzt noch ein kleines Video zu Muay Chaiya, einem der Stile des Muay Boran.
QQuAu0dkkzs
musclesnatch
02-10-2016, 19:20
Nette Videos. Besonders das vom Muay Chaya Training hat mich begeistert. Da würd ich gerne mitmachen.
Du betonst die Unterschiede. Ich seh halt mehr die Gemeinsamkeiten. Natürlich ist das moderne Sport Muay Thai nicht mit den alten Thai Stilen völlig identisch. Es ist durch die Einführung von Boxhandschuhen und Ring modifiziert. Und stellt nur einen Ausschnitt aus dem Technikrepertoire dar. Trotzdem ist die Herkunft unverkennbar. Der Unterschied ist etwa wie zwischen dem alten Jujutsu und dem Kodokan Judo. Viele der gezeigten Techniken -etwa die Würfe im 1. Video- wären auch im Sport Muay Thai zulässig, werden aber so nicht mehr unterrichtet.
Drunken Tiger
02-10-2016, 23:29
Es geht nicht um die Betonung von Gemeinsamkeiten oder Unterschieden. Es geht darum, dass du konkret behauptet hast, dass das moderne Muay Thai, abgesehen von den boxerischen Elementen, genauso wie es heute ist, vor hunderten von Jahren auf Schlachtfeldern und in Dorffehden eingesetzt wurde.
[...] glaube ich nicht, dass der waffenlose Kampfstil der Thais im 17. Jahrhundert anders aussah als heute.
wenn es dazu kam, dass auf dem "Schlachtfeld"[...] mal waffenlos gekämpft werden musste, sah es genau so aus.
Muay Thai war das Backup/Unterstützung für den Kampf mit Waffen wie Schwert und Speer. Auf dem Schlachtfeld -sofern man in die Situation kam, waffenlos zu kämpfen- muss man den Gegner genau so zermürben wie im Ring.[...]Nein, der Thai Stil, den man im Ring sieht mit Clinchen, Würfe, Ellbogen und Knie zum Kopf ist zerstörend und ziemlich optimal im krieg,[...]
Dem ist de facto nicht so. Das heutige Muay Thai ist in seinen Ständen, Techniken und Taktiken eben auf den sportlichen Zweikampf im Ring hin optimiert. Das, was damals in kriegerischen Auseinandersetzungen zur Anwendung kam, war eben nochmal etwas deutlich anderes.
Der Unterschied ist etwa wie zwischen dem alten Jujutsu und dem Kodokan Judo.
Genau das ist es, was ich ja weiter oben geschrieben hatte. Ich denke darauf können wir uns einigen. :beer:
musclesnatch
03-10-2016, 09:42
Also denn, nochmal zur Präzisierung meiner Aussage:
Die Techniken des heutigen Muay Thai stammen samt und sonders aus der alten Thai Kampfkunst. Sie wurden allesamt auch so "auf dem Schlachtfeld", in Herausforderungskämpfen usw. eingesetzt (wenn auch mehr als Backup bzw. in Verbindung mit Waffentchniken). Nehmen wir den Thai Lowkick auf die Oberschenkel: eine Klasse "Schlachtfeldtechnik", um feindliche Kämpfer zu immobilisieren, die dann in Ruhe erledigt werden können. Das Prinzip ist nicht anders als im japanischen Jujutsu. Oder die Ellbogen, die auch aus dem Clinch mit Schwertern heraus eingesetzt werden konnten.
Das Sport-Muay Thai von heute beinhaltet aber eben nur einen Ausschnitt dieser Techniken. Insbesondere viel von dem ringerischen, von den Würfen und der gesamte Bodenkampf (wo man in dem Chaya Video viel von sieht) ist herausgefallen.
Abgesehen von dem reinen Technikgehalt ist der "Charakter", das "Feeling" der alten Thai Kampfkunst im Sport Muay Thai erhalten geblieben. Die Art, seinen Körper einzusetzen. Der Athletentypus, dien diese Kampfart bevorzugt. Es ist immer noch typische Thai Kampfkunst auch wenn eine gewisse Adaption an das westliche Boxen stattgefunden hat.
Simfried
16-10-2016, 20:56
Du fragtest, wie lange es dauern würde boxtechnisch etwas drauf zu haben.
Ich denke wenn du jeden Schlag und Stoß auf beiden Seiten jeweils mind. 2000 Mal als sauber ausgeführten Luftschlag und dann jeweils 1000 Mal an einem z.B. Boxsack trainiert hast, dann hast du was der reinen Schlag- und Stoßtechnik anbelangt erstmal eine Basis. Diese musst du dann auch noch lernen anzuwenden, wobei also Sparringskämpfe erforderlich sind. Wenn du mit dem Training weitermachst und kontinuirlich dabei bleibst findest du auch heraus, welche Schläge oder Stöße dir persönlich am besten liegen und entdeckt immer neue Möglichkeiten der Anwendung und eben auch immer mehr Dinge, die dir bei Ausführung der Technik hilfreich sind. Geschwindigkeit ist auch entscheident und sollte trainiert werden. Genauso die Muskelkraft...
Wie heißt es so schön?: Ein Meister fällt nicht vom Himmel...
Empfehlen würde ich dir erstmal ein bis drei Monate mit dem ganzen anderen Kram aufzuhören und dich voll auf das Boxen zu konzentrieren. Evtl. auch länger - solange bis du denkst, dass du das rein technische beherrschst. Um dann wieder deinem gewohnten Training nachzugehen aber eben vondann mit einmal Boxen in der Woche.
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